18 März 2023

Quinta das Cegonhas, Rentner am Verfallsdatum, Gouveia, Seia, Linhares


Der Baum hinter dem Blütenstrauch in den Hügeln im Camp Quinta das Cegonhas lebt voraussichtlich länger als der Autor und die meisten Leser hier. Wenn es weniger um Liebe und Anerkennung, um Aufmerksamkeit und Zustimmung geht dann eher um Leben und Tod? Obgleich jeder in jedem Augenblick sterben kann, wer will daran denken? Politik kreist um Kampf, Krieg und Tod. Mich begeistern Berge in Nodportugal mit Orten wie Gouveia, Seia, Folgosinho und die Burg in Linhares.


 
Dank an NST, Chetan, Klaus, Harald, Uli, Anonymous und meiner lieben Frau daheim



 Während Freund NST im DGF (Das Gelbe Forum) meine letzten Blog kundig und kunstvoll kommentierte, ging meine Fahrt frisch, fröhlich, frei weiter.

 

Am Parque de campismo de Coimbra hat mir das Camp Quinta das Cegonhas telefonisch versichert, dass der Platz offen sei. Nicht jeder Platz, den das Büchlein CAMPING PORTUGAL als ganzjährig geöffnet angibt, ist offen.



Nun sind 111 Kilometer mit einer Kaffeepause selbst mit meinen 75 Jahren leicht zu schaffen. Es geht bis auf 600 Höhenmeter in wunderbarer Landschaft, der selbst Regen ihren Reiz nicht nehmen kann.



 Das Haus der Camp-Betreiber stammt aus dem Jahr 1680, zeitgemäß renoviert. Was das Paar in 28 Jahren an Arbeit geleistet hat, wird ersichtlich, wenn man später im Blog Ruinen aus alten Zeiten sieht.



 Das Camp in einsamer Höhe ist eine Offenbarung für mich. Das holländische Paar betreibt das Anwesen seit 28 Jahren. Schwimmbad, noch zu kalt, WiFi, Sanitäranlage alles vom Feinsten. Wichtig der Olivenbaum vor dem Auto, um mein E-Bike anzuschließen. Es gibt Plätze, die  auf den ersten Blick schön und stimmig sind. Dieser ist so einer.



Da mein Auto schon vor dem Mittag zur Wohnhöhle eingerichtet ist, geht es zur ersten Ortsbesichtigung über Stock und Stein hinunter ins Tal.  Später mehr Antworten für unseren Freund NST:

Was ist eigentlich los mit euch ....

NST ⌂, Südthailand, Samstag, 11.03.2023, 10:46 @ n0by2088 Views



Nun haben mich Wochen lang rauschende Atlantikwellen an der Algarve und darüber hinaus begeistert. Doch hier, in über 500 Meter Höhe über dem Meer, rauschen Gebirgsbäche ins Tal. Unser Freund aus Südthailand klingt wie klagend oder vorwurfsvoll, wenn er moniert:

noch ein weiteres Erlebnis.....


Schon 1972 als Almsenner waren rauschende Bergbäche so wunderbar wie die medinaive Ruhe des Rindviehs im Stall und auf der Weide.



Wer kennt nicht Glücksmomente, wo die Welt im Außen so wunderbar ist wie im Innern? Nur nicht daran denken, wie auf der anderen Seite der Medaille schreckliche Stimmungen uns malträtieren! Mich jedenfalls.


Wo Wort und Widerwort einander bekriegen, da lässt sich sophistisch kunstvoll klügeln:

«Durch diese hohle Gasse muss er kommen. Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht», sagt Wilhelm Tell im Drama von Friedrich Schiller, kurz bevor er den Landvogt Gessler in ebendieser Gasse mit seiner Armbrust erschoss.


Nun ist Krieg in der Ukraine, uns reicht läppisches Wortgeplänkel - hoffen wir doch.




Bemühen wir noch einmal Friedrich, den Großen Schiller, wenn der Chronist auf seinem Rad über das Pflaster rumpelt, die Zinnen auf der Mauer bewundert und fantasiert:

Er stand auf seines Daches Zinnen, Er schaute mit vergnügten Sinnen Auf das beherrschte Samos hin. „Dies alles ist mir untertänig“,

 So soll und darf sich ein umtriebiger Straßenhund königlich groß fühlen in glücklichen Momenten!

