24 Dezember 2013

Weihnachtsmarkt Bamberg

Kalt, kälter, Weihnachtsmarkt. Mimas Marktwelt ist kaum zu beschreiben. Wer schreibt, ruht in sich, sieht sich selbst, schafft aus Wörtern eine Welt. Ganz das Gegenteil: Marktverkäufer verbinden Produzenten mit Konsumenten. Viele Marktwaren macht Mima selbst, Wunder ihrer Inneren Welt, ihr Angebot an die Äußere Welt. Die wird immer kälter. Hier berichtet ihr Weihnachtsmarkthüttenknecht vom Lust und Leid seiner Vorweihnachtszeit.


Diese Steckenpferde unter dem Dach der Futterkrippe freuen Junge wie Alte. Die Alten erinnern sich ihrer jungen Jahre. Manche hätten selbst solche Steckenpferde gebastelt. Kleine Mädchen verlieben sich in die knopf-kulleräugigen Zottelpferde und lassen es sich schenken.

Bald ist der Markt überstanden. Der Countdown läuft: Vier, drei, zwei, eins. AUS! Wir sammeln unsere letzte Kraft für den Endspurt. Alter und Kälte kriechen mir in die mürben Knochen. Richtig warm wird es mir nie in der Ferienwohnung. Kalt fließt die Regnitz vor dem Fenster. Meine Füße fühlen sich an, als ständen sie im kalten Wasser. Nur die Sauna lässt mich schwitzen - zweimal in der Woche. Das ist mein Luxusleben gegen 70 bis 80 Marktstunden pro Woche meiner Mima.


Mima wacht in ihrer Welt: Sie öffnet ihre Hütte vor 9.00 Uhr morgens. Sie schließt ihre Hütte um 20.00 Uhr abends. Bevor sie ihre Hütte öffnet, radelt sie zur Garage. Sie belädt einen Bananen-Karton mit Waren, die wir tags zuvor verkauft haben. Sonntags müssen Marktleute erst um 11.00 Uhr öffnen. Doch weil Samstags der Tag mit den höchsten Umsätzen ist, müssen wir Sonntags in der Früh das Auto mit mehreren Bananen-Kartons neuer Ware beladen. Auch die schweren, stählernen Gasflaschen, die mit 11-Kilo-Gas gefüllt sind, fahren wir zum Wechsel mit dem Auto an.


Kalt, kälter, Weihnachtsmarkt. Der erste Schnee hat am Nikolaustag das Schindeldach der Krippe gepudert. Die Schlitten stehen und stehen. Die Menschen stehen, sehen, staunen, fotografieren. Vermutlich bestellen mittlerweile die meisten Interessen im Internet. Der Versandhandel konkurriert mit Mimas Präsentation der Schlitten auf ihrem Marktstand. Der schleppende Verkauf macht uns mutlos. Meine mehr und mehr mürben Knochen fühlen sich meinen bald 66 Jahren zu alt für das Geschäft. Dabei schont mich meine Frau: Nur Mittags und Abends verlangt sie für wenige Stunden, sie  zu vertreten. Stress und Kälte lassen uns gereizt reagieren.


Diese Schneemänner auf der Rathaus-Brücke über die Regnitz kann man sich in die Manteltasche stecken. Mehr Winter war und wird wohl nicht im Dezember 2013. Auch das mag ein Grund dafür sein, dass die Schlitten sich so schlecht verkaufen wie Sauerbier.


In einem langwierigen Prozess lässt Mima aus Wachs diese wunderbaren Kerzen als Blüten entstehen. Jede einzelne Kerze ist ein Unikat, einmalig in Farbe und Form. Im Frühjahr hat sie Wachs in einem großen Tiegel geschmolzen, das flüssige Wachs auf Kuchenbleche ausgelassen, gefärbt und geschnitten. Aus diesen gefärbten Wachsplatten knetet Mima in ausdauernder Arbeit ihre Blütenkerzen. Die Lichthäuschen stellen emsige Handwerken in Litauen in detailgetreuen Kleinserien her. In diesem Jahr ziehen amerikanische Soldaten aus Bamberg ab. Einige nehmen sich das Modell des Bamberger Rathauses mit.


