In zwei Wochen haben wir es bis Nicotera geschafft, in knapp drei Wochen bis nach Sizilien. Fünf Tage Rentnerruhe im beschaulichen Corigliano, die 220 Kilometer über die stürmische Bergstrecke auf die westliche Meerseite. Beschauliches Leben bei guter Küche meiner Frau. Und viel Ruhe - ohne Politik, jedenfalls ohne meine Kommentare dazu - soweit als möglich.
Der ruhige Platz in Corigliano hat ganzjährig geöffnet. Letztes Jahr noch feierten wir am Feuer mit drei anderen Rentnern. In diesen fünf Tagen kam es nur zu kurzen Begegnungen. Man plauscht über das Woher und Wohin , das Wielang und über Fahrzeuge. Auffällig, dass die Besitzer neuer Kisten sich scheuen, den Kaufpreis zu nennen. Die Autos sind exorbitant teuer, wobei das Plastik-Gelump schnell den Dienst versagt. Schlägt ein Windstoß eine Ladeklappe zurück, brechen schnell Scharniere raus. Meine elektrische Eintrittstufe fährt nicht mehr ein noch aus. Zur Not hält sie während der Fahrt ein Spanngurt.
Der Kaufhaustempel Auchan (Auerhahn) nahe beim Camp Thurium in Corigliano. Reizvolle Regenbogen verschönern den Himmel.
Während sich meine Frau rührend um unser Essen sorgt, sich als Wisch- und Waschbär vergnügt, so beschäftigt mich mein etwa 25 Jahre altes Fahrrad. Diesem sind die nassen, gesalzenen Straßen am Bamberger Weihnachtsmarkt schlecht bekommen. Die Hinterradbremse greift, lässt nur nicht mehr los. Weder qualifizierte Schrauber in Rom noch in Corrigliano konnten bislang den Schaden beheben. Die Bremse lässt sich nur noch bei eBay als "Retro-Ware" aufspüren. Der Schrauber in Corrigliano wühlte lange nach alten Teilen in seiner prall gefüllten Holzkiste, doch die Shimano-Bremse hat er dabei nicht gefunden. Eine Plastikscheibe, welche den Bremshebel führt, ist gebrochen. Der Schaden hemmt das Getriebe.
Noch vergnüglicher als die Suche nach Fahrradhändlern sind unsere Spaziergänge. Nach vereinzelten Schauern klart es in Corigliano ab Mittag auf, dass wir Strand, Sonne, Wind und Wellen genießen. Doch nach fünf Tagen, die mit 55 Euro für das Camp Thurium einschließlich WiFi und Strom zu Buche schlagen, sind wir wieder auf der Straße.
Wieder verabschiedet uns ein eindrucksvoller Regenbogen, bis wir nach etwa 20 Kilometern die Autobahn A3 Richtung Süden erreichen und zügig Strecke machen. Nach der Mittagspause, wo Mima Schlöckchen mit Schafskäse in der Pfanne brät, stärken uns zwei Cappuccini für 2,60 Euro an der Autobahnraste. Bei strömenden Regen gelangen wir schnell ans Ziel: Nicotera, Camping Village Mimosa. Ab m 15.00 Uhr steht der Wagen wieder an Strom, TV und WiFi.
Hier war es mir vor fast einem Jahr warm genug für das erste Meerbad. Dass wir jetzt 40 Tage früher hier sind, lässt uns das Wetter fühlen. Bei einer Nachttemperatur von 14 Grad müssen wir nicht heizen. Kernlose Mandarinen frisch vom Baum schmecken zuckersüß. Ein benachbartes Paar logiert hier schon seit dem 18. Dezember mit ihrem großen Hund Bruno und einem kleinen Hund sowie einem Schlauchboot. Wir freuen uns auf Radtouren bei besserem Wetter und auf den Valentinstag, meinen 68jährigen Geburtstag. Was mich momentan überhaupt nicht reizt, sind eigene Kommentare zur hoffnungslosen Politik. Denn es gibt genug zu tun.
Das Wetter schenkt mir zu meinen Geburtstagsfreuden am Valentinstag viel Regen. Doch der soll mich nicht hindern, nach opulentem Festmahl mich ins Meer zu stürzen, welches etwa 50 Meter vor unserem Auto rauscht. Das Vergnügen des kalten Bades erhöht anschließend eine heiße Dusche.