 

 

Eine Station weiter das Kriegerdenkmal: Man liest Jahreszahlen 1140 1640 1940, denkt in glücklicher Stunde, wo selbst die Sonne sich launisch vorwagt, an Friedrich, den Großen Schiller, der das Gedicht vom Glück auf Hohen Zinnen tragisch enden ließ:

Hier wendet sich der Gast mit Grausen:

«So kann ich hier nicht ferner hausen,

Mein Freund kannst du nicht weiter sein.

Die Götter wollen dein Verderben;

Fort eil ich, nicht mit dir zu sterben.»

Und sprach’s und schiffte schnell sich ein.





"was Leben tatsächlich ist ",  raunt NST aus Südthailand, ja was ist denn tatsächlich das Leben? Dies ist die Werkstatt eines Hufschmieds, wo der Schmied dem zwischen Pfählen eingezwängten Gaul neue Eisen unter die Hufe nagelte. Einfach ist Leben, wie Wittgenstein meinte:

 "Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss mann schweigen."



Der Weg führt in die Pampa, gefährlich glatt mit Flugsand in Kurven, dann hört das Pflaster auf, das Rad muss über Schotter, Steine, durch Lehmkuhlen holpern. Hier wie dort ist es, wie NST verkündet: Das Leben ist "auf jeden Fall kein Wunschkonzert". Das Leben genauso wenig wie der Weg.



Freund NST fragt Rentner vor dem Verfallsdatum und manche schon darüber hinaus:

Was denkt ihr eigentlich wie normales Sterben so abläuft?

Nun, wird es wohl so sein wie bei alten Häusern, alten Autos, alten Schiffen, Sterben ist selten schön. Hautnah erlebt bei der Sterbebegleitung meines Väterchen selig....  324 KByte



Oder beim Töchterchen selig, das mit 18 Jahren in ihrer Sturm- und Drangzeit mich schon mal als "Komposti" verspottete, dann aber schon mit 30 Jahren selbst "kompostierte".



Denn seit dem 23. Januar 1990 ist sie tot, ebenso Manfred, Michael, Heiner, Wolfhard, Bernhard, Christoph...  Sie alle sind weit vor ihrem Ablaufdatum gestorben mit Zähnen und glatter Haut, nicht so wie unser Freund NST aus Südthailand prophezeit:

Jedes weitere Jahr wird weiter abgebaut, die Zähne fallen aus, die Haut wird schrumpelig .... die Alten beginnen zu stinken.




Schon wahr,    .... die Alten beginnen zu stinken.   ...auch wenn mir als bösem, weißen, alten Mann manch Junge schon gewaltig stinken!



Die Holländer haben ihr Haus von 1680 erhalten. Diese Ruine hingegen hat schon Fenster, Türen und Dach verloren, wie alte Leute Zähne, Haare, Kraft und ausunausweichlich Leben. Doch die Holländer im Camp haben ihr Haus erhalten, was sonst kann der Mensch machen? Als sich gut zu erhalten?




Nun lässt uns NST aus Südthailand leider nicht wissen,

was Leben tatsächlich ist - auf jeden Fall kein Wunschkonzert - und auch keine grosse Reise....

er lässt uns leider nur wissen, was Leben NICHT ist. Ob NST sich auf Adorno bezieht?

Es gibt kein richtiges Leben im falschen.

Wenn das Leben "keine grosse Reise" ist, was ist es dann, lieber Freund NST?



NST meint mich wie viele Freunde, die
da an der Reihe ab 6x... Jene, die dieses Alter überhaupt erreicht haben, haben offenbar immer noch nicht realisiert was Leben tatsächlich ist -


Soll man glauben, als habe sich NST im "tatsächlichen Leben realisiert"? Was immer er meint, das ist doch wunderbar für den lieben NST,  Glückwunsch! An solch "realisierten Lebenden" kann man sich zumindest orientieren, oder? Wie zur Orientierung in der Landschaft Kirchtürme an vielen Orten und Steingehäuse der Art herausragen, wo Menschen in frommen Übungen streben, sich ihrer Gier im falschen Leben zu entledigen. Giert dafür NST beispielsweise nach "Ewigem Leben", von mir aus auch nach Nirwana, Erleuchtung oder was der Markt der Spirituösen sonst noch hergibt?

