Es erscheint mir immer aussichtsloser, irgendeinen vernünftigen politischen Standpunkt einzunehmen. Politik und Vernunft widersprechen einander wie Sozialstaat und offene Grenzen. Meine herbstliche Rentnerreise bietet mir das Beste im Land. Es bleibt nicht mehr, als einfach den Herbst, das Essen, die Fahrt zu genießen. Über Gesetze wie GfK Art. 33, GG Art 3 und das BGE sollen Experten staunen, mich Laien wundert nichts mehr.
Die Reise beginnt mit grauen Gedanken.
Dieser Graukopf erinnert mich so treffend an all das, was wir sind, was wir schreiben, was uns ausmacht: Ein Windstoß und alles, was wir sind, was wir schreiben, was uns ausmacht, ist in alle Winde verweht.
Der vorletzte Samstag im Oktober ist mein letzter Badetag im Feringasee. Wir verabschieden den Freund, der dort nie mehr baden wird. Er ging uns voran in die Ewigen Jagdgründe.
Andere Badefreunde haben sich in wärmere Südländer verzogen, sind verflogen wie Zugvögel, um in der Idylle griechischer Inseln länger im Herbst noch zu baden. Als Rentner freuen mich unsere kleinen Reisen, diesmal Ende Oktober bis Anfang November mit meiner Frau zur Vorbereitung ihres Weihnachtsmarkts. Besser etwas als nichts zu tun.
Der ersten Nacht in Bamberg folgen Nächte in Gütersloh, Dortmund, Aachen, Bad Camberg bevor unsere Runde in Bamberg sich schließt. Im nebligen Herbstgrau der ersten Morgendämmerung fällt das Thermometer auf drei Grad Celsius. Niemand will jetzt mehr baden - außer in warmen Hallenbädern.
Bamberg zeigt sich noch in fränkischer Fachwerkidylle, auch wenn dies alte Gasthaus dem Zeitgeist als "Sisha Bar Lounge" Tribut zollt.
Meine Frau herzt ihre Freundin. So verabschieden wir uns von Welkenraedt und genießen die sonntägliche Autobahnfahrt Richtung Bayern.
Bis zur Dämmerung bei umgestellter Winterzeit schaffen wir 220 Kilometer bis Bad Camberg. Mein Stellplatzführer weist dort einen Stellplatz am Hotel Waldschloß aus. Dort gibt es zwar nicht die ausgeschriebenen Stromsäulen. Doch an der Garagenwand findet sich eine Steckdose. Mit Strom plus Abendessen zahlen wir 30 Euro für eine angenehme Nacht. Ein Plastikhirsch im Plastikmoos entrückt uns am Abendtisch ins Paradies der Spießer. Gut erholt reisen wir am Montag morgen auf der Autobahn nach Bamberg, ohne die historische Altstadt von Bad Camberg erforscht zu haben.
Dafür rasten wir 200 Kilometer lange und ausgiebig An der ehrwürdigen Klosterkirche Münsterschwarzach finden wir einen ruhigen Parkplatz, Sanitäranlagen und Mülleimer, also alles, was zu einer geruhsamen Mittagsrast nötig ist.
Das ins Gesicht gegrabene Grinsen der frommen Christenmenschen strahlt Freundlichkeit aus, welche den Reiz von Barbie-Puppen übertragen auf geschlechtliche Bereitschaft ausmacht.
Doch die Andächtigen in der kühlen Klosterhalle denken wohl weniger an Vermehrung als vielmehr an Verehrung.
Jedenfalls verlassen wir wohl gestärkt und frischen Mutes den frommen Ort. Bei aufklarendem Himmel fahren wir ins heimische Frankenland mit seinen Schlößern, Fachwerkhäusern, Bächen, Hügeln, Karpfenteichen, Feldern, Wäldern und kurvigen, engen Straßen - manchmal ohne Markierung.
