04 Juni 2022

Mirandela, Amarante, Porto und Gender-Gedöns




 Reizüberflutung zusammen mit stundenlanger Bildschirmlektüre von Oblomow, Fahrtwind auf dem E-Bike sind mir zuviel geworden. Ruhe und viel, viel Schlaf regeneriert den Körper. Oblomow und Gender-Gedöns bilden ein bitteres Gegengewicht zu inspirierenden Reisebildern.


Schönes Fräulein, Lust auf mehr, Blitzkrieg mit dem Fleischgewehr?
NDH / Neue Deutsche Härte / Rammstein


Bei meiner Ankunft auf dem Camp Cepo Verde bei Braganza war das Reisebüchlein "2022 CAMPING PORTUGAL" mein erster Kauf in Portugal. Für 9,80 Euro kam mit dem Büchlein eine Land- und eine Rabatt-Karte. Auf der Landkarte sind 217 Camps verzeichnet, die das Büchlein mit Preisen und allen Annehmlichkeiten beschreibt. Das Büchlein, die Karte, die Koordinaten führen mich 60 Kilometer weiter zum PARQUE MUNICIPAL DE CAMPISMO in MIRADELA.





Mich hat das Bild im Buch mit dem wunderbaren, großen Schwimmbecken gelockt. Leider fehlt  Wasser im Becken.

 


Leider gibt es WiFi nur bei der Rezeption. Leider gibt es unter Bäumen keinen SAT-Empfang, leider bleibt es auch unter Bäumen nicht kühl. Für 10,15 Euro mit Strom unterhält mich hier neben dem Gesang der Vögel das Leben von Oblomow.



Der Webdienst "wetteronline" zeigt mir bedrohliche Tagestemperaturen an wie in Toledo mit "Hitzewarnung". Der Wetterdienst zeigt, dass es in Porto - also 160 weiter am Meer - sehr viel kühler ist. Trotzdem sind mir nicht mehr als 60 Kilometer Autobahfahrt gelungen, gerade soviel Verkehr zwei Lastwagen zu überholen. Dann steht nach sorgfältiger Beobachtung des Baumschattens und der darüber erbarmungslos brennenden Sonne das Auto an einem Platz, an dem der Tag sich aushalten lassen sollte. Soweit der Plan.

Meine Tüte Salat ist mit dem hartgekochten und geschnittenen Morgenei, einer halben, zerschnittenen Gurke, einer Tomate mit Salz, Pfeffer, Sojasauce und Zitronensaft angerührt. Eine kleine Dose Thunfisch bringt Kalorieren und Öl dazu, eine andere kleine Dose mit Oliven weiteren Saft, dann verrührt zu meinem Mahl, das trocknes Brot und Unmengen von Wasser mit Alk freiem Bier vermischt runterspült.  Nach einem Abschluß mit Käse folgen nach einer Weile noch zwei Riegel Schokolade, die der Supermarkt verbilligte, alldieweil diese Köstlichkeit vor Ende Juni verzehrt werden müsse. Danach schafft es mein Körper von Fahrt, der Zubereitung des Essens wie dem Essen selber ermüdet, die Zähne zu putzen, bevor mich in der aufsteigenden Mittagshitze die sanfte Ohnmacht eines Schlafes überfällt. Immerhin ist es trotz aller Sorg', Müh' und Plag' mir schon gelungen, zwei Uhren auf die portugiesische Zeit vorzustellen. So bleibt Hoffnung, dass nach einem belebenden, schwarzen, heißem Tee mich im Baumschatten vor dem linken Hinterrad dann endlich gegen 15.00 Uhr eine mildere Brise am Nachmittag von oblomowschen Trägheit wieder in ein aktiveres Dasein erwecket. Selbst der Gang zur Dusche erfordert vorbereitende Anstrengungen. Zwar hat sich zur Seiten ein holländisches Paar mit Wohnanhänger und Hund gesellt, so dass mein Gefährt neben portugiesischen Daueranwohnern in mehr oder minder zerschlissenen Zelten und klapprigen PKWs nicht mehr das einzige touristische Fahrzeug ist, doch vor dem Gang zur Dusche wären aus Sicherheitsgründen die Heckklappe und die beiden Seitenfenster zu schließen, eine unzumutbare Anstrengung vor 15.00 bis 16.00 Uhr.



