Nach einer Woche sind nun endlich wieder die ersten Palmen und Agaven zu sehen. Nach drei ruhigen Nächten in Lyon geht die Fahrt jetzt an den Atlantik. Noch 214 Kilometer dann sind wir am Capbreton, kurz vor der spanischen Grenze. Das Beste aber ist: Seit Lyon schon scheint die Sonne!
Der Weg von Lyon führt über das Zentral-Massiv in Höhen bis zu 1250 Metern. "Glace Frequent" warnen die Schilder. Doch die Straße ist trocken und liegt im Sonnenschein.
Während einer sonnigen Mittagspause auf einem einsamen LKW-Parkplatz sehen wir in die schneebedeckte Weite des Massiv Central.
Obgleich wir nur Mautfreie Straßen nutzen, kommen wir flott voran. Die mächtige Statue von Le Puy en-Velay lassen wir links liegen. Doch wer kann, sollte dort rasten. Das Monument christlicher Erbauung ist weiter noch sichtbar als die raumgreifenden Werbungen für McDonald oder Coca Cola. Die Route National 88 führt über Mende durch zauberhafte Landschaften. Wir sind so gut in Schwung, dass wir unseren Reiseweg noch über das vorgesehene Ziel Rodez verlängern. Denn der ADAC-Stellplatzführer weist unter der Kathedrale von Albi Plätze für Wohnmobile aus. Mit Glück erreichen wir diese Stellplätze zum Sonnenuntergang.
Die Kathedrale von Albi ist mit 130 Meter Länge, 50 Meter Breite und einem 78 Meter hohen Turm ist die Größte ihrer Art.
Die Kathedrale von Albi dokumentiert die Macht des Königs, nachdem dessen Soldaten die vorige Glaubenskultur der Katharer zerstört hatten.
Die Mönche der Katharer lebten in Armut und Askese. Ihnen waren Fleisch, Käse, Eier, Milch und Wein verboten. Da diese Bettelmönche gegen die römische Amtskirche agitierten, die sie als "Hurer und Fresser" erkannt hatte, war die Reaktion der Feudalaristokratie vorhersehbar. Ein begnadeter Fürst des Gemetzels war Simon de Montfort, der in Béziers 1209 schätzungsweise 18.000 Menschen töten ließ. Soviel zum Umgang der Rechtgläubigen Christen mit den ungläubigen Christen.
Wer das Gemetzel an den Katharer überlebte, konnte sich in Diensten der Krone und des Papstes als Steinmetz beim Bau der Kathedrale St. Cécile verdingen und hervortun. Das Gebäude entstand zwischen 1282 und 1512.
Die Abendsonne übergießt die Steinerne Kunst der Kathedrale mit rot-goldenem Licht.
Einen Massenmord zu Ehre Gottes lässt sich bestens mit dem Bau einer Kathedrale in königlicher Regie sühnen.
Die klerikale Kultur wirbt für ihre Fantasieen mit in Stein gemeißelten Engel und Heiligen.
Die Markthalle von Albi schützt Waren, Kunden und Marktkaufleute vor Wind und Wetter.
Es geht ruhig und friedlich zu in der Markthalle von Albi.
Die Brücke über den Fluß Tarn in Albi.
Von Montauban gibt es nichts weiter zu berichten, als dass uns der Parkplatz am Fluß unter den noch kahlen Platanen eine ruhige Mittagspause geboten hat. Irgendwann muss ein Hochwasser den Baumstamm auf dem Brückenpfosten abgelegt haben.
In Gimont finden wir einen ruhigen Nachtplatz, an dem ein romantisches Bächlein entlang fließt.
An diesem überdachten Markt- oder Parkplatz wie an der Kirche in Gimont liest man die in Stein gehauene Zahl: 1331.
Zahllose Generationen sind in das Kirchlein von Gimont seit der Erbauung 1331 ein- und ausgegangen.
Der Wirt in Gimont hat sein Fenster mit diesem Kunstwerk veredeln lassen. In der Banderole der Flagge steht
"Das Ende der Welt ist nicht mehr fern". Daher lässt der fromme Mann die Korken knallen und
Capbreton: Der Kirchturm dient vermutlich auch als Leuchtturm.
