Portugal mit seiner touristischen Infrastruktur, seinen beschaulichen Städtchen im Innern, war erholsam. Spanien, Sonne, Streß und Sevilla beansprucht den Reisenden weitaus mehr. Dabei ist es noch ein weiter, weiter Weg heim! Zwei Monate reichen allerdings nicht, um mehr zu verstehen wie klerikaler Kult zum Kapitalismus konvertiert. Und Kollektive krebsartig kontaminiert.
Spanien liegt in Sichtweite vor der portugiesischen Grenzstadt Vila Real de St. Antonio. Jetzt geht es über die große Brücke des Rio Guadiana Richtung Osten, Richtung Heimat.
Zwei ruhige Tage in Cabanas bereiten mich auf die Rückfahrt vor. Mein Nachbar in Cabanas kommt Anfang November und fährt Ende April heim. Sein VW-LT35 mit Fischer-Ausbau ist kleiner als mein VW-Crafter. Mit einem Vorzelt, einem Beistellzelt, Fernsehantenne und Elektro-Heizung zahlt er monatlich 316 Euro für die beiden Plätze, die das Paar beansprucht. Seit Jahren fahren die beiden nach Cabanas zum Überwintern. Für nächsten November hat er schon seinen Platz vorgebucht. Soviel Ruhe wäre mir unerträglich.
Von Cabanas nach Vila Real de St. Antonio sind es wieder mal 17 Kilometer weiter Richtung Heimat. Bei meiner Einfahrt vor sechs Wochen in Nord-Portugal fror es noch in der Nacht. Jetzt sind es hier im Süden am Tag 18, nachts noch 14 Grad. Zwar fehlt Sonne, doch es regnet nicht.
Mein bescheidenes Mahl mit geschnittenen Sojawürsten auf den Nudeln reicht mir vollkommen. Die Gläser mit den Soja-Würsten gibt es nur in besseren Kaufhäusern wie von Continente - dort aber preiswert. Für ein Glas Seitan in Spanien zahlt der Konsument dann deutsche Bio-Laden Preise, nämlich 4,90 Euro.
Nach zwei Monaten ist es Zeit, den Kühlschrank abzutauen. Doch auch das ist recht schnell erledigt. Die Tasse mit dem abgegossenen, heißen Wasser von den Nudeln lässt das Eis im Kühlfach rasch schmelzen.
Neben der bewunderswerten Architektur des Yellow Hotels mit Meerblick sind die Beine der jungen Damen ein weiterer Blickfang.
Sand, Wasser, Wolken: Man möchte nicht wissen, wie viele Millionen Menschen den Strand bei brütender Hitze belagern.
Die Brücke im Hintergrund führt über den Rio Guadiana nach Spanien. Auf der Mastspitze des Wracks trocknet ein Kormoran seine Flügel.
Neben verrottenden Häusern sieht man hier Schiffe mit dem gleichen Schicksal.
Meine Entscheidung steht fest: Es geht nun nicht mehr zurück ins ruhige Land, sondern über die Brücke nach Spanien zur Frau daheim.
Manchmal beneidet der alte, rastlos Reisende den dicken Hund um seine Ruhe.
Der Storch startet, im Schnabel einen Stock für den Nestbau.
Für Fußgänger lohnt die Fähre nach Spanien. Mit dem Auto fährt man besser, weil billiger über die Brücke.
Wer will dieses herrliche Hotel mit bestem Blick auf den Grenzfluß und auf Spanien kaufen? Reisende im WoMo brauchen kein Hotel. Wer einfliegt, bucht billiger in der Beton-Bettenburg.
Spanien - El Rocio - Sevilla
Etwa 120 Kilometer hinter der spanischen Grenze findet sich die Pilgerstadt El Rocío. Zu Pfingsten strömen dorthin bis zu einer Million Pilger. Viele machen sich in der Fest- und Feierwoche Mitte April in Sevilla zu Fuß oder per Pferd, auch im Ochsenkarren auf die 95 Kilometer weite Pilgerfahrt. Der Rest des Jahres ist in El Rocio Ruhe wie in einer Westernstadt, wenn der Film abgedreht ist. Wenige Autos wühlen sich durch Sandpisten. Asphaltierte Straßen fehlen. Fußgänger stapfen durch Staub und Sand. Statt Saloons gibt es Kirchen und Kneipen. Gewitterwolken beunruhigen mich. Wenn Regengüsse die Sandwege in Schlammpfade verwandeln, steckt mein WoMo fest. Doch wer nicht mit religiös hysterisierten Massen durch den Staub beschwingt tänzelt, den hat El Rocio schnell bedient.
Noch sind die Sandbahnen gut befahrbar. Ob dies bei Regen auch noch der Fall ist, bleibt zu bezweifeln. Aber für ein Pilgerfest zu Pfingsten lohnt kein Straßenpflaster in diesem Disney-Land für Religioten.
Kirchen und Gasthäuser stehen zusammen, um den Pilgern ein erhebenden Gemeinschaftsgefühl zu bieten.
Die Säulenheilige in von Palmen umsäumten Ambiente schaut auf die andächtigen Massen herab, wenn wie sich sammeln.
Es scheint nicht mein Tag zu sein. Das Grau der Wolken und der Abschied von Portugal geht mir auf den Geist. El Rocio auf grauem Sand unter grauem Himmel erscheint mir gänzlich grau. Die weitere Reise nach Sevilla kostet Kraft und Nerven. Jeder Fehler schlägt auf den Fahrer zurück.