Nach dem köstlichen Pfannekuchen am Morgen bereitet meine Holde mittags die original Pasta mit Pepperoni-Pesto, Wein, Kekse. Zwitschernde Vögel, der behäbige Bruno bellte vom Nachbarn herüber. Das Meer rauscht im Hintergrund.
Das Bad am Valentinstag ist mein schönstes Geburtstagsgeschenkt. Solange der Körper mir diese Vergnügen erlaubt, ist die Welt noch in Ordnung. Meine Welt.
Der Rest ist Schweigen.
Lange lässt mich das kalte Wasser das Meer nicht genießen. Zudem stört das Gefühl, sich mit den kalten Muskeln gegen den Strom der Wellen zurück ans Ufer zu kämpfen.
Das prächtige Mittagsmahl vertreibt uns die Zeit. Im Brettspiel Back Gammon bringt es meine Frau zur wahren Meisterschaft, wenn sie mit überlegener Kalkulation meine Steine ins Aus befördert, die sich ihrer Siegesfreude dort versehentlich geopfert haben.
Der ruhige Platz in Corigliano hat ganzjährig geöffnet. Letztes Jahr noch feierten wir am Feuer mit drei anderen Rentnern. In diesen fünf Tagen kam es nur zu kurzen Begegnungen. Man plauscht über das Woher und Wohin , das Wielang und über Fahrzeuge. Auffällig, dass die Besitzer neuer Kisten sich scheuen, den Kaufpreis zu nennen. Die Autos sind exorbitant teuer, wobei das Plastik-Gelump schnell den Dienst versagt. Schlägt ein Windstoß eine Ladeklappe zurück, brechen schnell Scharniere raus. Meine elektrische Eintrittstufe fährt nicht mehr ein noch aus. Zur Not hält sie während der Fahrt ein Spanngurt.
Der Kaufhaustempel Auchan (Auerhahn) nahe beim Camp Thurium in Corigliano. Reizvolle Regenbogen verschönern den Himmel.
Die Drei-Liter-Plastikflasche füllt sich mit Rotwein. Nicht mein Stil, fünf Liter Rotwein für 9,95 Euro zu zapfen. Größer ist mein Genuß von Flaschen, welche knapp 10 Euro kosten. Überraschend guter Geschmack des Weins, der zum Essen besser schmeckt als Wasser.
Beim Spaziergang am Strand hemmt Sand jeden Schritt. Doch wir haben Zeit und Kraft genug. Die frische Brise macht hungrig. Der Abend klingt aus mit einem guten Schluck Rotwein. Wenn die aus München mitgebrachten Lebensmittel verbraucht sind, stellen wir uns vollkommen auf mediterrane Kost um. Meine Frau hat wohl in Sorge, dass es in Italien nichts zu Essen gibt, Kisten von Proviant mitgenommen, der sich nur langsam leert.
Noch vergnüglicher als die Suche nach Fahrradhändlern sind unsere Spaziergänge. Nach vereinzelten Schauern klart es in Corigliano ab Mittag auf, dass wir Strand, Sonne, Wind und Wellen genießen. Doch nach fünf Tagen, die mit 55 Euro für das Camp Thurium einschließlich WiFi und Strom zu Buche schlagen, sind wir wieder auf der Straße.
So leidet unser Luxusleben unter der mangelhaften Trittstufe,
welche sich durch den Elektromotor nicht mehr ein- noch ausfahren lässt. Der nächste Camping-Händler liegt 77 Kilometer weiter
südlich in Reggio Calabria, dessen Adresse allerdings mein Garmin-Navi
nicht kennt. Kleinigkeiten, Kinkerlitzchen - in der Tat! Unsere Freunde Gisi und Klaus hingegen, welche nun schon seit
Oktober 2015 durch Südamerika dieseln, scheuen sich nicht vor den schwierigsten Wegstrecken.
Mit wohligem Schaudern folgt man den beiden
Abenteurern auf ihrer großen Fahrt. Klaus hat sich dafür einige Jahrzehnte mit Allrad-Fahrzeugen wie seinem Hanomag in Lybien wie jetzt auch schon seit einigen Jahren mit seinem 911-Daimler gut vorbereitet. Doch weniger begabte Reisende und weniger gewandte KFZ-Schrauber werden solche Fahrten tunlichst vermeiden. Gisi schreibt:
Gerieten dann aber doch auf die östliche Straße, die alsbald keine mehr war. Natürlich nicht geteert, aber erst mal recht kommod. Es wurde eng beim Überqueren eines Bächleins, war aber noch kein Problem mit diesem Auto. Wir haben uns noch nicht viel dabei gedacht. Und dann kam es Schlag auf Schlag. Alle paar hundert Meter ein neues Hindernis. Umgefallene Bäume im Weg, dicke Äste unter Wagenhöhe, Brückchen über Bäche, die zu schmal für uns waren, sehr steile, enge Auffahrten nach Bachdurchfahrung.Dafür sehen sie in Südamerika ein wahrlich wunderliche Fauna und Flora. Wenn sich dann Reisende dort in ihren wunderbaren, 30 Jahr alten Allrad-LKWs treffen, finden sich alte Bekannte von früheren Reisen.
