Die Luft ist raus, die Reise ist aus. In sieben Wochen mehr als 3000 Kilometer, mehr als 1000 auf dem Fahrrad: Zeit, Heim zu kommen. Oder ist die Fremde meine Heimat? Die Geschenke für mein Weiblein daheim werden größer. Es geht nach Hause. Mein Bruder bringt es frech auf den Punkt: "Dann kannst Du es ja mal wieder zwei Tage daheim aushalten."
Früher war alles schlechter, aber die Menschen waren besser.
Jetzt ist alles besser, aber die Menschen sind schlechter.
Ein Gastwirt aus Stettin
Aus dem polnischen Poznan: Die Wasserträgerin vor dem RESTAURACIA BAMBERGKA erinnert mich an mein liebes Weiblein daheim, was sich getreulich mit mir morgens und abends per Telefon verbindet. Dann erzählen wir einander unsere kleinen Erlebnisse. In Bamberg stand meine Frau mehr als zwei Jahrzehnte auf dem Weihnachtsmarkt in ihrer kleinen Weihnachtsmarkthütte - mit mir als Weihnachtsmarkthüttenknecht.
Vor einigen Jahrzehnten fuhren diese Autos damals in der DDR. Das Modell ist mir unbekannt.
Ob so früher die Menschen zum Camping fuhren? Vielleicht. In Jena fährt ein junges Paar auf das Camp. Heute zieht ein VW-Bus ihren Wohnanhänger.
Die Hersteller einiger Ostfahrzeuge sind mir unbekannt. Denn im Westen gab es solche Fahrzeuge nicht. Zurück nach Posen.
Posen - Poznan
Wie jede größere Stadt muss das Rathaus das beste Haus am Platz sein.
Um den Marktplatz gruppieren sich putzige Häuschen, wie sie so wohl schon dort vor Jahrhunderten standen.
Wie an so vielen liebenswerten Städtchen zuvor beeindruckt mich Posen mit seinem wunderbaren Marktplatz. Drum herum stehen mittelalterlichen Bauten, voll reizender Gastronomie, mit vielen Menschen, mit zahlreichen jungen, schönen Frauen. Mir ist kalt am herbstlichen Abend. Das Thermometer fällt in der Früh auf sieben Grad. Ohne Heizung geht jetzt nichts mehr.
Wie Danzig und Bamberg brauchte auch Posen einen Brunnen mit diesem Gabelmann, der im trüben Licht blass aussieht.
Der Denkmal-Heilige glänzt mit angebautem Heiligenschein. Was interessiert es mich, welches Haupt die Tauben beschmutzen?
Bei Sonnenschein funkelt Glanz auf den Sternen um das heilige Haupt.
Das Wochenende nutzen viele Menschen in Posen wie letzten Sonntag in Danzig zu einem sportlichen Wettkampf. Am Samstag hatte die Polizei die Zufahrtstraße zum Camp gesperrt. Es blieb mir nicht anderes übrig, als auf einem Kaufhausparkplatz erst mal Mittag im Auto zu machen, bis die Straße frei wurde. Am Sonntag sind alle Straßen in Posen gesperrt, weil ein Triathlon stattfindet.
Unglaublich! Das Thermometer klettert gerade langsam auf zehn Grad. Da hüpfen am Morgen schon die erste harten Frösche in schwarzen Gummianzügen in den Malta-See und kraulen gnadenlos los. Sonst darf hier niemand baden.
Auch mein Münchener Freund Hans-Peter kämpft sich als Geher über eine Strecke von 20 Kilometern in 2:35:57. Glückwunsch. Mir ist es unbegreiflich, wie Helden dies schaffen!
Die großzügig ausgebauten, vierstreifigen Umgehungsstraßen mit hervorragenden Radwegen verzweigen zu kleinen Straßen in die Posener Altstadt.
Gute, großzügige Wohnanlagen in gepflegten Grünanlagen halten gleichsam Sonntagsruhe. Geringer Verkehr stört nicht. Selten rumpelt einmal eine Straßenbahn durch die Gegend.
Mein Gefühl: Die Polen bauen als Kopftuch freie Zone ihr Land zügig auf. Deutschland baut ab.
Durch die Stadt fließt ruhig der Fluß, an dem im Sommer Liegestühle im Sand Urlaubsgefühle schenken.
Dazu gibt der große Park Malta, an dem das Camp liegt, eine riesige Naherholungsfläche - vergleichbar mit dem Englischen Garten in München.
