Sonntag in Santiago de Compostela versöhnt mich mit der Kreuzigungssekte. Wahrscheinlich würde mich Fans der Talmud-Sekte in Jerusalem ebenso beeindrucken wie Rechtgläubige der Koran-Sekte in Mekka. Nach Bildern von Santiago geht es an die Küste von Galizien, um mich dort für die Heimfahrt zu stärken.
Mein Frau daheim hält die Stellung und macht mich immer wieder froh. Beispielsweise wie an meinem letzten Morgen in Portugal, wo mich pladdernder Regen um 4.00 Uhr morgens weckte. Das ist nach deutschen Uhren zwar schon 5.00 Uhr morgens, doch ab der Zeit sitzt dann der Chronist an seinem Blog, stellt diesen online, feilt, macht, tut, verteilt den Link, kocht Tee, bereitet sein Müsli zu, verzehrt alles mit Genuss und dann ruft die Dame daheim so gegen 7.00 portugiesischer Zeit, also um acht Uhr morgens in Sonneberg und maunzt als fröhlicher Wecker:
"Aufstehen, auf, auf! Nach Hause kommen!"
Was kann man da anderes als noch etwa vor vier, fünf Tankfüllungen à 100 Euro fern der Heimat anderes machen als lachen?
Diese Frau, die sich als die Meine fühlt, ist so überraschend wie das Leben. So überraschte mich der Kauf meines Brotes in Ponte de Lima mit eingebackenen Wurst- und Fleischstücken. Mir schmeckt Fisch besser als Fleisch, weil Fische freier im Wasser leben als arme Schweine im Stall. Aber ein Brot deshalb nicht zu essen, weil für das Fleisch darin ein Schwein gelebt hat, das ein Metzger geschlachtet hat, daraus Fleisch zum Verzehr und der Bäcker im Brot verarbeitet hat, diese Gabe im Müll zu entsorgen, fällt mir nicht ein.
Nachdem mich nun also meine Frau - wie zumeist - morgens froh gestimmt hat, geht meine 184 Kilometer Tour über Autobahnen mit verschiedenen Zahlstellen, die mir 18,95 Euro abknüpfen, zur Tank- und Kaffeepause bei Pontevedra nach Santiago de Compostela.
Die Gegend in und um Pontevedra sieht so reizvoll aus, dass es mich schon reut, dort nicht länger geblieben zu sein.
Doch wie es so ist, wenn der Wagen rollt, Grauhimmel mit Regen droht, Frau maunzt, nach Hause zu kommen, dann steht nach Kaffee und Kuchen mit gefülltem Tank für 96,51 Euro Santiago de Compostela an.
Auf dem mit Bäumen bewachsenen und mit zahlreichen Campern belegten Platz haben Instinkt und Kenntnis mir den einzigen Ort gezeigt, wo die SAT-Antenne mich mit Nachrichten und Fernsehunterhaltung versorgt.
Nun drängt mich ja nichts anders dazu, mit Bildern zu berichten, als mein Spaß an der Freud'. Für mich sieht dabei jeder Ort, jeder Tag, jeder Augenblick stets neu, reizvoll, inspirierend und anregend aus.
Nichts und niemand zwingt mich, zu schreiben, niemandem verantwortlich als mir selbst, lässt sich Freiheit gesunder, alter Tage genießen.
Der ANATOLIA DÖNER KEBAB verköstigt Hungrige im Einkaufstempel von Santiago de Compostela. Der kleine Mann vorn im Bild bearbeitet die Automaten und versteht nicht, warum nichts von den bunten Kugeln für ihn abfällt.
Enttäuschungen für den kleinen Mann, die ihm das Leben schreibt: Ist das keine Geschichte aus dem Einkaufszentrum Carrefour in Santiago de Compostela? Apropos zu ANATOLIA DÖNER KEBAB lästert doch mein Freund:
Die muslimische Massenmigration ist deutlich verheerender als Nordstream.
Jesus, Maria, Joseph und Nordstream - worauf Leute bloß alles kommen mit politpestilenter Prosa!