Das Wetter schenkt mir zu meinen Geburtstagsfreuden am Valentinstag viel Regen. Doch der soll mich nicht hindern, nach opulentem Festmahl mich ins Meer zu stürzen, welches etwa 50 Meter vor unserem Auto rauscht. Das Vergnügen des kalten Bades erhöht anschließend eine heiße Dusche.
Nach dem köstlichen Pfannekuchen am Morgen bereitet meine Holde mittags die original Pasta mit Pepperoni-Pesto, Wein, Kekse. Zwitschernde Vögel, der behäbige Bruno bellte vom Nachbarn herüber. Das Meer rauscht im Hintergrund.
Das Bad am Valentinstag ist mein schönstes Geburtstagsgeschenkt. Solange der Körper mir diese Vergnügen erlaubt, ist die Welt noch in Ordnung. Meine Welt.
Der Rest ist Schweigen.
Lange lässt mich das kalte Wasser das Meer nicht genießen. Zudem stört das Gefühl, sich mit den kalten Muskeln gegen den Strom der Wellen zurück ans Ufer zu kämpfen.
Das prächtige Mittagsmahl vertreibt uns die Zeit. Im Brettspiel Back Gammon bringt es meine Frau zur wahren Meisterschaft, wenn sie mit überlegener Kalkulation meine Steine ins Aus befördert, die sich ihrer Siegesfreude dort versehentlich geopfert haben.
Nach einem Radausflug in wetterfester Kleidung ins nah benachbarte Nest San Ferdinando versinkt die Sonne zwischen Wolken und Wasser. Der rötliche Schimmer lässt auf besseres Wetter hoffen, dass die Wäsche auf der Leine trocknen kann. Während die Maschine sich mit der Wäsche abmüht, welche nach meinem Empfinden noch beinahe Schrank frisch war, meine Finger flink über die Tasten tappen, packt sie schon den Proviant für den beschwerlichen Aufstieg mit dem Rad in das im Berghang gelegene Nicotera.
Nicotera, Museumstadt mit Meerblick
Der Ausdruck "Stadt" ist für das am Berghang klebende Dorf vielleicht übertrieben. Doch bei gefühlt einem halb Dutzend Kirchen und einer Sonnen anbetende Heilige auf dem Hügel scheint mir Mimas begeisterter Ausdruck "Museumstadt"passend. Die Straßen sind steil und eng, manche wohl vor Jahrhunderten nur für Vierbeiner passierbar, die Lasten in die Höhe schafften. Die Blumen strecken sich nach dem gestrigen Regen mit der Pracht eines Feuerwerks der Sonne entgegen. Die Eidechsen huschen die Mauern hinauf. Selbst einige Frauen sieht man in den Straßen, in denen sonst meistens Männer, jenseits beruflicher Verwertbarkeit, miteinander plaudern. Einige schmale Hütten in Nicotera sind zu verkaufen, manche so eng, dass man kein Bett quer darin aufstellen kann. Zudem stammen einige aus den Jahrhunderten, als man an der Hauswand an einem Eisenring den Esel anbinden konnte. Solche Hütten brauchen keine Garage.
Die Kamera schafft es nicht, uns beide im Spiegel so abzubilden, wie wir uns darin gesehen haben.
Die Aussparungen in der Hauswand dienten beim Bau dazu, das Holzgerüst zu halten. Mit der gleichen Technik sind im Mittelalter Hochhäuser wie gotische Hallenkirchen entstanden.
In dem grünen Orangenhain am Meer liegt unser lauschiges, ruhiges Camp Mimosa.
Diese Straße in Nicotera kann noch ein Moped befahren, sonst kaum etwas.
Den Sonnenschein nutzen auch andere Frauen zur großen Wäsche.
Wie berauscht blicken wir hinunter auf das Meer, schauen verträumt den trunken taumelnden Schmetterlingen nach, dösen wie Katzen ein wenig in der Sonne und sausen danach mit dem Rad zum Capuccino.
