Zwei unvergessliche Fahrradtouren zeigen mir das zauberhaft Hinterland an der Costa Blanca bei Denia. Ein Kälteeinbruch mit 14 Grad und böigem Wind setzt mir zu. Sonne schenkt mit 24 Grad heilsame Wärme. Ab 7.30 lockt der Sonnenaufgang zu neuen Taten. Ein zweiter Blog "Armageddon aus der Datenkloake" trennt Hetz-und-Häme von diesem friedlich schönen Bilderbuch.
Durch mein Heckfenster scheint die aufgehende Sonne mit ihrem Farbenspiel. Mein Körper erholt sich von Schnupfen, Radfahrten gegen kühle Böen und der anstrengenden Fahrt auf die Hügel im Hinterland.
Die Fahrstrecke ins Unbekannte brauchte neben meiner Kraft 76 Prozent der Akku-Leistung .
Die dreieinhalb Stunden im Sattel haben mir Spanien von einer liebenswerten Seite ohne die Betonburgen am Meer gezeigt.
Auch im Hinterland siedeln Menschen in Betonbauten. Ziegel- oder Feldsteinbauten sind selten. Die bunten Häuser vor dem Bergmassiv ein wenig abseits der Küste in El Verger beeindrucken mich.
Flohmarkt und Musikkapelle in El Verger
Schon vor El Verger sind viele Straßen zugeparkt. Mich mit meinem Rad durch die Menschenmassen zu schieben, wird mir bald unangenehm. Eine Märklin-Eisenbahn "Zusammenstellung mit Transformator" hatte mir vor Jahrzehnten Freude gemacht.
Aus der engen Gasse neben der Fahrbahn gibt es kein Entkommen, weil die Flohmarkthändler ihr Warenangebot dicht aneinander ausgebreitet haben. Also muss man endlos lange durch die Gasse, weil das Warenangebot den Durchgang zur Straße nebenan versperrt.
Gebrauchte Schuhe sollen Kunden finden.
Die drei Köpfe von Wagner, Cervantes und Beethoven auf dem Marmorsockel im Titelbild hätten mich interessiert. Doch in dem Gedränge fehlte mir die Energie, auch nur nach dem Preis zu fragen.
Sollte es Konsumenten zu denken geben, wie Geschenke auf dem Müll oder dem Flohmarkt landen?
Waffen, Werkzeuge, Musikinstrumente, eine Badewanne mit einem Motor für Sprudeldüsen, alte Fahrräder, wahrscheinlich gibt es dort nichts, was es nicht gibt.
Nach etwa einer halben Stunde lässt sich ein Ausgang zur Straße finden, um in meine geliebte Einsamkeit zu entfliehen.
Doch keinen Kilometer weiter musizieren Menschen mit Blasinstrumenten und Trommeln. 30 Sekunden meines YouTube-Filmchens haben die fröhliche Szene eingefangen.
Mein E-Bike hat mich gerade einmal acht Kilometer an diesem strahlend blauen Sonnenhimmel-Sonntag bis El Verger gesbracht, schon haben Flohmarkt und Musikkapelle meine Nerven strapaziert.
Hinter dem Rathaus von El Verger lädt ein schattiger Park zur Pause. Dort gibt es alles, was ein einsamer Straßenhund für seine Mittagspause braucht: Tisch mit Sitzbank, Papierkorb und Ruhe, Ruhe, Ruhe. Dort versorgt mich aus der Satteltasche mein hart gekochtes Frühstücksei mit einem Brot, sorgsam mit Margarine, Knoblauch, Käse und Misopaste zubereitet.
Die Tafel hinter dem Rathaus verrät, dass mit 67.120.28 Euro die Gemeinde nicht gespart hat bei ihrem prächtigen Rathaus mit dem ruhigen Garten dahinter.
Ein lauschiges Bächlein von den Bergen plätschert durch die Gemeinde. Der Kirchturm im Hintergrund bietet Orientierung.
Das Gemäuer hat eine lange Geschichte. Die Kirchturmuhr zeigt 12.15 Uhr, die Glocken im Turm haben gerade ihren blechernen Klang ertönen lassen.
Wer mehr über die
Església Nostra Sra. del Roser wissen will, studiert die viersprachige Tafel.
Ondara
Nach diesen Erlebnissen gleitet die Fahrt weiter durch blühende Landschaften.
