30 Januar 2014

Mohammedia, Moschee Hassan II, El Jadida

Wer rastet, rostet. Sich aus dem Sessel im warmen, Münchener Winterstübchen aufzuraffen, um zu den Wundern der Welt zu reisen, kostet Überwindung, Kraft, Zeit und Geld. Wer das Fernweh nicht kennt, kann es sich kaum vorstellen, aber kritisieren.  Einige Bilder berichten von Ullis Unfall, andere vom Besuch der Moschee Hassan II in Casablanca wie von der Zisterne in El Jadida. Ein Highlight im Allrad-LKW-Bau zeigt uns "Bluekat".

Jede Reise birgt ein Risiko. Wer reist, braucht Vorsicht, Umsicht bis zur Demut, innere Ruhe und  Ausgeglichenheit, starke Nerven - und Glück dazu. 




Mein Freund Ulli in Alfas de Pi fährt nur fort, um kurz etwas zu besorgen. Seinen 21 Jahre alten Rangie hat er schon jahrelang sicher gefahren. Doch diese Einkaufsfahrt auf nasser Straße, verschmiert von Nadeln und Staub, war die letzte Fahrt mit seinem Rangie. Denn in leichter Kurve fliegt Ulli mit seinem Auto von der Fahrbahn. Alle vier Räder verlieren gleichzeitig ihren haftenden Halt. Die Fahrt endet im Straßengraben. Ulli hat unglaubliches Glück. Der Rangie bleibt als Schrott zurück. Ulli muss seine Fahrt im Krankenwagen ins Krankenhaus nach Benidorm fortsetzen. Dort bleibt er nur eine Nacht. Kunstvoll klammern die Ärzte Ullis verletzte Kopfhaut. Diese mit zahlreichen Klammern zusammen gehaltene Kopfhaut verheilt schnell.


Ulli lebt seit Jahrzehnten in Spanien als selbstständiger Autor spannender Kriminalromane



 Es gibt zwar ein Gefühl großer Sicherheit mit einem 6x6 angetriebenen 18-Tonner-MAN durch die Landschaft zu dieseln. Doch selbst das hilft im engen, asiatisch-afrikanischen Stadtgedränge wenig, wenn selbst ein anderer zu Schaden kommt. Beim Unfall hat man im Ausland, dann noch auf einem anderen Kontinent, die denkbar schlechtesten Karten.

 "Bluekat" hat seinen MAN 6x6 in zweijähriger Arbeit auf einem ausrangierten Fahrgestell vollkommen neu aufgebaut. Dafür hat jetzt ein mobiles Heim mit fast allem erdenklichen Komfort.


Bluekat beschreibt in seinem Blog, welche sandigen Weg er unter die sechs angetriebenen Räder seines MAN nimmt.

Schöner wohnen im Allrad-LKW









Es bleibt sich gleich, ob man mit einem 18-Tonner oder mit einem Fahrrad sich durch das Verkehrsgewühl kämpft:  Man muss defensiv bis hin zur Demut fahren, um sich gegen Launen und Unzugänglichkeiten anderer Verkehrsteilnehmer zu wappnen. Ganz anders denkt der, der seinen Schreibtischstuhl an sonnigen Tagen vielleicht gerade noch mit seinem Fahrradsattel tauscht. Doch auch dieser Kritiker des Reisen inspiriert mich:

" Und so rast er denn von Stadt zu Stadt, von Campingplatz zu Campingplatz, von historischem Gebäude zu historischem Gebäude, von Markt zu Markt, rastlos und getrieben, immer weiter und weiter, pflegt sein Fernfahrerimage in seinen blogs, das doch ständig im Schatten jener Trucker steht, die mit ihren allradgetriebenen Schützenpanzervehikeln über die Landstraßen donnern, daß die Hasen und Füchse die Flucht ergreifen. Ganz verspannt im hier und hetzt, hetzt, hetzt ..."

Schön geschrieben - richtig noch dazu: Wozu sich durch die Welt bewegen, wenn die Welt in verschiedenen Medien und auf zahlreichen Kanälen frei Haus zum Konsumenten kommt?