Wir radeln gegen die Einbahnstraße, müssen uns dann vor dem Gegenverkehr in Hauseingängen dünn machen.
Die Kamera schafft es nicht, uns beide im Spiegel so abzubilden, wie wir uns darin gesehen haben.
Die Aussparungen in der Hauswand dienten beim Bau dazu, das Holzgerüst zu halten. Mit der gleichen Technik sind im Mittelalter Hochhäuser wie gotische Hallenkirchen entstanden.
In dem grünen Orangenhain am Meer liegt unser lauschiges, ruhiges Camp Mimosa.
Diese Straße in Nicotera kann noch ein Moped befahren, sonst kaum etwas.
Den Sonnenschein nutzen auch andere Frauen zur großen Wäsche.
Wie berauscht blicken wir hinunter auf das Meer, schauen verträumt den trunken taumelnden Schmetterlingen nach, dösen wie Katzen ein wenig in der Sonne und sausen danach mit dem Rad zum Capuccino.
Wir radeln gegen die Einbahnstraße, müssen uns dann vor dem Gegenverkehr in Hauseingängen dünn machen.
Meine Frau hat ihre Lehre als Gärtnerin im Tropenhaus im botanischen Garten in Heidelberg absolviert. Von dieser Zeit kennt sie noch die meisten der Pflanzen, deren fremdartige Namen mir noch fremder sind als ihr das Internet. Der wunderbare Ausflug endet mit einem kühlen Meerbad am Camp, welches mit den aufgewühlten Wellen mir einige Ansprüche beim Schwimmen abverlangt.
Erster Blick auf Sizilien von der Autobahnraststätte
Mittagsrast mit Meerbad und anschließender Dusche am Auto. Anders lässt sich Sand kaum von den Füßen entfernen.
Strandgut: Hier lässt sich ein Holzklotz als Ersatz für die Trittstufe finden.
Reparatur der Trittstufe
Der Elektromotor bewegt nicht mehr die Trittstufe. Wir haben vom Nachbarn über das TomTom-Navi die Koordinaten von 5ZETA in der Via RAVAGNESE Sup. 156 in Reggio di Calabria heraus bekommen. Unser Garmin-Navi kennt in Reggio di Calabria nur noch Vororte, keine Straßen mehr. Die 77 Kilometer über die Autobahn waren leicht zu schaffen. Ein erster Blick auf Sizilien lässt uns auf glückliche Fortsetzung mit funktionierender Trittstufe hoffen. Ein fingerdicker Metallbolzen war einfach abgeschert. Unerklärlich wie. Die Werkstatt hat nicht das passende Ersatzteil, muss den Bolzen extra fräsen lassen. Alberto, der Werkstattmeister, hofft, dass die Einzelanfertigung in ein, zwei Tagen für etwa 50 bis 60 Euro zu machen sei. Das Camp Villagio La Quiete in Scina di Palmi war geschlossen. Wir nutzen den Platz für eine Mittagsrast mit Meerblick und Bad. 20 Kilometer weiter nördlich über die zerschundenen Landstraßen fanden wir dann wieder unsere gute Unterkunft im Camp Mimosa bei Nicotera, hervorragend geführt und ausgeschildert. Um den Zutritt zum Wagen auch ohne Trittstufe zu erleichtern, fanden wir am Strand einen passenden Holzklotz.
Erster Blick auf Sizilien von der Autobahnraststätte
Mittagsrast mit Meerbad und anschließender Dusche am Auto. Anders lässt sich Sand kaum von den Füßen entfernen.
Abendstimmung am Camp in Nicotera
Kommt Krieg?
Es lässt sich nicht vermeiden, dass die Nachrichten mir schwere Gedanken machen. Kein schöner Text zu meinem Geburtstag, dem Valentinstag, wobei der Autor sich durch genaue Sachkenntnis auszeichnet.
Während Akif Pirincci noch von "Umvolkung" durch unsere lieben Flülis phantasiert, sehen andere schon die "Entvolkung" durch kriegerische Dezimierung, hier wie anderswo, in mehr und mehr Ländern. Doch den Deutschen im allgemeinen, den Bayern im besondern und Don Alphonso ganz speziell plagen andere Sorgen.