Der Hafen von Capbreton: Segelmasten soweit das Auge reicht.
Strandspaziergang in Capbreton
Der Weltkriegs-Koloss liegt wie ein surreales Ungeheuer in der Gischt beim Licht der untergehenden Sonne.
Von Capbreton sind es keine 100 Kilometer mehr weit bis nach Spanien. In acht Reisetagen haben wir 1610 Kilometer zurückgelegt. Die "Walkuh" hat 13 Liter/100 Kilometer gebraucht, was mit einer 11-Kg-Gasflaschen-Füllung und drei Nächten auf dem Campingplatz in Lyon insgesamt 381 Euro gekostet hat. Die Kosten für Lebensmittel sind nicht eingerechnet, weil die ja auch daheim anfallen.
Capbreton kühlt nachts auf Minus drei Grad ab. Der Wind vom Atlantik peitsch kalt über die Dünen. Die Weiterfahrt nach Spanien geht über gefühlte 1001 Kreisverkehr-Abzweigungen. Die 86 Kilometer bis San Sebastian ermüden. Wir verkürzen die Strecke mit einer Autobahnfahrt, die uns gleich fünf Euro aus dem Beutel zieht. In San Sebastian fahren wir über eine einspurige Bergstraße zum Camping Igueldo. Als der neben 22,70 Euro noch zugibt, dass sein WiFi nicht funktioniert, fahren wir weiter. Castro Urdiales soll schön ist. Der Fischerort mit der uralten Kirche Santa Maria ist auch schön. Allerdings stört der Hagelschauer. Immerhin gibt es WiFi im Küsten-Kaffee Dallas, WiFi plus Steckdose.
Die Restauration für nur 489.471,32 Euro erscheint mir ausgesprochen preisgünstig.
Castro Urdiales lockt mit milden Wintern. Doch die Dame in der Touristen Information gibt zu bedenken, dass ausgerechnet dieses Wochenende der stärkste und kälteste Wintereinbruch zu verzeichnen sei.
Castro Urdiales begrüßt unseren Besuch mit dem kältesten Wintertag des Jahres, mit Hagel und Schneeschauern.
Was für eine Nacht in Castro Urdiales! Ein blendender Blitz dringt durch meine geschlossenen Augenlider - morgens um 6.15 Uhr. Der Donnerschlag folgt darauf, lässt die Wände meines rollenden Plastikcontainers zittern. Hagel und Regen wechseln sich ab. Wir brechen zeitig von der Hafenstraße in Castro Urdiales auf. Wir wollen doch noch etwas sehen von der bezaubernden spanischen Nordküste. Der Prospekt der Touri-Info über Cantabria (www.turismodecantabria.com) macht Lust auf mehr. Doch das Wetter, dieser Hagel, Regen und Sturm lässt uns nicht lange bleiben. Selbst Santander lassen wir aus, obgleich das Degenhardt-Lied "Komm Geliebte, komm, kommt mit nach Santander...." in mir klingt. So klang zuvor das Brecht-Lied in der Gegend von Bilbao: "Bills Ballhaus in Bilbao,....". Im Schnee kalten Germanien beflügelt das sonnige Spanien die Gedanken der Dichter. Von wegen sonniges Spanien! Wir freuen uns, wenn die Temperatur über Null Grad Celsius steigt.
Santimilla de Mar: Eine touristische Bilderbuchstadt aus alten, alten Feldsteinen gebaut. Der Reiseführer schwärmt vom "spanischen Rotenburg". Doch an diesem schüttenden Regensonntag waren zwei Deutsche die einzigen Besucher dort.
Der Zahn der Zeit hat die Löwen vor der Kirche, der Sonntags verschlossenen Kirche von Santimilla de Mar, zugesetzt.
Wenn dies die Viehtränke in Sentimilla de Mar sein soll, so schwappt sie über vom Regenwasser. Das Wasser fällt in Kaskaden von den Dächern. Wir müssen schnell über die Berge, um dem Unwetter zu entwischen.