Links vorne steht das Modell des Bamberger Rathauses. Nach zahlreichen unserer Fotos haben die Künstler in Litauen dies Modell aufgelegt und speziell für Mimas Bamberger Weihnachtsmarkt produziert. Das Rathaus, welches auf einer Regnitz-Insel steht, verbindet die Altstadt mit dem Marktplatz. Vorn und hinter dem Rathaus-Modell stehen die beiden Brückenbogen.


Ein typischer Dezembertag: Grau und dunkel noch am "helllichten" Vormittag trutzt das Rathaus den Fluten inmitten der Regnitz. Krähen krächzen um den Rathausturm, den auch das Modell ziert. Die empfindliche Einzelteil, wie alles aus speziellem Ton gebrannt, klinkt sich an zwei dünnen tönernen Streifen in eine Öffnung auf der Dachspitze ein. Nichts davon darf brechen oder bröckeln. Sonst wäre die kostbare Ware entwertet. Es ist leichter, Strümpfe zu verkaufen.


In solchen Zeiten von Stress und Spannung ärgert es doppelt, wenn meine "Walkuh" plötzlich ein Strafbefehl belastet. Der Vorwurf lautet: "Sie parkten verbotswidrig auf dem Gehweg. $ 12 Abs. 4, § 49 StVO; Verwarngeld 20,00 Euro". Ob mein Einspruch dagegen per E-Mail wirksam wird, kann sich erst zeigen, wenn wir daheim in München wieder unsere Post studieren.


Wieder einer dieser selten schönen, winterlichen Tage: Auf meinem kurzen Radweg, um Mima in ihrer Hütte mittags zu vertreten, blickt man von der unteren Rathausbrücke auf die Regnitz. Der Dampfer "Bamberg" liegt im Winter vertäut am Ufer. Die Häuser dahinter nennen sich "Klein-Venedig". Über allem thront ein blauer Himmel mit weißen Streifen.


Mima erwartet meine Vertretung vor 12.00 Uhr mittags. Eine fast frühlingshafte Sonne liegt zur Mittagszeit über der Marktstraße. Doch die Sonne steht so tief mittags am Himmel, dass längere Schatten entstehen als im Sommer am Abend.


Am Sonntag, den 22. Dezember, muss schon dieser Teil von Mimas Marktstand verschwinden. Krippe, Schlitten und Vogelhäuschen lagern dann für den nächsten Markt. Bislang haben die Verkäufe dieser zwei Meter kaum die Kosten für den Aufbau und die Stand- wie Wachgebühren eingespielt.


Auf dem Wohnmobilstellplatz am Heinrichsdamm steht dieses Allrad getriebene Luxusgefährt der Marke Bimobil. Der Neupreis liegt weit über einem sechsstelligen Eurobetrag. Der Luftrüssel an der Fahrerseite saugt selbst noch Sauerstoff an, wenn der Fahrer schon bis unter die Nase durch Wasser fährt. Die Chromreling schützt den Dachaufbau bei Fahrten durch den Dschungel.

Meine Freizeit-Fantasie beschäftigt sich mit Autos, Fernfahrten, mit Frauen und Getränken. Das Wirtshaus "Schlenkerla"  bietet die Portion Sauerkraut für 50 Cent. Ausnahmsweise gibt es auch eine Portion Kartoffeln dazu, auch für 50 Cent. Das Bier, ein würziges Rauchbier vom Fass, kostet 2,60 Euro.


Hier, in der Gaststube vom Schlenkerla, lassen sich leicht die Mühen der Marktstunden vergessen. Doch weil die Marktstunden nur mit zahlreichen Jacken und Hosen zu ertragen sind, muss man sich als Marktverkäufer erst einmal drei oder vier dieser Zwiebelschichten entledigen, bis man in der Hitze des Wirtshauses sitzen kann, ohne zu schwitzen.

 
Es bleibt mir genug Freizeit, um über das "Schweinesystem" zu philosophieren. Meine Gedanken ändern zwar nichts daran, allerdings erleichtert es mich, mir mit nahezu täglichen Leserbriefen bei SPON  meinen Frust vom Hals zu schreiben. Ob sich dafür jemand interessiert oder nicht, bleibt mir gleichgültig, solange mich mein Schaffen selbst erfreut.
 
Slomka vs. Gabriel: Medien-Dame vs. Politiker

 
Meine Horror vor der "GroKot" - die dann doch kam.