Tucker über Nordstream - US-Journalist Tucker Carlson über Deutschland:
«Wenn Ihr sogenannter Alliierter Ihr Land für Generationen zerstört – was die Biden-Regierung mit der Zerstörung der Nord-Stream-Pipeline getan hat – und Sie sich nicht einmal trauen, dies anzusprechen, ist es vergleichsweise so, als stünde ein Typ kurz davor, Ihre Frau zu vergewaltigen.
US-Starjournalist Tucker Carlson äusserte sich im Interview mit dem amerikanischen Comedian Jimmy Dore Ende 2023 zu der Nord-Stream-Sabotage und der Frage, was er von der selbstschädigenden Reserviertheit der Deutschen hält. Wir dokumentieren seine Antwort im Wortlaut und übersetzt.
Da ich in diesem Sommer stellungslos war, bin ich sechsmal nach Europa gereist. Ich bin viel rumgekommen, und überall, wo ich war, stellte ich die gleiche Frage: «Die Nato hat die Nord-Stream-Pipeline gesprengt, die für das einzige wichtige Land in Europa, die Wirtschaftslokomotive Deutschland, die grösste und günstigste Energiequelle war, und somit Ihre Wirtschaft ad infinitum zertrümmert. Und Sie lassen das einfach so stehen. Warum?»
Man bekommt darauf nie eine direkte Antwort. Sobald man das Thema anspricht, ist es extrem unangenehm. Also womit haben wir es hier zu tun?
Deutschland wird seit achtzig Jahren von amerikanischen Truppen besetzt gehalten. Und man sieht, was geschieht, wenn ein Land einen katastrophalen Krieg verliert. Nebenbei bemerkt, das Gleiche ist in Japan zu beobachten.
Da ist dieses merkwürdige Syndrom, das eroberte Völker befällt. Welches die Menschen dazu bewegt, ihren Zorn nach innen zu kanalisieren und sich selbst zu hassen. Die Deutschen hassen sich wirklich selbst. Ihr Sexleben und ihre obszönen Vorlieben sind Zeugnisse davon. Sowie ihr Politikstil. Ich meine das todernst.
Das Problem ist, Menschen, die sich selbst hassen, sind gefährlich für andere. Von einer Person, die sich selbst hasst, wird man niemals gut behandelt werden, denn sie hasst Sie auch. Das ist die furchterregendste Art von Mensch.
Also wenn man über das Wiederaufleben des «deutschen Nationalismus» besorgt sein sollte oder darüber, dass die Deutschen sich dazu entscheiden: «Hey wir haben Jahrhunderte damit verbracht, Menschen zu töten, lass es uns wieder tun.» Nur weiter so. Das ist keineswegs gesund.
Wenn Ihr sogenannter Alliierter Ihr Land für Generationen zerstört – was die Biden-Regierung mit der Zerstörung der Nord-Stream-Pipeline tat – und Sie sich nicht einmal trauen, dies anzusprechen, ist es vergleichsweise so, als stünde ein Typ kurz davor Ihre Frau zu vergewaltigen. Doch Ihnen ist es zu peinlich, dies zu erwähnen? Denn das ist es.
Sie sind ein kranker Psychopath und zu allem fähig. Ernsthaft!
Karma-Erbarma! Da pilgert der Chronist, eben noch österlich ergriffen in der Kathedrale von Braga nach Santiago de Compostela und bekommt Tuckers Kompromat über Nordstream! Wer kann Politplatschquatsch aushalten? !
Kann man nicht einmal die Kirche im Dorf, die Kathedrale in Santiago lassen? Gehört denn Politplatschquatsch oder polit-pestilente Prosa in den Bericht aus der Pilgerstadt Santiago de Compostela? Dann doch lieber mit der Frau daheim flirten: Sie will Sonntag morgen im Sonnebad schwimmen und fragt mich, ob das Bad schon um 9.00 Uhr morgens öffnet. Wer soll da im Internet 2500 Kilometer fern von ihr nachsehen und ihr per Whatsapp die Öffnungszeiten schicken? Wozu hat sie mich? Sie bekommt also die Öffnungszeiten, schwimmt dann daheim im Sonnebad, während Priester hier in Santiago ihre Prozession zelebrieren - auch für Ungläubige wie mich.
