15 Februar 2025

Republikflucht mit 77 Jahren: Erfurt, Bad Sooden-Allendorf, Warburg, Münster


Zu meinem 77jährigen Geburtstag am Valentinstag sollten die Landesgrenzen hinter mir liegen. Das WoMo reisefertig zu packen, dauert einen Tag - mindestens. Doch das Gefühl bei all den zahllosen Gängen, seinen Hausrat für die nächsten Wochen und Monate im Auto zu verstauen, das Gefühl bleibt, immer etwas zu vergessen. Was, das weiß man unterwegs. Doch dann beginnen wundervolle Tage und Nächte gemeinsam mit meiner lieben Frau.

Simone S. Eine Demo für den Staat ist keine Demo, sondern eine Parade.




Was alles mit muss: Akkordeon, Noten, Arzneimittel, Kameras, Ladegeräte, Computer, Geschenke für meinen Bruder, Lebensmittel, Waschwasser im Tank, Trinkwasser in Flaschen, Mineralwasser, Bier, Äpfel, Jogurth, Bananen, Brot, Kartoffeln, Tee, Gewürze, Konserven, Marmeladen, Fisch, Chips, Landkarten, Bücher der Camping- und Stellplätze, Bücher, Schuhe, Sandalen, Socken, T-Shirts, Hosen, Jacken, Handschuhe, Fahrradhelm, E-Bike-Akkus, Ladegeräte, Nierengürtel.....

Daheim im Haus aus Stein lässt sich einfacher leben, wenn man sich eingerichtet und zurecht gefunden hat. Morgens zündet wachsgetränkte Holzwolle den Holz gepackten Ofen mit einem Streichholz an, nachdem Asche entleert und die Ofenscheibe geputzt ist. Doch innere Unruhe lässt mich nicht im Land verweilen. Noch ist meine Zeit nicht gekommen, ruhig im Sessel mich in Bücher zu versenken, dem Klavier endlich eine verbesserte Version der Musikstücke wie von Beethoven oder Scott Joplin zu entlocken, die mir schon vor 45 Jahren besser gelangen. Damals hatte mich eine Pizzeria als Klavierspieler engagiert. Der Wirt zahlte mir Geld, Pizza und Bier, Lohn genug dort am Abend zwei Stunden und länger mein Repertoire üben zu dürfen. Als Kunden sich Klavierstücke wünschten, die mir nicht bekannt waren, endete nach einigen Wochen diese schöne Zeit meiner Freitags abend Unterhaltung. Mittlerweile fehlen mir Kraft und Geduld, stundenlang am Klavier zu üben.


Neben meiner lieben Frau fehlt mir auf einsamen Reisen mein Klavier. Bücher sind weniger wichtig, die endlose Litanei von Buchstaben reduziert sich auf Online-Angebote. Am liebsten sind mir Landstraßen, die mich mit Landschaften beeindrucken. Erst muss es durch ein Kälteloch von minus vier Grad Celsius des Nachts in Erfurt ins wärmere Ruhrgebiet und dann endlich Richtung Süden, Süden, Süden ins Warme.



Wem's gefällt, mag bei Massenaufmärschen mitmachen. Die beliebtesten Kommentare zu dem WELT-Artikel sprechen Bände:

Andreas K.
Demos für den Staat, organisiert vom Staat, bzw. durch vom Staat finanzierte NGOs. 👏
83

Anhalter
...bzw. finanziert durch meine und unsere Steuergelder.
31

Hans D.
Wen interessiert es denn noch? Soll das jemanden beeindrucken? Die Leute haben ihre Meinung und es wird an der Wahlurne entschieden! Das nennt sich im Übrigen Demokratie!
68

Franz O.
Die AfD hat mehrere Millionen Wähler. Das zählt.
Was stört es die deutsche Eiche, wenn sich ein paar grüne Träumer aus Bullerbü an ihr reiben?
12

Kuwajo
„Man wende sich unter anderem „gegen Rechtsextremismus“ und „Leute, die hetzen und die demokratische Grundordnung infrage stellen“.“ (Zitat Ende): Dann demonstrieren die Demonstranten ja gegen sich selbst.
59

Sylke Blumenpott
Unsere Steuergelder bei der Arbeit.
57

H. W.
@ Sylke: sehr gut!
12

Bianca B.
Meine Demo findet an der Wahlurne statt
54

Simone S.
Eine Demo für den Staat ist keine Demo, sondern eine Parade.
51

Wenn solche Massen marschieren, wird's für mich als Camper Zeit zur Republikflucht, auch wenn die Briefwahlunterlagen noch nicht da sind. Statt Web-Recherchen scheint mir selbst der langweilige Wilsberg-Krimi im ZDF unterhaltsamer. Dann sollte mich endlich ein Kluftinger Krimi vom SWR in Schlaf wiegen.



