Ein regnerischer Sommer Sonntag. Der letzte im Juni Anno Domini 2014. Gestern war im Filmfest München Premiere des Films: "GOOD LUCK Finding Yourself". Das Thema gleicht sich an nahezu allen Orten zu allen Zeiten: Von seinem zu Tode verwundeten Körper zu lassen und in Frieden mit sich und andern zu sterben.
Termintreu zur Premiere um 17.00 führte mich mein Ausflug vom schönen Schwimmen am Feringasee zum Arri-Kino in der Türkenstraße. Es war Glück, noch eine Karte zu bekommen, denn die Premiere schien mir fast schon ausverkauft zu sein.
"GOOD LUCK Finding Yourself" hat mich zutiefst berührt. Jutta kämpft geradezu heroisch gegen ihre Schmerzen, die langjährige Krebstherapie mit allem denkbaren medizinischen Aufgebot. Mir geht diese Filmstory, obgleich recht viele Szenen uns im Publikum erleichternd lachen ließen, an die Nerven.
Wieder stand mir der zweieinhalbjährigen Kampf meines liebsten und einzigen Tochterkindes vor Augen, welches mit 30 Jahren starb, wobei mein Kind alles für sie Erreichbare, möglich Machbare erreicht hatte.
In der Fülle des fetten Sommers fällt es schon schwer, das Wort Sterben zu schreiben. Man denkt sich auf seinem schwankenden Boot fest im Wasser des Lebens mit dem Weltgetriebe verbunden. Doch man ahnt, die Verbindung zum Leben ist nie fest und sicher. Indien mit seinen Menschenmassen, seinen atemberaubenden Landschaften, seinen unendlichen Weiten vom Rande des Himalayas bis zu den weitläufigen Gestaden Keralas ist ohnehin schon jede Reise, jeden Film wert. Doch, wie Jutta schimpft, in Indien, "diesem Schrotthaufen der Geschichte", dann noch um seine Selbsterkenntnis, seiner "Suche nach dem Meister" sich zu mühen, ist nahezu zwangsläufig. Jedenfalls für diese Sorte Sinn-Tourismus, die den Indern kein Call-Zentrum oder keine Industrieanlage verkaufen will. Und wer von Indischen Sweat-Shops in den Slums vorindustrieller Produktion keine Schals, Mützen oder sonstige Produkte für heimische Märkte einkauft, der bucht besser indische Spiritualität wie Yoga und Guru-Gnaden.
Die Jahre belanden den Körper jedes Jahr um eine Schicht Erdenschwere mehr, wie leicht das Leben auch immer erscheint. Alter allein fordert Tribut. Als junger Menschen bliebt mir dies unvorstellbar. Kommen mit dem Alter Schmerzen und Krankheit dazu, dann vereint Junge wie Alte das Leid. Wie immer und überall muss dies der Mensch ertragen. Jammern, Klagen, Heulen und Zähneklappern gehören zum Leben wie Jauchzen und Jubilieren. Zuhimmelhochjauchzend, Zutodebetrübt. Ob Guru, Gebete, Talmud, Bibel, Koran Kruzifixe oder Guru-Bildchen erlösend helfen, ob der Mensch in den Wassern des Ganges oder denen im Tempel von Amritsar oder gleich im Münchener Sommersee sich reinigend nach Erfrischung sucht, am Ende heilt jedes Leben der Tod.
Indien ist überall: Auch in Schwabing sitzt am sonnigen Samstagmorgen ein Bettelmönch mit Panflöte und begrüßt wortreich und ausdruckstark die Passanten. Der Herr mit dem orangenen Hemd und dem Aufdruck "Osho Flashmob" gibt sich als Guru der Bettelmönche. Schon schmücken Scheine seinen Hut, Geldscheine. Wie der gute Guru der Bettelmönche seine Wunde zeigt, dass Armut seinen Beutel schrumpft, so holt sich sein Gehabe reiche Gabe.
