Die Regenzeit hat begonnen. Es schüttet in Strömen. Man kommt mit nasser Kleidung in die Wohnstube. Das Auto steht in Pfützen auf Gras. Der Boden muss antrocknen, um sich aus der Matsche raus zu kämpfen. Nach drei Regentagen kommt die Sonne wieder. Budapest lässt EU-Bürger, die 65 Jahre geschafft haben, öffentlich frei fahren - mein Vorteil.
Das Camp "Arena" in Budapest war katastrophal: Zwischen Eisenbahn und Abwasserkanal, in strömendem Gewitterregen auf schlüpfrigen Grasboden, bellende Köter, eine Mücke surrt durch die Nacht - schrecklich! Anderntags wechsel in das Camp Haller, eine bessere Unterkunft - nur nicht weniger nass.
Die Nacht in einem noblen Hotel wie Kempinski in der Stadtmitte nahe der Donau ist komfortabler. Wer auf den Camps derzeit sich in sein dünnes, kleinen Zelt verkriechen muss, der ist arm dran. Mein Wohnmobil dagegen ist luxuriös.
Die Hare Krishna Anhänger missionieren mit lauschigem Gesang zum indischen Harmonium.
Wenn es gerade nicht regnet, der Boden getrocknet ist, findet man selbst im Trubel der Innenstadt ein ruhiges Plätzchen.
Grauer Himmel, graue Donau - eine Stunde ohne Regen ist ein glückliches Geschenk.
Da fährt man in Ungarn durch kleine Städte und Dörfen an tausenden Hütten vorbei, welche gerade mal höchstens zwei Stockwerke hoch sind. Dann Budapest: Der Glanz, der Reichtum der Stadt zeigt Gebäude voller Pracht und Glanz. Dies Gebäude heisst Pester Vigadó und stammt aus dem Jahr 1833. Auf der Bühne dort traten Johann Strauss, Franz Liszt, Johannes Brahms Claude Debussy und Béla Bartók auf.
In Vorstädten hingegen dominiert der spröde Charme von Plattenbauten, Wohnraum für Tausende. Noch weiter draußen im Grünen reihen sich dann schmucke Villen und Einfamilienhäuser in lauschigen Gärten aneinander.
Die Verkaufsbuden bei Straßenfesten nehmen schon vorweg, was uns am Weihnachtsmarkt bevorsteht.
Der "Cigar-Tower" steht im Geschäfts- und Touristenviertel - nahe der Donau.
Auch der Herr im Vordergrund versucht, auf seinem Tablet eine Erinnerung von Budapest mitzunehmen.
Budapest hat bald zwei Millionen Einwohner. Das öffentliche Verkehrsnetz befördert Personen mit U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen. Wenn am Sonntag aber ein Bus statt der U-Bahn fährt, es dazu in Strömen schüttet, der Busfahrer mit Zeitungspapier seine beschlagenen Scheiben putzt, dann kommen nicht nur Touristen in Stress. Budapest wird zum krassen Gegenbeispiel zu geruhsamen Kur- und Badeorten. Doch nur die Großstadt wartet mit Sehenswürdigkeiten auf wie mit dem "Memento Park": Tonnen kommunistischer Tyrannei. Diese spektakuläre Ausstellung stellt Skulpturen aus, die nach dem politischen Systemwechsel 1989/1990 dort entsorgt wurden: Hunderte Tonnen Kommunismus.
Nachdem ein verrauschter Schwarzweiß-Film mich ausführlich über die Spitzeltätigkeiten der Staats- und Sicherheitsorgane in der kommunistischen Ära informiert hat, begrüßen mich an der Eingangsfront Lenin zur Linken und Karl Marx zur Rechten.
Schon ab 8.00 Uhr in der Früh brachte mich meine Fahrt vom Camp Arena 18 Kilometer weiter zum Momento-Park. Dieser Denkmalpark beeindruckt mich mit den Hinterlassenschaften der kommunistischen Diktatur.
Das Denkmal war den Märtyrer gewidmet, welche beim Aufstand der Ungarn 1956 gegen die Besatzungsmacht umgekommen sind.
