24 Oktober 2025

Hamburg, Jork, Wildeshausen, Bielefeld, Motorreparatur, Dortmund

 


Bei Eis auf Autoscheiben und drohendem Regen sinkt die Laune. Mein Hamburger Quartier hinter dem Finkenrieker Hauptdeich fällt ab gegen Macht und Pracht der Hamburger City. Danach gibt es erholsamere Tage im Alten Land Jork, Wildeshausen und meiner Geburtsstadt Bielefeld. Die Werkstatt in Oerlinghausen soll den Motor erneuern.  Beim Bruder in Dortmund ist es fast wie daheim.  Wenig Lust auf politpestilente Prosa.

Der alte Grantler kann allen in Mimik, Schrift und Sprache zeigen, was er von anderen hält - 
außer seiner Frau, diese Verbindung soll der Tod erst scheiden.



Wenn der Herbst einen seltenen schönen Sonnentag schenkt, radelt mich Rosinante 40 Kilometer drei Stunden lang nach und durch Hamburg. Vom Finkenrieker Hauptdeich sind es etwa 10 Kilometer bis zum Alten Elbtunnel.



Campwart Gerd ist lange zur See gefahren, bevor er den Wohnmobilhafen Hamburg Süd gepachtet hat. Dort lebt er im Wohnwagen.



In anderen Wohnwagen logieren meistenteils Monteure, die jetzt am Wochenende Heim gefahren sind. Ein Zimmer in Hamburg können oder wollen sich die Männer nicht leisten.



In diesem Benz-Bus haust seit zwei Jahren ein Mann, der in Hamburg arbeitet. Früher war das Fahrzeug eine rollende Sparkasse. Die verbaute Panzerung macht das Fahrzeug schwer, isoliert aber nicht gegen die Kälte. Das Leben im Camp ist hart. 20 Cents öffnet die Sanitäranlage. Strom kostet einen Euro für 1,5 KWh, der Platz 14 Euro. Für einen Euro hat mir die heiße Dusche gut getan. 



Die Smartphone App GoogleMaps führt mich auf abenteuerlichen Wegen zum Alten Elbtunnel. Bei 40 Kilometern auf dem Rad kühlt man auch bei strahlendem Sonnenschein nach drei Stunden im Fahrtwind so aus, dass danach das Sonnen geheizte Auto mit 28 Grad mich wieder auftaut.



Am ersten Tag in Hamburg fehlen bei grau verhangenem Himmel die Farben.



Nachdem mir am zweiten Tag eine Spaziergängerin mehr über den Stadtteil Wilhelmsburg erzählt hat, wird mir die Geographie dieser von Norder- und Süderelbe umflossenen  Insel klarer.



An der Bunthäuser Spitze verzweigt sich die Elbe in Norder- und Süderelbe.



Mehr als 30 Jahre Leben und Arbeit in München haben mir einiges von der bayrischen Hauptstadt klar gemacht. Doch Hamburg ist noch einmal größer, prächtiger und reizvoller als München für mich. Die Elbe, die Kanäle, die Alster, die Schiffe, der Hafen erhöhen den Reiz gegenüber München.




Der Wohnmobilhafen Elbepark Bunthaus hat nur in der Saison geöffnet. Mein Platz im Wohnmobilpark Hamburg Süd ist ganzjährig geöffnet.




Ob Geld härter und weniger verdient in Industrie und Handel, als Menschen es in der Elbphilharmonie ausgeben?



Zur Kirche in Wismar meint mein ferner Freund:
Also manchmal versteh ich es echt nicht.  Was um alles in der Welt soll daran schön sein???? Dazu dieser fürchterliche Klotz den die Pfaffen da hingestellt haben. Sieht aus wie eine grosse Portion Hundekacke: "Plop! Alles unter mir ist zugekackt!"


Wer kann diese Welt verstehen? Wozu überhaupt? Ist es nicht mehr als genug, sich abzufinden mit dem was ist? 
 

 Seit Jahrhunderten strömen Waren aus aller Welt nach Hamburg und von Hamburg in alle Welt. "Wandel durch Handel" sollte mit Globalisierung und Turbokapitalismus den Russen zu mehr Wohlstand und Glück verhelfen.  War wohl nichts.



Die prächtige Skyline von HH ohne den Vordergrund von verlotterten Industrieflächen



E-Bike Rosinante fährt mich in einen Aufzug von etwa acht mal vier Metern Grundfläche. Das Gatter hinter uns Fußgängern und Radfahrern schließt sich. Es geht einige Stockwerke unter die Erde. Das Gatter vorn öffnet sich und gibt die Tunnelstrecke unter der Elbe frei. Radfahrer klingeln sich den Weg in der Mitte frei.



