Mit diesem Blick vom Domturm in Meißen beginnt das Bilderbuch. Die einzelnen Stationen gehen von Thüringen nach Sachsen. Weil die Motorsteuerung wieder Fehler meldet, Leistung abfällt, geht es zurück. Pößneck, Plauen, Nimritz mit der Talsperre, Dresden, Meißen und Greiz begeistern mich. Der Fehler im Motor mit Leistungsabfall trotz neuer Turbine bedrückt mich. Montag morgen muss das Auto wieder zur Werkstatt in Sonneberg. Das nervt!
An einem regnerischen Tag beginnt die Reise. Reiselust und Fernweh sind schon nach 70 Kilometern befriedigt.
Schon in Lippelsdorf, einem herrlichen Nest aus Schiefer verkleideten Häuschen, gibt es nach zwei Fahrstunden Mittagspause. Das Foto hinter der Frontscheibe des Autos verschwimmt im Regen, der endlich, endlich einmal in Strömen die ausgetrocknete Landschaft belebt.
Glasnudeln sind schon nach wenigen Minuten in kochendem Wasser genießbar. Paprika- und Gurkensalat vervollständigen mit Käse und Alk freiem Bier mein Mittagessen.
Am Bahnhof von Lippelsdorf laufen währenddessen etliche Züge ein und aus. Der rote Triebwagen mit Oberleitung zuckelt nicht gemächlich wie die Südthüringer Eisenbahn sondern braust bis zum Nürnberg Hbf. Nach 70 Kilometer kurviger Fahrt durch den verregneten Thüringen Wald bis Nimritz ist früh Schluß. Nimritz liegt ein paar Kilometer hinter Pößneck.
Mein Auto, das zweite von rechts, schützt mich am Stellplatz in Nimritz vor Regen. Das Fahrrad ist startbereit. Damit geht es zur Stadtbesichtigung nach Pößneck. Bei schüttendem Regen lebt man in meinem Käfigkasten trocken, warm und angenehm, genießt Fernsehen, Bücher, Internet, Brot, Bier aus dem Kühlschrank und warme Speisen vom Zweiflammkocher.
Mein Münchener Freund Chetan reist auf Schusters Rappen mit einer Zeltplane durch die Wunderwelt und schickt mir die Karikatur.
Chetan preist seine Zeltplane als "Villa Chetan". Chetans Art zu reisen ist ursprünglicher - wie vor Erfindung des Rades, aber nach der Erfindung des Feuer. Als echter Outdoor-Freak fängt Chetan Fische aus Flüssen und brät sie am Spieß über offenem Holzfeuer.
Weiter mit dem Fahrrad durch Pößneck: Schwere Regenwolken hängen über dem Land. Auf den Straßen sind an diesem frühen Samstag Nachmittag kaum Menschen zu sehen. Links und rechts des Weges bieten große Verkaufsanzeigen Gewerbeimmobilien an. Daran merkt man den Niedergang.
Ein schönes Plätzchen am Ortseingang präsentiert sich gut renoviert mit der Linde am plätschernden Brunnen.
Auf dem Weg zur Innenstadt sind Straßen gesperrt, die gerade renoviert werden.
Die Freiwillig Feuewehr Pößneck verfügt über einen beachtlichen Fuhrpark, sofern hinter den Garagentoren Feuerwehrautos auf ihren Einsatz warten.
Das gewaltige, alte Industriegelände nutzt die Stadt mittlerweile als Lehrlingswohnheim und als Schule.
Mehr zur Geschichte lässt sich den Stelltafeln entnehmen.
Wie ausgestorben liegt die Fußgängerzone vor mir. Der Hanoi-Imbiss konkurriert mit türkischen Döner-Buden.
Plötzlich überrascht mich in der Fußgängerzone munteres Treiben: Die hübsche junge Mutter plantscht mit ihrem munteren Knaben durch den Brunnen.
Noch mehr überrascht mich das prächtige Rathaus mit dem Ratskeller. Die Uhren im Turm zeigen wie andere Uhren am Marktplatz die korrekte Zeit an. Es ist 16.10 Uhr.
Gegenüber dem Ratskeller erhebt sich hinter dem Marktbrunnen die Stadtkirche.
Der verspielte Marktplatz gleicht einer Schatzinsel in dem sonst eher trüb stimmenden Städtchen Pößneck.
