Die überwältigenden Eindrücke der Siebenmillionen Stadt Petersburg sollte man selber erleben. Wenn meine Bilder Lust machen, nach Petersburg zu reisen, hat dieser Blog genug getan.
Das erste kleine Abenteuer ist die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln von unserem Camp nach Petershof.
Manche Metrostationen in Petersburg wie in Moskau sind allein schon einen Besuch wert. Hier glänzt die Station Awtowo, auch als Avtovo geschrieben, mit Prunk und Pracht. Von dort befördern uns Busse zum Schloß Peterhof. Die öffentlichen Verkehrsmittel schütteln uns dazu gut zwei Stunden durch, doch die Reise ist es wert.
Eine Reisegruppe Chinesen zieht von Peking mit Wohnwagen und weiteren Fahrzeugen bis nach Europa. Solche Fernreisenden halten sich allerdings nicht länger auf dem Camp in Petersburg auf.
Wir erreichen Schloß Peterhof bei strahlend blauem Himmel. Eine leichte Brise kühlt vom Meer.
Für den Neptunbrunnen haben sich Rösser mit Flossen gewappnet.
Was für ein Tag zum Abschluß unserer ersten Woche in St. Petersburg! Strahlender Sonnenschein, Unternehmungslust und die Wegbeschreibung verhelfen uns zu einem unvergesslichen Ausflug. Im riesigen 55 Hektar großen Gelände von Schloß Peterhof verbringen wir Stunden. Die Mittagshitze verdösen wir an einem schattigen Platz unter Bäumen am Meer.
Das Gold der Statuen glänzt, die Fontänen glitzern. Die Sonnenstrahlen brechen sich zu Regenbogen.
Samson reißt dem Löwen den Rachen auf.
Touristen aus aller Welt wie Asiaten und Inder bestaunen die unwirklich schöne Pracht.
Auf der anderen Seite des Meerbusens reckt sich ein Hochhaus in die Höhe, an dessen Wänden noch Kräne kleben.
Am Spaßbrunnen vergnügen sich die Kinder. Das Mädchen gehen mutig voran, auch wenn es nicht mit trockener Haut auf die Bank gelangt.
Wieder kämpft ein Held mit einem Ungeheuer, während die Schildkröten Wasser speien.
In der Orangerie stärken sich Touristen für weitere Stunden im herrlichen Park.
Zum krönenden Abschluß unseres Besuches genießen wir Pracht und Stille in der Schloßkapelle.
Die russische Fahne bläht sich in der sanften Brise, die vom Meer kühlend über das Land streicht. Ein Freund aus Paris hält Schloss Petershof zwar nur für einen zweiten, schlechteren Abklatsch von Versailles. Doch uns, wie tausenden Schaulustigen, begeistert die Pracht, der Sonnenschein, die Skulpturen und Springbrunnen, einfach die kunstvoll komponierte Anlage. Bis 1917 gehörte die Residenz der russischen Kaiserfamilie, die mit der Revolution alles verlor - auch ihr Leben.
Dort steht geschrieben: "PETER der GROSE KAYSER und SELBSTHERSCHER von gantz Russland, gebohren d. 31. May 1672 nahm zur Regierung 1862. Starb d. 28. Jan. 1725"
Dies ist nun die köstliche Schloßkapelle. Um den dreidimensional erscheinenden Parkettboden nicht zu beschädigen, bekommen wir Überzieher für unsere Schuhe.
Unser Ticket berechtigte uns für den unteren Garten, der zum Meer führt und zum Besuch von einem Museum. Für mehr hätte unsere Kraft ohnehin nicht gereicht. Als Museum galt dann der Besuch der Schloßkirche. Die Pracht unter dem Zwiebelturmdach mit den vier aufgesetzten Turmhüten ist einfach umwerfend.
Sogar ruhige Plätze ohne Springbrunnen und ohne Besucher lassen sich in dem Park finden.
Bis wir es erschöpft wieder zu unserem Auto geschafft haben, sind elf Stunden vergangen. Zumindest der Rückweg von Schloß Peterhof haben wir in einer halbstündigen Bootsfahrt in einem Tragflügelboot genossen. Das Boot setzte uns nah an der Eremitage ab. Vom Boot aus sahen wir die Stadt von einer anderes Seite.
