12 September 2013

Mima mag mich misogynen Misanthropen

Mima ist meine Frau. Sie ist das Beste, was mir passiert ist - seit Osho, zuvor Bhagwan genannt. Denn dank Bhagwan haben wir uns kennen gelernt. 1981. Seit 17 Jahren helfen wir einander. "Mima", hörte sie neulich von mir, "wenn Du nicht weißt, wie Du ein Wort schreibst, dann frage einfach nach bei www.duden.de. Die Seite erklärt auch, was fremde Wörter bedeuten.


Der Duden schreibt, ein Misanthrop sei ein "Menschenfeind, Menschenfeindin, Menschenhasser, Menschenhasserin, Menschenverächter, Menschenverächterin". Au weia! Misanthropisch miese Meinung: "Wer die Menschen kennt, liebt die Tiere."  Mehr misogyne Misanthropie? "Ich bremse auch für Frauen."  Besser ist die andere Seite der Medaille: "Antonyme  zu Misanthrop und Misanthropin" ist der "Philanthrop". Klingt das nicht gut? Wie mein lieber Bruder, der zu meinem letzten Blog-Beitrag schrieb:

"Da paddelt der grantelnde Greis 15km in 6 Stunden und jammert über die Schlechtigkeit der Welt. Recht hat er ja der Seher, der imeigenen Land nicht gehört wird."

Nur ein Beispiel, wie schmeichel-schlau ein Philanthrop schreibt. Was aber soll nun misogyn bedeuten? Man höre sich das an:

http://www.youtube.com/watch?v=7jGIUrlyR_k




Oder man sehe sich diese Werbung von dellenengel.de an. Furchtbar! Vollkommen politisch unkorrekt! Na, als Besserwessi weiß man den Grund dafür, dass diese Werbung bei den Ossis zieht: Die Menschen in Dresden sind lang noch nicht so politisch korrekt konditioniert wie die Dackel in Düsseldorf.

Mehr misogyne misanthropische Meinung über meine liebe Mima. Sie gehört zweifelsfrei  zu den stillen, schönen Sammlerinnen daheim. Während es mich wieder ohne sie durch die weite, wilde Welt treibt, sammelt sie Beeren von Büschen: Blaubeeren. Himbeeren. Brombeeren. Mir reichen am Wegrand ein paar feuchte Pflaumen vom Baum. Kurz, schnell und so süß, dann wieder weiter. Nicht nach Art eines Sammlers, sondern nach Art des Jägers. Als Beute bekommt Mima Bilder und Berichte. Ihre Beute für uns: Sie verarbeitet ihre gesammelten Beeren zu Marmelade. Mimas Marmelade von Blaubeeren, Himbeeren und Brombeeren.



Kurz und gut: Mima ist ein echter Engel - nur nicht so hart und kalt wie Stein! Dennoch: Obgleich es mich jetzt nun gut schon wieder zwei Wochen allein durch die neuen Bundesländern treibt, zieht es mich nicht so recht heim. Mein Umzug von Jessert nach Zaue am Schwielochsee ging keine 10 Kilometer weit. Danach ging es noch mal Richtung Nord-Ost. Beeskow ist nämlich auch recht hübsch. Als Jäger ist es für mich überall spannender als daheim. Hier in Beeskow findet meine Jagd einen Moment der Ruhe, der Stille, der Andacht gar:


 Das ist beste Backsteingotik in Beeskow. Ihre Stadtpfarrkirche St. Marien haben die Beeskower Brüder und Schwestern zwischen 1380 und 1511 gebaut. Diese stillen, fast leeren, hohen Hallenkirchen üben einen unwiderstehlichen Zauber auf mich aus. In ihnen lässt sich von dem Himmlischen Frieden träumen, welcher den Gegenpol bildet zu all dem Schlachten- und Kampfgetümmel mitsamt Heldenfriedhöfen und Krieger-Denkmälern.


Auf diesem Soldatenfriedhof zum Beispiel gedenken die Menschen in Beeskow der gefallenen Russen, welche sie vom Hitler-Faschismus befreit und in die Stasi-Sklaverei geführt haben. Politisch korrekt?


Gerade weil diese Backsteingotik-Kirchen einfach nur durch ihre schmucklose Stille wirken, gefallen sie mir. Der trüb-grau Septembertag mit vereinzelten Regenschauern lässt mich dann doch wieder Richtung Süden umkehren. Mima maunzt am Telefon: "Wann kommst Du?" Zieht sie mich heim oder das schaurige Regenwetter? Wer weiß das schon.



Also gut, recht widerwillig geht es zurück Richtung Süden. Erst mal 50 Kilometer bis Peitz. Dort ragt dieses Gemäuer über die Stadt, welches gegen geringes Entgelt zu besichtigen ist. Es handelt sich um eine Burgfestung, welche niemals eingenommen wurde. Ihr Bau begann 1556. Erstmalig verwöhnen mich ein paar Sonnenstrahlen, als das Burgmuseum schließt. Von den langen Erklärungen des Wächters schwirrt mir der Kopf.