Bei meinem Besuch Pfingsten 2012 war wie jetzt wieder Tanz und Trallala am See von Malta.
Eine schnaufende Schmalspurbahn umrundet den Malta-See, die am Sonntag gut besetzt ist.
In der großzügige Parkanlagen darf die Heldengedenkstätte nicht fehlen.
Mit seinen Bauwerken, Park- und Wohnanlagen und dem alten Stadtkern ist Posen eine reizvolle Stadt. Dieses Bauwerk geht als erste polnische Kathedrale auf das Jahr 968 zurück.
Mit dem Helm sieht der kommunistische Heilige Lenin aus wie ein Clown.
Der Alte Markt ist der Mittelpunkt dieser bezaubernden Altstadt.
Der Mann erbeutet ein sich windendes Weib. Noch kämpft er breitbeinig mit ihr, sie hält die Schenkel fest geschlossen. Das Ende des Aktes ist absehbar. Um den Brunnenrand tummeln sich Kinder.
Vorstadt-Künstler stellen das ewig gleiche Themas einfacher dar. Mama hält die Taube in der Hand, das Kind auf dem Schoß.
Dieser Wohnanhänger dient dem Parkwächter als Arbeitsplatz.
Im Giebel des Dreieckhauses steht die Zahl 1898.
In dem Gebäudekomplex der alten Brauerei sammeln sich Geschäfte, die Sonntags geschlossen sind. Doch zahlreiche Gastronomiebetriebe versorgen die Kunden am Sonntag.
Im oberen Stockwerk reiht sich ein Restaurant an ein anderes.
Mit Rolltreppen geht es durch den Komplex auf die Dachebene.
Auf dieser Treppe kommt man wieder zur Fußgängerzone vor dem Komplex. Mein E-Bike stand nach meinem Rundgang unbeschadet angeschlossen.
Draußen aus dem Labyrinth des Kaufhauskomplexes über mehrere Etagen stolpert man über dieses Monument. Darauf steht: "CYRYL RATAJSKI PREZYDENT STOLECZENCO MIASTA POZNANIA 1922-1934 i 1939"
Es wird wieder kühl am Abend. Unter flackernden Gasheizungen lässt es sich gerade noch aushalten. Der Kellner serviert mir Brokkoli mit einem weißen Handschuh.
Das feierliche Abendmahl beendet mein zweitägiges Gastspiel in Posen. Anderntags versorgt mich eine Tankstelle in Polen noch mit Diesel und füllt meine Tankflasche mit Gas. Das ist zwingend für mein wohltemperiertes Refugium bei abendlichen Fingerübungen, um Bilder für den Blog auszuwählen. Das funktioniert nur bei einer schnellen Internet-Verbindung
Cottbus
Meine Reise geht solange wie möglich weiter und weiter. Laut Internet-Recherche sollte in Zielona Gora ein Camp sein, doch die Info war falsch. Das Spannenste in dem hügeligen Städtchen Zielona Gora waren Plakatwände der Produkte, die man kaufen soll. Also heißt es, schweren Herzens Polen zu verlassen.
In Cottbus versorgt mich ein Stellplatz am Tierpark mit Strom, Wasser und der Sanitäranlage. Doch der Datenverkehr über meine T-Mobil-Anbindung ist so schlecht, wie dies nirgendwo in Polen war. Später stellt sich heraus, dass der Router nur noch eingeschränkt arbeitet.
Mein Radausflug zeigt mir mehr von Cottbus. Die Rauchwolken der Braunkohlekraftwerke sieht man Kilometer weit. Das Kraftwerk "Schwarze Pumpe" ist etwa 30 Kilometer entfernt. Eine starke Internet-Verbindung ist zwingend, um Daten meiner Blogs zu recherchieren.
Das "SANDOWER WARMBAD" sieht verlockend aus.
Schlaff strömt die Spree in Richtung Gurkenland.
Wiki widnmet der Wilhelmsmühle in Cottbus eine Seite. Wer mehr davon wissen will, klickt hier.
An diesem Gebäude mit dem begrünten Dachgarten lesen wir "ELEKTRIZITAETSWERK." Der Baumeister der Wilhelmsmühle wurde verpflichtet, sein Gebäude dem E-Werk architektonisch anzupassen.
Ob das Amtsgericht in Cottbus Menschen einschüchtern sollte?