So gestaltet sich die Fahrt auf der Schnellstraße von Cantabria mitten durch das spanische Hochland. Manche Fahrer mit Sommerreifen und ohne Fahrtechnik im Schnee drehen ihre Antriebsräder wild durch. Es geht bis auf über 1000 Meter Höhe. Selten lässt sich der vierte Gang nutzen. Etwa ein, zwei Stunden kriechen wir mit Tempo 30 km/h durch das Schneetreiben.
Endlich ist die Höhe geschafft. Erwartungsgemäß ist der Schnee und Regen, der vom Atlantik sich an den Nordhängen von Cantabrien niederschlug, vorbei. Wir begrüßen die ersehnte Sonne wieder. Wir genießen eine freie, vierspurige Schnellstraße. Wir arbeiten uns 352 Kilometer in Richtung Süden-Südwesten vor.
Die Schnellstraße führt uns an Palencia, Valladolid bis kurz hinter Zamora. Dort finden wir am Stausee in Ricobayo ein lauschiges, stilles Plätzchen zur Nacht. Der Vollmond scheint in meine rollende Diogenes-Tonne hinein. Der Rotwein mundet zu Käse, Oliven und weißem Brot. Mehr als 2000 Kilometer liegen hinter uns. Wir erhoffen uns eine wärmere, sonnigere Winterwelt. Immerhin sind es am Abend schon vier Grad Celsius, obgleich wir immer noch über 700 Meter hoch stehen. Glücklich. Nachts fällt das Thermometer auf minus vier Grad.
In Braganza machen wir stundenlang Pause. Der Frühling lässt die Bäume erblühen. Es sind fünf Nächte her, seitdem in Lyon die letzte Dusche mich erfrischt hat. Jetzt ist es warm genug, wenigstens außerhalb des Autos mit der Außendusche die Haare zu waschen
Die portugiesische Burg in Braganza überwachte in den vergangen Jahrhunderten die Grenze zu Spanien. Meine Reisekamerad Adolf ist ein geduldiger und einfühlsamer Gefährte.
Der Burgherr von Braganza muss schwer an seinem Panzer getragen haben. Doch er stützt sich auf sein Schwert.
Das Haus hinter dem Kriegerdenkmal in Braganza bedarf der Renovierung - wie etliche Häuser in der Altstadt. Aber auch die Kleidung vieler Menschen zeigt deutliche Zeichen der Zeit.
Von Braganza führt uns eine Berg- und Talstrecke nach Vinhais in Richtung Chaves. Die Straße ist so kurvig, dass es kaum lohnt, den fünften, geschweige denn den sechsten Gang einzuschalten. Im dritten oder maximal im vierten Gang geht es länger als 50 Kilometer mit 40 km/h. Hinter Rebordelo finden wir an einem kleines Wallfahrtsort St. Rita eine sonnige Abendlichtung. Wenn sich die Wolken, was wir hoffen,verziehen, sollte uns morgens nach der Vollmondnacht die Sonne wieder wärmen. Die Wärme taut uns aus einer Nacht auf, die wieder vier Grad minus kalt war. Allerdings war der Ort auch 900 Meter hoch.
Anderntags wärmt die Maschine die Bergfahrt nach Bulideira auf, dass schon nach wenigen Kilometer die Heizung ein angenehmes Raumklima schafft. In Bulideira erstaunt mich der sogenannte "Wackelstein", der allerdings Tonnen schwer in der Erde unverrückbar seit Äonen dort steht.
Diese Naturwunder begeistern mich immer wieder!
Jetzt gehen wir in Chaves über eine alte Brücke, deren Meilensteine in der Mitte vom römischen Glanz des vergangenen Weltreichs erzählen. Es ist der Geburtstag meiner lieben Frau daheim, die in München von einem dichten Schneetreiben dort berichtet.
In Chaves wacht das Standbild des geharnischten Ritters Don Alfonso, der von 1377 bis 1461 residierte.
Museen sind wie die meisten Kirchen, ja sogar viele Geschäfte in dieser Jahreszeit noch geschlossen. In dieser Burganlage soll sonst ein Militärmuseum seine Schätze zeigen.
