19 April 2014

Cabanas - Albufeira - Canelas - Lagos - Aljezur - Odeceixe

Die Regenzeit, die mir vorigen Winter in Portugal zu schaffen machte, ist vorbei. Seit einer Woche hat es nur etwa zehn Minuten geregnet. Nach herrlichen drei Vollmondnächten in Cabanas, geht es an der Küste weiter westlich. Wie Perlen einer Kette reihen sich Seebäder mit klangvollem Namen aneinander: Albufeira, Armacao de Pera, Lagos, Aljezur, Odeceixe und Zambujeira do Mar.


Die Vollmondnacht in Cabanas raubt mir den Schlaf. Der Mond über der Wasserzunge, die die Dünen zum Meer begrenzen, liegt in traumhafter Schönheit. Jugendliche, Männer wie Frauen, treiben sich die Nachstunden in den Hafenbars um die Ohren. Dass sich hier Männer zusammen mit Frauen vergnügen, war in Marokko höchst selten zu sehen.


Nach dem Bad im Pool von Cabanas kann man 30 Meter in erstklassigen Sanitärräumen heiße Duschen genießen. Aber auch die Camps von Albufeira, Canelas bei Armacao de Pera verwöhnen den Touristen mit eigenen Pools. Wenn die Hitze am Nachmittag ihren Höhepunkt erreicht, braucht der Körper diese Abkühlung.



Im Naturpark, der das Camp von Cabanas umgibt, sieht man seltene Vögel. Die Menschen leiten Meerwasser in große Becken, welches die Sonne verdunstet. Salz bleibt übrig, welches in dieser Salzhalde aufgeschichtet wurde.


Etwa 70 Kilometer weiter westlich, in Albufeira, steht meine rollende Tonne wieder für eine Nacht. Vom Camp aus sind es etwa vier Kilometer in die Stadt. Die Radfahrt dorthin erschweren Hügel und Autolärm. Von der Stadt aus geht man direkt an den Strand. Trotz der Bewölkung ist es den Mädchen nicht zu kalt für ein Bad.


Diesen Kreisverkehr in Albufeira schmückt eine Weltkugel mit diesem "Eisernen Kreuz".


Nachdem der Clown mit roten Hosenträgern und roter Pappnase die hungrigen Touristen, zumeist aus England, etwa eine halbe Stunde bespaßt hat, blasen die sich weltweit verbreitenden Indios ihre Flötentöne den Menschen ins Ohr, ob sie dies wollen oder nicht. Besonders am Weihnachtsmarkt in Bamberg empfinden wir diese Lautsprecher-Darbietungen als störend und geschäftsschädigend.


Der Rummel von etlichen Flugzeugladungen Sonnen hungriger Engländer ist laut und geschäftig. Manche Shops preisen ihre Angebote an Alkoholika und Zigaretten in englischen Pfund aus.


Auffällig und Kennzeichen englischer Unterschicht sind Tätowierungen. Wer sich weitere Adler, Tiger, Kreuze, Inschriften, barbusige Damen oder sonstige Kunstwerke in die Haut stechen lassen will, kann das in Albufeira machen. Wer zuvor sich mit einem Liter Sangrhia zu sieben Euro betäubt, dürfte von der Behandlung nicht mehr viel spüren. Die Dame spendiert ihrem tätowierten Ritter eine Karikatur. Das passt!


Am frühen Nachmittag hat sich die Sonne durch die graue Wolkenschicht gekämpft. Dann wären Fotos wie im Reiseprospekt entstanden. Doch mir war mein Schlaf daheim wichtiger. Da die grüne Fahne am schönen Strand weht, baden die Menschen gefahrlos.


Diese jungen Damen spielen Ball im Sand. Danach ist es leichter, sich im Meer abzukühlen.


Von der Dachterrasse aus beobachtet dieser Hund aufmerksam jede Bewegung. Dass jemand stehen bleibt, um ihn zu fotografieren, ist Grund genug, aufgeregt zu bellen.


Nachdem der Tourist bei den Gastwirten in Albufeira genug Geld gelassen hat, ist ihm ein Aufstieg auf den Aussichtspunkt über den Strand und das Meer nicht mehr zumutbar. Also erleichtern lange Rolltreppen den Auf- wie Abstieg.