Da lastet auf zwölf starken Schultern schwer die dreidimensionale Symbolik der Kreuzigungssekte, da erklang Beethovens Missa Solemnis vor 100 Jahren in Petersburg erstmalig, doch warum soll dies »Von Herzen — Möge es wieder — Zu Herzen gehn!« nicht auch für den Ruf eines Muezzins über den Dächern von Köln oder Berlin gelten?
Ein Sonntag in Santiago rührt selbst steinerne Herzen mit Schalmeien, Pauken und Donnerschlägen. Bislang hat der kulturell klerikale Betrieb alle Krisen überdauert. Soll jetzt gleichsam Agnus Dei, rituell per Krummschwert geschlachtet, ausbluten?
Wenn es nur in Hotspots kultiger Klerikalbebauung mehr Sanitäranlagen gäbe!
Aber nein! Der Fromme muss seine Andacht unterbrochen, um fremd im Ort ins CAFE CASINO SANTIAGO zu stolpern, wo ihm der Drei-Euro-Kaffee den Besuch der Sanitäranlage ohne weitere Kosten erlaubt, der ohne Verzehr einen Euro kosten würde. Mit zweimaligem Besuch der Sanitäranlage im Wert von zwei Euro kostet der Kaffee dann netto nur noch einen Euro. Und den spart der Ungläubige, weil er der Kirche keine Kollekte gibt.
Der Magie der kunstvoll aufgetürmten und behauenen Steine kann man sich nur schwerlich entziehen. Pilgert ein staubiger Bruder nach anstrengenden Reisemonaten ans Ziel seiner Wünsche und Hoffnungen, gleicht dann die Kathedrale einem Katalysator, alle lästerliche Widerborstigkeit - neudeutsch Negativität - umzuwandeln in andächtige Demut vor der Allmacht der Schöpfung - und ihrer Zerstörung?
Wie sollte, dürfte, könnte sich der Chronist erdreisten unter der flackernden Funzel seines oft verwirrten Geistes an der Größe solcher Säulenheiliger zu zweifeln, deren Namen er nicht einmal kennt?
Wer würde zu zweifeln wagen an der grausigen Wahrheit und Wirklichkeit des Kreuzigungskultes, die sich doch Jahrhunderte lang zu allen Zeiten, an allen Orten unendlich oft wiederholt?
Selbst in München, wo sich über Jahrzehnte mein Beruf hinzog, sind mir die Namen der Kreuzigungskultkirchen fremd bis auf vielleicht den all gängigen Dom "Zu unserer Lieben Frau", doch selbst den genauen Namen förderte meine Internetrecherche. Die Namen der Kultstätten in Santiago jedoch sind mehr, als mein Gedächtnis zu speichern vermag.
Morgens mit mir schleppen sich Pilger zum Dom, erkenntlich oft an Gepäck wie einem Schlafsack und am Rucksack baumelnden Sandalen, vielfach mit einer Jakobmuschel verziert.
An meinem ersten Abend hat mich noch E-Bike-Rosinante bequem auf den Domplatz geschaukelt. Junge Damen halten beim Licht der späten Nachmittagssonne Kriegsrat auf dem Pflaster. Den Rucksack in der Mitte ziert eine Jakobmuschel.
Wenn nach den Wolken, dem Regen, der Kälte dann noch die Sonne die gewaltige Architektur ausleuchtet, kann man sich ergreifender Gefühle nicht entziehen.
Auf mich muss das alles erst länger wirken, um zu verstehen, wie die Gebäude zusammen gehören, welcher Turm gehört wohin?
Je mehr Kathedralen auf mich wirken, je mehr Giganten der Klassik wie Bach, Beethoven, Mozart ihre Werke für klerikale Kultstätten komponiert haben, wird für mich der Begriff des "Christlichen Abendlandes" begreif- und erfahrbar.
Wo man mit anderen hinströmt, wo gemeinsame Empfindungen egoistischer Einzelner zusammen sich auf ein Ziel richten, sich gemeinsam auf "Etwas" einigen, schwingt so etwas wie Harmonie mit All und Allem mit. Entsteht nicht vergleichbare Harmonie Gleichgesinnter in Fußball- und Einkaufstempeln? Um aber auch der Widrigkeit des Lebens gerecht zu werden, gibt es in Kultstätten die bösen Folterknechte Christi wie es beim Fußballkult den Gegner geben muss.
