19 Februar 2022

Nürnberg - München - Garmisch

 


Bei fünf Grad unter Null vereist die Frontscheibe nachts von innen. Im Winter gemeinsam im Camper zu reisen ist beschwerlich. Doch die Wunderwelt entschädigt uns für Enge und Kälte im rollenden Heim. Die ersten Sonnentage im Februar begeistern mich in Nürnberg und München. Die Kriegs-, Covid- und Finanzkrisen rücken in den Hintergrund. Nach vier Tagen in Garmisch endet die Reise.




Während uns die Gasheizung im Camper über die frostige Nacht bringt, schickt Weltenbummler Klaus aus Südamerika ein Bild von seinem Stellplatz in Rio do Sul. Dazu schreibt er bei Whatsup:




Sein Satz gibt mir zu denken: "Trotzdem manchmal denke ich, dass unsere Art zu (reisen) nix für alte Leute ist."  Wohl wahr! Im Rentnersessel daheim lebt man leichter. Doch langes, leichtes Leben wird langweilig. Die erste Nacht in Nürnberg war noch gewohnungsbedürftig. Doch der Tag, ein Traum!



























Das Preisschild ist schlecht zu erkennen: Zweitausendneunhundert Euro ist es dem Käufen wert, Napoléon Bonaparte zu ehren. 



Ein Volvo aus alten Zeiten....





Den schönen Tag in Nürnberg hat uns mein liebster Freund mit seiner gastlichen, freundlichen Art geschenkt.


Berching

Die sechzig Kilometer von Nürnberg nach Berching fährt man in einer Stunde. Nach einer eiskalten Winternacht taut uns die Sonne wieder auf.


Bei minus fünf Grad Celsius schaufelt das Gebläse der Gasheizung die ganze Nacht heiße Luft in den Wagen.



Wir haben zwar noch genug Wasser im Auto, doch wie ein Hundi seinen Napf sauber schlappt, geht es auch.


München






Die dritte und vierte Nacht versorgt eine sehr gute, liebe Freundin meine Frau, mich und unser WoMo.



Wie diese Münchener Dame von Welt ihr Auto in die kleinste Parklücke klemmt, erstaunt mich.















Diese Menschenschlange wartet am Samstag, den 13. Februar darauf, sich kostenlos schnell testen zu lassen.



Wir hätten das jüdische Museum gerne besucht, doch die Plus-Forderung nach einem Test ließ sich nicht erfüllen bei 2G+.



Endlich, die ersten, warmen Sonnenstrahlen nach langer, langer, trüber Zeit! Das Wetter in Nünrberg und München ist das beste Geburtstagsgeschenkt am Valentinstag.














Wer sich schon eine repräsentable Villa am Isar-Hochufer für elf Millionen leistet, kann sich für sonnige Tage auch das passende Auto für eine halbe Million dazu kaufen: Area Pantera.


Valentinstag


Nun ist es meiner Mama selig eingefallen, mich gerade an diesem 14. im Monat der Schalkjahre auf die beste aller Welten zu werfen. Später fiel es vermutlich der Industrie für die Aufzucht und Vermarktung von Schnittblumen ein, diesem Tag etwas Besonders anzuheften. Das ist für mich natürlich Grund genug, mich meiner eigenen Wichtigkeit an diesem Tag zu erinnern.





So wünschen mir Freunde wie mit diesem treuem Hundeblick alles Gute. Es gibt viel, viel zu lachen beim glücklichen Leben zu zweit und mit den Freunden, die sich meiner erinnern.



Mein Freund, der Ophthalmologe



Nun ist dieser Tag auch ein Treffen mit meinem besten Freund in München, der nach kürzlich nötiger Seuchen-Quarantäne seine Augenarztpraxis wieder öffnen konnte.




