Opa mit Hund erzählt, dass er schon 50 Jahre den Trabi fährt. |
Gleichgültig, ob man sich mit Fortbewegungs-, Ernte- oder Ton erzeugenden Maschinen beschäftigt, immer lobt den Mann die Arbeit und die Tat - auch die Frau. Gleichgültig, ob sich der Polit- oder Guruprofi in seiner Bütt vor Publikum ausmährt, gleichgültig ob alt, jung, weiblich, männlich oder divers - all das ist Leben und endet. Meiner Weisheit letzter Schluß: "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen".
Da mir mein Körper, die alternde Maschine, immer noch schmerzfrei und zuverlässig gute Dienste leistet, fühlt sich das Leben diesen Sommer wie ein Spielplatz an, gleichgültig ob man Männer wie mich als "toxische, alte, weiße Männer" schmäht.
Als Abonnent der WELT+ belustigt mich immer öfter, was es hinter der Bezahlschranke zu schmökern gibt. Manchmal geht an der krümeligen Smartphone-Tastatur ein Kommentar von mir online wie letztlich zu Lauterbachs neuen Regeln zum Impf-Herbst: "Urrgs, mir wird schlecht." Das reicht mir meist, um mich zu entspannen, mich abzureagieren. Diese beiden Herren Papier wie Gysi so hübsch nebeneinander bekamen mehr Zuspruch von mir:
Von Seiten furchtbar fruchtbarer feministischer Ideologie müssen sich die Herren Papier wie Gysi fragen lassen:
Wollen toxische, weiße, alte Männer den seit Jahrhunderten unterdrückten Damen, dazu noch Produzentinnen von Eizellen und gelegentlich gar zur Reproduktion bereit oder gezwungen, wollen also diese bösen, alten, weißen Männer der LBGTQ-Gemeinschaft den Kampf ansagen?
Wer Artikel kommentiert, seine Meinung bei Facebook, Tele- oder Instagram oder auch in Blogs aus Lust und Laune ausmährt, ohne dafür etwas anderes zu bekommen als bestenfalls eine Antwort, dessen Aktivitäten gleichen dem notwendigen Verrichten seiner Notdurft. Danach ist man erleichtert. Hier hat ein "Octavian" und eine "Ulrike J." meinen Kommentar kommentiert. "Octavian" hat nichts kapiert, bekommt dafür fünf Herzchen, "Ulrike J." bekommt von mir ein Herzchen - und beide bekommen eine Antwort, sofern die WELT-Redaktion sie frei schaltet, was sie nicht tat.
Danke Octavian und Ulrike j. für ihr Feedback. Vielleicht lässt sich mein verschwurbelter Text entschlüsseln mit dem Hinweis, dass die feministische Ideologie es mittlerweile geschafft hat und weiter daran arbeitet, als Täter sich als Opfer darzustellen - oder wie man heute so sagt: Täter-Opfer-Umkehr.
Diesen Kommentar schaltete die Moderation der WELT nicht frei. Damit genug meiner gedanklichen Exkremente!
Besser gefällt mir, was die schöne Welt mir zeigt - mit welcher Maschine der Bauer zum Beispiel sein Korn bei Ratscher einbrachte. Der Landwirt hat diesen MASSEY - FERGUSON viel später als nach den besten Zeiten der Trabis beschafft. Vielleicht hat der Opa in seinem Trabi mit dem dicken Hund den Hof den Jungen übergeben?
Der MASSEY - FERGUSON hat das Korn geschnitten, der Trecker mit Anhänger dahinter hat die Ernte heim gebracht, jetzt geht es vermutlich mit Schweinescheiße weiter, um dem ausgelaugten Boden neues Leben einzuhauchen.
So macht sich der Chronist seine Gedanken, wenn er über die asphaltierten Feldwege durch das sonnige Land radelt. Die Kollektoren auf dem Dach ernten Sonnenenergie, der Wald schenkt Bretter, Balken, Brennholz und der Bagger wartet auf seinen nächsten Einsatz.