Nach der Premiere des Films bejubeln die Zuschauer Juttas Mut, ihre Wunde zu zeigen. Es rührt zu Tränen, wenn Jutta gesteht: "Ich bin unendlich froh, bei dieser Premiere dabei sein zu können. Hoffentlich kann ich beim Start des Films im Kinoherbst wieder dabei sein." Zum Thema ihrer Sinn suchenden Reise vernimmt der erstaunte Zuschauer: "Ich habe zwar nichts gefunden. Aber es hat mich gefunden."
In seinen Gedanken verloren radelt der Autor nach dem Film ins geschützte Heim zu seiner lieben Frau. Das mächtig prächtige München strahlt nach kurzem Regenschauer in der Abendsonne über der Kunstakademie. Ein alter Inder schimpft im Film über "all these money sucking Gurus". Doch was soll der gefühlvolle Inder noch einer quireligen Westlichen Schönen sagen, die ihm von ihrem Krebs erzählt und von der Suche nach Sinn und Heilung? "GOOD LUCK Finding Yourself" - wohl wahr.
Jeder Tag, jede Woche, jeder Monat, jedes Jahr, wie die Zeit schwerer und schwerer an meinem Körper zieht, wird mir klarer und klarer: Die grinsende Selbstsicherheit, als Kapitän das Schiff meines Lebens zu steuern, schwindet. Ob mir der Guru in Indien oder eine Andacht in weitläufigen Wäldern in Gottes freier Natur, vielleicht gar nur der huschende Schatten eines Eichhörnchens auf dem Weg zur Erkenntnis verhilft, keine Ahnung! Die Wörter aus dem Lehrbuch der Esoterik schwirren mir in den Ohren wie Fliegengesumm: EGO, stay grounded! You can't find the Master, the Master finds you! "GOOD LUCK Finding Yourself" Müde vom Kaufhaus wie....
... im Karstatt am Bahnhof in München taumelt der Sinnsucher durch Ashrams, Tempel, Kirchen und Hallen und findet endlich "GOOD LUCK" zu sich selbst im Licht-Dom von Karstatt am Bahnhof zu München! Gibt es das denn? Geht's noch? Mein Leben führt mich schon seit Jahrzehnten durch arabische Souks, durch türkische, indische, iranische Basar-Straßen und dann? Erstmals in meinem Leben führt mich mein Weg in den Kaufhaus-Tempel Karstatt zu München am Bahnhof! Anno Domini 2014 - dank Gottes Gnade, Hallelujah!
Meine müden Füßen auf Sinn suchenden Wegen müssen sich nicht einmal mehr selbst in die Höhen der Kult-Konsum-Tempel-Hochheiligen-Hallen schleppen, nein, gehorsam knarrende Elektromotor-Diener des schaffenden Ingenieur-Geistes karren mich auf rollenden Treppen hinauf zu erleuchtenden Höhen: "GOOD LUCK Finding Myself". Wie recht Jutta doch hat: "Das Materielle hat auch seinen Reiz." Wohl wahr!
Doch der Mensch lebt nicht von Brot allein. Also bespielt der Pianist auf den Tempel-Fliesen des Kult-Kaufhauses-Karstatt am Bahnhof zu München den edelen Schimmelflügel in schwarzem Klavierlack. Im Hintergrund spreizen sich endlose Frauenbeine, die aus dem Badeanzug einer verführerisch ewig lockenden Schönen darin erinnern, sich bei seiner selig Sinnessuche keiner befruchtbaren Bereitschaft zu entziehen.
Doch den Verkehr im Himmel wie auf Erden regeln und gestalten Verwalter im Amtsgericht, in der Moschee, der Synagoge, im Tempel und im Dom zu München, Mumbai, Mekka und Marrakech.
Der sündige Sucher sei sich gewiß: Seine Suche nach dem seligen Sender von Sinn führt automatisch ans Ziel
.
Gräbt uns das Leben auch eine Grube, in die zu fallen die gütig gnadenlose Existenz bestimmt, es gibt immer einen offenen Weg zu Glück, zum "GOOD LUCK Finding Yourself"!
Gott, Guru und Staatskanzlei öffnen beizeiten Türe und Tore für Sucher im Sinn. Wie uns die Heiligen Schriften in Indien und überall sagen seit allen Zeiten....