In phantasievollen Manierismen arbeitet Don Alphonso das Beste aus Bayern gegen die beschissenen Berliner heraus und schreibt:
Derzeit hier in Kalabrien, 70 Kilometer vor Reggio di Calabria am Meer verteilt sich Müll, Plastik in allerlei Formen und Farben, zerschlagene Bildschirme, Flaschen, Rasierklingen, Ölkanister, ausgerissene Puppenbeine, Gummischlappen, Handschuhe, zerfetzte Kleidungstücke, abgefahrene Reifen, Holz, platzende Orangen, zerfledderte Tauben, verrostete Gasflaschen, aufgedunsene Köterkörper, plattgefahrene Igel und Schlangen, Wurzelstöcke bis zu Baumstämmen, Klobrillen, all das, was das Herz nicht mehr begehrt in schöner Unregelmäßigkeit über Strand, Stadt und Land. Meine Frau schüttelte sich anfangs etwas unbehaglich und verbellte den Dreck. Doch sie ist erstmals hier. „Da gewöhnt man sich dran“, und in der Tat, heute ist das kein Thema mehr. Das alles liegt hier rum zwischen Nicotera und San Fernandino, einer gesegneten Gegend, um als Rentner im Wohnmobil DSchland im Winter zu überstehen. Dass Städter wie in Palermo dann noch zum Müll akustisch die Umwelt belasten und stören, Kleinigkeiten, Kinkerlitzchen! Man genieße Städte in Marokko, wo die Bürschchen der Oberschicht nach der Schulen mit Freuden ihre Limonandenflaschen auf der Straße zerschlagen. Man erinnert die Freundesbesuche in Teheran zu Shah-Zeiten. Dort entsorgten die Bürger ihren Müll im Innenhof ihrer Wohnhaussiedlung und brannten beizeiten das modernde Plastik in schwarzen Rauchschwaden ab. Oder das Beste die indische Müllentsorgungen: Kühe im Range von Heiligen fressen vegetarische Abfälle, Ratten fressen verwesendes Fleisch, Katzen fressen Ratten. Und Unberührbare niederster Kasten sammlen Blechdosen, die sie platt schlagen und in Bündeln als Wertstoff verkaufen. Die Sozialisation vom bayrischen Bauern zum behäbigen Stimmvieh und Gourmet von artigem Zeilengefuzzel wie diesem oder andern Schreibtischfuzzis ist ein Luxus, der uns hoffentlich noch recht lange bespaßt.
Schon im südlichen Kalabrien, keine 1500 Kilometer von München, sieht man verlassenen Verfall. Touristisch erfreulich, wenn sich wir uns als Paar für sechs Euro mit einer schmackhaften vegetarischem Pizza plus Bier in angenehmer Umgebung sättigen. Gut, wir essen mit den Fingern, trinken das Bier aus Plastikbechern. Bei den Löhnen in dem Hafenstädtchen San Ferdinando, den angebotenen Freizeit-Freuden wie einem Billard, kichernden Mädchen mit braunlockigem Langhaar und pöbelnden Burschen mit windschnittigem Stoppelhaaren, einer heiser bimmelnden Glocke, die kaum Kirchgänger anlockt, da freut sich der Reisende nach wenigen Tagen auf die nächste, schöne, beschauliche, kleine Stadt in Süditalien oder besser noch in Sizilien.
Das Geländer der Brücke ist schon in den Fluß gefallen. Die Fabrik am andern Ufer verfällt seit Jahrzehnten.
Dottor Pugliese praktiziert nicht mehr. In San Ferdinando haben Rentner mehr Zeit, die hier kein Geld ist.
An manchen der Gebäude ohne Fenster hängt Wäsche zum Trocknen.
Luxuriöses Rentnerleben auf bescheidenen sechs mal zwei Meter. Das Paar aus Luxemburg logiert seit 18. Dezember in der Camping Village Mimosa. Frauchen krault ihren Wachhund Bruno.
Das Löschflugzeug trainiert für den Sommer. Mit dröhnenden Motoren rauscht es knapp über dem Meer, nimmt Wasser auf, und bläst die volle Ladung wenige Sekunden später wieder ins Meer.
Das Fabrikgebäude wartet auf seine Fertigstellung. Vielleicht hat der Bauherr mittlerweile es sich auch anders überlegt.