Die Gier nach Leben, länger leben scheint offenbar ungebrochen.

 Wohl wahr! Steht dem die Hohe Kunst entgegen, seine Lebensgier zu zügeln, abzuwürgen,  abzutöten?


 Wie der gemeine Seeman eine Handbreit Wasser unter dem Kiel braucht, wie der gemeine Landfahrer Luft im Reifen und Kraftstoff im Tank braucht, so braucht der gemeine Landmann alle Latten am Zaun, alle Tassen im Schrank und alle Ziegel auf dem Dach.




Gleichwie sich Rind, Pferd, Schaf und Ziege darum mühen, genug zu fressen, gleichso müht sich edel, hilfreich und gut der Autor um sinnvolle Sätze. Müht sich so nicht rechtschaffen der Mensch gleich dem grasenden Rindvieh, wie Goethe hervorhob?

 Drei Engel verkünden am Schluss von Faust II das Urteil über Faust: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“



Ein Gott wie in Südthailand muss sich nicht ans Kreuz nageln lassen, um Millionen von Menschen über Jahrtausende als Weg und Ziel zu dienen.

Noch eine Reise, noch ein weiteres Erlebnis .... wird es nicht mal Zeit, diese Gier zu ergründen, ohne immer nur wegzulaufen ?


Wohlan, lasset uns den Grund ergründen!



So lässt der Weise nicht nutzlos seine Zeit verrinnen, wie Wasser nicht ungenutzt in den Trog laufen soll, ohne den Durst zu stillen, sondern der Weise giert beständig nach dem einzigen Ziel, das zu

realisieren, was Leben tatsächlich ist.

Und ist es nicht hier, so ist es dort.

Für den Eremit in der Einsamkeit wie für den Mönch unter Klosterbrüdern führt zum Ziel das Ewig Strebende Mühen, Gier vom Feinsten! Nicht wahr?

Die Gier nach Leben, länger leben scheint offenbar ungebrochen.

Dem Glücklichen schlägt keine Stunde, und schlägt ihm seine Stunde, so ist er glücklich.


Wer hingegen vom Haus in die Hauslosigkeit zieht, wer rast- und ruhelos triebhaft nach Erlebnis und Erfahrung giert, über den rümpft ein Kommentator wie Anonymous die Nase:




Mein unvergleichlicher Dichterfreund - ähnlich nah dem Verfallsdatum wie Klaus, Uli, Chetan und meine Wenigkeit - meinte dazu schon als junger, geiler Sack:

...  mädchenjungvieh, lüstern, schmal,

und wie das wippt, zwischen den flinken schenkeln

den schieren strich, das lasterhafte tal,

den ewigen grund zu abertausend enkeln.



Gerade inmmitten dieser Woche offenbarte mir der unvergleichlicher Rentnerfreund, wir kennen uns seit 1975, per Whatsapp seine geistige Verfassheit. Doch zurück zu NST: Will NST mir wie andern zeigen, wo der Hase-im-Pfeffer liegt?

 Noch eine Reise, noch ein weiteres Erlebnis ....

Nun stand mir schon der Sinn danach, heim mir reicht's zu reisen, doch bei Bedacht dieser Frage

.... wird es nicht mal Zeit, diese Gier zu ergründen, ohne immer nur wegzulaufen ?

säuselt sanft im Innern die Stimme: "Deine Gier läuft sich wie anderes Gieren ganz von allein tot. Und läuft sich Deine Gier nicht tot, so läufst Du Dich als Gierender tot. Wieso also nicht erstmal bleiben?"



Rentner Chetan per Skype




Mag sein, dass man sich falsch versteht. Man könnte ja per Skype miteinander reden, sich sogar sehen,  man könnte sich Bilder schicken, auf Web-Seiten zeigen, was wichtig wäre....


Man kann mit dem Computer rumlaufen und mit dessen Kamera wie meiner Frau daheim das Camp und den Platz zeigen. Doch ein schneller Kommentar ist leichter geschrieben als sich persönlich und näher mit jemandem auseinander zu setzen.