Nun hat der schwarze Tee meine Lebensgeister soweit geweckt, dass diese Fingerübung auf den Computertasten zur höchsten Tageshitze um 15.00 Uhr meinen Blog-und-Bildbericht mit Zeichen, Wörtern und Sätzchen füllt  Im nahen Sanitärgebäude klappern Frauen mit Töpfen und Geschirr, meiner oblomowschen Küche reicht es, die Salatschüssel mit Wasser auszuschwenken und mit einem halben Küchentuch auszuwischen. Wer seine Ansprüche an seine Nahrung und Mitmenschen gering hält, erspart sich Aufwand beim Essen und Gespräche mit Menschen. Damit, wie hier im Schatten der Bäume ohne SAT-Nachrichten mir die deutsche Sprache nicht vollends fremd wird, sind die Anweisungen aus dem Garmin-Navi oft meine einzige Kommunikation am Tag. Die Stimme aus dem Navi heißt, wie der Zufall es so will, "Stephanie" - wie meine Liebste daheim. Doch damit genug von der Lektüre des russischen Oblomows wie eigenen oblomowschen Auslassungen. Es wird unumgänglich, den Körper unter der Dusche zu kühlen.





Geduscht und gleich wieder schwitzend regen sich meine Lebensgeister gegen 17.00 Uhr soweit, mein E-Bike startklar zu machen. Leider muss der Chronist einsehen, dass der schattige Platz am Morgen sich durch den Lauf der Sonne am Nachmittag zu einem Höllensonnenhitzeplatz gewandelt hat. Zu träge, das Auto wieder umzustellen, was nur mit Umdrehen des Fahrersitzes, dem Abbau der Frontfensterverdunkelungen, dem Schließen einiger Klappen, sowie dem Abziehen des Stromkabels möglich wäre, bleibt das Auto stehen, wie es steht. Da gegen 19.00 Uhr, die Wetterkarte eine 50 prozentige Regenwahrscheinlichkeit meldet, gehören die Dachluken zumindest teilweise geschlossen und die Seitenfenster wegen des Diebstahlrisikos ebenso. Also geht es Richtung Centro, wobei zumindest im Schatten der Autobahnbrücke sich kühler durchatmen und ein erstes Bild von Mirandela schnappen lässt.




Am Fluß in der Stadt grüßt eine gewaltige Frauenstatue die Menschen. Weiter hinter planschen Menschen in der braunen Brühe in einem abgegrenzten Bereich.





Gerade als einsamer Wanderer faszinieren mich diese haarigen Geschöpfe, wobei gerade die Jüngeren mit ihrem wiegenden Schaukelgang locken, auch wenn mich die Stimme von Stephanie aus dem Garmin-Navi und die meiner Stephanie daheim aus dem Smartphone mit weiblicher Energie ausreichend versorgen, ausreichend ist nicht befriedigend.



Befriedigend ist nicht gut, was aber die Eindrücke sehr gut wett machen. Beispiel Mirandela: Von der Bauart scheint dies die mittelalterliche Brücke zu sein, auf die Wiki mich schon neugierig gemacht hatte.



Der Weg in die historische Altstadt lässt sich mit diesem leicht renovierungsbedürftigen Gebäude gut an, wobei zwei liebreizende Geschöpfe das Bild deutlich aufwerten.




Weitere Altstadtbauten wie das blassgelbe Haus dürften mit der nachhaltigen Bauart der alten Brücke nicht mithalten.



An diesem mit herrlichem gußeisernen Brunnen dekorierten Altstadtkreisverkehr rettet die Ruine kein Denkmalschutz.



Mir reicht die Stadtbesichtigung. Die Fahrt durch diese lauschige Gasse lockt nicht mehr.



Selbst die Auffahrt zum repräsentativen Rathaus hinter der Statue mit ausgebreiteten Armen kann entfallen. Nur noch einen Kaffee vor dem Besuch meines Tempels, diesmal von Lidl.



Dass die Markthalle am Samstag abend geöffnet hat, war nicht zu erwarten. Doch die Kacheln von der Sonne beschienen zeigen sehenswerte ländliche Szenen. Mit Wasser, Tomaten, Weintrauben und Jogurth beladen, hat mich der LIDL-Tempel reich beschert. Meine Klause steht mittlerweile wieder im Schatten, hat sich aber auf lauschige 38 Grad Celsius erwärmt. Der Kühlschrank hat sich mit 14 Grad Celsius wacker gehalten. Da Fernsehen entfällt, beschließt die Geschichte von Oblomow diesen Reisetag in der Hoffnung, dass das Auto abkühlt. Das Camp öffnet leider erst um 8.00 Uhr morgens die Schranke zur Ausfahrt. Der Abend und die frühe Nacht sind erträglicher.



Höllensonne geht um 20.48 Uhr portugisiescher Zeit unter.



Morgens um 6.47 portugiesischer Zeit, also 7.47 Uhr daheim, stellt die Höllensonne ihren rötlichen Heizstrahler an, der dann gegen 16.00 Uhr nahezu senkrecht einfallende  Solarenergie auf alles brennt. Doch es kommt anders. Zwei Mädchen im Zelt vorn waren abends vergleichsweise diszipliniert. Sie tanzten ein wenig mit der Mutter, während Väterchen am Holzkohlegrill auf der Straße die Würste briet.