Einem Schloß mit Badeteich gleicht dieses Anwesen, was unbewohnt zu sein scheint.
Das nächste Städtchen Ondara lockt mit weiteren Attraktionen.
Rentners Rummelplatz Reisen: Das Karussell braucht einen Strom-Generator mit Dieselmotor. Ob das Stromnetz einen Großverbraucher wie dies Karussel nicht versorgen kann?
Der junge Mann inmitten des Schüttelkarussells steht lange tanzend in der Mitte, bevor ihn die Drehungen der Maschine auf die Matten hauen.
Der Stand mit Zubehör für Pferdehalter erinnert mich an Don Alphonso, der sich als "offizieller Steigbügelausrüster der apokalyptischen Reiter" anpreist.
Ein paar Schritte abseits vom Trubel grüßt Maria von einer Hauswand.
Die bunte Kinderwelt begeistert auch böse, weiße, alte Männer.
Gleichgültig ob Autos im großen Kreis quer durch Europa oder wie hier immer nur im kleinen Kreis fahren, Maschinen faszinieren große wie kleine Knaben.
Die Schlange war mir zu lang, um mich beim Zuckerbäcker anzustellen, auch wenn die Schöne mit den weißen Stiefeln im kurzen Höschen schön anzusehen ist.
In der strahlenden Mittagssonne hat sich der Autor seine Kaffeepause verdient.
Nach Flohmarkt, Musiktruppe und Rummelplatz bietet Ondara in der Stierkampfarena mit diesem Viehmarkt die nächste Attraktion.
Kinder spielen an der kleinen Kutsche.
Auf hölzernen Speichenrädern oder auf alten Gummireifen rollen diese Pferdekarren.
Ob das kleine Mädchen davon träumt, dass Papa ihr ein Pferdchen schenkt?
Pedreguer
Mittlerweile brachte mich meine Strampelei etwa 16 Kilometer fort vom Camp Rio Mar ins Innenland nach Pedreguer.
Die Dame empfängt mich auf dem Weg in die Innenstadt mit erhobenen Armen.
Wie bei uns im Land verfügt auch hier wohl jedes Örtchen über eine Kirche.
Die Kirche soll für das geistige, die Markhalle für das leibliche Wohl sorgen.
Die Kamera versucht die
"ermita de Sant Blai" im Gegenlicht der starken Sonne einzufangen, wobei sich bunte Reflexe bilden.
Vom Hügel
"ermita de Sant Blai" blickt man weit ins Land zum blauen Meer in die Ferne.
LLosa de Camacho
Von Pedreguer geht es steiler in die Berge. Radfahrer sausen die Bergstraße ins Tal hinab.
Bei der Eingabe von Koordinaten im Navi muss man aufpassen. Wer diesen Längengrad überquert muss den Wert
"West" statt
"Ost" einstellen.
Die Auto fahren respektvolle Bogen um Radfahrer. Jetzt beträgt mein Fahrweg etwa 20 Kilometer. Google Maps gibt eine Steigung von 220 Metern Höhe aus.
Am Turm zeigt die Uhr 15.20 an. Noch immer trübt keine Wolke den blauen Himmel. Noch ist es einige Stunden lang hell.
Der Weg wird immer steiler. Das Meer ist in der Ferne kaum mehr zu sehen.
Unten im Tal liegt jetzt Llosa de Camacho.
Die Schlange hat den Weg über die Straße nicht geschafft.
Alcalali
Fünfundzwangig Kilometer fern vom Camp geht es nach der Überwindung der Höhe von 319 Meter bergab. Alcalali ist der Wendepunkt meiner sonntäglichen Radtour.
Im Straßenkaffee von Alcalali stärken sich einige Radfahrer. Die Rennräder, welche keine Ständer haben, hängen mit ihren Sätteln an der blauen Stange.
Die Sonne hat am Nachmittag. dreiviertel Weg hinter sich. Die Kirche von Alcalali liegt im Schatten. Der Turm ist berühmt, wie die Tafel anzeigt.
Alcalali liegt geschützt in einer Mulde. Jetzt geht es von 240 Meter Höhe wieder hinab zum Meer.
Vom schattigen Kirchplatz geht es durch den Torbogen zurück auf die Landstraße.