Noch arbeitsfähig: Wisch-, Wasch-, Nähr- und Plärrbär daheim



Mein Wisch-, Wasch-, Nähr- und Plärrbär nutzt täglich Skype mit mir. Meine Skype-Adresse n0by2call läasst sich bei Skype finden und eintragen. Solche direkten Kontakte erinnern mich und nun ein letztes Mal wieder an Friedrich, den Großen Schiller, mit seiner Ode an die Freude:
Wem der große Wurf gelungen, Eines Freundes Freund zu sein; Wer ein holdes Weib errungen, Mische seinen Jubel ein! Ja, wer auch nur eine Seele Sein nennt auf dem Erdenrund! Und wer's nie gekonnt, der stehle Weinend sich aus diesem Bund!


Rentner Harald, Dichter und Kapellmeister


Soviel von mir und hier und heute vom M.d.g.W, wie mein unvergesslicher Freund mich nennt: "Meister des geschwollenen Wortes".



Dankbar nimmt der Autor eine nächtliche Whatsapp-Sendung des Freundes entgegen und veröffentlicht sie hier.



Saftige Zeilen aus AIDsende Zeiten zeigen unserem Freund NST, dass auch mit 38 Jahren schon der noch jugendlichere Dichter Antwort suchte auf die Frage aller Fragen:

Was denkt ihr eigentlich wie normales Sterben so abläuft?




Gouveia





Die Sonne geht unter am ersten Abend im traumhaften Camp Quinta das Cegonhas. Der Sonntag bringt Sonnenschein. Einkaufszentren wie LIDL oder CONTINENTE liegen im acht Kilometer entfernten Gouveia.



Wie verwunschen verschwindet die Ruine unter Büschen und Bäumen am Wegrand.



Am Ortsrand von Gouveia steht dieser große Hauskasten zum Verkauf, dessen Mauern einen weiträumigen Innenhof umgrenzen.



Zentral liegt der Friedhof, von dem aus Besucher das weite, schöne Tal überblicken.




Das Örtchen Gouveia soll mit allen umliegenden Gemeinden laut Wiki über 14.000 Einwohner beherbergen. Für einen Museumsbesuch reichen vorerst weder Kraft noch Zeit. Mir genügen Kaffee, Touristeninfo und Einkaufszentrum beim Erstbesuch.



Portugisiesche Biker beenden gerade ihre Rast im Kaffee neben der Kirche. Dann fahren sie mit röhrenden Motoren ab.




Die Preise auf dem Land sind etwa halb so hoch wie an der Küste. Kaffee und Kuchen kosten zwei Euro.



Kaffee mit Kuchen, ein Blick zur Kirche....





... ein Blick auf den Kirchplatz.....



... ein Blick in die Kirche, dann beginnen die Glocken wie Blecheimer zu dröhnen. Meine Frau ruft an, fragt, was das sei, man kann kaum sein eigenes Wort verstehen.



Weiter geht es durch das Städtchen in seiner Sonntagsruhe. LIDL und CONTINENTE haben ganztägig geöffnet. Meine Einkäufe sind gesichert.



Dies war wohl einst das erste Hotel am Platz. Der Parque Natural da Serra da Estrela mit dem höchsten Gipfel Portugals von 1993 Meter ist das portugisiesische Skigebiet, das einzige Skigebiet in Portugal.



Man könnte von Gouveia mit dem Fahrrad auf den Berg Torre strampeln, wobei nach Google Maps 1677 Höhenmeter zu überwinden wären. Das schafft kein Akku im E-Bike.



Es weht ein kalter Wind von den Bergen. Bei unter zehn Grad in der Nacht schützt die dicke Dämmmatte meine Stube.



Der Gebirgsbach plätschert durch Gouveia. Gemäuer aus alten Zeiten wechselt mit Neubauten ab.


Durch den alten Ortskern führen Straßen mit holprigen Pflastersteinen, rein und raus rauscht man auf glattem Asphalt hinunter zu den Einkaufszentren. Das Haus am Wegrand will niemand mehr, auch wenn nur wenig Autos fahren - jedenfalls bei meinem Besuchen in Gouveia.




