Heute schaukelt mich meine "Walkuh", ein VW-Crafter mit 136 PS und Zweieinhalb-Fünfzylinder-Diesel, zwei Monate durch die Welt. Das Gefährt ist mir Wohnung, Küche, Schlafzimmer, Studierstube und Reisefahrzeug. Zwischen Frust und Freude, Krankheit und Köstlichkeit schwanken Erlebnisse und Empfindungen.
Zwei Wolken verhangene Tage am Meer in Sidi Ifni lassen mich wieder einmal frösteln. Ein gutes Gefühl! Noch spektakulärer als die angenehme Tagestemperatur von 17 Grad sind fein sprühende Tropfen südlich vom Atlas. Bei der Fahrt von Sidi Ifni in das Thermalbad Abeinou fegen die Wischer diesen Regen von der Scheibe. Die Heizung bläst angenehme Warmluft auf nackte Füße in staubigen Sandalen.
Die Vegetation auf diesem Höhenzug, der die Küste vom heißen Innenland trennt, zeigt, wie Wasser Wachstum fördert. Nur etwa 20, 30 Kilometer hinter den Bergen beginnt wieder Steppe und Wüste.
Bequem fährt man auf der einsamen Landstraße bis auf 600 Meter Höhe.
Hinter den Hügeln zeigt sich schon wieder die Sonne, die dann den ganzen Tag die Gegend um das Thermalbad Abeinou aufheizt.
Schon früh am Morgen sind die 66 Kilometer von Sidi Ifni bis zur "Station Therme Abeinou" geschafft. Der Reise-Kollege aus Düren steht schon mit seinem gelben 508-Daimler am Eingang des Platzes.
In diesem Plansch-Becken liegt man träumend in der warmen Brühe. Auf der Bespannung über der Decke hüpfen Vögel. Eine Plastiktüte hat der Wind durch die seitliche Löcher in der Abdeckung auf die Gitternetze darunter geweht. Decke und Wand schimmeln mit grünlichem Pilz an einigen Stellen. Die Duschen sind abgeschlossen. Direkt vom Auto wandert der Wohnmobil-Kurgast im Bademantel in die Eingangshalle, nimmt sich einen Plastikkorb für seine sieben Sachen. Dort unten am Bad stopft man seinen Bademantel mit dem Autoschlüssel in den Plastikkorb. Den Korb lässt man am Beckenrand. Dann hüpft man mit Badehose in das warme Wasser. Die Araber ziehen sich direkt im Bad um. Manche stapfen in Unterhosen in die Brühe.
Die Damen haben ihren eigenen Badetempel. Allerdings sind im Pool der Männer ab 19.00 Uhr auch Paare zugelassen.
Die lästigen Werbeeinblendungen im Internet-Explorer stören die Arbeit am PC. Doch der Sender in Abeinou strahlt stark genug, dass Web-Radio Bayern und der Tatort aus der ARD-Mediathek ankommen. Allerdings muss man auch mit wenigen Touristen in Abeinou sich die Bandbreite teilen.
Am Camp an der Therme Abeinou, die sich auch "Abaynou" schreibt, fährt abends noch ein seltenes Allrad-Fahrzeug ein. Der Besitzer erklärt mir, dass es sich um einen russischen UAZ Baujahr 1979 handelt.
Das Tele zoomt ein Werk heran, welches vermutlich Steine zu Kies zermahlt. Doch im Kurort Abeinou hört man nichts von der staubigen Arbeit.
Ruhig und beschaulich lebt man in der Oase Abeinou. Der Esel bewegt sich zutraulich auf mich zu, doch seine hintere Pfote bindet das Tier mit einem längeren Strick an dem Palmstrunk fest. Zum anderen sind mit einer knapp halben Meter langen Schnur die Vorderbeine gefesselt.
Diese Kreuzung verteilt das Wasser nach Bedarf. Die Seitenkanäle sind gerade mit Stein und Erde verschlossen.
Vögel jubilieren in der Oase. Einige wenige Arbeiter grüßen freundlich, die ohne Maschinen ihr Handwerk in beschaulicher Andacht verrichten.
Der Boden unter den Palmen und anderem Gehölz wird kaum von einem Sonnenstrahl berührt.
Das Viereck dieser Lehmburg bietet Platz für eine reiche Sippe. Doch kein Mensch ist zu sehen, kein Tier ist zu hören. Die Hitze zwischen dem Gebet mittags und nachmittags zwingt zur Ruhe.
