30 Oktober 2021

Oshostadt: Schloss der Fantasie - nix wie hin!


Keine 50 Kilometer von unserem trauten Heim steht dieses Schloß. Vom Motorrad nach der Kurve kaum beachtet, inspiriert mich ein erster Besuch als Ort der Fantasie. Alternatives Leben hat sich dort seit der Übernahme einer abgewickelten NVA-Einrichtung für eine Deutsche Mark auf das Wunderbarste entwickelt und entfaltet. Die Kraft dazu wurzelt in der Arbeit treuer Schüler des indischen Weisen Bhagwan Shree Rajneesh, alias Osho.




Wer diese Schilder in der "Wildnis" sieht, ahnt nicht, was ihn erwartet. Man liest den Zungen brecherischen Namen "Zschachenmühle", beachtet kaum den Wegweiser

Museum
Mineralien
Edle Steine

und denkt sich: "Muss man das sehen?"

Ja, man muss, zumindest Forscher im Reich der Fantasie müssen das sehen. Auf der Suche nach dem Wunderbaren entfalten sich dort im Innern wie Äußerem Schätze steinreicher Schönheit.




Das "Weitisbergaer Bergbuch" liegt mir wie den meisten vermutlich so fern wie das Jahr 1544. Mit Wörtern wie "Gastwirtschaftsbetrieb" und "Thüringer Feuerwehrverband" kann man schon mehr anfangen. Leicht schaudert der Leser beim Eintrag der "Übernahme durch die russische Besatzungsmacht", der Schauder verstärkt sich bei der Jahreszahl 1957, weil bis 1989 die "Nationale Volksarmee der DDR ihre Unterkunft" fand. Doch was dann ab 1995 ein "Verein zur Förderung ganzheitlicher Lebensweise und Kulturpflege e.V." geschaffen hat, das haut mich um.




Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Denn dieser fantastische Ort ist von daheim aus mit dem E-Bike zu erreichen. Allerdings muss man laut Google Maps dabei 572 Meter hoch und 521 Meter runter. Das ermüdet den Fahrer und leert den Akku. Frühere Internetrecherchen hatten mir lang schon zuvor den Weg dahin gewiesen. Doch der Name des Sektenheiligen aus dem vorigen Jahrhundert hat mir wenig Lust gemacht, einen Fuß dort über die Tür zu setzen. Weniger der Heilige selbst, dessen Qualität über all meine Zweifel erhaben ist als vielmehr Anhänger seiner politischen Erleuchtungstruppe. So präsentiert sich die Gruppe bei Facebook.


Wieviel müssen zwei Menschen in Partnerschaft aufeinander Rücksicht nehmen, die miteiander leben! Aber in einer Gemeinschaft mit mehr Menschen leben zu können, das übersteigt meine Fähigkeiten. So sei zur Verteidigung dieser ewig sich um Erlösung mühenden Menschen eingestanden, dass meine Kompatibilität mit Gruppen, insbesonders mit Gemeinschaften wie die der "Der Letzten Heiligen" gegen Null geht.




Zudem verwirren unterschiedliche Schreibweisen wie bei Google Maps als "Steineladen Zsachenmühle" und auf der Webseite mit "Zschachenmühle 1, 07368 Remptendorf, Deutschland" .




Als mein Auto vor dem Gebäude parkt, kommt eine Dame und fragt freundlich, ob wir hier stehen wollen? Wir wollen und wir wollen bleiben. Das mächtige Bauwerk beeindruckt mich. Bei Motorradfahrten blieb das Schloss am Wegrand unbeachtet. Doch nun ist es endlich soweit und es ist ganz anders.



Umtriebig zieht es mich durch das weitläufige Gelände. Ein übermannsgroßer Gartengeist aus Marmor, Stein und Eisen, das nie bricht, mit einem Kleid aus Ketten streckt die Arme aus nach mir. Es gibt kein Zurück.



Wie vier Rösser einen Wagen durch Dick und Dünn ziehen, so bringt mich die Energie von vier freundlichen Damen über die Schwelle des Hauses. Nach kurviger Berg- und Talfahrt durch den herbstlichen Thüringer Wald braucht mein Körper neue Kraft. Wo es Futter gibt, da lassen sich auch hungrige, indische Waisenkinder von Wohltäterinnen wie Mutter Theresa ihre Suppe einlöffeln.

Auch mir können weder frömmelndes Gesäusel noch mahnende Blicke den Appetit verderben. Vor mehr als 40 Jahren hat meine Frau mit ihren beiden Freundinnen in einem ähnlichen Schloß gelebt. Das Schloß hieß "Wolfsbrunnen". Dort lebten und arbeiteten mit und nach der Lehre des indischen Meisters etwa hundert Menschen zusammen. Auch mir war dieser gesegnete Platz von einigen Pilgerfahrten gut bekannt.



Mit christlichem Gedöns haben die Schloßbewohner nichts am Hut. Schon der Eingang beeindruckt mit diesem Sitzheiligen vor dem Ewigen Licht der Salzlampe - solange kein Strom ausfällt. Meine heidnische Prägung kann wenig schrecken und stören. Zudem sieht der Buddha-Altar recht putzig aus, oder? Das Lämplein mit dem Teelicht vorne verkaufte meine Liebste auf ihrem Weihnachtsmarkt unter dem viel versprechenden Namen "Lotuskerze". Viele sogenannte "New-Age-Religionen" halten sich an indische Heilige. Heiligenbild oder Statue, Lotuskerze, Salzlampe, Buddhapuppen und Klingelbimmel gehören wie Räucherkerzenduft und mildes Gezirpe einer indischen Sitar dazu. Weihwasser gibt's in der Eso-Szene nicht. Dafür verkauft der Museumsladen "Edelsteinelixiere", wie seine Web-Seite verrät.