Wenn man, wie wir bei Mohammedia im Camp Said, einen sicheren, sauberen und ruhigen Platz gefunden haben, dann fährt man leichter, sicherer und schneller mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu weiteren Sehenswürdigkeiten. Die Moschee Hassan II in Casablanca liegt zwar nur 35 Kilometer von Camp Said entfernt. Doch ein Taxi bringt uns zum Bahnhof, ein Nahverkehrszug nach Casablanca, ein weiteres Taxi zur Moschee.


Die Zugfahrt nach Casa dauert eine knappe halbe Stunde, die wir angeregt plauschend in bequemen Sesseln verbringen. Denn die Moschee Hassan II sollte man sich in Casablanca ansehen. Bauzeit zwischen 1987 bis 1993, eine Fläche von 20.000 Quadratmeter, Fassungsvermögen bis zu 25.000 Menschen, Baukosten etwa eine Milliarde 1993 aus Spenden aufgebracht....


Wie die Moschee Hassan II in Casablanca auf den Besucher wirkt, ist eine Frage des Bewusstseins. Das Bewusstsein bildet die Erziehung, die Konditionierung, die Umgebung, Freunde, Arbeit und Einsicht. Der Weise daheim in seinem Sessel schreibt so schön:

Für das Bewusstsein, was man wie ist in jedem Moment, ist es völlig egal, ob man reist oder nicht. Reisen ist dafür völlig irrelevant. Es hat keinen Wert in sich, per se. Aber es hält einen auf jeden Fall beschäftigt.


Wohl wahr. Der Weise wird es wissen.


Ein noch begabteren Lyriker formuliert seine fruchtbare Kritik noch besser:

"i freu me immer auf grandfather's wordl-reisen, smiling in my altersheim; without zähne for um zu bite, aber quite glücklich when post comes from oppa out of the große weite world --
ya - jess ... "

Es gibt sie also, die freudigen und freundlichen Leser meiner bemühten Blog-Berichte! Warum auch nicht?




Nachdem wir staunend die gigantische Moschee-Halle besichtigt haben, zeigte uns der Führer noch die Waschräume für die rituellen Reinigungen vor dem Gottesdienst.








Wenige Schritte weiter pulsiert das alltägliche Arbeitsleben. Eine Autowerkstatt repariert ein Fahrzeug. Die Katze sonnt sich unter der Stoßstange.

 
Bei der Besichtigung dieses gewaltigen Monuments belasten mich Gedanken an die "Große Halle Germania" von Albrecht Speer:


 
 
 Doch dieses Gebäude existierte - zum Glück - nur als Gipsmodell. Bomben, Granaten und Panzer haben Berlin zertrümmert, bevor es Hitlers Architekten zur Groß-Germanischen-Gigantomanie aufblasen konnten Bautrupps und Bagger bauten danach zahlreiche zerstörte Städte zu einer "autogerechten Stadt" auf und um.
 
 Dass sich sunnitische Religionsmächte in Saudi Arabien mit Millionen Spenden halfen, den Bau der Moschee Hassan II zu finanzierten, dass das Regime von Hassan II mit großer Härte gegen Oppositionelle vorgegangen war, wird leicht vergessen, wenn man sich von Glanz und Pracht dieser monumentalen Moschee blenden lässt.  Doch dass die Königliche Autorität von Hassan II und seinem Sohn und Nachfolger "M6" Marokko bislang eine größere Stabilität als die umliegenden Länder im Maghreb garantiert hat, genießen wir dankbar als Touristen. Alter wie Erfahrung aus Regimewechsel wie in Teheran, Ägypten oder Libyen machen mich zunehmend demütig und zurückhaltend. Meine Meinung tendiert dahin, keine mehr zu haben.
 
 
Casa - Hafen: Einst führte der Bau 1906 zu Aufständen. Darauf besetzten die Franzosen das Land. Ihr Regime setzte den Bau des Hafens fort, wo zuvor ein Heiligtum stand. Mittlerweile ist der Hafen von Casa ein Wirtschaftsmotor in Marokko wie wohl kaum ein zweiter.
 
 
Nach schönen Gesprächen mit den Freunden aus dem MAN 6x6 Mobil, nach dem eindrucksvollen Besuch der Moschee Hassan II, nach zwei ruhigen Nächten, in die sich der Klang von tropfendem Regen, keifenden Katzen und Vogelstimmen mischte, geht es gestärkt wieder auf die Bahn. Die Autobahn um Casablanca führt geradewegs nach El Jadida, wo wir schon nach 125 Kilometer unser neues, nächstes Quartier im Camp International aufschlagen: N 33° 14.407 W08° 29.324 Die Mautgebührt von etwa 6,50 Euro ist mir ruhiges Reisen wert.
 