Diese Geburtstagsblumen für meine liebe Stephanie in München würden sogar den Weg überstehen. Denn sie sind kunstvoll aus haltbarem Material gearbeitet.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause verabschieden wir uns von Chaves, der Römerbrücke und der Burg. Weiter geht es auf einer aufregenden, landschaftlichen reizvollen Straße N 103 an Stauseen entlang in Richtung Barga.
Obgleich sich das Wasser im Tal über 20 bis 30 Kilometer staut, sind die Berge so kahl, dass sie an den Hohen Atlas in Marokko erinnern.
Die wilde Bergstrecke klingt an der Talsperre aus. Wir schrauben uns dazu von der sechs-, siebenhundert Meter Höhe auf unter 200 Meter hinab. Erstmalig übersteigt das Thermometer die 10 Grad-Grenze. Apfelsinen hängen an den Bäumen. Blüten in den Vorgärten recken ihre dicken, bunten Kelche in die Sonne. Die Sonne scheint ganztägig.
Nun sind wir am heutigen Mittwoch genau zwei Wochen unterwegs. Die letzte Dusche war vor einer Woche auf dem Campingplatz in Lyon. Eine Aussendusche in der Mittagssonne vor der Burg in Chaves hat zumindest meinen Kopf vom Jucken befreit. Mein Geiz mit Gas war so groß, dass immer noch die erste Flasche aus Freiburg heizt. Dafür waren die langweiligen, schlaflosen Vollmondnächte im Auto oft unter 10 Grad kalt. Der Weltempfänger weigerte sich beharrlich, mir deutsche Nachrichten über Kurzwelle zu schicken. Dafür kamen Nachrichten aus Indien, China und Vietnam, diese sogar in deutscher Sprache. Nur war das weniger interessant.
Die Wunder des heutigen Tages kommen dann im nächsten Bericht. Soviel aber sei verraten: Porto am Meer liefert einen passablen Campingplatz für acht Euro, Strom, Duschen und Internet eingeschlossen. So kann man mich wieder über Skype
n0by2call
erreichen. Besonders die Stimme meiner Frau freut mich. Dann gibt es auch wieder morgens die Bayern 2 Sendung mit den Neuigkeiten des Tages. Das hilft gegen Heimweh.
Bislang sind für 453 Euro Diesel in den 2500 Kilometer der Reise verbrannt.
Der Weg von Lyon führt über das Zentral-Massiv in Höhen bis zu 1250 Metern. "Glace Frequent" warnen die Schilder. Doch die Straße ist trocken und liegt im Sonnenschein.
Während einer sonnigen Mittagspause auf einem einsamen LKW-Parkplatz sehen wir in die schneebedeckte Weite des Massiv Central.
Obgleich wir nur Mautfreie Straßen nutzen, kommen wir flott voran. Die mächtige Statue von Le Puy en-Velay lassen wir links liegen. Doch wer kann, sollte dort rasten. Das Monument christlicher Erbauung ist weiter noch sichtbar als die raumgreifenden Werbungen für McDonald oder Coca Cola. Die Route National 88 führt über Mende durch zauberhafte Landschaften. Wir sind so gut in Schwung, dass wir unseren Reiseweg noch über das vorgesehene Ziel Rodez verlängern. Denn der ADAC-Stellplatzführer weist unter der Kathedrale von Albi Plätze für Wohnmobile aus. Mit Glück erreichen wir diese Stellplätze zum Sonnenuntergang.
Die Kathedrale von Albi ist mit 130 Meter Länge, 50 Meter Breite und einem 78 Meter hohen Turm ist die Größte ihrer Art.
Die Kathedrale von Albi dokumentiert die Macht des Königs, nachdem dessen Soldaten die vorige Glaubenskultur der Katharer zerstört hatten.
Die Mönche der Katharer lebten in Armut und Askese. Ihnen waren Fleisch, Käse, Eier, Milch und Wein verboten. Da diese Bettelmönche gegen die römische Amtskirche agitierten, die sie als "Hurer und Fresser" erkannt hatte, war die Reaktion der Feudalaristokratie vorhersehbar. Ein begnadeter Fürst des Gemetzels war Simon de Montfort, der in Béziers 1209 schätzungsweise 18.000 Menschen töten ließ. Soviel zum Umgang der Rechtgläubigen Christen mit den ungläubigen Christen.