Zum Speisesaal geht es durch diese Eingangshalle. Den Billardtisch schützt ein Tuch.




Wir fallen dort zu vier Personen als unangemeldete Besucher ein. Eine E-Mail vorab blieb unbeachtet, weil dort nicht Menschen leben, welche von früh bis spät vor dem Bildschirm hocken. Ob wir vier denn doch etwas zu essen bekommen können, mauzen meine begleitenden Damen.

"Na klar, ist hier doch nicht wie bei armen Leuten",

kommt die Antwort. Und vor uns breitet sich ein herrliches Büffet aus. Es erinnert mich von ferne an festliche Pressefressen, wo die Gastronomie in den besten Häusern am Platz für Redakteure und Geschäftsführer gehobene Gastronomie auftafelte. Da gab es, was das Herz begehrte. Ähnlich im Schloß der Fantasie, wo Feinschmecker allerdings auf Fisch und Fleisch verzichten. Dafür biegt sich das Büffet unter vegetarischen Köstlichkeiten.



Schnell füllt sich der festliche Raum mit seinen hungrigen Bewohnen, die bis auf den letzten Platz die Tafel besetzen. Wieder und wieder führt es mich an das Büffet, um Suppe, Salate, Gemüse und zum Nachtisch geschmorte Früchte mit Eis aufzuladen.




Der Blick in die Großküche zeigt, wie dort Profis mit geeigneten Geräten Speisen zubereiten.



Freundliche Umarmungen lassen selbst das steinernen Herz eines verhärteten Spötters schmelzen. Und alsbald ziert die Gesichter rings um ein gütig geduldiges Lächeln, was ansteckend wirkt. Grüne Blätter der Zimmerpflanze, farbenprächtige Bilder an der Wand, Wärme im Raum und ein voller Bauch bringen mich in eine geradezu euphorische Stimmung. Das Wort erklärt das Online-Lexikon als "zeitweilige übersteigert heitere und zuversichtliche [Gemüts]stimmung, Hochstimmung, Zustand optimistischer Begeisterung, [rauschhaft] gesteigerten überschwänglichen Gefühls".



Eine freundliche Dame des Hauses fühlt intuitiv meine Bereitschaft, mich dem Flair und dem Zauber des Ortes hinzugeben. Sie gewährt mir die Gunst einer Führung, wobei sie mir als erste Attraktion den "Spiegelsaal" zeigen will. Das weckt Erwartungen, wie mich der Spiegelsaal von Versailles entzückte.

Im Schloß der Fantasie dient der Spiegelsaal Andachtsübungen, welche der am 19. Januar 1990 früh verstorbene Meister zur Erbauung, Unterhaltung, Seelen- und Sinnbildung seiner Schüler ersonnen hatte. Der Meister pflegte Jahre seines Lebens damit zu verbringen, vom Sessel aus sein andächtiges Publikum mit erhabenen Reden zu begeistern. Diese Perlen von weltumspannender Weisheit warf der Meister gleichsam seinen Schüler - unabhängig von ihrem individuellen Reifegrad und ihrer mentalen Kapazität - in gut verständlichem Englisch vor die "Füße". Wir saßen damals als Schüler andachtsvoll vor dem Meister. Und so sitzen sie noch heute.


Wie man sieht, sitzen sie bequem. Auch in mir steigt ein Verlangen auf, wieder einmal mich dieser frommen Übung hinzugeben und den Worten des früh verblichenen Meisters zu lauschen. Es war mir immer ein Vergnügen. Man traf sich zu dieser abendlicher Versammlung ganz in weiß gekleidet. Mein Leben hat sich geändert. Jetzt unterhält mich daheim ab 19.00 Uhr Russia Today mit seiner Version von Wahrheit in Bild und Ton vom SAT-TV.  Der Anblick des Spiegelsaals mit Video-Beamer erinnert mich wehmütig an meine zahllosen Übungen aus dem vorigen Jahrhundert.




Der Herr und Meister sprach druckreif. Hingebungsvoll nahmen seine Schüler die meisterlichen Reden per Video auf. Mit den damals üblichen Kassetten ließen sich diese herrlichen Botschaften schnell und leicht verbreiten. Meine stattliche Sammlung dieser Kassetten fiel verschiedenen Umzügen zum Opfer. Heute tut mir das leid. Die meisterlichen Reden haben seine Schüler abgetippt und in unzähligen Büchern veröffentlicht und vermarktet. Das Schloß Zschachenmühle soll, so erklärt mir meine Führerin, über die größte Sammlung seiner gedruckten Werke verfügen. Auch verschiedene Kleidungsstücke des Meisters, die man "Roben" nannte, bewahrt Schloß Zschachenmühle mit anderen Reliquien. Diese kostbaren Roben sind nicht zu verwechseln mit Kutten der Hells Angels. Bhagwans kostbare Roben glichen eher golddurchwirkten Gewändern höchster Kirchenführer.