Hier geht es seit über 100 Jahren unter der Elbe auf die andere Seite.







Die Stadt mit Hafen, Schiffen, Speicherstadt und Elbphilharmonie ist gigantisch.




Zwei Tage mit jeweils etwa 40 Kilometern kreuz und quer durch Hamburg ist nicht mehr als ein erster Schnupperkurs.



Wieviel Zeit braucht man, um mehr dieser fantastischen Bauten und Museen zu sehen?






Wie viele Stadtführungen muss man buchen, um Hamburg besser zu verstehen?


Mehrmals am Tag können sich Menschen durch das Rathaus führen lassen.








Doch für eine Führung durch den Verwaltungspalast fehlt mir die Zeit.


CO2 durch Straßen- und Schiffsverkehr, CO2 durch Heizungen und Industrieproduktion - all das wollen Wähler in Hamburg nicht.



Früher kamen Güter ja auch mit Segelschiffen in die Stadt. Bevor Autos die Luft verdreckten, verkehrten Kutschen. Reeder, Reiche und Ratsherren können sich in Sänften tragen lassen. Ruderer können Galeeren durch die Kanäle bewegen. Am meisten CO2 lässt sich sparen, wenn weniger Menschen in Hamburg wohnen und arbeiten.




Gerade Sachen sind rächdz, also out. Krumme Sachen sind in.



Zehn Kilometer entfernt von der City stehen im Süden von Wilhelmsburg Plattenbauten, die an Vorstädte von Paris erinnern. Der Gülac Markt spricht Kunden mit orientalischem Flair an. Menschen, die so aussehen, als ob sie hier schon-länger-leben, sind klar in der Minderheit.



Nach einer wolkenlosen Nacht mit Temperaturen am Gefrierpunkt strahlt die Sonne an meinem zweiten Stadtbesuch. 



In der Straße, die zur AYASOFYA MOSCHEE führt, unterrichtet das ISLAMISCHE BILDUNGSZENTRUM e.V. SAID-I NURSI die Rechtgläubigen.



Ob diese CO2-Verursacher künftig weiter in Hamburg oder billiger irgendwo anders produzieren?



Hier soll ein armer Mann gehaust haben, der ohne diese Bleibe obdachlos gewesen wäre. Leider ist das Schiff abgesoffen. Notdürftig ist das Wrack durch eine Ölsperre rundum gesichert.

Der Bewohner hat ein neues Obdach, für die Beseitigung des Schrotts wird wohl der Steuerzahler aufkommen.


"Honigfabrik" steht an dem Industriegelände - mehr steht im Link.



Wasser, immer wieder Wasser, Brücken, Schleusen und Absperrtore.....



Die Idylle am sonnigen Samstag scheint trügerisch, weil Naturgewalten unberechenbar bleiben.




Angelehnt an den Sponti-Spruch "unter'm Pflaster liegt der Strand" liegt "hinterm Industriegebiet die Elbphilharmonie."



 Ob sich CO2 künftig nur mit Degrowth sparen lässt? Dann wird's teuer in und für Hamburg.


Degrowth ist die Kehrseite des Wirtschaftswachstums und eine Antwort auf die ökologischen und sozialen Probleme, die durch ständiges Wachstum verursacht werden. 



Containerhafen Hamburg, BMW in München, Daimler und Porsche in Stuttgart, Lufthansa in Frankfurt, Chemie in Hoechst - Degrwoth an allen Orten ist angesagt.



Solange den Kunden der Kulturtempel, Kirchen und Kneipen das Geld nicht ausgeht, kennt diese Klientel keine Krise. 



Auf die Ware, die zumeist China in diesen Containern anlandet, kann ein Konsument verzichten.




Was die GETREIDE AG in ihren Silos bunkert, ist für die Versorgung lebensnotwendig. Aber am wichtigsten ist die Parole:

WIR KÄMPFEN IMMER WEITER FÜR DIE FREIHEIT. ANTIFA!




Unter "Freiheit", das versteht sich von selbst, ist gemeint: "Wohnen, Wasser, Strom, Heizung, Daten frei und freies Geld aus dem Bankomaten". 



Muss ein Anarcho-Antifant, der auf sich hält, nicht jeden Zwang wie durch Arbeit ablehnen? 



Muss und wird Degrowth nicht auf CO2 belastende Massenvergnügungen wie solche Rummelfahrten verzichten? 



Gibt es nicht als Fußgänger genug zu sehen und zu entdecken?  Muss man auf Schiffen, Flugzeugen oder wie in Rentners Rummelplatz Reisen in Wohnmobilien mit CO2 dem Klima schaden?