Reisefieber macht schlaflos.  Aufregung gibt's genug, wenn 200.000 Menschen in der bewegten, bayrischen Hauptstadt demonstrieren. Ob sich dort wieder die selben Menschen versammeln, die sich ein, zwei, drei und vielmals gegen Covid haben impfen lassen?



In einer liebenswerten, kleinen Telegram-Gruppe von elf Mitgliedern hat mir der Gruppenführer nach langer Zensurpause wieder Zugang gewährt. Den Facebook-Beitrag der Bundschuh-Patrioten - Bund mit "d" bitte - zu den Münchener Massenversammlungen kommentieren meine drei Worte: et altera pars.


Grund genug für den Gruppenführer über mich und die WELT und die Springer-Presse zu wüten..



Mann-o-Mann, ist dieser Nirguna 1967/68 stehen geblieben, wo wir vor dem SPRINGER-Haus in Hannover mit "ENTEIGNET SPRINGER" die Auslieferung der BILD-Zeitung verhindern wollten? Zudem stolpert der schlaflose Gruppenführer um 1:42 in klarer Mondnacht über eine PI-NEWS-Nachricht :





Republikflucht ist nicht einfach. Bis Barcelona, wo es laut Wetteronline schon erheblich wärmer, also angenehmer ist, sind es von Dortmund aus noch etwa 1700 Kilometer. In Dortmund bei meinem lieben Bruder, seiner Frau, seinen beiden Söhne mit ihren Frauen und sechs Enkelkindern lässt sich angenehm pausieren.




Mögen sich Experten damit beschäftigen, den Sumpf von Korruption und Nepotismus trocken zu legen. Mir wäre Schlaf lieber, als den voller werdenden Mond vor dem Fenster zu bewundern, und mich durch PI-NEWS-Artikel zu wühlen. Wiki über pi-news: PI steht für "politically incorrect". Na gut - von mir aus, mir steht der Sinn danaach, endlich, endlich die Straße unter die Räder zu nehmen für die Republikflucht.

 

Abschied vom Haus aus Stein



Wir fahren am Sonntag, den 9. Februar, ohne Briefwahlunterlagen erstmal nach Erfurt. Die schlaflose Nacht war kalt, die nächsten Nächte werden kälter.


Das letzte Frühstück brät am heimische Herd.



Der heimische Großbildschirm zeigt meinen Blog. Auf Reisen genügt mir SAT-TV auf einem 19-Zoll Bildschirm im WoMo. Alle geliebten Musik-CDs bleiben daheim.



Meine Frau begleitet mich ein erstes Stück auf der Reise. Dann muss es ohne sie weiter gehen. Ihre Blumen hat sie gut versorgt, dass diese eine Weile ohne ihre Pflege auskommen.


Erste Station Erfurt



Der Wohnmobilpark Trautmann in Erfurt ist mir von früheren Besuchen vertraut. Der volle Gastank sollte drei, vier Tage heizen, kochen und kühlen. Im Sommer in Erfurt ist der Stadt nahe Platz Trautmann oft überfüllt. Doch heute steht unser Wagen allein auf der unteren Stellfläche.



Vom Stellplatz bringt uns die Straßenbahn mitten in das zauberhafte Erfurt.



Die Touristin bewundert das prächtige Rathaus.



Ein Satz aus Wiki zum Erfurter Dom:

Papst Gregor II. (715–731) hatte 724 die Thüringer aufgefordert, dem hier missionierenden Bonifatius ein „Haus“ zu bauen.




Im Dom beeindruckt mich das Einhorn auf dem Bild mehr als die Personen mit güldenen Heiligenschein.



Nach der Fahrt durch die Waldlandschaft Thüringes, durch den bald acht Kilometer langen Rennsteigtunnel, nach dem Spaziergang durch das wintergraue, kalte Erfurt steht der Pilger andächtig vor diesem prächtigen Altar.