Endlich zeigt mir ein Gastwirt, wie er fachmännisch das Teeritual zelebriert. Die Blätter der Minze kommen in einem gesonderten Glas. Er stopft die Blätter in die Kanne. Das weiße Zuckerstück vorn rechts wird gebrochen und dazu gegeben. Mit mehrmaligen Schenken von der Kanne in das Glas und zurück schäumt der Tee im Glas. Das soll wichtig sein. Danach steht unserem gemeinschaftlichen Genuss nichts mehr im Weg.
Wer durch die sonnige Oase wandert, entschleunigt wohltuend sich von den Strapazen der Reise und den stets neuen Eindrücken. Die Sonne zeichnet den Schatten der Hände und der Kamera als Kontrast. Es ist hell und heiß.
Wasser bringt Leben, lässt Nahrung wachsen. Im Hintergrund erhebt sich wieder das Viereck der Lehmburg. Am frühen Nachmittag, wenn es kühler wird, arbeiten Menschen auf den Feldern.
Technologischer Quantensprung: Reittiere nutzt der Mensch schon Jahrtausende lang. Doch erst ab 1968 baute Mercedes den Daimler-Strich-Acht im Hintergrund, der hier als Taxi fährt.
Diesmal führt mich mein Weg von Abeinou zurück nach Sidi Ifni bei Sonnenschein über die 600 Meter hohe Bergstrecke. Irgendwie hadern heute die Polizisten mit mir - oder vice versa. Bei der Einfahrt nach Gulmim hält mich einer an der Straßenkontrolle an. Bei der Ausfahrt aus Gulmim hält mich der nächste Beamte an und mahnt: "Das Schild zur Polizeikontrolle müssen Sie respektieren. Halten Sie das nächste Mal davor an." Kein Mensch hält an dem Schild an. Alle rollen im Schritt über die Stahlseile, an denen notfalls stachelige Eisengitter die Fahrbahn sperren können.
Bei der nächsten, der dritten Polizei-Kontrolle wird es dann ernst. Das volle Programm läuft an: "Paß, Führerschein, Fahrzeugpapiere". Der Beamte erhält das Verlangte. Er zeigt mir seine Radarpistole. Darin ist mein Nummernschild zu sehen, darüber die Angabe 70 km/h. "Hier sind aber nur 60 km/h erlaubt." Es ist ein ehrlicher Beamte. Er schreibt mir einen Strafmandat über 300 Dirham aus, gibt mir das Ticket.
Da gehen sie nun dahin, die 300 Dirham. Das wären sechs Flaschen Kasbah-Wein beim Juden in Guelmim gewesen. Das Tempo 60-Schild war Meilen vor der Kontrolle. Die Bahn war frei und führte nicht mehr durch bebautes Gebiet. Das Navi wies die Stelle mit Tempo 100 aus. der Beamte hatte schon von mehreren Fahrern an dieser merkwürdigen Stelle Strafgeld kassiert. Er zeigte mir deren Quittungen. Doch da er ehrlich arbeitet, kein Schmiergeld nimmt, freundlich alles erklärt, tröstet dies mich ja über den Verlust von 300 Dirham, etwa 30 Euro.
Sidi Ifni war ja schon unter Wolken verhangenem Himmel klasse. Jetzt bei Sonnenschein ist es noch besser. Marokko ist wunderbar, auch wenn mich heute Polizisten nerven.
Zum Lohn für diese Wechselbäder aus Frust und Freude stärkt mich eine vegetarische Tajine. Wer das Bild genauer betrachtet, sieht durch die Brüstung die wilden Wellen des Atlantiks unten am Strand.
Wumm! Bei jedem Aufschlag der Wellen tanzen die Steine mit einem konzertanten Crescendo.
Sidi Ifni bezaubert mich bei Sonnenschein mehr als zuvor unter Wolken. Zudem lässt die frische Brise vom Meer die Temperatur trotz der sengenden Sonne nicht unangenehm hoch steigen.
Wären die Fenster nicht zugemauert, hätten man von ihnen Blick auf das Meer. Unglaublich, dass dieser Immobilien-Schatz so ungenutzt bleibt.
Die breite Fensterfront liegt hoch über dem Strand und würde den Blick auf das Meer gewähren, wenn die Fenster nicht zugemauert wären.