In phantasievollen Manierismen arbeitet Don Alphonso das Beste aus Bayern gegen die beschissenen Berliner heraus und schreibt:
Auf fünf Kilometer in Berlin hätte ich ARD-oktoberfestlügenstatistisch 9 alte Kühlschränke, 70 Matratzen, 24 Sofas, 92.779 Stücke Plastikmüll, 42 Dealer mit afrikanischer Herkunft, 27 angekettete Fahrradleichen und Dutzende hilfsbereite Jugendliche gefunden, die mir für 200 Euro ein ganzes neues Rad beschafft hätten, dauert nur zehn Minuten Batschi. Man wird sich also zumindest darauf einigen können, dass die Vorstellungen von „ausreichender Sauberkeit“ in Deutschland weit auseinander liegen. Aber wir müssen auch sehen, dass ein ordentlicher Bayer im Slum an der Lage nichts verschlimmert. Umgekehrt wäre das ganz anders. Und deshalb möchte ich hier die Frage aufwerfen, ob großstädtisch entsozialisierte Leute – eine Personengruppe, in der sich viele Wasmitmedienmachende finden – wirklich den richtigen ethischen Rahmen kennen, der in dieser Frage bei uns die Grundlage jeder Debatte ist.Alles eine infra-strukturelle Frage, werter Don Alphonso! Ohne Moos nichts los. Da kommt nicht mal mehr die Müllabfuhr, kein Polizist kommt bestohlenen, vergewaltigten Opfern zu Hilfe, die Feuerwehr rückt verspätet aus, das Unfallopfer blutet auf der Straße aus, bevor der Notarzt kommt.
Derzeit hier in Kalabrien, 70 Kilometer vor Reggio di Calabria am Meer verteilt sich Müll, Plastik in allerlei Formen und Farben, zerschlagene Bildschirme, Flaschen, Rasierklingen, Ölkanister, ausgerissene Puppenbeine, Gummischlappen, Handschuhe, zerfetzte Kleidungstücke, abgefahrene Reifen, Holz, platzende Orangen, zerfledderte Tauben, verrostete Gasflaschen, aufgedunsene Köterkörper, plattgefahrene Igel und Schlangen, Wurzelstöcke bis zu Baumstämmen, Klobrillen, all das, was das Herz nicht mehr begehrt in schöner Unregelmäßigkeit über Strand, Stadt und Land. Meine Frau schüttelte sich anfangs etwas unbehaglich und verbellte den Dreck. Doch sie ist erstmals hier. „Da gewöhnt man sich dran“, und in der Tat, heute ist das kein Thema mehr. Das alles liegt hier rum zwischen Nicotera und San Fernandino, einer gesegneten Gegend, um als Rentner im Wohnmobil DSchland im Winter zu überstehen. Dass Städter wie in Palermo dann noch zum Müll akustisch die Umwelt belasten und stören, Kleinigkeiten, Kinkerlitzchen! Man genieße Städte in Marokko, wo die Bürschchen der Oberschicht nach der Schulen mit Freuden ihre Limonandenflaschen auf der Straße zerschlagen. Man erinnert die Freundesbesuche in Teheran zu Shah-Zeiten. Dort entsorgten die Bürger ihren Müll im Innenhof ihrer Wohnhaussiedlung und brannten beizeiten das modernde Plastik in schwarzen Rauchschwaden ab. Oder das Beste die indische Müllentsorgungen: Kühe im Range von Heiligen fressen vegetarische Abfälle, Ratten fressen verwesendes Fleisch, Katzen fressen Ratten. Und Unberührbare niederster Kasten sammlen Blechdosen, die sie platt schlagen und in Bündeln als Wertstoff verkaufen. Die Sozialisation vom bayrischen Bauern zum behäbigen Stimmvieh und Gourmet von artigem Zeilengefuzzel wie diesem oder andern Schreibtischfuzzis ist ein Luxus, der uns hoffentlich noch recht lange bespaßt.
Schon im südlichen Kalabrien, keine 1500 Kilometer von München, sieht man verlassenen Verfall. Touristisch erfreulich, wenn sich wir uns als Paar für sechs Euro mit einer schmackhaften vegetarischem Pizza plus Bier in angenehmer Umgebung sättigen. Gut, wir essen mit den Fingern, trinken das Bier aus Plastikbechern. Bei den Löhnen in dem Hafenstädtchen San Ferdinando, den angebotenen Freizeit-Freuden wie einem Billard, kichernden Mädchen mit braunlockigem Langhaar und pöbelnden Burschen mit windschnittigem Stoppelhaaren, einer heiser bimmelnden Glocke, die kaum Kirchgänger anlockt, da freut sich der Reisende nach wenigen Tagen auf die nächste, schöne, beschauliche, kleine Stadt in Süditalien oder besser noch in Sizilien.