 
In vier Jahren hat mich nun die "Walkuh", mein VW-Crafter, doch recht zuverlässig 100.000 Kilometer weit durch die Lande geschaukelt. Es ist, wie man sieht 11.25 Uhr und mit 16 Grad Celsius angenehm warm.
 
 
Das Camp International von El Jadida steht zwar wieder gepackt voll mit Weißware, also Plastikbombern meist aus Frankreich. Aber auch Reisende im SUV mit Dachzelt und einem weiteren Schutzraum unter dem Regenschirm halten dem gelegentlichen Regen und dem manchmal aufbrausenden Wind, fast schon Sturm, Stand.
 
Als wir hier bei strömenden Regen uns eine funktionierende Steckdose aus dem Stromverteiler gesucht hatten, im Internet den Wetterbericht für El Jadida abriefen, fühlten wir uns gegen Mittag auf den Arm genommen. "14.00 Uhr sonnig", verkündete der Dienst. Nach unserem Gemüsemahl, einem erholsamen Mittagsschlaf, konnten wir wirklich bei Sonnenschein unseren Stadtbummel beginnen. El Jadida hat im Sommer großartige Reiterfestespiele. Das Denkmal im Kreisverkehr weist darauf hin. Die breiten langen Sandstrände sind bei Marokkanischen Touristen im Sommer sehr beliebt.
 
Doch jetzt im Winter versuchen junge Männer mit Eifer und Geschick den Ball in ein kleines Tor zu schießen.
 
Vor der Stadtmauer des portugiesischen Viertels entstehen in handwerklicher Holzbaukunst Hochseekähne für den Fischfang. Wie man mir versichert hatte, arbeiten die Männer ein bis zwei Jahre an der Fertigstellung eines solch großen Schiffes.
 
Es liegt weit, weit über meinem Verständnis-Horizont, dass aus diesem Haufen dicker Bretter hochseefähige Fischerkähne entstehen, die sich in den Wellen des Atlantiks bewähren müssen.
 
 
Durch diese Torbögen gelangen wir in das alte portugiesische Viertel, welches die Portugiesen schon im 14. Jahrhundert gegen den Widerstand der Einwohner errichtet hatten.
 

 
Dieser ehemalige portugiesische Wachturm wurde mit einem landesüblichen quadratischen Aufsatz versehen, um mit geringem Aufwand ein Minarett zu erhalten. Ebenso lassen sich auch ohne größeren Aufwand, die Lebensdauer alter Daimler um einige Jahrzehnte verlängern.
 
Zwischen Meer und alter Stadtmauer liegt ein Fußballfeld. Man sieht, wie der Wind vom Meer die Palmwedel ausrichtet.
 
Dass die alte Zisterne als Wasserspeicher genutzt worden wäre, ist zweifelhaft. Eher diente sie als Schutzraum bei Belagerungen.
 
Mima demonstriert mit mir, wie das Gewölbe die Stützlast der Decke zu tragen hat.
 
Es kommt ein Gefühl auf, als befände man sich in einem magischen, zumindest in einem geheimnisvollen Raum. Die symmetrische Struktur des Gewölbes, der Lichteinfall, das Wasser am Boden, einige Lampen im Raum, verhaltene und verhallende Gesprächen bewirken eine eigenartige Atmosphäre.
 

 
Vor mehr als fünf Jahrhunderten verschossen die Kanonen noch Kugeln aus Stein. Doch diese Technik hat wohl den Portugiesen geholfen, die damalige Welt zu erobern und auszuplündern.
 
Welche Nachfahren von wem auch immer jetzt friedlich auf der Wehrmauer sitzen und ihre Schuhe auf der Kanone absetzen, bleibt gleichgültig. Hauptsache ist, dass Friede im Land herrscht.
 
Sich mit den Nussschalen, die mittig im Hafen liegen, auf den Atlantik zu trauen, erfordert Mut und Können. Manche der abgewrackten Kähne dienen auch dazu, Flüchtlinge aus Afrika über lebensgefährliche Meeresstraßen ins Gelobte Land, nach Europa, zu bringen.
 