Das ist so wunderbar geregelt, dass sich ein Schloßherr diese bescheidene Hütte in Schleusingen hat bauen lassen können, die heute selbst Knechte und Mägde als Museumbesucher genießen dürfen. Für mich ist Spielplatz und Mueseum überall, was mir Zeit und Eintrittsgeld im Schloßmuseum zu Schleusingen erspart.
Meine E-Bike-Maschine strampelt meinen Körper müde, der Biergarten am Weg in Erlau hat ohnehin geschlossen, und zum Marktschreier Suhl geht es über einen Berg.
Das Vorderrad, dem der Experte bei Dressel in Kronach vor fünf Tagen einen neuen Vorderradmantel aufgezogen hat, verliert wieder Luft. Dem alten Schlauch auf der Felge hat der "unkaputtbare" Reifen nichts genutzt. Auf dem Weg bläst ein Tankstellenkompressor 4,5 bar in den Reifen, damit geht es weiter bis Suhl - und zurück. Anderntags ist der Reifen wieder schlaff.
Wer sich die Karte ansieht, weiß nicht, wie die Radwege vom Ratscher Bergsee an plätschernden Bächen, im schattigen Waldrand, durch verschlafene Ansiedlungen und endlich über den Berg vor Suhl an der Hauptstraße zum Ziel führt.
Suhl empfängt mich mit kaltem Grausen über das DDR-Regime, wo mir mit meinen Provokationen ein Platz in einem der Gefängnisse sicher gewesen wäre.
An solch garstig Ort hinter Gittern sein Leben zu fristen, wo der Häftling sich nicht einmal auf das schlechte Essen freut, wo allenfalls ein wenig Hofgang die müden Glieder erfrischt, wo sich Tage, Wochen, Monate, Jahre endlos hinziehen, das ist die Hölle auf Erden.
Wer als Gymnasiast sah, wie Arbeiter bei Wind und Wetter für ihr täglich Brot schuften mussen, da erschien mir die Paukerei von Vokabeln, Formeln und Texten eher erträglich.
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Wo Räume zu vermieten, Häuser zu verkaufen sind oder abgerissen werden, da altert die Stadt, Einnahmen sinken, Jungvolk zieht weg, Alte bleiben. Am Ratscher Bergsee fiel mir ein Junge mit der Aufschrift auf seinem Hemd auf: "Ich bin stolz, ein Ossi zu sein."
Wer gar mit einem T-Shirt von Thor Steinar aufläuft, wer mit dem Aufkleber "Lieber ein Wolf Odins als ein Lamm Gottes" rumfährt, zeigt, wes Geistes Kind er ist. So bewirbt der Online-Shop den gefällig gekleideten Herrn mit den tätowierten Armen mit dem Satz: "Ob als Geschenk oder zum selber tragen, hiermit ehrt jeder Wikinger ,,ODIN'' den Gott des Krieges." Willst Du "Wikinger" oder "Weichei" sein?
Der Chronist schweift ab, während er durch Suhl spaziert und den Platz der deutschen Einheit mit den Marktschreiern sucht. Samstag mittags scheint in der Fußgängerzone halb Suhl auf den Beinen zu sein.
Wie bei jedem Besuch bislang in Suhl verdient die "Göttin der Wildschweinjagd" meine Aufwartung, die über festen Brüsten ihren Bogen spannt und mit beherztem Schenkeldruck dem Ross die Richtung weist.
Noch spart Suhl nicht an Strom und pumpt das Wasser der Fontäne in beachtliche Höhe am Stadtteich. Dort hört man schon das Geplärr der Marktschreier aus ihren Lautsprecheranlagen.
Mir schwirrt nach 25 Kilometern der Kopf von dem Lärm. Vom Käsestand tönt es: "Ein Eimer Käse 10 Euro und sie kommen zwei Wochen nicht mehr von der Toilette."