Nun sei mir als Chronist dieser spätrömischen Dekadenz ein E-Bike gestattet, um mehr in der Kürze der Zeit sehen und dokumentieren zu können. Aber mit einem Raddampfer für Vergüngungssüchtige die Umwelt zu verschmutzen, wie verträgt sich das mit der gebotenen CO2-Einsparung?


Wieso sich mit abwegigen Gedanken den schönen Sonnentag in Hamburg vermiesen? Das Wetter ist so herrlich wie die Stadt. Wie die Menschen dort mit ihrer CO2 freien Stadt hinkommen wollen und werden, was geht das mich an?



Auch wenn mir trotz des Sonnenscheins bei Stunden langer Radfahrt die Kälte durch Kleider und Haut bis in die Knochen zieht, es ist wunderbar in Hamburg.



Die roten Fahrspuren für Radler lassen den Großstadtverkehr vergessen.



Noch eine Sonnensicht auf das Rathaus. Pessimismus und Erfahrung vermuten, dass bis zum Frühling wohl nur noch wenige sonnige Tage kommen.



Wasser, Sonne, Brücken, Backsteinbauten, Kirchtürme, Glasfassaden.... was - außer einer öffentlichen Bedürfnisanstalt - kann sich ein streunender Straßenhund in der Großstadt mehr wünschen?



Nun gut, ein Heldendenkmal fehlt mir noch. Hier stützt Bismark sich auf sein Schwert, was auf das bunt plakatierte Wörtchen "PEACE" weist. 


Nun hatten Hamburger wohl ein Gespür dafür, den "ersten Kanzler des Deutschen Reiches mit einem Denkmal zu ehren."  



Noch heute ehren Menschen Bismarck als wegweisenden Politiker, an denen es derzeit mangelt. Kaiser Wilhelm und der GröFaZ fielen in Ungnade. Franzosen, welche Kaiser Napoleon auf ein Reiterdenkmal setzen, sind nicht vor dreisten Dieben sicher, die aus dem Louvre unschätzbar kostbare Kronjuwelen klauen. 




Wie München mit der Theresienwiese Platz wie für das Oktoberfest frei gelassen hat, so hat auch Hamburg ein freies Plätzchen für Vergnügungen.



Am Rande des Platzes tummeln sich rollende Häuser aus Hartplaste, die wie der Morello mit Slideout mit einer Viertelmillion zu Buche schlagen. Diese Boliden haben genug Akkus im Keller, um kalte Nächte an der Hausbar beim TV zu überstehen.



Was kümmert's Don Quijotte auf E-Bike Rosinante, wo, wieviel und wofür CO2 von Hamburg aufsteigt? Was kümmert's Don Quijotte, was die verschlungenen Metallwürste vor dem Backsteinbau zu bedeuten haben, wenn sie überhaupt etwas zu bedeuten haben?



Don Quijotte kümmert's ebenso wenig, wie sich Hamburg bajuwarisches Kulturgut aneignet. Wenn sie's denn zahlen, sind's selber schuld.



Dass an diesem Alsterwasser sich ein sonniges Plätzchen finden lässt, um mich mit einem Apfel zu stärken, reicht mir.



An diesem Alsterwasser parken Luxuskarrossen, vor denen Bewunderer sich beugen.



Ob mein Vetter Holger mit seinem langen Seemannsbart recht hat mit seinem Satz? "Alles auf der Welt dreht sich um Weiber, Waffen und Autos."?



Selbst so ein Statussymbol verliert seinen Zauber, wenn es im Stau steht.



Wie im Englischen Garten in München das Seehaus Gäste zum Verweilen lockt, so liegt auch am Alsterwasser ein Glaspavillon. Die Speisekarte ist wie mit "Lachs Spinat Lasagne 18,90" nicht meine Preisklasse. Doch die Sanitäranlagen dort sind erstklassig und nicht mit Eintritt von 70 Cents wie an den Landebrücken belastet.



Wie es sich für einen sonnigen Samstag in der Innenstadt gehört, unterhält mich eine Demo mit Antifa-Flagge und den üblichen Reden.


Nun drängt es mich langsam zu meiner etwa 10 Kilometer weiter Radrückreise ins warme Auto. Ein geschmackvolles Ehrenmal am Rathausplatz hält in Stein fest:


VIERZIG TAUSEND SÖHNE DER STADT 
LIESSEN IHR LEBEN 
FÜR EUCH 1914 - 1918


Der Bodycount von 1939 - 1945 fehlt auf dem Stein. Die Nachrichten drohen, dass Deutschland mit der Bestellung von 35 F-15-Kampfflugzeugen atomarer Teilhaber wird.