... "suchet, so werdet ihr finden" und weiter weiß das Evangelium die Wahrheit: "...wer da anklopft, denen wird aufgetan." Doch wir leben in einem freien Land. Es drückt noch niemanden die Scharia der Gott-Guru-Gleichen-Allmächtigkeit. Wer will, besser wer kann, schleicht sich auch ohne Tröstungen von Gott, Guru und Glauben von dannen.
Doch wie Jutta ihr Leben als Werk und Wunder ihre Wunde uns zeigt, das macht auch mir Hoffnung, mich in das Unausweichliche fröhlicher zu fügen, auch wenn meine Kraft derzeit noch reicht, mich von politischer Pest unterhalten zu lassen - ohne Hoffnung auf Heilung.
Im Rahmen der gleichen Berechtigung zum Kritteln, Meckern und Nörgeln zeigt sich meine Wunde selbst an meiner Filmkritik dieser tief-religiösen Indien-Wallfahrt der todesmutigen Jutta. Statt sich, wie sie sagte, daheim in ihr "Gesterbsel zu ergeben", hat sie frohgemut in Höhen und Tiefen, von den nebligen Bergspitzen am Rande des Himmalayas bis zur verglühenden Sonne im Meer bei Kerala uns ihre und Indiens Schönheit gezeigt. Dass dabei Rainers Durchfall nicht unerwähnt bleiben darf, wenn schon dieser in der Art aller Rotzlümmel sein heruntergefallenes Eis vom Boden des Slums aufschlappt, das zeigt uns lebensfrohe Lust am Sein. Wo auch immer wir sind. Was auch immer wir tun. Was auch immer wir machen. Mit oder ohne Sinn.
Klar, meine Eigene Sicht ist selbstgerecht. Glücklich - manchmal zumindest - und gesund - halbwegs wenigstens - lässt sich leicht an schweißtreibender Sinnsuche zweifeln, auch wenn jeder Satz nach Sinn sucht. Vergeblich zumeist.
Begnadet gleichsam, wer vom Sessel am Schreibtisch - von mir aus auch Schrei-Tisch - seinen Senf-Sermone zu Sinnsuche wie Krieg, Krankheit und Tod salbadert. Wenn mir die Stunde schlägt, wenn meine lausige Lustigkeit in Jammern, Heulen und Zähneklappern umschlägt, wird sich mir Armen Sünder dann mein zweifelnder Frevel an Gott, Guru und Glauben strafbeschwerend zeigen? Oder gibt mir die Existenz mildernde Umschläge?
Nun sind wir angelangt bei unserem obersten Militärseelsorger und unserer Tupper-Märkischen Pfarrerstochter - behend einen Bogen geschlagen von Indien, dem Land der Aufgehenden Sonne, zum Abendland, zum Zentrum der Macht in der Alten Welt, Deutschland. Völkische Hymnen zum Wildschützenschießen nach dem Orgelkonzert vor dem Dom, Hallelujah, Amen und OMMM!!
Danke für diese Reszension meiner Arbeit, die am Nachmittag schon eintraf.
Meisterlich! Natürlich von den Gurus der schwerbewegten Materie, einem Allrad-LKW-Fahrer.
Nachtrag: "Zeige deine Wunde" ist eine Installation aus dem Jahr 1974 von Joseph Beuys, die damals großes Aufsehen erregte. Vor allem empörte sich das "Gesunde Volksempfinden" über den damals als horrend empfunden Kaufpreis von 50.000 (fünzigtausend) Mark für den Ankauf und die Ausstellung in der Galerie Lenbachhaus. Die Installation zeigte in einem kahlen Raum zwei Leichenbahren, welche durch eine rote Kordel vom Publikum getrennt waren. Meine Tochter, die damals nur krabbeln, noch nicht laufen konnte, nutzte meinen staunenden Schrecken beim ersten Eindruck dieses bedrückenden Bildes, löste sich aus meiner haltenden Hand und marschierte munter auf allen Vieren unter der roten Kordel in Richtung der Leichenbahren. Ihre Aktivität löste mich augenblicks aus meiner Schreckstarre, um mein Kind wieder "einzufangen".