Vielleicht ist aber auch der heutige Tag schon zu stürmisch, als dass die Schiffe zum Fischfang auslaufen können.
 
Also liegen die Kähne im ruhigen Wasser hinter den Hafenmauern, an denen sich die Atlantikwellen brechen. 
 
 Blick von der alten portugiesischen Festungsmauer über El Jadida.
 
Schon einige Jahrhunderte hat die salzige Luft vom Meer mit dem Zahn der Zeit ganz langsam das einst glänzende Metall in braunen Rost verwandelt. Doch es wird noch viele Jahrhunderte mehr dauern, bis diese Apparatur zu Staub zerfällt.
 
Auf dem Heimweg zum Camp International in El Jadida beleuchten psychodelische Lichteffekte die Straße. Doch aufkommender Regen treibt uns zur Eile an. Dafür genießen wir für einen Euro Aufpreis unsere erste heiße Dusche in Marokko.
 
Google Maps zeigt unseren bisherigen Reiseweg durch Marokko in der vergangenen Woche: Wir sind 440 Kilometer weiter südwestlich ins Land vorgedrungen. Die Stationen Tanger, Asilah, Kenitra, Mehdya, Rabat, das wir mühevoll durchfuhren, Mohammedia, Casablanca und El Jadida sind auf der Karte verzeichnet. Nur das beschauliche Moulay Bousselham ist zu klein, um auf der Karte eingetragen zu sein.
 
 

27 Januar 2014

Von Moulay Bousselham bis Mohammedia

Diese Reise steht, im Gegensatz zur Marokko-Fahrt 2012, unter dem Motto: Ruhe, Erholung, Entspannung. Es reicht endlich einmal: Genug verspannt im Hier-und-Hetz soll mir Marokko 2014 Kraft, Gesundheit, Freude, Genuss, Luxus und beschauliche Betrachtung bieten.
 
 

Zum Luxus gehört, dass wir uns die gefährlichen, holprigen Landstraßen ersparen. Wir reisen auf den wunderbaren Autobahnen. Die kurze Etappe von Asilah nach Mouley Bousselham kostet für etwa 70 Kilometer etwa 3,60 Euro. Doch man betrachte die Sessel aus Marmor im Garten einer Autobahnraststätte. Den Luxus dieser Autobahnraststätten sucht man auf den meisten Campingplätzen vergeblich.


Die Erdbeersaison hat hier in Moulay Bousselham schon begonnen. Im Hintergrund schimmert unter dem blauen Himmel das Meer in dunklerem Blau.


Mein Bruder aus Dortmund fährt fast das gleiche Auto wie diesen Hymer von 1982 mit H-Kennzeichen. Mein Bruder scharrt schon mit den Hufen, um nach Marokko zu reisen.

 Der Wetterbericht aus Deutschland droht am Wochenende mit Frost bis zu 20 Grad unter Null. Zwar war unsere Nacht mit fünf Grad über Null auch nicht gerade warm. Doch am Tag hatten wir im Auto schon angenehme 30 Grad plus. Mima serviert Mittagessen im Freien. Es gab Mangold mit roter Beete, Salat, gebratener Banane, gepresster Orangensaft, Oliven - alles reichlich und fast schon wieder zu viel des Guten.

 Mima spült die Salatschüssel, Teller und Töpfe vom Mittagessen mit "Tri(e)nk-Wasser".

 
 
Manche Allrad-LKW-Piloten, die sich fern der Zivilisation in der Wüste treffen, ertragen kaum diese Ansammlung von "Tupperware". Doch die rüstigen Rentner, die sich hier an der Flamingo-Lagune von Moulay Bousselham erholen, sind glücklich über das schöne Wetter, die gute Kost, freie Zeit und erträglichere Preise als daheim. Manche waschen ihr Auto am Campingplatz, andere laden ihre Quads oder Mopeds aus den Ladeluken oder den Anhängern, manche kommen mit einem Wagen im Schlepp. Die meisten richten ihre Fernsehantennen auf Empfang. Mir macht das Internet und mein Blog-Bericht viel Spaß.
 