Deutlich sichtbar ragen an beiden Seiten des phallisch sich reckenden Turmhauses die Kräne hervor.
Die Touristen auf Kreuzfahrschiffen sind nicht zu beneiden. Zu Hunderten karren Busse die Menschen an die Sehenwürdigkeiten heran. Hinter Führer mit hochgereckten Zeichen hetzen Menschengruppen durch die Wunderwelt der Museen.
Unser Tragflügelboot rauscht über den finnischen Meerbusen die Newa hinauf. Neubausiedlungen entstehen am Ufer. Begehrte Wohnlage sind teuer. In der Metro preisen Plakate Wohnungen an, die 2,5 Millionen Rubel kosten.
Angelandet begrüßt uns dieser freundliche Löwe, der, wie die Architektur der Plätze und Bauten, Respekt einflößt.
Die Petersburger feiern den Sommer mit Musik und Straßenfesten, Verkaufsbuden und viel, viel Trubel. Die Touristen pumpen Unsummen in die Stadt. Vorstellbar, dass die Preise sich jedes Jahr um einige Prozent steigern.
Wie so oft passt der Mann zur Maschine, wie Hundchen zu Frauchen und Herrchen.
Auch martialisch gekleidete Motorradfahrer, die in Gangs durch die Straßen dröhnen, stehen in friedlichen Gruppen zusammen. Von ihnen geht nichts Bedrohliches aus.
Übersättigt von Trubel erholen wir uns in einem der zahllosen Restaurants und schöpfen Kraft für den Heimweg in der ratternden Metro.
Die Abendsonne lässt die goldenen Zwiebeln der Auferstehungskirche strahlen. Nach diesem überaus anstrengenden Tag haben wir uns anderntags etwas Ruhe verdient. Doch auch der nächste Tag läuft wieder darauf hinaus, gefühlt zehn Kilometer zu marschieren, obgleich wir mit dem Bus- und Trolley-Busnetz, der Trambahn wie der Metro immer vertrauter werden.
Der Prozedur, in der Bank Geld zu wechseln, weichen wir nach zweimaliger Erfahrung aus: Die Wechselstube rückt leichter Rubel raus. Eine Achtung einflößende, gewichtige Dame in ihrem Banksessel begutachtete kritisch unsere Geldscheine, gab mehrere zurück. Dies Theater gibt es nicht in Wechselstuben, jedenfalls war mir dies bislang dort nicht vorgekommen.
Mit Taschen voller Geld aus unserem kapitalistischen Wohlstandsystem huldigen wir dem Heiligendenkmal der kommunistischen Weltreligion: Karl Marx.
Wer ist das nun wieder? Der Herr blickt mit besorgter Miene auf uns herab. Die Bartmode damals erinnert an die heutige Mode salafistischer Moslems.
Vor der Smolny-Kathedrale heiratet ein Paar standesgemäß. Dass dazu ein XXL-Hummer als Hochzeitskutsche dient, zeigt irgendwie die Sehnsucht nach kapitalistem Kult - zumindest solchen Gütern.
Die Renovierung in der Smolny-Kathedrale läuft auf vollen Touren. Mich reizt der Blick über die Stadt von einem der Kirchtürme. Mit einer milden Spende von 150 Rubeln, etwa drei Euro, gewährt man mir den Aufstieg in die 50 Meter hohe Kuppel. Stephanie erbeutet eine CD mit kultischen Gesängen, deren Mantra artiges Salbadern in endlosen Litaneien mit abwechselndem Chorgesang uns am Abend entspannen.
Wie meist in meinem Vorhaben "Rentners Rummelplatz Reisen" lohnt auch der Weg auf die Kuppel wieder das Ziel.
Leider beginnt die zweite Petersburger Woche für meine geliebte Frau mit einem nächtlichen Kampf gegen Mücken. Die zum Angriff summenden Biester rauben ihr den Schlaf - mir mit. Anderntags ist sie fertig und lässt mich allein zur Gedenkstätte Piskarjowskoje ziehen und genießt einen Ruhetag.
.
Obgleich die Fahrt mit gerade einmal 16 Kilometer kürzer ist als vom Camp zum Schloß Peterhof, muss man doch anderthalb Stunden für die Strecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln rechnen. Mit zwei Metros geht es bis zur Metro-Station Ploshchad Muzhestva. In Kyrillisch machen sich die Namen noch viel besser.