Bei meinem letzten Besuch im indischen Poona 1996 entstand mein halb spöttisches, halb bewunderndes Buch über den Bhagwan-Betrieb - mittlerweile online auf Web-Seiten, als PDF frei zu laden oder als Print zu kaufen. Damals erzählte Swami Amrito, ein Leibarzt des Meisters, uns von dessen gewaltigen Schaffen:

407 Titel von Bhagwan verkaufen verschiedene Verleger in Indien, der damit meistverkaufte Autor. Swami Alok, einer der wenigen Ranch-Freunde, übersetzt in und für China, mit Erfolg: 600.000 verkaufte Titel 1996, 400.000 in Rußland und so weiter. Indische Zeitungen drucken Bhagwans Reden regelmäßig ab. An jedem Bahnhofskiosk kaufst Du Bücher und Kassetten vom Meister.

Das Archiv ist mittlerweile voll digitalisiert. Mit dem Material kannst Du Dich Jahre vergnügen:

9000 Stunden Audio
3000 Stunden Video

In den vergangenen sechseinhalb Jahren haben Sannyasins das Material digitalisiert.

75.000 Audio- und Video-Bänder lagern in allen fünf Kontinenten. Bhagwans Worte sollten damit selbst nach Katastrophen weiter leben.

9000 Stunden Audio bedeuten: Du hörst jeden Tag eine Stunde Bhagwans Worten zu. Dann kannst Du etwa 24 1/2 Jahre Bhagwan ohne Wiederholung hören.

Eine Million Bhagwan Bänder (Tapes) verkaufen sich weltweit jährlich, der größte Audio-Buch Verkauf in der Geschichte. 90 Audio-Bücher, also MCs, bekommst Du in Indien.

Die Senderkette Zee TV verbreitet Bhagwans Videos in 100 Millionen Haushalten in 56 Ländern von Hongkong über England bis Israel.

Im Internet steht ein Haupt-Server in Phenix, USA. Europa folgt. Ab Januar '97 kannst Du selbst Bhagwan-Videos im World Wide Web abrufen.

Diese Notizen des Vortrags von Swami Amrito aus der Buddha-Halle in Poona stehen - wie vieles andere - in meinem "Poona-Büchlein".


Mein für Jahrzehnte brennendes Interesse am esoterischen Erleuchtungsbetrieb, besonders aber am Bhagwan-Buisiness und dem Reliquienhandel ist mittlerweile abgeflacht. Doch im Schloß der Fantasie erinnert mich mein Web-Archiv an Aktiväten geschäftstüchtiger Schüler beispielsweise an die E-Bay-Versteigerung einer Bhagwan-Robe für lumpige 210.000 (zweihundertzehntausend) Dollar. Der Preis ist deshalb so sagenhaft günstig, weil selbst noch 14 Jahre nach dem Tod des Meister dessen "Energie in der Robe" spürbar ist - oder sein soll. Die Versteigerung bei eBay war im April 2004.




Eines der Zimmer im Schloß lässt zen-klösterliche Zucht und Ordnung missen. Dort können sich Jugendliche mit Computerspielen austoben. Doch Jugendliche fallen mir bei diesem schönen Treffen nicht auf. Der einsame Ort im Thüringer Wald begeistert wohl eher eingeschworene Sucher nach Ewiger Wahrheit, welche weltlichere Vergnügen schon ein wenig hinter sich gelassen haben - außer vielleicht dem gutem Essen. Essen soll Alten ja den Sex ersetzen, der vor einigen Jahrzehnten Bhagwan unter anderen Attributen auch den des "Sex-Gurus" eingebracht haben. Google erzählt mehr davon unter dem Eintrag "vom Sex zum Superbewusstsein".

Vor vier Jahrzehnten in der Blütezeit der Meisterei war alles anders. Vor allem waren damals die Damen, welche Führer - egal ob Musiker, Politiker, Manager oder esoterische Büttenredner - geradezu magisch anziehen, diese Damen waren vor Jahrzehnten lockiger und flockiger. Heute leben mehr abgeklärte ältere Herrschaften im Schloß der Fantasie. Die sind froh, wenn ihre Beine sie tragen, sie Teller und Tassen ohne Zittern vom Büffet zum Tisch transportieren und ihr Süppchen löffeln, ohne zu schlabbern. Jedenfalls mir geht es so.



In dem großen Schloß mit den vielen, vielen Räumen laden gemütliche Gastzimmer zum Verweilen und zu längerem Aufenthalt.




Ob man als Paar, in einer kleine Gruppe oder allein Unterkunft in der Schloßherberge bucht, für jeden lässt sich ein gastliches Zimmer finden.





Mir ist auf meinen Monaten dauernden Pilgerfahrten seit 2011 durch die weite Wunderwelt meine rollende Klause immer meine liebste und einzige Unterkunft. Doch dies Einzelzimmer mit dem frisch gemachten Bett könnte meine Frau buchen, um sich nicht von meiner nächtlichen TV-Unterhaltung und meinem Schnarchen im engen Auto stören lassen zu müssen.



Mich begeistert im Schloss der Fantasie dieser Raum mit dem Namen "Zugabteil".




Ein anderes Gastzimmer befriedigt gehobene Ansprüche. An der Wand prangt das Bild des Meisters, welcher sich Bhagwan Shree Rajneesh und später schlicht Osho nannte. "Bhagwan" bedeutet so etwas wie "Erleuchteter", "Osho" so etwas wie "Freund".




Wie dem auch immer sei: Ein Blick über die Anlage lässt wenig vermuten, dass hier einst russische und später NVA-Soldaten die Anlage bespielten. Jetzt blüht dort das bunte Leben. Der kundige Swami, welcher das Dach mit Schieferschindeln ausbessern konnte, kann das aus Altersgründen nicht mehr machen.