Wer das Gemetzel an den Katharer überlebte, konnte sich in Diensten der Krone und des Papstes als Steinmetz beim Bau der Kathedrale St. Cécile verdingen und hervortun. Das Gebäude entstand zwischen 1282 und 1512.
Die Abendsonne übergießt die Steinerne Kunst der Kathedrale mit rot-goldenem Licht.
Einen Massenmord zu Ehre Gottes lässt sich bestens mit dem Bau einer Kathedrale in königlicher Regie sühnen.
Die klerikale Kultur wirbt für ihre Fantasieen mit in Stein gemeißelten Engel und Heiligen.
Die Markthalle von Albi schützt Waren, Kunden und Marktkaufleute vor Wind und Wetter.
Es geht ruhig und friedlich zu in der Markthalle von Albi.
Die Brücke über den Fluß Tarn in Albi.
Von Montauban gibt es nichts weiter zu berichten, als dass uns der Parkplatz am Fluß unter den noch kahlen Platanen eine ruhige Mittagspause geboten hat. Irgendwann muss ein Hochwasser den Baumstamm auf dem Brückenpfosten abgelegt haben.
In Gimont finden wir einen ruhigen Nachtplatz, an dem ein romantisches Bächlein entlang fließt.
An diesem überdachten Markt- oder Parkplatz wie an der Kirche in Gimont liest man die in Stein gehauene Zahl: 1331.
Zahllose Generationen sind in das Kirchlein von Gimont seit der Erbauung 1331 ein- und ausgegangen.
Der Wirt in Gimont hat sein Fenster mit diesem Kunstwerk veredeln lassen. In der Banderole der Flagge steht
"Das Ende der Welt ist nicht mehr fern". Daher lässt der fromme Mann die Korken knallen und
Capbreton: Der Kirchturm dient vermutlich auch als Leuchtturm.
Der Hafen von Capbreton: Segelmasten soweit das Auge reicht.
Strandspaziergang in Capbreton
Der Weltkriegs-Koloss liegt wie ein surreales Ungeheuer in der Gischt beim Licht der untergehenden Sonne.
Von Capbreton sind es keine 100 Kilometer mehr weit bis nach Spanien. In acht Reisetagen haben wir 1610 Kilometer zurückgelegt. Die "Walkuh" hat 13 Liter/100 Kilometer gebraucht, was mit einer 11-Kg-Gasflaschen-Füllung und drei Nächten auf dem Campingplatz in Lyon insgesamt 381 Euro gekostet hat. Die Kosten für Lebensmittel sind nicht eingerechnet, weil die ja auch daheim anfallen.
Capbreton kühlt nachts auf Minus drei Grad ab. Der Wind vom Atlantik peitsch kalt über die Dünen. Die Weiterfahrt nach Spanien geht über gefühlte 1001 Kreisverkehr-Abzweigungen. Die 86 Kilometer bis San Sebastian ermüden. Wir verkürzen die Strecke mit einer Autobahnfahrt, die uns gleich fünf Euro aus dem Beutel zieht. In San Sebastian fahren wir über eine einspurige Bergstraße zum Camping Igueldo. Als der neben 22,70 Euro noch zugibt, dass sein WiFi nicht funktioniert, fahren wir weiter. Castro Urdiales soll schön ist. Der Fischerort mit der uralten Kirche Santa Maria ist auch schön. Allerdings stört der Hagelschauer. Immerhin gibt es WiFi im Küsten-Kaffee Dallas, WiFi plus Steckdose.
Die Restauration für nur 489.471,32 Euro erscheint mir ausgesprochen preisgünstig.
Castro Urdiales lockt mit milden Wintern. Doch die Dame in der Touristen Information gibt zu bedenken, dass ausgerechnet dieses Wochenende der stärkste und kälteste Wintereinbruch zu verzeichnen sei.
Castro Urdiales begrüßt unseren Besuch mit dem kältesten Wintertag des Jahres, mit Hagel und Schneeschauern.