Nach fünf Jahren sollte der liebe Freund mir einfach mal eine neue Brille verschreiben, weil mir auf Nahsicht die Gleitsichtbrille nicht mehr wie zuvor diente. Nun zeigte mir der gute Mann, was er als Ophthalmologe, was Augenarzt heisst, drauf hat und macht mir ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk. Also lässt er mich von seiner resoluten, junge Praxishelferin von einer Kammer in die Nächste führen. Die lässt mich in verschiedene Maschinen blicken, zeigt mir Farbtafeln, lässt mich fünf Minuten in einer Dunkelkammer schwitzen, wo mir Lichtpunkte vor einem Auge rumtanzen, derweil sie das andere mit einer Piratenklappe verschlossen hat. Das nennt sich wohl "Gesichtsfeldmessung" - oder so. Mein Freund behandelt derweil seine Patienten, während mir zunehmend die Knie weich werden. Nach diesen Prozeduren nimmt er mich dann dran, will auch noch meinen Augendruck messen. Meine zunehmende Unwilligkeit wischt er resolut nach Halbötter-in-Weiß-Manier weg: "Herr Thomas, eine neue Brille bekommen Sie auch beim Optiker. Meine Untersuchung ist hier gründlich!" "Aber, aber...", wischt er meine zweifelnde Einwände weg, zeigt mir mit hypnotischer, ärztlicher Allmacht das Augenbild eines Patienten, der nicht folgsam war, als schwarzen Fleck, "Ohhh" kommt mein Stöhnen... "Ja genau... der Sehnerv ist kaputt, da war nichts mehr zu machen...." Das überzeugt mich von der nötigen Augendruckluftprüfung - vermutlich ähnlich wie die Luftdruckprüfung meiner Radreifen, "zum Glück alles unter 20 im grünen Bereich.... aber hier beginnender Grauer Star, für eine Operation noch zu früh, und hier eine Trübung im Glaskörper, wohl mal eine Einblutung......"





Dem folgen fünf, sechs lateinisch-medizinische Fachausdrücke, bis mich meine mich verlassenden Kräfte flehen lassen: "Hoffentlich gelingt es mir, hier gesund raus zu kommen..... "




Da lacht der Weißgott verschmitzt über mich und meine kleinlichen Ängste und kommt endlich, endlich dazu, mir die Brille anzupassen, wie mir das seit meiner ersten Brille als Kind schon so gewohnt war. Meine Augen haben sich sogar gebessert, weil mir Waldspaziergänge und das gesunde Essen meiner lieben Frau eben gut tun, meine Bildschirmarbeit sich reduziert hat. So verabschieden wir uns herzlich und  freundschaftlich, nachdem er seinen Weißgottkittel abgelegt hat. Langsam finden meine wackligen Knie wieder Halt. Draußen fährt mich meine liebe Frau durch den Münchener zähflüssigen Verkehr, bis wir sicher in einem Parkhaus gelandet und gestrandet ist.


Mein geliebtes München und andere Plagen



Parkplätze gibt es in der Münchener Innenstadt so gut wie nie. Dafür bekommen wir auf dem Viktualienmarkt gepressten Mohrrübensaft, beim Hofpfister ein halbes Brot und zwei Käsestangen - mittlerweile 7,92 Euro - , bei der Nordsee ein Matjesfischbrötchen - mittlerweile 3,59 Euro - und im Bioladen all das, womit mich meine liebe Frau verwöhnt.





Mir wird's wieder schwer um's Herz, mein heiß geliebte Großstadt mit Herz zu besuchen. Aber wie bei allen alten Ehepaaren hat sich auch unser Leben so eingespielt, dass die Dame meines Herzen nach den Flitterwochen so peu à peu die Leitung des Hauses und meines Herzens übernommen hatte, womit nach etwa zehn jähriger Quengelei und Nerverei unser Umzug ins lauschige 25.000-Seelen-Nest Sonneberg sich nicht mehr vermeiden ließ.




Neber der Kultur pessimistischen Polit-Plage wie hier bei der Bundespräsidentenwahl kämpfen die meisten Männer mit drei weiteren Plagen.




Für mich gibt's drei weitere große Plagen, denen es mir nie zu entkommen gelang - weder früher, noch heute und wohl auch morgen nie und nimmermehr. Die erste Plage sind die Weißgötter - egal ob sie wohlmeinend mir den Zahnbohrer im Knochenkalk meiner Beißerchen rotieren lassen, ob sie mir Herz und Lunge abhören........ alles alte Geschichten, welche alte Männer in der Sauna einander erzählen, wo mir meine Ruhe wichtiger wäre. Die zweite große Plage sind Lehrerinnen, PolitikerInnen, Talkshow-Tanten in weiblicher Ausgestaltung, die Brut- und Nest-genetisch immer Recht haben und behalten.




Die dritte große Plage, vor der es wegen meiner Unfähigkeit allein zu leben, kein Entrinnen gab, sind meine langjährigen Lebensabschnittsbeziehungen. Mit meiner Verrentung nach etwa 15jähriger Probezeit verfestigte sich die Partnerschaft zur Ehe. Diesem meinem geliebten Wisch-, Wasch-, Nähr- und Plärrbären ist nur noch in einsamen Überlandfahrten oder beim Skilanglauf im stillen Wald zu entkommen.




Nach einigen Stunden, spätestens nach einigen Tagen, Wochen und Monaten wird meine Sehnsucht nach meinen holden Weib übermäßig, dass es mich jedes Mal liebend gern heim in ihre weichen, warmen Arme zieht. Ganz wie das Kunstwerk am Isartor symbolisiert: Mann entkommt ihnen nicht!