Jedes Schloßzimmer zeichnet sich durch einen eigenen Heizkörper aus. In dem Thüringer Wald in etwa 430 Meter Höhe im tiefen Tal der Zschachenmühle fällt die Temperatur schon Ende Oktober auf unter Null. In vorigem Winter setzten die Bewohner häufiger die Schneefräse ein, um in ihrem weitläufigen Gelände Wege frei zu halten.




Der "Verein e.V.  zur Förderung ganzheitlicher Lebensweise und Kulturpflege" demonstriert Kreativität auf Schritt und Tritt. Das Bildnis der lächelnde Sonne in vollendeter Symetrie stimmt - wie der Buddha-Altar anfangs - den Besucher ein zu andächtiger Hingabe.




Wie Gänge zu tieferen Geheimnissen wandelt man Treppauf, Treppab, immer begleitet von der Aura des Meisters, den seine Schüler mit ihrem Wirken und Werken zur Geltung bringen.




Den Eingang zum Schloss verzieren Achat-Scheiben, welche kunsthandwerklich geschickt in diese Gatter eingelassen sind.




Die anmutige Gestalt vor der Treppe trägt keine Last. Sein Pilgerstab deutet auf die Reise, welche jeder auf seines Lebens Weg zu glücklichem Gelingen und Ende führen möge.





Die Zschachenmühle könnte einst von Wassers Kraft betrieben worden sein. Jedenfalls plätschert das Flüsschen Sormitz an der Parkanlage vorbei. Verschiedene Teichanlagen bereichern das Gelände, auch wenn in Zeiten knappen Wassers und heißer Sommer die Entnahme von Flußwasser verboten werden musste.




Teiche und Steingärten erinnern an des Meisters Größe und Pracht, der sich seinen Schüler*Innen und Schülern einst bei seinen Ausfahrten zur Mittagszeit in wechselnden Rollce Royce präsentierte.




Der Fuhrpark ist wohl mittlerweile Gewinn bringend abgewickelt. Die Reliquien des Meister erzielten wohl weniger Gewinn, wie eine abgebrochene Auktion vermuten lässt.





Doch die Erinnerung an Meister Osho bleibt im Herzen seiner Schüler*Innen wie auch in meinem unkaputtbar.



Warum sollen Menschen nicht im tiefen Tal der Zschachenmühle Geld so verdienen, wie das Schild zeigt?


KUNST
KURIOSES
ANTIQUARES
AN- UND VERKAUF
WERKSTATT

 




Steine in vielerlei Gestalten, Formen und Farben bereichern das Gelände und füllen ein Museum mit Verkaufsaustellung.





Wer bedenkt, dass um Kreuzsplitter und Tuchfetzen des gemarterten Jesus Kathedralen und Wallfahrtsorte entstanden sind, sollte der sich nicht für 2.500 Dollar einen handgearbeiteten Hut des Meisters leisten?



Gegenüber vergänglicheren Osho-Reliquien wie seinen Roben und Hüten hat sich sein Schüler Siddhartha, der Initiator im Schloß der Fantasie, mit diesem Steinkreis ein gleichsam unvergängliches Vermächtnis geschaffen. Der Steinkreis könnte länger stehen, als die Gemeinschaft der Gläubigen das Schloß Zschachenmühle bewirtschaften kann. Swami Siddhartha, als einer der ersten und daher gleichsam Bhagwans Musterschüler baute schon vor Jahrzehnten das Schloß Wolfsbrunnen auf.


Ausschnitt aus Von ThunderHawk1973 - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7127701


Recherchen bei Wiki
erzählen von den glanzvollen Zeiten des Schoß Wolfsbrunnen, als dort meine liebe Frau noch als Schloßköchin Kochlöffel und Nudelholz schwang:

Der Plan wurde nicht umgesetzt und die Firma verkaufte den Besitz im Jahre 1981 für drei Millionen DM an einen unbekannt gebliebenen Investor, der das Schloss 1982 an die Sannyasins des indischen Gurus Bhagwan als Ashram weitergab. Etwa 80 Erwachsene und 30 Kinder haben bis 1985 in der sogenannten „Rajneeshstadt“ gelebt und gearbeitet. Sie betrieben einen Verlag mit Druckerei, eine Schreinerei, eine Autowerkstatt und erhielten 1983 die kassenärztliche Zulassung für eine allgemeinmedizinische Arztpraxis. Hauptsächlich wurden Selbsterfahrungsruppen mit teils auswärtigen Therapeuten durchgeführt. Ab 1984 gab es Differenzen mit einer Bürgerinitiative des Nachbarorts Grebendorf
Auch mir wurde dort Selbsterfahrung in Gruppen wie "Tantra" zuteil. Von sich selbst kann man ja nie genug erfahren. Ernsthafte Sucher verzichten daher auf Zerstreuungen wie Politik, Fernsehen, Fussball, Musik u.dgl. und versenken sich ganz und vollständig ins Gebet.



Dieser ganz in Asche gekleidete, glückliche Asket hat noch nicht ganz seine weltlichen Bindungen gekappt, wie Zeitungen neben ihm zeigen. Bhagwans Glanz ist im Laufe der Jahrzehnte ein wenig verblasst.


Spötter halten gar Bhagwans Inschrift auf seinem Grabstein "Never Born, Never Died" schlichtwegs für Quatsch.