LUDWIG LEICHHARDT war "Naturwissenschaftler und Australienforscher, geb. am 23.10.1815 in Sabrodt.... 1948 verschollen bei der Durchquerung Australiens."
Einer der drei jungen Männer zeigt mit Tätowierungen am Hals, dass er mit der bürgerlichen Szene nichts am Hut hat.
Auf dem grünlichen Gebäude mit der Figur auf dem Dachfirst steht "APOTHEKE".
Den Spremberger Turm darf nur der besteigen, der eine der 3-G-Regeln gefüllt: Geimpft, genesen, getestet. Für mich wäre also ein Test vor dem Aufstieg zwingend. Das ist mir der Blick über Cottbus und die Lausitz nicht wert.
Ein Cafe in der Fußgängerzone wärmt mich mit einer Kürbissuppe, danach geht es in meine kleine Klause nach Hause.
Lieske - Senftenberg
Mein Ziel ist das etwa 140 Kilometer entfernte Freiberg, welches einen sehenswerten, alten Stadtkern haben soll. Doch nach etwa 30 Kilometern war meine Fahrt schon wieder zu Ende.
Ein See mit groß angelegten Parkflächen erregt meine Aufmerksamkeit. Ein paar Hundert Meter weiter fallen mir Wohnmobile an einem Stellplatz auf.
An der Sanitäranlage steht ein Schild W-Lan. Der Test im Auto verbindet mich mit zufriedenstellender Geschwindigkeit.
Das überzeugt mich zu bleiben. Die acht Euro für 24 Stunden sind es mir wert. Erste Web-Recherchen zu der Gegend machen mich auf den sechs Kilometer entfernten "Rostigen Nagel" aufmerksam. Der kommt mir bekannt vor.
Die in dem Gebiet geförderte Kohle hat die Menschen mit Strom und Fernheizungswärme versorgt. Nach der Sanierung entstehen beachtliche Erholungsgebiete - erholsam nicht allein für radelnde Rentner.
Die Infrastruktur für Radler ist gut ausgebaut. Wegweiser, Karten und erklärende Tafeln machen mich mit der Gegend vertraut.
Mein Refugium steht in Lieske am Sedlitzer See. Mein Ausflug soll mich zum Rostigen Nagel bringen und wenn die Kraft noch reicht nach Senftenberg.
Alle 50 Meter warnen neben dem Radweg Schilder vor Lebensgefahr. Dabei stehen dort vereinzelt Bäume, die noch nicht abgerutscht sind. Doch die Gefahr scheint ernst, wie ein Schild uns erzählt:
Das Betreten der abgesperrten Bereiche ist verboten! Die Flachwasser- und Böschungsbereiche sind stark rutschungsgefährdet. Jegliches Betreten kann als Initial für das Auslösen erin Rutschung wirken.
Weitere Gefahr besteht im Aufgehen von Löchern durch Erdfall.
Irgendwann sollen auf den durch Kanälen verbundenen Seen Boote fahren.
Die Schleusen sind fertig, nur Wasser fehlt.
Der Reiher (generisches Maskulinum) lässt es sich am Ufer gut gehen.
Das Objekt meiner Begierde ist erreicht. Jetzt müssen nur noch die 30 Höhenmeter auf die Spitze des Rostigen Nagels bezwungen werden.
Das Wetter meint es gut mit mir, denn bei Frost oder Regen darf man den Turm.nicht besteigen. Dieser Text ist in der unteren Platte eingraviert: "BETRETEN BEI GEWITTER, NÄSSE UND FROST VERBOTEN."
Der Blick vom Rostigen Nagel
Mittlerweile dämmert es mir, dass vor Jahren schon einmal hier mein Blick in die Tiefe und über die weite Landschaft schweifte.
Es wird gegen 19.00 Uhr unwirtlich, dunkel und kalt. Da freut mich meine geheizte Stube mit W-LAN und SAT-TV.
Erst mal geht es die rostigen Stufen hinunter, um mich unten mit meiner Brotzeit zu stärken.
Eine gebratene Forelle wäre mir lieber, doch die lässt sich noch an vielen Orten verzehren. Den Rostigen Nagel gibt es aber nur hier. Mir müssen eine Fischdose, Brot, Zwiebel, Tomate, Salz und die polnische Bierdose reichen. Eine Hummel fliegt die blaue Bierdose wieder und wieder an, doch aus dem Blech kann das verwirrte Insekt keinen Nektar saugen.