Um dringende Bedürfnisse zu befriedigen, muss man passendes Kleingeld bereit halten, im Beispiel 35 Rubel, etwa 50 Cents. An Arbeitskräften mangelt es nicht. Jeder Bus beschäftigt einen Kondukteur, weiblich oder männlich. In jeder Toilette wacht eine Dame darüber, dass sich niemand ohne zu zahlen einschleicht. In Kaufhäuser arbeiten viele Menschen in kleinen einzelnen, voneinander unabhängigen Geschäften. An einen Laden mit Taschen schließt sich ein Lebensmittelgeschäft an. Neben den Süßwaren liegen im nächsten Fenster verschiedene Käsesorten. Fleisch, Fisch, Kuchen, Teigtaschen, Gemüse, Obst, Tee und Delikatessen verwöhnen auch anspruchsvolle Kunden.
Die Dame von der Info hatte mir Metro- und Buslinien aufgeschrieben, um zur Gedenkstätte zu kommen. Von der Metrostation fahren Busse mit den Nummern 80, 132 und 138 zur Gedenkstätte. Wenn der innerer Kompaß die Richtung nicht peilt, muss man eben die Straßenseite und Buslinie wechseln. Auf meinen Wunsch hatte mir die Dame der Info den Namen der Gedenkstätte auch in Kyrillisch notiert. So konnte mir ein Ortskundiger den Weg weisen.
Bei Busfahrten bekommt der Reisende besser mit, wie die Menschen sich in der Stadt versorgen - beispielsweise mit hübschen Lädchen, Dönerbuden und kleinen Restaurants.
Wie überall in Russland regeln strenge Vorschriften das Verhalten an Plätze, Orten, in Kirchen, Behörden, Banken, Poststellen u.dgl.. Wo, wie auf dem Piskarjowskoe-Gedenkfriedhof, etwa 450.000 Leningrader eine Gedenk- und Ruhestätte gefunden haben, merkt man die drückende Ausstrahlung. Traurige Musik beschallt die Anlage. Die Belagerung Leningrads vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 hat sich kollektiv in das Gedächtnis der Menschen eingraviert. Die Gedenkstätte hat ihren Platz im Weltkulturerbe gefunden.
Man muss bedenken, dass unter jedem dieser Hügelbeete die Gebeine von Tausenden Hunger- und Kriegstoten liegen. Mir ist keine Kultstätte in Deutschland bekannte, welche unserer Gefallenen mit Würde, Anstand und Mitgefühl gedenkt. Doch politische Seitenhiebe wie zum Rheinwiesenlager sollen diesmal entfallen.
Neben Tausenden, wenn nicht Hundertausend anonym Bestatteter gibt es für einige wenige Grabsteine mit Namen, Jahr der Geburt und des Todes. Vieleicht gerade mal eine Handvoll Menschen hat ihrer Vorfahren mit Schildern wie bei diesem jungen Matrosen gedacht.
Wie meine Frau daheim im Camp am Auto sich Ruhe gönnt, so verwöhnt mich mein Ausflug auch mit viel Ruhe. Auf schattigen Bänken in der Gedenkstätte ist man schon dem Lärm der Großstadt entflohen. An der Metrostation gibt es ein kleines Restaurant. Der Salat kostet etwa zweieinhalb Euro, 153 Rubel. Danach geht es wieder in die Metro. Doch der Name der dritten Station reizt mich, wieder aus den Tiefen der U-Bahnschächte mich wieder ans Licht auf den endlosen Treppen rollen zu lassen. Denn die Station heißt Ploschad Lenina. So sieht der Platz an der Newa dann auch aus.
Gleichzeitig ist diese Metrostation auch der Bahnhof für die Züge nach Finnland, wenn denn der Name Finlyandsky Railway Station hält, was er verspricht.
Nachdem meine dem heimischen Kapitalismus sauer abgerungene Rentne mich nun mit den nötigen Rubeln gestern schon dem kommunistischen Heiligen Karl Marx hat huldigen lassen, wird wohl heute der Heilige Lenin sich mit einem Segen für mich nicht lumpen lassen. Andere Heilige wie weiland Stalin selig sind ja wohl aus der Mode gekommen. Deren Dokumente fristen wie im Budapester Momento-Park ein eher traurig-beschlauchliches Dasein. Aber man kann nie wissen, wie sich die Dinge entwickeln und was noch kommt.