Ab und an  kann es Don Quijotte nicht lassen, aus dem Datendreck mit seiner Lanze etwas aufzuspießen, anstatt sich am venezianischen Ambiente am Hamburger Sonnentag zu erfreuen.



Eine weitere Demo am Rathaus erstaunt mich, weil dort das Konterfei des Schah von Persien steht, den wir als 68er-Krawallstudenten als "Operettenpotentaten" verspottet haben. Damals ahnten wir allerdings noch nichts von kommenden Chomeniacs.


Nach Stunden und am Ende von 40 Kilometern Hamburger Rundfahrt dröhnt noch eine Rotte Gocars mit Verkleidung Richtung Wilhelmsburg. Endlich daheim wärmen mich 28 mollige Grad im Auto, welches die Sonne durch die Dachluken und Fenster wie in einem Gewächshaus aufgeheizt hat. Das tut gut wie dort meine bescheidene Mahlzeit im Fernfahrerstil.

Ausklang Hamburg



Nach zwei Tagen Radreisen durch Hamburg begnügt sich ein dritten Ruhetag mit 20 Radkilometern. Wie anfangs aufgeführt zieht es mich dahin, wo sich die Elbe in Norder- und Süderelbe teilt. 



So teilt sich die Elbe an der Bunthäuser Spitze. Dass aus den trennenden Flußarmen ein Streit für Jahrhunderte folgte, wo Hamburg am Ende gegen Harburg gewann, versteht sich von selbst.



Ein kleiner Gedenkort an der Bunthäuser Spitze mit Kaffee und Kuchen Verkauf zeigt die zahlreichen Naturschutzgebiete, mit denen Hamburg CO2 vermeidet und Flora und Fauna Raum lässt.



Doch das alles zu verstehen mit Tidenhub, Süß- und Salzwassereinfluß überfordert mich.


Jork




Die Woche beginnt mit einem guten Zeichen. 



Wie München ein wunderbares Umland hat mit vielen Seen hat auch die Millionenmetropole Hamburg mit dem Alten Land ein herrliches Umland. In dem Ort Jork war der Bruder meines Vaters Landarzt. 



Vermutlich können die Menschen dies Haus auch von der anderen Seite anfahren und betreten. Doch auch die Ab- und Anfahrt mit dem Boot kann man sich schön vorstellen.



Das Rathaus von Jork schmückt sich mit einem Anker. Die Tour-Info versorgt mich mit Karten. Hier gibt es wunderbare Radwege an der Elbe, doch bei Kälte, Wind und drohendem Regen machen sie weniger Spass.



Auch wenn der trübe Tag nur matte Farben zeigt, sind solche Fachwerkhäuser mit Schilfdächern nicht eine Augenweide?



Wie müssen sich die Menschen fühlen, die ihrem Ort diesen Namen geben?



Edeka verlangt für ein Kilo Äpfel 2,99 Euro. Hier schiebt sich ein 20-Tonner-LKW in eine Einfahrt, um Äpfel einzuladen. Es ist Erntezeit.



Wie Hamburg mich als Stadt bezaubert, strahlt dies Umland gepflegte Ruhe als Urlaubsparadies aus.



Es ist ja nun schon sechs Jahrzehnte und mehr her, dass wir das Arzthaus meines Onkels besucht haben. Aber dies im Zentrum von Jork könnte es gewesen sein. Der Kontakt zu den beiden Kindern meines Onkels ist abgebrochen.



Was ist dagegen zu sagen, wenn Menschen sich am Sonntag in der Kirche die Zeit vertreiben?


Unerklärlich dieser Erdwall an der Mühle, hinter dem eine Straße verläuft. Als Deich kann der Damm nicht dienen.



Die gleichen Apfelkisten sieht man bei der Ernte in Südtirol. Hier ernten die Obstbauern später als in Südtirol.




Am Yachthafen in Borstel stehen Womos an Stromsäulen.



Vom Deich aus sieht man endlose Apfelplantagen. Auf dem Deich tummeln sich Schafe.



Die Sturmflutwasserstände markieren am 3.1.1976 mit 6,45+NN den Höchststand. Der "moderne Seedeich nach 1990" sollte den Anforderungen gewachsen sein.




Nach einem Blick auf das Containerschiff endet mein Nachmittagsausflug in Jork. Nieselregen zwingt zur Umkehr.



Drei historische Magirus stehen hinter dem Leuchtturm und dem Schiff in der Halle. Am Ende dieser sechsten Reisewoche drängt es mich zum Termin in Dortmund.


