01 Juni 2019

Hersbruck - Heile Welt




Liebe zur Liebsten, zum Leben, zu All-und-Allem ist ein herrlich himmlisches Gefühl. Gefühl ist nicht objektiv, das Subjekt fühlt. Gefühle wechseln  zwischen Gut und Böse, Zwischentöne zweifelhaft. Subjekte sind Gefühlen ausgefliefert. Wissenschaft scheint objektiv, doch bei den Ergebnisse mischt das Subjekt des Wissenschaftlers mit - und sein Auftraggeber. Böse Gefühle schmerzen wie Stress. Lieben entspannt, erleichtert das Leben. Haß macht häßlich. Zum Hochzeitstag grüßt meine Liebste daheim ein Blog fast ohne politische Seitenhiebe.

Trübe Gedanken vertreibt die frühe Maiensonne. Der Tag strahlt mich an, sechs Grad nur draußen, kühl, angenehm und lange lässt mich der Stellplatz in Berching schlafen, denn dort ist es ruhig. Das kleine Café im Dorf verkauft frische Brötchen. Die freie Tankstelle verkauft Gas. Biker rollen ihre schweren Harleys zur Seite, um mir in Platz an der Gastankstelle zu machen. Die letzten sechs kühleren Nächte haben acht Liter Gas verbrannt zum Heizen, Kochen und Kühlen.




Es geht daran, Gefühl zu entrümpeln. Fachwerkhäuser sind meine Leidenschaft. Eins steht mit strahlend roten Balken frisch renoviert neben einem grauen Nachbarhaus. Das Fenster im Giebel steht offen. Ein drittes Fachwerkhaus ist eingerüstet. Man sieht die Balken, manche gerade, einige geschwungen, passgenau zusammengefügt zu einem herrlichen Haus. Solche Kunstwerke zu erhalten, macht mein Land liebenswert.




Grauenhafte Gefühle zu Zeit, Land und Menschen machen grau.




Der Geist braucht bessere Nahrung als Internet, besseres als Youtube-Filme wie von Rezzo, Politikern, Kabarettisten. Mein Abschied vom Wonnemonat Mai soll leichter und fröhlicher sein. Immerhin ist es den Versuch wert, mit guten Vorsätzen in den Sommer zu fahren! Frisch rasiert geht es frohen Muts abseits der Autobahn auf kleinen Straßen 55 Kilometer weiter nach Hersbruck. Der Raps blüht gelb, Bäume, Wiesen und Felder stehen vom Regen frisch gewaschen in sattem Grün - eine Augenweide. Kleine Orte schmiegen sich in die Landschaft. Genüßlich schaukelt mich langsamer als nötig mein Dreieinhalbtonner durch verschlafene Dörfchen am Feiertag.




Die Fackelmann-Therme in Hersbruck bietet einen Stellplatz mit Strom für sechs Euro die Nacht. Ein Platz wird frei, die Nacht ist gebucht. Die SAT-Antenne richtet sich auf, analysiert das Signal und verbindet sich mit Astra 1. Keine TV-Nachrichten sollen mir die Sonnenlaune verderben. Statt mich über Nachrichten zu ärgern, zwitschern Vögel beim Mittagsläuten.





Der erste Stadtbesuch in Hersbruck begeistert mich. Ein paar zerfranste Eisnadelwolken in großer Höhe ziehen weiße Schlieren über das blaue Firmament. Deutschland, Land meiner Träume: zwei Volkswagen mit Dieselmotoren aus älteren Autozeiten laufen unentwegt, sparsam, solide. Die Balken im Fachwerk halten länger noch als die Motoren der Volkswagen. Die Wagen dieseln zehn, zwanzig, dreißig Jahre und länger, wenn der Besitzer sie pflegsam fährt und laufend erhält. Ist das bei uns Menschen, bei unserer Gesundheit, unseren Gefühlen und Gedanken nicht ähnlich?




Ein Bächlein plätschert lauschig durch das sonnige Hersbruck. Wo immer Platz bleibt, füllen Häuser den Raum. Schon seit 10.00 Uhr morgens führen mich verschwiegene Radwege kreuz und quer durch das schmucke Städtchen, über Brücken, Straßen und Plätze.