Schon beim Anblick ihres Schildes auf der Marmelade, zu der sie die Blaubeeren im Wald gepflückt hat, fängt wieder dieses Sehnsucht an, die sich eher wie Heimweh denn wie Fernweh anfühlt.




München - zwischen Wahn und Wirklichkeit


Wenn man nach Monaten aus der Kleinstadt in Thüringen nach München kommt, staunt man, schüttelt den Kopf, läuft sich müde. Man freut sich, endlich einmal wieder eine Stunde im Stauverkehr die vielen Autos zu bewundern, doch dann ist es auch genug.





Nach meinem Staunen über das Kunstwerk am Isartor finden sich wenige Meter weiter in einem Schaufenster neue Weltwunder, deren esoterisch-okkult-magischer Sinn mir nicht sofort erschließt. Aber wie mich nun nichts mehr drängt und zwingt, Zweibeinerweibchen im gebärfähigen Alter zu erforschen, kann mir die Magie solcher goldenen Schaufensterwunder auch gestohlen bleiben.




Ein paar Schritt weiter grinst mich die Geiergestalt über der Stadtsparkasse an, welche mich daran erinnert, wie erstmalig im Leben eine Geldanlage in irgendwelche Fonds meine Ersparnisse vor der Inflation retten sollte. In den ersten zwei Monaten waren dann schon ein paar Tausend Euro verloren. Es war allerdings mein Fehler,  per Online-Recherche mir meine neugiere Frage beantworten zu lassen: "Wie steh'n die Aktien?"




Unsere großherzige Münchener Gastgeberin, die uns Strom, Wasser und Sanitäranlage zur Verfügung stellt, hat uns den Besuch des Hofbräuhauses empfohlen. Bei meinen stets inspirierenden Stadtgängen fragten mich Touristen einmal: "Where is Hitlers Pub?" "Ähhh?" "The Hofbraeuu-House?"..... Da stehen wir und staunen!



Nachdem wir beide dort die vorzüglichen Sanitäranlagen kostenlos genutzt haben, kann uns nicht einmal die wunderbar wunderliche Kapelle aus einem Blasinstrument und einer Quetschkommonde zum Bleiben an den Holztischen verlocken. Dort machen sich hungrige Gäste über Bierhumpen und Teller mit gebratenen Leichenteilen her. Wir pilgern weiter zum Viktualienmarkt, zu Karottensaft und Matjesbrötchen.




Wiki weiß, was für ein Wisch-, Wasch-, Nähr- und Plärrbär dort auf dem Sockel steht:

Ida Schumacher (* 5. März 1894 in Arnstorf, Niederbayern als Ida Stömmer;[1] † 6. April 1956 in Gauting) war eine bayerische Theaterschauspielerin und Komödiantin.

 


Zu meinem Münchener Viktualienmarkt Ritual gehört der Verzehr einer sauren Gurke. Dieses Saft spritzende Gemüse muss man weit vorgebeugt erst lutschen, dann beißen, um sich sein feines Tuch nicht zu versauen.



Der Biergarten am Viktualienmarkt ist mittlerweile rundherum eingezäuntes Gehege. Vor der Seuche waren Tische und Bänke von allen Seiten zugänglich und selbst an schattigen Wochentagen voller besucht als jetzt.





Nachdem der Viktualienmarkt mit seinen Attraktionen für unser leibliches Wohl gesorgt hat, stärken wir unsere Landesverteidigungskraft mit diesem Bild-Titel. So endet mein 74jähriger Geburtstag mit fröhlichen Geschichten bei meiner lieben Münchener Freundin und Gastgeberin und mit meiner lieben Frau.



Garmisch-Partenkirchen


Der Stellplatz an der Wankbahn liefert mir alles, was mir den Aufenthalt angenehm macht: Sanitäranlage, Strom, WiFi, Wasser und einen wunderbaren Blick über die Berge.




Von diesem Platz geht der Philosophenweg in etwa hundert Meter Höhe über dem Ort am Estergebirge entlang.


 

Star-Philosoph Sloterdijk steht beim begeisterten Sloterdijk-Fan als Heiligenbildchen auf seinem Hausaltar.



Auch mich begeistert das intellektuelle Feuerwerk von Sloterdijk. Doch eines seiner zahllosen Bücher wie "Die schrecklichen Kinder der Neuzeit" ist hier mir weit weniger wert als mich Stunden lang über den Philosophenweg bergauf und -ab zu schleppen.




Bei Sloterdijk wie bei Goethe lässt man sich von Hunderten Seiten belehren und bleibt dann doch als Tor so arm wie zuvor.





