Was Papst, Putin oder Pirincci maulen, interessiert mich immer weniger. Das scheußliche Polit- und Kriegsgeschäft lässt mich verstummen. Erholung in der Natur, Kampf gegen Hitze, gesund bleiben, die Reise unbeschadet überstehen, ist das Programm. Mehr nicht. Anstatt mich durch Museen oder kühle Kirchen zu schleppen, erfrischen mich Kühltheken in Kaufhaustempel.
Nach drei erholsamen Tage und Nächte in San Vicente de la Baraque hat mir endlich mal wieder Essen geschmeckt.
Hier hat die big, fat, black Mama alles in die Pfanne gehauen, was Obst- und Gemüsekorb hergaben. Besonders schmackhaft die gebratenen Apfelstücken, Zwiebeln, Zuccini, Paprika, Tomaten - wunderbar. Danach und davor immer wieder tiefe Prisen von Schlaf, nachlassender Husten und Rosengrüße von der Liebesten daheim.
Die Zeche am Camp ist abends bezahlt. Früh steht die 313-Kilometer-Strecke nach Frankreich an.
Sogar die Sonne ließ sich heute herzerwärmend blicken. So bleibt mir der Platz San Vicente de la Barquera in bester Erinnerung.
Bald vier Stunden auf dem Bock strengen an. An Autobahnzahlstellen lässt sich durch das offene Fenster Schleim abhusten. An einer Tankstelle brät die Pfanne meine letzten Eier mit viel Knoblauch und Zwiebeln. Endlich gibt es bei Labenne einen Supermarkt.mit riesigem Parkplatz. Mit neuen Lebensmittel meinem Platz auf dem Camp Municipal eingerichtet. Pause und Schlaf.
Die Hochflut ist gerade vorbei. Menschen trauen sich nicht in die schäumenden Wellen.
Schlaf- und Esstage in Labenne stärken mich nach einem erholsamen Radausflug durch das Naturschutzgebiet beim Camp.
Eine Familie mietet Räder, um die wunderbare Natur zu genießen.
Beim Radverleiher gab es mal wieder Luft für meine Radreifen. Auf 9.000 Kilometern haben sich die Strecken seit dem Radkauf im Oktober 2020 summeriert. Zum Vergleich: Das Womo hat dies Jahr bislang mich 6259 Kilometer mit 706 Litern Diesel für 1321 Euro durchgeschüttelt.
Verdösende Tage bei 26 Grad im Auto. Schwarzer Tee belebt am frühen Nachmittag den erschöpften Körper. Pirinccis letzter Suada "alle lieben Rechts" lässt sich wenig abgewinnen.
Royan
Etwa 310 Kilometer sind auf Autobahnen zu schaffen, wenn man staufrei das Nadelöhr um Bordeaux geschafft hat. Der Gegenverkehr steckte im Stau, zähflüssig ging es meist gut weiter. Da ab 7.15 Uhr meine Fahrt begann, machte mir ein schattiger Autobahnparkplatz hinter Bordeaux eine angenehme Pause zum zweiten Frühstück. Mein Rohkostsalat schmeckt mir wieder, es geht aufwärts.
Das Camp hat mir einen schattigen Platz zugewiesen mit Blick auf die Mädchen im Pool. Doch SAT-TV wäre mir lieber.
Die Spassboote bevölkern den Freizeithafen, ein paar Fischerboote gibt es auch.
Nahezu nirgendwo in Frankreich darf das Heldengedenken an die Befreiung von den deutschen Besatzer fehlen.
Badende vergnügen sich in den Buchten der braunen Brühe der Gironde-Mündung. Wiki berichtet von den üblichen Kriegswirren der vergangenen Jahrhunderte.
Royan war im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert ein mondäner Badeort. Diese Situation endete jedoch am Ende des Zweiten Weltkriegs: Bei einem britischen Luftangriff am 5. Januar 1945 wurde die von deutschen Truppen besetzte Stadt fast vollständig zerstört. Royan wurde wenige Wochen vor der deutschen Kapitulation noch von deutschen Truppen weitab des seinerzeitigen Frontverlaufes gehalten. Mitte April wurde die Stadt nochmals von der US-Luftwaffe vernichtend angegriffen. Dabei wurde großflächig Napalm eingesetzt.
Napalm gab es also schon 1945. Doch das Kriegsgeschehen damals wie heute in der Ukraine bleibt hier kommentarlos stehen.
Da gefallen mir die Blumenbilder meines Bruders besser, die er alle Jahre wieder in seinem Blog präsentiert.
Angesichts dieser Massenmetzelei in der Ukraine, angesichts verknappender Energie- und Lebensmittelressourcen kann mich Pirinccis Pöbelei nicht erheitern. Seit Jahren wiederholt er seine Klagen. Wiederholte Wörter nutzen sich ab. Krise kulminiert zu Krieg. Kommt Krankheit wie Covid hinzu, ziehen sich bei inflationärer Geldentwertung mehr und mehr Menschen enttäuscht zurück. Innere Immigration. Priester, Politiker, Poeten wie Pirincci helfen kaum weiter. Man legt sich gleichgültig schlafen, Talkshow-Gerede lullt in den Schlaf.
Auch Freund Hans-Peter hat sich weitgehend vom Politgeplänkel zurückgezogen. Er zeigt uns bei Facebook diesen Stieglitz, der ihm in Unterhaching vor die Linse kam.