Die Großveranstaltung der "1000 Füße" auf dem Hauptplatz vor der Kathedrale klingt aus. Es muss sich um einen Stadtlauf am Samstag gehandelt haben. Im Zelt lassen sich Läufer massieren, die das nötig haben. Auf der Bühne tanzen Mann und Frau in synchronisierten Show zu gängiger Rockmusik.
Das seit Hunderten Kilometern sich wiederholende Logo des Veranstaltungsortes Santiago tritt in allen Formen und Größen immer wieder auf wie als Aufdruck auf einer simplen Baumwolleinkaufstasche für zehn Euro.
Am Sonntag morgen weist mir der Pfeil bei meinem ersten Pilgergang noch 1,930 Kilometer zum Ziel.
Niemand verläuft sich an der Ampelkreuzung, wer dem Wegweiser folgt.
Großveranstaltungen wie Kirchentage, Popkonzerte, Fußballspiele, Pilgerorte sind gut für das Geschäft.
Und dennoch steht nicht weit vom Zentrum das ehrwürdige Gemäuer festgefügt aus soliden Steinblöcken mit zerbrochen Scheiben und Schildern "VENDE".
Meine Pilgerkasse reicht für ein Weißbrot und einen Kaffee. Mit Salat im Auto und Getränken erhält mein Bio-Akku genug Energie, diese Eindrücke zu verarbeiten und mich - wie liebe Leser - daran zu erinnern.
Es gibt keinen Grund für mein Gefühl, ein wenig mit Spanien zu fremdeln, während mir Portugal lieb und heimisch geworden ist. Bislang ist mir Portugal lieber und vertrauter als Spanien.
Nach meinem Kaffee und beschaulichem Stadtspaziergang erübrigt sich ein zweiter Besuch der Kathedrale. Die Menschenschlange vor der Eingangskontrolle zieht sich weit vom hinteren Teil des Platzes rund um das Bauwerk über den Vorplatz bis zum Hauptportal.
Auf schlappen Füßen schlendert der Chronist zum heimischen Gefährt, bewundert im Schaufenster das Schwanenpaar für 3.765,-- Euro und freut sich des wärmenden Sonnenscheins.
Langsam fühlt sich der Körper zu ermattet, um still die Pracht aus Steinen zu bestaunen. Doch Bilder bleiben für später und daheim.
Abschied von Santiago de Compostela
Um 5.45 Uhr morgens prasselt Regen so laut auf das Dach, dass damit die Nacht gelaufen ist. Der Regen hält durch bis mittags, danach kann man im Einkaufstempel der Nahrungsbeschaffung huldigen. Den ganzen Regentag wie im Hundezwinger zu verbringen, macht trübe Gedanken. Zumindest bei einem kurzer Regenritt mit Rosinante auf den Platz vor der Kathedrale hat die Sonne einen kurzen Augenblick lang ein Einsehen und scheint.
Nach einem kurzen Sonnenkuss braucht Don Quijote wieder seine Regenrüstung, um halbwegs trocken sein Hausauto zu erreichen.
Auf dem Camp nervt ganztägig eine schwere Arbeitsmaschine, die mit lautem Piepen rangiert. Der Mann auf der Arbeitsbühne rückt mit der Kettensäge den hohen Nadelbäumen zu Leibe. Zuerst säbelt er die Äste ab, dann köpft er die Stämme. Neben Regen, Lärm auf dem Camp nervt mich "Anonymous" mit seinem Kommentar zum vorigen Blog.
Korrekturen sind willkommen. Was bringt Dich aber, werter "Anonymous", auf die Idee, dass Dich meine Blogbildberichte bespaßen sollen und nicht nerven dürfen? Mich nerven Regen, Kälte, piepende Arbeitsmaschinen und das Brummen der Kettensägen auf dem Camp. Als Reisender muss man durch, man muss durch alles durch, Du, lieber Leser, musst nichts.
Zum Glück soll Sonne kommen nach kalter Nacht.
Nächste Station auf dem Weg heim: Foz
Bei drei Grad Celsius geht es morgens von Santiago de Compostela auf die Straße. Das Navi spart mit der Einstellung "kürzerer Weg" etwa 30 Kilometer. Dafür geht es über wunderbare Landstraßen mit Pausen an malerischen Orten.
