11 Mai 2024

Mirande, Valence d'Agen, Cahors, Gummiparagrafen für Gummizellen, Figeac

 



Die anschwellende Kakophonie aus Gummiparagrafen will Blogger ins Private und Kommentatoren zum Schweigen zwingen. Netzwerkdurchsetzungsgesetz, verfassungsrelevante Delegitimierung des Staates, Volksverhetzung, Hate Speech, der neue StGB §188, Hunderte Anzeigen von Politprofis monatlich, Abmahnungen erdrücken das Grundrecht auf Meinungsfreiheit. Weiterhin willkommen sind Tier- und Urlaubsbildchen. Wohlan denn auf!


 Die Rückreise durch Frankreich soll nicht anstrengen. Kleinere Etappen auf schönen Landstraßen, Tagesreisen von 70 Kilometern reichen mir. Nur Regen schränkt meine Bewegungsfreiheit auf dem Fahrrad ein. Dann unterhalten mich Internet, SAT-Nachrichten von daheim - und meine liebe Frau am Telefon.


Erst war von Lourdes eine Etappe von über 200 Kilometer bis in die Nähe von Cahors mitten durch die schöne Landschaft geplant. Doch mit Zusammenpacken, Einkauf von Lebensmitteln und Motoröl reicht es mir in Mirande. Da lagen gerade etwa 70 Kilometer hinter mir, als mich ein Wegweiser zum Camp magnetisch anzog.


"CAMPING Paradis" steht über dem blauen Bogen. Wäre es nicht eine Sünde, den Platz links liegen zu lassen?



Schließlich verwöhnt mich meine Bordküche nach dem Großeinkauf in Lourdes erstmalig mit Spargel in diesem Jahr.



Auch Mirande hat etwas zu bieten, was mir gefällt. Doch erstmal gibt es auf Anregung des Platzwarts ein Ziel für E-Bike Rosinante in etwa 12 Kilometer Entfernung. Der Ort heißt Montesquiou.



So radelt Don Quijote fröhlich querfeldein und genießt den Sonnenschein.



Die Landschaft ist wunderschön, die Laune bestens, der Wald- und Feldweg zu holprig. Dann nimmt man die Landstraße, die ist einsam und still.



Auf solchen Straßen lässt sich das Leben auf dem Fahrrad mit vollen Zügen genießen.




Nach Montesquiou führt ein zweispurige Straße, wie für mich Straßen mit Mittelstreifen heißen.



Wenn es nach erster Durchsicht im Dorf weder ein Café noch einen Laden gibt, für eine Heiligenfigur und eine Kirche hat das kleinste Dorf Geld übrig.




Gar eine Kunstkuh - hoffentlich aus nicht rostendem Edelstahl - begrüßt mich am Dorfeingang.



Selbstverständlich darf Montesquiou nicht auf sein Denkmal von Glanz und Größe der heldenhaften Vaterlandsverteidiger 14/18 verzichten. Im Hintergrund erheben sich die Schneegipfel der Pyrenäen.



Die Straßen mögen noch so klein und eng sein, die Nationalflaggen der Grande Nation sprechen stolz von Glanz, Ruhm und Ehre.



Ein Auto käme hier nicht mehr weiter, doch solange es keine Treppen gibt, ist für Rosinante kaum ein Weg zu eng.



In der engen Bebauung ist es unmöglich, das Kirchlein gut ins Bild zu bringen. Doch die Église Saint Martin mit dem tour clocher 12. siècle kommt dann doch ganz gut zur Geltung.



Es lässt sich kein Mensch blicken in Montesquiou, doch vier brennende Opferkerzen vor dem Bild der Madonna zeigen, dass jemand hier gewesen sein muss.



Zurück in Mirande bleibt gerade noch Zeit für einen Blick auf und in die ungleich mächtigere, wuchtigere Kirche dort.



Das war ein kurzer Tagestrip in Mirande und nach Montesquiou.



Wie an Kaufhaustüren so hängt auch an der Kirchentür von Mirande diese Warnung vor Attentätern.  Le plan Vigipirate ist der politische Antiterrorplan Vigipirate. Daher die Doublette zum Titelbild, weil die Bürger Hamburgs sich am Samstag auf die nächste Demo im Stil Kalifat Kladderadatsch freuen dürfen, wie mein Blog vorige Woche fabulierte. Wie verkündet Ahmed Mansour heute morgen zur kommenden Kalifat-Demo in Hamburg: "Die demokratische Erziehung muss früh beginnen." Wohl war, wenn der erste eingetragene Geburtsname der Hamburger Jungen 2023 Mohammed ist. Ob Deutschland bald auch Warnhinweise wie URGENCE ATTENTAT braucht?