Stadtansichten entfalten sich vor mir wie aus einem Bilderbuch, wie in einem Reiseprospekt. Es tut so gut, Urlaub vom Internet mit seinen Schreckensnachrichten zu nehmen, keine Katastrophen-, Kriegs- und Chaosmeldungen über den Bildschirm laufen zu lassen. Einfach abschalten und das Leben genießen, so macht der Wonnemonat Sinn!




Stadttore und Wehrtürme erinnern wie in Berching an uralte Zeiten. Kriegerische Reiter- und Räuberhorden zogen über das Land. Banditen wollten Bauern und Bürgern mehr noch abpressen als Adelige und Pfaffen, die doch in Einheit über Generationen miteinander auskommen wollten und mussten. Brandschatzende Räuber- und Kriegerhorden wüteten wie die Pest, holten sich Opfer und Beute, bis in friedlicheren Zeiten die Menschen wieder ihr sorgendes Tagwerk verrichten konnten für sich und ihre Liebsten.




Mit meiner Liebsten, meinem Wisch-, Wasch-, Nähr- und Plärrbären fing es an vor Jahrzehnten. Sie kam zu mir in einem alten Ford-Transit, wechselte zu einem VW-Bus Spar- und Saugdiesel mit 68 PS, den der Sohn meines Bruders noch weit über 300.000 Kilometer brachte. Mein Freund Klaus hat wie in diesen blauen VW-Bus ein Camping-Fenster eingebaut.



So sind wir 2005 nach Polen gedieselt, haben in Danzig und auf der Halbinsel Hel campiert.






Das sind glückliche Erinnerungen, auch wenn der Komfort in unserem ersten Camper minimal war.







Väterchen selig hat als Volljurist in ähnlichen Amtsgebäuden sein Arbeitsleben als Staatsdiener verbracht. Staatsdiener war einmal Arbeits- und Leistungsethos von Beamten, bevor Politik ihren Auf- oder Abstieg beeinflusste. Väterchen war, wie wohl die meisten Offiziere der Wehrmacht, zwangsläufig in der Partei. Das hatte ihm wohl gereicht, denn später wollte er zeitlebens nichts mehr mit Parteien zu tun haben. Das Amtsgericht II residiert in Hersburg neben dem Amtsgericht I.




Hierarchische Strukturen beherrschen Behörden, Parteien und Organisationen, welche mir in meinem Alt-68iger-Ansatz bis heute nur Anpassung einfordern, wenn es denn sein muss - wie mein Hochzeitstag mit meiner dritten Liebsten am 30. Mai 2011 nach einer fünfzehnjährigen Probezeit miteinander.




Ein Schloss zu erhalten, zu renovieren und zu beheizen, überlässt man am besten dem Steuerzahler. So bieten sich diese Gebäude in Hersbruck an, das Amtgericht I und das Amtsgericht II dort einzuquartieren. Dazu schmückt das Bauwerk die Stadt, gibt dem musealen Ambiente die Würde vergangener Jahrhunderte und flößt unzivilisierten Barbaren, Räubern, Dieben, Betrügern und Gewaltverbrechern Respekt ein. Steuerzahler investieren gut in Schlösser - und auch in Kirchen.




Mein morgentlicher Radausflug führt vom Schloß zum Kirchturm. Ein Kirchturm ist immer ein Orientierungspunkt in einem lauschigen Städtchen wie Hersburg. Doch auch die Türme von Kathedralen in Großstädten dienen dem gleichen Zweck wie Leuchtürme am Ufer, dem Seefahrer den Weg zu weisen.





Auch wenn es mir als 20 jährigem Grünschnabel 1968 nicht gelang, mich autoritären Strukturen anzupassen, mich in etwas anderes einzufinden als in mein Reich fiebriger Fantasie von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit mit dem Wahn von Meinungsfreiheit in Flugblättern und Protestsongs, mit Kabarett und Klamauk, die Welt zu verbessern, wurde mir im Laufe der Jahrzehnte etwas anderes klar: Pfaffen und Lehrer hatten, haben und werden wohl immer ihren Teil dazu beitragen, die Menschen zu Pflicht, Sittsamkeit und friedlicherem Miteinander anzuhalten. Jedenfalls fällt mir das mehr als 50 Jahre später nach dem aufrüherischen 68-iger-Freiheitswahn ein.