Mir gefällt Bhagwans Spruch zur Selbsterkenntnis am besten:




Im Schloß "Oshostadt" scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Das Schloß erinnert mich an die Pracht von  "Rajneeshstadt" vor vier Jahrzehnten, an die Zeiten von Bhagwans Glanz und Glorie. Unkaputtbar wie das Gedenken an den Meister und der Steinkreis von Siddhartha steht auch dieser Schutzbunker der NVA im Schloßpark der Fantasie.



Lassen wir uns aber nicht von Nebensächlichkeiten ablenken!



Denn das alles ist weniger wichtig. Wichtig allein ist, dass etwa zwanzig seiner getreuesten Schüler*Innen und Schüler den "Vereins zur Förderung ganzheitlicher Lebensweise und Kulturpflege e.V." seit etwa 1994/95 geschaffen und erhalten haben. In ruhiger Versenkung und Betrachtung wie von Atmung und Herzschlag sucht der Fromme mit geschlossenen Augen im Innern das, was ihm wirklich gehört. Alles andere ist vergänglich - egal ob Rollce Royce oder Robe.





Doch was versteht ein kleiner Blogger vom Mysterium des Meisters? Mir reicht es, durch das Herbst feuchte Gras im Garten zu stapfen und die Wunder aufzunehmen, die dort wirken.



Dem plätschernden Gewässer oder dem Regen auf dem Dach zu lauschen, sich in Stille zu versenken und darauf zu warten, dass Hunger und Durst den Körper zu Aktivitäten zwingen, reicht mir - oder nicht? Selbst Sucht wie nach Sex, Liebe und Anerkennung klingt ab im Alter.



Mir scheint bei unserem Besuch an dem feucht kalten Oktobertag, dass es der Gemeinschaft in dem weitläufigen Gelände an Menschen mangelt. Aber an Festtagen des Meisters wie an seinem Geburtstag am 11. Dezember, seinem Todestag am 19. Januar sollte sich die Anlage mit vielen frommen Freunden füllen, sofern diesen der Weg nicht zu weit ist. Seit Bhagwans Blütezeit etwa von 1980 bis zu seinem Tod 1990 sind viele seiner Schüler, die sich Swami Sannyasins nannten, gealtert, gestorben oder vom Glauben abgefallen. Weibliche Sannyasins führten mit dem vom Meister verliehenen indischen Namen den Titel "Ma".  Einige führen den Namen noch, auch wenn sie alt geworden sind. Für "Diverse" gab's damals keine Kategorie.




Schloß, Schloßpark und weitere Gebäude könnten viel mehr Menschen beherbergen. Auch dies Nebengebäude gehört zur Anlage.




Zudem bereichert das Gelände dieser Neubau, der kurz vor der Vollendung steht.





Das Erdgeschoss ist schon schön möbliert, nur Fenster fehlen noch.



Um sich bei sommerlicheren Temperaturen in dieser Freiluftküche zu verwöhnen, ist das Gelände ideal. Leider schloß beispielsweise unser Freibad in Sonneberg, das auf etwa gleicher Höhe liegt, dieses Jahr schon mitten im August. Es war zu kalt und regnerisch.



Während hier und heute beispielsweise ein erfrischender Nieselregen bei Mittagstemperaturen von 10 Grad Celsius für die nächsten Wochen und Monate uns tropische Höllensonnenhitze erspart, müssen die armen Menschen in Poona (engl. Pune) heute bei 28 Grad Celsius schwitzen. Das Klima in Thüringen unterscheidet sich eben von dem im indischen Poona.



Neben dem Essen begeistert mich auf dem Schloß Oshostadt die Schwitzhütte. Hier trotzen Bewohner dem harten Winter, heizen ihren Körper auf und stärken ihre Widerstandskraft im eisigen, plätschernden Bach. Das kommt meiner Vorstellung von Paradies schon recht nahe.




Neben der Schwitzhütte haben die Bewohner einen großen Badezuber gebaut. Darin können sich Menschen in reinigenden Bädern wie in einem Gesundbrunnen verjüngen. Weil Wasser nicht mehr dem Bach entnommen werden darf, versorgen große Plastikkanister den Badezuber mit Regenwasser von den Dächern.



Doch mein Traum wäre Schwitzen in dieser Hütte am kühlen Bach. Schweifen wir weiter durch den Park, um dessen Geheimnisse zu erkunden.




Das Eisen muss man schmieden, solange es heiß ist. So entstehen aus sprödem Material anmutige Gestalten, wie ein Meister mit mystischen Mitteln aus tumben, geld- und sex-gierigen Egomanen kostbare Mitglieder einer verschworen Gemeinschaft schmiedet. Zwar kursierten auch schon Stories wie von einem versuchten Giftanschlag auf Swami Amrito, Bhagwans Leibarzt, während einer Festveranstaltung in der sogenannten "Buddha-Halle" - doch was weiß schon ein kleiner, alter Blogger von den Mysterien in der Gemeinschaft der Gläubigen? Kommt so etwas nicht in den besten Familien vor?



Mir fallen dazu nur Lieder ein wie

"lasst mich nur in meinem Sattel gelten,
bleibt in euren Hütten, euren Zelten,

über mir der Himmel und die Sterne

da zieht's mich fort in weite Ferne."


Doch wer Ruhe in sich und einer Gemeinschaft findet, bewahrt Sterne und Schönheit in sich und seinem Herzen. Jedenfalls stellt sich dies so ein kleiner Blogger vor.



Wem Sterne zu statisch scheinen, den bezaubert tanzende Energie dieser Statue.