Aber, verdammt noch mal, sollte mir denn kein Blog-Bericht gelingen, ohne mich in politische Abgründe hetzend zu verlieren? Nur einer geht noch, weil mich diese Parteiwerbung doch lächeln ließ in ihrer Absurdität.
Den schaurigen Kitzel von Gewalt, Kampf und Untergang, den heute Filme darstellen, haben zuvor Künstler mit ihren Werken dem Betrachter geschenkt. Hier stellt man sich auf großflächiger Leinwand auf die "letzten Stunden von Pompejii" ein.
Wenn der Leser stundenlang bei meinen Stories von St. Petersburg verweilt, ist hier ein Kommentar zu Frau Weigel unvermeidbar: Wenn's bei der Weidel klemmt, sollte sie Akif Pirinçci als Wahlkampfleiter für die AfD einsetzen. Der Mann kann's!
Lieber Leser, es tut mir leid, wieder vom russischen Museum abzuschweifen. Doch gleich geht es wieder gesittet, museal und kunstvoll weiter.
Das russische Museum zeigt hier nicht etwa zwei Wähler der Blogparteien am Strick der medialen Maulhuren, nein dies sind ganz klassische Sklaven, vermutlich vor der Abschaffung der Leibeigenschaft.
Zwei Pinup-Puppen, kälter noch als Stein, weisen den Weg zu neuen Kunstgenüssen in der Kammer nebenan. An der Dame zur Linken müht sich kniefällig ein bocksbeiniger Verführer, dessen triebhafte Natur der Bildhauer dadurch herausstellt, dass er dem Kerl Hufe statt Füße modelliert.
Die Halle mit den Ikonen aus weit, weit vergangenen Jahrhunderten sei einfach übersprungen. Diese Dame in ihrem prächtigen Gewand macht mich mehr an - hoffentlich auch den Betrachter.
Kommen wir nun zum Mobiliar. Wobei es wohl zur Tradition gehobener Handwerkskunst und vorindustrieller Fertigung gehört, für die Festtage der Zarenfamilien wie zu Ostern, Weihnachten oder Geburtstagen auserlesene Stücke anzufertigen und zu verschenken. Es hat sich im Vergleich zu heutigen Zeiten wenig geändert: Der Steuerzahler kommt für alles auf.
Mir wäre die Idee solcher Geschenke an herrschende Politiker wie Zaren ja nicht gekommen, doch an diesem Topf, den die Aufschrift als "Vase" bezeichnet, steht es eben: "Geschenk an den Zaren." Die zaristische Pracht und Macht endete 1917 dann mörderisch. Ob Besseres diese Herrschaft ablöste, darüber streiten sich die Gelehrten. Auf jeden Fall konnte ein unter mörderischen Umständen durch Stalin industrialisiertes Russland dann im Weltkrieg erfolgreich gegen die deutsche Militärmaschinerie gegen halten.
Periodisch müssen sich anscheinend zwangsläufig die Spannungen zwischen Menschen, Völkern in massenpsychotischem Gemetzel entladen. Wenn genügend Blut die Erde getränkt hat, wenn genügend Mensch- und Maschinenmaterial das Gemetzel vernichtet hat, bauen die Menschen in einer "friedlichen Periode" alles wieder auf. Mich erinnert dies an die Redensart beim Fußball: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel." Oder so ähnlich.
Es fällt mir schwer, dieses Blog zu beenden. Diese feierliche Versammlung von politischen Größen im Mai 1901, um das neue Jahrhundert festlich einzuweihen, wäre eine Chance.
Verabschieden wir uns aus St. Petersburg, dem russischen Museum, mit einem Blick auf diese patriachalische Familie. Mütterchen hat sich dreimal glücklich reproduziert. Da kann der Alte im Sessel stolz darauf sein, was er im Schweiße seines Angesicht geschaffen hat.
Nach gefühlten Kilometer langen Wanderungen durch St. Petersburg, das Schloß Petershof, Museen wie dies russische oder Eremitage, sind vermutlich Leser wie Autor gleichermaßen erschöpft. Immerhin geht es uns noch besser, als hier dem sterbenden Sokrates hier auf seinem Sessel.