Der Name des Straßendorfes, wo es Kaffee gab, fehlt mir.
Dies einsame Straßendorf mit Storchennest und klerikaler Kultstätte hat seinen Reiz.
Wie viele Kreuze sieht man hier auf dem spanischen Friedhof am einsamen Straßendorf?
Seltsame Synchronizität: Während meiner Kaffeepause und dem Spaziergang durch das Straßendorf ruft Freud Reinhard per Whatsapp an und erzählt von seinem Morgenkaffee nach kalter Nacht unter der Zeltplane im bayrischen Wald bei Straßlach.
Reinhard titelt sein Bild: "Blick durchs Fenster in den Garten ."
Als Urlaubs- und Freizeitquartier ist der "Blick durchs Fenster in den Garten" wunderbar im Frühlingssonnenschein. Anders ist es, wenn jemand dauerhaft kein Dach über dem Kopf hat - beispielsweise Obdachlose.
Wenn Freund Reinhard Bilder verkaufen würde, könnte er eine längere Urlaubsfahrt machen als von München nach Straßlach.
Nach Berg- und Talfahrt durch das grüne Land gibt es wenig später die nächste Rast im Ort Mondonedo.
Die Autobahnbrücke im Hintergrund führt schneller ans Ziel, auch wenn der Weg dann 30 Kilometer weiter ist. Doch Mondonedo sieht man dann nicht.
Das Kirchlein aus dem 16. Jahrhundert ist verschlossen. Durch die Scheibe sieht man eine glänzend in Weiß gekleidete Marienfigur. Rechts auf den Höhen produzieren Windmühlen Strom.
Mondonedo hat neben anderen Sehenswürdigkeiten dies eindrucksvolle Gebäude, was einst als Krankenhaus diente.
Über einen Hinterhof, wo Mengen von Brennholz gestapelt sind, gelangt man in eine Backstube. Dort verkauft mir der Bäcker das beste, knusprige Brot auf meiner Reise.
Aus dem Nachbarhaus bringt ein Mann sieben Bierflaschen in den Glascontainer. Die CAFE-BAR O PASATEMPO macht einen verlassenen Eindruck. Es sind noch 27 Kilometer zu meinem Ziel Camp in Foz am Meer. Kopfweh erschwert das Fahren.
Das Camp San Rafael bei Foz sollte laut ACSI-Führer ab dem 6. April geöffnet sein. Doch der Besitzer werkelt noch auf dem Gelände. Bei steigerndem Kopfweh geht es nicht weiter für mich. Der Besitzer gibt mir Strom und lässt mich vor dem Tor stehen, so kann mein Kopf auskurieren.
Wieder am Meer - jetzt auf der Seite, wo man die Sonne untergehen sieht, wenn sie denn scheint. Ins Haus aus Stein daheim sind es noch 2200 Kilometer.
Playa de "Las Catedrales" bei Barreiros
Fast jeden Monate einmal plagt mich gleichsam ein Reisekoller mit steigerndem Kopfweh, bis es mir den Magen umdreht, alles wieder da rauskommt, wo es wenig zuvor verspeist wurde. Zu dem Zeitpunkt schickt mir der widrige Altfreund ein Bild seiner nächtlichen Bier-Lektüre. Meine Kopfweh bessert sich derweil, dass mich am Abend meine nächtliche Idylle mit TV unterhält. Gleichgültig ob Marlon Brando im Western, der bayerische Tatort die beiden grauhaarigen Kommissare oder ein übelgelaunter Kommissar im Aosta-Tal Mafia Morde aufdeckt oder ob der widrige Altfreund "Berlin Alexanderplatz" von Döblin konsumiert, all das ist doch eins: Zeitvertreib. Wenn doch die Kopfweh nachlassen würden, schiene es mir wie der Himmel auf Erden, daheim im Sessel im Haus aus Stein mit Büchern oder Noten am Klavier meine Restlaufzeit zu verdösen. Doch im Sessel daheim wäre Langeweile unerträglich.
Morgens die Notübernachtung vor dem Camp in Foz verlassen, seine Siebensachen packen, im nächsten Supermarkt Lebensmittel erbeuten, mit aller Vorsicht und Geduld 14 Kilometer weiter fahren und aufs Neue die Fuhre in ein Haus auf Rädern verwandeln. So steht das Auto wieder komfortabel und geshützt am Camp Poblado Gaivoto bei Barreiros.