Der sonnige Sonntag liefert buntere Bilder, beim Einkauf am Montag regnet es wie angekündigt.



Wieder mitten in Gouveia ein altes Gemäuer ohne Dach.



Ein alter Mann schlufft vor der gekachelten Distrikt-Karte von Gouveia über die Pflastersteine.



Mit meinen sonntäglichen Lebensmitteleinkäufen rauscht das Rad mit 50 km/h die steile Bergstrecke von Gouveia hinab nach Nabeis, nicht weit vom Camp.



Für meine Frau daheim: Auch sie zieht schon Pflanzen für den Frühling, die vorerst noch in der wärmeren Werkstatt zart anwachsen dürfen.



Der Spaziergang am Nachmittag führt über schmale Bergwege höher und höher.



Wie aus Natursteinen ein fast unkaputtbares Haus entstehen könnte, wenn denn das Dach gehalten hätte.



Mit Dach, Fenster und Türen wäre das Haus wohnlicher. Das Verkaufsschild ist von der Sonne ausgebleicht. Wäre das nicht ein Traum im Grünen?



Weiter schaffen es meine müden Beine nicht mehr am Sonntag nachmittag.


Ausflug nach Seia


Der Akku mit 500 Wh leert sich bei der Berg- und Talfahrt in der dritten Leistungsstufe "SPORT" schon nach 50 Kilometern um 70 Prozent. Doch die Leistungsstufe "SPORT" erspart dem Körper schmerzende Muskelarbeit, um 354 Höhenmeter zu überwinden.



Morgens lag noch Nebel wie Watte im Tal. Doch die starke Sonne hat den Nebel bald vertrieben.




Ein paar Kilometer westlich von Gouveia bauen tiefer im Tal die Menschen Wein an.




Die von den Bergen rauschenden Bäche sind zu kleinen Flüssen angewachsen. Auf der andere Flußseite steht eine Obstplantage.




In der "Filarmónica Moimentense Fundada em 1879" haben wohl schon Generationen geübt und gespielt.



Den Kreisverkehr in dem Ort schmückt ein Blechblasinstrument auf dem Podest.



Der sonnige Tag schenkt mir eine geruhsame Radtour durch das Vogelzwitscherland.



Hier schlängelt sich die Straße ohne Steigung am Talhang entlang. Der LKW transportiert auf seiner Pritsche Gasflaschen, von denen er ein paar Kilometer weiter einige ausliefert.



Die uralte Steinbogenbrücke verengt die Fahrbahn auf eine Spur. Am Flußrand haben sich die Menschen einen Park geschaffen mit Unterstand, Feuerstelle, Tischen, Bänken und einer hölzernen Fußgängerbrücke.



Der alte Schäfer überquert mit seiner Herde die Straße. Er schimpft seinen Hütehund herbei, der neugierig an mir schnüffeln wollte.



Die Kirchtürme von Seia bestimmen die Silhouette des Ortes.



Der Baum steht in voller Blüte. Frost ist kaum mehr zu befürchten.



Am ersten Platz in Seia verfällt ein Haus. Das rote Moped interessiert mich mehr als die Büste auf dem Sockel.



Eine Zündapp KS 50 blieb als Abiturient 1966 ein unerfüllter Traum. Mein Bruder Uli brachte es immerhin zu einer NSU Quickly, allerdings ohne den Sex-Appeal dieser Zündapp.



Die Ortstraße mit den Blüten übersäten Bäumen bringt mich zur Kirche über der Stadt.



Nach 25 Kilometern hat sich der Autor eine Ruhepause verdient.



Bevor mich ein Apfel, ein Kanten Brot mit Käseecken und Wasser stärken, noch einen Blick auf die reizvolle Frauenfigur auf dem Altar.



Vom Kirchberg aus überblickt man Seia.



Zu den im Hintergrund verschwimmenden Häusern und Hügel geht es etwas gestärkt zurück.



Am Stadtrand von Gouveia grasen vor dem Kloster San Fransisco die Schafe. Das Einkaufszentrum Continente versorgt mich mit Wasser und Brot, das schnuckelige Café neben der Kirche mit einem Omlette, so haben mir Leben und Erleben wieder wundervolle Eindrücke mit dieser Geschichte geschenkt.