Das Geländer der Brücke ist schon in den Fluß gefallen. Die Fabrik am andern Ufer verfällt seit Jahrzehnten.
An manchen der Gebäude ohne Fenster hängt Wäsche zum Trocknen.
Luxuriöses Rentnerleben auf bescheidenen sechs mal zwei Meter. Das Paar aus Luxemburg logiert seit 18. Dezember in der Camping Village Mimosa. Frauchen krault ihren Wachhund Bruno.
Das Löschflugzeug trainiert für den Sommer. Mit dröhnenden Motoren rauscht es knapp über dem Meer, nimmt Wasser auf, und bläst die volle Ladung wenige Sekunden später wieder ins Meer.
Das Fabrikgebäude wartet auf seine Fertigstellung. Vielleicht hat der Bauherr mittlerweile es sich auch anders überlegt.
Radfahren macht hungrig. Wir zerreissen die Beute mit unseren Pfoten. Die Burschen am Billard wiederholen "Buon Appetit" - mit immer länger gezogenem "I". Die Mädchen untermalen die Lautkulisse mit weiblichem Balzen. Eine Plastikbedeckung schützt die Kaschemme vor Sonne und Regen, in Farbe und Form von Dachziegeln. Die Wand ist aus Brettern, darüber Scheiben im Stil von Plastik. Doch die Pizza schmeckt gut.
Anderntags mussten wir fast den ganzen Tag schwere Stürme mit Regenschauern über uns ergehen lassen. Erst abends klarte es zu unserem kleinen Spaziergang auf, wo uns die Plantage mit Mandarinen versorgte. Immerhin waren wir so gut erholt nach sechs Nächten in Nicotera, dass wir entspannt die Reparatur der Treppe in Reggio Calabria und die Überfahrt nach Messina angehen konnten. Die Reparatur der Treppe kostete 140 Euro, die Überfahrt von San Giovanni nach Messina 99 Euro. Das Ticket ist drei Monate gültig. Nach weiteren 60 Kilometer hatten wir unser Ziel erreicht, wo es mir Anfang Mai 2015 schon zu heiß geworden war. Jetzt ist die Temperatur mit 18 Grad angenehm, das Meer erfrischend kühl.
Die Autobahn vor Reggio Calabria führt in 400 Meter Höhe über abenteuerliche Viadukte und durch unzählige Tunnel.
Von vierspurigen Schnellstraße über Reggio führt eine scharfe Abzweigung direkt auf den Parkplatz zu Lidl.
Das ist nun der eigens angefertigte Bolzen, der mit 100 Euro der teuerste Teil der Reparatur war.
Wie dieser starke Metallbolzen, welche die Treppe bewegt, brechen konnte, ist mir ein Rätsel.
Das Schiff kommt von Messina und bringt uns auf die Insel.
Die kurze Überfahrt lässt uns gerade Zeit für einen Capuccino.
Gardini-Naxos: Hier überwintern etliche Womo-Fahrer aus nördlichen Gefilden.
Die Autobahn vor Reggio Calabria führt in 400 Meter Höhe über abenteuerliche Viadukte und durch unzählige Tunnel.
Von vierspurigen Schnellstraße über Reggio führt eine scharfe Abzweigung direkt auf den Parkplatz zu Lidl.
Das ist nun der eigens angefertigte Bolzen, der mit 100 Euro der teuerste Teil der Reparatur war.
Wie dieser starke Metallbolzen, welche die Treppe bewegt, brechen konnte, ist mir ein Rätsel.
Das Schiff kommt von Messina und bringt uns auf die Insel.
Die kurze Überfahrt lässt uns gerade Zeit für einen Capuccino.
Gardini-Naxos: Hier überwintern etliche Womo-Fahrer aus nördlichen Gefilden.
Die Abendsonne über den Bergen verzaubert das wunderbare Städtchen Taormina. Die Dame am Camp Aurelia erkannte mich vom vorigen Mai. Doch im Gegensatz zu früheren Blog-Berichten ist mir die Lust vergangen, die politische Pest zu kommentieren. Es mag daran liegen, dass mich meine Frau auf andere Gedanken bringt. Es mag auch daran liegen, dass jede Parteinahme für die eine oder andere Sache zunehmend sinnlos erscheint.
1 Kommentar:
Naja, so sinnlos wie Du in Deinem Bericht anmerkst, ist es nicht, seine persönliche (gesellschafts-)politische Meinung in das WWW zu blasen. Aber ich verstehe es bestens, wenn Du keine Lust dazu hast. Sinnvoller erscheint auch mir das Abenteuer Leben mit der eigenen Frau so intensiv und entspannt wie eben möglich zu genießen.
