Totensonntag schlägt mir in Spanien auf den Geist wie daheim im nebelnassengrauen November. Doch Regen gab es in Spanien vor zehn Tagen. In bedrückter Stimmung stellt sich die Frage: Muss man im sonnigen Süden auf Frühling warten? Dann wieder vertreibt salziger Meerwind oder Großstadtgewusel von Valencia alle trüben Gedanken.
Die Sonne geht früh gegen 17.00 Uhr unter. Dann wird es kalt und kälter. In meiner auf 25 Grad aufgeheizten, isolierten GfK-Kabine hält die Wärme noch einige Stunden. Danach schnarrt der Heizlüfter los, morgens von der Gasheizung unterstützt.
Während sich die Sonne tief im Westen verabschiedet, schiebt sich von Osten der fette Mond zwischen den Zweigen der Bäume hoch und höher. Jalousien unter den drei Dachluken verhindern meine Sicht auf den Mond, isolieren ein wenig gegen die Kälte. Mit Kälte kommen Erkältung, Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Kopfweh.
Nachts fällt die Temperatur auf sechs Grad Celsius. Das ist zwar wärmer als daheim, wo Schnee die Landschaft in weiße Watte packt, mir hier aber zu kalt.
Die 80jährigen Nachbarn kommen jedes Jahr wieder. Zelt, Küche, Teppich und Sonnenschirm verstauen sie in einer Kiste und lassen sie hier bis zum nächsten Jahr. Das Ehepaar reist mit Hund im fünfeinhalb Meter kleinen Auto.
Jeden Nachmittag spielt die Rentnerelite im Sonnenschein mit schweren Eisenkugeln. Sie müssen sich nicht nach den Kugeln bücken. Eine Schnur mit Magnet zieht die Kugel hoch.
Sonntag am Meer
Mir geht es gut auf dem Camp unter Bäumen. Netzstrom versorgt das Auto. Warmes Wasser fließt aus der Dusche, die Sanitäranlage ist gepflegt. Mülleimer und Wasserstellen sind über den Platz verteilt. Ein Trinkwasserbrunnen steht in der Nähe der Rezeption.
Auf dem Stellplatz in der Nähe von Castellón de Plana zahlen Camper nichts. Dafür fehlt jeder Komfort, kein Strom, kein Wasser, keine Sanitäranlage, kein Platz zum Nachbarn. Auf dem Camp in Benicassim dürfen im Winter die Kunden zwei Plätze belegen.
Nach der langen Anreise sollen sich Körper und Geist an Spanien, Sonne und Ruhe gewöhnen. Langeweile fährt man mit dem Fahrrad davon - immer am Meer entlang bis zum Hafen von Castelló. Dort rührt mich wie im Jahr zuvor auch diesmal die Statue der Mutter mit Kind, welche ihrem ausfahrenden Seemann winkt.
Im Brunnenbecken am Hafen steuern Große wie Kleine ihre Schiff mit Funk.
Es gleicht einer Mutprobe für mich, in einer Ansammlungen von Menschen mein Sonntagsessen zu verzehren. Einsamkeit hat mich Menschen entwwöhnt - bis auf meine Frau daheim. Es gibt schwarzen Reis mit Pilzen und Fisch.
Montag in der Fahrradwerkstatt
Ohne Beschäftigung wird mir langweilig. Im Camp gibt es deutsche Bücher - auch eines für mich. Doch was sind schon Buchstaben, wenn man die Gegend "erfahren" kann? In Castelló versucht der Mechaniker mein defektes Rücklicht reparieren. Es klappt nicht. Er hat keinen Ersatz für das Rücklicht. Mir macht es Spass, am Meer nach Castelló zu radeln - knapp 30 Kilometer hin und zurück.
Beim Radhändler hängt ein Spruch von Albert Einstein. Schon der Spruch lohnt den Ausflug am kühlen Morgen entlang am Meer.
Auf dem Rückweg versorgt mich eine Bar an der Straße zum zweiten Frühstück mit einem köstlichen Eierkuchen mit Thunfisch. Die Schale der Erdnüsse ist voller Salz. So plätschern die Tage sanft dahin.
Castelló unter Wolken
Rentnerruhetage rum zu bringen, ist nicht so leicht, doch "wir schaffen das" wie mit Einkaufen und Essen machen: Erstmalig brutzelt in der Pfanne auf dem heimischen Autoherd ein Viertelpfund Thunfisch. Olivenöl mit Fischfett saugt frisches Weißbrot auf. Der einsame, alte Straßenhund speist luxuriös aus der Pfanne im Stehen, am Abend gibt es Salat.
Anderntags unterhält mich Kanzler Scholz im Bundestag mit ermüdenden Durchhalteparolen.
Lustiger wird's, wenn der Mann die Bühne räumt. Bei Gegenreden wie von Merz und Weigel sitzen drei Helden in der ersten Reihe wie begossene Pudel.
Vermutlich dürfte Brandmauerbauer Merz nicht viel anders als Scholz regieren können. Aber zumindest ist Merz unterhaltsamer als Scholz. Für das, was die drei in der ersten Reihe als monatliches Schmerzensgeld einstreichen, ließe sich jeder gerne beschimpfen.
Meinen Blog von Politschmutzeleien frei zu halten, gelingt mir nicht. Politschmutzelei gehört dazu, um mir acht Tage in Benicassim die Zeit zu vertreiben. Hier beispielsweise darf der Mitarbeiter unter der Kontaktadresse der WELT, die mich mit Artikeln und meinen Kommentaren unterhält, die Frage lesen:
War die Ablehnung dieses meines Kommentars eine Meisterleistung der Moderation?
Darauf schaltet er meine Frage dann doch frei.
Es ist interessanter, welche Fragen die WELT-Moderation NICHT veröffentlicht. Diese Frage schaltet die Moderation nicht frei.
Keine Ahnung, ob dieser Rabbi Fake oder Fakt ist, ob er das so gesagt hat oder nicht - möglich ist vieles: Religiotische Fachpersonal stützt sich auf höchste Autorität.
Mit Christus für offene Grenzen, mit dem Koran kämpft das Kalifat gegen Ungläubige. Genug davon!
Deutschland im Schnee, Spanien im Sonnenschein
Tastenklimperei, Aufspüren von landschaftlicher Schönheit, fotografische Dokumentation spanischer Lebensart sind wenig gegen die Liebeszeichnen von daheim - Liebesgrüße aus Sonneberg.
Plagen mich unter Spaniens Sonne nach kalten Nächten Symptome wie Kopfweh, Schnupfen, Husten, Heiserkeit, dann, ja dann wäre es mir am liebsten daheim in der warmen Stube auf den Schnee und dessen Treiben zu blicken.
Meine Frau daheim hat zwar etwa zwanzigmal mehr Platz für sich als für mich hier in meinem Auto daheim. Das Haus aus Stein daheim ist ihr lieber, als mit mir in Hauslosigkeit auf Rädern zu ziehen.
Tapfer wie Don Quijote muss man durch solche Momente der Schwäche, sich von Darbietungen der Politdarsteller vom Fernsehbild lösen und mit Rosinante auf dem Meeruferradweg die salzfrische Luft einsaugen, seine Lebensgeister wecken und hungrig ermüden.
Schließlich kann die Fantasie hier an der Küste Zeiten wenden bis zum Könirgsreich Valencia, wo Piraten und Korsaren mit Rittern, Bürgern und Bauern um ihr hart erarbeitetes Hab und Gut bis auf's Blut kämpften. Dagegen ist eine Steuererklärung ein Nichts und außerdem: "Die Rente ist sicher!"
Der Himmel graut an der Sonnenküste Spaniens. Unter der Wolkendecke bleibt die Nacht wärmer. Wenn ein Motorrad auf der Küstenstraße oder ein Hubschrauber röhrt, dann ist diese Abwechselung willkommen.
Mein Körper hat sich acht Tage Ruhe in und bei Benicassim verordnet, allein schon deshalb weil nach acht Tagen das Camp fünf Euro pro Nacht preiswerter wird. Zwei-, dreihundert Kilometer weiter südlich sieht Spanien nicht viel anders aus, auch wenn Abwechselung Reisende reizt.
An das Essen wie hier an diese, sieben, kleinen, fetten Tintenfische muss man sich gewöhnen wie an den Sonnenschein, die ruhigen Küstenradwege und die Lebensart, die meinem Ruhe- und Erholungsbedürfnis sehr angenehm ist.
Mir geht es vergleichsweise wohlhabend und gut in meinem kleinen, komfortablen Auto. Mein Geld kann kaufen, was mir schmeckt.
Der magere, alte, kleine Bettler am Mercadona-Kaufhaus in Benicassim, der mit seinem kleinen Hund und zerrissener Hose in der Sonne steht, wartet auf Münzen. Auf seinem ausgebreiteten Tuch liegt viel "Fuchsgeld", wie mein Frauchen die Kupfermünzen nennt. Eine 20-Cents-Münze gehört zu den größeren Gaben.
Auf dem Markt in Castelló ist alles da, aber nicht alles für alle.
Für mich gibt es nahe dem Stadttheater ein zweites Frühstück.
Die schwarze Schönheit am Nebentisch bezaubert mich nicht, keine bezaubert mich mehr außer die Frau daheim. Doch zu ihr ist der Weg weit und die Zeit noch lang.
Land und Leute anschauen, Gebäude und Denkmäler, Meer und Palmen - das genügt. Was will man mehr von seinen alten Tagen? Jung wie alt warten sehnsüchtig darauf, dass die Tage länger werden.
Pensionäre: Ulrich (74) und Reinhold (82)
Mein lieber Bruder träumt bei Facebook von alten Zeiten im VW-Bus.
Damals waren deutsche Autos noch einzigartig, ein begehrtes, langlebiges Gut. Nicht wenige aus der "guten, alten Zeit" fahren heute noch.
Wenn mein Bruder heute daheim die Nachrichten hört, packt ihn die Wut. Er muss dann abschalten, hält es nicht aus.
Mein Freund Reinhold campt in Calabrien im Dauerregen, wo wir uns kennen gelernt haben. Mit seinen 82 Jahren ist er erstaunlich munter und unternehmungslustig. Er schreibt:
Hi, ich glaub du bist süchtig oder gar besessen. Du warst doch gerade erst da. Einerseits jammerst du, daß du keine Km mehr schaffst, dann aber reißt dus geradezu runter. Ja gut, fällt halt bloß auf. Zuhause hält dich auch dein vielgeliebtes Weib nicht u ich weiß nicht, ob mir Spain so hintereinander gefallen tät, zumal die Reiselust der D-bürger dort eher zunimmt. Aber viel Alternativen gibt es ja nicht, wenn man mit Womo ausreißen will. Ich bin seit 4.11. wieder in Coregliano, due elle für 1 Monat, hab ab 10.12 für 4 Nächte in Montegrotto Thermalhotel gebucht u dann ab 15.12. zuhause. Das aber nur kurz, weil am 5.2. der Flieger nach SA geht für 4 Wo, 10 Tage Weingüter u dann Nat.parks u Baden. Rückkehr 4.3. Für 24 hab ich noch keinen Skiurlaub in F gebucht, bin noch schwankend. Habe seit 4 Wo wieder einen Ford Ranger Aut. 3.2 Liter, 200 PS, mit Tischerkabine (steht at home) will damit im Frühjahr nach Rumänien, Moldavien Mazedonien, so Gott will u im Sommer nochmal Skandinavien u Baltikum, soweit das alte Fleisch mitmacht. Dir weiter schöne Tage u vergiss mich nicht bei deinen Blogs. VG Reinhold
Leider hab ichs heuer mit dem Wetter nicht gut erwischt. Es stürmt u regnet häufig, der Platz ist unter Wasser, ohne Sonne sinds grad mal 13, 14 Grad, Meer ist nun unter 18. Schöne Sch.... VG R
So vergeht eine ruhige Woche auf dem Camp in Benicassim wie im Flug. Nach acht Tagen geht es dann weiter, obgleich es hier schon alles gibt, was mich verweilen lassen könnte.
Valencia
Leben auf der Autobahn. Zum Glück drehen sich die Räder wieder unter mir, zum Glück geht es weiter, zum Glück lässt sich Gas tanken,.
Bei meiner Fahrt durch den brodelnden Stadtverkehr von Valencia wuchs mein Entschluß, wieder diese zauberhafte Stadt zu besuchen.
Im Mai 2022 wurde es mir in Valencia schnell zu heiß und unerträglich heiß in Toledo. Doch jetzt verheißt der Wetterbericht einen "Temperatursturz von 23 auf 18 Grad Celsius". Das lässt sich ertragen.
Mein Gedächtnis erinnert sich nur schwer an alle Orte und Plätze meiner Reisen. Doch langsam findet sich meine Orientierung in Valencia wieder.
Hier leben in Valencia Menschen unter Hüttendächern in Leichtbauweise.
Die großartige Architektur hebt sich gegen den Abendhimmel ab.
Bei dem Großkaufhaus im Stadtzentrum muss man lange nach Parkplätzen suchen. An einer der seltenen freien Parklücken steht ein junger Schwarzer, der vorbei fahrende Autos dort rein winken will.
Vom Radweg in der Parkanlage blickt man auf die Ciudad de las Artes y las Ciencias
Wenn im Park Gulliver vier, fünf junge Mädchen gemeinsam quietschend rutschen, freut man sich mit ihnen.
Vier solcher Höllenhunde bewachen die Pfeiler der Brücke.
Kunst auf dem Kreisverkehr
Aus den Hallen dröhnt Musik.
Polizei- und Verwaltungsgebäude im Hafenbezirk
Eine Kirche aus alten Zeiten
VALENCIA SOROLLA - Erinnerung an den großen Maler
Irgendwo in dem Gewusel des Hafengebietes liegt ein kleiner Fahrradverleih. Dort repariert Oliver das Rücklicht, was die Mechaniker in Castelló de Plana nicht geschafft haben. Valencia kann man nicht in drei Tagen, drei Wochen oder drei Monaten erforschen, man müsste Jahre hier leben, um mehr zu verstehen und mehr zu sehen. Die Web-Site des Fahrradverleihs hilft mir bei der Stadtbesichtigung.
Abendsonne auf Hafenkränen
Regen, der mit 60 prozentiger Wahrscheinlichkeit kommen soll, kommt nicht. Die Web-Seite von Santa Marcelita rental bikes zeigt attraktive Radtouren durch und rund um Valencia.
Mein zweiter Stadtbesuch fährt einige der Sehenwürdigkeiten an, welche die Web-Site angibt.
Die Stimmung am Hafen sieht düsterer aus, als sie mir morgen gegen 10.00 Uhr vorkommt.
Der Garten liegt unter den ihn umgebenden Verkehrsstraßen. Vom Straßenlärm hört man dort unten sehr wenig, wie hier der Blick von der Puente de Aragon vermittelt.
Der Gruppenführer erzählt bei einer geführten Radtour mehr von der Geschichte der Brücke. Mich führt das Smartphone mit Google Maps.
Je tiefer man sich in die Altstadt vorarbeitet, umso dichter wird der Verkehr. Besonders die lautlos vorhei huschenden E-Roller regen mich auf.
Am Plaza de Toros rollt ein Lieferwagen mit der Aufschrift "Dona Sangre" vor die Statue des Stierkämpfers.
Am Nordbahnhof neben der Stierkampfarena ist der dichteste Verkehr.
Doch auch hier erleichtert der großzügige, zweispurige Radweg Radlern und Rollerfahrern das Fortkommen.
Hier beginnt die Fußgängerzone, welche zumeist kaufkräftige Kundinnen bevölkern.
Die Sperre der Sanitäranlage in der Markthalle ist mit einem Euro oder mit langen Beinen zu überwinden. Bei dem Preis für Milchkaffee von 1,40 Euro überwinden meine Beine das niedrige Drehkreuz.
Gekochte Schnecken verkauften kleine Garküchen in engen Marokkanischen Altstädten. Doch mich hat es bislang noch nicht gereizt, gekochte Schnecken zu essen.
Meinen Speisezettel bereichern Obst, Gemüse, Käse, Sojaprodukte, Jogurth, Brot und Käse. Mein Markthallenbedarf beschränkt sich auf ein Brot für 80 Cents.
Wie mag es sich anhören, wenn die Klimageräte an den Wänden arbeiten?
Das prächtige Angebot in der Markthalle passt zu städtischen Pracht.
Der Platz vor der Kathedrale stimmt sich mit Krippentieren auf Weihnachten ein. Kameraleute dokumentieren den Aufbau.
Der Lehrer erklärt seinen Studenten die ruhmreiche Geschichte der Kathedrale.
Dem prächtigsten Platz der Stadt fehlt Sonne, um den Männerkörper im Brunnen besser auszuleuchten.
Hafen, Stierkampfarena, Nordbahnhof, Markthalle, Kathedrale, Paläste, Kunsthallen, Gartenanlagen - so geht Tourismus in Valencia im Schnelldurchgang.
Später nach zweieinhalb Stunden Stadtrundfahrt mit dem Fahrrad lässt sich im Auto daheim nach warmer Dusche bei Wikipedia mehr von Valencia lesen.
Bei der Rückfahrt durch den Stadtpark scheint Sonne auf Bäume mit bauchigen Stämmen.
Zauberhafter Kontrast über der Kunsthalle, deren Säulenhallen vor einem Wasserbecken stehen.
Zurück über den Fluß geht es am Meer entlang aus dem Stadtgetümmel in die Einsamkeit des Camps El Saler im Naturpark Albufera. Auch wenn es kälter wird in Valencia, für mich geht es hie rnoch eine Weile.....
1 Kommentar:
Wie sauber es in Spanien ist! Ich habe auf keinem Deiner Bilder Unrat, Schmierereien, Graffiti oder ähnliches gesehen. Wie unsagbar schmutzig jedoch Deutschland seit Merkel und seit 2015 geworden ist, und keiner scheint mehr dagegen anzukämpfen. Dabei stehen doch 3-4 Millionen potentielle Straßenfeger, Saubermacher, Graffitientferner etc. bereit in ihren Unterkünften, fürstlich entlohnt fürs Nichtstun. Mit etwas gutem Willen könnte man unser Land in wenigen Monaten durchputzen und danach einmal ordentlich durchreparieren, indem man den ganzen Fachkräften eine Kelle und eine Schippe in die Hand drücken würde.
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