Auch Einzelheiten wie dieser Ring an der Dompforte beflügeln die Fantasie.



Von der Treppe, die zum Dom führt, sieht man die schönen, alten Bürgerhäuser am Marktplatz.


Lebensmittel wären genug im WoMo. Doch die Fahrt nach Erfurt und der Besuch der Stadt haben uns hungrig gemacht, dass wir uns in einem angenehmen, asiatischen Restaurant aufwärmen und uns ein Abendessen leisten. Die Reisevorbereitungen und der erste Reisetag waren so anstrengend, dass mir Kraft und Lust für das Streitgespräch zwischen Kanzler Scholz und dem Kanzlerkanditaten Merz im ZDF fehlten. Doch eine erste gemeinsame Nacht im 135 Zentimeter breiten Bett lassen mich ausgeschlafen den neuen Tag beginnen. Bei der Bundesbank in Erfurt kann meine Frau ihre letzten Deutsche Mark in Euro wechseln. Morgens zwitschern Vögel. Das Leben ist schöner, wenn Politik in weite Ferne rückt.




Wir gönnen uns beim abendlichen Stadtbesuch einen Blick auf die zauberhaften Brückenhäuser, dann ist der erste Reisetag geschafft.



Bei der Sitzung im Camp Trautmann studiert man dies weibliche Wunderwerk an der Toilettentür.



E-Bike Rosinante auf dem Heckträger schützt eine Fahrradgarage. Kälte und Salz auf den Straßen verderben zu schnell das teure Bike, welches gerade einen neuen BOSCH-Motor für elfhundert Euro brauchte.



Von den vier Straßenbahnfahrkarten für 9,70 Euro vom Camp zur Innenstadt sind mir zwei verblieben, die wir für einen weiteren Montagmorgen Besuch nutzen.



Der Fahrkartenkontrolleurin zeigt meine Frau ihr Deutschlandticket, mit dem sie für 59,00 Euro im Monat heim fährt, wenn mir denn die Republikflucht über die Grenzen gelingt.



Trotz einer geschlossenen Veranstaltung gestattet uns der Pförtner einen Blick in die prächtige Eingangshalle des Rathauses in Erfurt.



Die barbusige Schöne erinnert mich an das BILD-Girl, von der das Internet erzählt.

März 2018 vom BILD-Girl: „Wir werden keine eigenen Oben-ohne-Produktionen von Frauen mehr zeigen“. Bild begründete diese Entscheidung mit dem Gefühl, „dass viele Frauen diese Bilder als kränkend und herabwürdigend empfinden, sowohl bei uns in der Redaktion, aber auch unter unseren Leserinnen“.



"Deutsche Post DHL" steht unten links in dem Fenster mit den Zeiten der Entleerung darüber. Wenn Bilder barbusiger Frauen als kränkend empfunden werden, stören sich Omas-gegen-Rächts auch an einem blauen Briefkasten? Ist Blau nicht Parteifarbe der Bösen?



Auf mich soll am zweiten Tag in Erfurt noch einmal dieser Macht- und Kraftplatz wirken. Der erste Marktverkäufer trotzt der Kälte. Meine Frau zeigt mir einen Korb der Art, in dem sie früher ihr Meerschweinchen mitnahm auf Reisen. Jetzt hat sie mich.



Fast geräuschlos aber nicht gerade langsam gleiten Straßenbahnen durch die Innenstadt. Lautlose  Radler vermeiden vorsichtig die Rillen der Straßenbahnschienen.



Das Fachgeschäft in zentraler Lage am Marktplatz bietet Öl, Essig, Likör und Schnaps, die man sich in anspruchsvolle Gefäße abfüllen lässt.



Die Front des Kaufhaustempels soll Kundinnen verführen.



Der Verkehr rollt um das Haus auf der Verkehrsinsel.



Die Unterführung führt auf den Weg zum Camp vorbei an hübsch renovierten Plattenbauten. Die Spielplatzrutsche vom Hügel zeigte zuvor ein Bild.



Zweite Etappe Bad Sooden-Allendorf




Am zweiten Reisetag haben wir es bis Bad Sooden-Allendorf geschafft. Der Stellplatz ist neu für mich. Es ist für alles gesorgt, Strom und WiFi im Preis von 20,00 Euro pro Nacht inbegriffen.