Obgleich die Aussicht auf eine zweiwöchige Toilettensitzung verlockend ist, zieht es mich doch eher zum vorderer Teil des Sattelschleppes.
Dort verhökert "Aal Hinnerk" geräucherte Fische, allerdings nur in größeren Gebinden ab 15 Euro. Da mir der Kühlschrank fehlt, erbarmt sich Aal Hinnerk, mir für fünf Euro mit sichtbarem Mißbehagen einen geräucherten Salzhering neben eine mickrige Markele zu packen und mir auszuhändigen. Auf senen Armen breiten sich blutige Pusteln aus, doch er gibt Fisch gegen Geld.
Während mir auf einer Parkbank der fettige Salzfisch mit Tomaten und einem Kanten Brot schmeckt, erstaunt mich Nudel Kiri mit seiner Ansage: "Hier alles super billig, weil alles geklaut. Dazu Garantie: Wer mir in zwei Wochen die Nudeln wieder bringt, dem schenke ich zwei Flaschen Wein."
So ganz erschließt sich mir der Sinn der Sätze nicht, aber mit der Zeit gibt man es ohnehin auf, im gesprochenen oder geschriebenem Wort groß nach Sinn zu suchen. Der "Milka Maxxx" mit drei xxx verkauft Eimerweise aus Pappkartons seinen Süßkram, doch mir reicht es schon wieder.
Während mich unter knallblauem Himmel und grünem Wald die Farben der quitschbunten Plüschtiere in einen psychodelischen Rauschzustand versetzen, brüllt einer der Marktschreier: "Ich mach' keine Pause. Ich hab' hier bis 20.00 Uhr bezahlt und solange müsst ihr bei mir einkaufen! Rede ich denn gegen die Wand?"
Wer wie der Chronist viel auf der Straße lebt, der sieht Autos, Autos und Autos. Das Kinderkarussel nimmt Fahrt auf. Der SCANIA Lastwagaen mit den gelben Blinklichtern auf dem Dach trägt die Aufschrift "Schaustellerfahrzeug". Ob meiner Frau eher die Ente oder der rosa Elefant aufgefallen wäre? Doch meine Frau ist längst daheim und wühlt in der Erde, pflanzt, macht und tut, wie es ihre Art als Wisch-, Wasch-, Nähr- und Plärrbär ist.
Der Marktmann hat die Hände vor's Gesicht geschlagen. Ob seine Geschäfte so schlecht laufen? Dabei wirbt das Schild so dienstfertig: "Staubsauger-Service Wir reparieren jeden VORWERK (auch alle älteren Modelle)".
Im Schatten der Schirme haben sich manche bei Brot und Bier niedergelassen und lauschen andächtig den Marktschreiern wie andere im Theater Wagners Lohengrin.
Auf meinem Rad mit der entweichenden Luft im Vorderreifen fehlt mir die Ruhe, um Suhl zu genießen. Im langgestreckten Fachwerkhaus ist das Suhler Waffenmuseum. Am Hochhaus vorn links prangt in riesigen Lettern "AWG", im Internet identifiziert als "AWG Wohnungsbaugenossenschaft „Rennsteig“ eG, Friedrich-König-Straße 11, 98527 Suhl".
Vor der Ein- oder Ausfallstraße von Suhl in das 820 Meter hohe Oberhof und nach Ohrdruf - ja der Ort heisst wirklich so! - steht vor der Ampel ein gar schnuckeliges Anwesen mit der Aufschrift: "Billig zu vermieten....".
Wer es noch nicht weiß, den belehrt die Schrift an der Wand: "Suhler Waffen haben Weltruf!
SIMSON FAHRZEUGE - in jedem Detail Spitzenerzeugnis". Nun wissen wir es, danke. Viele mobilen Spitzenerzeugnisse zeigt das Suhler-Fahrzeugmuseum, hier im Blog meines Bruders.
