02 Juli 2022

Normandie, Ardennen, Belgien, alte Aachener Kontakte

 Wenn's am schönsten ist, soll man aufhören. Von Yport in der Normandie über Malzy in den Ardennen, zu Freunden bei Welkenrath, Aachen und Stolberg steht mein Refugium bei einem Sommergewitter auf dem Stellplatz in Aachen, der am Nachmittag voll besetzt ist. Defätistische Auslassungen von Karl Richter zweifeln am gerechten Sieg der Allierten. Selbst Welt-Redakteure zweifeln am westlichen Werte- und Wohlstandsmodell.




Yport in der Normandie: Allein auf hoher See, allein auf Straßen, Plätzen und Camps ist nicht immer gut. Mit gemischten Gefühlen geht es heimwärts. Zahnweh und Sehnsucht nach meiner lieben Frau zieht mich heimwärts. Die Freude auf meine Frau ist größer als die auf den Zahnarzt.



 Ein herrlich kühler Tag am Meer, am späten Nachmittag blinzelt die Sonne hervor. Gerade richtig für ein letztes Meerbad. Doch die Ebbe hat das Wasser so weit zurück gezogen, dass keiner mehr badet. Vor dem weiten Weg zur nächsten Grenze muss eine heiße Dusche genügen.




Mehr als dreihundert Kilometer sind für Sonntag geplant. Wird es mir zuviel, ist schon in Albert ein mir bekannter, komfortabler Platz.



Letzte Eindrücke aus Yport am Meer wie diese gepflegte Mobylette mit Anhänger. Später knattert das Gespann an mir vorbei.



Mein Abschiedsausflug geht von Yport nach Etretat. In Vaucottes-sur-Mer kann man Draisinen buchen und mit Pedalkraft antreiben.





Zwei Personen zahlen 29 Euro für die Fahrt, Rückfahrt inbegriffen.



Ackerbau und Viehzucht nutzen das Land bis zu den Kreideklippen.



Der rote Mohn blüht im Vordergrund, im Hintergrund verschwimmt das grau blaue Meer im Bild.




Auf dem Sockel steht: "ETRETAT A SES ENFANTS MORTS POUR LA PATRIE 1914 - 1918".



Kriegerdenkmal und Kirchlein in Etretat wie das Meiste hier ist alles in bester Ordnung. Meine guten Erinnerungen bei meinen längeren Aufenthalt in der Gegend im Juli 2020 hat mein Blog mit vielen Bildern dieser wunderbaren Klippen dokumentiert.



An diesem kühlen Nachmittag geht es im Schnelldurchgang durch das vertraute Badeörtchen mit den schönsten Kreideklippen Frankreichs.




Der Kreideklippenrüssel ist das Wahrzeichen dieser zauberhaften Küste in Etretat.



Über den Klippen von Yport gibt es ein weiteres Camp mit Meerblick. Dort ist für Camper kein Platz mehr frei, nur noch für Zelte.



Auch wenn bei tiefer Ebbe ein weiteres Meerbad ausfällt, beglückt mich der Blick des abendlichen Sonnenscheins auf die Kreidefelsen bei Frécamp.



Meine Frau verkaufte auf ihrem Bamberger Weihnachtsmarkt Jahrzehnte lang Lichthäuschen aus Litauen. Diese aus Ton gebrannten kleinen Kunstwerke gab es auch als französisches Landhaus. Hier in Yport stehen die Originale, die von hohen Zinnen auf das weite Meer blicken.





Mein letzter Abendausflug in die Umgebung von Yport beglückt mich mit einem wunderbaren Bild von Himmel und Meer. Weiter in Richtung der schwarzen Wolkenwand zu radeln, scheint mir nicht angeraten.


Noch einige Eindrücke wie vom Kriegerdenkmal mit der Landhausvilla dann geht es zum schützenden Auto. Das Gewitter erfrischt die Natur kurze Zeit später. Die Nacht kühlt das Auto auf angenehme 16 Grad Celsius. Zum Frühstück sorgt die Gasheizung für kuschelige Wärme. Bei 11 Grad Celsius Außentemperatur geht es auf die Strecke.




Die Autobahnraststätte ist gepackt voller Lastwagen, die wegen dem Fahrverbot am Sonntag dort ihre Freizeit verbringen.