Das Gute am Wintercamping: Es gibt Platz satt auf den Stellplätzen.



Beim Spaziergang um das Gradierwerk Bad Sooden-Allendorf atmen wir gesunde, salzige Luft.




Bad Sooden begeistert mich mit seinen Fachwerkhäusern.



Trautmann beim Camp in Erfurt inspirierte mich mit einem Schild zu dieser Pose:

Kostenloses Angebot: Brustvergrößerung durch Handauflegen

Als bekennender Macho, der seiner Frau jeden Willen lässt, macht mir das gute Laune.



Wird mir die Sehnsucht nach der Heimat mit solch bezaubernden Stadtansichten wie von Bad Sooden das Herz beschweren, wenn nach meiner Republikflucht die Grenzen unseres Landes hinter mir liegen?

Drei alte Freunde


Mein gleichaltriger Freund Wolfgang fiel mir mit seinen Leserbriefen bei SPIEGEL online auf. Damals konnten Leserbriefschreiber untereinander Kontakt knüpfen, weil der SPIEGEL die E-Mail Adressen veröffentlichte. So wurden wir Freunde. Wolfgang schreibt wie so oft einen Leserbrief. Einen Absatz aus seinem Brief hat die Zeitung gestrichen:

 In der Wahrnehmung der Bürger gelten die Grünen schon lange als „gesichert linksextremistisch“. Bei der SPD stehen die beiden Parteivorsitzenden der militanten Antifa sehr nahe und adeln diese durch finanzielle Unterstützung für ihre laufenden Demos gegen Rechts.

Macht das noch Spass, sich mit den Zuständen im Land zu beschäftigen? Ist es nicht angenehmer, im Winter durch die Lande zu reisen, um all den unausweichlichen Niedergang in Schlandland zu vergessen?




Damit mir der Abschied vom Schlandland nicht schwer fällt, schickt Harald seine Hymne an Freund Alkohol. 


Der Gesang des Meisters ist schwer zu verstehen. Ob er mir eine von ihm authorisierte Fassung schickt - wie gewünscht?. Hier das, was mir verständlich ist:

Im ir'd'schen Jammertal
macht Spass die Plag und Qual
d'rum ist zu dieser Zeit
schon morgens jeder breit
BRAVO! BRAVO! ALKOHOL!
Tu Deine Pflicht
wie's jeder soll
OMO DALLI LOS PERSIL
AJAX REIN LEBENSSTIL
:::::::
JEDES BLAUE BÖHNCHEN
GIBT EIN SIRREND TÖNCHEN
vibes of horror, horror vibes
luftnot stille
und kein weib....
Bier, Schnaps und Wein....
weiße Logik macht mich rein

Dazu passt, wie sich der Tonmeister meinen Geburtstag am Valentinstag vorstellt:


Dass mir Alkohol seit Jahren fern und fremd ist, ignoriert er. Nach etwa fünfzigjähriger Verbindung verkündet er via Whatsapp:

[01:06, 11.2.2025] Harald Hartmann: man mags nicht gerne aussprechen, doch es verhält sich so: wir sind politische feinde

Wenn Menschen "politische feinde" werden, wie sollen sie jemals Freunde gewesen sein?. Meine Bitte, mir den Text zum schwer verständlichen Gesang seines Lobgesangs auf den Alkohol zu schicken, wehrt er ab:

[20:35, 12.2.2025] Harald Hartmann: irnkwatt gipptja immer zu pupen ..
[22:19, 12.2.2025] Harald Hartmann: (alternative antwort:
'dankeschön, herr kapellmeister, für die übersendung eines ihrer unsterblichen werke!')



Es ist sinnlos, sich mit "Freund haha" zu beschäftigen.



Als Dritter schickt ein Gruppenführer von elf Menschen bei Telegram Bildchen. Der Mann erlaubt mir nach Jahren der Zensur wieder, dort meine Meinung zu veröffentlichen.


Der Unterschied zwischen gewaltbereiten Antifanten und martialisch auftretetenden "88-Rächten" ist der, dass Erstere von Politik und Gesellschaft wohlwollend und finanziell gefördert, letztere mit der zu Gebote stehenden Härte des Gesetzes verfolgt werden. Muss man sich damit beschäftigen oder gibt es angenehmere Eindrücke und Erlebnise?