Wir kennen Jutta schon seit Jahren. Meine Frau Mima hat sie vor Jahren einmal aus einer Klinik in Rosenheim abgeholt, was mir schon vollkommen vergessen war. Rainer Langhans, bekannt aus Funk und Fernsehen, ein Altschwabinger Orginal, war schon vor seinem Auftritt in Dschungelcamp zumindest in der Szene ein Begriff. Jutta kämpft seit 2001 gegen ihren Krebs. Dass sie ihre Indien-Reise 2014 mit Rainer zu einem Filmprojekt mit Förderung des Bayrischen Rundfunks und Zusammenarbeit mit der Filmhochschule München konzipiert hat, dämmerte mir erst am Samstag. Denn da fiel mir bei Juttas Facebook-Zugang ihr Bild auf:
Termintreu zur Premiere um 17.00 führte mich mein Ausflug vom schönen Schwimmen am Feringasee zum Arri-Kino in der Türkenstraße. Es war Glück, noch eine Karte zu bekommen, denn die Premiere schien mir fast schon ausverkauft zu sein.
"GOOD LUCK Finding Yourself" hat mich zutiefst berührt. Jutta kämpft geradezu heroisch gegen ihre Schmerzen, die langjährige Krebstherapie mit allem denkbaren medizinischen Aufgebot. Mir geht diese Filmstory, obgleich recht viele Szenen uns im Publikum erleichternd lachen ließen, an die Nerven.
Wieder stand mir der zweieinhalbjährigen Kampf meines liebsten und einzigen Tochterkindes vor Augen, welches mit 30 Jahren starb, wobei mein Kind alles für sie Erreichbare, möglich Machbare erreicht hatte.
In der Fülle des fetten Sommers fällt es schon schwer, das Wort Sterben zu schreiben. Man denkt sich auf seinem schwankenden Boot fest im Wasser des Lebens mit dem Weltgetriebe verbunden. Doch man ahnt, die Verbindung zum Leben ist nie fest und sicher. Indien mit seinen Menschenmassen, seinen atemberaubenden Landschaften, seinen unendlichen Weiten vom Rande des Himalayas bis zu den weitläufigen Gestaden Keralas ist ohnehin schon jede Reise, jeden Film wert. Doch, wie Jutta schimpft, in Indien, "diesem Schrotthaufen der Geschichte", dann noch um seine Selbsterkenntnis, seiner "Suche nach dem Meister" sich zu mühen, ist nahezu zwangsläufig. Jedenfalls für diese Sorte Sinn-Tourismus, die den Indern kein Call-Zentrum oder keine Industrieanlage verkaufen will. Und wer von Indischen Sweat-Shops in den Slums vorindustrieller Produktion keine Schals, Mützen oder sonstige Produkte für heimische Märkte einkauft, der bucht besser indische Spiritualität wie Yoga und Guru-Gnaden.
Indien ist überall: Auch in Schwabing sitzt am sonnigen Samstagmorgen ein Bettelmönch mit Panflöte und begrüßt wortreich und ausdruckstark die Passanten. Der Herr mit dem orangenen Hemd und dem Aufdruck "Osho Flashmob" gibt sich als Guru der Bettelmönche. Schon schmücken Scheine seinen Hut, Geldscheine. Wie der gute Guru der Bettelmönche seine Wunde zeigt, dass Armut seinen Beutel schrumpft, so holt sich sein Gehabe reiche Gabe.
Nach der Premiere des Films bejubeln die Zuschauer Juttas Mut, ihre Wunde zu zeigen. Es rührt zu Tränen, wenn Jutta gesteht: "Ich bin unendlich froh, bei dieser Premiere dabei sein zu können. Hoffentlich kann ich beim Start des Films im Kinoherbst wieder dabei sein." Zum Thema ihrer Sinn suchenden Reise vernimmt der erstaunte Zuschauer: "Ich habe zwar nichts gefunden. Aber es hat mich gefunden."