Das bringt mich gegen Mittags auf die Idee, im Auto mein oppulentes Truckermahl mit Fisch, Ei, Avocado, Zwiebeln, Tomaten, Gurken, Oliven, Brot und Bier einzunehmen. Danach sind es bis zum Tagesziel Aachen gerade noch 260 Kilometer, die leicht zu schaffen sein sollten.



Doch der in Yport gekauft Hering war entweder schon schlecht oder meinem Magen unbekömmlich. Bauchschmerzen verhinderten nach der nächsten Autobahnzahlstelle jede Weiterfahrt. Alles musste wieder raus dem Magen, ein kurzer Schlaf verschaffte mir Linderung. Nur 236 Kilometer vor dem Ziel fiel die Entscheidung auf eine erholsame Nacht im Dorf Malzy in den Ardennen.




Nach den langen Autobahnstrecken waren die kleinen Straßen durch die wunderbare Wald-, Wiesen- und Hügellandschaft anfangs abwechselungsreich und schön. Doch die 60 Kilometer bis Malzy zogen sich endlos hin. Umso glücklicher konnte mich dort eine ruhige Nacht wieder regenerieren. Ohne Lampen in der Nacht gefiel es mir an den Fischteichen mit den plätschernden Wasserzuläufen und dem Zwitschern der Vögel sehr gut.




Nach einem schweren Arbeitstag am Steuer von 8.00 Uhr morgens bis 17.00 Uhr - mit allen Pausen - war dann diese Oase 60 Kilometer Fahrt wert, auch wenn die Strecke mich teilweise zurück Richtung Süden brachte.




Gegen Abend fuhren die letzten Angler ab. Danach gehörte der Platz in der Nacht und jetzt am Morgen mir allein.



Knäckebrot, Kamillentee und Käse stabilisierten den geplagten Körper weiter. Um die Gegend mit dem Rad zu erkunden, reichte die Kraft nicht mehr.


Daher führte vom Camp mich ein geruhsamer Spaziergang durch das Dorf mit vielen ärmlichen Häusern und wenigen stattlicheren Anwesen zu dieser Dorfkirche. Mit dunkleren Steinen ist an der Kirchenwand die Zahl 1680 zu lesen, ein bemerkenswertes Alter für das Gebäude mit den wehrhaften Türmen.




Ein typisches Bild von Malzy und anderen Dörfern auf dem Weg dahin: Ein altes Haus, Schafe auf der Weide, unter dem mit Weinlaub bewachsenen Garagendach wartet ein Eriba-Wohnanhänger auf die nächste Urlaubsfahrt.




Noch einen Blick auf den Wetterbericht: Aachen dürfte heute von Höllensonne weitgehend verschont bleiben, denn 80 Prozent Regenwahrscheinlichkeit versprechen Kühlung. Ein Blick auf den Motorölstand verrät, dass ein halber Liter Motoröl fehlt. Die Warnlampe der Ölanzeige hatte noch nichts gemeldet. Nach 7284 Kilometer Laufleistung in diesem Jahr hat sich der Motor einen guten Schluck Öl verdient. Dass die Tankstelle für 37,35 Liter 80,83 Euro von der Scheckkarte abbucht, ist unvermeidlich. Damit fährt mich das Auto bis ins Ruhrgebiet.


Politpestilentes Zwischenspiel




Der Rückweg zieht sich zäh über zum Glück verregnete Kleinstraßen weit, weit nach Osten. Nordfrankreich in den Ardennen kommt mir wie ein vergessener Landstrich vor. An diesem Kriegerdenkmal stärkt mich eine Pause mit gebratenen Sojaschnitzeln.




Die über Frankreich gesäten Denkmäler erinnern auf Schritt und Tritt an Größe und Glorie der siegreichen Grande Nation. Solche Siegerdenkmäler unterscheiden sich fundamental von der wehrkraftzersetzender Prosa wie des ehemaligen Soldaten und Poltiprofis Karl Richter.