Die schlaflose Vollmondnacht stimmt mich kritisch. Zudem drücken mir die Wolken auf das Gemüt. Auch die Menschenmengen sind mir nach der marokkanischen Ruhe fremd. So strengt mich Albufeira mehr an als nötig.


Daher endet mit dieser kunstvollen Eistheke mein Bildbericht von Albufeira.


Nur 17 Kilometer weiter steht anderntags schon am frühen Morgen mein Wohnmobil in Canelas bei Armacao de Pera. Genau vor einem Jahr hat mir dieser himmlisch ruhige Platz schon Kraft, Ruhe und mein erstes Bad im Freien geschenkt.


Die dörfliche Umgebung, der Pool, das Internet, die acht Euro pro Nacht einschließlich warmer Duschen sind konkurrenzlos gut. Der Ort ist stiller Genuss, den auch viele Portugiesen als Dauercamper mit ihren Wohnanhänger zu schätzen wissen.


Die langen Sandstrände von Armacao de Pera sind in der Vorsaison noch fast Menschen leer.


Aber auch an diesem paradiesischen Ort hält es mich nur eine Nacht. Sehr viel weiter westlich führen die Wege ohnehin nicht mehr. Denn dann endet der Kontinent Europa am Atlantik. Die Marktstadt Lagos, wo Jahrhunderte Sklaven aus Nigeria verkauft wurden, liegt nur 46 Autobahn-Kilometer weiter westlich. Der Besuch dort lohnt.


Die Gitter schützen die Hunde eher vor Menschen als umgekehrt.

Lagos


Durch die alte Stadtmauer von Lagos dürfen nur noch Anlieger einfahren. Ansonsten gehört die Innenstadt vorrangig den Touristen. Das Lagos in Protugal gab dem Lagos in Afrika seinen Namen. Von Afrika kamen seit 1444 Sklaven aus Afrika auf den Markt in Lagos. 1820 wurde der Handel mit Sklaven verboten. Lagos in Portugal kommt mit etwa 30.000 Einwohner aus, Lagos in Afrika mit etwa zehn Millionen. Mein Freund hat in Nigeria gearbeitet. Er klagt über die ausufernden Migrantenströme:
Ansonsten wäre es Deinem Horizont zuträglich, dass Du Dich mal mehr mit dem Thema Migrantenströme, deren Ursachen und Auswirkungen beschäftigst, kann ja nicht schaden. Nimm nur einmal ganz isoliert Nigeria. (Lagos ist die Hauptstadt.) Als ich dort arbeitete gab es 130 Mio. Einwohner, die am Existenzminimum entlang vegetierten. Laut Vorhersage werden es in 30 Jahren 450 Mio. sein. Noch bekommt eine nigerianische Frau immer noch 5,7 Kinder, damals waren es 6....Dort tickt eine enorme Zeitbombe, weil es kaum Arbeit gibt. Das BIP dort besteht zu 90% aus Crude Einnahmen....die wahrscheinlich fast zum gleichen Anteil in der Schweiz "investiert" werden. Schon heute nimmt der Anteil Nigerianer an der weltweiten Migration stetig zu....

Nun ist dies schon mein dritter Winter fern der Heimat. Ein wenig fühlt man sich auch wie ein E-Migrant. Doch alle Dienstleistungen, alle Einkäufe sind von mir hart erarbeitet, bar bezahlt. Bei vielen Migranten in Deutschland zahlt der Steuerzahler. Mein Freund schreibt dazu:

" Staaten haben keine Freunde (nur Deutschland, das seine Amerikaner sooo liebt), sondern nur Interessen, die von Fall zu Fall brutal sein müssen, um das eigene Volk zu schützen, eben seine Interessen zu vertreten.
Die Interessen Deutschlands können NICHT in der Aufnahme von "Bevölkerungsüberschüssen" von Drittweltstaaten liegen, noch kann es die Aufgabe sein, die von der Bevölkerung erarbeiteten Werte in die langfristige Unterhaltung von Personen zu transferieren, ohne Aussicht dafür einen Gegenwert zu bekommen....knallhart.
Migranten aus Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten und auch der Türkei, weisen i.d.R. einen weit unter dem Durchschnitt liegenden Ausbildungsgrat (ja sogar Analphabetentum) auf, der für das aufnehmende Land keinen Mehrwert bringen wird. Zumeist gehörten sie schon in ihren Ländern zu den Verlierern.
Die EU, Deutschland, MüSSEN einen Weg finden, diesen Zustrom zu begrenzen. Es muss für diejenigen, die sich auf den Weg machen, um nur ein besseres Leben zu führen uninteressant werden, die Reise anzutreten. Australien macht es vor, wie es laufen kann. Jede Akzeptanz in den Zielländern wird noch grössere Menschenmassen in Richtung Europa bewegen.
Was Not tut, sind keine Care Pakete und Luftbrücken für Nahrungsmittel, was benötigt wird ist Geburtenkontrolle und Bekämpfung der überbordenden Korruption und des Raubes von Staatseigentum durch afrikanische Politiker und andere Eliten."


Das historische Zentrum von Lagos ist mit zahlreichen Bildern von den Leiden Christi geschmückt. Vor dem Kirchportal sitzen geduldig zwei alte Weiblein, die Almosen erbetteln.


Die Werbung für touristische Attraktionen und Ausflüge verstellt fast schon den Blick auf die alte Hafenfestung.


Der würdige Herr mit dem prächtigen Bart füllt mit seiner Präsenz fast vollständig den Türrahmen aus.


Wenn er auf die Straße tritt, blickt er auf das Meer.


Die Feuerwehr von Lagos nutzt mittlerweile moderne Fahrzeuge. Doch vor der Feuerwehrwache erinnert der alte Magirus Deutz an Einsätze in alten Zeiten.


An dieser Statue von König Sebastian empfahl mir der Fahrradhändler, der 3000 Euro teure Mountain- und Rennräder verkauft, die Fahrradreparatur-Werkstatt von Meister Manuel. Der Fahrradsattel war wieder einmal kaputt. Das Gewinde in der Sattelstütze überdreht.


Der Verkäufer der Neuware bekam nicht einmal die Schraube auf, um den Sattel von der Sattelstütze abzubauen. Meister Manuel gelang das in kurzer Zeit. Dann schnitt er ein neues Gewinde in die Sattelstütze, die mit 26 Millimeter Durchmesser nicht vorrätig war.


Meister Manuel aus der Fahrradwerkstatt in Lagos beim Standbild von König Sebastian ist meine beste Erinnerung an die Stadt.


Dass sich noch jemand die Mühe macht, ein Gewinde in die Sattelstütze zu schneiden, ist selten geworden. Die Arbeit ist zwar in wenigen Minuten von kundigen Händen gemacht. Doch der übliche Weg ist, das alte Teil zu entsorgen, ein neues Teil einzubauen. Allerdings war eine Sattelstütze mit 26 Millimeter Durchmesser erst aus Spanien Mitte nächster Woche zu bekommen.


Die Statue von König Sebastian mit welligem Haar


Gerade hat das Segelschiff die Klappbrücke passiert. Die Brücke schließt sich wieder, so dass die Spaziergänger wieder zur Stadt oder zum Strand gehen können.


Dass BMW Dreiräder für große Kinder baut, war mir bislang garnicht bekannt.


Erstaunlich an diesem Ford-Transit Wohnmobil ist ein Vogelkäfig. Weil der Vogel sich mit seinem Zwitschern bemerkbar machte, ist mir diese Attraktion überhaupt erst aufgefallen.


Hier nochmal das alte Ford-Transit-WoMo mit dem Ausschnittbild: Man sieht so den Vogelkäfig besser. Leider hatte sich der grüne Wellensittich wieder in das Innere verzogen, nachdem er mich begrüßt hatte.


Wilde Burschen balgen sich um den Ball. Gegen Abend, wenn die Sonne fort ist, fällt die Temperatur rapide auf 18 Grad ab.


Diese Wohnmobil-Fahrer sparen sich die 11 Euro Gebühr für das Camp Trinidade in Lagos. Zwar untersagen Schilder, Wohnmobile am Hafen aufzustellen. Doch die Polizei in Portugal scheint so geringe Vergehen kaum zu stören.