Jeder hofft, unbeschadet aus einer schummrigen Kirche oder dem Gedränge eines Kaufhause raus zu kommen. Terrormorde sind immer wieder große Geschichten für Medien. "Messermänner und sonstige Taugenichtse" sind leider keine Seltenheit.



Nahezu in jeder kleineren Ortschaft findet man wie in Mirande einen Marktplatz mit einer Bühne.


Valence d'Agen


Anderntags lastet mir die Sonntagsfahrt nur einen Kurzeinkauf und Tanken auf. Nochmal ein Viertelliter Motoröl hat endlich die Öl-Warnlampe erlöschen lassen. Trotz guter Fahrt ist wieder nach etwa 90 Kilometern Schluß, weil in Valence d'Agen zufällig ein Camp Municipal am Weg liegt. Die Mittagspause zwischen 12.00 und 16.00 des Platzwarts lassen sich schon irgendwie rumbringen. Wozu hat man einen Laptop, um Blogberichte zu bebildern?



Der Kanal bringt Kühlwasser für das Atomkraftwerk an der Garonne. ACCÈS STRICTEMENT INTERDIT DANGER, denn wer auf der glitschigen Kanaleinfassung in die Brühe rutscht, kommt nicht mehr heraus.



Valence d'Agen hat eine Kathedrale. In der gedenken die Menschen ihrer gefallenen Weltkriegshelden. Was lernen wir?

AUX ENFANTS DE VALENCE Morts pour la PATRIE 1914 1919
REQUIESCANT IN PACE



Es ist einfach erstaunlich, was für eine große Kathedrale sich der kleine Ort Valence d'Agen leisten konnte.

Der geschützte Marktplatz gefällt mir. Von solch einem Dach können Händler wie auf dem Viktualien-Markt in München nur träumen.



Valence d'Agen hält Kunst in Ehren wie diese rund geschwungenen Figuren von Artisten.



Auch wenn die Empfangsformalitäten im Camp erst ab 16.00 Uhr begonnen hatten, ist der Nachmittag noch jung genug für einen kleinen Radausflug nach Auvillar. Den Ort hat mir der Platzwart empfohlen, er liegt ja nur etwa fünf Kilometer vom Camp entfernt

Auvillar



Also sattelt Don Quijotte E-Bike Rosinante, grüßt den Ritter des Kreisverkehrs, und gelangt wohlgemut zur Brücke über die Garonne.



In der landschaftlichen Stille ist das Moped schon von weitem zu hören, nur etwas warten, dann kommt es ins Bild. Hier ist es schon.



Laufende Regenfälle haben der Garonne viel Kühlwasser für das Atomkraftwerk spendiert.



Schon in Spanien fällt mir wie hier auch auf, dass Schilder auf dem Kopf stehen. Weiß einer, der dies liest, warum Ortsschilder wie hier in Auvillar so montiert werden?



Die junge Dame auf dem Fahrrad kam mit mir auf das Camp, ihr Rad schwer beladen mit Zelt und Satteltaschen. Ihr Zelt hat sie schnell aufgebaut und besichtigt noch Auvillar.



Irgendwo stand ein Schild, welches auf das ehrwürdige Alter dieser Markthalle hinwies, könnte 17. Jahrhundert darauf gestanden haben.


Bei der Abfahrt vom Camp war es noch heiß und sonnig. Um die 30 Grad Hitze aus dem Wagen zu bringen, öffnet man dann die drei Dachluken. Jetzt, fünf Kilomter weiter in Auville mit dem berauschenden Blick über die Garonne und die Kraftwerkskühltürme zuckt ein Blitz aus den dunklen Wolken. Also nichts wie zurück so schnell es geht, um die Dachluken zu schließen.



Noch blinzeln ein paar Sonnenstrahlen durch das mittelalterlich anmutende Gäßchen in Auvillar, als wollen sie mich zum Bleiben verführen, doch ein trockenes Auto daheim ist jetzt das Wichtigste.



Also Abschied von Auvillar, von Valence d'Agen - wer weiß, wann man sich wiedersieht und ob überhaupt.



Die Turmuhr geht erst auf 17.00 Uhr, doch mit offenen Dachluken bei drohendem Gewitter ist der schönste Platz ungemütlich. Morgens beim Rasieren im Sanitärgebäude steht die junge Dame mit ihrem Rad unter dem Vordach im Regen. Trotz nächtlichen Regens hat sie Zelt und Satteltaschen schon auf dem Rad verzurrt und tritt gleich wieder in die Pedale.


Reiseopa lässt es langsam angehen




Die dritte Reiseetappe von Lourdes über Mirande, Valence d'Agen bringt mich dann wirklich die letzten 77 Kilometer bis nach Cahors an den großen Strom Le Lot. Von dort zum Camp in Saint-Pierre-Lafeuille sind es etwa noch zehn Kilometer und 200 Meter höher.



