23 April 2011

Ostern

Die dritte Nacht fängt bald an. Mein Blick schweift über meine Zehen ins Grüne. Das ist der beste Platz in Bad Reichenhall, wo die Wohnmobile sich dicht an dicht drängen. Der Platz mit dem Blick ins Grüne, mit dem Radweg an der Saalach, das ist der beste Platz. Mein Platz. Langsam fällt die Temperatur im rollenden Wohnraum, den drei Dachluken und drei spaltbreit geöffnete Fenster sowie die abends offene Aufbautür belüften. Es sind keine 28 Grad mehr im Wagen. Doch der vom Schwimmen im Thumsee ausgekühlte Körper schützt sich vor der Kälte im Wagen mit einem Pullover.




Nach der gestrigen Bergtour auf den Predigstuhl braucht der Körper heute Ruhe. Viel Ruhe. Salat kaufen, zubereiten und verzehren, etwas schlafen, ein kleiner Ausflug mit dem Fahrrad nach Großgmein im nahen Österreich und zum Thumsee, das sind gleichsam Rentner Stunden der Ruhe.




Der Weg am Karfreitag war steil, stufig - aber wenigstens meist morgens schattig. Die Anstrengung lohnte, neben der Ersparniss der Predigtstuhl-Seilbahn von 18 Euro, mit atemberaubenden Ausblicken.





Der Saalach-Stausee, der nach der Anstrengung noch zum kalten Bad in moddrigen Brühe verführte, die Saalach, die alte Salz- und Kurstadt Bad Reichenhall liegen bald 1000 Meter tiefer.




Der Bergweg verlangt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Doch an Stellen wie diesen ist zur Sicherheit ein Stahlseil am Berg verspannt, welches dem Wanderer als Handlauf dient. Wieso heisst dieser Aufstieg "Waxriessteig" ? Der Wanderer will dies nicht wissen, er will nur den Weg schaffen. Am Abend bietet die Kurtherme Bad Reichenhall einen Sondertarif: drei Stunden 13 Euro. Zum Vergleich: München bietet drei Stunden zum Abendtarif mit Sauna für 9,50 Euro an. Bad Reichenhall ist wie alle diese Kurorte kein Platz für arme Leute.



Der Thumsee ist noch sehr, sehr kühl. Aber die jungen Mädchen sind abgehärtet und baden mit entsprechender akustischer Kulisse von spitzen Schreckensschreien. Mima ruft an von daheim. Sie verkauft auch morgen wieder, am Ostersonntag, Spargel in ihrer Holzhütte. Wir erholen uns einzeln, was unsere Beziehung belebt.


Der Ostersonntag bringt neue Abenteuer. Der kurze Weg von Bad Reichenhall führt über Salzburg an den Wolfgangsee. In Salzburg verkauft eine Jet-Tankstelle den Diesel 17 Cent preiswerter als die Aral-Tankstelle in Bad Reichenhall. Der Campingplatz "Birkenstrand" ist schon von vorigen Besuchen ein vertrautes Gelände. Schnell ist der Wagen dort auf- und abgestellt, Brote gemacht für den langen Marsch auf den Schafberg, dann geht die Wanderung los.



Die schnaufende Schafbergbahn fasziniert mich. Das Salzkammergut kommt mir wie ein Spielzeugland vor im Maßstab 1:1. Die Lokomotive speit ihren Dampf in die Berge. Rattelnd und röhrend faucht das stählerne Urtier von Zahnrädern in der Mitte der Gleise gehalten in die Höhe. Das Bild ist zu klein in dieser Vorschau, um die Bahn am rechten Rand auszumachen. Ein Klick auf das Bild zeigt es mit einer Breite von 1500 Pixeln.



Der Blick ist überwältigend. Die Namen der Seen wie Mond-, Atter-, Fuschl- und Wolfgangsee sind mir zumindest bei den ersten drei Seen nicht so geläufig. Steil vom Schafberg - fast senkrecht - fallen die Felsen in die Tiefe.