Beispiel: Auf der Suche nach einem Lebensmittelladen steckt mein WoMo in einer Einbahnstraße fest. Der Weg ist zugeparkt. Rückwärts raus. Spanische VoPos mit Sado-Schnauzen begleiten meine Aktion mit einem Blick und einer Energie, dass mir graust. Zudem hat der WoMo-Führer falsche Koordinaten für den Campingplatz in Sevilla ausgedruckt. Der Platz liegt ein paar Kilometer weiter. Es kostet mich meine letzten Nerven, im Großstadtverkehr mein Ziel zu finden. Endlich endet mein Fahrtag nach etwa 200 Kilometern. Meine Nerven sind auch am Ende.
Ruhe bei Sevilla, Motor aus, Dusche, Feierabend! Web-Verbindung bietet nur die Gaststätte am Campingplatz. Im Fernsehen prügeln sich Polizisten in Madrid mit Demonstranten. Die spanischen Gespräche in der Bar hören sich an, als ob aus emotional heißer Debatte im nächsten Moment eine Wirtshausschlägerei wird. Besser wäre es, den Tag am Computer in der Ruhe meines WoMo durchzugehen und digital aufzubereiten.
In Spanien muss man die Uhr wieder um eine Stunde vorstellen. Der Mond wird mehr, mein Schlaf weniger. Der Campingplatz ist ruhig. In einer Stadt mit mehr als 700.000 Einwohner braucht man einen Ruhe- und Rückzug-Raum. Morgens geht es mit dem Bus 15 Kilometer hinein in die Stadtmitte, hinein in den Trubel am Plaza Espana.
Reiterstatuen, Säulenheilige, Kirchen, Klöster und Kaufhäuser gibt es überall, wo Menschen in Massen sich häufen. In der glorreichen Geschichte des spanischen Weltreichs haben die Menschen in Sevilla unschätzbare Werte an Bauten und Kunstwerken aufgebaut, geschaffen, gesammelt und erhalten.
Die Aufnahme zeigt nur ein Viertel von dem mächtigen Halbkreis der symetrischen Anlage.
Was die Menschen mit ihrem aus aller Welt zusammengeraubten Reichtum an Prachtbauten in Laufe der Jahrhunderte geschaffen haben, das schaffen sich die Scheichs in den ölproduzierenden Ländern in den letzten Jahrzehnten - mit Arbeitssklaven aus Indien und Pakistan und Ingenieuren aus aller Herren Länder.
Die drei Kassenkräfte am Eingang der Kathedrale schleusen die Wartenden schnell in das Gebäude. Dort versinkt mancher Betrachter für Stunden in eine Traumwelt aus weltlicher, sakraler und künstlerischer Macht- und Prachtentfaltung. Wie heute Massen bei Fußball, Formel 1, Pop-Festivals, Messen und "Leistungsschauen" sich sammeln, so magnetisierte und polarisierte mittelalterliche Polit- und Popenmacht die Massen in sakralen Großveranstaltungen. In Rom, Lourdes, Fatima und in Sevilla klappt das immer noch. Zu Ostern marschieren Tausende mit bei kunstvollen sakralen Massenschauspielen.
Statt eines Wetterhahns dreht sich auf der Turm-, ehemals der Moschee-Spitze, eine Dame im Wind. Ob dies die Anpassungsfähigkeit befruchtbereiter Weibchen zur besseren Brutpflege symbolisieren soll, steht nirgends verzeichnet. Diese soliden Gitterstäbe schützen auch im Innern der Kathedrale die Schätze vor unberechtigem Zugriff.
Hier steht nun das Modell dieser Wetterfee-Fahne, deren Drehen auf der über 100 Meter hohen Turmspitze zu betrachten ist.
Die theatralische Choreografie des Aufmarsches weltlicher und geistlicher Machthaber krönt eine Banderole im Bild mit der Aufschrift: "Non plus ultra" - abgesehen von gelegentlichen Pestepedemien, die das Sterben gerechter unter Menschen verteilten als sonstige Güter.
Christopher Kolumbus, dessen Entdeckung der Neuen Welt dem Alten Spanien zu seinen ungeheueren Reichtümern verhalf, hat in der Hallenlandschaft der Kathedrale einen bestimmenden Hauptplatz. Seinen Sarg schultern gekrönte Häupter. Nicht vorzustellen, wie die Entwicklung verlaufen wäre, wenn die von den spanischen und portugiesischen Abenteurern eroberten Ländern kurzen Prozeß mit den Besatzer gemacht hätten. Nicht vorzustellen, wenn von diesen Reisen in die Neue Welt auch nie auch nur ein Mann lebend in seine Alte Welt zurück gekommen wäre. Heute werden nicht mehr mit Edelmetallen glänzende Monstranzen geschmiedet, heute verbauen die Arbeitsklaven weltweit Seltene Erden in Smartphones und Computern. Kein Sklaventreiber muss mehr mit Ketten und Peitschen die Arbeiter bändigen, heute treibt der Hunger die Sklaven zur Fron in den Sweat-Shops vergitterter Fabriken, in unzureichend gesicherte Bergwerken, in die giftigen Laugen und Dämpfe mörderischer Produktionsbedingungen. Was stört's den Konsumenten?
Manche Touristen begutachten die Hallendecke der Kathedrale mit Operngläsern. Was hier Hammer und Meißel aus dem Stein gehauen haben, was Messer aus Holz geschnitzt und Maler aus Farbtöpfen auf die Leinwand gebracht haben, wirkt mit hypnotischer Kraft bis auf den heutigen Betrachter.