Der Platzwart weist mir einen wunderbaren Platz zu, der die SAT-Antenne mit Nachrichten aus der "Kalten Heimat" verbindet, doch hier ist es auch nicht wärmer. Wie zum Lohn meiner Pilgerreise sendet die Himmelsonne Wärme. Der Dauerregen lässt schon wieder die Kette von E-Bike Rosinante leicht rosten, die braucht Öl genau wie der 2,5-Liter-5-Zylinder-Diesel zuvor.



Was für ein Geschenk es doch ist, nach 24 Regenstunden wieder einmal ein Stück blauen Himmels zu sehen!



Hoppla! Welch' Anblick bremst meine sausende Talfahrt hinunter nach Cahors? Aber nichts raucht, qualmt oder dreht sich mehr, wird schon niemand mehr in der Blechdose modern, also wieder weiter auf dem Asphalt und im Text.



Klar, wäre ja zu schön gewesen, trocken ins Zentrum von Cahors zu rollen und zu strampeln. Immerhin kann Don Quijotte seinen roten Plastikponcho aus der Satteltasche klauben und sich da hinein schälen als Rüstung gegen Regen. Dabei versöhnt ihn der Blick auf den fetten Fluß Le Lot. Erlebte Geografie: Zuvor in Valence d'Agen über den Fluß Garonne geradelt, geht es heute zum Fluß Le Lot, einem Nebenfluß der Garonne.



Klar auch, dass rund um Cahors meine Fahrt durch herrliche Weinberge führte, auch wenn der Blick hier über das Tal nichts davon zeigt.



PORTE ST. MICHEL XIV° S. meldet das Schild an der steinernen Pforte, die braune Stelltafel am Rand verweist auf den Cimetière Cahors Ville, dessen Besuch - wenn überhaupt - auf später verschoben ist.



Mein Sammler-Tick von Heldendenkmäler ließ viele wunderbare Exemplare unbeachtet stehen, weil mir ein Halt zu aufwendig gewesen wäre. Doch mit E-Bike Rosinante kann Don Quijote diese Steinwand von Glorie und Grandezza auf sich wirken lassen, um der siegreichen Kriegshelden zu gedenken.

PRO PATRIA ist jedem klar, CITATIONS DU 7° REGIMENT D'INFANTERIE und mehr davon....

ORDRE DE LA 1° ARMEE DU 7 JANVIER 1919

"LE 24 AVRIL 1918 CHARGE DE LA DEFENSE D'UN POINT IMPORTANT. A REUSSI SOUS L'HABILE DIRECTION DU LIEUTENANT COLONEL BOURET ET GRACE A L'HEROIQUE DEFENSE DU COMMANDANT ARGUEYROLLES, A REPOUSSER PENDANT QUINZE HEURES DES ASSAUTS REPETES MENES PAR L'ENNEMI AVEC ACHARNEMENT ET DES MOYENS PUISSANTS, A INFLIGE AUX ASSAILLANTS DE LOURDES PERTES ET A RESISTE. DANS LE PLUS BEL ESPRIT DE SACRIFIGE, JUSQU'A LA LIMITE DES SES FORCES."

LE MARECHAL DE FRANCE COMMANDANT EN CHEF DES ARMEES DE L'EST. PETAIN



Don Quijote hat nach kurzer Regendusche wieder seine rote Rüstung, den Plastikponcho in Rosiantes Satteltasche verstauen können, und gedenkt der alten, heldenhaften Zeiten von Kampf, Krieg und Sieg, immer nur Sieg! Auch wenn Burgen wie Mädchen meist irgendwann und irgendwo sich ergeben haben, so bleibt die Erinnerung glorreicher Zeiten in Denkmälern erhalten. Oder nicht?


Sollte diesmal das Verkehrsschild gelten für Don Quijote und Rosinante, weil die Gasse bei Gegenverkehr selbst für ein Rad zu schmal wäre?


Hinter dem braunen Gitter hat sich schon eine Schar quietschender Schulmädchen verzogen, die mehrheitlich die Klischee kleiner Französinnen erfüllten, an ihren später kommenden Klassenkameradinnen quetscht sich gerade der Lieferwagen vorbei, der auch mich in einen Hauseingang drängte.



Was mir trotz Hunderter, eher Tausender Bilder immer noch nicht klar ist, dass daheim die Häuser, Türme, Kirchen schief stehen, das Meerwasser nach links oder rechts abrauscht, obgleich es doch alles klar und gerade vor mir zu sehen war. Nachträglich rückt das Bildbearbeitungsprogramm Corel Paint Shop Pro Photo X2 dann wieder dies Haus beispielsweise drei Grad nach rechts, aber hätte das Haus nicht schon auf dem Foto selbst schon gerade stehen können? Seltsam!