Neben dieser defätistischen Collage veröffentlicht Karl Richter bei Facebook einen Text, der in seiner Niederträchtigkeit höchstens noch von pensionierten Generälen geteilt wird, die bei der WELT hinter der Bezahlschranke ihre Kriegsmüdigkeit dokumentieren. Und das meint Karl Richter bei Facebook:


Karl Richter Rußland siegt

Man hätte sich viele fruchtlose Diskussionen ersparen können. Natürlich gewinnt Rußland den Krieg. Man muß verblendet sein wie der Komiker in Kiew oder seine westlichen Unterstützer, um etwas anderes auch nur für denkbar zu halten. Selbst die ersten Lügenmedien und die US-Regierung gehen – allen Lippenbekenntnissen zum Trotz – inzwischen dezent auf Distanz. Für die Ukraine ist nicht mehr viel zu holen.


Bismarck meinte, dass er hundert Arten kenne, den russischen Bären aus seiner Höhle zu locken aber keine Methode kenne, ihn in seine Höhle zurück zu bringen.

Für den LGBTI-Westen und seine „Werte“ ist der Krieg nach gerade 100 Tagen zur historisch beispiellosen Blamage geworden. Die russische Wirtschaft ist Lichtjahre vom Ruin entfernt, den ihr der Westen zugedacht hatte, der Rubel ist stärker denn je, und Rußland ist alles andere als isoliert in der Welt. Das alles ist vielmehr der Westen: isoliert, abgeschnitten von Gas, Öl und Getreide, wirtschaftlich vor dem Absturz, politisch erledigt, einschließlich der NATO. Letztere kann von Glück reden, daß Putin den Krieg bislang mit angezogener Handbremse führt.

Rußland zieht das Ding in der Ukraine jetzt durch, und niemand wird das aufhalten. Rußland kann sich Zeit lassen, der Westen nicht. Man wird sehen, was vom failed state Ukraine dann noch übrig ist. Ein entmilitarisierter Rumpfstaat ohne Zugang zum Meer, der für niemanden mehr eine Gefahr darstellt, ist nach Lage der Dinge völlig ausreichend. Vielleicht holt sich Polen die Westukraine (und kann sich dann anstelle Rußlands mit den Bandera-Irren herumärgern).

Die Frage ist, was danach kommt, aber das hängt vom Westen ab. Seiner eigenen verkommenen Logik folgend, die die des Krebsgeschwürs ist, wird er den Krieg fortzusetzen versuchen, weil er im friedlichen Wettstreit der Systeme dem sich formierenden globalen Gegenblock unter Führung Rußlands und Chinas unterliegen muß. Darüber kann auch in Brüssel, New York und Washington keinerlei Zweifel bestehen. Was der Westen derzeit liefert, sind lautstarke, peinliche Rückzugsgefechte. Wenn er Glück hat, beläßt es Putin dabei. Er kann getrost abwarten, bis uns der Laden von selbst um die Ohren fliegt, was spätestens der Fall ist, wenn uns Gas und Geld ausgehen und die Kälte kommt. Wen interessiert dann noch die Ukraine?

Nein, es ist alles gut, wie es kommt. Der Schmutz muß weg, wenn Neues entstehen soll.

Soweit der Text von Karl Richter.




Doch auch Martin van Creveld schreibt hinter der Bezahlschranke der WELT ähnlich defätistische Botschaften.



Wer für Artikel der WELT zahlt, liest von Martin van Creveld, geboren 1946 in Rotterdam, einem emeritierter Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität, diese Wehr- und Siegwillen zersetzende Meinung - eine unter vielen nebenbei.




Im Gegensatz zur Mehrheitsmeinung im Lande, die gleichsam an den "Endsieg" glauben soll, mehren sich auch in der Chefredaktion der WELT wie bei Stefan Aust Zweifel am ungebrochen Siegeswillen der westlichen Werte- und Wohlstandsgemeinschaft.




So sinniert Herr Aust in der Sonntagsausgabe seines Blattes über das Thema: "Ein antiwestlicher Block entsteht, so mächtig wie noch nie."

Während die westlich orientierten G 7 eine Bevölkerung von knapp 771 Millionen Menschen vertreten, leben in den sieben Staaten des Gegenblocks mehr als drei Milliarden. „Die G 7 repräsentieren das 20. Jahrhundert, BRICS die Zukunft des 21. Jahrhunderts“, heißt es dazu in der chinesischen Parteizeitung „Global Times“.