Bemerkenswert ist auch die Anzeige auf dem Schild des Fahrradständers: "MODEOASE FAIR-KAUF Neuwertige Kleidung zu fairen Preisen ab 2,- Euro".
Langsam dreht mein Rad die Lampe Richtung Camp, nicht ohne vorher noch diesen wichtiger Shop in Suhl zu bewundern. Interessenten können sich an den beworbenen Web-Links weitere Infos holen. Dem Erotik-Shop schießt sich die Buchhandlung an, wobei Leser aller denkbaren Geschlechter daneben von der Theorie zur Praxis kommen können.
Ein gar ansehnliches Gebäude lockt Kunden mit dem Schild:
"NEU DER STOFFLADEN Möbelbezugsstoffe / Kunstleder / Bekleidungsstoffe / Kinderstoffe / Dekorstoffe / Gartenmöbelbezugsstoffe / Nähgarne / Knöpfe / Reissverschlüsse".
Der Baum in diesem lauschigen Winkel ist als Naturdenkmal ausgezeichnet. Nach dem erhebenden Eindruck von Natur- und Kulturdenkmal geht es dann 215 Meter bergauf, um 153 Meter bergab nach Schleusingen zu rollen.
Wie bei der Einfahrt nach Suhl so entlässt mich die Stadt mit leichtem Grusel bei der Ausfahrt von Suhl. Wen die Staatssicherheit hinter dieses Rolltor einlieferte, der ließ erstmal alle Hoffnung fahren. Nach heutigem Rechtsverständnis mussten dort manche düstere Tage fristen, weil sie aufsässiger Reden überführt wurden.
Doch jetzt scheint es den meisten Suhlern recht gut zu gehen, wenn man das von den überfüllten Flaschencontainern her schließen darf: Hoch die Tassen, hoch die Flaschen - in und um Suhl herum. Oder saufen sich manche Menschen ihre Welt schön?
Mitten auf dem Radweg kringelt sich diese Schlange nur noch mit letzter, matter Lebenskraft. Ob sie, ins Grüne befördert, wieder zu Kräften kommt, wenn sie ein Schluck Sprudel stärkt?
"Zur Erholung" wirbt das Schiefer ummantelte Gasthaus. Das Thüringische Waldland lädt dazu ein, hier "zur Erholung" zu radeln, zu wandern oder im Auto oder auf dem Motorrad die herrlichen Landstraßen über Berg und Tal zu genießen. Viele Gasthäuser bleiben geschlossen, doch irgendwo gibt es immer etwas zu essen.
Themar
Der freundliche Platzwart vom Ratscher Camp hat mir am Sonntag morgen wieder den schlaffen Vorderradreifen mit seinem Kompressor aufgepumpt. So geht es zu einer kleinen Sonntagsrunde auf dem Werratal-Radweg über das Kloster Veßra nach Themar.
Zwischen den Gleisen wachsen Büschel von Gras und Kraut in die Höhe. Dass dann später ein leise schleichender Blechwurm über die Strecke schiebt, erstaunt mich.
Auch beim Kloster Veßra spart sich der Chronist wie zuvor beim Schloßmuseum in Schleusingen Zeit und Eintrittsgeld.
Ein Thunfischsalat aus meiner Satteltasche kräftigt mich auf einer überdachten, schattigen Bank mit Ausblick auf dies geologische Naturdenkmal.
Während mir in der sonntäglichen Stille meine Brotzeit mundet, schiebt sich unten auf den Gleisen der Blechwurm durch die grüne Landschaft.
Man denke nach, was den beleibten Herrn hier kneift: Zwicken ihn die Folgen eine heißen Liebesnacht oder der Reißverschluß der Jacke über dem Wanst? Die Antwort gibt die Klappe in der Kleiderbox.