Der erholsame Platz entspricht meinen Hoffnungen und Wünschen auf einen ruhigeren Reiseausklang.
Das Schild warnt, die Absperrung auf dem Brettersteg zu übersteigen:
Transito expressamente prohibido Sancion 600 a 6.000 Euro
Der großartige Blick über die Klippen begeistert mich.
Das muss man sich also unter dem Playa de "Las Catedrales" vorstellen.
Wind und Wellen haben in den Felsen einen Durchbruch geschaffen, der wie ein Schlüsselloch erscheint.
Diese Blüten übersäen die Felsenklippen.
Mein erster Ausflug führte mich nach Rinlo.
Radfahren auf der einsamen Uferstraße ist ein Hochgenuß an diesem sonnigen Tag.
Radtour nach Ribadeo
Wenn sich das Wetter hält, locken hier weitere genussvolle Ausflüge.
Schon von weitem markierte der Turm von Rinlo mein Fahrtziel.
Meerwasser läuft in diese Bucht bei Rinlo, wenig für einen Hafen, genug für eine Badestelle.
An zahlreichen Stellen sind Bretterstege gebaut, um vom Klippenrand donnernden Wellen zu bewundern.
Wetter und Landschaft begeistern mich. Die 45-Kilometer Tour nach Ribadeo beginnt mit Winterkleidung morgens um 9.00 Uhr bei etwa sechs Grad Celius.
Die Kühle am Morgen lässt Dunst aufsteigen über den Kathedralen artigen Felsgewölben.
Wer auf Strom, Sanitäranlagen und SAT-TV verzichten kann, übernachtet frei auf einem Parkplatz mit Meerblick.
Ein landwirtschaftliches Gebäude in bester Lage mit Meerblick ist durch einen zeitgemäßen Neubau ersetzt.
Das putzige, kleine Hafenbecken von Rinlo liegt noch im Schatten der tief stehenden Morgensonne.
Ist das Ross, das auf die See sieht, ein See- oder Seh-Pferd?
Der Leuchtturm vor der Bucht von Ribadeo
Das Meer hat eine Höhle ins felsige Ufer gefressen.
Wer durch Galizien über die Autobahn rauscht, bekommt von der lauschige Küstenstraße nichts mit. Auf den 20 Kilometern von Barreiros bis Ribadeo begnete mir ein Auto, ein einziges Auto.
Am sonnigen, einsamen Plätzchen über dem Freizeithafen von Ribadeo gibt es meine gewohnte Radlerbrotzeit: Bier, Brot, Fischdose und Ei.
Ist das für mich eine Freude, auf E-Bike Rosinante diese wunderbare Gegend erfahren zu dürfen und nicht über die Autobahnbrücke darüber hinweg zu sehen.
Hinter dem Freizeithafen schließt sich der kommerzielle Hafen an.
In Ribadeo verwöhnt mich der beste Bäcker am Platz mit Kaffee und Kuchen.
Mit fünf Euro ist der Luxus etwa doppelt so teuer wie in Portugal.
Auch wenn es manche schon langweilen mag, das Bild von der Kirche in Ribadeo darf nicht fehlen.
Der Torre dos Morene, den der argentinische Architekt Julian Garcia Nunez 1915 fertig gestellt hat, wird gerade renoviert.
Die Prospekte aus der Touri-Info führen noch zahlreiche andere Sehenswürdigkeiten auf, doch meine Speicherkapazität ist begrenzt.
Vor dieser Schönheit, einem SEAT 600, geht der Autor in die Hocke, um mit den Schlafaugen auf gleicher Höhe zu sein.
Aus mir unerklärlichen Gründen tuckert der Kahn ständig zwischen Foz und Ribadeo hin und her. Hier läuft er in den Hafen des Ria de Ribadeo ein.
Im Kommerzhafen lagert Holz zur Verschiffung.
Während an den Mittelmeerhäfen tausende luxuriöse Boote überwintern, liegt hier nur ein prachtvolles Exemplar im Trocknen.
Was sich sonst im Hafenbecken tummelt, kann die kleinere Kasse von Freizeitkapitänen kaufen.