Ist der Preis gerechtfertigt, dass Continente für diese beiden Brötchen 1,99 Euro verlangt?



Rentner Uli und Arthur in Spanien


Geschwister behält man sein Leben lang. Bruder Uli fährt mit seinem Freund am 11. März von Dortmund aus los - am ersten Reisetag bis Frankreich.



Google Maps zeigt mir ständig, wie er sich mit seinem alten Hymer Stück für Stück gen Süden vorkämpft. Am zweiten Reisetag sind sie am 12. März schon in Südfrankreich.


Am 13. März haben sie Spanien erreicht und gönnen sich Rast und Ruhe auf einem Camp.

Jetzt haben sie sich auf einem Camp in Altea eine Pause verdient.


Während hier an meinem voraussichtlichen letzen Tag auf dem Camp Quinta das Cegonhas es in regelmäßigen Abständen regnet, hat sich mein lieber Bruder Ulrich mit seinem alten Hymer weiter nach Cadiz vorgekämpft.






Dort bleiben die beiden Rentner bei einem Freund, der dort in dieser selbst gebauten Villa residiert und Solaranlagen installiert.


Rentner Klaus und Gisi in Südamerika


Wie Uli und Arthur sind auch Klaus und Gisi Freunde von Langstreckenfahrten. Klaus schickt spektakuläre Bilder aus Argentinien.



Zu dieser Piste schreibt Klaus: Von Cachi nach Salta




Hier vermeldet Klaus: Von Salta nach San Miguel de Tucuman




Hier hat er seinen Allrad-LKW abseits der Piste aufgestellt und schreibt dazu: [19:39, 14.3.2023] Klaus Mayer: Tucuman Richtung catamarva Heute leider mal wieder eine Tankstelle


Mein Freund, der arme Poet,  hat sich nie ein Automobil leisten können. Dass er seit Jahrzehnten Autos als "Pisskarren" diffamiert, wen wundert das?



Bergfahrt Folgosinho


Autos anzubeten, ist nicht mein Ding. Mir reicht es mein Auto oder mein E-Bike zu nutzen - wie meine Füße auch.


Folgosinho liegt auf 933 Meter Höhe. Mein Rad muss mich 548 Meter rauf und wieder runter bringen. In Folgosinho leben 500 Menschen in den Bergen rund um die Burg.



Heute steht eine längere Bergtour auf meinem Programm. Dazu hält der Akku in der zweiten Leistungsstufe "Tour" länger durch. An der einsamen Bergstrecke verdient dieser Baum meine Aufmerksamkeit.




Das Straßenschild macht mich heiss auf de Wunder von Folgosinho. Schon jetzt sei verraten, dass mich die "miradouro", das "castelo" und das "restaurante" begeistert haben. Vom "rio" war weniger zu sehen, nur ein kleiner Bach.



Leistungsstufe "Tour" schont zwar den Akku, nicht aber den Fahrer.



Nach einer halben Stunde haben mich Akku- und Beinkraft etwa 400 Meter höher und 6,2 Kilometer weiter gebracht, doch die zittrigen Beine brauchen Pause und Proviant.



Wer so über das Land schauen darf, der vergisst alle Mühen des Anstiegs.



Köstlich in der Natur beim Konzert der Vögel seinen Proviant zu verzehen und von der Quelle klares, kaltes Wasser zu trinken.



Wer in Folgosinho bei der freiwilligen Feuerwehr mitmacht, dazu eine Uniform mit diesem Wappen tragen darf, steigert der seine Chancen bei den Damen des Ortes?



Einige Orte auf dem unkaputtbaren Wegweiser sind mir schon vertraut. Westlich von Guarda überquert man die Grenze nach Spanien.




Das Denkmal ehrt martialische Messermänner.




Die Inschrift am Brunnen verrät uns:

AGUA E MULHER

SO BOA SE QUER

Verrät vielleicht ein schriftgelehrter Leser, was das heisst?



Danke, liebe Ute!





Nun also zum castelo, aber über Stufen. Das Rad muss unten bleiben.