Vom Burgturm blickt man auf die Kühltürme des Braunkohlkraftwerk Jänschwalde. Peitz liegt inmitten der größten zusammenhängenden Teichlandschaft Deutschlands. Jährlich sind dort 700 Kilo der berühmten Peitzer-Karpfen zu gewinnen. Die Web-Site von Peitz berichtet davon.

 



Danach geht die Reise gerade noch einmal 10 Kilometer weiter Richtung Heimat nach Cottbus. Den Schlüssel vom Stellplatz gibt die Dame an der Kasse zum Tierpark. Doch sie hat schon abgerechnet und geschlossen. Es waren zwar noch fünf Minuten Zeit bis zum Kassenschluss, doch in fünf Minuten geht die bemühte Mitarbeiterin nicht noch mal durch alle notwendigen Formalitäten. Feierabend ist die korrekteste aller politisch korrekten Kräfte. Ein anderer Reisender öffnet mir das Tor zum Stellplatz, womit mir Strom und ein großer Park gegeben ist. Morgens in der Früh öffnet mir der freundliche Mensch wieder den Weg ins Freie. In 100 Kilometern weiter Richtung Heimat soll mir Dresden seine Schätze zeigen, auch Elb-Florenz genannt.


In Dresden findet sich wieder ein gemütliches Plätzchen zur Nacht. Der Preis ist mit 18 Euro, davon vier für Strom, zwar happig für nur eine Person, doch Blick auf Elbe und Frauenkirche entschädigen mich.


Nach dem oppulenten Mittagsmahl einer Dosensuppe mit Salat, Kaffee und Schokolade geht es auf meinem alten Drahtesel hinein in eine zauberhafte Stadt. Bei früheren Besuchen haben mich dort schon das Hygiene- und Wehrmachtsmuseum, die Gläserne Fabrik von VW und natürlich die Frauenkirche begeistert. Doch im Vergleich mit den schmucklosen, stillen Backsteingotik-Hallen kann die mit Schmuck und Menschen überladene Kuppelkirche der Frauenkirche nichts gewinnen, nichts Gutes für mich jedenfalls.


Doch erst mal zieht mich die mächtige Silhouette der Stadt in ihren Bann. Der Bagger auf dem Schiff schaufelt Kies aus der Elbe. Er schaufelt auch am späten Nachmittag noch, als mir nach langer Regentour das warme Auto Schutz gewährt.


Mehr Licht gibt es an diesem grauen September-Tag nicht. Doch auch die düstere Silhouette hat ihren Reiz.


Das Standbild von Martin Luther thront über viel Volk, welches sich vor der Frauenkirche und auch darin tummelt.


Gigantisch, teuer, aufwendig....


....aber nicht mein Geschmack.


Konträr zur Protz- und Prunk-Kunst der Kathedrale steht das Standbild der Trümmerfrau vor dem Rathaus. Es entstand 1952, als Dresden aus Schutt und Ruinen so langsam wieder aufgebaut werden musste.


Der martialische Stil setzt sich vor diesen Wohnsilos fort. Immerhin haben die Knaben dort einen Spielplatz für ihre Skateboards.


Dieser Muskel-Mann vor dem Hygiene-Museum strahlt "Kraft-durch-Freude" aus.


Auch diesem Gebäuse im großen, grünen Park von Dresden sieht man an, wo die Steuergelder geblieben sind.
 
 
Das Gasometer hingegen versorgte die Menschen einst mit Wärme. Es hat Jahrzehnte seinen Dienst verrichtet, wurde durch Bomben im Krieg zerstört, wieder aufgebaut, später demontiert.


Mein langer Radweg durch die Vororte Dresdens führt mich endlich wieder an die Elbe. Ein Raddampfer schaufelt sich auch an das Ziel, welches mir vorschwebt: Schloss Pillnitz.


Die Schlossfähre legt am andern Elbufer an. Das Schloss lässt sich im Hintergrund schon erahnen.


Ein Schiff ist doch immer wieder ein besonders schönes Verkehrsmittel.


Das Pillnitzer Schloss hat sich der damaligen China-Mode ergeben.


Ein riesiger Schlosspark, gewaltige Großraum-Büros zur Herrschaft, Verwaltung und vor allem zur Prachtentfaltung.


Holzpuppen in anmutiger Gestalt bevölkern den Hauptsaal des Schlosses.


Versailles und China haben die Fantasien von Architekten, Künstlern und Schlossbewohnern animiert.


Durch diese schwarze Regenfront geht mein 10 Kilometer langer Radweg zurück an der Elbe zum Auto.


Die Pracht auf den Höhen des anderen Elbufers bringt mir das Zoom-Objektiv etwas näher. Doch der Regenschauer bleibt mir nicht erspart.