Bei Sonnenschein erreichen wir unseren vertrauten Stellplatz in Bamberg. Die Frau kauft Lebensmittel ein für die beiden Feiertage, den Reformationstag, am 31. Oktober und Allerheiligen am 1. November. Nach etwa einer Stunde Wartezeit am Stellplatz gibt es endlich einen freien Platz.
Dort lassen wir uns für drei Tage und Nächte nieder und erholen uns von den Strapazen der Reise.
Die Weltkulturerbestadt Bamberg begeistert ihre Besucher immer wieder. Nach dem Bildbericht unserer kleinen Besorgungsfahrt zum Weihnachtsmarkt folgen politische Gedanken, welche mich beschäftigen. Eine Formel fasst alles zusammen: Sozialstaat und offene Grenzen kann es nicht geben.
Genfer Flüchltingskonvention, Artikel 33 - langsam und zum mitschreiben...
Wer, wie Sebastian Kurz, das Gesetz, den Artikel 33 der GfK, bricht, für den findet das Satire Magazin TITANIC die Höchststrafe "Baby-Hitler töten!" Dazu twittert die Redaktion ein Bild von Kurz im Fadenkreuz. Vertreter willkommenskulturellen Organisationen und Interessengruppen wie von Kirchen, Medien und Kulturschaffenden lassen nicht mit sich spaßen, wenn Menschen gegen Geist, Sinn und Buchstaben der GfK agitieren oder als Menschen mit Macht gar das Gesetz brechen. Menschen mit Macht können sich Personenschützer leisten, Autoren in sozialen Medien sind dem Mob recht schutzlos ausgeliefert. Bestenfalls schützt sie eine Gruppe Gleichgesinnter wie auf der Buchmesse, welche sich des Mobs erwehrten. Pirincci war dabei:
Kunstvoll ausgeschnittene Kürbisköpfe in Bamberg am 31.10.2017, von einer Kerze beleuchtet |
Vom
organisierten Geld regiert zu werden ist genauso gefährlich wie vom
organisierten Verbrechen regiert zu werden. Franklin D. Roosevelt
[Ich bin] ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. ...
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
Mein eigentliches Element. (aus fckjugöthe)
Die prachtvolle Achtbeinige wächst und gedeiht in der Stille eines Lagerraumes. |
[Ich bin] ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. ...
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
Mein eigentliches Element. (aus fckjugöthe)
Einer der ersten GFK-Karossen kam 1974 mit dem ORION 600 auf Mercedes-Chassis |
Die Reise beginnt mit grauen Gedanken.
Der vorletzte Samstag im Oktober ist mein letzter Badetag im Feringasee. Wir verabschieden den Freund, der dort nie mehr baden wird. Er ging uns voran in die Ewigen Jagdgründe.
Der ersten Nacht in Bamberg folgen Nächte in Gütersloh, Dortmund, Aachen, Bad Camberg bevor unsere Runde in Bamberg sich schließt. Im nebligen Herbstgrau der ersten Morgendämmerung fällt das Thermometer auf drei Grad Celsius. Niemand will jetzt mehr baden - außer in warmen Hallenbädern.
Der alte Friseur werkelt in Bamberg noch in seinem Salon im Stil der 60iger Jahre.
Man purzelt ein paar Kellerstufen hinab in einen Friseursalon, der Kunden ohne Voranmeldung annimmt und mit geschwinden Schnitten die verbleibenden, grauen Fusseln vom Haupt trennt. Die schöne, neue Welt mit Schnitten im "Cut-Up-Stil", mit gefärbten Strähnen über gepiercten Ohren und Lippen, im Nacken tätowierten Sternchen oder Parolen wird mir immer fremder.
Ein paar Stände halten die Tradition des Bamberger Herbstmarkts aufrecht. Doch rechte Kauffreude kommt nicht auf. Die Kunden sind satt. Selten finden sich Käufer für Süßwaren, Würste, Kurzwaren, Knöpfe, Kellen, Pfannen, Töpfe, Hosenträger und all das Haste-noch-nicht.