 
 Sand, Meer, Himmel, Einsamkeit, Ruhe, Entspannung: Moulay Bousselham am Feiertag-Freitag, den 24. Januar 2014
 
 
Moulay Bousselham erstrahlt vom Meer aus gesehen beim Licht der Nachmittagssonne in blau, weißen Farben. Zwei Hunde jagen sich im Sand. Idyllisch spielt ein Vater mit seinem Töchterchen. Die Druckkammerlautsprecher der Moschee schallen hinunter bis auf den Campingplatz. Fast hat mir der vertraute Gesang der Muezzin schon gefehlt. Hier leitet diese Stimme eine Stimmung von friedlicher Andacht ein. Die Menschen kommen zur Ruhe. Die überträgt sich angenehm auf mich. Für die Hitze schon im Januar und später im Jahr erscheinen mir mittlerweile fünfmalige Gebete eine heilsame Übung für die individuelle wie kollektive Gesinnungshygiene.
 
 
Die sonnige Wärme übt eine heilsame, ruhige Wirkung auf mein Gemüt aus.
 
 
Blick vom Stadtzentrum auf die Lagune. Hinter den Fischerbooten reihen sich die Wohnmobile wie Perlen an einer Schnur auf.
 
 
Ein weiterer Tag in Moulay Bousselham: Die Sonne schafft es nicht, die Wolken zu verdrängen. Also bleibt es bei etwa 15 Grad Celsius. Die Kinder spielen mit Murmeln. Beachtlich, wie die Handwerker aus Fliesenresten das Pflaster gestaltet haben.
 
 
 Der zweite, höher gelegene Campingplatz in Moulay Bousselham wirbt mit einem Schwimmbad.
 
 
In Moulay Bousselham fahren fast nur alte Daimler als Taxis. Alle Fahrzeuge sind in gelber Lackierung mit rotem Dach einheitlich erkennbar.
 
 
Dies opulente Mahl stand als "Couscous avec 7 legumes" auf der Karte. Wir bestellten es mit der ausdrücklichen Anforderung, ein vegetarisches Mahl ohne Fleisch und ohne Fisch zu bekommen. Der Kellner bejahte dies diensteifrig. Doch die überreichliche gefüllte Gemüseplatte enthielt dennoch Hühnchen-Teile. Auf unsere Beschwerden kam der Koch und Besitzer, der auch Deutsch sprach. Der Kellner behauptete weiter steif und fest: "Das ist kein Fleisch, pas de viande, c'est Poulet." Hühnchen sei, laut dieser Auskunft, eben kein Fleisch. Der Koch zog darauf hin das Hühnchen aus dem Gemüse, wir einigten uns auf einen Drittel geringeren Preis. Dass wir die aufgetragenen Mengen nicht schaffen konnten, versteht sich. Das Festmahl kostete uns mit zwei sättigenden, süßen Pfefferminztees etwa 12 Euro.
 
Da das Solarmodul kaum noch Strom für unsere Bord-Batterien erntet, haben wir das Auto zu einer Steckdose gefahren, die noch Strom hatte. Der Campingplatz soll unter den stürmischen Atlantikfluten vor etwa zwei, drei Wochen knietief unter Wasser gestanden haben. Wunderbarerweise funktionieren dennoch einige Steckdosen. Mein Voltmeter misst übrigens nur 140 statt der bei uns üblichen 220 Volt. Doch die Spannung reicht aus.
 
 
Während wir etwa eine Stunde auf unseren "Couscous mit sieben Gemüsen" warten, entlädt vor uns ein Lastwagen mit Gasflaschen seine Ladung. Wir bewundern die Artisten, welche die Gasflaschen durch die Luft schleudern. Der Mann oben fängt die Flaschen auf, welche sein Kollege unten ihm hoch katapultiert.
 
 
Die Fischer, welche mit ihren vorn hochgezogenen Kähnen auf dem welligen Atlantik ihrem gewagten Handwerk nachgehen, sind glücklich vom Meer heim gekehrt. Kunden feilschen und Möwen kreischen um die Beute.
 
 SPIEGEL Online, kurz SPON, kommt gut über das Internet von Maroc Telecom. Die abendliche TV-Sendung brach allerdings nach etwa einer Stunde ab, nachdem wir 360 MByte empfangen hatten.
 