Im Bahnhof Themar hält der Blechwurm. Am rostigen Mast hängen die Signalzeichen für den Lokführer.
Man muss nach Themar fahren, um dies prächtige Fachwerk zu bewundern.
Dass in dem verschlafenen Nest ein genialer Geist das Tretkurbelfahrrad ersann, dem dann im nächsten Jahrhundert ein Herr Bosch einen Elektormotor verpasste, welche meine Alters schwachen Kräfte zur Radreise nach Themar beflügelte, ist das nicht magische Zauberei?
Der Werra-Radweg hätte mich bis nach Meiningen geführt, wenn nicht das Vorderrad leise Lust ließe.
Mit Wehmut die Radtour hier schon enden zu müssen, folgen meine Blicke der plätschernden Werra.
Doch schnell heitert mich der Anblick dieses prächtigen roten Cabrio-Flitzers wieder auf.
Dass zum einen der Fahrer dieser mobilen Schönheit sein Gefährt nur von April bis Oktober bewegt, bewahrt das Material und die Insassen vor Kälte und Zugluft, dass zum andern das Landeskennzeichen DDR das Heck schmückt und zu guter letzt eine Anhängerkupplung beispielsweise den Campinganhänger zum Urlaub ins Thüringer Waldland zieht, all das scheint mir östliche Folklore.
Man fiebert als Betrachter des roten Renners gleichsam mit dem Glück des Fahrers, der den Sinn seines Lebens gefunden hat:
"Geboren um Trabant zu fahren!"
Viel Zeit, den Sinn des Lebens zu suchen, blieb den im Kriegerdenkmal geehrten Soldaten nicht. Dafür denkt ein schöner Spruch auf dem Obelisk der Gefallenen:
"Meinen tapferen Söhnen die dankbare Vaterstadt".
Während mich die Landstraße auf schnellstem Weg zum Camp bringt, tuckert ein historisches Vorkriegsgefährt mir entgegen. Mit tausendfach geübtem Griff die Fototasche öffnen, die Kamera einschalten und den unvergesslichen Augenblick einfangen.
Heldburg
Nachdem mich am heimischen Ruhetag meine Frau liebend verwöhnte, geht es anderntags mit dem Motorroller daran, ihren Platz für den Markt am Samstag zu erkunden.
Schon auf der Radfahrt nach Suhl waren überall die Plakate für das Ereignis in Heldburg angebracht. Mit meinem Honda Integra Motorroller geht es auf die kurvige Strecke durch das sonnige Franken und Thüringen nach Heldburg.
Die Verkehrschilder weisen nach Bad Rodach 18 km und nach Bad Colberg 7 km, doch zuerst geht es über Ummerstadt 5 km und Einöd.
Von diesem herrlichen Fachwerkhaus mit Heiligenfigur davor sind es noch sieben Kilometer bis Heldburg, die Anzeige nach Einöd 3 km ist verwittert und kaum mehr lesbar
Die Burg Heldburg erhebt sich in ihrer Pracht auf der Kuppe des Hügels.
Unten im Tal liegt das Städtchen Heldburg durch dessen niedrigen Torbogen nur Fahrzeuge bis 2,5 m Höhe fahren können.
Vor der mehr als fünf Jahrhunderte alten Stadtkirche ist der Marktplatz.
Vom Marktplatz gehen kleine Seitenstraßen ab, wo das ländliche Arbeitsleben sich abspielt.
Die Kirche ist für "Stille und Andacht" geöffnet.
In der ehrwürdigen, kühlen Kirchenhalle gibt es neben den drei Figuren der Heiligen das Modell der Kirche mit dem Blick auf die Orgel. Eine Vitrine mit musealen Stücken aus alten Zeiten zeigt Werkzeuge und Notenblätter. Die Tafeln mit den Gefallenen des Krieges lieger düster im hinteren Teil.
