Seit Tagen, seit Wochen, drehen sich die Gedanken um die Reise. Bevor überhaupt Tank und Ersatztank voll sind, quillt der Kopf schon über.
Wer den Vorteil von Navis kennen und schätzen gelernt hat, will diesen Luxus nicht vermissen auf großer Fahrt. Das Aldi-Navi kennt Marokko nicht. Also muss ein neues Navi dienen: Garmin 2595 LMT. Zwar deckt dies Gerät Europa mit 44 Ländern ab, Marokko nicht. Der Verkäufer sichert zu, dass die Karten für Marokko einfach von der Garmin-Site zu laden seien. Preis 89,00 Euro, auch das noch verständlich.
Wenn jemand meint, dass etwas einfach sei, ist das sicher nicht. Die erste Schwierigkeit beim Download des City Navigator Morocco NT ist offensichtlich. Die Garmin-Site lässt sich für den Download nur mit Master- oder Visa-Karte bezahlen. Da beide mir fehlen, muss die Sparkasse mir diese Karte erst zuschicken. Dazu ist meine Unterschrift nötig, also ein weiterer Weg nötig.
Als die Karte nach Tagen per Boten ankommt, lässt sich Garmin mit den Karten-Daten bezahlen. Auch das muss man erst mal studieren, bevor es funktioniert. Doch der Download dann geht garnicht.
Zwar erkennt der PC das Navi, doch beim Download nervt der immer gleiche Fehler.
Na toll! 89,00 Euro sind schon mal abgebucht, doch die Ware weigert sich über die Download-Leitung zu kommen. Ist ja auch klar, logisch - nahezu selbsterklärend: Plugin Error: Source: MTP_DEVICEENUMERATION.CPP line: 163
Zu meinem Glück rettet mich die Hotline von Garmin. Das Gespräch mit dem kompetenten, jungen Experten dauert 42 Minuten. Die Minute kostet 14 Cent. Der Internet-Explorer verweigert ebenso wie der Safari-Browser den Download. Nach 20 Jahren, acht Monaten und 12 Tagen als angestellter Schreiberling eines potenten PC-Magazins darf selbst ein Kritiker bei mir gewisse rudimentäre PC-Kenntnisse voraussetzen.
Dennoch übernimmt der Garmin-Experte in Garching die Fernwartung über meinen Rechner, um sich selbst von der Fehlermeldung zu überzeugen. Weitere Schalter im Internet-Explorer bringen auch keine Hilfe. Mit verschiedenen Manipulationen über das Garmin-Display gelangen wir in immer tiefere Menüs des Navi-Computers. "Jetzt haben wir noch eine Chance", frohlockt der fröhliche Garmin-Experte am Telefon. Derweil manipuliert er in den Tiefen der Garmin-Menüs auf meinem PC, wobei seine Tastatur- und Mauseingaben wie von Geisterhand über den Bildschirm huschen. Das nennt man Fernwartung. Er spielt so ein neues Betriebssystem auf mein Garmin, was ja auch schon eine Woche etwa alt ist.
Danach gibt Garmin den Download frei. "Wie lange arbeiten wir jetzt schon an dem Problem?", erkundigt sich meine vorsichtige Nachfrage. "Ah, so etwa 30 Minuten", beruhigt mich der Kostenbewußte Experte und fügt noch an: "Den Rest können Sie ja auch jetzt alleine machen." Das erscheint mir allerdings recht aussichtslos, weshalb mein flehentliches Kundengejammer ihn lachend animiert, die Leitung am Telefon und der Fernwartung offen zu halten. Es sind auch etwa noch gefühlte 397 Menüs zu durchklicken. Danach bestätigt mir das Navi die Bereitschaft, auch in Marokko mich navigieren zu wollen.
Na, dann! Mein Sony Weltempfänger, ICF SW 77, ist zwar schon etwa 20 Jahre alt, sollte mich allerdings mit der Kalten Heimat verbinden, sofern kein Web-Dienst dies tut. Doch auch diese Kiste versagt anfangs den Dienst. Was die Reperatur ergibt, lässt sich natürlich einen Tag vor der Abfahrt nicht mehr erfahren. Jetzt ist das Fernreise-Fahrzeug, welches ein Münchener Freund freundlich als "Walkuh" bezeichnet, noch zur Durchsicht in Anzing. Dieser wunderschöne Vorort im Münchener Osten ist mit etwa einer Stunde U- und S-Bahn leicht zu erreichen. Die letzten vier Kilometer holt mich der Fahrdienst der freundlichen WoMo-Werkstatt Intercamp.
Die Schlösser hat die Werkstatt Intercamp in Anzing noch eingebaut. Das Schloß in der Aufbautür ist zwar nicht da gelandet, wo es abgemacht war. Die Wasseranlage war auch nicht überprüft, doch das ließ sich noch im Dunkel des Abends nachholen. Auch die 900 Euro für die Dienstleistung mit dem Abschmieren der quietschenden Einstiegstufe schmerzt. Aber - beim ersten Bad im Atlantik ist das alles vergessen.
Beim ersten Bad am 15. Januar in Mimizan, kurz vor der spanischen Grenze, ist meine Welt wieder in Ordnung.
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