Also die Kathedrale bleibt jetzt stehen, wie sie steht. Der Betrachter mag sie selbst im Geiste gerade rücken.



Der launische Himmel ist blau, so blau, aber wie lange noch? Es gibt so viel zu sehen in Cahors, dass in das dunkle Gemäuer zu flüchten auf später - wenn überhaupt - verschoben sein muss.



Wer könnte so einsamen Altstadtgassen widerstehen? Don Quijote jedenfalls nicht, er muss sehen, wo der Weg endet.



Klar doch, alle Wege führen irgendwo zu Heldengedenkmäler wie auch nach Rom. Das weiß man ja. Tja, hätte sich der liebe Leser wie A GAMBETTA NE A CAHORS LE 2 AVRIL 1836 mehr in seinem Leben bewährt, hätte er auch solch ein Säulenheiliger werden können, hätte, hätte - Fahrradkette - aber nun mehr mit Wiki zu dem hohen Herrn:

Léon Michel Gambetta (* 2. April 1838 in Cahors; † 31. Dezember 1882 in Ville-d’Avray bei Paris) war ein französischer Politiker. Er war einer der Gründungsväter der Dritten Republik und von 1881 bis 1882 Premierminister.



Leider hat früh mein Gedächtnis die Fähigkeit verloren, Plätze, Daten, Städte und Namen zu speichern. Es scheint eher so, dass mit jedem neuen Begriff, jeder neuen Stadt, jedem neuen Fluß ein zuvor gespeicherter Name hinaus fällt.



Nun hilft mein Blog dabei,  mich zu orientieren, sollte mich mein Weg wieder in dies Department Lot, Nummer 46, führen. Zudem belohnt mich die junge Dame in der Touri-Info mit umfangreichen Kartenmaterial von diesem Department, wo sich gut leben lässt. So stand das auf dem Weg auf einer Tafel. Die Landkarte zeigt zahlreiche Plätze für Wohnmobile, auf einer Web-Seite lassen sich Filter schalten, um Plätze mit Stromversorgung zu finden.


Dieser sonnige Nachmittag in Cahors macht mir viel, viel Freude. Meine Bilderbeute ist dann besser, wenn die güld'ne Sonne voll Freud' und Wonne leuchtet.



Denn schließlich sollten mir meine kleinen Ausflüge etwas "Arbeit" mitbringen in mein trautes Heim auf Rädern. Gestern kam beispielsweise dieses Hymer-Dickschiff mit Zwillingsbereifung für seine schätzungsweise fünf Tonnen, dessen Oyster-SAT-Antenne nichts als Luft rührten, weil unter den Bäumen selbst diese 85-Zentimeter-Schüssel keinen Satelliten sieht. Der freundliche Platzwart mit den rotbraunen Gummistiefeln scherzte noch am Abend fröhlich mit mir, wieviel Regen denn heute käme?

pas beaucoup

also nicht viel. Glatte Fehleinschätzung. Denn nachts wie nun den ganzen, lieben, langen Vormittag nichts als Regen, Regen. Bei Regen in geringerem Ausmaß bleibt TV-Empfang ungestört und es dringt keine Nässe in den Wagen durch die Dichtung der Aufbautür.



Nun schaufelt also an dem verregneten Vormittag der Ventilator der Gastherme im Dauerbetrieb angenehme Wärme in meine Studierstube, während das Außenthermometer gerade einmal neun Grad Celsius meldet. Gestern brachte mich die Smartphone-App von Google Maps auf einem Wald- und Wiesenweg zurück zum Camp in Saint-Pierre-Lafeuille.



Ob es in Frankreich irgendein Verzeichniss, zumindest eine Zählung gibt, wie viele Heldendenkmäler die Menschen errichtet haben? Hier auf dem Sockel steht:

ARMÉE DU NORD 1 ET 2 ARMÉES DE LA LOIRE ARMÉE DE L'EST



Nun ermüden mich 77 Kilometer Autofahrt auf kleinen Straßen, eine Radfahrt nach Cahors und zurück. Auch das Aufbereiten meiner gestrigen Bilderbeute für diesen Blog bei dem Dauerregen macht müde. Doch zu zeigen, an welchen Plätzen und an welchen klerikalen Gemäuern hier Heldendenkmäler stehen, darf der Chronist keine Müdigkeit vortäuschen.



Unter dem liegenden Helden mit dem eindrucksvollen Walross-Bart lesen wir:

A LA MEMOIRE DES MOBILES ES DES SOLDATS DU LOT
MORTS POUR LA DEFENSE NATIONALE 1870 - 1871



Das scheint mir alles schon so unendlich weit entfernt, dass mir Wiki die Erinnerung an den Geschichtsnterricht 1870/71 auffrischen muss:

Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie.....