Hier muss man anhalten. Im besonnten Bergklotz hängen Kletterer.
Orba
Es wird spät. Erste Wolken verschleiern den Himmel. Die Stadtmitte von Orba bleibt mir erspart.
Noch zeigt kein Straßenschild auf meinen Camp-Ort Oliva. Doch das KIOX-Display im E-Bike zeigt in Verbindung mit dem Smartphone den Fahrtweg an.
Tormos
Von Tormos sind es keine 20 Kilometer mehr heim, wobei kein Berg mehr zu überwinden ist.
So bleibt mir Kraft und Zeit noch eine kleine Kirche in Tormos zu sehen.
Der Baum stärkt mich mit einer süßen Frucht.
Bei der Fahrt ins Hinterland sieht man die unverbaute Schönheit des Landes.
Sagra
Am Ortsrand von Sagra steht ein altes Haus aus Feldsteinen. Das Gebäude scheint unbewohnt.
Der Blick über Sagra macht mich neugierig, dies Örtchen abseits der Landstraße zu erforschen.
Durch diese einsamen Dorfstraßen zu radeln, macht Spass.
El Ràfol d'Alumúnia
Es wird später, die Sonne im Rücken wirft meinen Schatten.
In wenigen Minuten schlägt die Kirchturmglocke blechern vier Uhr nachmittags. Zeit für eine weitere Pause.
Benimeli - Beniarbeig
Es treibt mich das letzte Stück heim - ohne Pause.
Wie meist ziehen mich kleine Gassen magisch an. Es geht zur Ortsbesichtigung von Benimeli.
Benimeli mit altem Kirchturm lädt auch auf diesem Platz zur Pause.
Doch rastlos geht es weiter. Nur anhalten für ein Bild der ersten Weihnachtsbeleuchtung.
Ob dies Haus unter Denkmalschutz steht?
Mein Rad saust Richtung Meer. Von Sanet y Negrals geht es wieder auf eine größere Landstraße, die mich in eine bekanntere Gegend bringt.
In Beniarbeig reicht es mir. Schon zeigen die Schilder die Orte Pedreguer und El Verger an, die mir schon bekannt sind.
War das nicht die Kirche von El Verger? Mein Biocomputer zwischen Ohren kann die Informationen nicht mehr richtig ordnen.
Diese Palmenstraße ist mir bekannt. Gleich folgt die Küstenstraße zwischen dem Camp und Denia.
Daheim! Jetzt geht es über die Fußgängerbrücke zum Camp Rio Mare.
Rentnerruhe im Auto daheim
Klaus hat einen schönen Blog aus
Uruguay, Paraguay und Argentinen ins Netz gestellt.. Ob er, der als Rentner schon Jahre lang in Südamerika überwintert, die Spanien-Rentner verspottet?
Rentnerruhe tut gut. E-Bike-Fahrten zwischen 20 und 50 Kilometern geben mir Kraft für diesen
Blog und für den zweiten Blog, aus der Datenkloake Neuigkeiten zu fischen.
Wer länger an einem Ort verweilt, dem fällt mehr auf. In dem gelben Kasten mit dem Auspuff im Dach versorgt anscheinend ein Notstromaggregat den Prachtbau OLIVA NOVA im Ernstfall.
Was könnte deutsche Rentner glücklicher machen, als im Kartoffelhaus Schweinsbein mit Sauerkraut mit Erdinger Weißbier runter zu spülen?
Weiter fällt mir auf, dass die Straße nach Denia der Null-Grad-Längengrad durchschneidet.
Der Hafen von Denia schmückt sich mit "Bones Festes" zu Weihnachten. Geschmückte Tannenbäume stehen im Hafengebäude.
Wäscht oder kratzt sich der muskulöse Mann vor dem Hafengebäude?
Bergtour Pego - La Vall de Gallinera
Was für ein Tag! Was für ein Glück! Was für eine Landschaft!
Drei Stunden und 49 Minunten und 66,9 Kilometer Bergfahrt brauchten 79 Prozent Akku-Leistung. Laut KIOX-Display waren 704 Meter Anstieg zu überwinden.
Bei bedecktem Himmel und starkem Gegenwind geht es am Mont Pego vorbei. Dort kann man sich an der Costa Blanca ein Haus in den Hügeln kaufen mit Blick auf das Meer.