Fröhlicher als die Tafeln mit Gefallenen stimmt die prächtige Post außerhalb des Dorfes auf dem Weg zur Burg.
Eine Tafel vor der Burg erzählt von ihrer Geschichte. Die DDR-Herrschaft nutzte das Anwesen trotz prekärer Sanitär- und Heizungsanlagen als Jugenderziehungsheim. Man liest vom Terror über die Schutzbefohlenen. Eines der Opfer verarbeitete ihr Leid mit dieser Grafik. Wer länger verweilt, um die Wörter zu lesen, den fröstelt es in der Sommersonne:
Schweigen Arbeiten! kalhlte Dusche Kalte Strafe Schläge Mütikeit Gedanken an den ToT Dunkelheit in der Zelle! Ansonsten eine Sprieeze Arzt! Essenentzug DDR Schlüsselgeräusche Gisela Schubert
Manche Kinder fühlten sich geborgen im Heim, für andere war es die Hölle.
Die Tafel erzählt mehr von einem "der tiefsten Brunnen Deutschlands".
Im Empfang zum Burgmuseum müht sich die Dame so emsig für Kunden, dass sie mir die sieben Euro Eintritt für den Museumsbesuch abluchst. Neben den üblichen Ritterausrüstungen, Nachbildungen von Burgen soll die Ausstellung mit Elastolin-Figuren Besucher anlocken. Das Infoblatt klärt auf, dass "vor fast genau 40 Jahren die Firma O. M. Hausser in Neustadt bei Coburg ihre Produktion einstellte". Heute seien die Elastolin-Figuren begehrte, museale Sammlerobjekte.
Dabei erfährt der Besucher, dass Barbie deutschen Ursprungs ist. Wer hätte das gedacht?
Nachdem der Besucher durch verschiedene Räume mit den Exponaten gewandelt ist, schleppt sich der ermüdete Wanderer auf die Turmspitze. Es belohnt ihn eine überwältigende Aussicht: Staffelberg, Veste Coburg, die Haßberge und das Städtchen Heldburg.
Hier hängt an der eisernen Stange die Nachbildung eines Feuerkorbs. Wenn die Burgleute in dem Korb Feuer entfachten, signalisierten sie feindliche Annäherungen.
Der Thüringer Wald, die Höhen der Rhön erscheinen in nordwestlicher Himmelsrichtung.
Im öffentlichen Bücherschrank lässt sich das zweibändiges Werk vom Aufbau-Verlag Berlin 1980 erbeuten - übersetzt aus dem Russischen. Schon auf den ersten Seiten eine gar erbauliche Geschichte. Hungernde Menschen rafft die Cholera hin. Eine verzweifelte Mutter will ihre drei Kind lieber töten, als dass diese hungernd verwelken. Mildtätige Menschen spenden den verhungernden Kindern Nahrung, deren verkümmerte Mägen das Essen nicht aufnehmen können und daran sterben. Der "Selbstherrschaft" des Zaren stellen sich marxistisch geschulte Intelligenzler entgegen, die die "Geheimen" (Staatssicherheitsdienst) nach Sibirien verbannt.
Ost-Nostalgie
Wer die ruhigere Gangart eines Städtchens wie Sonneberg mit hektischen Großstadtgetriebe wie von München, mit den zunehmend verlotternden Städten im Ruhrgebiet oder gar der Slumhauptstadt Berlin vergleicht, versteht nicht, warum nicht viel mehr "Westler" ihre Rente oder Pension in den Neuen Bundesländern verzehren. Auch wenn sich die meisten "Ossis" nach der Wende in wenigen Monaten dem westlichen Gewinn-, Geiz-, Gewalt-, Genuss-Streben angepasst haben, es ist viel Herzlichkeit geblieben.
