23 März 2012

El-Jadida - Casablanca - Mohammedia

Ein bedrückender Tag. Selbst bei strahlender Sonne. Unter Palmen. Am Meer. Ein bedrückender Tag. Der verlotterte Campingplatz gibt Ruhe und Sicherheit. Strom. Wasser. Sanitär - sehr saumäßig. Einige Franzosen überwintern hier wohl letztmalig vor dem Alten- und Pflegeheim. Einer mit Höhrgerät, ein anderer zittert so, dass er nicht den Stecker in die Dose bekommt. Seine Frau hilft. Die jüngeren Grau- und Glatzköpfe spielen mit schweren Eisenkugeln. Der zottelhaarige Freak im verrotteten Kleinbus transportiert sich, zwei große Hunde und ein altes Motorrad. Der MAN-Allrad-LKW hingegen ist etwa zwei-, dreihundertausend Euro wert.



Der MAN-Allrad-LKW ist nicht unter einer sechsstelligen Summe zu bekommen.

In der Stadt stört mich Schmutz, Gedränge, Lärm. Die Pommes Frites sind zwar frisch aus Kartoffeln geschnitzt, aber das Fett ist schwer verdaulich. Bei 15 DH mit frisch gepresstem Orangensaft isst man preisgünstig, wenn es denn bekommt. Wir essen mit den Fingern. Es sitzen im Imbiss an der Straße die Reicheren, Jüngeren, die noch alle Zähne haben. Verknitterte Gesichter mit zerrissenen Kleidern und Schuhen schieben sich durch die Gassen und grinsen aus zahnlosen Mäulern. Katzen schweifen hungrig umher. Ganze Mäusefresser-Familien sonnen sich an stilleren Plätzen. Mütter schieben ihre Kinder in den Schutz ihrer dunklen Behausungen durch den staubigen Schmutz. Eine verliert das Rad vom Kinderwagen, steckt es ein, und balanciert das Gefährt auf der Hinterachse. Meine miese Laune wird durch die Kriegsberichterstattung bei SPON schlechter und schlechter.



SPIEGEL titelt unerträgliche Kriegshetze.

In El-Jadida läuft mir die Galle über. Diese Drecksjournaille bei SPON ist nicht mehr auszuhalten!



Die Drecksjournaille dämonisiert mit pervertierten Lügen den Iran.

Dazu konträr schreibt Qualitätsjournalismus zeitgleich:

http://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2012/maerz/daemon-iran

Der Tag vergeht, diesen unbekömmlichen SPON-Artikel mit meinen Leserbriefen im Forum zu fluten. Anderntags schneidet ein anderer Zensor meine Meinung rigoros raus.



Und immer so weiter, mit Fehlern, getippt, gesendet.





Bevor die drohende Kriegskontroverse unseren Ölpreis durch die Decken schießen lässt, betrachten wir lieber wehmütig die spritsaufenden Dinosaurier der Wüstenwege.











Derweil die Militär- und Mordexperten im Sandkasten den Erfolg ihrer Bomben-, Panzer- und Drohnenangriffe berechnen, morden "Einsame Wölfe" wie in gerade in Toulouse. Wer noch das Fahren zahlen kann, fährt weit, weit weg.


















Es bringt nichts, meine Fingerübungen von der Willkür des Zensors bei SPON vernichten zu lassen. El-Jadida liegt hinter mir. Die Küstenstraße bringt neue Eindrücke. Das Land wird grüner und grüner. Kühe grasen sogar, diese großen Tiere, welche mehr Futter brauchen als die überaus genügsamen Schafe und Ziegen. Bei der Pause am Meer liegt Casa in Sichtweise. Das Minarett der Mega-Moschee zeichnet sich in mehr als 30 Kilometer Entfernung klar ab. Abgehärtete junge Männer stürzen sich sogar kurz in die braun-grauen Wellen. Mein Körper ist zu schlaff für diese Übung.



Meeresblick aus meiner Aufbautür in Dar Bouazze vor Casa: Mein Körper ist zu schlaff, sich wie die jungen Männer in die nahen Fluten zu stürzen.



Von Dar Bouazze bis zur Moschee sind es noch über 30 Kilometer. Doch das Minarett ist schon deutlich zu erkennen - selbst noch auf dem Foto.

Es reicht mir, mich auf den geräumigen Campingplatz Oasis Dar-Bouazza zu verziehen. Immerhin stehen auf dem großen Gelände nur zwei Plastikbomber. Es herrscht Ruhe im Land. Endlich gibt es auch wieder einmal - gegen Aufpreis - eine warme Dusche. Nach einer Nacht am Flughafen Marrakech, zwei Nächten in Safi, einer weiteren in Oualidia und dann nochmal zwei in El-Jadida sehnt sich der Körper danach, den angesammlten - auch psychischen - Dreck abzuspülen. Die ländliche Gegend in Dar-Bouazza lässt mich auch noch nicht das Slum-Elend von Casa spüren, welches dort ein gefährliche Gemengelage braut.



Die Vogelscheuche im Minzfeld flattert mit dem Plastiktüten-Kopf. Das Feld duftet stark nach frischer Minze. 30 Kilometer vor Casa erzeugen die Bauern viel für die Millionenstadt.





Zwischen Minz- und Getreidefeld darf sich der angebundene Esel am Grasrand satt fressen.



Vor dem roten Haus dürfen die Dienstboten im gelben Haus wohnen, im hinteren Blechschuppen hausieren die Tiere.






Der Iran liegt jetzt im Fadenkreuz der Kreuzritter. Jahrlang fallen Bomben in Afghanistan, ohne dass die Aussicht steigt, dort Bodenschätze auszubeuten. Die Infrastruktur in Lybien, dem Irak liegt zerbombt am Boden. Blut fließt im Bruderkrieg in Syrien. In Pakistan sind Attentate alltäglich. Die Straßenreinigung kommt kaum nach, Plätze und Straßen vom Blut der zerrissener Opfer zu säubern. Staats- und Geheimpolizei auch mit westlichen Waffen knechten und knebeln die aufständige Opposition in Bahrein. Die Schergen des Saudi-Arabischen Sklaverhaltersystems stehen mit Rat und Tat zur Seite, gut vernetzt mit CIA-Experten. Keiner kann mit Schaufeln und Hacken gegen Leopard-Panzer anrennen. Panzer planieren wie Straßenraupen die Barrikaden. Ohne unser Öl unter deren Sand sind westliche Sozial-, Renten- und Gesundheitssysteme nicht mehr zu finanzieren. Kultur schon garnicht. Also ist Krieg unausweichlich, wenn unbotmäßige Politiker unserer Rohstofflieferanten aus dem Diktat westlichen Wirtschaftens ausbrechen. Blut für Öl ist das Kern- und Kriegsgeschäft.



Die Schafe am Strick haben auf der dürren Weide nur einen sehr begrenzten Bewegungsraum. Der Strick ist an einem schweren Stein angebunden, das Schaf am Fuß.



Ein Netzwerk befreiender Gedanken verbindet Gleichgesinnte.Die Mail aus Shangai bringt mehr Licht ins Dunkle.




Hi Erhard,

wenn man diesen Wikipedia-Bericht liest, hat man das Gefuehl, dass er gerade weitergeschrieben wird und zwar mit dem selben Realitaetsverlust wie die US- Kriege vorher....und dieses Manoever.

http://de.wikipedia.org/wiki/Millennium_Challenge_2002

Ob Vietnam, Irak, Afghanistan....alle Kriege wurden verloren....und nachher in Hollywood wieder gewonnen....die Grenzen zwischen realem Sterben und Leiden und ordinaeren Ballerspielen haben sich in Amerika beizeiten verwischt/vermischt. Die USA bilden heute mehr "Realballerer" aus als Kampfpiloten. Die Jungs sitzen irgendwo in Amerika und steuern Drohnen mit ihren "Joy"-Sticks ("Joy"=Freude, Entzueckung...) und werden Herr ueber Leben und Tod, ganz ohne direkte Skrupel und Kontakt....
Es gab aber auch Gewinner bei diesen o.g. Kriegen,... der militaerisch-industrielle Komplex machte den Riesenreibach und der Verdacht liegt nahe, dass er auch jetzt wieder die Finger gaaanz tief drin hat. Natuerlich nuuuuuuuuur, um das Boese in der Welt auszurotten.....als Welt-Bully MUSS man das einfach. Bemerkenswert an der Sache ist nur, dass es sich immer (vordergruendig) auch um was Lohnendes handeln muss. Oel, Resourcen etc. (ja, auch in Vietnam und Afghanistan. VN hat "Seltene Erden, hat Oel...Afgh. hat riesige Erzvorkommen, Lapislazuli etc. an die die Chinesen gerade herankommen, hi hi....Die Einen schiessen, die Anderen machen die Geschaefte...)

 "Well, they're working on it, to find a smoking gun" gegebenenfalls raucht die eigene Gun, es soll ja nur "a"=eine, rauchende Waffe gefunden werden, oddr?

Ich sehe diesem Treiben der Kriegshetzer mit Abscheu zu und kann mich nur noch wundern, wie der "Israelische Schwanz mit dem amerikanischen Hund wedelt"...eine bizarre, einmalige Situation. Nethanjahu ist fuer mich derjenige, der alle Register zieht, damit es knallt, wohlwissend, dass die juedische Phalanx in Amerika voll hinter ihm steht....ein Staat im Staate, (wenn man sowas in Deutschland sagt ist man antisemitisch, weil alles gegen Israel antisemitisch ist.) Israel und in Deutschland der Zentralrat, definieren die Inhalte und Deutschland kuscht...wie immer.

Keine Waffen in Kriegs- und Krisengebiete? Ja...aber...U-Boote an Israel bilden die Ausnahme, dort ist ja keine Krise....oder sieht da jemand eine????

Wir, die Koeter, bellen wieder...noch ganz ohne Maulkorb. Oder sitzen wir bereits in der ganz grossen Gummizelle, bei der man den Insassen ihr Gebrabbel laesst, weil es eh irrelevant ist und man sowieso macht was man will....

Wie heisst es beim Psychiater: "Ist ja gut, wir haben ja drueber gesprochen"

Mach's weiterhin gut und melde Dich wieder.

Viele Gruesse







Eine 22köpfige Touristentruppe hat die 28 Tage Tour durch Marokko für 2000 Euro gebucht. Ein dreiköpfige Mannschaft von www.hotelbus-reisen.de versorgt die Reisenden - hier auf dem CP Oasis International von Dar-Bouazze.






Es ist ja nur ein Katzensprung von Dar Bouazze zum Parkplatz an der Moschee Hassan II. Auf die Kohlbach-Koordinaten ist Verlaß. Allerdings ist es wohl keine so gute Idee, in der morgentlichen Rush-Hour durch Casablanca City zu fahren. Der Höhepunkt im dicken Verkehrsbrei erreicht mich, als ein Mopedfahrer mit seinem Integralhelm meinen Beifahrerspiegel nach vorn kickt. Der Knallkopp - im wahrsten Sinn des Wortes - kann nicht schnell genug zwischen den eng stehenden Autos entlang schrammen. Aber nach schweißstreibenden Stunden ist es doch geschafft. Das Werk des Königs und seiner Steuerzahler im Missionauftrag von Allah steht stein-gewaltig am Meeresufer.



Man darf sich von den Dimensionen auf dem Foto nicht täuschen lassen. Die Walkuh im Vordergrund ist drei Meter, das Minarett 200 Meter hoch - das Höchste weltweit.



Es muss ein heilig-erhebendes Gefühl sein, aus den Lehmhütten, den Slums der Vorstadt in diese gigantische Halle zu pilgern, um mit Tausenden seine rituellen Gebete zu teilen.



Der Mensch fühlt sich - und soll sich - klein fühlen angesichts dieser überwältigenden Sakralarchitektur, gebaut im Namen und Auftrag des Königs - 1987 bis 1993.



Zu Ehren Allahs darf nichts zu teuer, zu kostbar sein - und der König ist Allahs oberster Diener.



Um sich die gigantischen Ausmaße dieser Pforte vorstellen zu können, vergleiche man sie mit der Größe der Gestalt im Vordergrund.



Wenn in Europa heute noch Kathedralen wie im Mittelalter gebaut würden, wären diese mit der Moschee Hassan II vielleicht vergleichbar. Doch der mohammedanische Sakralbau ist noch keine 20 Jahre alt.



Gleich mit der ersten Führung um 9.00 Uhr morgens strömen verschiedene Gruppenführungen in deutsch, englisch, französisch und italienisch in die Heilige Halle.



Das tonnenschwere Deckengewölbe lässt sich hydraulisch in vier Minuten öffnen.



Zum Erstaunen aller öffnet sich die Decke. Der Blick gleitet über das Minarett gen Himmel. Eine Schar in der Moschee gefangener Tauben fliegt in die Freiheit.



Das Morgenlicht bestrahlt die kostbaren Materialen, Marmor, Lüster aus Muranokristall - und im Hintergrund zeichnen sich schemenhaft die Besucher ab.



Kristalleuchter wie Deckengewölbe sind von ausgesuchter Handwerkskunst und edelsten Materialien.



Diesem Torgewölbe dürften kaum kommende Jahrzehnte einen Zacken aus der Krone brechen.



Dass dieser Multimillionen-Moschee starker Polizeischutz gebührt, versteht sich von selbst. Sakral, säkular, sicher.



Zurück zur Straße: Dekra und BMW-Geländewagen sind auch in Casablanca zu finden.



Nach einigen Irrfahrten auf der Autobahn, die entstehen, wenn ein verträumter Fahrer das Navi mit falschen Koordinaten füttert, endlich wieder in Mohammedia auf dem kuscheligen Platz Said. So trifft man sich wieder: der Bremach stand schon in Immourane am Meer, als mir Wind und Hitze dort zu schaffen machten. Der Fünf-Tonner fährt in der Klasse ab 150.000 Euro.

Die beeindruckenden Daten und weitere Webseiten mit wunderschönen Bildern hier:

http://web.me.com/canbabuda/WELTWEITunterwegs/Willkommen.html





Der Radausflug vom gepflegten CP Said nach Mohammedia endet im Einkaufszentrum Marjane. Europäischer Luxus macht den Nordafrika-Urlaub angenehm, um nicht zu sagen: erträglich. Daheim ist Frühling, weniger staubig, weniger laut, weniger Gedränge.



Genz hartgesottene Rentner schrauben sich ein Dachzelt auf ihren Allrad-SUV. Am Abend sitzen wir drei Rentner beim Fußballfernsehen Bayr. München gegen Gladbach im Bremach - Bayern gewinnen nach 11-Meter-Schießen. Mich langweilt es so, dass es mich nur bis zur Ende der ersten Halbzeit in der lauschigen Rentner-Runde hält.





Schöner wohnen bei Mohammedia am Meer - nur fehlen noch die Bewohner.



Der Rastaman wohnt schon schöner in einem Verschlag am Strand seit 28 Jahren. Er beschallt den Strand mit Bob Marley. Den Strom schenkt ihm der Nachbar, ein Portugiese.



Endlich mal wieder ein Bad im Meer. Der berühmte, verrentete DPA-Pressefotograf holt das Beste aus seinem etwas dicklichen Modell heraus - aus mir :-) .








Zurück zu meiner lieben Frau daheim:

http://www.n0by.de/2/rst/mima/2012.html

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