Innerhalb weniger Wochen im Spätsommer 1870 besiegten die deutschen Verbündeten große Teile der französischen Armeen. Nach der Schlacht von Sedan in Nordfrankreich begab sich Kaiser Napoléon III. am 2. September 1870 in die Gefangenschaft des Königs von Preußen.

Die wichtigsten Ergebnisse des Krieges waren die deutsche Reichsgründung und das Ende des Zweiten Französischen Kaiserreichs. Das besiegte Frankreich musste die als Reichsland Elsaß-Lothringen bezeichneten Gebiete an das Deutsche Reich abtreten



Auf dem Rückweg aufgeschnappt, umgedreht, bringt mich der Wegweiser auf andere Gedanken und an Städte, die wie KONIGSWINTER, MOSCOU, NEW-DELHI alle schon einmal auf meinem Besuchsprogramm standen, nur LAMAGEDELAINE in 1,5 Km geht wieder an mir vorüber, weil zuvor der Weg in die Wildniss führt.



Vor dieser Brücke geht es links ab in die Höhe zum Camp nach Saint-Pierre-Lafeuille.


Mit etwas Glück sieht es so aus, als käme kein Regen mehr.



Und wieder einmal kommt Don Quijote um einige Erfahrungen reicher trocken heim ins Auto.



Meine Frau grüßt mich mit einer Amaryllis von daheim, wo es genau so regnet wie hier. Doch wie es mir Freude macht, hier meine Geschichte zu erzählen, macht es meiner Frau Freude, daheim mit ihrem grünen Gärtnerinnen-Daumen Pflanzen erblühen zu lassen und Haus und Garten in Ordnung zu halten.



Wenn es dann endlich etwas aufhört mit dem Regen, gibt es in der Sanitäranlage Warmwasser zum Rasieren und nach dem Essen eine andere Geschichte.

Gesetze knebeln Meinungsfreiheit





Bleibt abzuwarten, wie lange die "Festung der Meinungsfreiheit" noch den Angriffen stand hält. Zum Glück bewahrt mich mein gut geheiztes "Schachtelleben" vor Wind, Wetter und dieser alles durchdringenden Regennässe. Zeit zum Schmoren von Falafel-Bällchen mit Zwiebel in Öl und Oliven mit dem Bio-Baguette von gestern.




Cahors fällt buchstäblich ins Wasser. Der Dauerregen gestattet allenfalls einen Spaziergang mit großem Schirm, sonst bleibt man besser daheim im Auto und im Internet. Don Alphonso geht mit einem Freispruch aus dem Münchener Gericht.



Hat der Don sich doch erdreistet, einen Tweet abzusetzen, der... man lese selbst:


Also Twitter-X hat nichts zu beanstanden.


.... "ein Wirtschaftsminister, der mit seiner äusseren Erscheinung ein einer Ansammlung Bahnhofsalkoholikern nicht negativ auffallen würde".... doch als Blogger ohne anwaltlichen und finanziellen Background wie Don Alphonso muss man sich vor den §§ hüten, als da wären:

Wird gegen eine im politischen Leben des Volkes stehende Person öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten eines Inhalts (§ 11 Absatz 3) eine Beleidigung (§ 185) aus Beweggründen begangen, die mit der Stellung des Beleidigten im öffentlichen Leben zusammenhängen, und ist die Tat geeignet, sein öffentliches Wirken erheblich zu erschweren, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe, lautet der § 188 StGB,

Don Alphonso gleicht nach meinem Gusto, der nicht dem der lieben Leser entsprechen muss, eher einem "Weichei" gegen meinen überaus geschätzten und verehrten Pöbelprosa-Premium-Poeten Pirincci.



Das ist das Letzte auf seiner Web-Seite Der-Kleine-Akif und der Artikel ist nicht einmal von ihm. WELT online interviewt RA Steinhöfel.


Ein Kommentator zu dem Artikel schreibt, dass Steinhöfel kürzlich vor dem BVerfGE eine Verfassungsbeschwerde von Reichelt durchgesetzt habe. Mein Kommentar dazu wartet noch auf Veröffentlichung, die dann vielleicht kommt, wenn das Thema verfrühstückt ist.


Ist bei der Rechtslage nicht längst für Blogger, die nicht anonym in gesicherten Chat-Räumen unterwegs sind, der Rückzug ins Private angesagt?



ACHTUNG: Melden Sie Leser dieses Blogs dem Team der Koordinierungs- und Beratungsstelle Radikalsierungsprävention (KORA).