In einer religiotischen Sekten- und Selbstfindungsgruppe war Nirguna eine Art Ordnungsmacht, der als studierter Mathematiker als Hausmeister fungierte. Mir waren die Befriedigung meiner Triebe wichtiger, wie diese wilde Tanzpose dokumentiert, die mir eine alte Freundin heute schickte.



Fortschritte in der Selbstfindung lassen seit Jahrzehnten auf sich warten. Aber was soll man sich damit stressen? Meine morgentliche Versenkung versucht Gedanken wenigstens für einen Moment durch aufmerksame Betrachtung und Beachtung von Atem und Herzschlag hinten an zu stellen. Solange nicht einmal die Gesichtszüge entspannt sind, muss man noch lange sitzen und üben.

In den Gassen von Bad Sooden



Bilder, Wörter, Töne sind nur ein schwacher Abklatsch der Wirklichkeit. Beim Spaziergang hat uns leichter Graupelschauer erwischt, kalter Ostwind erfrischt, wir haben salzige Luft des Gradierwerks geschmeckt und Fachwerkhäuser bewundert. Sind das nicht weitaus mehr Dimensionen, als Blogs, Büchern, Zeitungen oder Filmen zu konsumieren?



Ob der Kontrast zwischen rot-schwarzen Balken und weißen Wandflächen die Stimmung der Menschen aufhellt, was gerade an trüben, kalten Wintertagen wichtig ist?



Beim Spaziergang durch Bad Sooden überrascht uns fünfzig Schritt weiter die nächste wundervolle Häuserfront.



Die Sole von Bad Sooden dient jetzt Kurgästen im Thermalbad und dem Gradierwerk. Bis 1906 haben die Menschen etwa 1000 Jahre lang aus der Sole Salz gewonnen. Wiki macht mich neugierig, den benachbarten Ortsteil Allendorf zu besuchen.

Die Kernstadt ist ein historischer Doppelort rechts und links der Werra, der seit dem Mittelalter über viele Jahrhunderte seine Bedeutung und seinen Reichtum aus der Salzgewinnung aus Solequellen bezog



Doch erstmal freuen wir uns nach zwei Tagen und Nächten in der Enge des Bettes und des sechs mal zwei Meter großen WoMos auf das Bad im 32 Grad Celsius warmen Salzwasser.


Bad Sooden-Allendorf



Morgens liegt auf dem Stellplatz in Bad Sooden ein wenig Schnee. Während meine Frau eingekauft hat, hat mich Allendorf hinter der Werrabrücke mit seinen Fachwerkhäusern begeistert. Während sich der Blog füllt, kocht meine Frau - wunderbar wie immer.



Im Unterschied zu einstürzenden Neubauten oder Brücken begeistern mich Bauwerke, welche Jahrhunderte überdauern.



Die Stadtmauer erinnert an das runzlige Gesicht eines alten Marktweibleins, doch die grob gefügten Hausteine haben Jahrhunderte überdauert.

 


Spazieren wir ein wenig gemeinsam durch die Enge Gasse in Allendorf.






Leider war der Zugang zum Turm mit Eisengittern verschlossen. Von oben muss man eine wunderbare Aussicht über Bad Soden-Allendorf im Werratal haben.




Wie ein großer, grauer Klotz zieht sich die uralte Stadtmauer durch das Bild.



Mein Frau hat in Allendorf nach einem Lebensmittelladen gefragt und einen gefunden. Mir ist nur die Bäckerei aufgefallen, die unseren Kaffee mit frisch gemachten Windbeutel versüßt.



Hansestadt Warburg



Die zweite Nacht in Bad Sooden haben wir nicht bezahlt. Nach dem Solebad war die Touristeninfo schon zu, der Automat verweigerte die Annahme meiner Scheckkarte. Bevor die Tourinfo öffnete, waren wir schon unterwegs. So haben wir 20 Euro gespart. Keine 90 Kilometer weiter haben wir in Warburg einen Stellplatz mit Strom, Wasser und Sanitäranlage für fünf Euro gefunden. Obgleich diese fahrende Hütte für jeden Hund ein Paradies wäre, obgleich immer genug Brekkies an Bord sind, bellt meine Frau gewaltig, weil der öffentliche Parkplatz laut sei, ein Bus dort den Motor laufen ließe, weil das Wasser von der Sanitäranlage unhygienisch sei und, und, und... Später fällt ihr ein, dass das Leben der Menschen in Gaza unweit schwerer sein muss.