Zu dem Bild bei Facebook zu der Reklame vom "IFA-KOMBINAT für Zweiradfahrzeuge Suhl DDR" veröffentlicht der Einsender einen Text von Wiki:
Der SR50 und der SR80 sind Motorroller des VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerks Ernst Thälmann Suhl und seiner Nachfolgefirmen im wiedervereinigten Deutschland. Das SR steht dabei für Stadtroller. Das Vorläufermodell war die Simson Schwalbe.
Der SR50 löste im April 1986 den beliebten, aber konzeptionell veralteten Kleinroller KR51/2 „Schwalbe“ ab. Rahmen und Gestaltung wurden auf der Leipziger Herbstmesse 1985 prämiert, die Formgebung ging auf Karl Clauss Dietel und Lutz Rudolph zurück. Neu waren der Einsatz einer Telegabel und die für einen Roller untypisch großen 12-Zoll-Räder.
Der ausgereifte und durchzugsstarke Motor M541/M531 sowie die Abgasanlage und das Vergasersystem wurden nahezu unverändert vom Simson S51 übernommen. Als Folge davon ist die Einbaulage des Motors im SR50 jedoch eher ungünstig, ein „schiefer“ Ölstand und eine höhere Vibrationsentwicklung sind die Folge.
In der Fachliteratur (KFT) wurde darauf hingewiesen, dass der 70-cm³-Motor des SR80 die konstruktiv optimierte Variante ist, was sich in höherer Leistung bei weniger Benzinverbrauch im Vergleich zum 50-cm³-Motor bemerkbar macht. Die 50-cm³-Variante war also nicht aus technisch sinnvollen Gründen im Angebot, sondern wegen der Zulassungsbestimmung für Kleinkrafträder
Bis 1990 wurden über 200.000 SR50 und SR80 produziert. Typisches DDR-Zubehör für den SR50 waren Kniedecke, Kindersitz und Anhängerkupplung. Es wurde ein zum Design des SR50 passender Anhängertyp mit 12"-Rädern entwickelt. Nach 1990 waren außerdem Windschutzscheibe, Topcase und Seitenkoffer als Zubehör erhältlich.
Der SR50 war in einer größeren Anzahl verschiedener Ausstattungen erhältlich. Auch über die Wende 1989/1990 hinaus erwies er sich als weiterentwickelungsfähig. Zusammen mit dem Simson S53 machte er 95 % der gesamten Nachwende-Produktion bei Simson aus.
Das Automuseum in Suhl begeistert Besucher mit herausragenden Exponaten.
Wunderbar wie bei Facebook die "Gruppe von Ostschrott Kollektiv" 27.155 Mitglieder versorgt mit etwa 10 Beiträgen täglich. Von dort einige der schönsten Bilder östlicher Mobilbaukunst.
Die Facebook-Gruppe "Wer IFA fährt, fährt nie verkehrt" bringt Bildschätze von den Oldtimer-Treffen.
Diese mir bislang unbekannten Fahrzeuge sieht man gelegentlich noch in Krimis des MDR "Polizeiruf 110". Hier ein FRAMO V901.
Einspurige Fahrzeuge bewegten mich mit meinen beschränkten finanziellen Mitteln schon 1968 durch Spanien, später ein geschenkter Heinkel-Motorroller mit meiner ersten Ehefrau 1971 bis nach Marokko, später stieg diese Dame mit mir auf eine Jawa um, die am Arlbergpass wegen eines Kolbenfressers ausfiel.
Meine damalige Vereehrte hatte ihre Mähne tiefschwarz gefärbt und präsentierte ihre Reize mit einem noch kürzeren Röckchen als diese Schöne an der Jawa.
Alte Leute denken gern an ihre Jugend, wie auch immer die gewesen sein mag. Man war eben von anderer Kraft und anderem Feuer beseelt als heute ein Opablogger an der Tastatur.
Viele Menschen erinnern sich anscheinend in den Neuen Bundesländern an Zeiten, in denen sie jünger und sorgloser leben konnten - vorausgesetzt, sie passten sich geschmeidig den Verhältnissen an.