Als die Menschen das monumentale Denkmal Stalins stürzten, blieben nur die Stiefel stehen. Das Volk fragte sich, was anstelle des Stalin-Denkmals kommen sollte. Manche witzelten, eine Fontäne sei angebracht: "Dann können sich die, welche bislang Stalin die Stiefel geleckt haben, nun ihren Mund ausspülen."
Monumente, die bei ihrer Demontage irrebarable Schäden erlitten hatten, werden im Kiesbett aufgebahrt.
Lenins Nase, obgleich aus Marmor, hat bei der Demontage sichtlich gelitten.
Vollkommen unbeschadet hat hingegen der "sowjetische Held" die Übersiedlung in den Momento-Park überstanden. Der furchtlose Blick des Helden ist gut getroffen.
Der dekorative Hintergrund dieser Statuen verleiht dem Park noch zusätzliche Ausstrahlung.
Ein anderes Denkmal der Sowjetischen Helden beeindruckte die Menschen in Budapest auf Kalkstein mit sechs Meter Breite. Dort stand geschrieben: "Ewige Ehre den Helden, die in den Kämpfen für die Freiheit und Unabhängigkeit der Sowjetunion und die Befreiung des ungarischen Volkes gefallen sind 1945 - 1965." Doch die meisten Menschen in Ungarn haben nach 1990 ihre Sicht auf die Geschichte geändert - und dachten dann so:
Dies ist das "Béla Kun Denkmal", was auf der "Blutwiese" gestanden hatte. Béla Kun ist eine politische Führungsfigur in den Wirren des ersten Weltkrieges, der 1938 in stalinistischen "Säuberungsaktionen" erschossen wurde. Wiki schreibt über Bela Kun:
Auch in München entstand 1919 eine Räterepublik. Wie in München wurde auch in Budapest die Räterepublik. von der Reaktion blutig niedergemetzelt. Dies Denkmal in Budapest erinnert daran. Wiki berichtet dazu folgendes:
Am 11. November 1956 hatten dann die Sowjets den ungarischen Volksaufstand blutig niedergeschlagen. Viele Tausende, meist Jugendliche, ließen ihr Leben. 22.000 Menschen wurden zu Gefängnisstrafen, 229 zum Tod verurteilt. Nach dem Systemwechsel 1990 haben sich die Ungarn von den Geistern der Erinnerung befreit, die diese gigantischen Denkmäler zementierten. Den Mementopark mit der Sammlung dieser martialischen Masse auf engem Raum durchwehen kalte Schauer der grausigen Geschichte.
Nachdem mich diese Monumental-Statuen mit schaurig-schönen Gefühlen überschwemmt haben, tut es gut, in das fröhliche Gesicht des alten Museumwärters zu blicken.
Der Sonntag beginnt nach meinem Umzug zum Camp Haller mit ein paar Sonnenstrahlen. Vom Camp Haller geht mein erster Gang an die Donau. Der Blick auf die Donau, ein Konzert der Berliner Gruppe 17 Hippies im Museum Ludwig stimmen mich nach der monumental Statuen-Show wieder fröhlich.
Mit einem Klick auf den Pfeil über der Bühne lässt uns YouTube einen Ausschnitt vom Sonntagskonzert der 17 Hippies hören und sehen.
Blick Donau abwärts
Blick Donau aufwärts
Das ist die Freiheitsbrücke aus dem Jahre 1896. Es dürfte die älteste der zahlreichen Donaubrücken sein.
In den "guten, alten Zeiten" gab es noch Geld, um Kanaldeckel, Brückenpfosten und Gebäude kunstvoll zu verzieren.
Je weiter die Gebäude ans Donauufer heranrücken, umso prächtiger sind sie.
Mein Sonntagsausflug endet mit einem kurzen Besuch des ungarischen Nationalmuseums. Die Sammlung sorgfältig zu studieren, braucht mehr Zeit als sich die meisten Touristen nehmen. Das Museum zeigt die Geschichte Ungarns von römischen Zeiten bis in die Gegenwart.
Jedenfalls fällt es schwer, den einladend lockenden Damen am Dachgiebel des Museum zu widerstehen.
Arany entstammt - laut Wiki - dem Kleinadel. Er widmete sich der Dichtkunst, woran dieses opulente Denkmal vor dem Nationalmuseum erinnert.
Löwe, Adler, Schwert und Pferd gehören zu martialischen Denkmälern.
Schon die Räume sind es wert, dieses ehrwürdige Gebäude zu besuchen.
Diese Bibliothek schützt ihre wertvollen Büchern in Schränken.
Gut gerüstet muss man sein und bleiben, um sich unbeschadet durch die feindliche Welt zu bewegen.
Säulen wie Marmorgeländer geben dem Ausdruck "Badetempel" ihren Sinn.
Wer mehr sportliche Bewegung braucht, als im warmen Wasser still zu entspannen, schwimmt in den Außenbecken. Manche Becken sind im Sommer mit 30 Grad warmen, im Winter mit 34 Grad warmen Wasser gefüllt.
Die moderne Technologie hat der alt ehrwürdigen Badeanlage schon einen Strömungskanal spendiert.
Diese vier Herren fallen durch Bart und mehr noch durch wundersame Tätowierungen auf. Es sind Engländer, wie ihre Sprache verrät. Wie schon zuvor erzählt: Nach diesen Badestunden ist mein Körper soweit ausgelaugt, dass nur noch Kraft für einen Einkaufsbummel bleibt. Allein die Orte alle neu zu erforschen, die das Camp Haller mit einer brauchbaren Infrastruktur vernetzen, ist schwere Arbeit. Doch neuer Tag, neues Glück.
Die Markthalle wird erst nach meiner Wanderung auf den Hügel zur Citadella mein Ziel sein. Erstmal geht es mit morgentlichem Schwung den Hügel auf der anderen Donauseite hinauf.
Schiene und Straße teilen sich den schmalen Uferstreifen an der Donau, um Menschen wie Waren zu transportieren.
Der Aussichtspunkt auf die Freiheitsbrücke, die 1896 entstand - etwa zu der Zeit wie das Münchener Rathaus - ziert dies Reiterstatue.
Wenn die Straßenbahn über die Freiheitsbrücke poltert, schwingt das Bauwerk.
Dieses Hotel beherbergt eine Thermalquelle und somit einen Gesundbrunnen.
Die Freiheitsstatue: Die herrlichen Figuren am Rand zur Linken wie zur Rechten kann der Betrachter noch genauer studieren.
Der Fackelträger bringt Licht auf der einen Seite ...
Donau abwärts teilt sich der Strom. Er umfließt dann eine lauschige Insel, die Margareteninsel.
Blinde ertasten hier die beiden Seiten von Buda und Pest, welche die Donau trennt.
Vatikan, Kreml, Staatskanzlei - überall gleichen sich die Verwaltungsgebäude des höchst vermögenden Führungspersonals.
Die gütige Mutter Erde gibt uns alles, was wir zum Leben brauchen. Die Verkäufer in der Markthalle dekorieren die Schätze der Erde zu Kunstwerken.
Mein Heimweg, noch nach dem bedrückenden Besuch im "Haus des Terrors" geht am West-Bahnhof vorbei. Die sechstausend Quadratmeter große Bahnshalle baute die Firma Eiffel im Jahr 1877.
Wer Lust, Zeit und Energie hat, zoomt sich ins Jahr 2014.
Wer auf die Geschichte blickt, fokussiert den Blick automatisch auf die Gegenwart. Es gibt berufenere Zeitgenossen, die über staatsterroristische Systeme informieren als mich.
Da Geschichte und Gegenwart einen eng verwobenen Zeitstrahl bilden, verliert sich der Schrecken auf das Tagesgeschehen. Denn es geschieht ohnehin nahezu stets das Gleiche, das gleiche Gemetzel. Was soll man sich noch darüber angestrengt auslassen? Gedanken wandern frei durch Zeit und Raum.
Das Camp "Arena" in Budapest war katastrophal: Zwischen Eisenbahn und Abwasserkanal, in strömendem Gewitterregen auf schlüpfrigen Grasboden, bellende Köter, eine Mücke surrt durch die Nacht - schrecklich! Anderntags wechsel in das Camp Haller, eine bessere Unterkunft - nur nicht weniger nass.
Die Nacht in einem noblen Hotel wie Kempinski in der Stadtmitte nahe der Donau ist komfortabler. Wer auf den Camps derzeit sich in sein dünnes, kleinen Zelt verkriechen muss, der ist arm dran. Mein Wohnmobil dagegen ist luxuriös.
Die Hare Krishna Anhänger missionieren mit lauschigem Gesang zum indischen Harmonium.
Wenn es gerade nicht regnet, der Boden getrocknet ist, findet man selbst im Trubel der Innenstadt ein ruhiges Plätzchen.
Grauer Himmel, graue Donau - eine Stunde ohne Regen ist ein glückliches Geschenk.
Da fährt man in Ungarn durch kleine Städte und Dörfen an tausenden Hütten vorbei, welche gerade mal höchstens zwei Stockwerke hoch sind. Dann Budapest: Der Glanz, der Reichtum der Stadt zeigt Gebäude voller Pracht und Glanz. Dies Gebäude heisst Pester Vigadó und stammt aus dem Jahr 1833. Auf der Bühne dort traten Johann Strauss, Franz Liszt, Johannes Brahms Claude Debussy und Béla Bartók auf.
In Vorstädten hingegen dominiert der spröde Charme von Plattenbauten, Wohnraum für Tausende. Noch weiter draußen im Grünen reihen sich dann schmucke Villen und Einfamilienhäuser in lauschigen Gärten aneinander.
Die Verkaufsbuden bei Straßenfesten nehmen schon vorweg, was uns am Weihnachtsmarkt bevorsteht.
Der "Cigar-Tower" steht im Geschäfts- und Touristenviertel - nahe der Donau.
Auch der Herr im Vordergrund versucht, auf seinem Tablet eine Erinnerung von Budapest mitzunehmen.
Budapest hat bald zwei Millionen Einwohner. Das öffentliche Verkehrsnetz befördert Personen mit U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen. Wenn am Sonntag aber ein Bus statt der U-Bahn fährt, es dazu in Strömen schüttet, der Busfahrer mit Zeitungspapier seine beschlagenen Scheiben putzt, dann kommen nicht nur Touristen in Stress. Budapest wird zum krassen Gegenbeispiel zu geruhsamen Kur- und Badeorten. Doch nur die Großstadt wartet mit Sehenswürdigkeiten auf wie mit dem "Memento Park": Tonnen kommunistischer Tyrannei. Diese spektakuläre Ausstellung stellt Skulpturen aus, die nach dem politischen Systemwechsel 1989/1990 dort entsorgt wurden: Hunderte Tonnen Kommunismus.
Nachdem ein verrauschter Schwarzweiß-Film mich ausführlich über die Spitzeltätigkeiten der Staats- und Sicherheitsorgane in der kommunistischen Ära informiert hat, begrüßen mich an der Eingangsfront Lenin zur Linken und Karl Marx zur Rechten.
Schon ab 8.00 Uhr in der Früh brachte mich meine Fahrt vom Camp Arena 18 Kilometer weiter zum Momento-Park. Dieser Denkmalpark beeindruckt mich mit den Hinterlassenschaften der kommunistischen Diktatur.
Das Denkmal war den Märtyrer gewidmet, welche beim Aufstand der Ungarn 1956 gegen die Besatzungsmacht umgekommen sind.
Als die Menschen das monumentale Denkmal Stalins stürzten, blieben nur die Stiefel stehen. Das Volk fragte sich, was anstelle des Stalin-Denkmals kommen sollte. Manche witzelten, eine Fontäne sei angebracht: "Dann können sich die, welche bislang Stalin die Stiefel geleckt haben, nun ihren Mund ausspülen."