Während mein Morgenmüsli mich reichhaltig mit Vitaminen versorgt, tauschen Frau und Mann am Smartphone neben dem Teller ihre Neuigkeiten aus. Auch wenn uns 2500 Kilometer trennen, sprechen wir vertraut miteinander, als frühstückten wir zusammen. Um 8.00 öffnet der Sicherheitsmann die Eisenflügeltür zum Camp, danach die Schranke. Jetzt geht es auf die Bahn zum Camp bei Porto.

Die Autobahn geht als Berg- und Talbahn auf über 700 Meter hoch, dann wieder runter auf 400 Meter. Über eine gewaltige Hochbrücke an armdicken Stahlseilen aufgehängt, durch einen fünf Kilometer langen Tunnel fällt das Thermometer auf 15 Grad. Dieser Temperatursturz lässt sich nur noch mit Heizung an den den Sandalenfüßen und mit Pulli ertragen. Von der Autoraststätte reicht die WiFi-Verbindung bis ins WoMo. Da wäre eine Nacht in Amarante durchaus angebracht.  Da Tolpatschigkeit wieder meine innere Stimme beim Blick auf das reizende Amarante abzufahren überhörte, hat mich das zweite Frühstück im Wagen vor der Raststätte überzeugt, einfach zurück nach Amarante zu fahren. Das kostet einmal 2,50 Euro Autobahngebühr hin und das Gleiche zurück.


Amarante




Bewußt steht das Auto in der Sonne, damit Sat-TV mich unterhält und unterrichtet. Leider scheint die Schüssel nicht mehr diesen Bereich abzudecken, denn sie findet keinen Empfang. Laut Prospekt des Anbieter sollte die 68-cm-Schüssel noch die Südspitze Portugals abdecken. Tut sie nur nicht.




WiFi am 11-Euro-Platz, Strom incl., funktioniert gut. Die leichte Brise hält angenehme 25 Grad Celsius im Wagen.



Neuer Tag, neues Glück. Das Auto umgestellt, die SAT-Anlage findet wieder ASTRA-18, die deutsche Misere kommt wieder über den Bildschirm, über die vier Autolautsprecher beim DLF oder das unterhaltsame Klassik Radio mit beruhigenden Opa-Klängen.




Schon am Sonntag hat sich die Sonne hinter Wolken verzogen. Der versproche Regen kommt dann am Montag morgen.


Weinberge, Olivenbäume, sanfte Hügel, üppige Vegation, der Fluß im Tal heisst Tamega. Von der Altstein- über die Bronzezeit, von den Römern zum Mittelalter bis heute ließen und lasse es sich die Menschen In Amarante gut gehen. Hoffentlich.



Festlich bunt gekleidete Menschen genießen den ausgehenden Sonntag.



Vor der Hauptkirche Sao Goncalo heiratet ein Paar mit großem Pomp wie in dieser überlangen Limousine, der es an Bodenfreiheit fehlt.




Zu der Altstadtkirche auf dem Hügel führt eine kleine Einbahnstraße hinauf, eine Häuserzeile daneben eine kleine Einbahnstraße hinunter.



An der Einbahnstraße ins Tal ist ein Haus zu verkaufen, zwei Häuser weiter zerfällt ein anderes Haus. Wer will wohnen, wo es keinen Parkplatz gibt?



Auf dem Fluß vergnügen sich Tretbootfahrer. Das Boot als Schwan mit Sonnenschirm trägt im Heck den Rettungsring.



Die XXL-Limousine vor der Kirche ist mit dem Brautpaar abgefahren. Für die festliche Fuhre war die Straße gesperrt worden.




Diese Brücke haben Portugiesen 1809 erfolgreich gegen Napoleons Invasionstruppen verteidigt. Unter der Brücke schippert ein grün-gelber Freizeitkahn.



Die junge Familie mit Sohn, das jüngere Paar noch ohne Kind strömt zum Rummelplatz.




Auf Rentners Rummelplatz Reisen wiederholen sich Hochzeiten und Feuerwerke. Ohne TV-Empfang verlangsamt die Lektüre von Oblomow mein Lebensgefühl. Der Entzug von Reizen wie Tatort und Talkshow lässt mich früh schlafen und noch früher aufwachen.


Über dem Rummelplatz mit den vielen Besuchern liegt auf einem Hügel ein herrlicher Park mit alten Bäumen. Dort kann man wieder allein sein. Wie verwunschen liegt die alte Villa oben im Park, den Zäune umschließen.



Unten im Tal drängt sich der Fuhrpark der Schausteller neben dem Rummelplatz





Genug von Stadt, Land und Leuten für heute. Unter den Pommes verstecken sich gebratene Fischstücke. Das reicht für die Nacht.