Das Fachwerkhaus, dessen rote Balken Fenster und weiß gekalkte Mauern rahmen, bringt mich auf solche Gedanken mit dem Schild "Deutsche Schule". Über die "Deutsche Schule" lachen heute die Grünen-Greta-Friday-4-Future und Rezzo-Jünger ebenso, wie mir 1968 die Ideologie von Arbeit, Pflichterfüllung lächerlich erschien. Ein Taschenbuch mit den "Reden des Kaisers", gemeint war Wilhelm II, der als Holz hackender Privatier im holländischen Exil endete, war für mich eine wunderbare Witzsammlung eines leicht irren Potentaten.




Traditionell rappeln Radler in Städtchen wie Hersbruck, in Dörfchen wie Berching durch und durch geschüttelt über Kopfsteinpflaster. Dafür entschädigt sie jede kleine Gasse mit einem neuen, reizvollen Blick auf verwinkelte Gebäude, romantische Ausblicke in Blumen geschmückte Vorgärten. Es zwitschert und klingt wie "Rosenstock Holder blüht".




So unangenehm Kopfsteine die Radler rütteln, so angenehm sind die fast von Autos befreiten Zonen. Für Fußgänger, für Radler sind Altstadtbezirke wunderbar, inspirierend, bieten immer neue Ein- und Ausblicke, sind Ausflugsziele und Erholungsorte, wo sich Back-, Imbiss- und Bierstuben, Restaurants und Kaffees aneinander reihen.




Wie immer und überall nähert sich der Pilger mit einem Anflug von Ehrfurcht dem zentralen Punkt der Stadt, an jedem Ort, wo eine Moschee, ein Talmud-Tempel oder hierzulande eine Kirche das Bild bestimmt.




Wie den erfahrenen Saunabesuchen niemand ermahnen muss, sich auf ein Handtuch zu setzen, so muss mich als erfahrenen Kirchenbesucher niemand ermahnen, meinen Sonnehut abzusetzen in heiligen Hallen.




Diese evangelisch-lutherische Stadtkirche bietet auf zwei Rängen dem Publikum den Ausblick auf die theatralische Sonntagsvorstellung. Vielleicht eine sonntägliche Abwechselung für den Pilger auf seinem Weg, denn es kostet nicht mehr als Zeit, die dem Rentner gegeben, wenn er sie sich nimmt.




Wie Jahrhunderte christlich abendländischer Orgelkunst Werke wie von Johann Sebastian Bach im gesamten westlichen Kulturraum und darüber hinaus verbreitet haben, so ist auch die christliche Bild- und Skulpturensprache mittlerweile international, jedenfalls im Bereich der Nationen und Kulturen, die zu besuchen es mir bislang gelang. Dass Marokko und die Türkei als islamisch konditionierte Regionen davon ausgenommen sind und bleiben, versteht sich von selbst.




Vom Kirchenbesuch besinnlich gestimmt führt mich ein enger Weg zurück zu meinem Heim ins Auto. Die Gasse ist so eng, dass der Platz nicht bleibt, um den Gipfel des Hausdaches auf das Bild zu bannen.




Die linke, kleinere Pforte schmückt eine Millionen Jahre alte Versteinerung.





Auf dem Marktplatz in Hersbruck Ende Mai im Sonnenschein vergißt der Rentner garstige Politik, die Gestalten auf meinem "misogynen Manifest" verschwimmen und verschwinden in der Versenkung. Ihre Namen vermodern im Archiv, schon nicht mehr alle abrufbar dank der Gnade des Vergessens.




Hinein und hinaus geht's zum Stadttor. Die Stimmung ist so friedlich, dass der Autofahrer es nicht übel nimmt, wenn der Fotograf mitten auf der Straße den Weg blockiert. Die Frau lächelt mir freundlich zu, als ihre Fahrbahn wieder frei wird.