"Die schrecklichen Kinder der Neuzeit" haben mittlerweile Straßen, Gassen, Hauswänden ihren Stempel aufgedrückt, ebenso treiben "die schrecklichen Kinder der Neuzeit" in Redaktionen, Hochschulen und der Politik ihr Unwesen.


Nun ist nicht jeder zur Arbeit als Steuerzahler geschaffen. Auch bei Wüstenkarawanen gab es Kamele, die keine Lasten tragen mussten. Allerdings wurden diese Kamele bei Not geschlachtet. Das in ihnen gespeicherte Wasser verteilten die Karawanenführer dann an die Lasttiere und verzehrten das Fleisch der getöteten Kamele.




Wie der Hirsch zur Verteidung der Herde und seiner Stellung das Geweih mitschleppen musste, so musste die Hirschkuh das Kalb austragen. Wenn nicht genetischen Ketten Väter ihre, "schrecklichen Kinder der Neuzeit" versorgen und erziehen, trägt Vater Staat die Last. Entzieht sich ein Väterchen der Pflicht, sich selbst zu erhalten, versorgt Vater Staat auch ihn. Häufig vererbt er seine prekäre Situation der nächsten Generation. Das Thema dazu ist bekannt: "Deutschland von Sinnen schafft sich ab."



Mittlerweile machen wunderliche Gestalten Karriere, die bei der Wahl zum Bundespräsidenten für Sensationen sorgen und buntes Regenbogenleben in den mausgrauen Anzugalltag bringen.





Viel Glück!


Ja - mit viel Glück wird alles so schön bunt im Land!





Solches und anderes Gebaren juckt mich in Garmisch-Partenkirchen weniger als daheim. Garmisch ist mir von zahlreichen Besuchen gut vertraut. Dennoch locken mich die Berge und das Städtchen wieder einmal für vier Tage. Denn in dieser wunderbaren Umgebung lassen sich Nachrichten wie von Russia Today oder wie von der Bundestags-Debatte auf Phoenix live besser vertragen. Zwar lärmt ein Bagger und andere Baustellenmaschinen vor meiner Aufbautür, doch im Wald und abends ist Ruhe.






Nachts scheint hell der Mond durch die Dachluke über dem Fenster.




Morgens schickt Klaus aus Südamerika Bilder, er bekommt dies Blick der ersten Morgensonne vor meinem Heckfenster.






Während mir die Sauna in Garmisch einheizt, schreibt Klaus: "Wir sind in Pinheiro südlich von Florianopolis."   Das ist in Brasilien, etwa 1500 Kilometer von Montevideo, wo sie in Uruguay angelandet sind.




Meine Beine laufen sich am Philosophenweg müde.


Meine Augen berauschen sich an den wunderbaren Bergen.


Meine Ohren genießen die zwitschernden Vögeln.


Das Wasser fällt rauschend ins Tal.




Behutsam suchen meine Füße auf vereisten Weg nach Halt.



Am Ende des eisglatten Weges beginnt wieder die Straße. Alle Sinne waren wach, vergessen für Stunden die drückenden Gedanken von polit-pestilenten Kultur pessimistischer verseuchter Sorgenstimmung.




Bald hat mich meine liebe Frau wieder, bereitet mir zu meinem Klavierspiel ein köstliches Mittagsmahl zu, wir werden wieder gemeinsam spazieren und spielen. Wie schreibt mein Reiseguru und Freund aus Brasilien:

 "Trotzdem manchmal denke ich, dass unsere Art zu (reisen) nix für alte Leute ist. Da wäre "



.... und hier eine Abwandlung des Zitat....


"da wäre" der Fernsehsessel daheim....


"bequemer". 





1 Kommentar:

Anonymous hat gesagt…

Na wenn Du nur 2G und nicht 2G+ bist, scheinst Du meinen Rat beherzigt zu haben und hast Dich impfen lassen. Ansonsten wärst Du wohl nicht in die Sauna reingekommen. Ich nehme an, Deine Frau ebenfalls.

Daß Dir beim AUGENarzt die Beine schwach werden, belegt, daß Du wohl ein Hypochonder bist. Kein Wunder, daß Du Dich die ganze Zeit nicht hast wollen impfen lassen. Wohl Angst vor der Spritze gehabt...

Naja, jetzt gehst Du ja wieder auf Tour, zum Glück, denn zuhause im dunklen Thüringer Wald noch 3 Monate sitzen bis Mai und Du wärst eingegangen. Das Jahr in Isolation hat Dir ganz schön zugesetzt, das sieht man an den Selbstporträts.

Raus wieder in die Freiheit, in den Süden, den knackingen jungen Mädels hinterher schauen und die Fantasie fliegen lassen, damit wieder ein bisschen Testosteron in Dein Blut kommt, das verjüngt!