 
 



 

Am meisten haben mich Pelzmantel verhüllte Kunden mit Diamantschmuck an den gepflegten Fingern geärgert, oder besser: Diese Gestalten haben mir meine eigene Dummheit gezeigt! Da kommen diese wohl situierten, feinen Gesellschaften, lassen sich das größte und teuerste französische Landhaus zeigen und beginnen zu feilschen: "Machen Sie es 20 Euro billiger, wir nehmen es mit." Schweren Herzens seien den noblen Herrschaften fünf Euro Nachlass widerwillig eingeräumt. Die Bande lockt weiter: "Wir nehmen dann auch noch große Kerzen dazu, wenn wir genug Rabatt bekommen." Lachend ziehen sie ab, und versprechen später wieder zu kommen. Versprechen für später sind Lügen im Hier-und-Hetz. Ganz verspannt ärgert es mich, auf dies Geplänkel eingegangen zu sein. Die einzige richtige Antwort wäre gewesen: "Wenn Ihnen ein großes Haus zu teuer ist, kaufen Sie doch für zehn Euro ein kleines Haus ." Keiner handelt, der kleine Häuser kauft. Mir geht Francois Villon durch den Kopf, während an mir die Wurstfresser mit ihren Glühwein-Gläsern vorbei laufen und erwarten, sich von meiner Vorführung belustigen zu lassen. Dann fällt mir ein, was B. Brecht - frei nach Francois Villon - Macheath unterm Galgen seinen Peinigern ins Poesie-Album schreibt:

Man schlage ihnen ihre Fressen 
Mit schweren Eisenhämmern ein. 
Im Übrigen will ich vergessen 
Und bitte sie, mir zu verzeihn.
 

Der krasse Klassenkrampf passt nicht zu weihnachtlichen Freuden, passt nicht zum Weihnachtsfrieden? Daher lasset uns beten, wie die Bibel schon das Bedingungslose Grundeinkommen propagiert, die Prediger der Bibel:

24 Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
 

25 Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?


26 Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?
DAS EVANGELIUM NACH MATTHÄUS (Mt 6,25-26)

 

Also richten sich meine Augen gen Himmel. Denn bevor sich mein Zorn auf die Verhältnisse in verbiesterte Bockigkeit steigert, entspannt mich besser ein Schlenkerla-Rauchbier. Wunder über Wunder! Die Sonne lässt die gebauschten Röcke von Jesus-Maria blinken im Bamberger Klerikal-Kitsch. Diese mittelalterlichen Stadt füllt mittlerweile mit der Geschichte ihrer wütenden Hexenverbrennungen Buchregale. Die Verantwortlichen bieten den Touristen aus aller Welt einen vergnüglichen Abenteuer-Spielplatz mit mittelalterlichem Flair. Die Verantwortlichen lassen ein Museum mit dem grausigen Gemetzel der Hexenverbrennungen bespielen. Touristen schauern und schauen schöne sadistische Stories. Schon erstaunlich, wenn die Menschen hierzulande ihre grausige Geschichte in museal und medial wie zur Verfolgung verfemter Minderheiten aufarbeiten.


 
Die letzten drei Tage! Der Fluch der Treue verkettet mich mit meinem Marktweiblein. Wieso mich Liebe, Lust und Laune nur vor vielen, vielen Jahren an mein Marktweiblein gebunden haben? Jetzt kommt die Rechnung: Kalt, kälter, Weihnachtsmarkt. Sie lässt mir Muße und Freiheit, wie meine Berichte beweisen. Diese entstehen in Ruhe, im Warmen. Doch sie rechnet auf mich als treu und zuverlässige Hilfe, damit sie Mittags und Abends Pause macht.

All diese Leute! Wie kann sie nur so viele Stunden mit immer gleichem, gütigen Lächeln diese Leute ertragen? Doch so erträgt sie auch mich. Ein Wunder, die Frauen im allgemeinen und Mima im Besonderen. Früher waren die Zeiten leichter, lustiger. Die Mutter lässt sich vom springenden Blechfrosch, der rennenden Blechente und der pickenden Blechvögel begeistern. Ihr Söhnchen zieht derweil lieber sein Handy aus der Tasche.


Doch nicht alle Kinder verlieren sich in digitalen Gefilden. Auf dem Weihnachtsmarkt trifft sich diese Band. Seine ersten Tanzschritte präsentiert der junge Mensch mit roten Schuhen. Das Schild in der Höhe weist an, wo die Marktleute Weihnachtsbäume verkaufen.