Schon in seiner Eröffnungsansprache am Mittwoch setzte Xi Jinping den Ton: „Die Ukraine-Krise ist ein Alarmsignal für die Welt“, sagte er, meinte damit aber nicht die russische Kriegsführung, sondern das Verhalten des Westens: Der „missbrauche Sanktionen“, um seine „Hegemonie“ zu behalten.

So recherchieren Redakteure Fakten, die mich als fröhlich reisenden Rentner vor dem Verlust lieb gewonnener Gewissheiten und Bequemlichkeiten schrecken.



Chefredakteur Stefan Aust schreibt für ein Publikum hinter der Bezahlschranke der WELT, die sonstiger Mehrheitsmeinung krass widersprechen.

Dass die Drohung mit dem Abschalten des Gasimports aus Russland der Drohung mit einem Hungerstreik nahekommt, zeigt sich jetzt überdeutlich. Russland reduziert erst mal die Gaslieferungen – da wird plötzlich klar, dass die gesamte grüne Energiewende auf einer russischen Gaswolke schwebte. Anzunehmen, dass mit den großartigen erneuerbaren Energien aus Wind, Solar und Biogas der Bedarf eines Industriestaates wie Deutschland zu decken ist, gehört zu den gefährlichsten Illusionen der Gegenwart.


Welkenrath

 


Doch wer Geld genug hat, sichert selbst so weit wie möglich seine Versorung mit Energie, Lebensmitteln und Wasser.





Solarmodule liefern bei Sonnenschein Strom für die Waschmaschine.




Holzvorräte und Öfen machen beim Kochen, Duschen und Heizen unabhängig von Gas.




In der Not schlachten und verzehren selbst eingeschworene Vegetarier ein Tier, um ihren Hunger zu stillen.



Gras nährt Kühe. Milch und Milchprodukte nähren Menschen. Wenn die Kuh nicht als Heilige verehrt wird, bringt ihr Fleisch Menschen über den Winter.





Zwar ist es mühsam, dem Land Lebensmittel abzuringen. Doch ohne Ackerbau und Viehzucht hungert das Volk und ohne Energie friert es.



Menschen in spirituellen Gemeinschaften reduzieren Schadstoffe. Fromme Versammlungen mit Gebeten, Gesängen und medinaiven Übungen brauchen außer Kleidung, Atmung und Nahrung wenig mehr. Viele Menschen befriedigen mittlerweile spiritülle Bedürfnisse bei Priesterlehrern östlicher Weisheit - beispielsweise bei der buddhistischen Branche.



Der freundliche Hausherr in Welkenrath ist mit 57 Jahren erstaunlich fit. Dort kann mein Körper zwei erholsame Tage nach der Fahrt von der Normandie gut gebrauchen.



Der Gutshof, um so das Anwesen zu nennen, zeigt sich in rosiger Pracht mit einem gepflegten Gemüsegarten.



Es ist schon lange her, dass auf dem Anwesen ein gewaltiges Fest über hundert Menschen friedlich vereinte.



Robbi, Schlagzeug der Zeltinger-Band, einer traditionellen Rockband, erholt sich auch dort.


Zeltinger Band - Asi mit Niwoh 1981
399.786 Aufrufe  09.10.2008  Zeltinger Band - Asi mit Niwoh 1981



HOOGSTE PUNT VAN NEDERLAND 322.5 MTR.




Mit dem Rad durch die sonnigen Ardennen zu fahren, ist höchst vergnüglich. Das Ziel ist das Dreiländereck Holland, Belgien, Deutschland.



An gut gepflegten Landhäusern, an Weiden, an Kapellen führt die hügelige Strecke ans Ziel.




Die Eisenbahnbrücke spannt sich über das Tal, durch welches mein Radweg kurvt.




Seit meinen Besuchen auf dem Dreiländereck vor Jahrzehnten erstaunt mich jetzt ein neuer Turm, der mich für vier Euro per Fahrstuhl auf die Höhe befördert.



Als weitere Attraktion lässt sich vom Turm aus ein Labyrinth aus Hecken bestaunen.


Der Blick nach Belgien zeigt die Eisenbahnstrecke, die zuvor über die lange Talbrücke führt.