Stadtauswärts fällt mir wieder ein altes Amtsgebäude aus Kaiser Wilhelms Zeiten auf, das wie die Amtsgerichte I und II kantig und wuchtig unverrückbar an der Straße steht, nicht von Fliegerbomben oder Panzergranaten eingeebnet und durch Chrom-Glas-Fassaden-Gebäude ersetzt worden ist. Auch hier sponsert der Steuerzahler wohl den Mieter, eine VHS Volkshochschule.





Ganz "zufällig" trifft sich an diesem sonnigen "Vatertag" Ende Mai der Mann mit mir, den mein Töchterchen selig, wie Väterchen selig auch eine Volljuristin, für sich - und wohl auch für mich - ausgesucht hat. Er ist mein bester Freund bislang, ein Streitgenosse in den politischen Gefilden, die erhabenere Eindrücke gerade in den wohltuenden Hintergrund drängen.




Er reist mit dem Diesel-Smart an, mit dem mein Töchterchen im Jahr 2000 von Nürnberg aus ihr Jurastudium in Erlangen begann und abschloß. Viel erinnert mich an gemeinsame Stunden mit ihr in der Sauna und dem Heilwasser der Therme von Hersbruck.



Das erste Fahrzeug fuhr mein Töchterchen 1996 als 18jährige ein DUO mit 50 cc Simpson-Motor.


Der Aufstieg in den Diesel-Smart im Jahr 2000 war dann ein großer Schritt. Im nächsten Jahr baut Smart keine Verbrenner mehr. So werben sie ganzseitig mit der Parole - Listenpreis 11.165 Euro.


"Bevor aus brumm brumm summ summ wird."




Mein Freund hat seinen Freund mitgebracht. So brechen die beiden 20 Jahre jüngeren Männer mit mir auf zu einer Stunden langen Wanderung über Berg und Tal.




Zum Glück für meine Sonnenempfindlichkeit schlängeln sich verschwiegene Wege durch den Schatten des zu Recht gelobten und besungenen "Deutschen Waldes". Auf weicher Walderde schleppt sich mein mehr und mehr ermüdender Körper in die Höhe. Doch die jüngeren Leute warten rücksichtsvoll auf mich und treiben auch nicht zur Eile an.




Eine fröhliche Gruppe Vatertag-Wanderer schiebt ihren Bollerwagen mit Bier den Berg hinauf, angefeuert von Klängen aus einem Ghettoblaster. Die Burschen bieten uns freigebig Flaschenbier an, auch um ihren schweren Bierkasten zu erleichtern. Doch wir sind versorgt. Seit einer Sommerwoche am Rhein in St. Goar, gegenüber der Lorelei vor Jahren, schien es mir ohnehin angebracht, dem Alkohol zu entraten. Dieser Entzug verbessert Denken und Gedächtnis - unter anderem.




In einem Ort Hohenstadt der lautmalerischen Gemeinde Pommelsbrunn im Kreis Nürnberg verlassen wir für eine Weile den schattigen Wald.




Der Wegweiser an der Scheune nach Klein- und Großviehberg zeigt, womit sich die Bevölkerung beschäftigte, was Bauern, Handwerker, Lehrer, Pfaffen, Gerichtsdiener, Richter und Steuereintreiber nährte. Das Blechschild darüber zeigt, dass auch schon vor Jahrzehnten, vor der BIO-Welle die Menschen mit "Brecht's Oel Spezial"S" Leber-Galle-Magen-freundlich" ihren Körper verwöhnten.




Um der Höllensonne zu entgehen, schleicht sich mein Sonnen empfindlicher Körper im Schatten von Hauswänden entlang, sofern diese zu finden sind.




Bevor mein bester Freund seiner T-Shirt-Parole "FREE ASSANGE" nachkommen kann, befreit er seine Bierflasche von ihrem stärkenden Inhalt und dokumentiert die Befreiung per Smartphone.




Eine Weile verharren die Freunde an der fröhlich plätschernden Quelle. Doch mir ist der Platz zu sonnig.




Ab und zu reicht meine Kraft noch aus, den Fotoapparat aus seiner Tasche zu ziehen, um diese wunderbaren Eindrücke mit und per Blog in die Web-Welt zu nehmen.