Mich müsste man schon mit dem Klammerbeutel pudern, bevor ein Kommentar von mir eine Seite wie "Integrationsbeauftragte.de" schmückte.


"Le Plan Strack-Zimmermann" hält die Justiz auf Trab. Mir reicht's - zurück zu Urlaubsbildchen. Sonne kommt gegen 15.20 Uhr in Saint-Pierre-Lafeuille und lockt mich ein zweites Mal nach Cahors.


Jetzt lässt sich vom Tag doch etwas mehr als eine Stunde ohne Regen gewinnen. Nichts wie weg vom Laptop, rauf auf Rosinane und runter nach Cahors. Buddha wacht über Weinberge bei meiner sausenden Talfahrt mit bis zu 55 km/h, wobei in knappem Seitenabstand Autos mich überholen.



Die braune Flut des Flusses Lot ist noch einmal angeschwollen. Die Brücken über den Lot zu sehen, wie das Titelbild zeigt, lohnt den Ausflug.



Es kommt zuviel Wasser vom Himmel. Der Lot-Fluss tritt über die Ufer.



Die gemauerte Bogenbrücke stammt aus älteren Zeiten.



Die Eisenbahn fährt über eine Brücke aus Eisen.



Als Titelbild das sehenswerte Bauwerk Pont Valentré mit dem Papierkorb vorne links.



Der Himmel schwärzt sich wieder ein, auf dem Heimweg kommt der Regenguss. Der läuft mit Blitz und Donner zur Höchstform auf. Doch da schützt mich schon wieder das Autodach.



Adieu Cahors! Großartige Stadt in wundervoller Landschaft. Jetzt muss mir die Karte ein neues Ziel Richtung Heimat zeigen. Trotz aller Reize hält mich das Department nicht länger bei diesem Wetter.


Figeac



Mein Ziel Clermont-Ferrand mit 285 Kilometer näher zur Frau daheim war unerreichbar weit.



Wer meine Stories länger schon liest, kennt mein Ritual zur Abfahrt: Frühstück, Sanitäranlage, Rasieren, Aufräumen, Klappen schließen und Einkaufen. Dazu noch mal etwa 10 Kilometer rein und zurück nach Cahors, wo NETTO gerade um 9.00 Uhr aufmacht. Für fünf Tage sollte mein Proviant reichen, wenn auch Brot täglich neu zu kaufen ist.


Mein meist fröhliches Frauchen daheim, was mich nach sieben Monaten mal wieder erwartet, möchte bitte meinen guten Willen anerkenen. Meine Kraft hat dann immerhin gereicht, auf die Autobahn A20 in Cahors Nord zu fahren, an der ersten Raststätte mich mit einem Apfel zu stärken, doch nach 22 Kilometern hat es mir gereicht. Meinem Navi sollte mich dann auf Mautfreien Straßen weiter bringen, also erste Abfahrt  raus,  3,60 Euro in meinem Classe-tarif 2 für 22 Kilometer bezahlt und dann auf der Landstraße 802 ruhig weiter zuckeln. Doch bei Figeac gab es ein Schild für ein Camp.



Wie Gott in Frankreich verwöhnt mich meine Salatschüssel, bevor mich die Brutkastenwärme von 29 Grad Celsius schlafen lässt.



Mein liebes Frauchen soll nicht böse sein, dass ihr altes Männlein wieder ausruhen muss. Diese viele Autos auf der Autobahn, die an mir vorbei surren, auf der Landstraße ein Kreisverkehr nach dem anderen, wobei man höllisch aufpassen muss, dass nicht ein ganz gemeiner Fahrer knapp vor einem einrast, der dann Vorfahrt im Kreis hätte und bösartig einen Unfall herbeiführen könnte, um damit Geld zu machen, das ist alles zu viel für einen Reiseopa wie mich.



Das Camp am Fluß Célé lässt nur noch Vögelzwitschern hören, sonst ist Ruhe. Mal röhrt von fern ein Motorrad.



Ruhe ist des Reisens erste Pilgerpflicht: CHEMIN DE SAINT JACQUES DE COMPOSTELLE.



Da rauscht nun der Célé über die Steinstufe. Wiki dazu:

Der Célé ist ein Fluss in Frankreich, der in den Regionen Auvergne-Rhône-Alpes und Okzitanien verläuft. Der Name Célé leitet sich vom lateinischen celer ab und bedeutet so viel wie schnell.



Figeac ist ein Städtchen ganz nach meinem Geschmack.



Was fasziniert Männer mehr: Alte Steine oder junge Beine?



Wird Zeit, dass Don Quijote mal wieder ins Haus aus Stein zu seiner Dulcinea kommt.



Doch vorerst geht es rauf und runter durch blühende Landschaften, durch Gassen, Kirchen und zur Ruhezeit und Erholung ins Camp.