Wildeshausen



Die Stecke von Wohnmobilhafen Hamburg Süd mit einer Übernachtung in Jork reduzierte sich dann auf 122 Kilometer. Nach schlafloser Nacht in Jork fanden die überreizten Nerven zwei Stunden Ruhe, Pause und Brotzeit an einem Autobahnrastplatz. Das Rauschen der Räder stört anfangs, wenn der Körper versucht den verlorenen Nachtschlaf einzuholen. Doch dann schläft man eben ein, wacht frierend auf, trinkt und isst, fährt weiter.



Mein Bruder hat im Internet eine Werkstatt gefunden, um meinem 5-Zylinder-Reihenturbodiesel-136-PS zu renovieren. Herr Bastan machte am Telefon einen guten Eindruck. Mit Umweg über Oerlinghausen, um die dortige Werkstatt zu sehen, sind es jetzt noch 277 Kilometer bis Dortmund.




In der fünften Woche meiner Deutschlandreise gönnt sich der Körper erstmalig wieder ein Schwimmbad. 



Vor dem Schwimmen am Abend zeigt mir ein Spaziergang durch Wildeshausen seine kleinen Schätze. 



Immer regnet es. E-Bike Rosinante bleibt auf dem Radträger. Das Rathaus ist keine zwei Kilometer vom Stellplatz entfernt. 


Die Alexander-Kirche kann man jeden Tag besichtigen, nur nicht am Dienstag, wo mir die Tür verschlossen bleibt.



So begnügt sich meine Wanderung durch Wildeshausen mit einem Blick auf die eindrucksvolle Fassade. Nach ausgiebigem Schwimmen im Hallenbad erholen sich Nerven und Körper nach einer längeren Nacht.


Das Schwein macht das Bewußtsein



"Freund haha" beendete etwa 1985 mit diesem seinem musikalischen Glaubensbekenntnis mit mir die musikalische Zusammenarbeit. Mir war es wichtiger, Geld für mich, meine Tochter und Frau zu verdienen. In alter Anhänglichkeit wäre Freund haha mir am Donnerstag zu seinem 76. Geburtstag ein Besuch des widrigen Sängerknabens wert gewesen. Ohnehin führte mein Weg von Hamburg über Münster nach Dortmund. Doch mein freundliches Ansinnen schlägt der Maestro als "unproduktiv" aus. Dafür unterhält es sich mit seinen Whatsapp-Sätzchen:




Aus Sicht prekärer Halbwelter sind eben alle "Idioten", welche mit ihrer Arbeit für sich selbst und ihre Kinder aufkommen, anstatt sich von Steuerzahlern sozial sicher versorgen zu lassen. Mit solch wohlfeilem Hohn dankt die prekäre Klientel dann den "Idioten", die auch für ihren Unterhalt Steuern gezahlt haben.

Aber geh..... wer Steuern zahlt, hat hinterher kein Recht darüber zu jammern, wofür das Geld ausgegeben wird. Legitimiert ist sowas durch demokratische Verhältnisse. Legitime Form der Demokratie ist immer das was die gerade an der macht Befindlichen dazu erklären. Politologe sind die, die dafür bezahlt werden ja nichts zu finden, das Demokratien plötzlich den Bürgern, statt den Machthabenden, nützlich machen könnte..


Wer die Digitalkloake mit eigenen Ergüssen füllt und aus ihr die Ergüsse anderer filtert, darf sich vor nichts ekeln. Aber statt Freund haha Geburtstagsbesuche aus alter Gefälligkeit anzudienen, ist es wichtiger in Oerlinghausen die Motorenwerkstatt anzufahren.

Oerlinghausen


Mustafa Bastan führt eine piekfeine Werkstatt. Porsche, BMW und andere teure, schnelle Luxuskarossen warten auf Reparatur. Meine Womo muss es jetzt noch bis Dortmund und zurück nach Oerlinghausen schaffen, dann fängt am Montag die Reparatur an.



Der Kostenvoranschlag von VW-Sonneberg über 17274,11 Euro ist jenseits von Gut und Böse. Voraussichtlich verlangt das MOTORENCENTER-NRW 7.000 Euro. Der Experte Mustafa macht mir klar, dass Ölaustritt, Kühlwasserverbrauch, poröse Schläuche keine Langstrecke mehr erlauben. Hoffentlich übersteht die Maschine die noch kommenden 250 Kilometer.