Das erste kleine Abenteuer ist die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln von unserem Camp nach Petershof.
Wir erreichen Schloß Peterhof bei strahlend blauem Himmel. Eine leichte Brise kühlt vom Meer.
Für den Neptunbrunnen haben sich Rösser mit Flossen gewappnet.
Das Gold der Statuen glänzt, die Fontänen glitzern. Die Sonnenstrahlen brechen sich zu Regenbogen.
Samson reißt dem Löwen den Rachen auf.
Touristen aus aller Welt wie Asiaten und Inder bestaunen die unwirklich schöne Pracht.
Auf der anderen Seite des Meerbusens reckt sich ein Hochhaus in die Höhe, an dessen Wänden noch Kräne kleben.
Am Spaßbrunnen vergnügen sich die Kinder. Das Mädchen gehen mutig voran, auch wenn es nicht mit trockener Haut auf die Bank gelangt.
Wieder kämpft ein Held mit einem Ungeheuer, während die Schildkröten Wasser speien.
In der Orangerie stärken sich Touristen für weitere Stunden im herrlichen Park.
Zum krönenden Abschluß unseres Besuches genießen wir Pracht und Stille in der Schloßkapelle.
Dort steht geschrieben: "PETER der GROSE KAYSER und SELBSTHERSCHER von gantz Russland, gebohren d. 31. May 1672 nahm zur Regierung 1862. Starb d. 28. Jan. 1725"
Dies ist nun die köstliche Schloßkapelle. Um den dreidimensional erscheinenden Parkettboden nicht zu beschädigen, bekommen wir Überzieher für unsere Schuhe.
Unser Ticket berechtigte uns für den unteren Garten, der zum Meer führt und zum Besuch von einem Museum. Für mehr hätte unsere Kraft ohnehin nicht gereicht. Als Museum galt dann der Besuch der Schloßkirche. Die Pracht unter dem Zwiebelturmdach mit den vier aufgesetzten Turmhüten ist einfach umwerfend.
Sogar ruhige Plätze ohne Springbrunnen und ohne Besucher lassen sich in dem Park finden.
Deutlich sichtbar ragen an beiden Seiten des phallisch sich reckenden Turmhauses die Kräne hervor.
Die Touristen auf Kreuzfahrschiffen sind nicht zu beneiden. Zu Hunderten karren Busse die Menschen an die Sehenwürdigkeiten heran. Hinter Führer mit hochgereckten Zeichen hetzen Menschengruppen durch die Wunderwelt der Museen.
Unser Tragflügelboot rauscht über den finnischen Meerbusen die Newa hinauf. Neubausiedlungen entstehen am Ufer. Begehrte Wohnlage sind teuer. In der Metro preisen Plakate Wohnungen an, die 2,5 Millionen Rubel kosten.
Angelandet begrüßt uns dieser freundliche Löwe, der, wie die Architektur der Plätze und Bauten, Respekt einflößt.
Die Petersburger feiern den Sommer mit Musik und Straßenfesten, Verkaufsbuden und viel, viel Trubel. Die Touristen pumpen Unsummen in die Stadt. Vorstellbar, dass die Preise sich jedes Jahr um einige Prozent steigern.
Wie so oft passt der Mann zur Maschine, wie Hundchen zu Frauchen und Herrchen.
Auch martialisch gekleidete Motorradfahrer, die in Gangs durch die Straßen dröhnen, stehen in friedlichen Gruppen zusammen. Von ihnen geht nichts Bedrohliches aus.
Übersättigt von Trubel erholen wir uns in einem der zahllosen Restaurants und schöpfen Kraft für den Heimweg in der ratternden Metro.
Shopping und Sightseeing
In der Straße unseres Hotels, der Obukhovskoy Oborony, gibt es ein vorzügliches Kaufhaus, ehemals wohl Theater, welches nun als "Kulturpalast" firmiert. Dort unterhalten einzelne Händler ihre Stände. Wir kaufen dort Geschenke für Freunde daheim. Die drei russische Matruschka-Puppen kosten etwa soviel wie eine dieser sich reproduzierenden hohlen Holzpuppen an den Shopping-Ständer bei der Auferstehungskirche.