In Dörfern wie Hohenstadt, der Gemeinde Pommelsbrunn, gibt es Platz satt, Baugrund die Menge. Doch es scheint, als verlassen die Menschen solche Dörfer, wo Kneipen und Geschäfte schließen, es keine Ärzte gibt und kaum Kitzel bei angesagten Treffen geschlechtsreifer Jugendlicher.




Zwar sorgen rührige Planer für eine Anbindung an das Verkehrsnetz. Doch das ist am Bahnübergang wiederum mit Lärm verbunden, was die Anwohner in nächster Umgebung nervt, wobei sie ihr Mißfallen plakatieren: "Kein Signalton".



Für meinen Körper wäre eine Abkühlung in den seichten Fluten der Pegnitz angesagt, doch meine begleitenden, jungen Wanderburschen wollen weiter.



Nur ein paar Schritte bietet der Bahntunnel Schatten, danach schleppt sich der müde Wanderer weiter durch die Höllenhitze.




Zum Glück nähern wir uns einer schattigen Oase. "Volkels Gasthaus Grüner Baum" hat zwar den Betrieb eingestellt, doch dahinter gibt es das Gasthaus "Glückmühle".



Und wirklich dreht sich im Gasthaus "Glücksmühle" geschützt unter einem Plastikdach das Mühlrad, dem die Gäste aus der Gaststube zusehen. Wir nehmen im schattigen Biergarten auf Bänken Platz, die aus einem Brett bestehen mit anklappbarem Fußgestell.



Weil unser Wanderführer die Höllensonne ebenso wenig verträgt, wählen wir nicht den kürzestes Weg über die glühende Landstraße zurück nach Hersbruck



Stattdessen treibt mein Willen meinen zunehmend unwilligeren Körper über einen zwar schattigen, dafür jedoch ansteigenden Waldweg in die Höhe.




Gefühlt geht es etwa drei-, vierhundert Meter vom Tal hinauf. Doch unser Wanderführer verspricht uns den Ausblick auf ein Wasserhaltebecken, welches von 1958 bis 2011 für ein 160 Megawatt-Kraftwerk in Stoßzeiten Strom lieferte, wobei freie Stromkapazität das riesige Reservoir immer wieder voll pumpte.




Hier blicken wir nun über das Wunderwerk deutscher Ingenieurskunst. Der Hinweis "Baden verboten" erübrigt sich bei den verdampfenden Resten letzten Regens. Eine Renovierung des Werkes ist angesagt und wird wie die Eröffnung des Berliner Großflughafens im Laufe der nächsten Jahrzehnte erfolgen. Der Betrieb des Kraftwerks musste eingestellt werden, da sich im Boden des Haltebeckens Risse aufgetan hatten.




Der Blick zurück beweist, welche gewaltige Strecken und Höhenunterschiede wir uns abverlangt haben. Hierbei mussten wir gelegentlich Zecken von der Hose und den Beinen streifen, die in ihrer Winzigkeit von knapp zwei Millimetern schlecht zu sehen sind. Doch da dieser Blog politische Pestilenz vermeidet, gibt es zu den schädlichen Folgen von Zeckenbissen keinen weiteren Kommentar.



Nach einem letzten Ausblick auf das Haltebecken ohne Wasser geht es frohen Mutes nun stetig bergab nach Hersbruck.




Nach sechs, sieben Stunden Wanderung ist es nun Spätnachmittag geworden. Ein kühlender Wind kommt auf und erleichtert mir den Abstieg.



Die Karte zeigt unseren Weg von Hersbruck über den waldigen Berg nach Hohenstadt. Bei Happurg war unsere kurze Rast in der Glücksmühle. Dann ging es von etwa 300 Meter auf den 574 Meter hohen Deckersberg. Die Karte zeigt das Haltebecken noch als blauen See. Von dort über Ellenbach zurück nach Hersbruck.




Wir nähern uns wieder bewohnten Gebieten, wo sich außer mit Klein- und Großvieh auch mit Schrauberei Brot verdienen lässt.




Die langen Schatten der verhüllten Schönen aus dem Morgenland zeigen an, wie viele anstrengende Stunden seit Mittag wir im Wald, auf Wegen und Straßen gewandert sind.