Gegenüber den lauschigen 38 Grad Celsius gestern abend in Mirandela fordert der kühle Abend in Amarante warme Kleidung.


NDH Neue Deutsche Härte: Pirincci, Wagenknecht, Lafontaine, NDS


Doch irgendwas fehlt immer, selbst wenn es der Tatort und die Talkshow am Abend ist. Wie Wagenknecht an deutscher Demokratie verzagt, wie wortreich Pirincci sein "Unbehagen an deutschen Kultur" beschreibt, wie Lafontaine sich gegen die US-Imperialisten stellt, wie ein Autor auf den NDS (Nachdenkseiten) die Manipulationsverfahren aufdecken, all das Gemecker, Gemoser, Gemaule hilft nicht weiter. Es bleibt, wie's war und bestenfalls wird es nicht schlimmer.






Mein Kommentar zu Pirinccis Unehagen:

Bei meinen Rundgängen durch das Schloss mit den 1200 Türen in El Escorial, bei meinem Rundgang in die Franco-Basilika und die Kathedrale von Salamanca ist eins gewiss: Was dort Künstler, Architekten, Bildhauer, Maler, Holzschnitzer etc. geschaffen haben, das haben sie immer und alle im Auftrag von Herrschenden geschaffen. Damals herrschte klerikale und adelige Gewalt, die Frondienste und Steuern vom lieben, armen, einfachen Volk eintrieben. Die durften sich dann von der Pracht Sonntags im Gebet hypnotisieren lassen. Heute hypnotisiert eben Fussbald, Böhmermann, Netflix, was-auch-immer die vergnügungssüchtigen Massen. Statt Kreuz und Kirche lässt sich auch Sucht nach Erlösung bei new-age-religioten buchen. Immer und überall das Gleiche!




Mein Kommentar dazu, egal ob der Moderator das durchlässt oder nicht: "Deutschland von Sinnen schafft sich und die Demokratie ab." Dies Sätzchen hat schon einige WELT-Artikel verziert. Na und?



Wagenknechts Herzgemahl oder politischer Weggefährte kann mit seinen Sprüchlein ebenso wenig werden wie sie selbst in Deutschland.



Gründe, weil es ist, wie es ist, arbeitet der Profi auf 468 Seiten fein heraus. Autor wie Übersetzer bleibt zu wünschen, dass sie mit dem Verkauf des Buches ebenso fein heraus sind. Um mich von Oblomowscher Langweile abzulenken, pöbelt polit-pestilente Prosa. Pirincci kann's besser. Tim Kellner kämpft mit Krebs. Mir bringt's nichts - und den Lesern ebenso wenig. Wer Bescheid weiß, lässt seine Ansichten von professionellen Quellen bestätigen. So auch von Albrecht Müller, dem Initiator und Autor der Nachdenkseiten.



Abschied von Amarante



Wenn SAT-Empfang mich mit der Heimat verbindet, steigt meine Zufriedenheit. Deutschland aus weiter Entfernung kommt mir merkwürdig wunderbar vor, wunderbar wie alles in meiner Wunderwelt, wenn sich Dinge einfach und leicht regeln lassen - wie beispielsweise mein Münchener KFZ-Kennzeichen:


 
Mein Münchner Kennzeichen bleibt einfach deshalb dran, weil das mittlerweile möglich ist. Damit kann der Kunde beim Wohnsitzwechsel sich die Kosten für ein neues Kennzeichen sparen. Ob Sonneberg oder München ist mir ohnehin gleichgültig, weil mein Haus auf Rädern weit, weit fern von Buntschland rollt. Doch zurück nach Amarante:




Der Tesla scheint ein Dienstfahrzeug zu sein, wie mir die Heckaufschrift anzuzeigen scheint: "DECESQES SOLICQES Amarante".



Der Blick vom "Tempel", dem Intermarche von Amarante, schweift über Hügel, Bäume, Häuser, Felder und Wälder.



Der Kaufhaustempel hat mich für elf Euro reich gesegnet: Gurken, Tomaten, Schokoladenpudding, Pilze, Mandarinen, Avocados, Jogurth. Mittags gibt es zur TV-Sendung Phönix vor Ort einen opulenten Salat, gebratene Pilze, dann Pudding.




Wer das Camp ohne Zelt, Wohnanhänger oder Wohnmobil anfährt, kann in diesen Hütten mit Klimaanlage seinen Urlaub buchen.



Ein kurzer Blick in die Kirche, in der gestern das Hochzeitspaar sich das JA-Wort gab. Die Tauben picken heute noch den Reis auf, den die Hochzeitsgäste dort verstreut hatten.