Schon in dieser Straße, die vom Marktplatz führt, fällt hinter dem rosa renovierten Haus die verfallende Ruine des benachbarten Gebäudes auf.
Auch hier hinter den Sperrgittern dürfte die bittere Entscheidung eher auf Abbruch denn auf Renovierung stehen.
Auf dem Weg zum Busbahnhof fällt mir diese Ruine auf, deren Fenster teils eingeschlagen, teils mit Brettern verkleidet oder zugemauert sind.
Am Busbahnhof, der an diesem Samstag Nachmittag ebenso verwaist ist wie die Innenstadt, hält sich noch der THÜRINGER IMBISS. Im Hintergrund erhebt sich ein feudaler Altbau mit überdachter Terrasse.
Gleich wie sich unzählige Menschen Bilder, Zeichen und Schriften in die Haut stechen lassen, gleichso verzieren mehr oder minder frohe Botschaften die Wände.
Hinter der Bezahlschranke der WELT kann man zehn Minuten lang ein spannendes Interview mit einer gegenteiligen Meinung zur obigen Wandbemalung lesen. Doch wer gibt Geld und Zeit für solche Meinung aus, wenn doch ohnehin die Schrift an der Wand weiß: "tod den Bonzen, Glück den ARMEn". Wer allerdings WELT + abonniert hat, den lassen die Gedanken des Wissenschafts-Humoristen und Physikers Vince Ebert schmunzeln.
Immerhin bietet mir der riesige Kaufland-Komplex eine saubere Sanitäranlage. Einkäufe fallen dort nicht an, weil die Vorräte von daheim für einige Tage reichen. Immerhin verfügt Pößneck über eine Brauerei mit einem alles überragendem Gebäude.
Fürwahr: Die Webseite der Rosenbrauerei trifft, sofern man zustimmt, über 16 Jahre alt zu sein, mein Lebensgefühl in Pößneck. Prost! In Fällen wie diesen bedauert man, keinen Alkohol mehr zu trinken.
Nach der Wende hat Pößneck eine moderne Schwimmhalle bekommen, die sich vom Stadtbild abhebt.
Hier steht noch an der Hauswand "Eismann's Bürgerbräu", doch dessen Zeiten sind vorbei.
Hinter der Ruine von "Eismann's Bürgerbräu" schließt sich die Fußgängerzone an. Eine verfallende Ruine mitten in der Stadt zeugt nicht von wirtschaftlicher Kraft.
In einer wegen Renovoierung gesperrten Straße liest man am Plakat hinter den Sperrgittern:
FÜR DIE ZUKUNFT BAUEN
Stadtsanierung Pößneck
Zu meiner Stimmung bei meiner kleinen Stadtrundfahrt durch Pößneck passt das Plakat des "Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz".
Beim Blick auf die im Plakat beworbene Web-Seite fällt mir Erich Mielke ein, dem Wiki so herrlich Anerkennung zollt:
Erich Fritz Emil Mielke war ein deutscher kommunistischer Politiker. Er war ab 1946 einer der Hauptverantwortlichen für den Ausbau der Sicherheitsorgane der SBZ/DDR zu einem flächendeckenden Kontroll-, Überwachungs- und Unterdrückungssystem
Weswegen mir gerade Mielke beim rosa Liebesgesäusel des Plakats vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz einfällt? Weil Mielke, den des Volkes Zorn aus dem Amt jagte, erstaunt verzweifelte: "Aber ich liebe euch doch alle!"
Plauen
Die schmalspurigen Straßen nutzen an diesem Sonntag viele historische Fahrzeuge. Der Fahrer dieser herrlichen NSU kehrt auch im Gasthof ein.
Dies Jahrzehnte alte Motorrad hat einen starren Rahmen. Deshalb muss der Sattel federn.
Schwäne in großer Zahl bevölkern die Teiche, fette Karpfen springen aus dem Wasser und fallen platschend zurück ins Nass.
Das Camp Gunzenberg an der Talsperre Pöhl liegt sieben Kilometer entfernt vom Plauer Zentrum.
WiFi, gute Sanitäranlage und die Talsperre vor der Tür machen den Aufenthalt angenehm.
Die Talsperre lässt sich mit dem Rad an einem Vormittag umrunden, doch für eine kleine Seefahrt ist der See groß genug.
Durch Plauen führt am Ufer der weißen Elster ein komfortabler Radweg entlang.