Wie das erste Bild anfangs zeigte, ist die Sonne einmal um Hersbruck gewandert, die nun auf die Fachwerkhäuser scheint. Es ist so spät geworden, dass die Therme mittlerweile keinen mehr hineinlässt, weil an diesem Feiertag um 20.00 Uhr der Betrieb schließt. Meine Füße in den Sandalen sind vom Waldboden erdig eingefärbt. Doch das Waschbecken der Toilette der Therme reicht für eine Fußwaschung. Die Dusche in meinem Wohnmobile lässt sich dank einer Durchreiche vor dem Fahrzeug nutzen, was mich erfrischt.



Zu Freiheit, Meinungs- und Gedankenfreiheit


Meinem Freund sei noch eins in sein Gästebuch geschrieben, sofern er meinen Sermon bis hier verfolgt hat und auch dies noch wissen will. Er beklagt sich in bitterem Erstaunen, dass ihm Facebook wieder und wieder seine Meinungsfreiheit beschneidet. Zuletzt nimmt Facebook ihm seine Meinungsfreiheit 30 Tage lang. Schlüsselwörter wie "Umvolkung, Geburten-Jihad, Deutscher Wald und Deutsche Eiche, Deutsche Autobahn, Deutsche Frau, Recht der Deutschen" und dergleichen lassen den sorgenden Zensor bei Facebook und auch in anderen sozialen Netzen schnell den als völkisch verorteten Schreiber in Quarantäne verbannen. In politisch korrekten Zeiten sind Sätze, Meinungen zwar frei - aber nur im Ghetto der Aussätzigen, im Untergrund. Bei Facebook säubert die Gedankenpolizei politisch Korrekt den Kinderspielplatz und meldet Störer der Geheimen Staatspolizei. So viel Ordnung muss sein in einem Freien Land, im Land der Freien!

Mein Freund versteht das nicht. Er ruft mich an, will weiter schreiben und meint, das Recht auf Freie Meinungsäußerung auf seiner Seite zu haben. Sein verzweifeltes Mühen und Tun erinnert an eine Fliege, die hinter eine Glasscheibe gefangen versucht ins Freie zu kommen. Gleich so stößt mein Freund wieder und wieder in der von wohlmeinenden Wärter*Innen verschlossenen Zelle gegen Wände aus Gummi und wundert sich, wundert sich wieder.

Er sollte besser den Katechismus der Gutmenschen lernen: Wer Islamisten kritisiert, verletzt das Grundrecht auf Religionsfreiheit. Wer Genderist*Innen kritisiert, verletzt das Grundrecht der Gleichheit von Mann und Frau. Wer homosexuelle Propaganda kritisiert, verletzt das Recht Liebender. Wer Vollverschleierung, Burka, Hijab kritisiert, verletzt das Recht auf Sitten und Gebräuche anderer Menschen. Wer die Steinigung treuloser Ehefrauen kritisiert, versteht nicht Sitten und Gebräuche anderer Kulturen. Wer die Aufnahme all derer kritisiert, die ein besseres Leben suchen, versteinernert sein Herz in Geiz und Gier. Wer aber die Kanzlerin, gewählte Regenten kritisiert, versteht nicht Sinn und Zweck demokratischer Despotie!




So büßen wir als gute Deutsche politisch korrekt den Schuldkult - auch hier am Stellplatz, wo mich heute das heilende Wasser der Fackelmann-Therme erquickte. In der Vogelschißperiode mussten im sumpfingen Gelände bis zu 9.000 Menschen um ihr Leben kämpfen. Sie mussten fünf Kilometer marschieren, um Tunnelschächte in die Berge zu hauen. Dort sollte BMW Flugmotoren bauen, wozu es nicht mehr kam. Dass in diesen Außenlagern des KZ Flossenburg etwa 6.000 Menschen ihr Leben lassen mussten, daran erinnert diese Skulptur.



Doch die jungen Leute heute haben andere Sorgen und Gedanken. Ihnen steht noch der ganze Blues bevor auf dem Heirats-, Wohnungs- und Arbeitsmarkt, bei Begattung, Befruchtung, als Mütter und Väter bei der Brutpflege.




Bei Eintrittpreisen ab 18 Euro drängt sich Jungvolk an der Kasse. Die Nacht wird wohl lang und laut.




Für meine alten Tagen passt dies ruhige Bächlein besser.



Bei einer geruhsamen Stadt- und Radrundfahrt lassen sich weitere Eindrücke aufschnappen. Hier reißen Jagdhunde den stolzen Hirsch aus Stein nieder, der im Todeskampf mit offenem Maul um Atem ringt.



Viel seiner archetektonischen und landschaftlichen Reize haben mir Hersbruck, die umliegenden Dörfer, seine Wälder und Flure gezeigt. Die mehr als 500 Jahre alte Spitalkirche mag einst Kranken und Sterbenden Halt, Hilfe, vielleicht gar Heilung gegeben haben.



Doch man kann Jahre damit verbringen, die Schätze seiner Heimat zu heben und zu entschlüsseln. Wie kam man auf einen Namen wie "Schachtelwebergäßchen"?  Passend zur Neuzeit das Schild an der Seite: "Kein Räum- u. Streudienst".


Soll mich, muss mich das jucken? Eher nicht. Wenn freundliche Willkommensweiber als Erste die Gewalt barbarischer Neuankömmlinge spüren, muss mich das jucken? Eher nicht. Wenn sich Homosexuelle auf frische Freunde aus aller Welt in bunten Farben freuen, die ihnen dann jedoch den Saft abdrehen, muss mich das jucken? Eher nicht. Wenn mein Freund im Wahn von Meinungsfreiheit schreibt, was er denkt, bis ihm Zensur jede öffentliche Einflußnahme beschneidet, muss mich das jucken? Eher nicht.

Solange niemand meine Gedanken sehen kann, solange immer weniger Menschen meine ausufernden Fantasien und stichelnde Sätze lesen und noch weniger die Schärfe darin sehen und verstehen, um so besser. Mich muss nichts mehr jucken - außer dem Erhalt meiner mühselig verdienten Rente und dem Erhalt meiner ohnehin im Alter fragileren Gesundheit.


Ausflug zum Happurger Stausee

Mit den letzten elf Bildern kommt dieser Blog dann zum glücklichen Schluß am letzten Tag im Mai, nach erfrischendem Bad im Happurger Stausee bei strahlendem Sonnenschein. Über das blaue Firmament häufen sich erste Wolken, was die Höllenhitze mildern wird.



Das Lebenselexir Wasser wurde schon vor Jahrzehnten sorgsam verteilt, bevor von Klimakatastrophe überhaupt die Rede war.


Am Happurger Baggersee haben sich die ersten Angler und Sonnenhungrige eingefunden.


Diese fränkischen Dörfer strahlen eine satte, friedliche Zufriedenheit aus. Die Menschen feiern sich und ihr Geburtsland mit dem Spruch:



Gott sei Dank,
ich bin ein Frank'!





Der alte Mann spaltet mit seinem Trecker, dessen Diesel einen Holzspalter antreibt, Stämme. Sorgsam schichtet er die gespaltenen Stücke.


Dass er dabei in den Abgasen des Dieselmotors, Baujahr 1964, steht, stört ihn nicht weiter.



Bevor Kühlschränke in die Haushalte einzogen, bewahrten die Eingeborenen ihre Vorräte in Erdkellern auf.




Das Kraftwerk am Happurger Stausee arbeitet nicht mehr. Es wurde vom Staubecken 200 Meter höher auf dem Deckersberg gespeist.


Wiki berichtet ausführlich über die Stromerzeugung in Happurg.



Der Happurger Stausee schenkt mir ein erfrischendes Badevergnügen.





Damit endet mein Bericht von der Heilen Welt Hersburg. Meine Bordküche verwöhnt mich zuerst mit Salat, dann mit einem Glas Heringe, wozu es köstliche Kartoffeln, Brokkoli und alkoholfreies Bier gibt. Zum Abschluß wartet eine Erdbeerschnitte im Kühlschrank auf mich. Alle Fenster und Dachluken stehen weit offen und kühlen mit einem lauen Lüftchen den Wagen auf angenehme 27 Grad. Nach der Korrektur der Fehler, nach dem Essen sind es leider schon 30 Grad im Wagen. Dann ist am Boden der kühlste Platz für den Mittagsschlaf.

 

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