Es mag nicht alles eitel Sonnenschein gewesen sein in den oft düsteren DDR-Zeiten.
Doch wer mit solchen Fahrzeugen auffährt, dem lacht die sonnige Seite des Lebens.
Ob Trabi, Wartburg, MZ oder Simson: Wer diese Fahrzeuge sieht, wer selbst einst MZ fuhr, die im Westen Quelle ab 1500 Mark verkaufte, glaubt der Werbung: "Wer IFA fährt, fährt nie verkehrt."
Von Autor/-in unbekannt - File:IFA logo.jpg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24727040 |
Wiki schreibt zu IFA:
Industrieverband Fahrzeugbau (IFA) war ein Zusammenschluss von Unternehmen des Fahrzeugbaus in der DDR. Die im Verband zusammengeschlossenen Kombinate unterstanden dem Ministerium für allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau.
Sonneberg
Der Blick über das Städtchen schweift über die Berge zum Horizont.
Von einer Nacht im Himmelbett des Turmzimmers im Schloß von Sonneberg kann man träumen.
Bis auf Höhen über 800 Meter ziehen sich kurvige Straßen durch den Thüringer Wald zum Glasbläserstädtchen Lauscha weiter nach Neuhaus am Rennweg. Dort hinauf brummt auch die Südthüringer Eisenbahn mit ihren zwei MAN-Dieselmotoren, der Blechwurm.
Ist es nicht ein beglückendes Gefühl, soviel Schönheit zu sehen?
Vom Schloßberg sieht man den Drehweg auf der anderen Talseite, der zur Kirche und zum Spielzeugmuseum führt.
Der Saal im Schloß
Wie Suhl verfügt auch Sonneberg über ein Gefängnis am Fuße des Schlossbergs.
Seit drei Jahren lassen sich langsame Fortschritte bei der Restaurierung und Revitalisierung beobachten. Das Dach ist mittlerweile gedeckt. Ob das Haus dann wieder als Gefängnis dient, ist mir unklar.
Nur ein kurzer Nachmittagsausflug über den Schloßberg, zum Gefängnis zeigt im Tal gegenüber der Schule drei prächtige Bauwerke, die von der einstigen Größe Sonnebergs gleichsam als Welthauptstadt der Spielzeugindustrie über Geld und Macht verfügte. Nach der Teilung Deutschlands verlor Sonneberg seine günstige Lage und verlor an Einfluß im Hinterland der DDR.
Als Rentner gewöhnt man sich an Thüringen als ein Bundesland, in dem "man gut und gerne lebt." Wenn VW mein Wohnmobil nächste Woche repariert hat, lassen sich als Reisender mehr von den Zaubern Thüringens und der Neuen Bundesländer entschlüsseln.
Auch wenn es bequemer ist, vom Sessel in Büchern, Zeitungen oder im Internet zu schmökern, oder sich von Zwangsgebühren-Sendern erziehen zu lassen, mir ist der Blick auf die Straße, auf den Weg und in die Natur lieber. Dieses Jahr 10.000 Kilometer im Wohnmobil, in zwei Jahren 10.000 Kilometer auf dem E-Bike, Reparaturen an Auto, E-Bike und Haus - all das strengt an, ja auch die Freude, Blogs zu schreiben und bebildern, all das strengt an, doch denk daran:
"Wer immer strebend sich bemüht,
10.000 Kilometer seit dem Kauf des E-Bikes am 30.09.2020
10.000 Kilometer seit dem Kauf des E-Bikes am 30.09.2020 |
2 Kommentare:
Ich glaube du möchtest eine richtige Arbeit und nicht immer nur in der Gegend herumfahren.
"In der Gegend herumfahren", Nachtplätze finden, sich im Womo versorgen, Bilder machen, Blogs schreiben ... all das und mehr ist richtige Arbeit.
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