Endlich nach der Schüttelstrecke von Agdz nach Foum-Zguid steht der Wagen wieder. Unglaublich, wie viel Schatten zwei Palmen werfen. So bleibt es kühl im Wagen. Wenn man sich sparsam bewegt, sind knapp 30 Grad am Abend angenehm. Nachts kühlt es auf 15 bis 12 Grad ab. Etwa 150 Kilometer zuvor in Agdz musste man sich mit vier, fünf Grad in der Nacht begnügen.
Bei uns sagt man auch "Gottes-Acker", wenn man Friedhof meint. Über diesen Friedhof in Agdz streunen zwischen den Grabsteinen Hunde. Bei uns käme das einer strafbewehrten "Störung der Totenruhe" gleich. Doch hier ist das anders. Anders sind hier auch die Straßen, wie die Schüttelstrecke von Agdz nach Foum-Zguid beweist. Dort müht man sich im zweiten Gang um jeden Meter weiter - mit maximal 20 Kilometern in der Stunde. Dies angestrengte, konzentrierte Fahren muss man 20 bis 30 Kilometer ertragen.
Dies Dorf am Wegrand scheint verlassen. Kein Mensch bewegt sich durch die Gemäuer. Keine Wäsche trocknet in der Sonne. Eine steinige Piste führt in diese geisterhaft anmutende Siedlung. Doch wer dort hinfährt, braucht Allrad-Antrieb und genügend Bodenfreiheit.
Auch wenn es von Agdz nach Foum-Zguid nur etwa 140 Kilometer sind, zieht sich die Strecke, wenn man im zweiten Gang mit 20 KM/h voran kommt. Nach vier Stunden hinter dem Steuer ermüdet meine Aufmerksamkeit. Mein Körper braucht Pause und Essen.
Der Himmel wölbt sich unwirklich blau über den braunen Bergen. Der Isuzu-Allrad-Pickup staubt schneller durch die bucklige Straße, als es meiner behutsamen Fahrweise zuträglich ist.
Eine Phosphat-Mine liegt am Weg. Es ist nicht ausgeschlossen, dass bei der Gewinnung von Phosphat auch Cadmium und Uran anfallen. Wie sich der Abbau auf die Gesundheit der Minenarbeiter auswirkt, lässt sich denken.
Manchmal sieht man am Wegrand einfachste Behausungen. Mit einer Schichtung von Stein auf Stein und einem einfachsten Dach aus Palmwedeln bietet diese Unterkunft minimal Schutz gegen Sandsturm und Kälte.
Palmen zeichnen sich im Tal ab. Wo Palmen wachsen, muss von einem längst versiegten Fluss noch Grundwasser geblieben sein. Den letzten Regen gab es hier irgendwann im September 2013.
Die Gebirgsformation erinnert an Baumkuchen. Bevor mich Hungerphantasien plagen, wird es Zeit zur Rast.
Denn die Fahrt durch die braunen Berge von 9.30 bis 13.00 Uhr strengt an und macht hungrig. 20 Kilometer vor Foum-Zguid bietet eine Tankstelle mit angeschlossenem Restaurant immerhin ein "Omelette à la Berber" und einen grünen Tee.
Ein Minarett vor dem baumkuchen-artigen Berg. Die Palmwedel am Straßenrand dürften als Brennmaterial begehrt sein.
Wenn es ohnehin so gut wie nie regnet, dann brauchen die Waschbecken am Camp Foum-Zguid auch kein Dach.
Gas-Boiler und -Flasche lassen hoffen, dass es für mich nach einigen weiteren Tagen doch wieder eine warme Dusche gibt. Und so war es auch.
Ein rüstiges Rentner-Paar aus Düren gibt gute Tipps. Sie sind schon das 21. Mal in ihrem alten 508-Daimler in Marokko: "Was soll ich rumfahren, wenn ich hier alles habe?", fragt der Graubart nicht ohne Berechtigung. "Am Mittwoch ist Markttag, da gibt es frischen Salat." Drei Wochen lassen es sich die beiden Alten schon in Foum-Zguid gut gehen.
Bei so einer politisch unkorrekten Werbung würden sich bei uns mit Sicherheit zahllose Hühner beschweren.
Die jungen Franzosen im grünen MAN und in einem undefinierbaren Allrad-LKW mit aufgeschraubtem Wohnanhänger-Aufbau sparen sich das Geld für den Campingplatz. Sie stehen auf dem freien Dorfplatz, ohne dass sich jemand daran stört.
In dieser Wagenburg, bewacht noch von schweren Hunden, stehen die jungen Franzosen ebenso gut und sicher wie auf dem Campingplatz.
Zum Spartarif von einem Dirham, für 10 Cent, lässt sich diese öffentliche Toilette nutzen. Der Komfort dort ist gewöhnungsbedürftig.
Das Camp in Foum-Zguid wirbt mit einem Wegweiser aus alten Zeiten der Kamelkarawanen. Diese brauchten vom Rande der Sahara bis nach Timbuktu 52 Tage.
Immer auf der Suche nach bunten Bildern begeistert mich dieser knallrote Mannschaftwagen der Feuerwehr. Diese unverwüstliche Kunst des Fahrzeugsbaus wird wohl noch weitere Jahrzehnte durch aller Herren Länder den schwäbischen Stern als Markenzeichen zeigen.
Meine Mima daheim begeistert sich an derweil an der "Fastnacht in Franken". Der Livestream bringt bei recht stabiler Internetverbindung auch mir hier nach Foum-Zguid diese fabelhaften Feuerwehr-Musikanten.
Wenn während der Mittagshitze ohnehin das Atem außerhalb des schattigen Wagens schwer fällt, unterhält mich mein Schreib-Geplänkel bei SPON. "Rente mit 63: EU-Kommissar Rehn erwägt Verfahren gegen Deutschland" Mein Kommentar: "Elende Eliten!" Mein Freund, dessen Komentare der Moderator bei SPON ohnehin meist löscht, schimpft radikaler:
Eines vermisse ich bei fast allen Kommentaren, auch bei Dir,wie der Staat mit dem Steuergeld umgeht.Da werden zig Milliarden fuer Schei**e ausgegeben und HugoMustermann reibt sich an den Einkommen von Eliten und drischtz.B. auf die poesen Oelunternehmen ein, die den armen Buergerndas Geld aus der Tasche ziehen.....dass der Staat wiederum, miteinem Steueranteil cum von fast 80% der groesste Abzocker ist stoertniemanden....Das ist Mainstream-Brainwash....eine Spezialitaet Deutschlands.Dieses Land braucht immer und regelmaessig einen Hype, an dem sichdas Volk abarbeiten kann....(z.B. Kampfhunde, Feinstaub, AKW,Gammelfleisch, etc. etc. und die unzaehligen Tabus und die fast deutsch-patentierte Political Correctness)In der Zwischenzeit votiert man seine Apanage 'gesamtbundestaeglich'nach oben und stellt sich noch so nebenbei einen Persilschein fuerBeamtenbestechung aus....alles palette Michel....schlaf weiter....
Dabei wird der gute Mann auch in sechs Monaten 66 Jahre alt. Wieso sich mein Freund noch so über Politik aufregen kann, ist mir unverständlich. Meine Fingerübungen bei SPON belustigen mich, wenn sie denn der Moderator durchlässt. Hier in Foum-Zguid geht das Leben ein ruhigeren Gang. 1991 haben die Machthaber dem Dorf, beinahe schon ein Wüstendorf, dieses prächtige Tor nach Süden spendiert. Es sind im Hintergrund Neubauten zu sehen, die Soldaten bewohnen.
In eben dem Stil von neuen Bauten erhebt sich die Moschee in Foum-Zguid. An der Südseite reihen sich fünf, sechs Klimaanlagen an der Moschee-Mauer auf, jede in der Größe eines Kleiderschranks.
Das Flussbett des Oued Zguid ist staubtrocken. Doch die Palmen am "Ufer des Flusses" stehen noch voll in Kraft und Saft. Palmen sollen übrigens keine Bäume sein sondern Farngewächse, lehrte mich die Französin bei ihrer Führung durch die Palmerie in Agdz.
Morgens zwischen 9.00 und 11.00 Uhr reicht meine Energie für einen kleinen Radausflug in das benachbarte Dort. Danach zieht es mich in den Wagen, der im Schatten der Palmen steht. Bis 16.00 Uhr ist mir die Sonnenglut zu unwirtlich.
Blick über Foum-Zguid. Die Sendemasten am linken Rand sorgen vermutlich für eine brauchbare Internet-Verbindung. Hinzu kommt, dass hier wenige Touristen und vermutlich auch wenige Einheimische das Netz beanspruchen.
In diesem dunklen Ladenlokal stehen sechs sieben Computerarbeitsplätze. Doch bei meinen täglichen zwei Runden durchs Dorf sind mir in drei Tagen dort keine Kunden aufgefallen.
Wer in solchen Hütten seine Wäsche zum Trocknen hängt, hat vermutlich andere Sorgen als eine Internet-Verbindung. Nicht einmal eine Satelliten-Schüssel zeigt an, dass die Bewohner medial versorgt, informiert und unterhalten werden.