Ein junger Mann am Stellplatz schwärmt von seiner Stadt, in der er seit seiner Geburt lebt. Die TourInfo an der Kirche versorgt uns mit Karten und Material.



Der berühmte Komiker Till Eulenspiegel hat die Jahrhunderte überdauert, während Böhmermann zum Glück schneller vergessen sein wird als Harald Schmidt - von mir zumindest.



Die Menschen bauten das "Rathaus zwischen den Städten" zwischen Neu- und Altstadt im Jahr 1586.



Wir laufen durch kleine, holprige Gassen bergab und -auf, die man mit einem Fahrrad kaum befahren kann.



Der junge Mann schiebt seinen Roller über die Mauer zum Gasthof "Zur Alm", weil das Pflaster zu holprig ist.




Der Bauplatz reicht für die kleine Hütte mit Parkplatz.



Der Blick in die Altstadt mit seinen Fachwerkhäusern lässt mich träumen von einer friedlicheren Wunderwelt als von belastenden Nachrichten.



Das prächtige Fachwerkhaus mit niederdeutschen Inschriften enstand 1560.



Man steht lange und staunt. Allein schon das Bild lockt mich, nochmal zu dem Aussichtspunkt zu spazieren.



Doch wir haben uns als Oma und Opa wie zwei alte Hunde unsere Brekkies verdient, rasten, genießen und feiern die Ruhe. Wogegen meine Frau ist, ist mir egal, solange sie für mich ist.




Wir haben drei Tankstellen anfahren müssen, bis wir Gas tanken konnten. Doch in drei Tagen hatten wir erst 6,86 Liter von 20 Litern verbraucht.


Leider waren wir aufgebrochen, bevor unsere Briefwahlunterlagen ankamen. Bei dieser fantastastischen Auswahl schmerzt es mich, wieder eine Wahl zu verpassen.


Martin Hans Sonneborn (* 15. Mai 1965 in Göttingen) ahnt, was uns politisch  (Die PARTEI)  erwartet.



Wäre es bei den Reiseempfehlungen auf arabischen Flugblättern wichtig gewesen, richtig zu wählen?




Krieg erleiden und daraus lernen



Der 80jährige Sarrazin hat sein Werk "Deutschland schafft sich ab" um Anmerkungen erweitert. Der Verlag hat es neu aufgelegt. Er hat es vor 15 Jahren geschrieben, 1,5 Millionen Exemplare davon verkauft. Heute sagt er:

„Leider habe ich in den meisten Punkten Recht behalten“,....

 


Pirincci titelte vor 12 Jahren "Das Schlachten hat begonnen". Wohl wahr - wieder einmal.....



Keine Woche zuvor demonstrierten die Münchener, wie der Blog anfangs berichetete. Zur Amok-Fahrt des 24jährigen Afghanen meint Nirguna -     beispielhaft für das links-rot-grün versiffte Narrativ::

Die in die USA vom Vietnamkrieg zurückkehrenden GIs fanden sich oft nicht mehr zurecht dort, hatten erhebliche Probleme, die sich auf die eine oder andere Art zeigten. Warum soll es Afghanen anders gehen, noch dazu in einer ihnen fremden Gesellschaft.

Ob der Mann nicht den Unterschied erkennt, zwischen einem US-Soldaten, der vom Auslandeinsatz heim kommt, und einem Angreifer aus Absurdistan, den "Bio-Deutsche" in unserem Gastland versorgen?


In unserer Gesellschaft, die mir so fremd ist wie jede andere, reicht es nicht, "kriegstüchtig" zu werden. Wir müssen in Deutschland "Krieg lernen" - nicht aus Büchern, Zeitungsmeldungen oder Filmen.




Müssen Menschen erst "KRIEG IN DEN STÄDTEN" erleben, erdulden, erleiden, bis ihre Traumblase platzt?


Münster


Von Warburg geht es auf verschneiten Landschaften über Paderborn nach Münster. Unzählige rote Ampeln verzögern die Fahrt.



Bei der Fahrt durch Münster zeigt ein Schild die Straße an, in der der widrige Sängerknabe mit seiner Katze und Nichte lebt. Doch es ist zwecklos mit dem Mann. Wir haben dort bessere Freunde, die uns in gut bürgerlichem Ambiente aufnehmen, mit Abendessen, Strom und Sanitäranlage versorgen. Die Freunde haben rührend für meine alte 100jährige Tante gesorgt und ihr Begräbnis und Beileidsschreiben erledigt.