In seinen Gedanken verloren radelt der Autor nach dem Film ins geschützte Heim zu seiner lieben Frau. Das mächtig prächtige München strahlt nach kurzem Regenschauer in der Abendsonne über der Kunstakademie. Ein alter Inder schimpft im Film über "all these money sucking Gurus". Doch was soll der gefühlvolle Inder noch einer quireligen Westlichen Schönen sagen, die ihm von ihrem Krebs erzählt und von der Suche nach Sinn und Heilung? "GOOD LUCK Finding Yourself" - wohl wahr.
Jeder Tag, jede Woche, jeder Monat, jedes Jahr, wie die Zeit schwerer und schwerer an meinem Körper zieht, wird mir klarer und klarer: Die grinsende Selbstsicherheit, als Kapitän das Schiff meines Lebens zu steuern, schwindet. Ob mir der Guru in Indien oder eine Andacht in weitläufigen Wäldern in Gottes freier Natur, vielleicht gar nur der huschende Schatten eines Eichhörnchens auf dem Weg zur Erkenntnis verhilft, keine Ahnung! Die Wörter aus dem Lehrbuch der Esoterik schwirren mir in den Ohren wie Fliegengesumm: EGO, stay grounded! You can't find the Master, the Master finds you! "GOOD LUCK Finding Yourself" Müde vom Kaufhaus wie....
... im Karstatt am Bahnhof in München taumelt der Sinnsucher durch Ashrams, Tempel, Kirchen und Hallen und findet endlich "GOOD LUCK" zu sich selbst im Licht-Dom von Karstatt am Bahnhof zu München! Gibt es das denn? Geht's noch? Mein Leben führt mich schon seit Jahrzehnten durch arabische Souks, durch türkische, indische, iranische Basar-Straßen und dann? Erstmals in meinem Leben führt mich mein Weg in den Kaufhaus-Tempel Karstatt zu München am Bahnhof! Anno Domini 2014 - dank Gottes Gnade, Hallelujah!
Meine müden Füßen auf Sinn suchenden Wegen müssen sich nicht einmal mehr selbst in die Höhen der Kult-Konsum-Tempel-Hochheiligen-Hallen schleppen, nein, gehorsam knarrende Elektromotor-Diener des schaffenden Ingenieur-Geistes karren mich auf rollenden Treppen hinauf zu erleuchtenden Höhen: "GOOD LUCK Finding Myself". Wie recht Jutta doch hat: "Das Materielle hat auch seinen Reiz." Wohl wahr!
Doch der Mensch lebt nicht von Brot allein. Also bespielt der Pianist auf den Tempel-Fliesen des Kult-Kaufhauses-Karstatt am Bahnhof zu München den edelen Schimmelflügel in schwarzem Klavierlack. Im Hintergrund spreizen sich endlose Frauenbeine, die aus dem Badeanzug einer verführerisch ewig lockenden Schönen darin erinnern, sich bei seiner selig Sinnessuche keiner befruchtbaren Bereitschaft zu entziehen.
Doch den Verkehr im Himmel wie auf Erden regeln und gestalten Verwalter im Amtsgericht, in der Moschee, der Synagoge, im Tempel und im Dom zu München, Mumbai, Mekka und Marrakech.
Der sündige Sucher sei sich gewiß: Seine Suche nach dem seligen Sender von Sinn führt automatisch ans Ziel
.
Gräbt uns das Leben auch eine Grube, in die zu fallen die gütig gnadenlose Existenz bestimmt, es gibt immer einen offenen Weg zu Glück, zum "GOOD LUCK Finding Yourself"!
Gott, Guru und Staatskanzlei öffnen beizeiten Türe und Tore für Sucher im Sinn. Wie uns die Heiligen Schriften in Indien und überall sagen seit allen Zeiten....
... "suchet, so werdet ihr finden" und weiter weiß das Evangelium die Wahrheit: "...wer da anklopft, denen wird aufgetan." Doch wir leben in einem freien Land. Es drückt noch niemanden die Scharia der Gott-Guru-Gleichen-Allmächtigkeit. Wer will, besser wer kann, schleicht sich auch ohne Tröstungen von Gott, Guru und Glauben von dannen.
Doch wie Jutta ihr Leben als Werk und Wunder ihre Wunde uns zeigt, das macht auch mir Hoffnung, mich in das Unausweichliche fröhlicher zu fügen, auch wenn meine Kraft derzeit noch reicht, mich von politischer Pest unterhalten zu lassen - ohne Hoffnung auf Heilung.