Als größte Attraktion stolzieren am Bamberger Herbstmarkt hübsche Mädchenbeine im kurzen Röckchen über das Kopfsteinpflaster. Vielleicht strömen am Wochenende mehr Menschen nach Bamberg und auf den Marktplatz. Doch zuvor dieseln wir schon weiter Richtung Norden. Bevor wir von Bamberg unsere nächste Station etwa 400 Kilometer weiter in Gütersloh erreichen, gönnen wir uns in Kassel Wilhelmshöhe ein Solebad von anderthalb Stunden zum sensationellen Preis von 14 Euro pro Person.
Nach Güterloh hat mich nach unserer spektakulären 50-Jahre-Abitur-Feier am Stadtgymnasium Dortmund ein Klassenkamerad eingeladen. Seine erstaunliche und bewunderswerte Lebensleistung hat mit seiner Frau soviel geschaffen, dass er aus übervollem Herzen gerne seine Gastfreundschaft mit uns teilt.
Da mich dies Jahr schon etwa fünf Monate Reisen im engen Wohnmobil von sechs mal zwei Metern fast schon kultivierterer Lebensform entwöhnt hatten, fällt es mir beinahe schwer mit Messer und Gabeln im edlen Restaurant zu speisen. Doch es gelingt ohne aufzufallen.
Nach einem oppulenten Frühstück verlassen wir die luxuriöse Unterkunft, welche mir in der mit Marmor ausgekleideten Gästetoilette eine Naßrasur mit Warmwasser erlaubte. Diese Übernachtung verzeichnet meine Reiseerinnerung mit fünf Sternen.
Anderntags geht unsere geruhsame Herbstfahrt keine 100 Kilometer weiter nach Westerkappeln zur bald 95jährigen Tante, welche sich geistig und körperlich erstaunlich gesund gehalten hat.
Im Freibad von Westerkappeln hält sich die alte Dame fit. In diesem Sommer haben ihr 47 Bäder sichtlich gut getan.
Beide Damen haben im Laufe der Jahre eine herzinnige Gemeinschaft geknüpft. Auf der Strecke danach von Westerkappeln nach Dortmund hält uns vor dem Kamener Kreuz ein längerer Stau auf. Zum Glück waren am Nachmittag von dem Stunden langen Stau wegen des Unfalls am Morgen nur noch Reste geblieben.
Der Stellplatz in Dortmund Wischlingen musste 2015 zwei großen Flüchtlingszelten weichen. Ein mittlerweile ungenutztes Zelt besetzt immer noch den halben Stellplatz. Doch im Herbst reicht der Platz für unser kleines Wohnmobil.
Der amerikanische Straßenkreuzer, ein geräumiges Hotel auf Rädern, parkt auf dem Stellplatz in Wischlinger. Der Besitzer des Dickschiffs muss erstmal Krebs im Krankenhaus kurieren.
Das Solebad in Dortmund begnügt sich mit dreieinhalb Euro für zwei Stunden. Die Gäste am Stellplatz in Wischlingen bekommen im nahen Solebad 30 Prozent Rabatt.
Mit Dortmund verbindet mich nicht mehr viel. Verwandte haben sich dort mit Kindern und Enkel häuslich eingerichtet. Doch die Szene deprimiert mich und animiert mich zu bitteren Sätzen.
Mir kommt es vor, als führe mich diese Herbstfahrt durch ein sterbendes Land mit verblühenden, kränkelnden, grummelnden, sabbernden Alten. So lasse mich der Leser ebenso sabbern, schwafeln, schwadronieren - bis zum bitteren Ende.
Alternde Greise krallen in knöchernen Fingern jeden Cent, weil Sterben teuer ist. Selbst eine gute Rente von 2500 Euro nützt nichts, wenn nach dem Schlaganfall der Umzug ins Heim unausweichlich ist. Das Heim kostet 4000 Euro im Monat. Die vom Schicksal geschlagenen Ehefrau muss das Bankkonto auflösen, damit der Alte im Heim glücklich seinem Ende entgegen dämmern darf. Ihr selbst bleiben nach Abzug aller Aufwendungen für das Heim nur die Grundsicherung.