Wer das Leben auf Straßen mehr liebt Sesselfurzer totes Papier in Büchern, muss sich auf die Socken machen. "Auf, du froher Wandersmann!" Jeder im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten wie ein Freund mit seinem 30 Jahre alten Motorrad, von dem er berichtet:
Ich führe ein Wartungsheft für das Motorrad und auch für das Fahrrad. Sehr hilfreich, um zu sehen, was ich wann zuletzt gemacht habe, wie lange bestimmte Teile halten etc. Da ich alles selbst mache, tauchen keine Werkstattkosten auf. Dafür müßten viele Arbeitsstunden aufgelistet werden. Ich mache das handschriftlich. Das bewegt sich natürlich in anderen Kostendimensionen als ein Wohnmobil samt Werkstattkosten. Alleine Ventile einstellen z.B. würde etwa 150 Euro kosten, hatte ich mal gefragt. Neue Reifen ziehe ich allerdings nicht selbst auf. Das macht ein Reifendienst samt Auswuchten. Ich baue die Räder aus, bringe sie hin, hole sie wieder ab und baue sie wieder ein. Hier sind also Werkstattkosten enthalten.
 
Motorrad aktuelles Blatt. Beim Tacho rechts sind 100 000 km hinzuzuzählen.


 


Ein anderer Freund wandert durch die Welt. Dabei lernt in einem Outdoor-Kurs, Feuer mit urzeitlichen Hilfsmitteln anzufachen. Mir war ein Jahrzehnt Reisen im Wohnmobil eine sechsstellig Summe wert.

Kosten 15 Jahre Womo

Die Liste geht bis Mitte Juni 2025. Danach kommt wieder eine fünfstellige Summe dazu.


Bielefeld


Die attraktive Stadt Bielefeld verfügt nur über zehn Stellplätze, die fünf Euro kosten. Selbst Ende Oktober war schnell alles voll.



Von meiner Geburt 1948 bis zum zweiten Grundschuljahr 1954 war Bielefeld meine Heimat. Wie meine Grundschule hieß, ist mir entfallen. Das Ratsgymnasium ist eines von vielen repräsentativen Altbauten in Bielefeld.



Das Rathaus in Bielefeld ist ein altes Schatzkästlein, wie so viele schöne alte Rathäuser in Deutschland - natürlich nicht zu vergleichen mit den Prachtbauten in München oder Hamburg.



Schlicht und funktional - aber aus Backsteinen - die Stadtwerke Bielefeld. Schlecht für mich zu schätzen, ob das ein Vor- oder Nachkriegsbau ist.



Vater war Postbeamter. Nach dem Krieg sind mir Ruinen in Erinnerung, aus deren Mauern kleine Bäume wuchsen. Die Dienstwohnung in der Post war für unsere Eltern und vier Söhne eine komfortable Nachkriegsbleibe.



Wir wohnten rechts mit den runden Fenstern. Wie sich mir die immer wieder erzählten Geschichten meiner Kindheit einfallen. Eine Uhr lag in unserem Schlafzimmer. Meinem Bruder flüsterten meine Sätzchen ein:

"Die Uhr machen wir auf, Du kannst das."

Mein Bruder wollte sich mit irgendeinem Werkzeug an die Arbeit machen.

Meine Eltern hatten hinter der Tür zugehört, stürmten rein, retteten die Uhr. Ohrfeigen gab's für mich.


Der Posthof war vollgepackt mit gelben Lieferwagen. Dort zu spielen, war schön für uns. Auf dem Hof standen die Akku Lastwagen, die Pakete von und zum Bahnhof fuhren. Einmal schenkt mir ein Arbeiter 30 Pfennig.

"Geh, kauf dir ein Eis."

Dann ging's zurück mit drei Tüten Eis zu jeweils 10 Pfennig, die mir über die Finger tropften.

"Warum hast Du Dir nicht ein Eis für 30 Pfennig gekauft?"

"Gibt's da?", war meine verwunderte Frage, weil wir nur Eis für 10 Pfennig kannten.



Großväterchen selig hat wie Väterchen selig sein Leben lang bei der Post gearbeitet. Nächtelang saß er daheim noch über den Akten, rauchte Zigarre, arbeitete sein Leben lang, stolz darauf nur wenige Tage jemals krank gewesen zu sein. Immer Arbeit, immer Disziplin, immer Geld verdienen, immer Steuern zahlen, immer Kinder groß ziehen. Und mich hat's dann zu Typen wie haha gezogen, um Kabarett und Musik zu machen. Welche Verirrung, welche Verwirrung! Bescheuerte Zeit der Alt-68iger!



Die Touri-Info hat mich auf meine Frage nach der Post zuerst zum Bahnhof geschickt.



Irgendwie kam mir das Stadtbild in der Bahnhofsgegend vollkommen fremd vor.


Bahnhofsviertel haben einen abenteuerlichen Reiz. Eine ältere Dame erinnerte sich, dass es einst eine alte Post nähe dem Kesselbrink gegeben habe, die aber nicht mehr in Betrieb sei. Für mich war dies Gebäude das Ziel.