Keine zehn Kilometer weiter rast mich mein Radl nach Senftenberg. Lindner, Scholz und Baerbock werben für FDP, SPD und die GRÜNEN, doch die Lokomotive wird auch nächstes Jahr dort noch stehen.
Am Ortseingang vor Senftenberg bietet ein Verwaltungsgebäude vielen Menschen Brot und Arbeit. Das Plakat an der Stange verweist auf eine Sonderausstellung im Schloß Festung Senftenberg: "Verschwundene Arbeit, verlorene Berufe". Das betrifft viele Menschen beim Braunkohleabbau, mich nicht als reisenden Rentner.
Den Marktplatz in Senftenberg füllen mehr Marktverkäufer als Kunden.
Das moderne Rathaus zeigt vom Turm die Zeit, kurz vor 14.00 Uhr. Dort in Senftenberg hätte mir der Wirt eine gebratene Forelle serviert, doch mein Hunger ist schon gestillt. Abends vom Stellplatz Lieske wieder in die Stadt zu fahren, wäre mit 15 Kilometern für einen Weg zu weit auf dem Rad. Das Dorf Lieske hat außer einer Dorfkirche, einem Friedhof und einem kleinen Kriegerdenkmal wenig zu bieten - abgesehen von dem großen See vor dem Stellplatz. Doch das Wasser ist mir zu kalt.
Ein historischer Wegweiser von 1730 zeigt mein neues Fahrtziel "Freyberg 21 St." Diese 120 Kilometer sollte mein Auto schneller schaffen. In Freiberg verrät mir eine Tafel an einer ähnlichen "Postmeilensäule von 1723". Die "Kursächsische Wegstunde (St.) entspricht 4,531 km".
Noch ein kurzer Blick auf das Schloß Festung Senftenberg. Ohne mich durch die Ausstellung zu mühen, geht es auf dem Fahrrad heim in die warme Autostube. Ein paar Regentropfen stören kaum. Nachts rüttelt Wind am Auto. Die Antenne auf dem Dach klappert. Morgens schiebt sich der bleiche Mond durch die Wolken. Dieser Morgen begann um fünf Uhr früh.
Freiberg
Ein historischer Mercedes-Allrad-LKW steht am Stellplatz Johannisbad. Mein Wunsch dort zu baden, benötigt nach der 3-G-Regel erst einmal einen Test. Das ist mir das Bad nicht wert.
Ein Garten mit Springbrunnen ist mein erster Eindruck von der Silberstadt Freiberg.
Das obligatorische Heldendenkmal steht wenige Meter weiter in dem Park.
Marktplatz, Rathaus, Ratskeller - alles in bester Ordnung. Rostbratwürste ernähren das Volk.
Marktplatz mit monumentalem Herrscher, davor Wasser speiende Löwen
Bänke am Springbrunnen laden zur Rast.
Vom Marktplatz führen Gassen mit Kopfsteinpflaster in Wohnviertel.
In seiner Szene beeindruckt der Hahnenkamm die Hennen, sofern diese keinen anderen kriegen. Auf seiner Jacke prangt die Aufschrift "Antifa".
Kornhaus oder Militärlager: Solche Gebäude sind im Laufe der Jahrhunderte vielfach zu gebrauchen.
Bildungshungrige Besucher lassen sich zum Schloss Freudenstein führen.
Innenhof von Schloß Freudenstein
Der Dom bezaubert mich im Abendlicht, nachdem zuvor mir eine einstündige Führung mit Orgelklang meine Laune verbessert hatte.
Diese Darstellung von Schmerz und Tod erschreckt den Betrachter.
Für den Herrscher war im Dom ein Logenplatz vorgesehen.
Die freistehende Kanzel wurde in fünfjähriger Arbeit nach der Eröffnung des Doms fertig. Davor behalfen sich die Prediger mit einer hölzernen Kanzel daneben.
Kirche, Kult und Könige - vor deren Glanz und Pracht schweige jedes Lästermaul still und verkrieche sich - wie an meinem Beispiel - in seine Autohöhle.
Immerhin darf ein steinerner Zeuge aus dem Arbeiter- und Bauernstand auf seinem Buckel die Kanzel tragen.