Dass man Autoreifen mit Pappkartons vor Sonne schützt, sieht man häufiger. Einen Pappkarton als Sonnenhut sieht man fast nie.
Der Tourismus schwemmt Geld in Massen nach Sidi Ifni. Das überreichliche Angebot sättigt schon vom Hinsehen.
Die "Fisch-Fress-Meile" am Atlantik reicht von Tanger bis TanTan - mehr als tausend Kilometer.
Die Bienen haben hier nur sechs Wochen, maximal zwei Monate Zeit, die Blumen zu bestäuben. Je weiter das Jahr vorrückt, umso heißer und trockner wird es. Dann fliegen keine Bienen mehr.
Ein freundlicher Franzose krönt diesen eignisreichen Tag. Er verkauft mir eine Flasche Wein und klärt mich darüber auf, dass es in Kaffees keinen Alkohol gibt, in Bars schon.
Das ist Karl aus der Uckermark, Nachbar von Frau Merkel gleichsam. Seinen 19 Jahre alten Iveco hat er in Polen über einen Kumpel angemeldet. Das spart ihm bald Tausend Euro an Steuern und Versicherung. Mit der Grünen Versicherungskarte für Marokko zickt die polnische Versicherung auch nicht rum. Karl ist mittlerweile vier Wochen hier in Sidi Ifni und langweilt sich. Doch das Meeresklima ist heilsam für seine Gesundheit. Zur Abwechselung plant er einen Abstecher nach Tantan 170 Kilometer weiter südlich. Mit Ausnahme meiner schweren fiebrigen Erkältung in Essaouira, die mich dort eine Woche lahm gelegt hat, hält mich kaum ein Ort länger als drei Tage, meist nur zwei.
Für Guelmim weist die Wettervorhersage eine Höchsttemperatur von 34 Grad Celsius aus. Das wird mir zuviel. Weiter nördlich oder am Meer ist es erträglicher. Wärme, Sonne, Meer und Berge, preiswertes Essen, Diesel für 90 Cent und die Dienstleistungen der Marokkaner halten mich hier.
Etwa 1400 Kilometer weiter nördlich in Faro, Portugal, bleibt die Höchstemperatur noch unter 20 Grad Celsius.
Den Freunden der Allrad-LKW-Gemeinschaft sind diese beiden Bilder gewidmet. Besonders das hochgezogene Auspuffrohr ist eine Seltenheit. Es handelt sich laut Typenschild "TRM4000" um einen alten Armee-Laster von Renault.
Mit einem frischen Baguette nach dem Morgenspaziergang durch die angenehme kühle Küstenstadt Sidi Ifni geht es nun schweren Herzen zurück Richtung Norden. Die Fahrt nach Süden mag zwar recht abenteuerlich sein. Doch der Luxus in städtischer Umgebung mit dem reichhaltigen Warenangebot an Obst, Gemüse, Restaurants und Internet verwöhnt mich mehr. Ohnehin kollidiert ständig die islamisch-orientalisch-afrikanisch-asiatische Lebensart mit meiner deutschen Konditionierung von Ordnung und Sauberkeit. Das muss man ertragen in Marokko. Dennoch bleibt selbst bei guter Gewöhnung die Fremde mir fremd.
15 Kilometer nördlich von Sidi Ifni lockt mich dieser malerische Strand zur Mittagspause.
Fünf Kilometer weiter nördlich lädt ein freier Stellplatz in Mirleft zur Rast. Der Platz am Strand kostet zwei Euro pro Nacht. Doch trotz der Stille, des Meeresrauschen und der Aussicht auf einen eindrucksvollen Sonnenuntergang zieht es mich weiter nach Tiznit.
Neben dem üblichen Aufgebot an "Weißware" bleibt dieser alte Deutz, Baujahr 1983, an dem malerischen Stellplatz. Etwa zwei, drei Jahre hat der Besitzer an dem Ausbau gewerkelt. Mit gut geordnetem Werkzeug in drei Schubladen bessert er gerade die Aufbautür aus. Ob ihm der TÜV allerdings ein H-Kennzeichen gewährt, beibt zu bezweifeln. Mit Mühe und Not und der Gunst eines gut gesonnenen Prüfers besteht das Fahrzeug gerade den jährlichen TÜV. Das Spiel der Lenkung sowie die Abgaswerte entsprechen nämlich nicht mehr dem Stand der Technik 30 Jahre später.
In Tiznit weist mir die freundliche Empfangsdame vom Camp Riad Asslaf endlich einen Platz zu, der mittels WiFi mir die unglaublichen Nachrichten der Krim-Krise - hier im Brennpukt der ARD - überträgt. Doch 34 Grad Celsius machen mir mehr Kopfweh derzeit als die katastrophale Krise. Denn es ist klar: Mein Kopf und mein Körper sind wenig kompatibel mit der Sonnenglut!
Camp Riad Asslaf im Halbschatten, mit solider WiFi-Verbindung zum Server im Haus hinter dem Wagen. Heute landet mein lieber Bruder aus Dortmund in seinem 30-jährigen Hymer in Tanger-Med an. Vielleicht treffen wir uns ja in Marokko.
Die Liebste daheim bringt gerade ihr Auto durch den TÜV und bereitet sich auf ihre Arbeit als Marktfrau für die Spargel-Saison 2014 vor.
Zwei Wolken verhangene Tage am Meer in Sidi Ifni lassen mich wieder einmal frösteln. Ein gutes Gefühl! Noch spektakulärer als die angenehme Tagestemperatur von 17 Grad sind fein sprühende Tropfen südlich vom Atlas. Bei der Fahrt von Sidi Ifni in das Thermalbad Abeinou fegen die Wischer diesen Regen von der Scheibe. Die Heizung bläst angenehme Warmluft auf nackte Füße in staubigen Sandalen.
Die Vegetation auf diesem Höhenzug, der die Küste vom heißen Innenland trennt, zeigt, wie Wasser Wachstum fördert. Nur etwa 20, 30 Kilometer hinter den Bergen beginnt wieder Steppe und Wüste.
Bequem fährt man auf der einsamen Landstraße bis auf 600 Meter Höhe.
Hinter den Hügeln zeigt sich schon wieder die Sonne, die dann den ganzen Tag die Gegend um das Thermalbad Abeinou aufheizt.
Schon früh am Morgen sind die 66 Kilometer von Sidi Ifni bis zur "Station Therme Abeinou" geschafft. Der Reise-Kollege aus Düren steht schon mit seinem gelben 508-Daimler am Eingang des Platzes.
In diesem Plansch-Becken liegt man träumend in der warmen Brühe. Auf der Bespannung über der Decke hüpfen Vögel. Eine Plastiktüte hat der Wind durch die seitliche Löcher in der Abdeckung auf die Gitternetze darunter geweht. Decke und Wand schimmeln mit grünlichem Pilz an einigen Stellen. Die Duschen sind abgeschlossen. Direkt vom Auto wandert der Wohnmobil-Kurgast im Bademantel in die Eingangshalle, nimmt sich einen Plastikkorb für seine sieben Sachen. Dort unten am Bad stopft man seinen Bademantel mit dem Autoschlüssel in den Plastikkorb. Den Korb lässt man am Beckenrand. Dann hüpft man mit Badehose in das warme Wasser. Die Araber ziehen sich direkt im Bad um. Manche stapfen in Unterhosen in die Brühe.
Die Damen haben ihren eigenen Badetempel. Allerdings sind im Pool der Männer ab 19.00 Uhr auch Paare zugelassen.
Hier röhrt ein alter LKW mit einer Rußfahne ein trompetender Elefant durch den stillten Thermen-Ort.
Etwa ein, zwei Kilometer liegt ein weiterer verträumter Campingplatz im Bergtal, den zahlreiche Wintergäste bevölkern. Hier im Süden fahren etliche schier unkaputtbare, museale Fahrzeuge wie Peugeot 504, Daimler-Strich-Acht (Baujahr ab 1968), Renault 4 oder Ford Transit.
Die Vegetation wehrt sich mit Stacheln gegen Fressfeinde.
Die lästigen Werbeeinblendungen im Internet-Explorer stören die Arbeit am PC. Doch der Sender in Abeinou strahlt stark genug, dass Web-Radio Bayern und der Tatort aus der ARD-Mediathek ankommen. Allerdings muss man auch mit wenigen Touristen in Abeinou sich die Bandbreite teilen.
Hier steht eine rollende Winterwohnung für längere Zeit im Camp de Vallée.
Unter der Leiter hängt eine marokkanische Gasflasche im Schatten, deren Gas über die Schlauchleitung in die darunter angeschlossen Flasche fließt.