Wundersame Plätze und Bauten in Figeac locken Touristen an wie mich.



Das Wetter meint es gut mit uns hier und heute in Figeac.



Die Kirche ist älter als die gotischen Kathedralen mit den Lichtdurchflutenden Fenster. Hier stützen noch äußere Mauerbögen die Wände der Kirchenhalle.



Meine lange und dauernde Beschäftigung mit diesen Bauwerken vertieft meine Beziehung dazu.



Es scheint, als erwachse mir ein Verständnis für unser kulturelle Erbe.



Die Frau mit Kind oder Kindern nimmt eine zentrale Rolle in dieser Kirche wie in vielen anderen ein.


Auch hier umschweben Flügelwesen die Dame in rot, während Gott Vater und Sohn an den oberen Bildrand gerückt sind.



Kann man sich so einen Blogger im Mittelalter vorstellen, den die Tröte am Bildrand auf Trab bringt?



Der Pilger mit seinem Wanderstab hat einen weiten Weg hinter und einen weiteren Weg vor sich.



Nach dem berauschen Blick auf Figeac vom Kirchberg tauchen wir wieder in die mittelalterlichen Gassen ein.



Treppen sind keine Wege für Don Quijote mit Rosinante. Doch merkwürdig genug: Es gibt gar eine enge Einbahnstraße durch Figeac, die sich wenige Autos mit mehr Fußgängern teilen.



Monumentalbauten wie im Bankenviertel einer Großstadt mit rauschenden Großstadtverkehr sind gewaltig, mir gefallen mittelalterliche Bilderbuchstädtchen besser.



Auch die auf dem Pflaster gebotene Geschwindigkeitsbeschränkung auf 20 km/h trägt zu meinem Vergnügen bei.



Der Gewehrlauf zielt auf den Betrachter. Im Sockel eingraviert das Wort

GLORIFICATION



Blumen und Girlanden in Landesflaggenfarben gedenken der ehrwürdigen Helden. Wörter lassen sich entziffern wie

MORT HEROIQUE CAPITAINE STE. ANGLADE 1870



Hier nun das Monment in ganzer Pracht, welches den Kirchplatz unten im Städtchen Figeac schmückt.



Die Kirche auf dem unteren Stadtplatz bezaubert den Betrachter mit Licht, Form und Farbe.



Abgeteilt von Vorhängen ein neugieriger Blick in die Seitenkapelle, ohne die Andacht des Gläubigen zu stören.



Immer wieder die zauberhafte Reklame in Licht und Form in diesen klerikalen Hallen, die in damaliger Zeit ohne das heutige Meer von Leuchtreklamen geradezu hypnotische Massenwirkung gehabt muss.



Es scheint mir, als führe der Weg aus der Kirchenhalle geradewegs ins Licht.



Abendstimmung vor dem Camp: Vor der Staustufe des Célé versuchen Angler ihren Eiweißbedarf zu erbeuten. Das Department Lot mit dem Camp bei Figeac hat mir wieder einen wunderbaren Maien Sonnentag geschenkt.


Ausflug nach Bagnac sur Célé



Das Wetter ist sonnig und Maien mild. Keine 16 Kilometer flußaufwärts lockt mich eine mittelalterliche Brücke in das Städtchen Bagnac sur Célé. Die Straße dorthin ist meist ruhig. Motorradfahrer haben ihre schweren Maschinen aus den Garagen geholt und dröhnen ab und an recht unterhaltsam an mir vorbei durch das Tal.


Ausgeruht und gut gelaunt stört an solchen Tagen nichts, fast nichts.


Hä? Ist die Brücke über den Célé hinter der Eisenbahnlinie nicht mehr zugänglich?



Doch: Von der Straße führt ein schmaler Weg in einen Tunnel unter den Bahnschienen, wo man als Radfahrer den Kopf einzieht, wieder hinauf zu dem Bauwerk. Seit Jahrhunderten stehen die Pfeiler im Fluß. Müssen sich da nicht die Baumeister heutiger Autobahnbrücken wie der Sauerlandlinie schämen, welche schon nach wenigen Jahrzehnten Schrott sind?



Wie Menschen alte Kirchen und Klöster Stein auf Stein hoch und höher bauten, sind diese Bauten wie Denkmäler aus einer anderen Zeit erhalten im Alten Europa.




Wie daheim dieselt auch hier über die rostigen Bahngleise ein "Blechwurm", dessen Tröte selbst hier zu hören ist, wenn meine Frau im Garten mit mir telefoniert.



Die Uhr der Kirche verrät, warum bei der Mittagshitze außer ein paar Motorradfahrern und mir kaum jemand unterwegs ist. Es wird einfach zu heiß. Daheim im Auto lässt es sich bei allen geöffneten Fenstern, Türen und Dachluken bei 28 Grad noch aushalten.