Die Jungen raffen für sich und ihre Brut mit Kraft plus andressiertem wie angeborenem Egoismus Eigentum, solange und soviel Banken Kredit gewähren. Die Alten stützten ihr Jungvolk schlecht, wenn diese nicht für den Wahn der Alten vollstes Verständnis, Hochachtung, Bewunderung heucheln. Der Spießer übergibt den Schlüssel zum Erfolg nur seiner besten Brut, die widerspruchlos folgt. Das Motto lautet: Nur wer sich treten lässt, darf später selber treten. Doch die Alten treten mittlerweile selbst Kummer und Krankheit.
Schon liegt der Alte halb ermattet und verbleichend auf dem Sofa, schleppt sich schwindelig kaum vom Sofa zum Sessel, doch lässt er sich - zur Aufmunterung - noch ein Viertausend-Euro-Motorrad unter sein Vordach stellen. Momentan kommt er selbst kaum vom Sofa in den Stand, geschweige dass er die schwere Maschine auf den Ständer bringen könnte. Doch das Gerät soll Lust auf Genesung machen.
Schließlich muss der Alte den Nachbarn im Frühjahr mit dem Sound aus speziellen, aber zugelassenen Auspuffrohren signalisieren, wie voll und toll er noch am Ball ist. Ob er geheilt im Frühjahr wieder seinen Bock kutschiert, ob der Alte im Frühjahr die schwere Suzuki im Harley-Stil durch die engen, armen Vorortgassen röhren lassen wird, all das steht noch in den Sternen.
Eine Freundin in depressiver Verwirrung schneidet ihre Pulsadern auf und telefoniert noch mit letzter Kraft nach dem Krankenwagen, um ihr Leben zu retten. Ein Multimillionäre, mit Villen in zentrale Lage, quartiert im kleineren Haus Flüchtlinge zum Sonderpreis ein, den das Sozialamt als Miete genehmigt. Eine tüchtige Psychologin betreut traumatisierte Flüchtlinge stundenweise, die bei schönem Wetter auf professionelle Hilfe verzichten. Um diesen Fluchtopfern auch bei schönem Wetter zu helfen, notiert sie die Telefonnummern ihrer Patienten. Das soll diese disziplinieren. Ein Freund aus Südamerika berichtet in seinem Blog von Mumien:
Derweil verräumen mehr oder minder glückliche Erben hierzulande den Nachlass von Verblichenen. Es ist spannend, Nachlass zu entsorgen, zu versilbern, zu verräumen, Musikinstrumente zuerst, Kleider, Kisten, Kästen - vieles noch nie gebraucht muss fabrikneu raus in die Altkleidersammlung - original verpackt. Was für ein Fest für hungrige Obdachlosen, sich Sabber mit Seide zu wischen!
In einem Dortmunder Fresstempel schlemmt wohlhabenderes Jungvolk mit besser gestellten Rentnern All-You-Can-Eat.
In einem Brunnen sprudelt Schokoladen-, im andern Vanillesoße. Solche Mahlzeiten zu zelebrieren, gleicht einem Abenteuerspielplatz für Feinschmecker. Den Kindern bietet diese Erlebnis-Gastronomie einen Spielplatz, damit die Eltern in Ruhe essen können.
Doch die Pracht hilft mir nicht, von meinen trüben Herbstgedanken zu lassen. Es fallen Blätter von den Bäumen, faulen auf Asphalt, lassen Alte stolpern. Der Tod zieht mit den Blättern die Alten ins Grab. Glücklichere schaffen es über den Winter und sterben dann eben nächsten Jahr - oder auch übernächstes. Dies Jahr ist nicht so gut wie das Jahr zuvor, doch wohl immer noch besser als nächstes Jahr.