Ein prächtige Werbewand, eine Auffahrt mit Tor und Schriftzug machen Interessenten heiß auf eine Immobilie.
Bevölkern reiche Spanier und/oder reiche Rentner aus aller Welt diese weißen Schmuckkästchen in den Hügen? Oder stehen die Prachtbauten im Winter ohnehin meist leer?
Hier steht noch ein Feldsteinhaus und ragt in den VIA VERDE, den wunderbaren Radweg, hinein. Von Monte Pego bis zum alten Pego sind es etwa fünf, sechs Kilometer.
Pego kündigt sich mit altem Kreuz und neuer Wandmalerei an.
Schulkinder üben für irgendeine Aufführung, deren Sinn sich mir nicht erschließt.
Mein Weg ist lang, mein Weg ist weit, mein Weg ist mir unbekannt. Für einen Blick über Kirchplatz und Kirche reicht die Zeit. Eine Tafel zeigt den Baubeginn 1700 an, dann geht es schon wieder weiter.
Vor dem Rathaus stellt gerade der Springbrunnen seine Fontäne an und verdeckt das lila Plakat mit der Aufschrift "Contra la Violence Masculin...."
Pego ist klein. Schnell rollt man vom Kirchplatz auf die andere Seite ins Grüne. Wie haben es Menschen geschafft, verschieden große Steine so passgenau aufeinander zu schlichten?
Gerade erstmal zwei Stunden im Sattel ist es noch nicht Zeit für Kaffee.
Der Anstieg vom Meer nach Pego war mild. Wie die Karte anfangs zeigt, geht es zum nächsten Ort L'Atzubia steiler in die Berge. Die Tafel am Wegrand "LA TERRA NO VOL PLASTIC" versteht jeder. Die Menschen halten sich daran. Man sieht kaum Abfall am Weg.
Die enge Straße schlängelt sich in spitzen Kurven höher und höher. Die Bergwelt ist berauschend schön.
Malerisch schmiegt sich das Dorf Beniali an den Berghang.
Irgendwo kann man auf der engen Straße anhalten, sich an die Leitplanke drücken und eine Erinnerung als Foto mitzunehmen.
Nach Beniali kommt Benissiva.
Die Bergstrecke saugt Energie aus Akku und mir.
Benissiva liegt hinter mir im Tal.
In LA CARROJA fühlen sich meine Beine wacklig an. Doch dort gibt es keinen Kaffee.
Einfach noch ein paar Kurven und Steigungen unter die Räder nehmen, sich überraschen lassen.
Ist es nicht wie im Leben: Je höher man kommt, umso schöner wird es?
Die Karte zeigt, dass in Benissili eine Burg lockt. Doch meine und die Akku-Energie reichen nicht mehr für das letzte Stück.
In Alpatro ist Schluss! Der Akku muss noch für 33 Kilometer Rückweg reichen. Nach Benisili, wie es hier auf dem Wegweiser steht, geht es zwei Kilometer bergab. Es gibt keinen Blick mehr auf die Burg, die wohl auch wieder einen harten Anstieg erfordert hätte.
Zurück sind es noch 34 Kilometer. In Beniali fallen mir meine wackligen Knie auf. Ein Mann schlürft in der Wirtschaft sein Süppchen. Das soll mir die Wirtin auch bringen. Sie tippt BLAT PICAT ein - sechs Euro. Fettige Fleischstückchen bleiben liegen, der Rest schmeckt leidlich.
Mit bis zu 50 km/h rauscht das Rad den Berg hinab. Den Schwung will man nicht abbremsen, um den Schäfer mit seiner Herde zu fotografieren. Nur die Ruine am Straßenrand bekommt noch einmal besondere Aufmerksamkeit für dies Bild.
Die Talfahrt braucht keinen Strom. Ob dies Reisfelder sind, die sich hinter Pege ausbreiten? Es fühlt sich gut an, wieder im wärmeren Tal zu sein, wo mich der Rückenwind Richtung Heim schiebt. Eine Dusche, Bilder in den Blog gebracht, ein paar Sätzchen dazu .... und wieder ist eine Woche rum.
ist ein Extra-Blog, gleichsam als Kehrseite zu dieser sonnigen, friedlichen und farbenfrohen Geschichte. Zartfühlende Geister mögen sich bitte das Thema ersparen - nichts für mein Frau
daheim