Hans-Peter auf Fotosafari in seiner Umgebung: Hier porträtiert er einen Kleinen Fuchs an einem duftenden Lindenbaum.
Friedlicher und kühler stimmt mich der Abend am Strand von Royan
Vermutlich eine Malve in Royan an der Gironde-Mündung
Soulac-sur-Mer
Nachdem das Schiff alle ausgeladen hat, erwarten mich neun Kilometer Radweg durch den Uferwald am Meer.
Die Zivilisation hat man schnell hinter sich gelassen.
Gelegentlich kreuzt der Radweg die Eisenbahnschienen. Doch entweder hat die touristische Hochsaison noch nicht begonnen oder die Lokomotiven sind schon im Ruhestand.
Das Befreiungsdenkmal, auf dessen Rückseite in stiller Versenkung eine ältere Dame die eingravierten Namen der Gefallenen studiert.
Und derweil träumen die Menschen davon, die Ukraine zu befreien. Die einen träumen davon, das Land von Nazi und korrupten Oligarchen zu befreien, andere träumen davon, ihr Land von russischen Soldaten zu befreien. Und der Papst sieht den Dritten Weltkrieg aufziehen. Sloterdijk fabuliert fröhlich beim Welt-Interview über den allbösen Feind Putin:
Er fabuliert sich eine Historie zusammen, ganz in einem Modus, wie es halbgebildete Personen, die zufällig an die Macht gekommen sind, zu tun pflegen. Seine Reflexionen stehen auf dem Niveau der rabulistischen Tischgespräche Hitlers – die kann man strukturell durchaus vergleichen.
Sloterdijk erfreut seine Leser, er ändert nur nichts am massenmörderischem Metzeln in der Ukraine.
Die prächtige Markthalle in Soulac-sur-Mer atmet Flair alter Häuser und Villen in dem stillen Badort - angenehmer als Royan auf der andere Seite der Gironde.
Die Jahreszahl 1900 verrät den Baujahr des Schlößchen, das die Stürme der Zeiten überstanden hat.
Auf der Rückseite der Markthalle präsentiert sich dieser Citroen. Mein Väterchen selig hat als Besatzungsoffizier in Paris so ein Gefährt als Dienstfahrzeug nutzen dürfen, von dessen Qualitäten er überzeugt war.
Vor so einem Auto geht man in die Knie.
Die Hitze steigt.
Das Meer hat sich weit zurückgezogen. Mir muss jetzt Fahrtwind Luft fächeln.
Die Mama macht von ihrem Sohn noch ein Bild für das Familienalbum. Dann geht es auf schattigem Uferweg zur nächsten Parkbank für einen erfrischenden Schlaf im Schatten. Gegen 18.00 Uhr ist es dann wieder einigermaßen erträglich, weil mein Auto im Schatten stehen durfte.
Aytre/ La Rochelle
Jedes Bild ist hart erbeutet! Man beachte die Temperaturanzeige: 40 Grad Celsius. Zwar waren die 66 Kilometer von Royan nach Aytre schnell abgespult. Gerade um 9.00 Uhr am Luxus-Camp waren es dann schon 27 Grad Celsius. Die Hitze steigt, wie das Bild zeigt.
Für 31,62 bietet das Camp allen erdenklichen Komfort. Wenn jetzt noch die WiFi-Srecke zufriedenstellend arbeitet, sollte die Bilderbeute morgen online gehen.
Die sechs, sieben Kilometer von Aytre führen immer nördlich über Strandnahe Wege nach La Rochelle. Erste Orientierung der Bahnhof mit den Schnell- und Vorortzügen, die auch hier am Camp vor dem Zaun vorbei rauschen.
Lokomotiven, Schiffe, Autos, Motorräder, Häuser - faszinierende Produkte des Geistes und der Tat. Kühe und Pferde auf ihren Weiden, Vögel am Camp, die durch die Büsche oder auf dem Boden hüpfen, kleine und große Hunde, sogar Menschen sind manchmal schön - selbst alte Menschen.
Ein klapprig anmutender Zweimaster liegt an der Reling, im Hintergrund erhebt sich die alte Hafenfestung.
Der alte Hafen von La Rochelle bietet viele Sehenswürdigkeiten.
Wo Schiffe Schätze transportieren, da lagen die Steuereinteiber auf der Lauer - gleichgültig ob sie am Rhein in ihren Burgen saßen und abkassierten oder hier am alten Hafen von La Rochelle. Heute kassieren die Steuerräuber bei jedem Geldgeschäft, das nicht schwarz unter der Hand abläuft.
Es hängt mir viel zu viel Hitze über der Stadt. Deswegen sind wohl auch am frühen Nachmittag wenige Menschen unterwegs.
"Admiral Duperre" -mögen sich Militärhistoriker für diesen Herrn interessieren. Jetzt sind gerade andere "Kriegshelden" angesagt.
Spitze Türme, schöne Plätze und über allem auch morgen wieder diese Hitze.
Noch etwa 1000 Kilometer bis Köln.....
Ab Sonntag soll dann das Wetter "besser", also kühler werden.
Es gäbe auch Meer nicht weit vom Camp, doch die meisten vergnügen sich im Schwimmbad mit den Spassrutschen auf dem Camp.
Mitte der 15. Reisewoche wird meine Sehnsucht nach Frau und unserem Häuschen am Waldrand größer als meine Reiselust. Also geht's heim und
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