Vom nun mit Glocken bestückten Minarett berauscht sich der Betrachter beim Blick über Sevilla.
Diese Stierkampf-Arena soll zu den Schönsten in Spanien zählen. Wieso das Schlachten eines Stiers, der sich in vergleichbarer freier Wildbahn auf sein Ende in der Arena vorbereitet, schlechter sein soll als Massentierhaltung von Schlachtvieh, bleibt mir unerklärlich. Verspeist werden die Kadaver ohnehin.
Wo einst sich gläubige Muslims vor dem Gebet rituell reinigten, da flanieren heute Touristen und sitzen schlaff auf den Bänken ermüdet von den Eindrücken der Kathedrale, der Turmbesteigung und dem unverkäuflichen Jahrmarkt in den Kathedralen-Hallen von Kunstschätzen in Jahrhunderten gesammelt, geschützt und erhalten.
Wie überall an klerikalen Kampf-Kult-Stätten wird der Nachwuchs in Klerikal-Kasernen auf seine Aufgaben abgerichtet. Eine ganz wichtige Komponente der kämpferischen Kultkraft ist auch die Ehelosigkeit. Dadurch bleibt das klerikale Geschäft unbeeinflusst von Erbansprüchen und die Arbeitskraft des Klerikalkämpfers wird nicht durch Kindergeschrei und Frauenflüstern gestört und geschmälert.
Am Fuß des ehemaligen Minaretts erinnert diese Tafel vermutlich an die Erbauer.
Das Mineral, das die Indios aus den Stollen holten, die schwankenden Segelschiffe über den Atlantik brachten, das war bei spanischen Silberschmieden in besten Händen. Nur ein geringer Teil der Tonnage an angeliefertem Material landet im klerikalen Konsum. Der größere Teil diente der besseren Gesellschaft dazu, von silbern Tellern mit goldenen Löffeln zu fressen.
Jeder Spielzeugladen führt heute Fantasy-Figuren mit Schwanz, Fratze und allen gehörnten Attributen des Bösen und Häßlichen. Dagegen stehen gut gebaute Engel mit Schwert, damals aus Erz, heute als Laserwaffe im Comic oder im Software-Spass des medialen Massakers.
Angesichts ausbleibender Klerikal-Kundschaft gibt derzeit der Papst die Vorgabe einer "einfachen Kirche". Die verknappenden Ressourcen reichen nicht mehr zur Massenfrömmigkeit und -befriedigung alten Stils - hypnotisiert vom Glanz der Kurie. Der Papst macht neue Mode: Kutte ohne Goldbesatz.
Immer wieder erstaunlich: Aus einem einfachen Holzkreuz, an dem ein Mensch blutüberströmt angenagelt, qualvoll zu Tode gefoltert wurde, entsteht aus Gold und Edelsteinen ein Symbol. Dem Gemarterten entriss die höchste Not, der Todeskampf nur einen Aufschrei bitterer Erkenntnis: "Mein Gott! Mein Gott! Warum hast Du mich verlassen?"
Um volksnah verständlich zu machen, dass der symbolische Verzehr von Leib und Blut dessen, den Herr Gott als seinen Sohn für uns arme Sünder opferte, braucht das abendliche Mahl passende Becher. Den Bund mit Gottes Sohn erneuert der symbolische Genuss dessen "Blutes und Fleisch" - am besten aus güldenen Bechern und Tellern.
Wer damit dem Volk nahekommt, umwabert von Weihrauch und mit Akarabakra-Gemurmel, der haut den stärksten Heiden auf die Knie.
Die Ähnlichkeit mit einem Minarett wie in Marrakech ist unverkennbar. Nur der Hallenanbau der nachfolgenden Jahrhunderte hat mit der muslimischen Moschee- und Missionarstätigkeit nun nichts mehr gemein.
Das war mein erster Schnupperkurs im klerikalen Kathedralen-Kultraum von Sevilla. Dort wartet auf mich noch überreiche Bilderbeute. Die einzuholen, braucht mehr Zeit, Kraft und Geduld. Besonders für meine Liebste daheim, die jedes Skype-Gespräch mit der Frage endet: "Fährst Du morgen weiter?"
Sevilla - Alcazar
Der Titel verlinkt auf Wiki, wo die Fakten nachzulesen sind, wenn's denn noch mehr interessiert als beispielsweise das Gesäß dieser Schöner vor der Pforte.
Wer über die Steine stolpert, denkt wohl kaum an die Massen, welche diese heranschaften, bearbeiteten und verlegten.
Staunend hebt man den Blick an die Decken, lässt sich von den Wandbehängen und Gemälden bezaubern, und ist froh, nach Stunden Café und Klo zu finden.
Die Dame des Hauses gelüstete es nach verschwitzten Nächten nach einem erfrischenden Bad. Keine Frage: Der Hausherr ließ es ihr bauen.
Kleiderordnung und höfische Etikette spielt heute keine Rolle mehr. Wer sein Eintrittgeld entrichtet, darf sich wohl fühlen. In etwa fünf Stunden lässt sich schon einiges sehen von dem Gebäude- und Gartenkomplex. Doch wer will und das braucht, findet auch eine ruhige Parkbank für ein Nickerchen.