Wunderbare Geschäfte in der Innenstadt sucht man in ganz kleinen Städtchen vergebens, wobei diese - wie Sonneberg - ihre eigenen Reize und Attraktionen haben - besonders landschaftlich.



An diesem schönen Herbsttag durch meine Geburtsstadt zu bummeln, bringt mit der Aussicht auf die Motorreparatur Glücksgefühle. "Ist das Kunst oder kann das weg?" fragt das Schild. Was kümmert's mich?



Der Kiepenkerl ist ein bekanntes Original. Ob Wiki ihn kennt? Klar:

Kiepenkerle wurden umherziehende Händler im niederdeutschen Sprachgebiet zwischen Sauerland und Hamburg genannt, die zum fahrenden Volk gehörten. Sie brachten Nahrungsmittel wie Eier, Milchprodukte und Geflügel in die Städte und versorgten im Gegenzug die ländlichen Gebiete mit Salz, anderen Waren und Nachrichten.




Von ganz anderer Kaste und Statur Otto von Bismarck, schon zum dritten Mal in dieser Geschichte. Auf der Tafel unter den Stiefeln steht:

Graf Otto von Bismarck
01.04.1815 - 30.07.1898
Reichskanzler von 1871 bis 1890
Denkmalenthüllung am 01.04.1903
geschaffen von Prof. R. Siemering
10.08.1835 - 23.01.1905

Am 24. April 1906 kam Väterchen selig auf die Beste aller Welten. So war damals die Zeit, aufrecht und geradlinig. Wie konnten daraus nur so krumme Hunde kommen?



Vermutlich haben die Bielefelder Dr. Oetker-Werke der Stadt genug Gewerbesteuer eingebracht, dass Bielefeld sich viel Kunst leisten konnte. Die schön geschliffenen Löcher gefallen mir.



Für diese Plastik fehlt mir das Verständnis wie für den fernen Freund das Verständnis für Backsteingotik-Kirchen.



Dankbar hingegen, dies vor der Kunsthalle betrachten zu dürfen, weil es auf mich wirkt, wie's sich oft in mir anfühlt.



Und wenn's mich schon ins Stadtgetümmel, auf Straßen, Gassen und Marktplätze zieht, warum nicht im Stillen verweilen?



Soll man den klerikalen Kultraum links liegen lassen, um sich in Kneipen und Kaufhäusern aufzuwärmen?

 


 Wie mag sich Jazz in der Akustik der Nikolai-Kirche anhören?



Nun steht die Kirche schon über 800 Jahre. Im Jahr 2025 gibt's in der Kirche wie im Computer-Spiel ein Display, was den Altar näher erklärt.



Der Altar ist zu weit weg, um Einzelheiten zu sehen und zu verstehen. Näher kommt man nicht ran, weil Alarmanlagen das Kunstwerk sichern.



So geht's auf dem interaktiven Display vor dem Altar: "Einfach ein Tier berühren, dann blinkt es auf dem Altar!" Ebenso ist Leben, Verurteilung und Sterben von Jesus interaktiv erklärt, groß am Bildschirm rausgestellt und im Altar leuchtet die kleine Darstellung auf.


Das waren erholsame Tage in Jork, Wildeshausen und Bielefeld mit dem Abstecher nach Oerlinghausen zur Motorenwerkstatt.


Dortmund


Bei meinem lieben Bruder ist es nach hunderten Besuchen wie daheim. 


Mit Bedacht den alten Motor mit den LKW mithaltend von Bielefeld nach Dortmund zum Bruder in sein Reich der Fantasie gebracht. Das hat mein Bruder Uli in Jahrzehnten als Grundschullehrer sich mit seiner Frau aufgebaut, dabei zwei Söhne großgezogen. Sie bekamen als Zugabe zwei Schwiegertöchter und sechs Enkel. 



Väterchen selig bearbeitete Akten an diesem damals schon alten Eichenschreibtisch bis spät in die Nacht. Beim Bruder Uli sieht es anders aus als bei unseren Eltern damals daheim.



In uralten Zeiten vor etwa 100 Jahren war in dieser Siedlung ein kleiner Laden hinter dem Fenster und der Eingangstreppe, jetzt ein Museum der Fanatasie.



Dortmund einst Kohle, Stahl und Bier Stadt musste sich umstellen, anpassen. Nokia und Opel hielten sich nicht lange im Revier. Irgendwie geht's weiter, wie der Spruch im Dachfirst des Gebäudes: "Es lobt den Mann die Arbeit und die Tat."



Nach vielen Jahren in Dortmund fällt mir erst 2025 mit 77 Jahren ein Denkmal für Heinrich Schüchtermann auf. Was weiß Wiki?