Die Bewohner dieser alten Wohnhäuser haben an diesem Sonntag halbwegs Ruhe vor dem Straßenverkehr.
"STADTWERKE PLAUEN ERDGAS" steht an dem Gebäude. Das Stadtbild von Plauen bestimmt der hohe Schornstein. Ob das Kraftwerk Elektrizität oder/und Fernwärme produziert, ist mir nicht klar.
Diese Rohre ziehen sich durch den Wald. Die Wohnungen in den Plattenbauten waren in der DDR beliebt, weil sie zentral geheizt wurden.
An der alten Elsterbrücke genießen die Menschen Sand, Sonnenschein und kühle Getränke von der Gastwirtschaft.
Blick auf die Altstadtkulisse mit der Johanniskirche und dem Rathausturm. Straßenbahnen fahren auch durch die Fußgängerzone in den Nordteil der Stadt.
Diess Fußgängerzone führt in einen höher gelegenen Stadtteil.
Kohl bewirbt der Discounter als Lebensmittel, Kohl wurde als Kanzler der Einheit bezeichnet, die doppeldeutige Werbung spielt mit dem Wortwitz.
Kirche und Rathaus liegen nah beiander.
Mein erster Abend in Plauen um 17.15 Uhr zeigt mir das Plakat am Rathausturm: "PLAUEN 900 1122-2022 Sei dabei!" Doch anderntags beleuchtet die Sonne besser den Turm um 11.15 Uhr.
Die Tafel neben den Säulen der Eingangshalle weist die "SPITZEN STADT PLAUEN" mit dem "Fachbereich Jugend/Soziales Schulen/Sport" aus.
Der Thunderbird protzt mit Form und Farbe vor dem alten Gemäuer am Rathaus.
Dieser Sparkasse mit den Blumenkästen überlässt man gerne seine Ersparnisse für die Geldentwertung.
Die Feuerwache hinter dem Rathaus dient jetzt als Jugendherberge.
Eine Scheibe Haus bleibt stehen. Andere Häuser daneben wurden entsorgt. Die Leerfläche wird zum Parkplatz.
Der "Vogtland-Garten" bietet preiswerte Speisen, wie der Blick auf die Speisekarte zeigt.
Der Brathering mit Bratkartoffeln schmeckt dem hungrigen Reisenden gut, auch wenn er sich mittags schon mit einer gebackenen Forelle verwöhnen ließ.
Gut gesättigt geht es Richtung Heimat, also zurück ins Auto. Mein Marktweiblein daheim meint, mit dieser resoluten Dame keine Ähnlichkeit zu haben.
Die Sonne kommt abends wieder hervor. Der alte Wohnblock am Weg wird entweder renoviert oder abgerissen, bewohnt aber nicht mehr.
Der neue Tag bringt Sonnenenergie.
Die "vhs Volkshochschule Vogtland" liegt im Sonnenschein.
Auf dem Dach der Ruine hinter dem Volvo-Händler wachsen Birken.
Der Held hat es geschafft, den Speer durch den Hals des Drachen zu bohren.
Gegenüber der Altstadtkulissen von Kirche und Rathausturm renoviert Plauen sein geschichtliches Erbe.
Den Burgturm kann man noch nicht besteigen. Doch von der Plattform davor blickt man auf diese Kulisse.
Die Hügel rings um Plauen haben einige Türme zu bieten, um über Stadt und Land zu blicken.
Fußgänger und Radfahrer teilen sich in dieser Zone mit der Straßenbahn den Weg.
Zum "Bürgerdenkmal zur Friedlichen Revolution 1989" gibt die Touristeninformation eine Broschüre heraus.
Hier bekommt der hungrige Kunde viel Menü für wenig Geld.
Eine wunderschöne Maschine mit Metallic Lackierung.
Wie schon gestern verwöhnt mich wieder der Vogtland-Garten. Es gibt Couscous-Salat mit Grillkäse zur Zitronenlimonade.
Die Wende hat wie in Pößneck auch Plauen ein feudales Stadtbad spendiert.
Vermutlich hat der alte Baubestand den Krieg überstanden, denn für einen Wiederaufbau in dem Stil hätte nach dem Krieg Geld gefehlt.
Die Kemmler-Schule hat ihren Namen von dem Berg, auf dem der Bismarckturm steht. Wiki weiß, das der Kemmler ein 506,6 Meter hoher Berg am südlichen Rand von Plauen ist.