Am Wochenende zieht die Welt schon wieder heiterer aus. Wir reisen in unser nächstes Nachtquartier auf den Stellplatz in Aachen. Dort fällt uns ein luxuriöses Schaufenster voller Shisha-Pfeifen auf.
Wer sich statt einer Pfeife ein Pferd leisten kann und will, findet in Aachen auch dafür das passende Zubehör.
Sturmböen und der Zahn der Zeit haben bei dem Kilometerstand 160000 die obere Kühlschrankabdeckung rausgerissen, bemerken wir auf dem Stellplatz in Aachen. Auch dieser Platz ist wieder gut gefüllt, doch wir finden eine ruhige Ecke, um uns für eine Nacht bequem einzurichten. Sturm rüttelt am Wagen, Regenbögen peitschen über das Dach. Ein Sturmtief sucht besonders Norddeutschland heim und fordert drei Menschenleben.
Am Kurbrunnen in Aachen-Burtscheid zapfen wir Heilwasser. Nach neuesten Verordnungen hängt dort zwar das Schild "Kein Trinkwasser", doch trotz des Schildes heilt der Trank.
Einem verwandten Freund von Blumenbildern, der prachtvolle Gewächse in seinem Garten kultiviert und alle Frühjahr wieder in seinem Blog bejubelt, erfreut vielleicht dieses Gewächs vom Stellplatz Aachen, sofern er es bemerkt.
Selbst ein Provinznest wie Welkenraedt mit gerade einmal 10.000 Einwohnern gedenkt seiner Helden und seines Königs Albert, dem Ersten. Das erinnert mich an einen Ausspruch von Ex-Kanzler Helmut:
Die grauenhafte Geschichte schreiben zwar immer politische Großverbrecher und Massenmörder. Doch andere Länder, andere Sitten, wo Stalin, Mao oder Napoleon noch heute höchste Ehren genießen.
Für das Stadttheater Gütersloh sprudeln Steuergelder vom Bertelsmann-Konzern. |
Nach Güterloh hat mich nach unserer spektakulären 50-Jahre-Abitur-Feier am Stadtgymnasium Dortmund ein Klassenkamerad eingeladen. Seine erstaunliche und bewunderswerte Lebensleistung hat mit seiner Frau soviel geschaffen, dass er aus übervollem Herzen gerne seine Gastfreundschaft mit uns teilt.
Der Wasserturm in Gütersloh dient der Jugend als Freizeitzentrum. |
Da mich dies Jahr schon etwa fünf Monate Reisen im engen Wohnmobil von sechs mal zwei Metern fast schon kultivierterer Lebensform entwöhnt hatten, fällt es mir beinahe schwer mit Messer und Gabeln im edlen Restaurant zu speisen. Doch es gelingt ohne aufzufallen.
Im Freibad von Westerkappeln hält sich die alte Dame fit. In diesem Sommer haben ihr 47 Bäder sichtlich gut getan.
Der Stellplatz in Dortmund Wischlingen musste 2015 zwei großen Flüchtlingszelten weichen. Ein mittlerweile ungenutztes Zelt besetzt immer noch den halben Stellplatz. Doch im Herbst reicht der Platz für unser kleines Wohnmobil.
Mir kommt es vor, als führe mich diese Herbstfahrt durch ein sterbendes Land mit verblühenden, kränkelnden, grummelnden, sabbernden Alten. So lasse mich der Leser ebenso sabbern, schwafeln, schwadronieren - bis zum bitteren Ende.
Alternde Greise krallen in knöchernen Fingern jeden Cent, weil Sterben teuer ist. Selbst eine gute Rente von 2500 Euro nützt nichts, wenn nach dem Schlaganfall der Umzug ins Heim unausweichlich ist. Das Heim kostet 4000 Euro im Monat. Die vom Schicksal geschlagenen Ehefrau muss das Bankkonto auflösen, damit der Alte im Heim glücklich seinem Ende entgegen dämmern darf. Ihr selbst bleiben nach Abzug aller Aufwendungen für das Heim nur die Grundsicherung.