Vierter Advent, der Abbau naht. Unsere Autos stehen startbereit. Die "Seekuh", Mimas Weihnachtsmarkt-Transporter, zieht den Anhänger heute Abend zum Markt. Es kommen zwei starke Helfer, um den ersten Teil zu verladen. Der Rest folgt am Montag. Licht scheint am Ende des Tunnels.


Der vorletzte Marktabend: Greg, Mimas Mann aus Texas, baut die Krippe ab. Das Schindeldach ist schon abgebaut. Jetzt folgen die Querstreben, der Futtertrog, die Seitenteile. Das Schwerste sind die Bodenbrett, jedes vom gefühlten Gewicht eines Klaviers.


Unvergeßlich bleibt die schallende Stimme von Mimas Marktnachbarin. Hier am letzten Tag plakatieren ihre Schilder: "Ausverkauf 50 Prozent auf alles egal was"


Nun genug Weihnachtsrummel! Mir reicht es! Das war die erschröckliche Geschichte von mir, Mimas Weihnachtsmarkthüttenknecht Anno Domini 2013. Zwischen Lust auf päpstliche Hoffnung auf gerechter verteilten Reichtum und dem Leid, wie Brechts Verbrecher Macheath unterm Galgen seine Peiniger verflucht, schwanken meine Gefühle. Doch Summa Summarum: Es war eine schöne Urlaubszeit. Sie hat meinem Blutdruck gut getan.





Am Weihnachtstag fährt dieser SUV seine große Hütte ins Winterquartier.

Das "Neue Licht" ist nach der Wintersonnenwende schon spürbar.


 Asian-Buddhist-Christmas
 
 
US-Christmas
 
 

30 November 2013

Dunkler Dezember im Heiligen Schein klingender Kassen

 
Dieter Hildebrandt ist tot. Alle sind auf dem Weg. Der Weg wird steiler und schwerer, je näher es ans Ziel geht. So sieht es aus bei mir. So erscheint es mir bei denen, deren Weg sich der Zielgeraden nähert. Doch bis zum Ziel spielen wir besser einander ein Theater von Vergnüglichkeit vor.  Miese Masken mag niemand. Also überspielt fast jeder miese Masken mit lügendem Lächeln. 
 
 
Hildebrandt starb an dem Tag, an dem dies Kalenderblatt seiner gedachte. 

 
 
Dieter Hildebrandt prägte die geistige Landschaft des Landes im Widerspruch zu den Machthabern, welche das Land materiell umgestalten. Doch materielle Umwälzungen verändern Land und Leute mehr, als all der Wust widriger oder wohlmeinender Wörtchen.


 
Brummend und mit zunehmend bärbeißiger Laune ziehen sich meine Gedanken auf mich selbst zurück. Wie meine sexuellen Spielfreuden vergehen, so verschwinden die Freuden am Spielbetrieb der Geld-, Gier-, Gewalt-, Genuss-Gesellschaft. Es beginnt zwar wieder ein arbeitsreicher "Urlaubsmonat" in der mittelalterlicher Enge von Bamberg. Vor ein paar Jahrhunderten waren die Machtspiele in der Stadt bös und blutig. Nahezu aus jedem dritten Haus fand sich jemand, meist fand sich Eine, welche auf dem Schönleinplatz gefoltert, gemartert und getötet wurde. Heute sind hier für mich nur die Verbindungsraten im Internet mittelalterlich, welche mir die Arbeit an diesem Blog erschweren. Doch bevor die Reise beginnt, noch eine Reminiszenz an ein altes Lied. Im Mai 1976 fiel mir dies Liedchen in Colombo, der Hauptstadt von Sri Lanka ein. Damals war die Insel noch als "Ceylon" bekannt. Deshalb heißt das Liedchen auch
 

 
 
Das ist nun schon der dritte Link, der den Leser aus diesem Blog hinaus führt. Im letzten Link brummt mein beschwertes Herz von dem frustrierenden Fakt: "... ist mein Herz mir so schwer."
 
All meine aufgeregte Sorge und Liebe um All und Alles führt mich fort vom Eigenen, dem "Einzigen und meinem Eigentum": Fort von meinem Selbst. Vergnüglich erinnern sich mir die Stunden sexueller Spiele mit meiner Liebsten. Sie ist nun seit Jahrzehnten bei mir, mit mir und mich herum.