 
 Der Campingplatz La Chenaie (N34 15.390 W06 34.010) in Kenitra ist voll gepackt mit "Weißware".
 
 
Das Schwimmbad ist im Winter geschlossen, obwohl Mittags das Thermometer sich bei 25 Grad einpendelt. Im Hintergrund erhebt sich das Minarett der Moschee.
 
 
Die Läden quellen über von Waren. In dieser Straße haben sich die Händler auf Damenkleidung spezialisiert.
 
 
Es ist zu vermuten, dass der Händler Stunden um Stunden bei seiner Ware wacht, bis sich ein Käufer findet. Viele Produkte kommen aus China.
 
 
 Dieser Dienstleister wäscht parkende Autos am Straßenrand. Weitere Erforschungen im bunt asiatisch-arabischen Stadtgetriebe wollen wir uns nicht zumuten. Wir genießen die Ruhe auf dem Campingplatz, den eine mehr als zwei Meter hohe Mauer umschließt. Die Mauerkrone ist mit Glasscherben gespickt. Auf der Mauer steht nochmal ein etwa 1,50 Meter hoher Zaun, dessen drei abschließende Stacheldrahtreihen nach außen zeigen.
 
 
Der Abendspaziergang durch diese verwirrende asiatisch-arabische Welt zehrt an den Nerven. Die Menschen gehen in der Enge zwar sehr vorsichtig und rücksichtsvoll aneinander vorbei. Dennoch muss man dauernd genau den Boden beachten, weil man über Steine, Löcher, Nässe und andere Unregelmäßigkeiten leicht zu stolpern droht. Dazu drängen sich Fahrzeuge durch die dichte Menschenmenge. Ein weiteres Augenmerk muss man als Tourist darauf richten, seine sieben Sache beieinander zu halten.  Bettler mit erschreckenden Missbildungen versuchen, Dich in ihren Bann zu ziehen und zu einer milden Gabe zu drängen. Angenehm in Kenitra ist hingegen, dass sich keiner der Händler um uns als Touristen kümmert. Nach einigen durchwanderten Gassen haben wir die Orientierung verloren. Doch nach zwei, drei Auskünften von hilfreichen Menschen finden wir zur Moschee zurück, hinter der in geringer Entfernung der Campingplatz liegt.
 
 
Mit großer Liebe und Mühe breiten die Händler ihre Waren aus. Oliven und andere schmackhafte sauer eingelegte Gurken, Zwiebeln und Peperoni sind für unsere Euros sehr preiswert. Das Marjane-Kaufhaus bietet alle Waren unter einem Dach. In den Straßen aber handeln Hunderte von Menschen. Marjane jedoch verkauft auch Wein und Bier, was mir in den Straßen noch nicht aufgefallen ist.
 
Wer nur einen Augenblick aus seiner Mitte fällt, einen Augenblick nur nervös oder angespannt wird, für den wird das Gedränge an Autos und Fußgänger schnell unerträglich. Noch strengen mich meine ersten Geh- und Fahrversuche in Marokko recht an. Nach einiger Zeit erleichtert mir Routine das Fortkommen im Land. Eins ist sicher: Daheim im Sessel am Abend seinen Wein beim Fernsehen zu schlürfen, kostet weitaus weniger Energie und Anstrengung.
 
 
Medhiya Plage: Das Wetter war wie vor bei meinem Besuch vor zwei Jahren. Wir wollten eine leichte Fahrt von 20 Kilometern bis zu diesem Strand bei Kenitra wählen. Nur war der Campingplatz, der mir vor zwei Jahren Freude gemacht hatte, einer Großbaustelle gewichen. Jetzt werden dort Wohnparks hochgezogen. Doch es ist früh genug, um ein neues Ziel aufzusuchen. Wir wählen einen Platz 86 Kilometer weiter bei Mohammedia. Allerdings führt uns der Weg zunächst über Landstraßen am Meer entlang. Dort fahren wir sehr ruhig durch die wunderbar begrünte Küste. Dann jedoch nähern wie uns dem Großstadt-Verkehr von Rabat.
 