Die Trafostation hinter dem eisernen Torbogen versorgt die Gemeinschaft mit Strom. Holz gibt es genug im Thüringer Wald, der preiswert mit einer gewaltigen Anlage das Schoß heizt. Doch diese Anlage braucht Strom. Fällt Strom aus, betreibt ein vier Kilowatt Dieselgenerator die notwendigen Aggreate der Heizanlage.



Der Fuhrpark für Kinder ist gut bestückt. Auch für sie sorgt die Gemeinschaft.




Neben Ateliers für Künstler, Maler, Bildhauer und einem Studio für Musiker finden Handwerker Platz und Werkzeug, um sich zu entfalten und Gutes zu gestalten.



Alles in dem Betrieb erscheint mir groß und gewaltig. So waschen gleich vier Maschinen schmutzige Wäsche.




Viele Schüler meinten nach Bhagwans Tod oder schon zuvor, auf des Meisters Weisung und Weisheit und das Leben in einer seiner Kommunen verzichten zu können. Doch wehmütig wünscht man diesem zauberhaften Feuer- und Feierplatz im Schloßgarten mehr Besucher - wie einst in Rajneeshstadt vor vier Jahrzehnten.


Meisterlicher Zenstil

In alten Sannyas-Zeiten war die sogenannte "Buddha-Halle" das Zentrum kollektiver Aktiviäten. Eine solche Halle hat ein Swami höchster Qualität zu seinem 80. Geburtstag im Schloß Oshostadt wieder eröffnet. Zuvor war die Halle 25 Jahre lang ein Abstellraum, in dem Swami Siddhartha ausrangiertes DDR-Mobiliar gesammelt und gelagert hatte. Das landete in Abfall-Containern.



Dies ist nun der Swami höchster Qualität in seiner Festhalle. Freimütig erzählt uns der alte Graubart von seiner dreißigjährigen Arbeit als Kunstdozent. Das Schloß bietet ihm Platz, um seine Kreativität auszuleben. Ihm sei zu verdanken, dass er die mächtige Halle von einem Abstelllager zur Buddha-Halle umgestaltet hat.






Wer schon halb gelangweilt durch diesen Blog scrollt oder im Web von dieser Halle liest, bekommt nur einen schwachen Eindruck von der Arbeit der Menschen. Der einstige Kunstdozent beschreibt, wie er auf einem Gerüst die Decke der Halle ausmalte, wie sie die Hölzer des Parkett einzeln bearbeiten und neu verlegen mussten. Nach der Renovierung feierten dort mehr als 100 Menschen die Eröffnung der Halle zu seinem 80jährigen Geburtstag.




Meine Begleiterinnen vermuten, dass der alte Mann sich Vitalität und Schaffenskraft durch die Bhagwan-Übung erhalte, welche seine Schüler als "Dynamische Meditation" morgens praktizieren. Das ist eine anstrengende Stunde. In der ersten Phase von 15 schreit man sich zu chaotischem Trommeln Frust und Freude aus dem Leib. Dann hopst man eine Viertelstunde ständig mit lautem Huh-Huh, bis der Befehl "SToP!!" aus den Lautsprechern dröhnt. In dem Moment friert man seinen Körper für weitere 15 Minuten ein. Davon erschöpft legt man seinem Körper für eine ruhige Zeit ab, um danach wie erlöst tanzend den neuen Tag zu feiern.





Mittlerweile führt uns am Nachmittag der ehemalige Kunstdozent, die "Graue Eminenz" dieser eindrucksvollen Persönlichkeit, durch seine Ateliers.






Der Zen-Meister verfügt für sein künstlerisches Schaffen über moderne Maschinen.



Neu sei seine Drechselmaschine, mit der aus Holzstücken Kugeln herausarbeiten kann.







Mir selbst sind im Leben kaum gerade und schon gar keine kugelrunden Sachen gelungen. Mich begeistern eher schiefe und krumme Geländer wie dieser Handlauf.





Der Dozent zeigt uns eine neue Laube, wo er als Zen-Meister Schüler in die Kunst des Bogenschießens einweiht.


Die Kisten enthielten früher Waffen der NVA, sind jetzt neu gestaltet und ihrem ehemaligen Zweck zurückgeführt. Jetzt lagern darin die Bogen für die Schützen.





Die wertvollsten Schießbogen verwahrt der Meister in diesem Glasschrank.


Der Meister spricht mit seiner Kunst das Herz des Betrachters an,  mit seinen bedächtigen Worten trifft er wie mit Pfeil und Bogen mitten ins Schwarze.




Nicht weit von der Bogenschussanlage hat sich ein 12jähriger Knabe mit Hilfe des Dozenten diese Hütte gestaltet.



Große Blätter haben sich auf dem kleinen Teich am Wegrand ausgebreitet.



So einfach diese langbeinige Plastik mit dem weißen Kugelkopf auch sein mag, der Rundgang hat mich in die Stimmung versetzt, gerade auch einfache Dinge zu bewundern.






Mein Staunen über Geräte und Kunstfertigkeiten des ergrauten Dozenten ruft in mir neben aller Achtung auch eine niedere Regung von neidvoller Bewunderung hervor. Hier rügt mich der Graubart sanft und Zen meisterlich:

"Frauen bewundern vorbehaltlos. Die Anerkennung von deutschen Männern äußerst sich eher in Neid."


Nun liegt die Zschachenmühle knapp 18 Kilometer entfernt von Saalburg am Thüringer Meer. Dort stand dieses Jahr nicht zum ersten Mal mein Wohnmobil im Sommer zu Badefreuden und Radausflügen. Im Bild sieht man zwei Boote. Auch sie gehören zur Zschachenmühle, fragt sich nur zu wem?