Was soll's? Mögen Beladene und Beleidigte, Erniedrigte und Erdrückte ihre Augen gen Decke und darüber hinaus gen Himmel richten und auf das Jüngste Gericht und Gerechtigkeit hoffen. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Was soll mein aufrührerisches Geraune? Gegen feministische Furien, islamistische Irre und geiles Gegeifer hopsender Klimaretter fehlen mir die Worte. Kämen dazu mehr meiner Sätze, würde ein Zensor meinen Sermon schnell abschalten. Also: Amen und Aus!
Dank schnellen Internets beschreibt Wiki die Schätze des Freiberger Doms:
Der Freiberger Dom ist eines der am reichsten ausgestatteten Gotteshäuser Sachsens und enthält mit der Goldenen Pforte, der Tulpenkanzel, den Orgeln Gottfried Silbermanns und dem zur Begräbnisstätte der Albertiner umgestalteten Chor bedeutende Kunstwerke.
Der Bildhauer hat dem Mann mit dem Hammer nach Jahrzehnten harter Arbeit harte Gesichtzüge heraus gemeißelt.
Die Pforte erscheint "golden", was ihr den Namen gab. Die gemeißelten Figuren erzählen von biblischen Geschichten.
Es ist nicht leicht, ein Haus mit seinen Schätzen zu erhalten. Zum Glück reicht das Geld noch für Schlösser, Kirchen, Konzerthäuser, Galerien und Museen.
Die Schule in Freiberg im Schein der Nachmittagssonne
Die Schätze des Museums bleiben mir verborgen. Nach schlafloser Nacht plagen mich Kopfweh. Solche Symptome waren mir früher eher gleichgültig. In diesen verseuchten Zeiten fürchtet man das Schlimmste. Oder etwa nicht?
Nach diesem kleinen Ausflug durch Freiberg und seinen Dom stärkt mich im Ratskeller eine wunderbare Forelle.
Stress mit der Internetverbindung
In Deutschland tröpfelten nur noch Daten von meinem Huawei-Router. Damit lässt sich kein Blog gestalten, im Internet nichts recherchieren.
Der Speedtest meldet: "Deine Internetverbindung ist sehr langsam." Nach Stunden Telefonaten mit der Telekom-Hotline muss es wohl am Router liegen, dass dieser nur noch langsame 2-G-Verbindungen zulässt. An der Telekom liegt es nicht.
Ein Gewerbegebiet in Freiberg mit Autohäusern, Einkaufszentren verfügt über den Elektrohandel namens "MEDIMAX". Dort gibt es einen neuen Router von TP-LINK. Doch der muss mir seinen "Netzwerkschlüssel" verraten. Da er ohne den Schlüssel nicht online geht, muss mich erst mein Smartphone mit dem Internet verbinden. So lässt sich nach mühsamer Recherche der Netzwerkschlüssel gewinnen. Damit läasst sich der TP-LINK-Router zur Mitarbeit bewegen. Endlich! Danach meldet der Speedtest: "Deine Internetverbindung ist schnell."
Was ist schöner für mich als reisenden Rentner und nach 20 Jahren Arbeit als Redakteur beim PC-Magazin, meine Fähigkeiten für mein Hobby zu nutzen?
Schnelles Internet lädt wieder Bilder in den Blog, wie das notwendig ist. Ein altes Ehepaar in Freiberg stehen neben mir. Der alte Herr erzählt, dass er zu einem Studententreffen nach Freiberg komme - wie jedes Jahr am letzten Wochenende im September.
"Wie ein Student sehen sie aber nicht aus", meine ich zu dem alten Graukopf.
"Nein, mit meinen 80 Jahren bin ich das auch nicht mehr. Aber wir treffen uns hier als ehemalige Studenten."
"Ein interessanter Aufbau ist ihr VW-Bus",
"Ja, ja - in Schwerin nach unseren Vorstellungen. Wir kommen jetzt nach sechs Wochen aus dem Baltikum. Im Oktober geht es dann weiter für einige Monate nach Spanien."
"Meine Reise geht zum nächsten Ziel Jena."