Über wieviel Brücken musst du gehen?
Wieder einmal eine neue Tausendermarke erreicht, Anfang 2023 waren es in Sevilla noch 12.000 Kilometer.
Auf dem Rückweg liegt das Hafenbecken von Rinlo in der Sonne. Die Ebbe hat das Wasser hinaus laufen lassen.
Endlose Strände im Sonnenschein laden zum Bad, doch mir ist eine heiße Dusche lieber.
Abschied von den Kathedralen am Strand
Sensationslüsterne Sinne suchen täglich neue Reize. Die Frau daheim will mit mir am Wochenende Ausflüge unternehmen. Wenn mich daheim ein Ausflug reizen würde, dann zum Bahnhofsplatz heute an dem Tag, wo der Blog erscheint.
Wäre es nicht wert, sich einmal anzuhören, wie sich Menschen "Frieden mit Russlang!" vorstellen?
Der US-Karikaturist Ben Garrison will wohl lieber Geld für seine Bildchen als für den Freiheitskampf der ukrainischen Helden - auch für die Freiheit der Karikaturen von diesem begnadeten Zeichner.
Jedenfalls haben Höcke und Voigt einige Menschen ganz gut unterhalten.
Nach der gestrigen 50-Kilometer-Tour ist heute der Körper müde. Trotz strahlendem Sonnenschein, zwitschernden Vögeln, schleichenden Katzen, müde bellenden Hunden, lang gelockten Schönen am Strand in knappen Bikinis droht ein Stimmungstief.
Der launige Organismus braucht etwas Belebendes, etwas noch Schöneres als Sonne, Sand und Strand. AfD-Höcke und CDU-Voigt bei WELT-TV machen mediale Wellen - gähn, die Nacht ist lang,
Reden sind länger.
Sollten "aufrührerische Tendenzen" in "freier Rede" den Staat delegitimieren, sollte die Blockwärterin im Sinne des Gemeinwohls die Sicherheitskräfte kontaktieren.
So wurde er vorgestellt.....
Den Hamburger Nachbarn mit Frau und bellendem Hund holt der Abschleppwagen.
Mir graut vor der Heimfahrt jetzt immer gen Osten zurück, zurück, zurück.
Es gibt weit unerträglichere Damen als das liebenswerte Schnabbeli-di-Babbeli von Wisch-, Wasch-, Nähr- und Plärrbären.
Wären unsere Mütterchen selig auf eine Idee wie von Shila Behjat überhaupt jemals gekommen?
Einem Gedanken wie von Bernard Shaw hingegen nachzuhängen, macht mir Spass.
Man hat viel Zeit in der einsamen Hauslosigkeit auf Rädern, seinen Gedanken nachzuhängen und wie hier im Blog auszubreiten - im Sinne Goethes:
Getretener Quark wird breit nicht stark.
Wäre es nicht besser, noch etwas länger zwischen Strand und Meer, Bergen und Wolken zu verweilen?
Sehnsüchtig folgen meine Blicke den Gleisen Richtung Westen zum Horizont an der Bahnlinie Gijon Ferrol.
Und wirklich: Da dieselt hupend ein Blechwurm durch die Brücke unter mir Richtung Ferrol. Dahin ist es nicht weit.
Ferrol liegt westlich am Meer, von dort geht eine Schnellstraße quer durch Spanien nach Osten zurück. Die Aussicht auf Ferrol erleichtert mir den Abschied von den Strandkathedralen.
Ist das ein Angebot, welches man ablehnen kann? Dann noch bei der Wärme den müden Körper ins Meer kurz tauchen, das bringt endgültig die Lebensgeister wieder auf
Schwung.
P.S.: Fehlerkorrekturen - wenn überhaupt - später
In diesem Sinne Wilhelm Busch:
AntwortenLöschen"Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit Reisen und Kultur.
Darum Mensch, sei zeitig weise !
HÖCHSTE ZEIT IST'S. REISE REISE"
Busch hat auch satirisches über Frömmelei zum Besten gegeben, z.b."Die fromme Helene"
Busch war nie verheiratet, warum auch immer.
Danke Bavarian!
AntwortenLöschenDer Zuspruch von Dir und Busch tut gut.