Das Leben mit meiner Liebsten ist köstlich geblieben, köstlich im Sinne, dass wir Müh' und Arbeit teilen. Die erste Arbeit beim Hüttenaufbau besteht darin, die neun Hüttenteile plus drei Giebelteilen, den neun Dachsparren, Thekenbalken und Thekenbrettern zu beladen. Das reicht am ruhigen Samstag.

Wir bespielen wieder ihre Weihnachtsmarkthütte, wie jedes Jahr im dunklen Dezember. Arbeit und Anspannung wechseln mit Pausen von Essen, Schlafen, Schreiben, Lesen, Fernsehen. Neu dabei in diesem Jahr ist die Aufgabe, meinen Herzschlag zu beobachten und besser noch zu kontrollieren. Denn in der quasi religiotischen Ansicht über Leben, Krankheit und Tod ist ja jeder nicht nur "allein seines Glückes Schmid", nein jeder ist für seinen mehr oder minder jämmerlichen Gemüts-, Geistes- und/oder Gesundheits-Zustand selbst verantwortlich. Letztlich geht die ICH-AG erst unter tränendem Beifall der Beileid spendenden Betroffenen im Besäufnis beim Leichenschmaus bankrott. Ein Konkurrent weniger um Partner, Jobs, Wohn- und Parkraum! Prost, Mahlzeit.
 
Die polit-kulturelle Weltbühne rückt für mich und mit mir in immer weitere Ferne. Unerreichbar. Unbegehbar. Unbegreifbar. Launige Leserbriefchen wie bei SPON, im Blog von FAZ füllen mit  meinem verdauten Dung die digitalen Kläranlagen. Wer den politischen Gestank und Stunk in seinem Bedürfnis nach Harmonie oder dank beschränkter Auffassungsgabe weniger goutiert, vertut seine Zeit mit Kreuzworträtseln. Die landen ebenso im Altpapier, wie all die bienenfleißige Honig pumpenden Schwarmintelligenzler und Leserbriefscheiber der digitale Müll schreddert:


Meine Meinung zur Sonnenschein-Veranstaltung einer "Großen Koalition" zwischen CDU und SPD nach dem fulminanten Wahlsieg der Merkel-CDU und der absoluten Mehrheit der Seehofer-Führer-CSU als Leserbrief bei SPON am Sonntag, den 24. November 2013.

Was geht sonst noch ab? In London beispielsweise bewerben, vermarkten mafiöse Manager in Verbrechersyndikaten neue stinkende Falschgeld-Titel und bringen ihren Rotz unter das gewinnsüchtige Volk.  Dort "machen" - schreibt die SZ vom Wochenende - dort "machen die Finanzmanager" wieder etwa zwei Millionen Euro für Jahr. 2700 solcher "Führungs-Eliten" schaufeln sich jedes Jahr bald zwei Millionen in die Taschen! Wen stört's? Anderswo produzieren Arbeitsameisen technisch immer bessere Mordmaschinen, um einander im massiven Metzeln aus dem Weg zu räumen. "Räder müssen rollen für den Sieg." So schwärmte eine Parole bei den Nazis.  Das waren dazumal Führer-Parolen. Heute versiegelt dazu Beton den Boden. Menschen sterben und verderben in Natur- und Kriegskatastrophen wie moderndes Herbstlaub. Wen kümmert es außer professionellen Kriegsgewinnlern und Manager der Spenden sammelnden Gutmenschen-Mafia? Gigantische Gesprächskreise der elitären Elefantenrunden finden sich in wiederkehrendem Rhythmus bei Saus und Braus zusammen. Das Ergebnis?  Die Situation wird schlechter von mal zu mal. Die Lösung? Das Problem vertagt sich zur nächsten Jahresfeier. Ein Lied?

 
 
Robert Long hatte Anfang der 80iger mit seinem Lied "Feste Jungs" auch in Deutschland Erfolg. Balladen in diesem Stil blieben mir wie Brechts beschauliche Betrachtungen, gesungen von Gisela May, vertont von Weil oder Eisler, in stets guter Erinnerung.
 
 
Ein wunderbarer, kalter, sonniger Morgen schenkte uns das best denkbare Wetter, um die Hütte aufzubauen. Mit fünf Personen waren wir schon um 17.00 Uhr fertig mit dem Aufbau. Zur Hütte gehört noch die Krippe, welche Mima in einer zweiten Fahrt im Anhänger holt. Der gewiefte Handwerksmeister, auch für Fahrten mit Anhänger, schafft es, rückwärts den VW-Bus mit dem Doppelachser-Anhänger in der engen Einfahrt vor die Lagergarage zu bugsieren. Eine Meisterleistung!
 