Ein bisschen "politisch" ist es wahrscheinlich auch, wenn ich jetzt schreibe, dass ich den Eindruck habe, dass ihr beiden fast alleine auf der Welt in Italien unterwegs zu sein scheint. Diesen Eindruck vermitteln mir vor allem die Fotos...
Wobei ich es nicht als negativ empfinde, wenn man so alleine und relativ ungestört unterwegs ist. Ich finde, so sieht und "riecht" man viel mehr.
Ob das das Foto mit der geschlossenen Bar in Nicotera ist, die Farmacia des Dottore Pugliese oder die Brücke mit dem fehlenden Geländer Teil; diese und andere Bilder von Dir beeindrucken mich schon sehr. Sie vermitteln eine Stimmung von Früher, von Entwicklung und Verfall, von einem einst "anderen Leben"....
Ich bin allerdings auch ein Fan von heute so genannten Lost Places, wandle selbst gerne auf den Spuren einstigen Lebens... MANCHES erscheint mir damals dann doch besser als heute gewesen zu sein. So etwas wie ich kann man natürlich nur sagen, wenn man ein Stück weit "damals" schon das Leben spüren konnte. Jüngere Menschen werden das anders als ich sehen, allenfalls als "Theoretiker" sich äußern können.
C est la vie ...
Oh Mann....und dann beneide ich euch um Pizza und Pasta, es gibt auf der Welt keine bessere als direkt in Italy. Das habe ich in verschiedenen Regionen Italiens immer wieder feststellen dürfen. Selbst in der vermeintlich schäbigst (aussehenden!) Kascheme habe ich qualitativ besser gegessen, als im teuersten Italo-Ristorante in Old Germoney.
Ein Teil Deines Berichts erinnert mich übrigens auch an mein eigenes Leben in der Ecke Kroatiens, in der ich mich derzeit "versteckt" halte.
Doch noch kurz zur Leben und Armut, wie ich beides beobachte (politisch):
Es "beißt" sich auf den ersten Blick meine Feststellung: Die Leute hier in Kroatien können trotz teilweise unglaublich ärmlichen Lebensumständen noch Gaststätten besuchen, dort etwas essen und trinken. Natürlich machen es viele trotzdem nicht, aber die Lokale sind im Vergleich zu den Gastwirtschaften in D um einiges stärker besucht. Ich habe das in Tschechien schon beobachtet, dort treffen sich auch noch viel mehr Menschen in Lokalen. Liegt wohl auch daran, dass sich die Preise zwischen Selbsteinkauf im Supermarkt und Kneipe nicht so sehr unterscheiden wie in Deutschland. Die Dienstleistungs-Kosten sind äußerst preiswert. Von gerecht oder fair will ich nicht reden...
Aber all das ist politisch so gewollt. In D zu arbeiten und Geld zu verdienen, ist ja auch längst nicht mehr das, was es mal war. Und scheinbar immer noch besser als in Süditalien, Kroatien, Polen, und Rumänien, Bulgarien etc. sowieso.
SO MACHT man die vermeintlich Vereinigten Staaten von Europa. DAS ist der Plan. 100%tig!
Was will ich mit meinem heutigen Kommentar eigentlich sagen?
Hauptsächlich, dass ich euch weiterhin sehr gerne und voller "Neid" auf der Reise in Italien begleite. Da packt einen doch das Fernweh...
Erinnerungen werden wach, die einfach nur schön sind.
Ich äußere mich hier zwar wie ein uralter Sack schon, obwohl ich mich gar nicht so fühle (wenn doch mal, dann liegt das am Verhalten von vermeintlich Unsterblichen), aber bin ja nicht mal ganz so "alt" wie der Autor des Reiseberichts hier. Irgendwie verrückt.... aber die Beschreibung der Dinge durch "n0by" ähnelt sehr stark dem, was ich erlebt habe, sehe und denke... Esoteriker und manch ein Grüner würde jetzt Schubladen aufmachen, und von Seelenverwandtschaft etc. reden.
Nein, ich glaube, dass einem alternden Mensch mit Lebenserfahrung und offenen Sinnen für seine Umwelt, es ein Bedürfnis ist, auf seltsame und teils rückwärtsgewandte Entwicklungen in der Gesellschaft aufmerksam zu machen.
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