Wer sich nicht nur von Pracht, Prunk und Protz hypnotisieren lässt, fragt sich: "Wie produzieren Menschen in einer Stadt wie Sevilla solchen Reichtum, wie finanzieren die Menschen ihre herausragende Künstler, deren lebenslanges Schaffen die Museen, Kathedralen und Kirchen bereichert? Nach Römern, Vandalen und Westgoten wurde Sevilla im 6. und 7. Jahrhundert ein Zentrum abendländischer, christlicher Macht. Mit der arabisch-muslimischen Eroberung anfangs 712 beherrschte und beeinflusste dieser Kulturkreis mit klerikalem Koran-Kult die Geschichte für einige Jahrhunderte. Die Almohaden, eine arabische Sekte, erkoren Sevilla zur Hauptstadt ab 1147. Wie alle Herrscher setzten auch diese gleichsam ihre "Duftmarken" in Form von Moscheen und Minarette. Dieser Zeit verdankt Sevilla so beherrschende Kult- und Machtstätten wie die Kathedrale und das Alcazar-Palast-Gelände. Nachdem der Führer und Feldherr der Christen, Fernando III., genannt der "Heilige", 1248 nach zweijähriger Belagerung Sevilla eroberte, mussten die Araber verschwinden oder zum Christentum konvertieren. Selbst diese Zwangsbekehrten dürften für einige Generationen als "Christen zweiter Klasse" dem Christenregime geholfen haben müssen, es sei denn sie hatten ein Expertenwissen zu bieten. Solche Experten sind, selbst wenn sie wie unter den Nazi für den kriegerischen Terror Raketen und sonstige Wunderwaffen entwickelt hatten, wiederum für eine Demokratie wie der US-amerikanischen unverzichtbar.
Die christlichen Machthaber begannen 1401 damit, die Kathedrale an den Platz zu klotzen, wo zuvor die Moschee stand. Das Minarett blieb erhalten, wurde statt mit dem Gebetsaufruf des Muezzin mit Glocken bestückt. Die Uhr als Messer für abgeforderte Arbeitsleistung und Arbeitszeit ersetzte den Tagesrhytmus nach Sonnenstand, wie die Muslims ihre "weltliche" durch "geistliche" Aktivität wechseln. Den Christen reichte ein Sonntag zum Kult- und Gottesdienst, was Arbeit profitabler und Termine berechenbarer machte. 1492 erreichte die christliche "Rekonquista" mit der Eroberung von Granada ihren Höhepunkt. Ähnlich wie mit dem Sieg des Kapitalismus über den Kommunismus der Neoliberalismus die Ausbeutung von Mensch und Natur zu neuen Höhepunkten steigerte, so fiel mit dem totalen Sieg des christlichen Kultsystems die Konkurrenz der muslimischen Scharia und Verwaltung fort. Die somit erstarkte Christenmacht wies dann auch erstmal die Juden aus Sevilla aus und schuf in Sevilla den Sitz der sogenannten "Santa Inquisicion". Dies verschaffte dem faschistisch-sadistischen klerikalen Gemetzel eine juristische Basis gegenüber "Ungläubigen und Ketzern", vergleichbar wie die Nürnberger Gesetze den Juden das Lebensrecht nahmen.
Mit der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus begann Abenteurer, Mörder und Missionare damit, die "Neue Welt" auszuplündern. Sevilla erhielt die dazu notwendige Behörde mitsamt Beamtenapparat in Form der "Casa de la Contratacion" - vergleichbar einem Handelsministerium. Diese Institution monopolisierte den Handel mit Übersee, wobei die damaligen "Terms of Trade", also die Handelsbedingungen, unermesslichen Reichtum nach Sevilla speziell und nach Spanien ganz allgemein brachten - zumindest für die herrschenden Eliten, welche im wissenschaftlich-klerikalen Überbau oder im Mordgemetzel vor Ort führten. Mit Kaiser Karl, dem V., brachte es Sevilla dann 1519 zur mächtigsten Stadt in Spanien, der damals führenden Nation in Europa.
Mit Weltausstellungen 1929 und 1992 behauptet Sevilla in der Ära der kapitalistischen Kontamination seinen Spitzenplatz unter den Finanz- und Industriestädten, ohne mit den Wurzeln seiner geschichtlichen Machtentfaltung aus klerikal-kraftvollen Kultepochen zu brechen. Feste wie in der Karwoche oder Mitte April festigen den Stolz der Einwohner auf ihre glorreiche Geschichte. Ob allerdings die kapitalistische Kontamination der Profitmaximierung aus Mensch und Natur klimatisch-katastrophale Prozesse den Menschen in Sevilla nicht schlußendlich doch noch das Wasser abgraben, wird sich weisen.
Die etwa 150.000 Einwohner in Sevilla dezimierte eine erste Pestplage 1649 um die Hälfte. Zudem versandete der Fluß Guadalquivir, von dem die damaligen Welteroberer von Sevilla aus starteten und das Beutegut anlandeten. Als Hafen für die Indienflotte wurde 1680 dann Cadiz auserkoren. Zum Schaden von Sevilla verlagerte sich dann 1717 die gleichsam als "Geldpumpe" funktionierende Instituition "Casa de la Contratacion" ebenfalls nach Cadiz. Die vernetzten Machteliten von Sevilla behielten oder erhielten aber zumindest das Monopol für den Tabakhandel. In dem Komplex logiert heute die Universität.
Wenn jedenfalls ein Fluss wie hier versandet, die Einwohner Sevilla als Hafenstadt aufgegeben müssen, dann gibt es kein
Spanien liegt in Sichtweite vor der portugiesischen Grenzstadt Vila Real de St. Antonio. Jetzt geht es über die große Brücke des Rio Guadiana Richtung Osten, Richtung Heimat.