Der Prozedur, in der Bank Geld zu wechseln, weichen wir nach zweimaliger Erfahrung aus: Die Wechselstube rückt leichter Rubel raus. Eine Achtung einflößende, gewichtige Dame in ihrem Banksessel begutachtete kritisch unsere Geldscheine, gab mehrere zurück. Dies Theater gibt es nicht in Wechselstuben, jedenfalls war mir dies bislang dort nicht vorgekommen.
Mit Taschen voller Geld aus unserem kapitalistischen Wohlstandsystem huldigen wir dem Heiligendenkmal der kommunistischen Weltreligion: Karl Marx.
Wer ist das nun wieder? Der Herr blickt mit besorgter Miene auf uns herab. Die Bartmode damals erinnert an die heutige Mode salafistischer Moslems.
Vor der Smolny-Kathedrale heiratet ein Paar standesgemäß. Dass dazu ein XXL-Hummer als Hochzeitskutsche dient, zeigt irgendwie die Sehnsucht nach kapitalistem Kult - zumindest solchen Gütern.
Die Renovierung in der Smolny-Kathedrale läuft auf vollen Touren. Mich reizt der Blick über die Stadt von einem der Kirchtürme. Mit einer milden Spende von 150 Rubeln, etwa drei Euro, gewährt man mir den Aufstieg in die 50 Meter hohe Kuppel. Stephanie erbeutet eine CD mit kultischen Gesängen, deren Mantra artiges Salbadern in endlosen Litaneien mit abwechselndem Chorgesang uns am Abend entspannen.
Wie meist in meinem Vorhaben "Rentners Rummelplatz Reisen" lohnt auch der Weg auf die Kuppel wieder das Ziel.
Dressur, Drill, Disziplin in Klöstern wie Kasernen trimmt Menschen, Mönche, Soldaten gnadenlos darauf, Zielvorgaben zu erfüllen. Doch dieser Blogbeitrag will sich politischer Seitenhiebe enthalten.
Piskarjowskoje-Gedenkfriedhof
Leider beginnt die zweite Petersburger Woche für meine geliebte Frau mit einem nächtlichen Kampf gegen Mücken. Die zum Angriff summenden Biester rauben ihr den Schlaf - mir mit. Anderntags ist sie fertig und lässt mich allein zur Gedenkstätte Piskarjowskoje ziehen und genießt einen Ruhetag.
.
Obgleich die Fahrt mit gerade einmal 16 Kilometer kürzer ist als vom Camp zum Schloß Peterhof, muss man doch anderthalb Stunden für die Strecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln rechnen. Mit zwei Metros geht es bis zur Metro-Station Ploshchad Muzhestva. In Kyrillisch machen sich die Namen noch viel besser.
Die Dame von der Info hatte mir Metro- und Buslinien aufgeschrieben, um zur Gedenkstätte zu kommen. Von der Metrostation fahren Busse mit den Nummern 80, 132 und 138 zur Gedenkstätte. Wenn der innerer Kompaß die Richtung nicht peilt, muss man eben die Straßenseite und Buslinie wechseln. Auf meinen Wunsch hatte mir die Dame der Info den Namen der Gedenkstätte auch in Kyrillisch notiert. So konnte mir ein Ortskundiger den Weg weisen.
Wie meine Frau daheim im Camp am Auto sich Ruhe gönnt, so verwöhnt mich mein Ausflug auch mit viel Ruhe. Auf schattigen Bänken in der Gedenkstätte ist man schon dem Lärm der Großstadt entflohen. An der Metrostation gibt es ein kleines Restaurant. Der Salat kostet etwa zweieinhalb Euro, 153 Rubel. Danach geht es wieder in die Metro. Doch der Name der dritten Station reizt mich, wieder aus den Tiefen der U-Bahnschächte mich wieder ans Licht auf den endlosen Treppen rollen zu lassen. Denn die Station heißt Ploschad Lenina. So sieht der Platz an der Newa dann auch aus.
Gleichzeitig ist diese Metrostation auch der Bahnhof für die Züge nach Finnland, wenn denn der Name Finlyandsky Railway Station hält, was er verspricht.
Jedenfalls klingt der Abend friedlich und fröhich mit meiner lieben Frau wieder aus. Wir lustwandeln um die Häuserblocks. Ein weiteres Kaufhaus begeistert mich mit seinem überreichen Angebot.