Doch neben ärmlichen Hütten, deren Bewohner teilweise in fensterlosen Steinlöchern hausen, blicken die Bewohner dieser luxuriösen Betonburg über die Palmenoase von Foum-Zguid.
Tata
Das war eine Morgenfahrt von Foum-Zguid nach Tata nach meinem Geschmack: 120 Kilometer waren in anderthalb Stunden zu schaffen, eine Bestleistung für Landstraßen in Marokko. Es waren aber mehr Kamele auf und an der Straße als Fahrzeuge. Erst etwa 30 Kilometer vor Tata rollten die Wohnmobile mir entgegen. Deren Fahrer waren so freundlich, mir einen Platz am Municipal Camping in Tata frei zu räumen, wo Scharen von Franzosen mit ihrem Spielzeug überwintern.
Nomaden begleiten die Herde. Diese leben in Zelten neben der Straße. Wie die Kamele in dem trocknen Boden überhaupt sich noch etwas Grünes zupfen können, ist mir unbegreiflich.
Hier lohnt der Halt auf einer Brücke über einen Fluss. Denn der Anblick von Wasser, und wäre es auch noch so wenig, ist selten hier südlich vom Anti-Atlas neben der Landstraße nach Tata.
Wasser ist das Lebenselexir der Oasen, um die sich auch Tata gebildet hat. Der Unterschied zwischen dem Dorf Foum-Zguid und der kleinen Stadt Tata ist krass. Geschäft reiht sich an Geschäft. Das Camp Municipal in Tata hat gerade noch einen Platz zwischen der Reihe französischer Überwinterer für mich gelassen.
Da steht nun meine "Walkuh" - als zweites Auto von links, direkt vor dem Gebäude mit zwei Spülbecken.
Außerhalb des Camps gibt es einige weitere Stellplätze, wo sich dieser schwere Allrad-LKW bewundern lässt.
Doch meist sind es jüngere Leute, die sich diese Allrad-LKWs für lange Reisen aufbauen. Die Fahrer der "Weißware", welche in ihren "Yogurth-Bechern" durch die Schlaglöcher holpern, sind meist ältere Semester. Hier in Tata kann man sich recht günstig sein Gebiß renovieren lassen. Jedenfalls sind Reparatur-Arbeiten an den Autos weitaus preisgünstiger als in Deutschland, wenn man sich nicht selber helfen kann.
Die Menschen schützten sich und Waren unter ausladenen Arkaden. Derzeit ist die Sonne eher angenehm, auch wenn sie einen unsinnig hohen Wert auf der Tafel anzeigt.
Da die Sonne direkt auf den Temperaturfühler der Anzeige scheint, zeigt diese den irrealen Wert von 55 Grad Celsius an.
Da die Sonne direkt auf den Temperaturfühler der Anzeige scheint, zeigt diese den irrealen Wert von 55 Grad Celsius an.
Dabei lässt es sich unter den schattigen Arkaden angenehm promenieren. Man sollte allerdings möglichst die Mittagshitze zwischen 11.00 und 16.00 Uhr im Wagen bei allen geöffneten Dachluken und Fenstern verbringen. Das charmante französische Geplänkel im Spülraum hinter meinem Auto muss man dabei ertragen.
Tata gegen 17.00 Uhr: Nach dem Nachmittagsgebet öffnen wieder einige Geschäfte mehr. Die Hitze zieht langsam ab. Unter den schattigen Arkaden weht schon ein erfrischend, doch laues Lüftchen.
Tata gegen 17.00 Uhr: Nach dem Nachmittagsgebet öffnen wieder einige Geschäfte mehr. Die Hitze zieht langsam ab. Unter den schattigen Arkaden weht schon ein erfrischend, doch laues Lüftchen.
Und überhaupt: Dem Camp Municipal ist dieses oppulente Schwimmbad angeschlossen. Wieso in den Fluten noch niemand plantscht, ist mir unbegreiflich.
Es gibt viel zu sehen in Tata - wie diese handwerkliche Kunst der Metallbearbeitung. Mein holdes Weib, welches nun eine Woche schon wieder im frühlingswarmen München weilt, wartet auf meinen Bild-Blog-Bericht. Also
Es gibt viel zu sehen in Tata - wie diese handwerkliche Kunst der Metallbearbeitung. Mein holdes Weib, welches nun eine Woche schon wieder im frühlingswarmen München weilt, wartet auf meinen Bild-Blog-Bericht. Also
.... und dann weiter immer Südwest in Richtung Atlantik.