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Bis zum Fuß des Turms ging es mit dem E-Bike, dann geht es auf Treppen in die Höhe.
Der Rathausturm ragt mitten im Stadtbild empor.
Zum Abschied die Talsperre zu umrunden, gibt der Akku nicht mehr her. Die Bergfahrten haben ihn schon nach 50 Kilometern zu 80 Prozent entleert.
Mit einem Blick über die Talsperre verabschiedet sich der Chronist von Plauen und vom Sommer.
Dresden
Das Camp in Dresden-Mockritz war von Nimritz nach dem Einkauf im Kaufland Plauen gegen Mittag erreicht.
Die Stars auf dem Platz sind Allrad-Camper, die eine Viertelmillion kosten.
Von mehreren Besuchen in dieser spannenden Stadt Dresden sind mir etliche Museen bekannt - so auch dies Hygiene-Museum.
Dies Bild von meiner Weihnachtsfahrt 2019 erinnert daran. Diesmal reicht mir eine erste Orientierungsfahrt vom sieben Kilometer entferten Camp Mockritz kreuz und quer durch Dresden.
Als Camper 2019 hat mir der Gottesdienst Heilig Abend eine warme Stunde in der geschmückten Kirche geschenkt, auch wenn mir sonst religiöse Kirchenübungen fremd sind.
Alte Prachtbauten lassen Menschen ihre Vergänglichkeit fühlen, auch wenn die Sommersonne dem geschwärzten Sandstein seine Schwere nimmt.
Im Sommer vor zwölf Jahren reiste mein liebes Frauchen noch mit mir in unseren kurzen Ferien. Jetzt hütet sie lieber daheim Haus und Garten.
Stolz schickt sie mir von daheim ein Bild dieser Bohne aus ihrem Garten. Nach einer Nacht im Kühlschrank ist sie schon etwas geschrumpelt, frisch war sie gestern noch länger.
Bevor wir in unserem Land mit Denkmälern der Schande unsere Deutsche Erbsünde und Erbschuld ewiglich sühnen müssen, stärkten Herrschende Wehr- und Kampfwillen mit solcher Heldengalerie und dem Sinnspruch dazu:
EIN FÜRSTENSTAMM, DESS HELDENLAUF REICHT BIS ZU UNSERN TAGEN, IN GRAUER VORZEIT GING ER AUF MIT UNSRES VOLKES SAGEN.
"Trans people exist Billionaires shouldn't! .queer DIE LINKE."
Nun erschließt sich vieles von heute wie einiges von früher nicht meinem Verständnis. So auch bei diesem Denkmal: Wieso sitzt die barbusige Schöne auf einem Pferd mit Fischwanz?
Mich rauslassen du musst.
Lass mich an der Haltestelle bitte vor dir abfahren, auch wenn ich nicht Meister Yoda bin.
Die Gläserne Fabrik, wo Arbeiter einst den Phaeton zusammen schraubten, nennt sich jetzt
"Home of ID".
Mein Weg mit dem Rad durch den Dresdener Großen Garten erinnert mich an den Englischen Garten in München. Allerdings bietet Dresden den Parkbesuchern eine Schmalspurbahn, die aber nicht fuhr.
Eine geflügelte Dame, ein Springbrunnen, ein Schloß und ein Park - was will man mehr?
Die Schienen der Bahn kommen vom oder führen zum Bahnhof Kärcherallee.
Hier wirbt vermutlich ein Schmied mit einer erstaunlichen Plastik: Drei Damen an einer Stange.
Der Hauptbahnhof in Dresden
Vor dem BAHNHOF DRESDEN NEUSTADT sättigt ARBIL KEBAB HAUS hungrige Reisende.
Vor der russisch-orthodoxen Kirche flitzt ein E-Mobil.
Da mir nichts fehlt, zieht das World Trade Center Dresden mich nicht in seine Verkaufshallen.
Elbradweg Dresden - Meißen
Nach einigen verschlungen Wegen und Pfaden durch Kleingartenanlagen und Wald führt mich der Elberadweg von Blasewitz nach Meißen.
Die Entfernung stimmt, wie der Kilometerstand bei der Rückkehr bestätigt. Auch mit der Fahrzeit liegt Google Maps richtig, wie der Rad-Computer am Abend bestätigt.
Der uralte, aber vor der Verschrottung gerettete Raddampfer Dresden schaufelt sich schnaufend Elb aufwärts, vorbei an Weingärten und Elbschlösschen.