Im Rahmen der gleichen Berechtigung zum Kritteln, Meckern und Nörgeln zeigt sich meine Wunde selbst an meiner Filmkritik dieser tief-religiösen Indien-Wallfahrt der todesmutigen Jutta. Statt sich, wie sie sagte, daheim in ihr "Gesterbsel zu ergeben", hat sie frohgemut in Höhen und Tiefen, von den nebligen Bergspitzen am Rande des Himmalayas bis zur verglühenden Sonne im Meer bei Kerala uns ihre und Indiens Schönheit gezeigt. Dass dabei Rainers Durchfall nicht unerwähnt bleiben darf, wenn schon dieser in der Art aller Rotzlümmel sein heruntergefallenes Eis vom Boden des Slums aufschlappt, das zeigt uns lebensfrohe Lust am Sein. Wo auch immer wir sind. Was auch immer wir tun. Was auch immer wir machen. Mit oder ohne Sinn.
Klar, meine Eigene Sicht ist selbstgerecht. Glücklich - manchmal zumindest - und gesund - halbwegs wenigstens - lässt sich leicht an schweißtreibender Sinnsuche zweifeln, auch wenn jeder Satz nach Sinn sucht. Vergeblich zumeist.
Begnadet gleichsam, wer vom Sessel am Schreibtisch - von mir aus auch Schrei-Tisch - seinen Senf-Sermone zu Sinnsuche wie Krieg, Krankheit und Tod salbadert. Wenn mir die Stunde schlägt, wenn meine lausige Lustigkeit in Jammern, Heulen und Zähneklappern umschlägt, wird sich mir Armen Sünder dann mein zweifelnder Frevel an Gott, Guru und Glauben strafbeschwerend zeigen? Oder gibt mir die Existenz mildernde Umschläge?
Von Gott, Guru und Glauben schlägt der wieselflinke Hase der Gedanken den Haken zu Kaiser und Vaterland, Putin und Politik. Mediale Hektik oder Hetze - Schönheit und Schrecken liegen - wie immer - im Auge des Betrachters.
Nun sind wir angelangt bei unserem obersten Militärseelsorger und unserer Tupper-Märkischen Pfarrerstochter - behend einen Bogen geschlagen von Indien, dem Land der Aufgehenden Sonne, zum Abendland, zum Zentrum der Macht in der Alten Welt, Deutschland. Völkische Hymnen zum Wildschützenschießen nach dem Orgelkonzert vor dem Dom, Hallelujah, Amen und OMMM!!
Nun hat mein Schreib-Robot sich genügend ausgemährt mit meinem Sonntäglichen Wort, treu meinem Credo, meine Fahne von Gott-, Guru- und Glaubenslosigkeit feste voran zu tragen. Amen. Alles andere, was zu tun mir aufgetragen, sagt
Danke für diese Reszension meiner Arbeit, die am Nachmittag schon eintraf.
Meisterlich! Natürlich von den Gurus der schwerbewegten Materie, einem Allrad-LKW-Fahrer.
Nachtrag: "Zeige deine Wunde" ist eine Installation aus dem Jahr 1974 von Joseph Beuys, die damals großes Aufsehen erregte. Vor allem empörte sich das "Gesunde Volksempfinden" über den damals als horrend empfunden Kaufpreis von 50.000 (fünzigtausend) Mark für den Ankauf und die Ausstellung in der Galerie Lenbachhaus. Die Installation zeigte in einem kahlen Raum zwei Leichenbahren, welche durch eine rote Kordel vom Publikum getrennt waren. Meine Tochter, die damals nur krabbeln, noch nicht laufen konnte, nutzte meinen staunenden Schrecken beim ersten Eindruck dieses bedrückenden Bildes, löste sich aus meiner haltenden Hand und marschierte munter auf allen Vieren unter der roten Kordel in Richtung der Leichenbahren. Ihre Aktivität löste mich augenblicks aus meiner Schreckstarre, um mein Kind wieder "einzufangen".