Die Hütte steht gut da. Mein Körper steht schlecht da. Schlaflos mit Schmerzen. Augstein beklagt die unbelehrbaren Bankster. Mein Kommentar dazu fantasiert von "kollektiver Katastrophe".
 
 
 
 Meine Schmerzen links über der Leiste erinnern mich eher an eine "individuelle Katastrophe". Davon gibt es immer genug im Winter. Mehr als genug: Ein Bruder fällt von der Leiter und bricht sich einen Rückenwirbel. Den nächsten trifft der Schlag. Die verwirrte alte Dame kann nicht mehr nach Haus. Nach 82 Jahren kennt sie sich nicht mehr aus in ihrer Wohnung, in ihren Gedanken, in ihrem Leben. Der 80 Jahre alte Herr Professor beim Treffen ehemaligen Abiturienten des Stadtgymnasium Dortmund berichtet, dass er immer mehr Todesanzeigen von alten Freunden und Bekannten bekommt. Doch das erzählt mir der alte Herr erst bei der gemeinsamen Fahrt in der U-Bahn. In der Öffentlichkeit plaudern wir lieber über so wesentlich Wichtiges wie unsere Autos.
 
 

 Doch wen interessieren die Leiden der Leute? Mordnacht im Tatort, Kriegs- und Katastrophenberichte stehen im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit. Individuelles Leiden muss jeder mit sich selbst ausmachen. Mehr noch: In der Strategie der erfolgreichen Selbstvermarktung ist jeder Leidende an seinem Zustand selber schuld. Der Mensch kann schlecht seine hämisch geheuchelte Mitleidsmaske vor dem überempfindlichen Patienten verbergen. Wenn es mir gelingt, einigermaßen gesund und zuversichtlich über die kommenden vier Wochen zu kommen, entsteht selbst in meinem Abscheu zu organisierten religiotischen Massenevents eine tiefe Dankbarkeit zu den "Höheren Mächten, welche wir verehren".
 
 
Bamberg: All präsente Pornografie fiebernder Fantasten. Dabei dichtete Bert Brecht die Leidenserfahrung derer, denen die Existenz Schluss mit Lustig diktiert: "Und steht so was dann vor Gottes Thron, dann wird in die Hosen geschissen."
 
 
Gedanken wie schwarze Vögel über der malerischen Silhouette von Regnitz und den Bamberger Altstadt-Gebäuden flattern mir zu in der schlaflosen Schmerzensnacht. Diese Gedanken aufzuschreiben, verschafft mir Erleichterung - vielleicht sogar noch ein paar Stunden Schlaf? Denn die nächsten beiden Tage ist mein geliebtes Marktweiblein angestrengt und angespannt damit beschäftigt, ihr liebenswertes Tausenderlei in die Hütte einzuräumen und mit ihren magischen Frauenfingern in verführerischer Verkaufsauslage zu drapieren und zu dekorieren.
 
 
Sonntag noch blickten wir sogar bei Sonnenschein auf unser trautes Ferienheim an der Regnitz. Immer noch führt der Fluss Blätter mit, obgleich die Herbststürme schon das meiste Blattwerk von den Bäumen gepeitscht haben. Das Leben schenkt so glückliche und sonnige Momente, um Kraft für schwere Zeiten zu sammeln oder um für schwere Stunden zu entschädigen. Das Leben ist schön, wunder-, wunderschön.
 
 
Der Juwelier hat sein Fenster schon weihnachtlich dekoriert. Mein Marktweiblein adressiert jedoch eine andere Kundschaft. Vor ihrer Auslage stehen jedes Jahr neu die Kinder mit großen, staunenden Augen. Manchmal erschreckt ein hüpfender Blechfrosch ein kleines Kind, welches kaum auf die Verkaufstheke blicken kann. Doch stets überwiegt die kindliche Neugier den kleinen Schrecken.
 
 
Der Sonntag war wunderbar. Wie wunderbar der Sonntag war, macht die Nacht von Montag auf Dienstag mir klar. Der Aufbau der Weihnachtsmarkt-Hütte hat mir Rückenmuskeln verzerrt. Wie fürchterlich das Leben wird, wenn der Körper nicht schmerzfrei funktioniert! Heulen und Zähneklappern. Jeder kennt es, keiner will es, man will davon nichts wissen. Allein aufzustehen, kostet alle Kraft. Der medizinische Laie ahnt ja nicht einmal, was in seinem Körper vorgeht. Man schleppt sich zum Arzt. Der kennt mehr davon.
 