Am Camp an der Therme Abeinou, die sich auch "Abaynou" schreibt, fährt abends noch ein seltenes Allrad-Fahrzeug ein. Der Besitzer erklärt mir, dass es sich um einen russischen UAZ Baujahr 1979 handelt.
Dass sich hinter diesen Säcken in dunklen Räumen die Bäckerei befindet, steht an der Wand und riecht man am duftenden Brot.
Das Tele zoomt ein Werk heran, welches vermutlich Steine zu Kies zermahlt. Doch im Kurort Abeinou hört man nichts von der staubigen Arbeit.
Ruhig und beschaulich lebt man in der Oase Abeinou. Der Esel bewegt sich zutraulich auf mich zu, doch seine hintere Pfote bindet das Tier mit einem längeren Strick an dem Palmstrunk fest. Zum anderen sind mit einer knapp halben Meter langen Schnur die Vorderbeine gefesselt.
Diese Kreuzung verteilt das Wasser nach Bedarf. Die Seitenkanäle sind gerade mit Stein und Erde verschlossen.
Vögel jubilieren in der Oase. Einige wenige Arbeiter grüßen freundlich, die ohne Maschinen ihr Handwerk in beschaulicher Andacht verrichten.
Das gleißende Sonnenlicht kontrastiert starkt mit dem Schatten der Palmen.
Der Boden unter den Palmen und anderem Gehölz wird kaum von einem Sonnenstrahl berührt.
Kein Anhänger braucht ein Kardan-Getriebe. Doch es schont die Umwelt und spart Material, die Hinterachse eines Fahrzeuges mitsamt Kardan und Blattfedern als Fahrgestell für den Anhänger zu nutzen.
Das Viereck dieser Lehmburg bietet Platz für eine reiche Sippe. Doch kein Mensch ist zu sehen, kein Tier ist zu hören. Die Hitze zwischen dem Gebet mittags und nachmittags zwingt zur Ruhe.
Endlich zeigt mir ein Gastwirt, wie er fachmännisch das Teeritual zelebriert. Die Blätter der Minze kommen in einem gesonderten Glas. Er stopft die Blätter in die Kanne. Das weiße Zuckerstück vorn rechts wird gebrochen und dazu gegeben. Mit mehrmaligen Schenken von der Kanne in das Glas und zurück schäumt der Tee im Glas. Das soll wichtig sein. Danach steht unserem gemeinschaftlichen Genuss nichts mehr im Weg.
Wer durch die sonnige Oase wandert, entschleunigt wohltuend sich von den Strapazen der Reise und den stets neuen Eindrücken. Die Sonne zeichnet den Schatten der Hände und der Kamera als Kontrast. Es ist hell und heiß.
Wasser bringt Leben, lässt Nahrung wachsen. Im Hintergrund erhebt sich wieder das Viereck der Lehmburg. Am frühen Nachmittag, wenn es kühler wird, arbeiten Menschen auf den Feldern.
Technologischer Quantensprung: Reittiere nutzt der Mensch schon Jahrtausende lang. Doch erst ab 1968 baute Mercedes den Daimler-Strich-Acht im Hintergrund, der hier als Taxi fährt.
In Guelmim steht diese Investitonsruine des "COMPLEXE TOURISTIQUE INTERNATIONAL PORTE DE SAHARA". Es sollte mal ein Camping-Platz werden, ohne Strom, ohne Schatten, ohne Besucher - an der Ausfallstraße von Guelmim Richtung Norden. In Guelmim ließen sich weder ein Kaufhaus noch ein Parkplatz finden. So war meine Suche nach dem Juden vergeblich, der dort Wein verkaufen soll. Fromme Muslims meiden Alkohol. Schwerer noch wiegt die Sünde, Alkohol zu verkaufen. Um die Gläubigen nicht zu verderben, gibt es in den Marjane-Einkaufszentren getrennte Kassen für die Käufer von Wein, Bier oder Schnaps. Doch einige Marjane-Einkaufszentren verkaufen keinen Alkohol mehr.