Eine lange Radtour bringt mich vom ruhigen Camp Serrao bei Aljezur etwa 14 Kilometer weiter in das malerische Städtchen Odeceixe. Auf der Höhe schmückt die alte Windmühle das Städtchen.


Der Polizeibeamte ist mit einem Yamaha-Quad unterwegs. An der rechten hinteren Ecke ist das Blaulicht angebracht.


Breit ergießt sich bei Odeceixe der Fluß ins Meer. Am Ufer nächtigen frei stehende Wohnmobile. Im Fluss suchen Männer nach Beute. Es geht bergab ins Tal von Odeceixe. Anschließend müht man sich wieder zu den Klippen über dem Meer hinauf.



Rechts vorn hockt ein Mann im Fluss, um nach Muscheln oder anderem Futter zu suchen.


Ein ehemaliger Service-Wagen der Sparkasse dient als Urlaubsbasis den Surfern hoch über den Klippen.



Um den Bilder mehr Licht zu verleihen, fehlt die Sonne. Fehlende Sonne erleichtert mir die lange Radtour.


 Felsen, die Meer und Wind angreifen, bei Odeceixe


Nach den Ostereinkäufen bei Intermarche fällt die schwere Entscheidung: Heimwärts ins Inland oder weiter am Meer rumtrödeln?


Ach ja: Ostern steht bevor. Doch hier merkt man davon wenig bis garnichts.


Irgendeine portugisiesche Magie hat mich wieder ans Meer gezogen: 33 Kilometer weiter steht meine Hütte zwischen warmen Duschen und Pool, fünf Minuten Weg zum Meer. Mit den Vorräten von Intermarche lässt sich wieder eine Weile lang das Leben genießen.


Zambujeira do Mar ist so wie es wohl immer war: Kleine Häuser, blau-weiß gestrichen, ein putziges Stück Strand zwischen den Felsen, ein paar Restaurants.


Mein Frau in München wird mich verstehen: Trotz lockender Spargel-Gerichte, trotz hübsch bepflanzter Balkonkästen, trotz lieblichem Gurren über Skype, sie gönnt mir die sonnigen Ostertage am Meer.


Das Kirchlein auf den Klippen ist beinahe schon das größte Gebäude in Zambujeira. Doch es ist auch nicht viel größer als meine rollende Hütte.


Der Strand in Zambujeira füllt sich am Nachmittag. Die ersten Schwimmer wagen den Sprung durch die Wellen.


Zambujeira hat vielleicht zwanzig, maximal dreißig solcher Straßen. Einbahnstraßen erleichtern den Fahrzeugen, sich durch die Enge zu zwängen.


Die Bewohner im Haus-Nummer Neun haben die Fassade mit Muscheln verziert.


Als Reisender spürt man, wenn ein Platz zu den eigenen Bedürfnissen passt. Zambujeira do Mar gibt mir im Übermaß, was mich glücklich macht: Natur, Meer, Pool, super Sanitäranlagen, WiFi vom Feinsten, heute sogar Sonne satt. Jetzt in der friedlichen Abendstimmung geht mein Radweg noch zum Fischerhafen.


Hinter diesen Felsen, ein wenig noch mit Betonbarrieren die Hafeneinfahrt gesichert, liegen die Boote, mehr die Nußschalen, mit den mutige Männer dem Meer unsere Nahrung abtrotzen.


 Da schaukeln die Fischerboote in sanfter Dünung im gut geschützten Hafenbecken.


 Glatt und scharf geschliffene Felsrücken ragen aus dem Meer.


Die härtesten Gesteinsformationen stemmen sich wie Zähne der Wut der Wellen entgegen. Jahrtausende, wenn nicht Millionen Jahre wehren sie sich dagegen, zu Kieseln zermalt zu werden.


Auch wenn mich dieses Jahr nicht wie 2013 Portugal drei Wintermonate faszinieren wird, weil mich nun doch langsam die Sehnsucht heim zieht, bleibt Portugal mir das liebste und schönste Land.



bepflanzt die Balkonkästen, erzählt vom blühenden Flieder, vom Eichhörnchen und Amseln im Garten und bringt sich Spargel heim von ihrer Arbeit und kocht köstliche Essen. Langsam fehlt mir das.

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