Wo die Helden das Schwert erheben, steht der Tod nah dabei. Das war so, das ist so, das bleibt so.
Christian Churfürst und Herzog zue Sachsen hat dies Monumentum anno MDXC verneuern lassen. Dann wiederhegestellt im Jahre der fünfzigjährigen Regierungjubelfeier des Königs Friedrich August. 1818.
Was dort einmal war, interessiert heute kaum jemanden mehr. Das ist auch gut so.
Die gelbe Straßenbahn rumpelt über die alte Bogenbrücke aus grauem Stein. Auf der linken Elbseite führt der asphaltierte Radweg bis zu meinem Ziel nach Meißen.
In dem Gebäude residiert der Sächsische Landtag. Auf dem Rückweg erscheint die verglaste Front mit Blick auf die Elbe weitaus eindrucksvoller.
An einer Schafweide vorbei ist die nächste Attraktion dieser Schwerlastkran, der mit der Webseite Binnenhafen Sachsen beschriftet ist. Doch außer den Ausflugskähnen mit geringem Tiefgang fährt kein Lastkahn in den Stunden meiner Radtour über die Elbe. Vermutlich fehlt es an Wasser.
Vor der Gohliser Windmühle sind, wie das Schild fordert, Hunde an der Leine zu führen.
Wenn früher Gruppen von zehn starken Männern Lastkähne Elb aufwärts ziehen mussten, kann man den Dieselmotor nicht genug preisen.
Nach dieser Felswand auf der anderen Seite der Elbe kommt Meißen in Sicht.
Hinter dem Brombeerstrauch erwartet mich Meißen, dessen Dom dort auf der Höhe steht.
Unter "betreutem Wohnen" kann man sich etwas vorstellen, "betreutes Trinken" ist mir neu.
"WEINBAU GESELLSCHAFT MEISSEN" verkauft Rebensaft aus dem Fass, der Ratskeller verwöhnt auf dem Marktplatz seine Gäste.
Der Händler wirbt mit einem kräftigen Spruch:
Ja, sind die Damen denn käuflich?"Schenken Sie ihrer Frau mal wieder Schmuck... Bevor es ein ANDERER tut."
Mittag auf dem Marktplatz von Meißen
Auf dem Marktplatz "stolpert" man über diese Platte.
Die Radtour ist geschafft, der Aufstieg auf den Domberg ebenso. Jetzt verlangt mein Körper nach einer Prise Schlaf auf einer schattigen Parkbank. Es gibt genug davon.
Das Schloß ist an den Dom gebaut.
Als der Bauherr das Schloß höher baute als den Dom, setzte der Domherr ein Stockwerk seinem Gotteshaus auf.
Mich hat der Schlaf auf der Bank erfrischt. Damit reichen Kraft und Energie, mich der Turmführung anzuschließen.
Zehn Prozent der 303 Stufen auf den 64 Meter hohen Kirchturm sind geschafft. Von der ersten Empore sieht man auf das älteste Kirchenfenster, welches seit dem Bau von 1400 unversehrt geblieben ist.
Die größte Glocke im Turm wurde 1941 abgehängt, um als Kriegsspende eingeschmolzen zu werden. Doch bevor es dazu kam, war der Krieg vorbei. So wurde sie 1947 wieder aufgehängt.
Der grobe, unsachgemäße Kriegstransport der Glocke, das Aufhängen nach dem Krieg ohne vorige Untersuchung des Klangkörper führte zu einem Bruch der Aufhängung. Zum Glück verfing sich das Tonnen schwere Gerät in der Balkenkonstruktion des Turmes, wurde dort aufwändig repariert, wieder aufgehängt und läutet jetzt wieder an Festtagen.
Atem beraubende Ausblicke von Schwindel erregender Höhe
In 30 Kilometer Entfernung sieht man Dresden.
Das Auto auf der Uferstraße erscheint nicht größer als ein Stecknadelkopf. Mit einem weiteren Bild vom Domturm beginnt dieser Blog.
Das Schloß wäre ein weiterer Besuch wert, doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Während dieser Stunden in Meißen konnte mein Ladegerät in verschlossenem Blechkasten den E-Bike-Akku wieder voll laden.
Eine verschlossene Blechgarage hat mein Rad während meiner Erkundungen in Meißen geschützt.