Was für eine Nacht in Castro Urdiales! Ein blendender Blitz dringt durch meine geschlossenen Augenlider - morgens um 6.15 Uhr. Der Donnerschlag folgt darauf, lässt die Wände meines rollenden Plastikcontainers zittern. Hagel und Regen wechseln sich ab. Wir brechen zeitig von der Hafenstraße in Castro Urdiales auf. Wir wollen doch noch etwas sehen von der bezaubernden spanischen Nordküste. Der Prospekt der Touri-Info über Cantabria (www.turismodecantabria.com) macht Lust auf mehr. Doch das Wetter, dieser Hagel, Regen und Sturm lässt uns nicht lange bleiben. Selbst Santander lassen wir aus, obgleich das Degenhardt-Lied "Komm Geliebte, komm, kommt mit nach Santander...." in mir klingt. So klang zuvor das Brecht-Lied in der Gegend von Bilbao: "Bills Ballhaus in Bilbao,....". Im Schnee kalten Germanien beflügelt das sonnige Spanien die Gedanken der Dichter. Von wegen sonniges Spanien! Wir freuen uns, wenn die Temperatur über Null Grad Celsius steigt.
Santimilla de Mar: Eine touristische Bilderbuchstadt aus alten, alten Feldsteinen gebaut. Der Reiseführer schwärmt vom "spanischen Rotenburg". Doch an diesem schüttenden Regensonntag waren zwei Deutsche die einzigen Besucher dort.
Der Zahn der Zeit hat die Löwen vor der Kirche, der Sonntags verschlossenen Kirche von Santimilla de Mar, zugesetzt.
Wenn dies die Viehtränke in Sentimilla de Mar sein soll, so schwappt sie über vom Regenwasser. Das Wasser fällt in Kaskaden von den Dächern. Wir müssen schnell über die Berge, um dem Unwetter zu entwischen.
So gestaltet sich die Fahrt auf der Schnellstraße von Cantabria mitten durch das spanische Hochland. Manche Fahrer mit Sommerreifen und ohne Fahrtechnik im Schnee drehen ihre Antriebsräder wild durch. Es geht bis auf über 1000 Meter Höhe. Selten lässt sich der vierte Gang nutzen. Etwa ein, zwei Stunden kriechen wir mit Tempo 30 km/h durch das Schneetreiben.
Endlich ist die Höhe geschafft. Erwartungsgemäß ist der Schnee und Regen, der vom Atlantik sich an den Nordhängen von Cantabrien niederschlug, vorbei. Wir begrüßen die ersehnte Sonne wieder. Wir genießen eine freie, vierspurige Schnellstraße. Wir arbeiten uns 352 Kilometer in Richtung Süden-Südwesten vor.
Die Schnellstraße führt uns an Palencia, Valladolid bis kurz hinter Zamora. Dort finden wir am Stausee in Ricobayo ein lauschiges, stilles Plätzchen zur Nacht. Der Vollmond scheint in meine rollende Diogenes-Tonne hinein. Der Rotwein mundet zu Käse, Oliven und weißem Brot. Mehr als 2000 Kilometer liegen hinter uns. Wir erhoffen uns eine wärmere, sonnigere Winterwelt. Immerhin sind es am Abend schon vier Grad Celsius, obgleich wir immer noch über 700 Meter hoch stehen. Glücklich. Nachts fällt das Thermometer auf minus vier Grad.
In Braganza machen wir stundenlang Pause. Der Frühling lässt die Bäume erblühen. Es sind fünf Nächte her, seitdem in Lyon die letzte Dusche mich erfrischt hat. Jetzt ist es warm genug, wenigstens außerhalb des Autos mit der Außendusche die Haare zu waschen
Die portugiesische Burg in Braganza überwachte in den vergangen Jahrhunderten die Grenze zu Spanien. Meine Reisekamerad Adolf ist ein geduldiger und einfühlsamer Gefährte.
Der Burgherr von Braganza muss schwer an seinem Panzer getragen haben. Doch er stützt sich auf sein Schwert.
Das Haus hinter dem Kriegerdenkmal in Braganza bedarf der Renovierung - wie etliche Häuser in der Altstadt. Aber auch die Kleidung vieler Menschen zeigt deutliche Zeichen der Zeit.