Die Jungen raffen für sich und ihre Brut mit Kraft plus andressiertem wie angeborenem Egoismus Eigentum, solange und soviel Banken Kredit gewähren. Die Alten stützten ihr Jungvolk schlecht, wenn diese nicht für den Wahn der Alten vollstes Verständnis, Hochachtung, Bewunderung heucheln. Der Spießer übergibt den Schlüssel zum Erfolg nur seiner besten Brut, die widerspruchlos folgt. Das Motto lautet: Nur wer sich treten lässt, darf später selber treten. Doch die Alten treten mittlerweile selbst Kummer und Krankheit.
Schon liegt der Alte halb ermattet und verbleichend auf dem Sofa, schleppt sich schwindelig kaum vom Sofa zum Sessel, doch lässt er sich - zur Aufmunterung - noch ein Viertausend-Euro-Motorrad unter sein Vordach stellen. Momentan kommt er selbst kaum vom Sofa in den Stand, geschweige dass er die schwere Maschine auf den Ständer bringen könnte. Doch das Gerät soll Lust auf Genesung machen.
Schließlich muss der Alte den Nachbarn im Frühjahr mit dem Sound aus speziellen, aber zugelassenen Auspuffrohren signalisieren, wie voll und toll er noch am Ball ist. Ob er geheilt im Frühjahr wieder seinen Bock kutschiert, ob der Alte im Frühjahr die schwere Suzuki im Harley-Stil durch die engen, armen Vorortgassen röhren lassen wird, all das steht noch in den Sternen.
Eine Freundin in depressiver Verwirrung schneidet ihre Pulsadern auf und telefoniert noch mit letzter Kraft nach dem Krankenwagen, um ihr Leben zu retten. Ein Multimillionäre, mit Villen in zentrale Lage, quartiert im kleineren Haus Flüchtlinge zum Sonderpreis ein, den das Sozialamt als Miete genehmigt. Eine tüchtige Psychologin betreut traumatisierte Flüchtlinge stundenweise, die bei schönem Wetter auf professionelle Hilfe verzichten. Um diesen Fluchtopfern auch bei schönem Wetter zu helfen, notiert sie die Telefonnummern ihrer Patienten. Das soll diese disziplinieren. Ein Freund aus Südamerika berichtet in seinem Blog von Mumien:
Chauchilla is well known for its 1200 to 1800 years old necropolis in the desert
Derweil verräumen mehr oder minder glückliche Erben hierzulande den Nachlass von Verblichenen. Es ist spannend, Nachlass zu entsorgen, zu versilbern, zu verräumen, Musikinstrumente zuerst, Kleider, Kisten, Kästen - vieles noch nie gebraucht muss fabrikneu raus in die Altkleidersammlung - original verpackt. Was für ein Fest für hungrige Obdachlosen, sich Sabber mit Seide zu wischen!
Doch die Pracht hilft mir nicht, von meinen trüben Herbstgedanken zu lassen. Es fallen Blätter von den Bäumen, faulen auf Asphalt, lassen Alte stolpern. Der Tod zieht mit den Blättern die Alten ins Grab. Glücklichere schaffen es über den Winter und sterben dann eben nächsten Jahr - oder auch übernächstes. Dies Jahr ist nicht so gut wie das Jahr zuvor, doch wohl immer noch besser als nächstes Jahr.
Am Wochenende zieht die Welt schon wieder heiterer aus. Wir reisen in unser nächstes Nachtquartier auf den Stellplatz in Aachen. Dort fällt uns ein luxuriöses Schaufenster voller Shisha-Pfeifen auf.