Das Großklinikum bringt Aachen wie seine etwa 40.000 Studenten eine gewaltige Wirtschaftskraft.




Ein paar Hundert Meter weiter steht der nächste Turm auf diesem höchsten Punkt der Niederlande.



Die Durchgangsstraße von Vaals ist wie vor Jahrzehnten von Geschäften, Eisdielen und Frittenbuden gesäumt. Die gelbe Kreidler Florett sieht man nicht mehr oft.




Nach kurzem Blick auf die Kirche von Vaals geht meine 40-Kilometer-Strecke zurück zum Auto nach Welkenrath.



In Welkenrath steht auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelfabrik das Krematorium Neomansio.


Sozialkontakte aus alten 68iger-Zeiten



Meine nächste Station ist nach dem belgischen Welkenrath der Stellplatz in Aachen. Mittags lässt sich dort ein geschützter Platz für mein Womo an einer Hecke finden, abends ist der Platz voll.



Manni, mein Jahrgang 1948, begann als Physikstudent bei der RWTH Aachen, wurde dann Autoschrauber und genialer Handwerker. Im Jahr 1985 hatte er den durchgerosteten Boden meines Strich-Acht-Diesel-Daimlers, Baujahr 1975, mit drei Millimeter Blechen zugeschweißt. Wir haben uns im Laufe der Jahrzehnte immer wieder getroffen. Seinen Strich-Acht-Diesel-Daimler aus dem Jahr 1972 bringt er immer wieder über den TÜV. Ein historisches Kennzeichen verweigert ihm der TÜV-Prüfer, weil das Auto nicht mehr "original genug aussähe".



In die Papiere dieses Benzbusses hat Manni vor Jahrzehnten einen 3,8-Liter LKW-Diesel mit LKW-Getriebe und größeren Reifen eintragen lassen. Wenn seine Lebenskraft ausreicht, bringt er das historische Fahrzeug wieder auf die Straße.



Einen wunderbaren Abend schenkt mir meine erste, beste Freundin aus der alten 68iger Szene, die mich mit blonden Haaren und kurzem Röckchen 1970 verzaubert hatte. Sie war damals Abiturientin, meine Versuche als Elektrotechnikstudent endeten nach dem ersten Teil des Vorexamens aus gesundheitlichen Gründen.





Die alten 68iger Freunde haben sich bei Stolberg gemeinsam ein Refugium gekauft und aufgebaut. Nicht wenige der alten Freunde sind mittlerweile verstorben. Mein Radweg in ihre ruhige Oase führt durch übliche Stadtszenen mit bierseligen, jungen Männern.



Das Narrativ der Zeit grüßt wie das Erziehungsfernsehen, die Werbung, die klerikale und kulturelle Propaganda mit dem Schild: "Stolberg hat keinen Platz für Rassismus".  Mittlerweile kehrt sich der Rassismus zunehmend gegen "hier-schon-länger-Lebende", als "Biodeutsche" oder "Kartoffeln" verspottet. Wie sich Sprache ändert! Aus Frauen werden "Menschen-mit-Gebärmutter" oder "Menschen-mit-kürzerer-Harnröhre", aus Neubürgern südlich der Sahelzone werden "maximal-Pigmentierte". Und Kinder ab 14 Jahren lassen ohne großen Aufwand Namen und ihr Wunschgeschlecht in die Papiere eintragen.



Zum Glück hat man auf Straßen, Camps und im Wohnmobil weniger mit Menschen sondern mehr mit Autos zu tun. Ein paar Beispiele: Dieser Kleinstlastwagen von Aixam fährt mit Moped-Nummernschild, einem Einzylinder-Dieselmotor, und muss nicht zum TÜV.




In Frankreich produziert, sieht man dort häufig Aixam Drei-Liter-Autos - hier als "GTD" mit Spoiler.



Mit dieser Schönheit kann ein Aixam-Zwerg nicht konkurrieren.




Wenn Manni dies Gespann auf die Straße bringt, ist er König der Landstraße.


Porsche hat diesen Trecker vor Jahrzehnten gebaut. Das Hochwasser hat ihn überschwemmt.