Schüchtermann trug 1884 durch eine Immobilien-Schenkung maßgeblich zur Gründung des katholischen, jedoch überkonfessionell arbeitenden St.-Josefinen-Stifts bei, das unter der Leitung von Nonnen arbeitslosen Dienstmägden Unterkunft gewährte, schulentlassenen Mädchen Hand- und Hausarbeitsunterricht erteilte, Armen- und Krankenpflege betrieb, eine Armenküche und ein Asyl für arbeitsunfähige Frauen unterhielt.

  

 




In der oberen Fensterreihe war unsere Klasse, für mich von der Untertertia bis zur Oberprima zum Abitur Herbst 1966.



Die Klasse brachte Allgemeinmediziner, einen Zahnarzt, Anwälte, einen Professor, einige Apotheker und einige Gymnasiallehrer hervor. Meine Karriere begann als Almhirte, dann Versicherungsvertreter, Strichcodeexperte, Computer-Redakteur, als Rentner Weihnachtsmarkthüttenknecht im Weihnachtsmarktstand meiner Frau in Bamberg und nun Geschichtenerzähler.....


Verwaltungs- und Industriearbeit allerorten, Warenverkäufe in Media- und Lebensmittelmärkten, Arbeit für Steuerzahler und einige Abgabe für Kunst und Kultur und Flügelnashörner.

Dortmund war nicht die Kulturhauptstadt Europas, aber die Region
Ruhr war es 2010. Ein wichtiges Leuchtturmprojekt für die Bewerbung war der Umbau der ehemaligen Union-Brauerei zum Dortmunder U als Zentrum für Kunst und Kreativität, das im Mai 2010 eröffnet wurde. Als Teil der Feierlichkeiten wurde unter anderem die A40 als autofreie "Still-Leben Ruhrschnellweg" für den Verkehr gesperrt. 



Wehmütige Erinnerung an Theaterbesuche mit verbilligtem Schülerabo wehen mir am Stadttheater zu. Es war vormittags warm und sonnig. Das Wetter schlägt um. Plötzlich Sturm, Kälte und Regen.



Das Ruanthai Thai Imbiss hat ein Dach für E-Bike Rosinante, ein warme Stube für mein Mittagessen.



Gemuse mit Tofu und einer großen Schüssel Reis gibt's für zehn Euro.



Die Toilette ist nebenan im Kiox und dort im Keller. 




Zum ruhigen Ausklang meiner Geschichte noch einen Blick auf das Große U und vom Großen U - ehemals Union-Brauerei.



Großartiger Blick Richtung Innenstadt und die Reinoldi-Kirche. Verantwortliche tun so viel, um den Dortmunder eine attraktive Stadt zu geben.



Bei meiner Recherche nach einem Ausflugort zeigen Webseiten...

20.10. bis zum 31.10.2025 ist das Hoesch-Museum komplett geschlossen

Die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache ist bis auf Weiteres wegen Umbauarbeiten geschlossen.


Die Webseite der Gedenkstätte Steinwache schreibt:

Sie befindet sich im alten Dortmunder Polizeigefängnis, in dem während des Nationalsozialismus mehr als 66.000 Menschen festgehalten und vielfach vor allem durch die Gestapo misshandelt wurden
.




Auf Schritt und Tritt erinnern Gedenkstätte an die grausigen Zeiten. Derzeit haben die Menschen wie in den Bahnhofsvierteln vieler Großstädte andere Probleme.



Wozu noch die Artikel zu lesen, deren Schlagzeilen ohnehin schon den Inahlt anzeigen? Wenn mir Zeit bleibt für einige Impressionen aus Dortmund wie schon aus so vielen Besuchen zuvor, kommt mehr von dem Lokalkolorit vor und hinter dem Bahnhof.



Bier brauen sie dort nicht mehr, dafür gibt's Kunst und einen herrlichen Ausblick - kostenloser Zugang.





Der Roßbach in Marten fließt unter der A45. Diese Autobahn soll auf sechs Spuren erweitert werden, wodurch eine Lärm absorbierende Baumreihe abgeholzt werden müsste. Wer dort wohnt, kann nur hoffen, dass sich der Plan zerschlägt.




Nun endet die Geschichte mit den beiden Alten von der Muppet Show. Während unserer Schuljahre saßen wir nebeneinander. So sitzen wir heute wieder und reden, reden sechs Stunden lang über alte Zeiten, unser Berufsleben und darüber, wem wir Steuern zahlen. Mein lieber Bruder war auch auf dem Stadtgymnasium. So teilen ein Oberstudienrat, ein Grundschullehrer und ein Fachredakteur sechs Stunden lang ihre endlose.....


....Geschichte .



p.s.: Korrekturen - wenn überhaupt - später