Auch diese Mühe fordert mein Wille dem schwachen Leib ab, der sich Schritt vor Schritt seinem Verfallsdatum nähert.



Schöner als der Blick über die 500-Seelen-Gemeinde von Folgosinho kann die Aussicht vom Münchener Fernsehturm auch nicht sein, oder?



Da mich vor dem Ort nun schon Ciabatta, Käseecken und Pistazien gesättigt haben, reicht mir im restaurante mein Milchkaffee. Der Wirt säbelt aus einem gebratenen Ferkel Fleischstücke heraus, was ohnehin nicht meine Kost wäre.



Später donnern Biker auf schweren Motorräder heran, die die Wirtin energisch vom Dorfplatz unter den Bäumen vertreibt. Sie gehorchen natürlich und stellen ihre Maschinen eine Ecke weiter ab. Platz ist überall.



Mir schwebt eine kleine Straße durch die Berge nach Linhares vor. Die Richtung des Wegweiser stimmt schon mal.




Doch an diesem wilden Tal endet die Asphaltstraße. Auf einem steinigen Lehmweg wieder in die Höhe zu radeln, fehlen mir Kraft, Ausdauer und Akkuladung.



Unbegreiflich, wie auf dieser gottverlassenen Straße, die in einem Feldweg mündet, das prachtvolle Tier unter die Räder kommen konnte. Vielleicht hat es sich auf dem warmen Asphalt aufwärmen wollen, als es ein gnadenloses Pisskarrenrad überrollte?



Die Kollegen erinnern mich an den Einstieg in meine berufliche Karriere 1972 als Almhirte. Die steile Straße bringt mich viel zu schnell hinab ins Tal.



Im Tal ist mir zu warm. Das Kirchlein in Freixo da Serra ist zwar hübsch, aber die Burg von Linhares ist zu weit weg. Diesmal ist mein Körper stärker als mein Wille und will heim.



An dieser Tränke FIGUEIRA DA SERRA 1925 steht unter dem Wasserhahn ein Schild: FONTENARIO NAO ONTROLAD. Das hört sich für mich an wie "KEIN TRINKWASSER", aber ohnehin schiebt der Boschmotor mich jetzt in der dritter Leistungstufe "Sport" nach Hause.



Es geht westlich nach Hause und nicht östlich Richtung Guarda Heimat. Zu Hause gibt es schwarzen Tee und Blumenkohlsuppe mit vegetarischen Würstchen, Senf und eine letzte Ecke vom Ciabatta-Brot.

    

Linhares



Bevor das Wetter umschlägt bringt mich ein fantastischer Ausflug bei Sonnenschein zur Burg von Linhares.



Wieder geht es über diese herrlichen, einsamen Nebenstraßen durch verschlafene Dörfer. Hunde schlagen an. Diese Hütte am Wegrand lässt mich halten und lächeln. Zwei Frösche bewachen die Eingangstür, in deren Rücken stachelige Kakteen wachsen.



Über dem Weingut thront der einzige alte Prachtbau in der Gegend. Blaue Kacheln an der Fassade unterstreichen den Reichtum wie der Garten mit den großen Bäumen.




Frisches Grün bricht aus den Zweigen. Schwalben und Kuckucksrufe verkünden den Frühling.



Wieder einmal mündet die Asphaltstraße in einen Feldweg. Doch Google Maps macht mir Mut, zwei Kilometer der rue direta zu folgen.



Zauberhaft! Der Wildbach rauscht unter der Brücke. Es geht auf dem ausgefahren Feldweg weit und lang bergab, doch was kommt danach?



Das also ist die rue direta. Ein Straße aus Felsbrocken aus römischen Zeiten, unbefahrbar und steil.



Um die Schiebehilfe des 25-Kilo-Rades zu aktivieren, muss man zwei Schaltknöpfe drücken. Dann schiebt das Rad schneller los, als meine Beine dem Bergweg folgen können. Die Landschaft mit Felsbrocken aus der Eiszeit, Brandspuren aus der Neuzeit ist gewaltig - die Anstrengung auch.



Hinter dem gewaltigen Felsbrocken liegt endlich die Burg - zum Greifen nah. Schon gestern von der Höhe im Bergdorf Folgosinho stand mein Entschluß fest, dieses mächtige Bauwerk zu bewundern.






Zumindest erklären die Sätze, welche "Straße" mich die letzte Dreiviertelstunde so gemartet hat:

The "Almocreves" Road is an old cobblestone route, whoe construction may date back to the Roman Period...




Schweissnass schließt der Autor sein Rad an, schleppt sich müde die letzten Stufen in den Innenhof hoch und macht Pause.



Die Burg ist ebenso großartig wie der Blick in und über die Landschaft.



Während die Sonne das Innenfutter meiner schweissgetränkten Windjacke trocknet, bringen mir Pistazien, Wasser, Brot und Käse neue Energie.



Die Schalen der Pistazien landen etwa 20 Meter tiefer unterhalb der Burgmauern im Gebüsch. Irgendwo blöken Schafe.





Am freundlichen Burggeist lässt sich ermessen, wie ur-, uralt diese Steine sein müssen.



Was wollte uns der Bildhauer zeigen?



Auf dem Dorfplatz vor der Burg stehen ein paar Autos, auch ein R 4, häufiger sieht man Allrad-Wagen mit Ladefläche. Einen Cafe allerdings gibt es nicht in dem Ort, dass außer einem Touristenpaar und mir wie ausgestorben wirkt.



Allerdings hat mich die Burg - natürlich auch der anstrengende Weg dorthin - so beeindruckt, dass das Bauwerk zum Titelbild der Woche wurde.




Zurück geht es über gepflegte Asphaltstraße einige Hügel hoch und runter unter aller Beachtung von Flugsand gerade in den Kurven.




Hier liest man noch mehr über Linhares da Beira auf der Höhe von 820 Metern.



Auch wenn nach dem Verfalldatum das Ende kommt, auch wenn ein Grabstein daheim schon Platz für meine Daten lässt, sollte man nicht zuvor zumindest noch die Burg von Linhares besichtigt haben?



Sieben Nächte auf dem Camp Quinta das Cegonhas enden mit einem vollkommen verregneten Freitag. Meine Frau kann sich daheim nicht mehr auf ihrem PC anmelden, Microsoft sendet ihr einen Code auf ihren GMX-Account. Doch da sie sich nich auf ihrem Rechner anmelden kann, muss mir der Code hier in Portugal auf ihren GMX-E-Mail-Account kommen. Den Code erhält sie per Telefon, um damit sich auf ihrem Rechner anzumelden.


Toll, welche Gedanken im Hamsterrad laufen, die uns NST kurz später aufschreibt! Danke.... Privat bekam der Beitrag eine Antwort, danke M.K:


Was der ausgewanderte Neuthailänder NST in seinem typisch deutschen Besserwisserton vergisst: Thailand liegt in den Subtropen und die Menschen können somit fröhlich in den Tag hineinleben, weil es keinen Winter gibt. Wer keine Vorräte anlegt, verhungert nicht automatisch in der nahrungsarmen Kaltzeit. In unseren mitteleuropäischen Gefilden hingegen ist das Wirtschaft mit Vorratshaltung unerlässlich, was genau das Hamsterrad erzeugt. Was er ebenfalls unterschlägt, ist, dass seine eigene Rente bzw. seine Vermögen im „günstigen“ Thailand ebenfalls länger hält als im „teuren“ Deutschland und dass er sich somit seinen thailändischen Müßiggang gut leisten kann. Bei allem Verständnis für Kritik am protestantisch-autoritären Arbeitsethos, dem fragwürdigen Konsumhedonismus und dem kapitalistischen Wachstums-Hamsterrad, einem negativem „Perpetuum Mobile“ von Sisyphusarbeiten: Trotzdem sollte man nicht die natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen missachten, und die sind in Thailand ökonomisch wie ökologisch anders…





Damit vergeht mein regnerischer Tag. Kaufhaus CONTINENTE, über nasse, glatte Straßen in Gouveia mit dem Rad angefahren, verkauft mir 225 Gramm ProActiv-Margarine für 3,99 Euro. Ist das schon Inflation oder nur teuer? Wie sollen wir unser 90 Jahre altes Haus isolieren? Wird das Leben zu teuer und zu kompliziert für Rentner

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