Zwei ruhige Tage in Cabanas bereiten mich auf die Rückfahrt vor. Mein Nachbar in Cabanas kommt Anfang November und fährt Ende April heim. Sein VW-LT35 mit Fischer-Ausbau ist kleiner als mein VW-Crafter. Mit einem Vorzelt, einem Beistellzelt, Fernsehantenne und Elektro-Heizung zahlt er monatlich 316 Euro für die beiden Plätze, die das Paar beansprucht. Seit Jahren fahren die beiden nach Cabanas zum Überwintern. Für nächsten November hat er schon seinen Platz vorgebucht. Soviel Ruhe wäre mir unerträglich.
Von Cabanas nach Vila Real de St. Antonio sind es wieder mal 17 Kilometer weiter Richtung Heimat. Bei meiner Einfahrt vor sechs Wochen in Nord-Portugal fror es noch in der Nacht. Jetzt sind es hier im Süden am Tag 18, nachts noch 14 Grad. Zwar fehlt Sonne, doch es regnet nicht.
Mein bescheidenes Mahl mit geschnittenen Sojawürsten auf den Nudeln reicht mir vollkommen. Die Gläser mit den Soja-Würsten gibt es nur in besseren Kaufhäusern wie von Continente - dort aber preiswert. Für ein Glas Seitan in Spanien zahlt der Konsument dann deutsche Bio-Laden Preise, nämlich 4,90 Euro.
Nach zwei Monaten ist es Zeit, den Kühlschrank abzutauen. Doch auch das ist recht schnell erledigt. Die Tasse mit dem abgegossenen, heißen Wasser von den Nudeln lässt das Eis im Kühlfach rasch schmelzen.
Neben der bewunderswerten Architektur des Yellow Hotels mit Meerblick sind die Beine der jungen Damen ein weiterer Blickfang.
Sand, Wasser, Wolken: Man möchte nicht wissen, wie viele Millionen Menschen den Strand bei brütender Hitze belagern.
Die Brücke im Hintergrund führt über den Rio Guadiana nach Spanien. Auf der Mastspitze des Wracks trocknet ein Kormoran seine Flügel.
Neben verrottenden Häusern sieht man hier Schiffe mit dem gleichen Schicksal.
Meine Entscheidung steht fest: Es geht nun nicht mehr zurück ins ruhige Land, sondern über die Brücke nach Spanien zur Frau daheim.
Manchmal beneidet der alte, rastlos Reisende den dicken Hund um seine Ruhe.
Der Storch startet, im Schnabel einen Stock für den Nestbau.
Für Fußgänger lohnt die Fähre nach Spanien. Mit dem Auto fährt man besser, weil billiger über die Brücke.
Wer will dieses herrliche Hotel mit bestem Blick auf den Grenzfluß und auf Spanien kaufen? Reisende im WoMo brauchen kein Hotel. Wer einfliegt, bucht billiger in der Beton-Bettenburg.
Spanien - El Rocio - Sevilla
Etwa 120 Kilometer hinter der spanischen Grenze findet sich die Pilgerstadt El Rocío. Zu Pfingsten strömen dorthin bis zu einer Million Pilger. Viele machen sich in der Fest- und Feierwoche Mitte April in Sevilla zu Fuß oder per Pferd, auch im Ochsenkarren auf die 95 Kilometer weite Pilgerfahrt. Der Rest des Jahres ist in El Rocio Ruhe wie in einer Westernstadt, wenn der Film abgedreht ist. Wenige Autos wühlen sich durch Sandpisten. Asphaltierte Straßen fehlen. Fußgänger stapfen durch Staub und Sand. Statt Saloons gibt es Kirchen und Kneipen. Gewitterwolken beunruhigen mich. Wenn Regengüsse die Sandwege in Schlammpfade verwandeln, steckt mein WoMo fest. Doch wer nicht mit religiös hysterisierten Massen durch den Staub beschwingt tänzelt, den hat El Rocio schnell bedient.
Noch sind die Sandbahnen gut befahrbar. Ob dies bei Regen auch noch der Fall ist, bleibt zu bezweifeln. Aber für ein Pilgerfest zu Pfingsten lohnt kein Straßenpflaster in diesem Disney-Land für Religioten.
Kirchen und Gasthäuser stehen zusammen, um den Pilgern ein erhebenden Gemeinschaftsgefühl zu bieten.
Die Säulenheilige in von Palmen umsäumten Ambiente schaut auf die andächtigen Massen herab, wenn wie sich sammeln.
Es scheint nicht mein Tag zu sein. Das Grau der Wolken und der Abschied von Portugal geht mir auf den Geist. El Rocio auf grauem Sand unter grauem Himmel erscheint mir gänzlich grau. Die weitere Reise nach Sevilla kostet Kraft und Nerven. Jeder Fehler schlägt auf den Fahrer zurück.
Beispiel: Auf der Suche nach einem Lebensmittelladen steckt mein WoMo in einer Einbahnstraße fest. Der Weg ist zugeparkt. Rückwärts raus. Spanische VoPos mit Sado-Schnauzen begleiten meine Aktion mit einem Blick und einer Energie, dass mir graust. Zudem hat der WoMo-Führer falsche Koordinaten für den Campingplatz in Sevilla ausgedruckt. Der Platz liegt ein paar Kilometer weiter. Es kostet mich meine letzten Nerven, im Großstadtverkehr mein Ziel zu finden. Endlich endet mein Fahrtag nach etwa 200 Kilometern. Meine Nerven sind auch am Ende.