Meine Tante hatte alles zuvor schriftlich festgelegt und ihren Grabplatz für die nächsten 30 Jahre gemietet.


In Münster wohnten wir von 1956 bis 1961. Meine Zeit im Gymnasium der Schillerstraße ging bis zur Quarta, dann weiter im Stadtgymnasium von Dortmund zum Abitur 1966. Münster begeistert mich heute mehr denn als Kind. Es soll dort 65.000 Studenten und 500.000 Fahrräder geben. Entweder soll es in Münster regnen oder die Glocken sollen läuten. Wenn es regnet und die Glocken läuten, dann sei Sonntag in Münster. Wir feiern wundervolle Stunden ohne Regen und ohne Glockengeläut.



Es geht auf 10.00 Uhr, drei Grad Celsius. Erste Fahrradfahrer sind unterwegs.



Der Prinzipalmarkt wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut, wie er früher war. Die Geschäfte dort locken zahlungskräftige Kunden an.



Die kleinen, runden Käse links im Bild kosten zwischen 15 und 19 Euro, nicht unsere Preisklasse.


Im Rathaus schlossen die Menschen nach 30 Jahren Krieg 1648 endlich Frieden. Meiner Erinnerung nach gibt es dort eine Bismarck-Stube. Baerbock ließ bei einem Treffen in der Stube das Bismarck-Bild abhängen.



Neu ist eine gelbe Leiter, die zur Turmspitze der Lamberti-Kirche führt, wahrscheinlich irgendwas mit Kunst und Esoterik. Fakt: Die Turmuhr zeigt 10.30 Uhr.


Ein Augenblick von Andacht auf meiner Pilgerfahrt in der hohen Halle der Lamberti-Kirche.


Noch einen Blick auf das Rathaus, vor dem der Busfahrer geduldig die Radfahrer vorbei lässt.



Keine fünf Minuten Fußweg von der Lamberti-Kirche erhebt sich der mächtige Dom hinter dem Marktplatz.



Mit Schwert und Bibel bewaffnet wacht drohend der Heilige über dem Eingangsportal. Man kennt wehrhafte Frömmigkeit mittlerweile von fundamental frommen Surensöhnen: Sprenggläubige fackeln nicht lange. War wohl früher hier nicht anders.



Die Domuhr mit all ihren Parametern, Zeigern und Tafeln scheint wie ein mittelalterlicher Computer.



Es gibt eben Mächte, die stärker sind als wir.



Vom Café 1648 in der 12. Etage des Stadthauses genießen wir einen herrlichen Blick über die zauberhafte Stadt.



Die Uhr rückt vor gegen Mittag. Radfahrer erobern die Straße.



Das feudale Gasthaus "Der große Kiepenkerl" kredenzt unser Geburtstagessen. Man wird ja nur einmal im Leben 77 Jahre alt, da ist solch seltener Luxus angesagt.




In alten Zeiten versorgte  der Kiepenkerl die Bürger mit Waren, heute übernehmen das Marktkaufleute.



Meine Frau bestellt als vegetarisches Gerichten "Laks". Das sind gedünstete Möhrenstreifen, die in Farbe und Form Lachs sehr ähnlich sehen.



In Sonneberg verfallen selbst in der Innenstadt einige Häuser. In Münster ist Geld genug da, um alten Hausbestand aufwändig zu restaurieren.



So endet ein perfekter Geburtstag mit lieben Menschen am Abend beim lieben Bruder und seiner Frau in Dortmund. Seine Enkeltochter vergnügt sich auf der Eisbahn in Wischlingen.



 Vielen Dank allen, die mir gratuliert haben. 


Wenn wir weiter gesund bleiben, lässt sich der tägliche Terror ganz gut vergessen - zumindest am Valentinstag zu meinem


77jährigen Geburtstag.



p.s. Fehlerkorrekturen - wenn überhaupt - später

1 Kommentar:

MC hat gesagt…

nOby ich verfolge ihre Beiträge schon seit einiger Zeit. Sie sind von einer eigentümlichen Faszination und immer gewinnbringend. Alles Gute nachträglich zu ihrem Geburtstag…!