Diese Brücke nennen die Menschen "Das Blaue Wunder".


Die Abendglocken läuten schon. Nass vom Regen sind es von dieser Brücke aus noch fünf Minuten bis zum Auto. Geschafft. Doch die Nässe hilft mir, endlich mich auf den Heimweg zu machen. Noch ein, zwei Nächte dann sind wir wieder zusammen. Mima mit mir, dem misogynen Misanthropen.


Abschied von Dresden, also weiter südwärts reisen, reiten. Mima wartet. Noch ein paar letzte Sonnenstrahlen zur Abfahrt. Das Wetter wird immer schlechter. Doch die Autobahn ist gut und frei. Man kommt schnell nach Süden.


An der Autobahnraststätte "Auerswalder Blick" reitet zwar kein Goldener Reiter wie in Dresden, hier muss sich der Reiter mit einem Schaukelpferd begnügen.


Franken. Obernsees. Man kann fast durch das ganze Land von Thermalbad zu Thermalbad reisen. Obernsees hat sein Bad prächtig modernisiert. Die letzte Nacht vor München.


Der Stellplatz an der Therme in Obernsees hat ein Sanitärgebäude bekommen. In der Therme gibt es ein neues Saunagebäude mit Blick über das grüne Tal. Natur pur. Die Männer in der Sauna erzählen Witze.

"Hören Sie mal, junge Dame, darf ich sie etwas fragen?" "Ja natürlich, was denn?" "Sie sind so hübsch blond. Ist das echt?" "Ja, was glauben Sie denn. Natürlich alles echt!" "Ja, aber unten sind sie so dunkel." "Ja, meinen Sie, ich wäre überall blöd?"
Zwei junge blonde Dame sitzen auf der untersten Stufe. Die eine piepst mit sexy Stimmchen, dass sofort schöne Stille in den Raum einzieht. Sie sagt:

Die Blondine bestellt den Installateur, weil ihre Heizung nicht geht. Der Mann sieht sich die Sache an und geht noch Werkzeug holen. Als er wiederkommt sitzt Blondie auf der Heizung. Erstaunt fragt der Handwerker: "Wieso sitzen sie denn auf der Heizung?"  

Erwartungsvolle Schweigen. Man hört nur, wie der Saunameister sein Handtuch schwenkt. Sie fährt fort: "Sie haben doch gesagt: Sie leckt!" Nach einer Weile, als alle den Witz begriffen haben, klatschen wir Beifall.


Mima


 
Mimas letzter Arbeitstag als Markthütten-Frau am 12. September 2013

"Ein Misanthrop ist ein wahrer Menschenfreund. Da er erkannt hat, dass diese Welt nur von Uebel ist, will er natürlich dem Leiden und dem Tod nicht im Weg stehen. Mit seiner häufig agnostischen und sozialverachtend geprägten Lebenseinstellung ist er bei Partys und Festen jederzeit ein willkommener und unterhaltsamer Gast. Der Misanthrop hat eines erkannt und proklamiert es lauthals, die Welt besteht nur aus Arschlöchern und Missgestalten und gehört ins Fegefeuer gestürzt. Diese elementare Erkenntnis macht ihn besonders erfolgreich in Politik, an Supermarktkassen und im Schulsystem. Der Misanthrop zeichnet sich durch eine rege Fantasie aus, er liebt Tiere und Pflanzen mehr als sich selbst und hat einen rechtschaffenen Charakter, jedenfalls wenn es um die eigenen Belange geht.

Auch eignet sich ein Misanthrop ganz besonders als Sozialarbeiter, Callcent-Agent und als Conferencier. Weiterhin ist der Beruf des Priesters eine besondere Domäne dieses Personenkreises, in welcher er seine philosophisch anmutende Grundhaltung voll zur Geltung bringen kann."

http://www.stupidedia.org/stupi/Misanthrop


"Ist ein Misanthrop eigentlich ein psychisch Kranker oder ein Realist?"

Auf diese hochinteressante Frage gibt es auf gutefrage.net leider keine Antwort



http://www.gutefrage.net/frage/ist-ein-misanthrop-eigentlich-ein-psychisch-kranker-oder-ein-Realist



Eine mehr philosophische Abhandlung in einem blog (Freikaempfer)

»Nichts bist du, nichts ohne die ander'n. Der verbissenste Misanthrop braucht die Menschen doch, wenn auch nur, um sie zu verachten.«
Marie von Ebner-Eschenbach

und Schopenhauers "Die Stachelschweine":

"Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich en einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um sich durch die gegenseitige Wärme vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder von einander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so daß sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.

So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu:keep your distance! - Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden.

Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen."



http://www.freikaempfer.net/blog/?q=node/57




Wer nicht so recht weiß, ob er ein Misanthrop ist, hier geht's zu einem Test


http://www.testedich.de/quiz32/quiz/1370460779/Menschenfreund-oder-Misanthrop




Keine Kommentare: