01 Oktober 2014

Heim - uns reicht's!

Nach zwei Monaten Reise, einen Monat mit, eine ohne Frau, sind wir nun wieder daheim! Endlich. Krasse Temperaturunterschiede zwischen aufgeheiztem und abgekühlten Auto haben einen Husten hinterlassen. Das geht vorüber. Die letzten 80-Kilometer-Etappen von Budapest, nach Komárom und dann nach Mosonmagyaróvár steigerten sich mit der 400 Kilometer-Fahrt quer durch Österreich nach Piding. Nach der letzten Nacht zusammen mit lieben Freunden haben wir es dann gemeinsam und partnerschaftlich heim geschafft - Frau und Mann.



Verschiedenen Generationen von Wohnmobilen: Ein mindestens 30 Jahre alter Mercedes-Hymer mit H-Kennzeichen, dahinter ein Vollintegrierter in der 100.000 Euro-Klasse.


Der slowenische Teil von Komárom zeigt uns die kleinste Kirche - zwischen anderen Gebäuden eingeklemmt.


Neben den Temperaturunterschieden, die auszuhalten sind, muss der Reisende sein Hab und Gut dauernd aufmerksam beobachten. Die rollenden Schatzkästlein mit Kameras, Navi und Computern sind schon an Parkplätzen vor Kaufhäusern nicht unbedingt sicher.


Dieses Denkmal ist einem Partisan im Ungarn-Aufstand 1956 gewidmet. Heute redet man von "asymetrischen Kriegern", welche die Sicherheit in unseren hoch verletztlichen Industriemetropolen gefährden. Zwar erklärt mein ungarisches Buch über den Aufstand 1956 genau, wie ein Molotow-Cocktail damals gefüllt und eingesetzt wurde, doch für Deutschland warnt Wiki:

Ebenso ist es nicht erlaubt, zum Herstellen von Molotowcocktails anzuleiten oder aufzufordern (§ 52 Abs. 1 Nr. 4 in Verbindung mit § 40 Abs. 1 WaffG). Verstöße gegen das Verbot werden mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.

Der Krieger im asymetrischen Kampf gegen Sowjet-Panzer hält vorsorglich noch zwei Brandflaschen zur Reserve vor.


Das abendliche Licht auf der mehr als 100jährigen Donaubrücke vom ungarischen in den slowenischen Teil von Komáron verzaubert Fluss und Bauwerk.


Die "Hölle" ist doch auch immer ein guter Ort für spannende Begegnungen. :-)


Beim sonntäglichen Treffen vor dem "himmlischen Kirchentor" hingegen geht es vergleichsweise voraussichtlich gesittet zu, um den gesellschaftlichen Konsens der Allianz der Gutwilligen nicht zu stören.


Als widerborstiger Schreiberling mag man den gesellschaftlichen Konditionierung in klerikalen Kreisen oder Menschen gesellschaftlichen Gewinngruppierungen zwar wenig bis nichts abgewinnen, doch dann meidet man auch besser solche Versammlungen von Heuchlern und Schleim- und Stiefelleckern.




Wir genießen unsere traute Zweisamkeit, freuen uns nach dem sonnigen Spaziergang über die Donau auf ein köstliches Sonntagsessen im besten Haus im slowenischen Komáron:


Mima freut sich über gebratenes Gemüse mit Käse und amerikanischen Kartoffeln, während


...mir die gebratene Forelle mit Butterkartoffeln und "englischem Gemüse" mundet.


Wir verbringen drei friedliche, recht sonnige Tage in Komáron, nehmen erste Thermal-Bäder trotz unserer Erkältung wieder auf, und wagen uns am vierten Tag 80 Kilometer weiter nach
Mosonmagyaróvár - unaussprechlich Namen, geschweige denn, dass man sich die Namen merken kann.


Das Camp am Termal Hotel Aqua in Mosonmagyaróvár hat außer Internet-Wifi alles. Jedenfalls mag meine Windows-Version nicht mit dem Wifi des Hotels zusammen arbeiten. Dafür trocknet die Sonne unser Badezeug.










Wir tummeln uns den letzten Tag unserer Ferien in Ungarn in der weitläufigen Bade- und Sauna-Anlage, genießen die einfache Küche und ruhen vor der Heimreise gründlich aus.





Letzte Impressionen von Sakral- und Säkular-Bauten, dann ein langer Ritt über die Autobahn in Österreich - 400 Kilometer bis Piding.


Als es nach stundenlangen Fahrt im Auto unerträglich wird, verlassen wir die Autobahn. Nach wenigen Kilometern finden wir einen schattigen Waldweg. Die Hitze von bald 30 Grad verflüchtigt sich bei geöffneten Dach- und Fensterluken und einer leichten Brise vom nahen Bach schnell aus dem Auto.


Die österreichische Herbstidylle am lauschigen Forellenteich, mit Himbeeren von der Hecke, ein paar Hühnern und einem prächtigen Hahn lässt uns lange genug rasten, um nicht gänzlich erschöpft die Grenze zu Bayern zu überqueren. Bayern empfängt uns mit leisem Regen, der uns in der Nacht auf die Dachluken plätschernd unterhält. Der Weg anderntags über die A-8 lässt sich von kurzer Zähflüssigkeit unterbrochen auch klaglos überwinden. Wir sind ein perfektes Paar in unseren zehn harmonischen Tagen aufeinander eingeschworen. Mit Geschick und Geschwindigkeit entladen wir den Wagen von unseren Siebensachen, die mich in den letzten zwei Monaten unterhalten haben. Die Wasser- wie Weinvorräte sind schnell entladen. Der Kühlschrank ist leer geräumt, abgetaut und gesäubert, ebenso der Sanitärraum. Als letztes trennt der Hauptschalter alle elektrische Verbraucher aus dem Wohnraum von den Aufbau-Batterien. Doch an Winterschlaf ist für unser rollendes Liebesnest nicht zu denken - allenfalls an eine längere Ruhe - bis zur nächsten Reise.


Google-Maps meint zwar, dass die Strecke Budapest - Komarom - Mosonmagyarovar - Piding - München von 709 Kilometern in sechs Stunden und 48 Minuten zu bewältigen wäre.


Es liegt aber nicht an unserem recht schnellen Wohnmobil, dass wir für den Weg fünf Tage brauchten. Mir war es wichtiger, die letzten beiden Sommermonate mit etwa 2000 Kilometer in zwei Monaten geruhsam anzugehen. Nachdem die Hetze des Berufslebens hinter mir liegt, herrscht mehr Ruhe in meiner Diogenes-Tonne, wenn diese nicht rollt. Das Leben von  Diogenes scheint mir doch um ein Vielfaches reiz- und sinnvoller als der heuchlerische Schleim, der Gewinn-, Gewalt-, Gier- und Genuss-Gruppen zusammen leimt. Wiki erzählt über Diogenes, auf den auch die Schule der Zyniker zurück gehen soll,  folgende Anekdote:

Sein Beiname „der Hund“ (kýōn) war ursprünglich vermutlich als auf seine Schamlosigkeit bezogenes Schimpfwort gemeint, Diogenes aber fand ihn passend und hat sich seither selbst so bezeichnet.[9] Eine von vielen Anekdoten die diesen Beinamen betreffen ist die, dass sich Alexander der Große bei Diogenes so vorgestellt haben soll: „Ich bin Alexander, der große König.“ Worauf Diogenes gesagt haben soll: „Und ich Diogenes, der Hund.“[10] 

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