Nach Ölwechseln in Getriebe und Motor lief die alte Maschine wieder mit einer neuen Batterie an. Und sie läuft immer noch. Der Trecker wurde im Jahr 1960 gebaut. Wie stabil müssen dann Menschen wie Manni und der Chronist sein, die zwölf Jahre älter sind?



Als Studenten fuhren viele von uns Motorräder oder Motorroller. So kaufte beispielsweise mein sieben Tage älterer Freund Manfred mein altes ILO-Motorrad, Baujahr 1952. Auch er war wie Manni Student der Physik an der RWTH Aachen. Er starb vor fünfzehn Jahren.





Hier und heute fährt ein englischer Biker diese Drei-Zylinder-Triumpf mit Kardanantrieb auf den Stellplatz. Was für eine Maschine! Die Harley dahinter ist auch nicht zu verachten. Die Biker bewohnen gemeinsam ihr Zelt auf dem Stellplatz in Aachen.




Doch bei dem bezauernden Abend mit meiner ersten, besten Freundin von 1970 spielen Autos keine Rolle. Wir bewundern das Denkmal der Zinnschmelzer.




Wir wandern gemeinsam nach dem oppulenten Mahl durch den wunderbaren Sommerabend und schwelgen in Erinnerungen unserer ersten Erfahrungen von vor mehr als fünf Jahrzehnten.




Manches scheint einfach unkaputtbar wie dieses Fels-Konglonmerat, das vor 280 Millionen Jahren entstand.


Rita, mittlerweile Vorstand in einem buddhistischen Verein, teilte mit mir viele, viele Gedanken aus alten Zeiten. Jeder kannte und kennt dort jeden in Aachen, eine in Jahrzehnten gewachsene Gemeinschaft. Dort wieder einmal zu sein, ist ein beglückendes Gefühl nach den vergangenen Wochen und Monaten im einsamen Haus auf Rädern aus Glasfaser verstärktem Kunststoff.

Aachener Impressionen



In dieser vierspurig befahrbaren Straße, jetzt durch Fahrradspuren verengt, war Jahre lang meine Zweizimmerwohnung, die zwei Damen - natürlich nacheinander - mit mir teilten. Zwei Fenster im oberen Stockwerk gingen zur Straße, zwei auf den ruhigen Hof.



Luxusstadt Aachen bereitet sich auf "CHIO, das Weltfest des Pferdesports vom 24. Juni bis zum 3. Juli" vor. Zum Pferdestandbild rechts vor dem Theater gesellt sich auf der linken Seite eine Werbung für das "Weltfest des Pferdesports".



Vor dem Elisenbrunnen kniet ein junger Mann über dem sprudelnden Straßenbrunnen - vielleicht trinkt er auch daraus oder vollzieht ein spiritülles Reinigungsritual. Wer weiß schon, was Menschen bewegt?



Der von mir seit Jahrzehnten verehrte Mystiker Gurdjiff hatte dazu seine eigene, einzigartige Meinung, in  dessen Werk "Beelzebubs Erzählungen an seinen Enkel" früher vom "passiven Geschlecht mit seiner negativen Seinshaltung" zu lesen war. In neuen Ausgaben vermutlich politisch korrekt korrigiert.





Zurück zum mir vertrauten Aachen: Hinter dem Geldbrunnen mit den verzerrten Gestalten erhebt sich in zeitloser Schönheit das Welterbe Dom.



Auf dem Platz zwischen Rathaus und Dom toben Kinder in einem Sandkasten XXL




Um den Brunnen vor dem Rathaus, auf dem vermutlich irgendein Kaiser den Reichsapfel präsentiert, laufen Kinder im Kreis.



Obgleich der Himmel sich mit dunklen Wolken zuzieht, soll mich kommender Regen nicht von einem Ausflug auf den Lousberg abhalten.



Wenn Bauern- und Marktweiber selbst den Teufel austricksen, wie wird ein verschlagenes Weiblein erst Herrn Jedermann austricksen?



Beim Blick vom Lousberg zum Aachener Dom warnen mich schwarze Wolken vor einem aufziehenden Gewitter. So geht es mit höchster Geschwindigkeit zurück zum Stellplatz. Denn wegen der Hitze stehen im Auto alle drei Dachluken sperrangelweit auf.