Schön ist es dann, gegen Abend dem Treiben in der Stadt, auf dem Marktplatz zuzusehen, Schaufenster zu betrachten und die Schrift vom Plakat zu entschlüsseln: 135 Euro Strafe - klar wofür?



Hinter der Hecke an meinem Platz haben sich im kleinen Zelt zwei Menschen häuslich eingerichtet. Denn Stimmen aus der Klause verraten mir, dass zwei dort hausen. Die Temperatur morgens ist seit gestern von vier auf acht Grad Celsius gestiegen.



Doch weil man seinen Platz auf dem Camp bezahlt, schläft und lebt man dort ungestört - mit Dusche und Sanitäranlage. Mein Münchener Freund unter seiner Zeltplane hat es da weitaus schwerer. Immerhin bleibt ihm noch genug Kraft, mich frisch, fromm, fröhlich frei mit seinem Sätzchen zu provozieren. Es sei ihm gegönnt - doch besser wäre es, Leser würde ihm ein Bild abkaufen.



Mir gefällt  "NOBY der weinende Drache", sicherlich 300 Euro wert, mir aber zu teuer. Kreativ seine Zeit als Rentner zu nutzen, hält munter. So auch mein Bruder, der gerade ein schmutziges Lied vom Bauchfleisch brachte.



Passen die Blümchenbilder aus seinem Garten zu seiner Jubelarie über Bauchfleisch oder wären da nicht besser Bilder von einer Fleischtheke?


Rentner Wolfgang hat ein anderes Hobby: Er freut sich, wenn er einen seiner ausgefuchsten Leserbriefe bei seiner Lokalzeitung lancieren kann.



Mein dritter und letzter Tag im malerischen Figeac widmet sich meinem Wohlergehen, wie das für meine Verhältnisse fürstliche Mahl zeigen soll.




Das Wetter hat umgeschlagen. Die Himmelsonne, im regnerischen Cahors sehnsüchtig als Wärmequelle erwartet, hat wieder ganztägig als Höllensonne meine Plastikkiste auf 30 Grad Celsius aufgeheizt, wobei selbst alle geöffneten Klappen, Luken, Fenster und Türen erst am Abend Erleichterung schaffen. So genießt man das bunte Treiben in Figeac. Die BMW 1800 sieht man selten, doch hier fährt sie über den Altstadtplatz.


Wie heisst es im schönen Volkslied? "....wäre so gerne geblieben, aber der Wagen der rollt...." Alle Einkäufe erledigt, Wasservorräte aufgefüllt, E-Bike-Rosinante auf dem Radträger verstaut, jetzt kann es morgen gleich ein Stück weiter zu meiner Dulcinea Richtung Heimat gehen. Wir freuen uns auf ein

Wiedersehen.

P.S.: Fehlerkorrekturen - wenn überhaupt - später


3 Kommentare:

Socke hat gesagt…

> fällt mir .. auf, dass Schilder auf dem Kopf stehen

Mmh, ich meine das ist eine Protestbewegung, aus der Zeit von Corinna, mit den Protesten gegen allzu strenge staatliche Auflagen und Ausgangsbeschränkungen oder sogar noch vor dieser Zeit aus Protest gegen die Regierung. Hatte da mal was in der Richtung gelesen.

Wenn da einzelne Schilder heute immer noch verdreht sind, hieße das ja, dass dieser Protest eine große solide Basis innerhalb der Bevölkerung und örtl. Polizisten hat, man dahinter steht.

Vielleicht weiß ein ortskundiger Protestler da mehr?

n0by hat gesagt…

Hier findet sich die Erklärung:
https://dasgelbeforum.net/index.php?mode=entry&id=648081

n0by hat gesagt…

Eine Aktion der französischen Bauern
Albatros, Lothringen, Donnerstag, 14.12.2023, 19:57 @ Dieter3501 Views

Guten Abend

Seit ca. 2 Wochen fallen in Frankreich viele Ortsein- /Ausgangsschilder auf. Sie stehen auf dem Kopf, resp. die Beschriftung. Die Schilder wurden landesweit umgedreht. Die Aktion ging von franz. Bauern aus als Protest gegen "Reformen", die die Landwirtschaft betreffen und findet breite Unterstützung in der Bevölkerung. Jedes Kind weiss, worum es geht.
Das ist eine Stufe unterhalb schwarz zu gesprayter Radarfallen, denn es wird nichts zerstört bzw. beschädigt und doch ist es ein klares Signal an Paris. Wer die Schilder wieder umdreht und wann, ist momentan nicht bekannt ...


Nur, damit die Aktion nicht untergeht,
wünscht sich der

--
Albatros