Monumente, die bei ihrer Demontage irrebarable Schäden erlitten hatten, werden im Kiesbett aufgebahrt.
Lenins Nase, obgleich aus Marmor, hat bei der Demontage sichtlich gelitten.
Der dekorative Hintergrund dieser Statuen verleiht dem Park noch zusätzliche Ausstrahlung.
Ein anderes Denkmal der Sowjetischen Helden beeindruckte die Menschen in Budapest auf Kalkstein mit sechs Meter Breite. Dort stand geschrieben: "Ewige Ehre den Helden, die in den Kämpfen für die Freiheit und Unabhängigkeit der Sowjetunion und die Befreiung des ungarischen Volkes gefallen sind 1945 - 1965." Doch die meisten Menschen in Ungarn haben nach 1990 ihre Sicht auf die Geschichte geändert - und dachten dann so:
Für Ungarn endete der II. Weltkreig mit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen. Mit ihrer Teilnahme hat es Ungarn geschafft, die Faschisten zu besiegen, gleichzeitig wurde aber das Land zu einem neuen Eroberungsterritorium: die 45 Jahre lange Herrschaft des Kommunismus fing somit an.Das ehemals Großreich Ungarn verlor im Lauf seiner Geschichte immer mehr Boden. Zu den Invasoren zählten Türken, Österreicher, Deutsche und Russen.
Dies ist das "Béla Kun Denkmal", was auf der "Blutwiese" gestanden hatte. Béla Kun ist eine politische Führungsfigur in den Wirren des ersten Weltkrieges, der 1938 in stalinistischen "Säuberungsaktionen" erschossen wurde. Wiki schreibt über Bela Kun:
Béla Kohn entstammte einer jüdischen Familie in einfachen Verhältnissen. 1906 änderte er seinen Familiennamen Kohn in die ungarische Form „Kun“. Er studierte an der Universität Klausenburg, wo er mit Sozialisten in Kontakt kam. Später arbeitete er als Angestellter einer Arbeiterversicherungskasse. 1914 ging Kun nach Budapest, wo er eine sozialistische Zeitung herausgab. Im Ersten Weltkrieg diente er in der österreichisch-ungarischen Armee und geriet 1916 in russische Kriegsgefangenschaft. In der Gefangenschaft wurde er zum Anhänger der russischen Bolschewiki.
Im Dezember 1918 wurde er nach Ungarn entsandt, um dort für eine kommunistische Revolution zu wirken. Zu diesem Zweck gab er eine Zeitung unter dem Titel Rote Zeitung heraus. Er wurde dort bald von der Regierung des Grafen Mihály Károlyi inhaftiert, jedoch in der Folge der Wirren, die nach Ende des Ersten Weltkrieges ausbrachen, am 21. März 1919 wieder freigelassen. Er bildete darauf eine Räteregierung aus Sozialisten und Kommunisten, in der er zwar nur als Volksbeauftragter für Außenbeziehungen fungierte, aber die mächtigste Figur war. Unter anderem wurden unter seiner Leitung die Banken, Industriebetriebe und landwirtschaftlichen Güter verstaatlicht. Die Regierung wurde bald von den Kommunisten dominiert und entwickelte sich zu einer Diktatur, die mit Einsatz von Gewalt regierte.
Auch in München entstand 1919 eine Räterepublik. Wie in München wurde auch in Budapest die Räterepublik. von der Reaktion blutig niedergemetzelt. Dies Denkmal in Budapest erinnert daran. Wiki berichtet dazu folgendes:
Die Ungarische Räterepublik (ungarisch: Magyarországi Tanácsköztársaság) unter Béla Kun wurde am 21. März 1919 ausgerufen und bestand bis zum 1. August 1919. Nach der Oktoberrevolution 1917, als die Bolschewiki in Russland die Macht übernahmen, war dies weltweit die zweite kommunistisch ausgerichtete Regierung.