Immerhin liegen zwischen dem Wolfgangsee und diesem Ziel etwa 1200 Höhenmeter. Die Muskeln sind diese Wege nicht gewöhnt und machen sich leicht leidend schmerzhaft bemerkbar. Doch die Sicht entschädigend alle Strapazen. Zudem war der Aufstieg von leichtem Regen begleitet, was angenehme Kühlung brachte.



Die Bahn schmiegt sich wie schmusend in das Frühlingsgrün des Berges.



An genau zwei Stellen kreuzt der Wanderer den Schienenweg. Das schnaufende Stahlross stampft fauchend und pfeifend heran. Müde wartet der sitzende Wanderer auf diesen Schnappschuß.



Das Boot von Überfuhr, welches mich morgens für 3,50 Euro nach St. Wolfgang übersetzte, fährt am Abend nur bis 18.00 Uhr. Endlich dort angekommen war diese Zeit leider gerade um eine Viertelstunde überschritten. So stand mir noch die lauschige Radtour um den halben Wolfgangsee bevor über Strobl und Abersee. Der Radweg nutzt die ehemalige Bahntrasse der alten Salzkammergut-Bahn. Doch die fährt dort schon lange nicht mehr.



Dafür rollt und rollt und rollt derzeit mit gerade mal 11 Liter Diesel/100 Kilometer der "Kraft-durch-Freude"-Wagen, der Volkswagen. Jedenfalls hat mit diesem Emblem ein begeisterter Salzburger seinen aufgebretzelten Golf verziert.



Mit meiner liebsten Mimamai klingt diese schöne Osterfest aus. Mima verkaufte jeden Tag einige Stunden in ihrer Hütte Spargel. Doch sie arbeitet gern und gut.

18 April 2011

Rauschberg in Ruhpolding

Ruhpolding stellt sich Mitte April noch als verschlafenes Städtchen dar. Die Schwimmhalle wird noch renoviert ebenso wie die Straße durch den Ort. Das Leben in Ruhpolding erscheint nach der Hektik der Großstadt München ruhig, beschaulich und bescheiden. Wie sich die Blumen und Blüten langsam nach harten Wintermonaten der Sonne entgegen recken, so recken sich die Ruhpoldinger nach der Ruhe dem Geld der Touristen entgegen.



Ruhpolding räkelt sich nach der Winterruhe den Kräften und Säften des Frühlings und der Touristen entgegen.


Die Gebäude in Bayern sind wie für die Ewigkeit gebaut. Bevorzugt bauen die boarischen Eingeborenen mit Holz, welches ihnen seit alten Zeiten zur Verfügung steht. Holz zum Bauen und Brennen holt sich der Bayer aus den Bergen.


Wer als Tourist die boarischen Berge besucht, muss 'naufi' - also den Berg besteigen. Degenerierte Städter nehmen die Seilbahn (Berg-+Talfahrt 18 Euro), die "Echten" schleppen sich schwer über Stunden himmelwärts. Der Blick auf die Karte zeigt: der stundenlange Weg ist steinig, steil und hart.


Doch wem "Gott will rechte Gunst erweisen", den schickt er auf ... den Rauschberg. Die Wunder am Weg begeistern den Wanderer. Schwer gebeugt schleppt sich der alternde Körper Schritt für Schritt, Meter für Meter in die unbarmherzige, gnadenlose Höhe. Das ist Holz....


Die schlank sich in die Höhe reckenden Buchen strahlen noch in jugendlichem, frühlingshaften Glanz. Das ist Holz, was vor den Hütten zu haben, jede junge Bayerin und Bäuerin den Burschen zum Spiel und Zeitvertreib gern drall aus dem Dirndl bietet.





Der greise Baum gemahnt mit grauem Gerippe an unsere verderbliche Vergänglichkeit.


Wie macht das Alter müde und Mühen! Dies zeigt der mürbe Baum, den Wind, Wetter, Sturm, Schnee, Eis, Blitz und Hagelschlag gegerbt haben, bis uns sein trauriges Gerippe ans Ende allen Irdischen erinnert.


Zu Winzigkeit schrumpft der geschundene Wanderer, wenn sich ihm am Grat des Berges Größe zeigt. Mit den verrinden Stunden, der schwindenden Kraft wird dem Wanderer klar, dass diese Berge ewig bleiben, er selbst schon bald vergangen und vergessen wird.


Schwitzend schmilzt Stolz. Das Herz beugt sich demütig. Milde gestimmt teilt der Wanderer sein mageres Mahl mit der hungrigen Kreatur. Doch, ach: auch Krähen sind gemein und egoistisch wie Menschen. So gönnt der Gelbschnabel seinem darbenden Bruder keine krümelige Rosine. Der Erste hackt alles auf. Mit gieriger Gewandheit schnabelt er sich schnell eine um die andere Trockenfrucht in den Schlund. Es kümmert ihn keiner, der hinter ihm wartend hungert. Dem bleibt keine Krume.


Der Bauer schiebt die Karre auf schmalen Brettern zum Berg aus Mist.


Betrübt beschließt der Betrachter, sich mit einer alter Weisheit wie von fernen, finsteren boarischen Bergtälern zu trösten: "Ein jeder kümmere sich um seinen eigenen Mist."
Die Wunder von Berg und Tal erweichen selbst steinerne Herzen. Fromm greift der Wanderer fromme Gedanken auf. Wie ein Gebet erhebt der Wanderer seine Gedanken aus steinernen Wüsten der Städte zu Boarischen Bergbewohner.
Möge der Heilige uns segnen wie das liebe Vieh.
Sonntäglich und fromm versonnen grüßt der Wanderer von dieser holzverkleideten Christus-Kirche aus Inzell.

12 April 2011

Bei die Preissen - aus boarischer Perspektive

------------ Diese Gorch Fock ruht im Hafen von Stralsund. In Stralsund ist die Welt zwar noch nicht zu Ende, denn eine Brücke geht noch rüber nach Rügen. Im Gegensatz zur gut völkischen Gesinnung im boarischen Bergland, wo der Klerus und die CSU Berghöfe seit Generationen besitzen, zeigt schon die Farbe von Häusern wie in Stralsund, wes Geistes Kind die dort am Meer sind! Wer das Glück hat, Eingeborene von dieser Insel zu kennen, kann in köstlichen Kneipengesprächen viel, viel lernen. Beachtlich ist, dass selbst in einer kleinen Kneipe der Rettungsring nicht fehlen darf, ohne den sich Seeleute wohl selbst an Land nicht wohl fühlen. Dieser Felsen in Rügen ist wohl weltberühmt. Sein Name Königstuhl gewährt einen weiteren Eindruck preissischer Eigentümlichkeiten. Junge Männer stritten sich darum, den glatten Kreidefelsen zu erklimmen. Die meisten rutschen freilich ab, fielen auf den Kopf. Manche blieben liegen. Doch wer sich in die schwindelnde Höhe gestemmt hatte, den verehrten die Eingeborenen als König. Dergleichen gefahrvolle Abenteuer bei frischer See und Brise machen hungrig. Statt Weißwürste oder Schwoanshoaxen verzehren die Eingeborenen allerdings eine undefinierbare Suppe. Diese heisst Solenja - oder so ähnlich - und sieht aus, als sei sie schon mal verzehrt worden. Das ist selbstverständlich nicht der Fall! In dieser schmackhaften Salzlauge schwimmen Seefisch-Reste - gewöhnungsbedürftig, doch durchaus essbar. Zudem lässt sich direkt an der Mole nachverfolgen, woher die Menschen ihre eiweißhaltige Nährnahrung beziehen. Weniger weiß man jedoch, was die Menschen ins Meer leiten, dessen Fische sie verzehren. Wieder etwas weiter vom Meer in Richtung von Sachsen-Anhalt wundert sich der Betrachter bei Coswitz an der Fähre über ein STOP-Schild vor dem Elb-Ufer. Wer dies Schild überfährt, geht eben baden. So streng sind dort die Bräuche! Während selbst in boarischen Dörfern die Häuser mit wechselnden Nummern auf beiden Straßenseiten gezählt werden, wechseln die Nummern an der Saale und der Unstrut anscheinend an verschiedenen Seiten des Gewässers. Leider kann die Fähre kein Wohnmobil übersetzen. In Naumburg an der Saale, mit dem Zusammenfluss der Unstrut, schmücken sich einst beachtliche, herrschaftliche Anwesen mit dem edlen Hirschgeweih. Doch einige Anwesen bedürfen noch weiterer Aufbauarbeit West. Dafür ist das Nietzsche-Denkmal wie -Dokumentationszentrum in Naumburg/Saale schon fertig. Staunend steht die Schöne vor dem sinnenden Philosophen. Wahrscheinlich kann sie mehr mit SCHLECKER's Angebot als mit Nietzsches Sätzchen anfangen. Das Geisteserbe wie von Nietzsche, Luther, Bach, Schiller, Goether, Wieland wird eben wie Sakralbauten weitaus besser gepflegt als Plattenbauten, welche zum Teil schon zurückgebaut werden müssen, weil dort die Eingeborenen wohl vermehrt nach Preissen auswandern. Das Bild dokumentiert den Naumburger Dom mit vier Kirchtürmen. Das reiche kulturelle Erbe zeigt sich auch an der Saale. Selbst Bayern, welche sich bis in dies innere Preissen vorwagen, begeistern sich beim Blick vom Gasthof namens Himmelreich auf die Saale- und Rudelburg. Beachtlich, was die Steuergelder wie aus Bayern und Baden-Würtemberg im Aufschwung Ost geschafft haben und noch schaffen!

Berlin und mehr




Der Titel verlinkt auf eine neue Web-Seite von unserer kleinen Frühlingsfahrt über Städte wie Mannheim, Frankfurt, Dortmund, Osnabrück, Brandenburg nach Berlin.




Besonders eindrucksvoll war eine stundenlange Führung durch das stillgelegte Stahlwerk in Brandenburg. Werner hat dort 35 Jahre gearbeitet, oft nahe am Hochofen. Viele seiner Kollegen haben nicht sein Alter mehr erreicht. Auch wenn im herrlichen Frühlingssonnenschein nach noch frostigen Nächten in Bad Essen kein Bad mehr war, so begeistern doch immer wieder diese idylischen Fachwerkorte mit der ihrer dörflichen Ruhe.








Brandenburg bietet an einer belebten Strasse, deren Kopfsteinpflaster die Fahrgeräusche verstärkt, noch attraktiven Wohnraum. Doch zuvor muss der Käufer die denkmalgeschützte Ruine wohl aufwendig restaurieren.







Berlin bietet in Kreuzberg zwar zentral einen Campingplatz im ruhigen Hinterhof. Leider fehlen dort Sanitäranlagen.









Doch dafür liegt das jüdische Museum gleich nahe am Campingplatz. Das segensreiche Schaffen unserer jüdischen Mitbürger dokumentiert dieser verwinkelte Bau mit eindruckvollen Beispielen und Dokumenten. So auch mit einer Reklame der AEG für Leuchtmittel, welche Walther Rathenau als Aussichtsratsvoristzender der AEG ab 1912 prägte. Er fiel einem politischen Fememord 1922 zum Opfer.




Doch nach der Hektik in Berlin beruhigt uns in Burg, bei Magdeburg, ein Platz mit Ruhe und Romantik. Die nächsten Stationen der Reise führen nach Rügen, nach Sassnitz, ans Meer.

06 April 2011

Sassnitz and my Cousins





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In Burg : Schloss wechseln für die Heckklappe 25 Euro
In Sassnitz: Stromausfall - nach langem Test war das Zuleitungskabel als defekt erkannt, doch danach war immer noch die Stromeinspeisung defekt.

In Stralsund: Wechsel der Einleitungs-Steckdose 72,50 Euro