Sturmböen und der Zahn der Zeit haben bei dem Kilometerstand 160000 die obere Kühlschrankabdeckung rausgerissen, bemerken wir auf dem Stellplatz in Aachen. Auch dieser Platz ist wieder gut gefüllt, doch wir finden eine ruhige Ecke, um uns für eine Nacht bequem einzurichten. Sturm rüttelt am Wagen, Regenbögen peitschen über das Dach. Ein Sturmtief sucht besonders Norddeutschland heim und fordert drei Menschenleben.
Einem verwandten Freund von Blumenbildern, der prachtvolle Gewächse in seinem Garten kultiviert und alle Frühjahr wieder in seinem Blog bejubelt, erfreut vielleicht dieses Gewächs vom Stellplatz Aachen, sofern er es bemerkt.
Nachdem meine Frau am Ziel unserer Reise den Wagen mit Waren für ihren Weihnachtsmarkt vollgeladen hat, trifft sie noch Freunde im belgischen Welkenraedt. Den zentralen Marktplatz schmückt dort keine Madonna mit dem lieben Jesuskind sondern ein eindrucksvoller Engel als Kriegerdenkmal für die "gefallenen Kinder des Vaterlands".
Selbst ein Provinznest wie Welkenraedt mit gerade einmal 10.000 Einwohnern gedenkt seiner Helden und seines Königs Albert, dem Ersten. Das erinnert mich an einen Ausspruch von Ex-Kanzler Helmut:
"Deutschland ist das einzige Land, das aus seinen Geschichtsbüchern Verbrecheralben gemacht hat."
Die grauenhafte Geschichte schreiben zwar immer politische Großverbrecher und Massenmörder. Doch andere Länder, andere Sitten, wo Stalin, Mao oder Napoleon noch heute höchste Ehren genießen.
Meine Frau herzt ihre Freundin. So verabschieden wir uns von Welkenraedt und genießen die sonntägliche Autobahnfahrt Richtung Bayern.
Das ins Gesicht gegrabene Grinsen der frommen Christenmenschen strahlt Freundlichkeit aus, welche den Reiz von Barbie-Puppen übertragen auf geschlechtliche Bereitschaft ausmacht.
Doch die Andächtigen in der kühlen Klosterhalle denken wohl weniger an Vermehrung als vielmehr an Verehrung.
Jedenfalls verlassen wir wohl gestärkt und frischen Mutes den frommen Ort. Bei aufklarendem Himmel fahren wir ins heimische Frankenland mit seinen Schlößern, Fachwerkhäusern, Bächen, Hügeln, Karpfenteichen, Feldern, Wäldern und kurvigen, engen Straßen - manchmal ohne Markierung.
Die Weltkulturerbestadt Bamberg begeistert ihre Besucher immer wieder. Nach dem Bildbericht unserer kleinen Besorgungsfahrt zum Weihnachtsmarkt folgen politische Gedanken, welche mich beschäftigen. Eine Formel fasst alles zusammen: Sozialstaat und offene Grenzen kann es nicht geben.
GfK Art. 33, GG Art 3 und das BGE
Der Artikel 33 der Genfer Flüchtlingskonvention schafft Fakten, welche Richtern, Priestern, Politikern und Millionen Menschen ein gutes Gewissen schenken. Fragt sich nur: Wer soll das bezahlen?Artikel 33Das gilt für einige Millionen, wenn nicht Milliarden. Den hehren Anspruch der GfK könnten acht Milliarden Erdenbürger einlösen, meint ein Autor. Nach Wagenknecht, Vorsitzende der Bundestagsfraktion DIE LINKE, soll jeder der hier Beheimateten Bedingungsloses Grundeinkomen (BGE) erhalten. Wie jeder Erstklässler buchstabieren lernt: WIR SCHAFFEN DAS!
Verbot der Ausweisung und Zurückweisung
1. Keiner der vertragschließenden Staaten wird einen Flüchtling auf irgendeine Weise über die Grenzen von Gebieten ausweisen oder zurückweisen, in denen sein Leben oder seine Freiheit wegen seiner Rasse, Religion, Staatsangehörigkeit, seiner Zugehörigkeit zu einer
bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung bedroht sein würde.