Am 25. Juni 1919 verkündete Kuns Regierung eine „Diktatur des Proletariats“, worauf Banken, Großindustrie, Mietshäuser und Betriebe mit mehr als zwanzig Angestellten verstaatlicht wurden. Grundbesitz über 100 Joch wurde enteignet und in landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften organisiert. Etwa 590 Personen wurden von Revolutionstribunalen hingerichtet.
Die Räterepublik brach zusammen, als rumänische Truppen im Ungarisch-Rumänischen Krieg die ungarische Hauptstadt Budapest besetzten. Nachfolgestaat wurde das Königreich Ungarn unter Reichsverweser Miklós Horthy.
Am 11. November 1956 hatten dann die Sowjets den ungarischen Volksaufstand blutig niedergeschlagen. Viele Tausende, meist Jugendliche, ließen ihr Leben. 22.000 Menschen wurden zu Gefängnisstrafen, 229 zum Tod verurteilt. Nach dem Systemwechsel 1990 haben sich die Ungarn von den Geistern der Erinnerung befreit, die diese gigantischen Denkmäler zementierten. Den Mementopark mit der Sammlung dieser martialischen Masse auf engem Raum durchwehen kalte Schauer der grausigen Geschichte.
Nachdem mich diese Monumental-Statuen mit schaurig-schönen Gefühlen überschwemmt haben, tut es gut, in das fröhliche Gesicht des alten Museumwärters zu blicken.
Der Sonntag beginnt nach meinem Umzug zum Camp Haller mit ein paar Sonnenstrahlen. Vom Camp Haller geht mein erster Gang an die Donau. Der Blick auf die Donau, ein Konzert der Berliner Gruppe 17 Hippies im Museum Ludwig stimmen mich nach der monumental Statuen-Show wieder fröhlich.
Mit einem Klick auf den Pfeil über der Bühne lässt uns YouTube einen Ausschnitt vom Sonntagskonzert der 17 Hippies hören und sehen.
Blick Donau abwärts
Blick Donau aufwärts
Das ist die Freiheitsbrücke aus dem Jahre 1896. Es dürfte die älteste der zahlreichen Donaubrücken sein.
In den "guten, alten Zeiten" gab es noch Geld, um Kanaldeckel, Brückenpfosten und Gebäude kunstvoll zu verzieren.
Je weiter die Gebäude ans Donauufer heranrücken, umso prächtiger sind sie.
Mein Sonntagsausflug endet mit einem kurzen Besuch des ungarischen Nationalmuseums. Die Sammlung sorgfältig zu studieren, braucht mehr Zeit als sich die meisten Touristen nehmen. Das Museum zeigt die Geschichte Ungarns von römischen Zeiten bis in die Gegenwart.
Jedenfalls fällt es schwer, den einladend lockenden Damen am Dachgiebel des Museum zu widerstehen.
Arany entstammt - laut Wiki - dem Kleinadel. Er widmete sich der Dichtkunst, woran dieses opulente Denkmal vor dem Nationalmuseum erinnert.
Löwe, Adler, Schwert und Pferd gehören zu martialischen Denkmälern.
Schon die Räume sind es wert, dieses ehrwürdige Gebäude zu besuchen.
Diese Bibliothek schützt ihre wertvollen Büchern in Schränken.
Gut gerüstet muss man sein und bleiben, um sich unbeschadet durch die feindliche Welt zu bewegen.
Stalin, der vermutlich kaum weniger Menschen auf dem Gewissen haben dürfte als sein Gegenspieler Hitler, hat es mit dieser Statue immerhin noch ins ungarische Nationalmuseum geschafft.
Mit frischer Energie nach einer fürchterlichen Regennacht geht es am anderen Morgen in das
als bestes Thermalbad der Stadt empfohlene Széchenyi Gyogyfürdö. Im Unterschied zu den Bädern in Kisskörös, Komarom und Hajduszoboszlo, wo man in Badehose vom Auto ins Wasser geht, braucht es hier mehr Aufwand. Eine Straßenbahn- und zwei U-Bahn-Fahrten bringen mich an das Ziel. Da diese Bäder, welche man zwischen 20 und 40 Grad Temperatur wechseln kann, sehr anstrengen, ist dann die Rückfahrt schon strapaziös.