Diesmal führt mich mein Weg von Abeinou zurück nach Sidi Ifni bei Sonnenschein über die 600 Meter hohe Bergstrecke. Irgendwie hadern heute die Polizisten mit mir - oder vice versa. Bei der Einfahrt nach Gulmim hält mich einer an der Straßenkontrolle an. Bei der Ausfahrt aus Gulmim hält mich der nächste Beamte an und mahnt: "Das Schild zur Polizeikontrolle müssen Sie respektieren. Halten Sie das nächste Mal davor an." Kein Mensch hält an dem Schild an. Alle rollen im Schritt über die Stahlseile, an denen notfalls stachelige Eisengitter die Fahrbahn sperren können.
Bei der nächsten, der dritten Polizei-Kontrolle wird es dann ernst. Das volle Programm läuft an: "Paß, Führerschein, Fahrzeugpapiere". Der Beamte erhält das Verlangte. Er zeigt mir seine Radarpistole. Darin ist mein Nummernschild zu sehen, darüber die Angabe 70 km/h. "Hier sind aber nur 60 km/h erlaubt." Es ist ein ehrlicher Beamte. Er schreibt mir einen Strafmandat über 300 Dirham aus, gibt mir das Ticket.
Da gehen sie nun dahin, die 300 Dirham. Das wären sechs Flaschen Kasbah-Wein beim Juden in Guelmim gewesen. Das Tempo 60-Schild war Meilen vor der Kontrolle. Die Bahn war frei und führte nicht mehr durch bebautes Gebiet. Das Navi wies die Stelle mit Tempo 100 aus. der Beamte hatte schon von mehreren Fahrern an dieser merkwürdigen Stelle Strafgeld kassiert. Er zeigte mir deren Quittungen. Doch da er ehrlich arbeitet, kein Schmiergeld nimmt, freundlich alles erklärt, tröstet dies mich ja über den Verlust von 300 Dirham, etwa 30 Euro.
In Sidi Ifni ist meine Platz neben dem Waschbecken, der mir zwei schöne, schattige Tage geschenkt hat, immer noch frei. Gleich kommt ein Verkäufer, der meiner Walkuh eine dicke Matte gegen Hitze und Kälte andient: Und wieder sind 1300 Dirhams für die Matte weg.
Sidi Ifni war ja schon unter Wolken verhangenem Himmel klasse. Jetzt bei Sonnenschein ist es noch besser. Marokko ist wunderbar, auch wenn mich heute Polizisten nerven.
Zum Lohn für diese Wechselbäder aus Frust und Freude stärkt mich eine vegetarische Tajine. Wer das Bild genauer betrachtet, sieht durch die Brüstung die wilden Wellen des Atlantiks unten am Strand.
Wumm! Bei jedem Aufschlag der Wellen tanzen die Steine mit einem konzertanten Crescendo.
Sidi Ifni bezaubert mich bei Sonnenschein mehr als zuvor unter Wolken. Zudem lässt die frische Brise vom Meer die Temperatur trotz der sengenden Sonne nicht unangenehm hoch steigen.
Wären die Fenster nicht zugemauert, hätten man von ihnen Blick auf das Meer. Unglaublich, dass dieser Immobilien-Schatz so ungenutzt bleibt.
Die breite Fensterfront liegt hoch über dem Strand und würde den Blick auf das Meer gewähren, wenn die Fenster nicht zugemauert wären.
Dass man Autoreifen mit Pappkartons vor Sonne schützt, sieht man häufiger. Einen Pappkarton als Sonnenhut sieht man fast nie.
Der Tourismus schwemmt Geld in Massen nach Sidi Ifni. Das überreichliche Angebot sättigt schon vom Hinsehen.
Die "Fisch-Fress-Meile" am Atlantik reicht von Tanger bis TanTan - mehr als tausend Kilometer.
Die Bienen haben hier nur sechs Wochen, maximal zwei Monate Zeit, die Blumen zu bestäuben. Je weiter das Jahr vorrückt, umso heißer und trockner wird es. Dann fliegen keine Bienen mehr.
Ein freundlicher Franzose krönt diesen eignisreichen Tag. Er verkauft mir eine Flasche Wein und klärt mich darüber auf, dass es in Kaffees keinen Alkohol gibt, in Bars schon.
Das ist Karl aus der Uckermark, Nachbar von Frau Merkel gleichsam. Seinen 19 Jahre alten Iveco hat er in Polen über einen Kumpel angemeldet. Das spart ihm bald Tausend Euro an Steuern und Versicherung. Mit der Grünen Versicherungskarte für Marokko zickt die polnische Versicherung auch nicht rum. Karl ist mittlerweile vier Wochen hier in Sidi Ifni und langweilt sich. Doch das Meeresklima ist heilsam für seine Gesundheit. Zur Abwechselung plant er einen Abstecher nach Tantan 170 Kilometer weiter südlich. Mit Ausnahme meiner schweren fiebrigen Erkältung in Essaouira, die mich dort eine Woche lahm gelegt hat, hält mich kaum ein Ort länger als drei Tage, meist nur zwei.