 
An einer roten Ampel gelingt es mir, aus dem kurz geöffneten Fenster ein Bild vom Straßenchaos zu gewinnen. Die Moschee im Hintergrund strahlt majestätische Ruhe aus. Davor brodelt, hupt es, Fußgänger stürzen sich zwischen die vorbeiflutenden Autos, kehren Dir dabei voller Gottvertrauen den Rücken zu, jede kleinste Lücke vor mir füllen sofort Fahrzeuge, Mopeds, sämtlich ohne Kennzeichen, rauschen im Zentimeterabstand links und rechts an der "Walkuh" vorüber, Polizistenpfeifen zerreißen mit schrillem, hohen Ton das dumpfe Brodeln der Autos, Busse eines chinesischen Herstellers mit zersprungener Heckscheibe, verbeulten Stoßstangen halten vor mir, um Fahrgäste aussteigen zu lassen und aufzunehmen, manch Hund streunt wie verloren durch das Gewühl, doch das größte aller Wunder ist, irgendwann unbeschadet wieder freie Fahrt über die Landstraße zu gewinnen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h erhöht sich auf 60 km/h.
 
Das Wrack auf der Ladefläche zeugt von einem schrecklichen Unfall.
 
 
 Zu meinen festen Reiseritualen in Marokko gehört der gelegentliche Verzehr von einem Käse-Omelett. Der Preis von zwei Euro lässt sich bei dem zuvorkommenden Service verschmerzen.
 
Der Campingplatz Said bei Mohammedia hat mich schon vor zwei Jahren begeistert. Nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt, gibt es dort Ruhe, Strom, passable Sanitär-Anlagen und eine freundliche Managerin in diesem Familienbetrieb. (N 33° 43.544 W 07° 20.200)
 
Die Pflanzen überwuchern die Grabsteine an diesem Friedhof, der den Meeresblick durch die hohe Mauer verwehrt.
 
In dieser Hütte lebte vor zwei Jahren ein "Rastaman" in warmer Frühlingssonne. Diesmal, etwa zwei Monate früher, scheint der Rastaman in Winterferien zu sein. Nur der Hund hält Wacht, hebt aber nur müde sein Haupt.
 
Diese Schatzsucher mit Metallsuchgerät sieht man häufig am Strand. Das Geschäft scheint noch mühsamer als das der Angler. Die Surfer in der Brandung sind zwar auf dem Bild nicht mehr zu erkennen. Doch es gab zahlreiche Männer, die in der frischen Brandung auf ihren Brettern kunstvoll balancierten.
 
 

Ein Wall aus Tonnen dient der Ufermauer als Fundament.
 
Die Gischt bricht sich an der Steilküste. Auf den Steinen davor entstehen wieder neue Wohnparks. Was einen Straßenzug weiter vor zwei Jahren als mehrstöckige Wohnanlagen im Rohbau stand, ist mittlerweile vollendet.
 
Dies sind also die nächsten Bauprojekte, die nunmehr auf zahlungskräftige Kunden warten.
 



Ein paar Kilometer weiter findet man auch noch Altbauten am Meer, wobei das alte Gemäuer ein betonierter Wall schützt.
 
 
 
Dieser Club mit Disko, Bar und Restaurant liegt noch in tiefem Winterschlaf.
 
 
Der alte Wagen - vermutlich ein unverwüstlicher Bedford - glänzt in neuem Lack. Leider leuchten die Farben unter dem bedeckten Winterhimmel nur sehr schwach. Doch selbst am Abend bleibt es bei tröpfelndem Regen noch 14 Grad warm.
 
Wegen der schier unendlich langen Motorhaube Platz muss die Lademulde auf etwa ein, zwei Meter Stauraum verzichten. Doch dafür hat dieses Auto noch eine richtige Schnauze, ein Gesicht mit zwei Lampenaugen. Einfach ein schönes Stück früher industrieller Ingenieurskunst.
 
Mechaniker-Meister warten Zweiräder. Der Moped Motor erleidet einen schwereren Eingriff. Der Fahrradreifen rechts bekommt einen Flicken.
 
 
 
Bei meiner Arbeit an E-Mails mit Freunden und bei SPON röhrt der schwere MAN-15-Tonner mit 2,55 Meter Breite auf den kleinen Platz Said. Unsere Freunde Rainer und Beate sind eingetroffen. Das Fahrzeug mit drei angetriebenen Achsen übertrifft alle Fernreise-Mobile, welche bislang unseren Weg kreuzten. Mehr davon im nächsten Bericht.