Ein kurzer Blick auf das ehrwürdige Audimax der RWTH Aachen, wo Physik-Professor Fuchs noch 1968 seine Fabeln in aufwändigen Versuchsanordnungen erzählte. Doch als mich schon dort die ersten Regentropfen treffen, ist im kleinen Aachen bei Überfahren mehrer roter Ampeln mein Auto mit rasender Radfahrt vor der Himmelsdusche gerade noch erreicht. Die englischen Biker retten sich in ihre Zelte. Der prasselnde Regen kühlt mein Womo in kurzer Zeit auf kuschelige 27 Grad.


Mehr von Manni, dem Eisenbieger



Manni zeigt mir auf einem herrlichen Radausflug das Hohe Venn.





Manni hat einst aus Eisenrohren Möbel gebaut, was ihn als Eisenbieger adelt. Mannis Fahrrad braucht keinen E-Motor.




Dies solide Möbel hat Manni in seinem Chateau zusammen geschweißt. Der Ausblick aus seinem Schloßfenster berauscht mich bei jedem Besuch auf's Neue.



Unsere Radtour hat schnell den knuddeligen Marktplatz von Kornelimünster erreicht. Das ist ein bezauberndes Städtchen bei Aachen. Von dort geht es über die Vennbahn-Trasse nach Walheim bis Roetgen. Profis radeln auf dem zauberhaften Radweg bis nach Luxemburg.



Die alten Bahnhöfe an der Vennbahnstrecke sind zu Ausflugslokalen umfunktioniert.





Die Natur erobert sich eine seit Jahrzehnten rostende Dampflokal zurück.




Da wünscht man sich, dass ein Professor für Dampfmaschinen mit einer jungen Truppe die Lokomotive von Grund auf erneuert und als schnaufende Schönheit wieder auf die Schiene setzt.




In dieser Gegend liegt das Quellgebiet der Inde. Das derzeit zierliche Sommerflüßchen hat im Juli 2021 fürchterliche Überschwemmung in Eschweiler, Stolberg und auch im Anwesen meiner Freunde angerichtet. Die Fluten haben Autos, Motorräder, E-Bikes in den Garagen zerstört, Keller volllaufen lassen und in ihren Häusern bis zu einem Meter hoch gestanden.



Ein Wild-Camper am Weg zeigt uns seinen 50 Jahre alten Steyr-Puch Allrad-LKW, ehemals ein Fahrzeug der Schweizer Armee. In liebevoller Handarbeit hat er das Auto zu einem Womo für seine Familie umgebaut. Man beachte das Rohr auf dem Dach, welches mit einem identischen Rohr auf der anderen Seite zweimal 90 Liter Wasser aufnimmt. Der kleine Hund, ein Shetland Shepherd, passt auf.



Der Blick in die gute Stube zeigt den liebevollen Ausbau mit Vollholzmöbel. Die Lampen haben eingebaute Ventilatoren, die die aufgeheizte Luft nach außen befördern.



Am Ende unseres Weges lauschen wir eine Weile dem leisen, aber ständigen Wusch-Wusch der Windmühlenflügel. Nach unserem 50-Kilometer-Ausflug, stärken wir uns - wie anfangs gezeigt - in Brand bei einem asiatischen Lokal.




Am Abend repariert Manni noch eine Roststelle an der Fahrertür meines Womo, dann stimmt die Rentnerband einen Kontrabaß und lässt den Abend mit einigen Flaschen Bier ausklingen. Auf dem Hof vor der Garage endet die Nacht dieser Reisewoche.



Wehmütige wandern Gedanken zu einem meiner einst besten, alten 68iger Freunde, dessen wunderliche Sätze nach längerem Whatsup-Austausch am 19. Mai mit seiner letzten Meinung abrupt abbrach. Wer mehr von diesem Herrn, der sich als "Kapellmeister" bezeichnet, wissen will, studiere seine Seinsäußerungen auf dem ihm gewidmeten Webauftritt.





Wie waren wir 1985 als gemeinsame Kneipenmusikanten noch voller Saft und Kraft! Damals dieselte uns mein von Manni geschweißter Strich-Acht-Daimler zu Auftritten in die Eifel oder bis nach Köln. Doch das Leben geht immer weiter, weiter und weiter....


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