Obst, Gemüse, Köstlichkeiten zum Knabbern über einer Theke mit getrockneten Fischen
Fleisch- und Fischtheken mit überreichem Angebot
Wir genießen am Abend noch ein Bier in einer kleinen Kneipe. Der Wirt hat auf hölzernen Paletten über dem Gras seine Terrasse gebaut. Anscheinend betreibt ein Türke das Geschäft. Bier hätte er keines, doch eilfertig läuft er los, um einige Flaschen zu holen. Am Nebentisch sitzen Männer, ausschließlich Männer, die aus kleinen türkischen Gläschen Tee schlürfen, den der Vorsitzende aus einer dickbauchigen Kanne verteilt. Die Männer sprechen türkisch, wenn wir dies richtig deuten. Doch auch an dem Ort ist es gemütlich, weil alle uns sichtlich freundlich gesonnen sind. Wir leben uns immer besser ein. Ein Nachbar, der mit seinem 150.000 Euro Iveco aus Murmansk zurück kam, ist schon wieder abgerauscht. Schade, wollte er mir doch einige Koordinaten von Camps auf dem Weg in das 1400 Kilometer entfernte Nordziel geben. Aber man könne überall frei an wundervollen Seen stehen.
Statt dem Allrad-Iveco haben sich drei französische Allrad-Toyata niedergelassen. Die Landkarte auf einer Kühlerhaube wie auch die reichlich ramponiert erscheinenden Fahrzeuge deuten an, dass diese Fernfahrer einen Mongolei-Trip hinter sich haben. Es gibt eben immer Spannendes in der Szene, welche für mich "Rentners Rummelplatz Reisen" heißt. Einen Nachteil hat das Ganze: Meine russischen Babbel-Lektionen entfallen nun schon einen ganzen Monat, weswegen mir die Wörter fast alle wieder durch das Gedächtnis ins Vergessene rauschen. Es bleibt mir die Freude, überall zumindest die kyrillische Kryptografie zu entziffern, was ohnehin immer noch ein mühsames Unterfangen für mich ist.
Die Tage rauschen an uns vorüber wie im Flug. Den vorletzten Tag verbringen wir im Russischen Museum. Wie schon im Schloß Peterhof und der Eremitage braucht man Stunden, um auch nur einen kleinen Überblick über die Kunstschätze zu bekommen. Die Metro bringt uns bei drückender Schwüle in die Stadt. Doch der Wetterbericht behält Recht, so dass wir bei Regen wieder raus kommen. Ein Möwe hat auf Puschkins Haupt Platz genommen. Doch fangen wir am sonnigen Morgen mit dem Eingang zum Museum an.
Um solche Petersburger Prachtbauten in Gänze auf das Bild zu bannen, braucht man Weitwinkelobjektive.
Löwen müssen zu damaligen Zeiten in hoher Anzahl die Ateliers der Bildhauer verlassen haben. Jedenfalls wachen die Biester landauf, landab auf ihren Podesten an den Eingangstreppen.
Auch am umbauten Raum herrscht kein Mangel. Doch wie später noch zu sehen ist, machen sich manche überdimensionalen Bilder über eine Wand einer großen Halle breit. Der Ausdruck "Räume" wäre untertrieben und das Wort Zimmer passt überhaupt nicht.
Obst, Gemüse, Köstlichkeiten zum Knabbern über einer Theke mit getrockneten Fischen
Wir genießen am Abend noch ein Bier in einer kleinen Kneipe. Der Wirt hat auf hölzernen Paletten über dem Gras seine Terrasse gebaut. Anscheinend betreibt ein Türke das Geschäft. Bier hätte er keines, doch eilfertig läuft er los, um einige Flaschen zu holen. Am Nebentisch sitzen Männer, ausschließlich Männer, die aus kleinen türkischen Gläschen Tee schlürfen, den der Vorsitzende aus einer dickbauchigen Kanne verteilt. Die Männer sprechen türkisch, wenn wir dies richtig deuten. Doch auch an dem Ort ist es gemütlich, weil alle uns sichtlich freundlich gesonnen sind. Wir leben uns immer besser ein. Ein Nachbar, der mit seinem 150.000 Euro Iveco aus Murmansk zurück kam, ist schon wieder abgerauscht. Schade, wollte er mir doch einige Koordinaten von Camps auf dem Weg in das 1400 Kilometer entfernte Nordziel geben. Aber man könne überall frei an wundervollen Seen stehen.