Der Zen-Meistermann antwortet: "Die gehören mir, sollen aber verkauft werden."

Meine nächste Frage missfällt dem rüstigen Rentner mit seiner von Dynamischen Meditationen gereinigten und gestärkten Energie:

"Und wo hast Du Deinen Hubschrauber?"

Da bedauert der weise Mann, dass er so eine Maschine nicht habe. Der Mann und seine Maschine ist ein endloses Thema - vergleichbar dem "ewig Weiblichen, das zieht uns heran." Allerdings ist sein Aprila-Roller mit 125 cc doch meinem Honda-Roller mit 650 cc unterlegen.




Dass der "Verein zur Förderung ganzheitlicher Lebensweise und Kulturpflege e.V." den Mann und seine Maschine anders denkt und gestaltet, lässt dieser Motor ahnen. Er soll mit einem Drittel Diesel und zwei Drittel Wasser zu betreiben sein. Das zu erklären, war der graubärtige Kunstdozent nun aber nicht mehr willens, zudem begannen sich die begleitenden Damen zu langweilen.







Einiges, wie dieser "Taubenschlag" auf dem Gelände, blieb mir unerklärlich. Das erzeugt in mir ein drängendes Verlangen, das Schloss der Fantasie wieder zu besuchen, um mehr seiner Geheimnisse zu entschlüsseln. Dazu scheint Eile geboten, denn nach der Lektüre meiner aufrichtigen Bewunderung für die Schaffenskraft dieser Kommune kann es ja sein, dass einige meine Ehrfurcht vor dem mystischen Netz verkennen, dass Bhagwan mit seinem Leben und Sterben in und für seine Getreuen gespannt hat.

Fundamentalistisch gepolte Bhagwan-Religioten in esoterischen Zirkel mögen nach meiner Erfahrung keine Kritik, die hier mein Blog doch auch gar nicht enthält - oder etwa doch? Religioten aller Art, gleichgültig ob sie sich christlicher Klosterzucht, einem Ashram oder einem "Verein zur Förderung ganzheitlicher Lebensweise und Kulturpflege e.V."  anschließen, stärken ihre Einheit und Einigkeit dadurch, dass sie Ungläubige ablehnen und exkommunizieren, also ausschließen. Schlimmer noch als Ungläubige sind Abtrünnige im Glauben. Solche verflucht wie den Autor der "Satanischen Verse" die Fatwa eines Ayatollahs. Diese Fatwa verurteilt den Abtrünnigen zum Tod. Der Abtrünnige Hamed Abdel-Samad beispielsweise kann sich nur mit Polizeischutz in Deutschland bewegen. Doch koranisch konditionierte Glaubensbrüder und -schwestern sind ja auch mächtiger und zahlreicher als die eher sanftmütigen Schüler Bhagwans, die ohnehin wie Alte in der CDU immer weniger werden.

Zum Glück hat mich mein Instinkt davor bewahrt, meine Nase zu tief in Sachen von Sekten zu stecken. Zwar haben mich Bhagwan- und anderen Erleuchtungssekten Jahre lang und sieben Indien-Reise und ein Jahr in den USA beschäftigt, doch wohl eher oberflächlich. Unglaublich, was hingebungsvollere Schüler im "Verein zur Förderung ganzheitlicher Lebensweise und Kulturpflege e.V."  aus der Zschachenmühle gemacht haben! Eine Russen- und NVA-Kaserne so zu verwandeln, das gelingt nur - wie die Blues Brother in ihrem Film sagen - Menschen, "die im Auftrag des Herrn unterwegs sind".  Beim Beispiel Zschachenmühle im Auftrag des Herrn Bhagwans.





Was die meisten Frauen mehr anspricht als ein öliger Motor ist der Edelsteinladen mit seinen musealen Schätzen.




Buddha mag ja vor seiner Karriere als bettelnder Pilger als König überreich und übersättigt gewesen sein von Kostbarkeiten wie Elefanten, Weibern und Edelsteinen.



Doch Swami Siddhartha schien von Steinen aller Art, Form und Gestalt wohl nie genug bekommen zu haben. Jedenfalls mäkelte eine Freundin, die dort auf dem Schloß Wolfsbrunnen mit ihrem Säugling lebte, dass Siddhartha Steine über Steine kaufte, während sie kaum Geld für die Windeln bekam. Schwamm drüber, de mortuis nil nisi bene. (Über Tote nichts, nur Gutes.)




Mehr als die Steine erstaunen mich die Damen, welche diese Tausende und Abertausende von Steinen bewundern. Meine Herzensdame bekam aber gerade einen Bernstein von meiner sommerlichen Polenreise, der nicht einmal aus Stein sondern aus Harz ist. Zudem beschäftigten sich meine Gedanken noch damit, wie der ölige Motor denn mit einem Gemisch von Diesel und Wasser arbeitet? Doch wer Steine kaufen will, ist in dem Laden an der richtigen Adresse.




Allerdings ist es ganz schlechter Stil, Damen die Freude an funkelnden Steinen zu verderben. Mann weiß doch: "Diamonds are girls best friends". Noch ungehöriger ist es, religiotische Gefühle andächtiger Sinnsucher zu verletzen. Sollten frömmelnd säuselnde Sinnsucher solche Sünden in meinem Text zu lesen meinen, so verstehen sie mich vollkommen falsch. Ganz im Gegenteil! Meine Empfehlung für jeden, der sich mit Herz und Verstand für Bhagwan und seine Gemeinschaft begeistern kann, möge seinen Haushalt auflösen und Hals über Kopf ins Schoß der Fanatasie umsiedeln.