Ruhe bei Sevilla, Motor aus, Dusche, Feierabend! Web-Verbindung bietet nur die Gaststätte am Campingplatz. Im Fernsehen prügeln sich Polizisten in Madrid mit Demonstranten. Die spanischen Gespräche in der Bar hören sich an, als ob aus emotional heißer Debatte im nächsten Moment eine Wirtshausschlägerei wird. Besser wäre es, den Tag am Computer in der Ruhe meines WoMo durchzugehen und digital aufzubereiten.
In Spanien muss man die Uhr wieder um eine Stunde vorstellen. Der Mond wird mehr, mein Schlaf weniger. Der Campingplatz ist ruhig. In einer Stadt mit mehr als 700.000 Einwohner braucht man einen Ruhe- und Rückzug-Raum. Morgens geht es mit dem Bus 15 Kilometer hinein in die Stadtmitte, hinein in den Trubel am Plaza Espana.
Reiterstatuen, Säulenheilige, Kirchen, Klöster und Kaufhäuser gibt es überall, wo Menschen in Massen sich häufen. In der glorreichen Geschichte des spanischen Weltreichs haben die Menschen in Sevilla unschätzbare Werte an Bauten und Kunstwerken aufgebaut, geschaffen, gesammelt und erhalten.
Die Aufnahme zeigt nur ein Viertel von dem mächtigen Halbkreis der symetrischen Anlage.
Was die Menschen mit ihrem aus aller Welt zusammengeraubten Reichtum an Prachtbauten in Laufe der Jahrhunderte geschaffen haben, das schaffen sich die Scheichs in den ölproduzierenden Ländern in den letzten Jahrzehnten - mit Arbeitssklaven aus Indien und Pakistan und Ingenieuren aus aller Herren Länder.
Die drei Kassenkräfte am Eingang der Kathedrale schleusen die Wartenden schnell in das Gebäude. Dort versinkt mancher Betrachter für Stunden in eine Traumwelt aus weltlicher, sakraler und künstlerischer Macht- und Prachtentfaltung. Wie heute Massen bei Fußball, Formel 1, Pop-Festivals, Messen und "Leistungsschauen" sich sammeln, so magnetisierte und polarisierte mittelalterliche Polit- und Popenmacht die Massen in sakralen Großveranstaltungen. In Rom, Lourdes, Fatima und in Sevilla klappt das immer noch. Zu Ostern marschieren Tausende mit bei kunstvollen sakralen Massenschauspielen.
Statt eines Wetterhahns dreht sich auf der Turm-, ehemals der Moschee-Spitze, eine Dame im Wind. Ob dies die Anpassungsfähigkeit befruchtbereiter Weibchen zur besseren Brutpflege symbolisieren soll, steht nirgends verzeichnet. Diese soliden Gitterstäbe schützen auch im Innern der Kathedrale die Schätze vor unberechtigem Zugriff.
Hier steht nun das Modell dieser Wetterfee-Fahne, deren Drehen auf der über 100 Meter hohen Turmspitze zu betrachten ist.
Die theatralische Choreografie des Aufmarsches weltlicher und geistlicher Machthaber krönt eine Banderole im Bild mit der Aufschrift: "Non plus ultra" - abgesehen von gelegentlichen Pestepedemien, die das Sterben gerechter unter Menschen verteilten als sonstige Güter.
Christopher Kolumbus, dessen Entdeckung der Neuen Welt dem Alten Spanien zu seinen ungeheueren Reichtümern verhalf, hat in der Hallenlandschaft der Kathedrale einen bestimmenden Hauptplatz. Seinen Sarg schultern gekrönte Häupter. Nicht vorzustellen, wie die Entwicklung verlaufen wäre, wenn die von den spanischen und portugiesischen Abenteurern eroberten Ländern kurzen Prozeß mit den Besatzer gemacht hätten. Nicht vorzustellen, wenn von diesen Reisen in die Neue Welt auch nie auch nur ein Mann lebend in seine Alte Welt zurück gekommen wäre. Heute werden nicht mehr mit Edelmetallen glänzende Monstranzen geschmiedet, heute verbauen die Arbeitsklaven weltweit Seltene Erden in Smartphones und Computern. Kein Sklaventreiber muss mehr mit Ketten und Peitschen die Arbeiter bändigen, heute treibt der Hunger die Sklaven zur Fron in den Sweat-Shops vergitterter Fabriken, in unzureichend gesicherte Bergwerken, in die giftigen Laugen und Dämpfe mörderischer Produktionsbedingungen. Was stört's den Konsumenten?
Manche Touristen begutachten die Hallendecke der Kathedrale mit Operngläsern. Was hier Hammer und Meißel aus dem Stein gehauen haben, was Messer aus Holz geschnitzt und Maler aus Farbtöpfen auf die Leinwand gebracht haben, wirkt mit hypnotischer Kraft bis auf den heutigen Betrachter.
Vom nun mit Glocken bestückten Minarett berauscht sich der Betrachter beim Blick über Sevilla.
Diese Stierkampf-Arena soll zu den Schönsten in Spanien zählen. Wieso das Schlachten eines Stiers, der sich in vergleichbarer freier Wildbahn auf sein Ende in der Arena vorbereitet, schlechter sein soll als Massentierhaltung von Schlachtvieh, bleibt mir unerklärlich. Verspeist werden die Kadaver ohnehin.