Statt dem Allrad-Iveco haben sich drei französische Allrad-Toyata niedergelassen. Die Landkarte auf einer Kühlerhaube wie auch die reichlich ramponiert erscheinenden Fahrzeuge deuten an, dass diese Fernfahrer einen Mongolei-Trip hinter sich haben. Es gibt eben immer Spannendes in der Szene, welche für mich "Rentners Rummelplatz Reisen" heißt. Einen Nachteil hat das Ganze: Meine russischen Babbel-Lektionen entfallen nun schon einen ganzen Monat, weswegen mir die Wörter fast alle wieder durch das Gedächtnis ins Vergessene rauschen. Es bleibt mir die Freude, überall zumindest die kyrillische Kryptografie zu entziffern, was ohnehin immer noch ein mühsames Unterfangen für mich ist.
Russisches Museum
Löwen müssen zu damaligen Zeiten in hoher Anzahl die Ateliers der Bildhauer verlassen haben. Jedenfalls wachen die Biester landauf, landab auf ihren Podesten an den Eingangstreppen.
Auch am umbauten Raum herrscht kein Mangel. Doch wie später noch zu sehen ist, machen sich manche überdimensionalen Bilder über eine Wand einer großen Halle breit. Der Ausdruck "Räume" wäre untertrieben und das Wort Zimmer passt überhaupt nicht.
Für einige Stunden tauchen wir nun in die Welt der Statuen, Ikonen, Ölgemälde, bewundern kunstvolle Kisten, Schränke und Möbel. Was sich in etwa den letzten 1000 Jahren im Riesenreich Russland auftreiben ließ, braucht eben ein Museum im XXL-Format.
Peter, den Ersten, haben wir mittlerweile schon so oft gesehen, gefühlt in etwa wie Merkel auf Plakatwänden zur Wahl. Das russische Museum zeigt uns den Großen Peter dann auch noch auf seinem Sterbebett, aber der Bezug zum politischen Pesten und Pöbel soll ja diesmal entfallen.
Bilder wie diese jagen dem Betrachter einen Schauer über den Rücken. Der Künstler titelt sein Bild "Welle 8". Er hat von solch tosenden Meeresbildern noch weitere gemalt, wo sich ein ertrinkendes Häuflein elender Matrosen an den letzten Mast im schäumenden Meer klammert.
Den schaurigen Kitzel von Gewalt, Kampf und Untergang, den heute Filme darstellen, haben zuvor Künstler mit ihren Werken dem Betrachter geschenkt. Hier stellt man sich auf großflächiger Leinwand auf die "letzten Stunden von Pompejii" ein.
Die Verluste an Menschen durch Natur- und Kriegskatastrophen gleichen die Menschen mit vermehrter Fortplanzung. Dazu widmet sich jedes Museum wie jede Illustriert, jeder Film und das Theater des Lebens eben unermüdlich dem Thema "ewig lockt das Weib".
Man vermutet fast, dass der Maler hier mit steifem Pinsel dies Werk geschaffen hat. Manche Figuren sind so lebensnah gemalt, dass man fantasiert, sie treten gleich aus dem Bild und bewegen sich mitten unter den Besuchern in traditionellen Gewändern der damaligen Zeit oder wie die Dame mit fast nichts am Leib. Obgleich dieser Blog versucht, sich von politischen Pesterei zu befreien, ist die Assoziation mit unverhüllten Damen zu verführerisch, um nicht noch ein Beispiel aus dem Hier-und-Hetz einzufleichten.Lieber Leser, es tut mir leid, wieder vom russischen Museum abzuschweifen. Doch gleich geht es wieder gesittet, museal und kunstvoll weiter.
Nach gefühlten Kilometer langen Wanderungen durch St. Petersburg, das Schloß Petershof, Museen wie dies russische oder Eremitage, sind vermutlich Leser wie Autor gleichermaßen erschöpft. Immerhin geht es uns noch besser, als hier dem sterbenden Sokrates hier auf seinem Sessel.
Jedenfalls hat mir mein Ausblick durch meinen kleinen russischen Fensterrahmen viel Spaß gemacht. Wenn mich Leser begleiten wollen, schicken sie einfach eine E-Mail ohne Text und Betreff an
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