Das Highlight im Schloß: die Heizanlage

Das Geheimnis der Diesel-Wasser-Maschine blieb mir leider verborgen. Dafür zieht es mich fort aus dem Stein reichen Museumsladen in den Keller zur Heizungsanlage. Neben dem Essen scheint mir Licht und Wärme das Wichtigste zu sein, um gesund über den Winter zu kommen.




Da steht nun die gewaltige Maschine. Eine halbe Stunde oder länger fasziniert mich ein Swami, der in den Ofenschlund Meter lange Holzscheite schiebt, einen nach dem andern - etwa zwei, drei Schubkarren voll.




Das Typen-Schild verweist mich auf die Web-Seite, wo weitere Recherchen mir das Wunder dieser Holzheizung verdeutlichen. Obgleich die Damen gern im Warmen sitzen, geht kaum ein Mädchen mehr mit rüber zu den Links dieser Firma mit Vergaserheizkesseln. Fünfundsechzig Kilowatt! Was für eine Maschine! Wie viel kitzeln Männer aus ihrem Diesel-Wasser-Verbrenner heraus? Mein E-Bike begnügt sich mit einem 500 Wattstunden Akku, die Heizung im Wohnmobil mit fünf Kilowatt, die Gasheizung in unserem Haus mit 20 Kilowatt.





Der Mann, der den Ofen füttert, erklärt mir, dass dieser einen 10.000 (zehntausend!) Liter Wasserkessel heizt. Bei starkem Frost müsse man zwei-, dreimal den Ofenschlund füttern, im Sommer alle zwei, drei Tage. Das gefällt mir.




Bhagwan drückte mir am 2.2.1981 meinen neuen Namen auf die Stirn mit den Worten:

"This is your New name:
Sw Anand Erhard.
Anand means bliss.
Erhard means noble."


Nach meiner Bhagwan-Taufe fragten flötende Damen schmeichelnd nach meinem neuen Namen. Meine Antwort "Heißer Platz der Hölle" gefiel ihnen nicht. Auch die Freundin meiner Frau schüttelt sich bei der Geschichte: "Damit will ich nichts zu tun haben!" Doch dem unvergesslichen Meister ist zu verdanken, dass aus der zahllosen Gefolgschaft seiner Schülerinnen eine mir blieb als meine liebe Frau - bis heute.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.


Harte Schale, weicher Kern

 

Doch wie so langsam mein Lebenskreis sich herbstlich wendet, verschwindet für mich Politik allgemein wie Politik von Religioten in immer weiterer Ferne.



Was interessieren mich noch Selbsterfahrungs-, Sekten- oder Bankgeschäfte?



Selbserfahrungsgeschäfte überlässt man Experten wie beispielsweise Swami Ramateertha, dem Bhagwan-Bischof von Köln. Der versteht sein Geschäft.



Mir macht es keinen Spass,  mich mit Bank- oder Selbsterfahrungs-Geschäften zu beschäftigen. Ist nicht meine letztlich einzig gültige Wahrheit mein gut gefüllter, doch nicht überfüllter Bauch?




Längst hat auch mein bester Freund aufgehört, wutverzerrte Gesichter von Antifanten zu fotografieren. Ihm wie mir gefällt die Wacholderdrossel besser, welche den Schnabel gerade so voll nimmt, wie sie schlucken kann.




Auch mein lieber Bruder ist mir mittlerweile ein beispielhaftes Vorbild. Er schlappt aus seinem Rentner-Sessel in seinen Garten, macht Bilder von Blumen im Frühling oder vom Laub im Herbst und zeigt sie Freunden in seinem Blog. Er kennt keine andere religiotische Richtung, als seiner Frau, seinen Söhnen, Schwiegertöchtern und einem halben Dutzend Enkeln ein guter Mann, Vater, Großvater und mir ein lieber Bruder zu sein.




Ähnlich geht es mir. Sollte sich wider Erwarten im November oder gar im Dezember die Sonne noch einmal sehen lassen, dann geht es hinaus vor die Tür.



Nahrungsmittel liegen in Kaufland-Regalen, Speisen bereiten Inder, Asiaten oder heimische Gastwirte vor und meistens meine liebe Frau daheim.




Von den letzten, sonnigen Tage im Oktober, bei denen man auf trockenen Straßen fährt, erzählt dann mein Blog.




Auf den kleinen Straßen im Thüringer Wald sind ein paar Autos mehr als Rehe am Rand oder Raubvögel am Himmel zu sehen.



Bis sich die Borkenkäfer satt gefressen haben, liefert der sterbende Wald scheinbar unbegrenzten Nachschub an Holz.




Herbstlicher Sonnenuntergang erleuchtet das Laub zu letzten wunderbaren Farben, bevor der Baum sich seiner Blätter entledigt.




All die schönen wie schrecklichen Erfahrungen mit der einzigartigen Politik von Meistern und Schülern sind mir ein unerschöpflicher Quell aufregender Erinnerungen - und manchmal, wenngleich auch selten - von wunderbaren Begegnungen wie in der Oshostadt. Also liebe Leute, Bhagwan und seine treuesten Schüler warten auf Euch.... nur einen Mausklick bei Facebook entfernt....



wo dieser mein Beitrag allerdings eine Stunde später wieder verschwunden war ... am bester allerdings live dabei....





...nix wie hin!