Von Braganza führt uns eine Berg- und Talstrecke nach Vinhais in Richtung Chaves. Die Straße ist so kurvig, dass es kaum lohnt, den fünften, geschweige denn den sechsten Gang einzuschalten. Im dritten oder maximal im vierten Gang geht es länger als 50 Kilometer mit 40 km/h. Hinter Rebordelo finden wir an einem kleines Wallfahrtsort St. Rita eine sonnige Abendlichtung. Wenn sich die Wolken, was wir hoffen,verziehen, sollte uns morgens nach der Vollmondnacht die Sonne wieder wärmen. Die Wärme taut uns aus einer Nacht auf, die wieder vier Grad minus kalt war. Allerdings war der Ort auch 900 Meter hoch.
Anderntags wärmt die Maschine die Bergfahrt nach Bulideira auf, dass schon nach wenigen Kilometer die Heizung ein angenehmes Raumklima schafft. In Bulideira erstaunt mich der sogenannte "Wackelstein", der allerdings Tonnen schwer in der Erde unverrückbar seit Äonen dort steht.
Diese Naturwunder begeistern mich immer wieder!
Jetzt gehen wir in Chaves über eine alte Brücke, deren Meilensteine in der Mitte vom römischen Glanz des vergangenen Weltreichs erzählen. Es ist der Geburtstag meiner lieben Frau daheim, die in München von einem dichten Schneetreiben dort berichtet.
In Chaves wacht das Standbild des geharnischten Ritters Don Alfonso, der von 1377 bis 1461 residierte.
Museen sind wie die meisten Kirchen, ja sogar viele Geschäfte in dieser Jahreszeit noch geschlossen. In dieser Burganlage soll sonst ein Militärmuseum seine Schätze zeigen.
Diese Geburtstagsblumen für meine liebe Stephanie in München würden sogar den Weg überstehen. Denn sie sind kunstvoll aus haltbarem Material gearbeitet.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause verabschieden wir uns von Chaves, der Römerbrücke und der Burg. Weiter geht es auf einer aufregenden, landschaftlichen reizvollen Straße N 103 an Stauseen entlang in Richtung Barga.
Obgleich sich das Wasser im Tal über 20 bis 30 Kilometer staut, sind die Berge so kahl, dass sie an den Hohen Atlas in Marokko erinnern.
Die wilde Bergstrecke klingt an der Talsperre aus. Wir schrauben uns dazu von der sechs-, siebenhundert Meter Höhe auf unter 200 Meter hinab. Erstmalig übersteigt das Thermometer die 10 Grad-Grenze. Apfelsinen hängen an den Bäumen. Blüten in den Vorgärten recken ihre dicken, bunten Kelche in die Sonne. Die Sonne scheint ganztägig.
Nun sind wir am heutigen Mittwoch genau zwei Wochen unterwegs. Die letzte Dusche war vor einer Woche auf dem Campingplatz in Lyon. Eine Aussendusche in der Mittagssonne vor der Burg in Chaves hat zumindest meinen Kopf vom Jucken befreit. Mein Geiz mit Gas war so groß, dass immer noch die erste Flasche aus Freiburg heizt. Dafür waren die langweiligen, schlaflosen Vollmondnächte im Auto oft unter 10 Grad kalt. Der Weltempfänger weigerte sich beharrlich, mir deutsche Nachrichten über Kurzwelle zu schicken. Dafür kamen Nachrichten aus Indien, China und Vietnam, diese sogar in deutscher Sprache. Nur war das weniger interessant.
Die Wunder des heutigen Tages kommen dann im nächsten Bericht. Soviel aber sei verraten: Porto am Meer liefert einen passablen Campingplatz für acht Euro, Strom, Duschen und Internet eingeschlossen. So kann man mich wieder über Skype
n0by2call
erreichen. Besonders die Stimme meiner Frau freut mich. Dann gibt es auch wieder morgens die Bayern 2 Sendung mit den Neuigkeiten des Tages. Das hilft gegen Heimweh.
Bislang sind für 453 Euro Diesel in den 2500 Kilometer der Reise verbrannt.