Für Guelmim weist die Wettervorhersage eine Höchsttemperatur von 34 Grad Celsius aus. Das wird mir zuviel. Weiter nördlich oder am Meer ist es erträglicher. Wärme, Sonne, Meer und Berge, preiswertes Essen, Diesel für 90 Cent und die Dienstleistungen der Marokkaner halten mich hier.
Etwa 1400 Kilometer weiter nördlich in Faro, Portugal, bleibt die Höchstemperatur noch unter 20 Grad Celsius.
Den Freunden der Allrad-LKW-Gemeinschaft sind diese beiden Bilder gewidmet. Besonders das hochgezogene Auspuffrohr ist eine Seltenheit. Es handelt sich laut Typenschild "TRM4000" um einen alten Armee-Laster von Renault.
Mit einem frischen Baguette nach dem Morgenspaziergang durch die angenehme kühle Küstenstadt Sidi Ifni geht es nun schweren Herzen zurück Richtung Norden. Die Fahrt nach Süden mag zwar recht abenteuerlich sein. Doch der Luxus in städtischer Umgebung mit dem reichhaltigen Warenangebot an Obst, Gemüse, Restaurants und Internet verwöhnt mich mehr. Ohnehin kollidiert ständig die islamisch-orientalisch-afrikanisch-asiatische Lebensart mit meiner deutschen Konditionierung von Ordnung und Sauberkeit. Das muss man ertragen in Marokko. Dennoch bleibt selbst bei guter Gewöhnung die Fremde mir fremd.
15 Kilometer nördlich von Sidi Ifni lockt mich dieser malerische Strand zur Mittagspause.
Fünf Kilometer weiter nördlich lädt ein freier Stellplatz in Mirleft zur Rast. Der Platz am Strand kostet zwei Euro pro Nacht. Doch trotz der Stille, des Meeresrauschen und der Aussicht auf einen eindrucksvollen Sonnenuntergang zieht es mich weiter nach Tiznit.
Neben dem üblichen Aufgebot an "Weißware" bleibt dieser alte Deutz, Baujahr 1983, an dem malerischen Stellplatz. Etwa zwei, drei Jahre hat der Besitzer an dem Ausbau gewerkelt. Mit gut geordnetem Werkzeug in drei Schubladen bessert er gerade die Aufbautür aus. Ob ihm der TÜV allerdings ein H-Kennzeichen gewährt, beibt zu bezweifeln. Mit Mühe und Not und der Gunst eines gut gesonnenen Prüfers besteht das Fahrzeug gerade den jährlichen TÜV. Das Spiel der Lenkung sowie die Abgaswerte entsprechen nämlich nicht mehr dem Stand der Technik 30 Jahre später.
In Tiznit weist mir die freundliche Empfangsdame vom Camp Riad Asslaf endlich einen Platz zu, der mittels WiFi mir die unglaublichen Nachrichten der Krim-Krise - hier im Brennpukt der ARD - überträgt. Doch 34 Grad Celsius machen mir mehr Kopfweh derzeit als die katastrophale Krise. Denn es ist klar: Mein Kopf und mein Körper sind wenig kompatibel mit der Sonnenglut!
Am Camp Riad Asslaf in Tiznit gibt es Schatten, Internet und freundliche Menschen. Nach zwei ruhigen Tagen im Schatten, Groß-Reine-Machen und einer kräftigen Gemüsesuppe mit Litern von Wassern sollte mir die weitere Reise leichter fallen. Am Feigenbauim lüften Decken und Schlafsack aus.
Camp Riad Asslaf im Halbschatten, mit solider WiFi-Verbindung zum Server im Haus hinter dem Wagen. Heute landet mein lieber Bruder aus Dortmund in seinem 30-jährigen Hymer in Tanger-Med an. Vielleicht treffen wir uns ja in Marokko.
Die Liebste daheim bringt gerade ihr Auto durch den TÜV und bereitet sich auf ihre Arbeit als Marktfrau für die Spargel-Saison 2014 vor.
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