 
Nachdem denn nun die Weihnachtsmarkthütte steht, schleppt sich mein schmerzendes Gestell anderntags nach schlafloser Nacht zum Doktor - schon das zweite Mal in diesem Jahr. Als Rentner hätte man sich fröhlichere Freizeitvergnügungen in seiner arbeitsfreien Zeit gewünscht. Man schleppt den Körper über die Rathausbrücke, durch die geschäftige Fußgängerzone, in der Männlein und Weiblein wuselnd ihre Weihnachtsmarktstände auf- und einrichten. Dann sitzt man schmerzlich gebeugt und gebückt im Wartezimmer. Der Arzt ruft mich mit energischer Zimmer in sein Behandlungszimmer. Es dauert gefühlte Stunden, bis es mir gelingt mit schmerzendem Rücken den nächsten Sessel zu erreichen. Der Doktor klopft, knetet und drückt Bauch, Rücken und Eingeweide. Dann meint er: "Das wird nur eine muskuläre Verspannung sein." "Was liegt denn unter diesen Körperstellen?", will man als Laie sich etwas kundiger machen um sein inneres Geschehen. "Da liegen Darm, Milz und Niere. Doch das hier Auffälligkeiten sind, ist eher ausgeschlossen. Wir machen einfach eine Schmerzbehandlung. Oder besser eine Spritze?" Das doch lieber nicht, also schleppt man sich mit einem Rezept zur Apotheke und hat noch im Ohr, den Beipackzettel zu lesen.
 
Medikamenten- Beipackzettel sind einzig-eigenartig. Zu meinem verschriebenen Wunderheilmittel, die Wunder wirkten schon in der nächsten Nacht, steht zu lesen: "...Blutungen des Magen-Darm-Traktes, ... auch mit tödlichem Ausgang, wurden unter .. Voltaren berichtet."
 
Doch schon in der Schmerzensnacht tröstete mich Innerer Zuspruch: "Davon stirbt man nicht!" Also herunter mit der dicken Pille, während mir Wörter vom Beipackzettel noch durch den Kopf gehen wie "Blutplättchenaggregation, anaphylaktischer Schock, Protonenpumpenhemmer". Äußerlich unterstützt das Medikament eine Salbe mit Cayennepfeffer-Dickextrakt, die nicht in die Augen kommen darf, namens "hot Thermo dura C". Dass aber mit diesen beiden Mitteln - nach der Einnahme von nur zwei Voltaren-Tabletten und zweimaligem Einreiben nach der nächsten Nacht in wohliger Ruhe alle Schmerzen schon wieder verschwunden sind, das macht mich zum einen dankbar. Zum andern bleibt aber ein Misstrauen: Vielleicht haben skrupellose Chemiker in ihren Laboren fürchterliche Mittel gebraut, um die menschliche Arbeitskraft in kürzester Frist wieder an die Arbeitsfront und -fron zu schicken? Doch bei köstlichem Kräutertee und beruhigender Bewegung in frischer Winterluft bei minus fünf Grad mittlerweile bleibt mir die Hoffnung, die Wirkung dieser verdächtigen Medikamente in geringster Dosierung zu überstehen. Diese Hoffnung trügt nicht.
 
Zum politischen Tagesgeschäft. Papst, Berlusconi, Gurlitt - und die GroKa, die Große Kakophonie der Großen Koalition erhitzen die Gemüter. Der Papst geißelt das Wirtschaftssystem als Verbrechen. Etwa 100.000 Kunden kommen den katholischen Komikern jährlich allein in Deutschland abhanden. Wenn 100.000 zahlende Kirchenkunden von Bord gehen, schmerzt dies die Finanz-Heiligen wohl möglich mehr, als wenn mittellose Katholiken als Elendsflüchtige im Mittelmeer oder nach katastrophalen Klima-Kapriolen unter Palmen absaufen. Immerhin mindert oder hindert der Stellvertreter Gottes in Rom die Chance des Bischoffs von Limburg, sich in seinem luxuriös sanierten Herrschaftssitz heimisch zu machen.
 