Nach kurzem Blick in den Hochzeitstempel ein anderer kurzer Blick in den Tempel des Weinverkaufs.




Alle Reisen bislang brachte Kinderspielzeug für den Weihnachtsmarkt meiner Frau mit heim, doch die Zeit ihrer Märkte ist vorbei.



In der Einkaufstraße von Amarante ließen sich erste Geschenke für daheim erbeuten. Morgen ab 9.00 Uhr früh schließt ein Camp-Mitarbeiter den Elektroschrank auf, um mein Netzkabel einzurollen. Heute unterhält mich MDR mit einem Krimi. Das erspart mir die ermüdende Langweile der Oblomow-Lektüre.


Neue Deutsche Härte / NDH / Rammstein





Der Geschlechterkampf hat sich von Heim und Bett zu Genderlehrstühlen, zu charismatischen, jungen Damen in Parlamenten, Medien und Talkshows verlagert. Präsidale Ehren wie Feine Sahne Fischfilet kann Rammstein nicht erwarten mit einem Text wie: "Schönes Fräulein Lust auf mehr, Blitzkrieg mit dem Fleischgewehr?" Gruppen wie MGTOW oder INCEL im Fokus von feministischem Furor rücken in verfassungsfeindliche Nähe.






Jetzt nehmen Damen das Heft des Handelns in die Hand.




Don Alphonso hat akribisch aufgezeichnet, was sich Steuerzahler diese Kunst der jüngsten Bundestagsabgeordneten kosten lassen:

 Jede einzelne erhält die Abgeordnetenentschädigung in Höhe von 10.012,89Euro und eine Kostenpauschale in Höhe von 4.418,09 Euro, einen Pensionsanspruch von 2,5 Prozent der Abgeordnetenentschädigung pro Jahr im Bundestag, Reisekostenerstattung, eine Bahncard 100 1. Klasse und vom Bundestag noch Geld für Mitarbeiter in Höhe von bis zu 19.913 Euro.





Wer wird so kleinlich sein, nach Kosten zu fragen, wenn sich Jung und Alt, Dick und Doof doch wenigstens einmal in ihrem schalen Arbeits- oder Arbeitslosen-Leben vergnügen wollen?


Die jüngste Abgeordnete bietet uns Steuerzahlern etwas für unser Geld! Sind sie nicht süß?





Und wenn die jungen Damen dann reden und schreiben, liegt ihnen die Welt zu Füßen.


Weiblicher Logik kann man sich nicht entziehen, da kann man nichts erwidern, nichts zu zu sagen.




Mein Kommentar zu dem Artikel (hinter der Bezahlschranke) über ARD, ZDF und Co.: Verbrechen gegen die Menschlichkeit.


Zeitgleich mit dem WELT-Artikel zieht Akif vom Leder.


Zu dem Thema veröffentlicht die WELT heute hinter der Bezahlschranke einen Artikel, den zahlreiche hochrangige Experten unterstützen. Der Titel des Meinungsartikels lautet:

"ÖFFENTLICH-RECHTLICHER RUNDFUNK
Wie ARD und ZDF Kinder sexualisieren und umerziehen"

https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus239113451/Oeffentlich-rechtlicher-Rundfunk-Wie-ARD-und-ZDF-Kinder-sexualisieren-und-umerziehen.html

Nur ein Zitat aus dem Beitrag hinter der Bezahlschranke;
'
Zitat:

Wir, eine Gruppe verschiedener Wissenschaftler, hatten uns zum Ziel gesetzt, der Fehlinformation der „Vielgeschlechtlichkeit“ auf die Spur zu kommen. Wir wollten herausfinden, ob es tatsächlich stimmt, dass in Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) die bestätigte wissenschaftliche Erkenntnis der Zweigeschlechtlichkeit infrage gestellt wird. Das war uns berichtet worden, und wir mochten es zunächst kaum glauben.

Zitat-Ende

Vier Wörtchen von mir kommentieren die medialen Irrungen und Wirrungen:

Verbrechen gegen die Menschlichkeit!



Solange mich Akif mit seinen Sätzen begleitet und das ist schon sehr lange, greift er immer wieder das Thema auf, hat Unsummen für Rechtsstreiterei mit Gender-ProfessorInnen oder mit einer jungen Dame bezahlt, deren Reize er charmant herausgestellt hat. Die NDH - Neue Deutsche Härte - von Rammstein singt so schön von der wichtigsten Sache der Welt:

"Schönes Fräulein, Lust auf mehr

Blitzkrieg mit dem Fleischgewehr?"





Mir sind die Typen unbekannt, kein Interesse an Herrn Depp und seinen Gespielinnen. Der Titel reizte, den Artikel zu lesen, klar von einer AutorIn. Ihr Schluß liegt auf der Hand: "Gewonnen hat eigentlich unsere tierische Lust." Gähn.... "Tierische Lust" sollte die Schmonzette uns entzünden? Sorry, als böser, weißer Mann ist man zu alt dafür. Aber bitte: Wie es Euch gefällt.
 


Ohne "unsere tierische Lust" wäre niemand hier auf dieser besten aller Welten. Hören wir unseren leider hier früh verstummten Alt-68-Freund Harald an, der wenig erfolgreich davon singt, was uns als junge Männer oder auch schon nicht mehr so junge Männer Jahrzehnte auf Trab hielt: Tierische Lust!




Maulen, mosern, motzen wie bei Facebook, VK, Twitter oder in Blogs hat den Stellenwert von Stammtischgeplauder, Toiletteninschriften oder wie von Grafitti in dreckigen Altstadtgassen.



Irgendwann sind die Menschen raus aus dem hormonell bestimmten Alter, dann werden Höhere Werte wichtig. Man kauft Karten für Wagners Parzival, pilgert zu Kirchentagen oder in die Elbphilharmonie. Egal, ob Bundestag mit XXL-Besetzung, egal ob Elbphilharmonie, egal ob Flughafen Berlin - Brandenburg, egal ob G-20-Treffen 2017 in Hamburg, egal ob 100 Milliarden Aufrüstung  - wer fragt noch nach Kosten! Ist das schon Krieg oder kommt Krieg noch? Koste es, was wolle. Das ist NDH: Neue Deutsche Härte!



Porto

 


 
Die 70 Kilometer von Amarante bis zum Camp waren wieder mal stressig. Bei zwei parallel laufenden Straßen verführte mich das Navi zum Abbiegen in einen kleinen, holprigen Weg. Erst nach steil ansteigenden Straßen fand sich eine größere Straße, auf der es leichter voran ging. Der Supermarkt hat überdachte Parkplätze, aber nur für PKWs. Mit Glück einen freien Parkplatz am Straßenrand gefunden, so ließ sich wieder sechs Liter Mineralwasser und 12 Dosen Alkreies Bier einkaufen und einladen.



Direkt vor dem Camp kann man frische, salzige Meerluft atmen. Eine Wohltat.



Der fantastische Radweg am Meer erreicht nach sieben Kilometern den touristischen Großstadtrummel am Doro.




Die mächtige Mündung des Doro überspannen gewaltige Brücken.




Nach den vergleichsweise ruhigen Orten zuletzt in Mirandela und Amarante droht vom anderen Ufer das Großstadtgetümmel.



Vor neun Jahren war diese Schiffswerft am gleichen Ort mit gleichen Schiffen.




Der kleine Citroen ist nur wenig länger als mein E-Bike.




Die Seilbahn über dem Portwein-Hersteller Sandemann war vor neun Jahren noch nicht, jedenfalls nicht in meiner Erinnerung, nicht in meinen Bilder vom damaligen Porto-Besuch im Februar 2013.



Die Bauarbeiten für die Brücke Dom Luis begann 1881. Die untere Etage wird gerade renoviert, weswegen man Fahrräder darüber schieben muss.




Das Ereignis beschreibt Wiki:


Während der napoleonischen Kriege wurde Porto nach dem Sieg der Franzosen in der Schlacht bei Braga am 20. März 1809 und in der Ersten Schlacht bei Oporto acht Tage später am 29. März 1809 von französischen Truppen unter Nicolas Jean-de-Dieu Soult besetzt. Als die Bürger über die Ponte das Barcas, eine 1806 errichtete Schiffbrücke vor den mit aufgepflanzten Bajonetten nachdrängenden Soldaten aus der Stadt flohen, stürzte diese ein. Bis zu 4.000 Menschen fanden in den Fluten des Douro den Tod.[6] Die Katastrophe ist auf den Alminhas da Ponte an der Ribeira dargestellt. In der Zweiten Schlacht bei Oporto am 12. Mai 1809 besiegten britische Truppen unter dem Herzog von Wellington die Franzosen und befreiten Porto.




 Treppen sind für mich mit E-Bike nicht zu bewältigen.



Ein geführte Gruppe von E-Bike-Fahrern fährt eine steile Gasse in die Oberstadt. Diese Gasse schließt bei McDonalds an größere Straßen an.










Die Glocken spielen ihr 16.00 Uhr Programm. Zu dem Turm schreibt Wiki:


Torre dos Clérigos: Der markante Glockenturm wurde zwischen 1754 und 1763 vom italienischen Architekten Niccolò Nasoni erbaut. Mit fast 76 Metern Höhe diente der Turm einst den Seefahrern als Orientierungshilfe, heute ist er das Wahrzeichen der Stadt.

 

 


 

Das Pflaster ist teilweise abenteuerlich. Manche Steine sind locker, andere einige Zentimeter abgesackt, andere stehen heraus. Die Tauben machen Platz.






Der Überblick über das Häusermeer. Die Gassen, die zum Fluss hinab führen, erleichtern die Orientierung.



Am Scheitelpunkt meiner Reise geht es jetzt nur noch nach Norden und Osten zurück. Die glückliche Ankunft in Porto lässt sich im Restaurant mit Seeblick feiern.







Das Wetter kommt meinem Bedürfnis nach erfrischender Kühle auch morgen entgegen.



Porto, was für ein Tag, was für eine Stadt!





Vor dem Abendessen schütten zwei schwere Baufahrzeuge noch Sand auf den Strand. Irgendwann morgens zwischen 5.00 und 6.00 Uhr prasseln Regenschauer auf das Plastikdach, dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist.




Nach dem Frühstück sehen Himmel und Meer wieder aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Die Sonne hat die Granitfelsen getrocknet. Doch Regenzeug im Rucksack ist zur Sicherheit dabei.


Die Schiffchen am Douro-Hafen erinnern mich wie dicht an dicht geparkte Wohnmobile auch an Jogurthbecher im Kühlregal eines gut sortierten Einkauftempels. In wenigen Stunden werden die wenigen Wattewölkchen sich zu einer grauen Regenfront verdichtet haben und mal wieder Nässe ablassen.



Der Fluß glitzert im Morgensonnenlicht. Die touristischen Ausflugsboote drehen noch nicht ihre Runden.



Die Tourist-Info hat mir gestern den Stadtplan Cidade de Vila Nova de Gaia gegeben. Langsam dämmert mir, dass auf der linke Seite des Flusses dieser Ort liegt, welche verschiedene Brücken mit Porto verbinden. Gegen die Einbahnstraße schiebt mich das E-Bike in die Höhe der Vila Nova de Gaia.



Irgendwie und irgendwo hinter dem Bahnhof von Gaia muss es einen Weg zur Eisenbrücke Luis I geben. Im Gewirr der Altstradtstraßen kommt man kaum vorwärts. Steil rauf oder runter über lockere Pflastersteine bezaubern mich am Mast die Stromkabel.




Ein paar hundert Meter weiter kommt man aus dem Altstadtstraßenlabyrinth heraus an einen Kreisverkehr und staunt über himmelhohe Neubauten.



Nach einigen Kreuz- und Querfahrten, einer Ehrenrunde um einen Häuserblock, um nicht auf eine Stadtautobahn zu radeln, ist meine Fahrt auch gegen eine größere Einbahnstraße unumgänglich. Nachdem schon Taxi und Bus gegen die Einbahnstraße gefahren sind, kann mein Rad sich das auch erlauben.




Ab dem Bahnhof und mehr noch hier an der Camara Gaia stimmt meine Orientierung mit der Theorie des Stadtplans und der Praxis der Straße überein.



Die blassrosa Straßenbahn vor den blassgelben Häusern hält an dem Platz, wo auf der anderen Seite die Camara Municipal ihre Wichtigkeit präsentiert.



Mit dem guten Gefühl, zu wissen wo man ist, schiebt mich das E-Bike den letzten Hügel hinauf zum Welterbe Mosteiro da Serra do Pilar. Dort liegt mir die Stadt dann zu Füßen, wie sie sich im Titelbild präsentiert. Auf dem Doro der Touristenkahn, unten auf der Brücke schieben sich Fußgänger über den Fluß, darüber die Straßenbahn.



Weil man das einfach gesehen haben muss, sammeln sich vor dem Kloster auch Dreiradtaxis, welche müde Touristen bis auf den Klostervorplatz bringen.



Hier sind Touristenboot unter der Brücke und Straßenbahn auf der Brücke noch nicht so weit wie im Titelbild. Auf der anderen Flußseite sieht man die beiden Türme der Kathedrale. Doch bevor es über die Brücke geht, hat sich der Chronist seine Pause verdient.



Vorerst reichen mir Eindrücken wie Menschen - allenfalls noch für einen Euro einen kurzen Blick in den Innenhof des Klosters.



Aus einem Wattewölkchen am Morgen haben sich mittlerweile eine graue Wolkenmasse unter die Sonne geschoben. Doch für eine geruhsame Pause im Park ist das warme Wetter immer noch gut genug. Dort versorgt mich mein Rucksack mit gelblichem Maisbrot zu einer Dose Muscheln mit einem Apfel danach. Aufkommende Windböen vermiesen mir den Mittagsschlaf auf der Parkbank.





Mein abgeschlossenen E-Bike im Blick putschen mich Kaffee und Schokoladenkuchen wieder auf für neue Taten. Der Kühlaggregat des Lastwagens mit Bildern von Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse und Brot läuft, während der Fahrer den Kaufhaustempel beliefert.



Hinter mir laden zwei Arbeiten Mehr aus dem VW-Crafter. Der ältere mit dickerem Bauch wuchtet sich zwei Säcke auf den Kopf und trägt sie in die Bäckerei. Dabei singt er.



So gestärkt ist mir die Brückenüberquerung gelungen, wobei mir der Lärm dicker Räder eines großen E-Rollers vorkam wie eine nahende Straßenbahn. Mit keinem davon will man zusammen stoßen. Der Himmel färbt sich weiter grau. Die Altstadtsiedlungen am Hang, durch welche mich meine Fußwege treppauf und -ab vor neun Jahren noch führten, muss wohl weichen.



Auch dieses vierstöckige Haus kurz vor der Kathedrale erinnert an ebenso mit Brettern verrammelte Häuser im Norden Dortmunds oder auch den neuen Bundesländern, wo kein Mensch mehr wohnt.



Leider lässt die fehlende Sonne die Seitenansicht der Kathedrale etwas grau wie das Pflaster erscheinen.





Wie beim Bau öffentlicher Gebäude zwei Prozent für Kunst eingeplant sind, so steht auch vor der Kathedrale ein gar kunstvoller Krieger. Sollte mir der Platz bei Sonnenschein nochmal seinen Zauber entfalten, kommt ein besseres Bild.



Mittlerweile schützt mich die Regenjacke aus dem Rucksack. Doch nach der Hitzewarnung von Toledo und den 38 Grad im Wagen in Mirandela gilt für mich Regen als Schönwetter.



Die Pflastersteine werden bei Nässe so glatt, dass mein Abstieg zum Fluss das Fahrrad als Fußgänger führt.



Dies Bauwerkt am Heldendenkmal, von dem das vorige Bild diesmal die Rückseite mit Engel zeigt, ist mir schon von gestern vertraut. Es ist das ASSOCIACAO CMERCIAL DO PORTO, vergleichbar wohl mit Industrie- und Handelskammer bei uns. Gleich um die Ecke liegt wieder McDonaalds, von wo es vorsichtig auf glattem Pflaster zum Fluß zurück geht. Dann auf der unteren Etage von Ponte Luis I auf die andere Seite, bis es dann nach sieben Kilometern patschnass zum heimischen Stübchen geschafft ist. Darin sind angenehme 25 Grad, was mir meine Fingerübung erleichtert, den Blog um diesen Tag zu erweitern.





Zur 13. Reisewoche haben mich Oblomow, Olga und Stolz in ihren Bann gezogen, intensiver und länger als SAT-TV.





Nun bereitet sich der dritte Teil mit seinen zwölf Kapiteln vor mir aus, doch irgendwann fordert der Körper Schlaf, um vom Lesefieber sich zu erholen.






Dieses Buch Oblomow, was hier in ganzer Länge über den Bildschirm flimmert, lässt mich noch mehr abwenden von Menschen, von Vergnügungen. Die andere Seite des Flusses Douro ist in 15 Kilometern erreicht.




Dort in einem einsamen Park lässt sich eine schattige Brotzeit machen, den Gedanken nachhängen, die anrauschenden Wellen bestaunen, die sich an den Granitfelsen brechen.





Die alte Straßenbahn rumpelt in eigener Spur abgesetzt von der Straße. Am Straßenrand neben langen, überholenden Bussen sich vorwärts kämpfen, dabei Löcher am Rand beachten, erfordert alle Aufmerksamkeit. Das lenkt ab von der trüben Oblomowerei.




Kann der Engel am Ufer uns hüten und schützen, weil seine Flügel ihn durch andere Sphären leiten?





Nur schnell vorbei an den touristischen Wimmelbildern! Lieber versonnen auf einsamer Bank den Apfel verzehren, allein auf schaukelnde Schiffchen blicken und den Kunstflug der Möwen bewundern. Wer als Reisender krank wird, will ....











1 Kommentar:

Tomaten Michel hat gesagt…

Interessante Regelung mit den Kfz-Kennzeichen, die man (bezeichnenderweise) seit 2015 nach einem Umzug nicht mehr austauschen muss. Deutschland wird bunter und verwirrter. Ein Münchener aus Dortmund in Thüringen und der Welt unterwegs. 👍
Wir werden Diverser. Ob das Buntland, Europa und der Welt und seinen Daraufwohnern gut tun wird?

Danke für diesen Reisebericht, der mich in kurzer Zeit mal wieder in die Ferne schweifen lässt. In Portugal war ich noch nie leibhaftig, und das wird höchstwahrscheinlich auch so bleiben. Nicht nur wegen den teilweise DDR-grauen, bildhaften Eindrücken die Du mir heute vermittelt hast.

Eine schöne und lange Rückreise wünsche ich Dir.