Säulen wie Marmorgeländer geben dem Ausdruck "Badetempel" ihren Sinn.
Wer mehr sportliche Bewegung braucht, als im warmen Wasser still zu entspannen, schwimmt in den Außenbecken. Manche Becken sind im Sommer mit 30 Grad warmen, im Winter mit 34 Grad warmen Wasser gefüllt.
Die moderne Technologie hat der alt ehrwürdigen Badeanlage schon einen Strömungskanal spendiert.
Diese vier Herren fallen durch Bart und mehr noch durch wundersame Tätowierungen auf. Es sind Engländer, wie ihre Sprache verrät. Wie schon zuvor erzählt: Nach diesen Badestunden ist mein Körper soweit ausgelaugt, dass nur noch Kraft für einen Einkaufsbummel bleibt. Allein die Orte alle neu zu erforschen, die das Camp Haller mit einer brauchbaren Infrastruktur vernetzen, ist schwere Arbeit. Doch neuer Tag, neues Glück.
Die Markthalle wird erst nach meiner Wanderung auf den Hügel zur Citadella mein Ziel sein. Erstmal geht es mit morgentlichem Schwung den Hügel auf der anderen Donauseite hinauf.
Schiene und Straße teilen sich den schmalen Uferstreifen an der Donau, um Menschen wie Waren zu transportieren.
Der Aussichtspunkt auf die Freiheitsbrücke, die 1896 entstand - etwa zu der Zeit wie das Münchener Rathaus - ziert dies Reiterstatue.
Wenn die Straßenbahn über die Freiheitsbrücke poltert, schwingt das Bauwerk.
Dieses Hotel beherbergt eine Thermalquelle und somit einen Gesundbrunnen.
Die Freiheitsstatue: Die herrlichen Figuren am Rand zur Linken wie zur Rechten kann der Betrachter noch genauer studieren.
Der Fackelträger bringt Licht auf der einen Seite ...
... auf der anderen Seite kämpft der Held gegen den sich windenden Drachenwurm.
Donau abwärts teilt sich der Strom. Er umfließt dann eine lauschige Insel, die Margareteninsel.
Blinde ertasten hier die beiden Seiten von Buda und Pest, welche die Donau trennt.
Vatikan, Kreml, Staatskanzlei - überall gleichen sich die Verwaltungsgebäude des höchst vermögenden Führungspersonals.
Die gütige Mutter Erde gibt uns alles, was wir zum Leben brauchen. Die Verkäufer in der Markthalle dekorieren die Schätze der Erde zu Kunstwerken.
Mein Heimweg, noch nach dem bedrückenden Besuch im "Haus des Terrors" geht am West-Bahnhof vorbei. Die sechstausend Quadratmeter große Bahnshalle baute die Firma Eiffel im Jahr 1877.
Haus des Terrors
Aus heutiger Sicht kommt einem das Machtgehabe geradezu clownesque vor. Zu Lebzeiten des Tyranns kam Kritik einem Todesurteil gleich. Man versetze sich in das Jahr 2014:
Doch zurück zur Geschichte, welche das "Haus des Terrors" eindrucksvoll dokumentiert.
Wer Lust, Zeit und Energie hat, zoomt sich ins Jahr 2014.
Die Kunst der Politik ist es, "das Böse zu bekämpfen". Auf geht's - ins Jahr 2014:
Schon in der stalinistischen Periode begann der Konsumterror zu erblühen.
Wer auf die Geschichte blickt, fokussiert den Blick automatisch auf die Gegenwart. Es gibt berufenere Zeitgenossen, die über staatsterroristische Systeme informieren als mich.
Da Geschichte und Gegenwart einen eng verwobenen Zeitstrahl bilden, verliert sich der Schrecken auf das Tagesgeschehen. Denn es geschieht ohnehin nahezu stets das Gleiche, das gleiche Gemetzel. Was soll man sich noch darüber angestrengt auslassen? Gedanken wandern frei durch Zeit und Raum.
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