 
 
 
 
53. Ebenso wie das Gebot „du sollst nicht töten“ eine deutliche Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein „Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der Disparität der Einkommen“ sagen. Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht. Das ist Ausschließung. Es ist nicht mehr zu tolerieren, dass Nahrungsmittel weggeworfen werden, während es Menschen gibt, die Hunger leiden. Das ist soziale Ungleichheit. Heute spielt sich alles nach den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichte macht. Als Folge dieser Situation sehen sich große Massen der Bevölkerung ausgeschlossen und an den Rand gedrängt: ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne Ausweg. Der Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann. Wir haben die „Wegwerfkultur“ eingeführt, die sogar gefördert wird. Es geht nicht mehr einfach um das Phänomen der Ausbeutung und der Unterdrückung, sondern um etwas Neues: Mit der Ausschließung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt, an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man steht draußen. Die Ausgeschlossenen sind nicht „Ausgebeutete“, sondern Müll, „Abfall“.

Vor ein paar Jahrzehnten wären Verfasser oder auch nur die, welche ein solches Pamphlet unterschrieben hätten, unter obskurer Rechtsprechung wie dem "Radikalenerlass" von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen worden. Später bekamen Kabarettisten wie Hildebrandt oder Priol mit gepfefferten Sätzchen und Witzchen gegen die Gier-, Geiz-, Gewinn-, Gunst- und Genussgesellschaftler Beifall, Anerkennung, öffentliche Aufmerksamkeit. Jetzt ärgern sich die Mächtigen, wenn der Papst gegen diese Money-Maker anstinkt.  Der jesuitische Klerikal-Klüngel weiß um die Wirkung, denn die rechnet sich: Die Verhältnisse werden bestenfalls zwar dadurch nicht noch schlimmer, aber das Spendenaufkommen steigt wieder. Die Kirchenaustritte werden wieder weniger. Die Macht-Elite bleibt ohnehin vernetzt in ihren Clubs, nachts Bunga-Bunga, vormittags Messe.
 
Nach Jahrzehnten burlesker Berlusconi Bunga-Bunga-Balzen ist der 77jährige Greis nun erstmals raus aus dem Amt. Der straff geliftete Alte macht auf APO - außerparlamentarische Opposition. Ein anderer kauziger Greis, Kunsthändler Gurlitt, will keines seiner Millionen schwerer Werke freiwillig hergeben. Die Rechtslage der Werke, die unter zweifelhaften Umständen, Papa Gurlitt unter den Nazis für sich und die Nachwelt rettete, bleibt ungeklärt. Der fabelhafte FAZ-Autor Don Alphonso parliert - wie immer autobiografisch über diese "Raubkunstfreunde wie wir".
 
 
 
 
 
Meine Meinung zu Don Alphonso in seinem Blog
 
Mittlerweile ballert mediales Dauerfeuer aus allen Rohren auf den Wahl-Mob der SPD, doch ihre Granden mit dem jämmerlichen Koalitionsvertrag bitteschön in die Regierung mit Mama Merkel und Papa Seehofer zu befördern. Danach ist ohnehin erstmals vier weitere Jahre Ruhe im Räderwerk der umverteilenden Honigpumpe der Werte und Werke von unten nach oben.
 
 
 
 Froher Freitag: Der Anhänger, Baujahr 1980, hat wieder einmal für zwei Jahre anstandslos seine zwei TÜV-Jahre bekommen. Ehemals ein landwirtschaftlicher Anhänger bewegen wir ihn nun nur noch zweimal im Jahr, einmal mit der Hütte zum Weihnachtsmarkt, nach vier Wochen wieder zurück in die Garage.
 
 
"Die schöne Aussicht" für die nächsten vier Wochen: Aus unserem Stand sehen wir gegenüber auf den Stand mit Strümpfen, Handschuhen und Mützen. Neben uns erstreckt sich über gefühlte 20 Meter ein Stand mit Süßwaren.
 
 
Ein Kinderkarussel behauptet seinen Platz auf dem Weihnachtsmarkt gegen zahllose Glühwein- und Bratwurststände.
 
 
Als meine Frau ihre Hütte um zwei Meter erweitern durfte, hat sie ihr Angebot um Schlitten und Vögelhäuser erweitert. Als attraktives Fotomotiv hat sie sich eine Futterkrippe von Uwe bauen lassen.
 
 
 
Uwe starb 2012 im Alter von nur 51 Jahren - am Ende des Weihnachtsmarktes 2012.