Wo einst sich gläubige Muslims vor dem Gebet rituell reinigten, da flanieren heute Touristen und sitzen schlaff auf den Bänken ermüdet von den Eindrücken der Kathedrale, der Turmbesteigung und dem unverkäuflichen Jahrmarkt in den Kathedralen-Hallen von Kunstschätzen in Jahrhunderten gesammelt, geschützt und erhalten.
Wie überall an klerikalen Kampf-Kult-Stätten wird der Nachwuchs in Klerikal-Kasernen auf seine Aufgaben abgerichtet. Eine ganz wichtige Komponente der kämpferischen Kultkraft ist auch die Ehelosigkeit. Dadurch bleibt das klerikale Geschäft unbeeinflusst von Erbansprüchen und die Arbeitskraft des Klerikalkämpfers wird nicht durch Kindergeschrei und Frauenflüstern gestört und geschmälert.
Am Fuß des ehemaligen Minaretts erinnert diese Tafel vermutlich an die Erbauer.
Das Mineral, das die Indios aus den Stollen holten, die schwankenden Segelschiffe über den Atlantik brachten, das war bei spanischen Silberschmieden in besten Händen. Nur ein geringer Teil der Tonnage an angeliefertem Material landet im klerikalen Konsum. Der größere Teil diente der besseren Gesellschaft dazu, von silbern Tellern mit goldenen Löffeln zu fressen.
Jeder Spielzeugladen führt heute Fantasy-Figuren mit Schwanz, Fratze und allen gehörnten Attributen des Bösen und Häßlichen. Dagegen stehen gut gebaute Engel mit Schwert, damals aus Erz, heute als Laserwaffe im Comic oder im Software-Spass des medialen Massakers.
Angesichts ausbleibender Klerikal-Kundschaft gibt derzeit der Papst die Vorgabe einer "einfachen Kirche". Die verknappenden Ressourcen reichen nicht mehr zur Massenfrömmigkeit und -befriedigung alten Stils - hypnotisiert vom Glanz der Kurie. Der Papst macht neue Mode: Kutte ohne Goldbesatz.
Immer wieder erstaunlich: Aus einem einfachen Holzkreuz, an dem ein Mensch blutüberströmt angenagelt, qualvoll zu Tode gefoltert wurde, entsteht aus Gold und Edelsteinen ein Symbol. Dem Gemarterten entriss die höchste Not, der Todeskampf nur einen Aufschrei bitterer Erkenntnis: "Mein Gott! Mein Gott! Warum hast Du mich verlassen?"
Um volksnah verständlich zu machen, dass der symbolische Verzehr von Leib und Blut dessen, den Herr Gott als seinen Sohn für uns arme Sünder opferte, braucht das abendliche Mahl passende Becher. Den Bund mit Gottes Sohn erneuert der symbolische Genuss dessen "Blutes und Fleisch" - am besten aus güldenen Bechern und Tellern.
Wer damit dem Volk nahekommt, umwabert von Weihrauch und mit Akarabakra-Gemurmel, der haut den stärksten Heiden auf die Knie.
Die Ähnlichkeit mit einem Minarett wie in Marrakech ist unverkennbar. Nur der Hallenanbau der nachfolgenden Jahrhunderte hat mit der muslimischen Moschee- und Missionarstätigkeit nun nichts mehr gemein.
Das war mein erster Schnupperkurs im klerikalen Kathedralen-Kultraum von Sevilla. Dort wartet auf mich noch überreiche Bilderbeute. Die einzuholen, braucht mehr Zeit, Kraft und Geduld. Besonders für meine Liebste daheim, die jedes Skype-Gespräch mit der Frage endet: "Fährst Du morgen weiter?"
Sevilla - Alcazar
Der Titel verlinkt auf Wiki, wo die Fakten nachzulesen sind, wenn's denn noch mehr interessiert als beispielsweise das Gesäß dieser Schöner vor der Pforte.
Wer über die Steine stolpert, denkt wohl kaum an die Massen, welche diese heranschaften, bearbeiteten und verlegten.
Staunend hebt man den Blick an die Decken, lässt sich von den Wandbehängen und Gemälden bezaubern, und ist froh, nach Stunden Café und Klo zu finden.
Die Dame des Hauses gelüstete es nach verschwitzten Nächten nach einem erfrischenden Bad. Keine Frage: Der Hausherr ließ es ihr bauen.
Kleiderordnung und höfische Etikette spielt heute keine Rolle mehr. Wer sein Eintrittgeld entrichtet, darf sich wohl fühlen. In etwa fünf Stunden lässt sich schon einiges sehen von dem Gebäude- und Gartenkomplex. Doch wer will und das braucht, findet auch eine ruhige Parkbank für ein Nickerchen.
Wer sich nicht nur von Pracht, Prunk und Protz hypnotisieren lässt, fragt sich: "Wie produzieren Menschen in einer Stadt wie Sevilla solchen Reichtum, wie finanzieren die Menschen ihre herausragende Künstler, deren lebenslanges Schaffen die Museen, Kathedralen und Kirchen bereichert? Nach Römern, Vandalen und Westgoten wurde Sevilla im 6. und 7. Jahrhundert ein Zentrum abendländischer, christlicher Macht. Mit der arabisch-muslimischen Eroberung anfangs 712 beherrschte und beeinflusste dieser Kulturkreis mit klerikalem Koran-Kult die Geschichte für einige Jahrhunderte. Die Almohaden, eine arabische Sekte, erkoren Sevilla zur Hauptstadt ab 1147. Wie alle Herrscher setzten auch diese gleichsam ihre "Duftmarken" in Form von Moscheen und Minarette. Dieser Zeit verdankt Sevilla so beherrschende Kult- und Machtstätten wie die Kathedrale und das Alcazar-Palast-Gelände. Nachdem der Führer und Feldherr der Christen, Fernando III., genannt der "Heilige", 1248 nach zweijähriger Belagerung Sevilla eroberte, mussten die Araber verschwinden oder zum Christentum konvertieren. Selbst diese Zwangsbekehrten dürften für einige Generationen als "Christen zweiter Klasse" dem Christenregime geholfen haben müssen, es sei denn sie hatten ein Expertenwissen zu bieten. Solche Experten sind, selbst wenn sie wie unter den Nazi für den kriegerischen Terror Raketen und sonstige Wunderwaffen entwickelt hatten, wiederum für eine Demokratie wie der US-amerikanischen unverzichtbar.
Die christlichen Machthaber begannen 1401 damit, die Kathedrale an den Platz zu klotzen, wo zuvor die Moschee stand. Das Minarett blieb erhalten, wurde statt mit dem Gebetsaufruf des Muezzin mit Glocken bestückt. Die Uhr als Messer für abgeforderte Arbeitsleistung und Arbeitszeit ersetzte den Tagesrhytmus nach Sonnenstand, wie die Muslims ihre "weltliche" durch "geistliche" Aktivität wechseln. Den Christen reichte ein Sonntag zum Kult- und Gottesdienst, was Arbeit profitabler und Termine berechenbarer machte. 1492 erreichte die christliche "Rekonquista" mit der Eroberung von Granada ihren Höhepunkt. Ähnlich wie mit dem Sieg des Kapitalismus über den Kommunismus der Neoliberalismus die Ausbeutung von Mensch und Natur zu neuen Höhepunkten steigerte, so fiel mit dem totalen Sieg des christlichen Kultsystems die Konkurrenz der muslimischen Scharia und Verwaltung fort. Die somit erstarkte Christenmacht wies dann auch erstmal die Juden aus Sevilla aus und schuf in Sevilla den Sitz der sogenannten "Santa Inquisicion". Dies verschaffte dem faschistisch-sadistischen klerikalen Gemetzel eine juristische Basis gegenüber "Ungläubigen und Ketzern", vergleichbar wie die Nürnberger Gesetze den Juden das Lebensrecht nahmen.
Mit der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus begann Abenteurer, Mörder und Missionare damit, die "Neue Welt" auszuplündern. Sevilla erhielt die dazu notwendige Behörde mitsamt Beamtenapparat in Form der "Casa de la Contratacion" - vergleichbar einem Handelsministerium. Diese Institution monopolisierte den Handel mit Übersee, wobei die damaligen "Terms of Trade", also die Handelsbedingungen, unermesslichen Reichtum nach Sevilla speziell und nach Spanien ganz allgemein brachten - zumindest für die herrschenden Eliten, welche im wissenschaftlich-klerikalen Überbau oder im Mordgemetzel vor Ort führten. Mit Kaiser Karl, dem V., brachte es Sevilla dann 1519 zur mächtigsten Stadt in Spanien, der damals führenden Nation in Europa.
Mit Weltausstellungen 1929 und 1992 behauptet Sevilla in der Ära der kapitalistischen Kontamination seinen Spitzenplatz unter den Finanz- und Industriestädten, ohne mit den Wurzeln seiner geschichtlichen Machtentfaltung aus klerikal-kraftvollen Kultepochen zu brechen. Feste wie in der Karwoche oder Mitte April festigen den Stolz der Einwohner auf ihre glorreiche Geschichte. Ob allerdings die kapitalistische Kontamination der Profitmaximierung aus Mensch und Natur klimatisch-katastrophale Prozesse den Menschen in Sevilla nicht schlußendlich doch noch das Wasser abgraben, wird sich weisen.
Die etwa 150.000 Einwohner in Sevilla dezimierte eine erste Pestplage 1649 um die Hälfte. Zudem versandete der Fluß Guadalquivir, von dem die damaligen Welteroberer von Sevilla aus starteten und das Beutegut anlandeten. Als Hafen für die Indienflotte wurde 1680 dann Cadiz auserkoren. Zum Schaden von Sevilla verlagerte sich dann 1717 die gleichsam als "Geldpumpe" funktionierende Instituition "Casa de la Contratacion" ebenfalls nach Cadiz. Die vernetzten Machteliten von Sevilla behielten oder erhielten aber zumindest das Monopol für den Tabakhandel. In dem Komplex logiert heute die Universität.
Wenn jedenfalls ein Fluss wie hier versandet, die Einwohner Sevilla als Hafenstadt aufgegeben müssen, dann gibt es kein
Bleibt die Hoffnung, dass Menschen sich in Sinn- und Sein übend verbessern, wie von Alters her Weise und Eingeweihte verschiedenen Kulturen, vergangener Zeiten erprobten und lehrten. Menschen im Westen vertiefen sich zunehmend in Yoga, Meditation, Tai Chi und bereichern so die christlich kultigen Bitt- und Bettel-Gebete. Psychologen und Ärzte wie Alexander Lowen, Wilhelm Reich oder Philosophen wie Bhagwan mühten sich, altes Wissen auf den Bedarf heutiger Menschen "up-zu-daten".
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