Jena - Naumburg
Die Stationen meiner Heimreise vom polnischen Posen nach Sonneberg führen mich über
- Zielona Gora (kein Camp, keine Nacht)
- Cottbus (eine Nacht)
- Lieske (Radtour nach Senftenberg, eine Nacht)
- Freiberg (Dombesichtigung, neuer Router, eine Nacht)
- Jena (zwei oder drei Nächte, Radtour nach Naumburg)
Jena war mir schon von meiner ersten Russlandreise 2016 bekannt. Das Camp unter dem Jelzig hat mir immer gut getan. Das Schwimmbad vor der Tür war im Juli ein Segen, heute Ende September gibt es endlich wieder einmal eine heiße Dusche. Schon im August 2013 hatte mich Jena und das Eierkuchenfest in Kunitz begeistert. Damals begann meine heimliche Liebe zu der ostdeutschen Lebensart. Als bekennender Macho gefiel mir beispielsweise die Werbung des Messerschleifers auf dem Kunitzer-Eicherkuchenfest.
Im August 2013 begeisterte mich die Radtour nach Naumburg. Diese Freude soll mir im September 2021 mein E-Bike wieder machen.
Meine Obsession, Kriegerdenkmäler zu fotografieren, findet an unzähligen Orten solche "Denkmäler der Schande". In Russland oder Frankreich redet man von "Heldendenkmäler". In Cherbourg thront Napoleon auf Pferd und Sockel, in Russland kann man Stalin auf T-Shirts, als Bild oder als Figur kaufen.
Genug von Gedanken an kriegerische Vogelschissperioden! Die Fahrt durch Weinbaugebiete in Thüringen bringt bessere Gefühle. Der graue Herbsttag treibt zur Eile. Der Weg ist einfach 40 Kilometer weit. Es könnte Regen kommen. Mein mechanisches Fahrrad brachts mich von Jena nach Naumburg und der Zug zurück nach Jena.
Wie verzaubert liegt das Schloß Dorndorf auf dem Hang. Die Schlossherren und Damen blicken auf die Saale.
Neun Kilometer weiter hinter Camburg beginnt Nieselregen. Ein schmaler Weg, den man auf eigene Verantwortung nutzen darf, führt am abschüssigen Ufer unter Felsen vorbei. Wieso heißen Orte hier Klein- und Großheringen?
Noch sind Bootwanderer auf der Saale. Mich schützen vier Jacken gegen Kälte, Nässe und Wind.
Die jungen Damen rahmt das Bild mit der Saaleburg im Hintergrund.
Diese traumhafte Strecke zwischen Jena und Naumburg an der Saale gefällt mir noch besser als der Weg von St. Goar nach Koblenz am Rheinradweg.
Die Uhr am Kurhaus von Bad Kosen zeigt Viertelvorzwölf. Seit mehr als zwei Stunden auf dem Rad meldet sich mein Magen.
Hier steht eine Renovierung an. Das Gebäude ist durch Gitter abgesperrt.
Der Audio-Guide bereichert meinen Wortschatz um den Ausdruck "Engelin". Ob dieser geflügelte Totenkopf eine "Teufelin" darstellen soll?
Das lichte Gewölbe im Westchor zeugt von Gotischer Baukunst, die Krypta war romanisch.
Berühmt ist der Dom für den lebendigen Ausdruck seiner Figuren. Diese fügen sich wie tragende Elemente in die Pfeiler ein.
Der Kreuzgang
Die "Deutsche Stadt- und Grundstückentwicklungsgesellschaft mbH" plakatiert "Dieses Haus will LEBEN." Am benachbarten Gebäude dann das Plakat: "ICH auch."
Mich verführte ein Wegweiser nach Jena zu einer kürzen Strecke auf der Straße als am Saaleradweg. Diese Strecke war für Autos gesperrt, doch eine Baustelle hält Radfahrer nicht auf.
Vor Camburg nahm mich dann wieder der längere, aber viel schönere und ruhigere Saaleradweg auf. Weinlaub färbt sich rot.
Auf dem Fahrrad machen mir stundenlange Fahrten mehr Spass als im Auto. Man sieht mehr, man hat mehr Abwechselung, man bekommt mehr von Wind und Wetter ab und mit.
Doch nach bald 80 Kilometer in bald fünf Stunden Fahrzeit reicht es mir. Diese Woche gab es für mich Besseres zu tun, als mich mit dem politischen Keifen, Hauen und Stechen auf allen Kanälen abzugeben, oder dies gar noch zu kommentieren. Es sind jetzt keine 100 Kilometer mehr heim zu meiner Frau. Ob es mich dahin noch am Wahlsonntag zieht, ist mir noch nicht so recht klar. Meine Welt als reisender Rentner ist zu schön, um sie nur für einen BuTag-Wahl abzubrechen. Aber vielleicht lockt mich meine Frau heim und