Fröhlich flattern blaue Wimpel über dem Pflaster. Doch das Schild darunter stimmt traurig:
Die blaue Wimpelkette zeigt die Höhe des HOCHWASSERS der Elbe zur Jahrhundertflut am 17. August 2002.
Der Raddampfer schnauft heim. Der volle Akku schiebt mich in der höchsten Leistungsstufe "Turbo" mit Leichtigkeit zurück zum Camp.
Die Statue von Dostojewski hockt vor dem Maritim Hotel, den Blick auf den Boden gesenkt, vielleicht auch auf den Sächsischen Landtag dahinter.
Nach vier Stunden und drei Minuten auf dem Rad liegen 76,3 Kilometer hinter mir. Eine heiße Dusche am Camp mit Energie verschwendener langen Zeit belohnt mich für die Anstrengung, wie mich zuvor schon die Eindrücke genährt und gekräftigt haben.
Moritzburg
Die Forelle ist die Bratwurst des Besser-Essers. |
Nach all den Köstlichkeiten reicht mir ein Blick über das Anwesen inmitten eines Sees.
Das muss reichen von meinen Eindrücken aus Moritzburg. Alte Schlösser ähneln sich, egal wo sie stehen.
Schließlich steht mir nach dem gestrigen 70-Kilometer Radtag bei der Strecke nach Moritzburg wieder eine längere Fahrt bevor.
Die nagelneue russische Ural mit Beiwagen, Ersatzrad und Spaten interessiert manche Männer mehr als die Moritzburg.
Die Fähre in Gauernitz bringt mich mit dem Fahrrad auf die linke Seite der Elbe zu dem wunderbaren Elbradweg. Irgendwo leitet mich das Smartphone mit Google Maps kreuz und quer durch Dresden zurück zum Camp - auch auf Feldwegen. Dabei fiel mir ein Freibad hinter dem Camp auf, doch herbstliche Temperaturen locken mich nicht mehr ins Wasser. Genug von Dresden!
Greiz
Trotz neuen Turboladers für 2300 Euro verhindert wieder der gleiche Fehler meine Fahrt ans Meer. Im sechsten Gang auf der Autobahn hinter Dresden leuchtet wieder die Anzeige auf "Fehler in der Motorsteuerung". Dabei fällt die Leistung stark ab. Unangenehm und gefährlich auf der Autobahn: Warnblickanlage an, auf dem Seitenstreifen anhalten, den Motor ausmachen, nach kurzer Pause neu starten, so geht es weiter. Das Fahrzeug muss zurück in die Werkstatt. Hinter Döbeln führt mich die Autobahn ein Stück zurück, dann geht es wieder nach Thüringen auf das nächste Camp in Greiz.
Der Bademeister kommt nach Klingeln, um mir die Schranke zu öffnen. Der Nachtplatz ist früh gefunden.
In bedrückter Stimmung über das ungewollte Ende der Reise schlagen mir die zahlreichen Ruinen in Greiz auf den Geist. In einer Straße mit holprigem Kopfsteinpflaster wechseln sich bewohnte Häuser mit Ruinen ab. Es kommt mir wie in meiner frühesten Jugend 1953 in Bielefeld vor, als noch kleine Bäume aus den Ruinen wuchsen. "Woher kommt das?," beantwortet Vater "vom Krieg".
Reiseeindrücke sollen mich von Krisen- und Kriegsnachrichten ablenken.
In Hamburg sitzen sie vor den Trögen, in Greiz vor dem Schutt.
Doch mir ist es unmöglich, all das Übel auszufiltern. Auch dieser Hügel war einst ein Wohnhaus. Zum Glück strömen Fachkräfte aus aller Welt ins Land für den Wiederaufbau. Ziegelsteine sind noch genug im Schutt.
Steht dann am Weg eine Unterkunft wie diese, vor denen Neubürger ihre Wäsche und Teppiche in der Sonne trocknen, Mütter zahlreiche Kinder hüten, fällt meine Stimmung weiter.
Dabei versprechen die Straßenschilder am alten Fabrikgebäude Sehenswertes:
Oberes Schloß
Unteres Schloß
Sommerpalais
im Greizer Park
Auch die Sonne vergoldet die Szene, die Deutschlandfahne flattert auf dem Eckhaus, doch wer genauer hinsieht, bemerkt im Haus rechts daneben verrammelte Fenster.
An diesem für mich denkwürdigen Datum, dem 2.9., feiert Greiz "Sekt in der City" mit Buden, Musik, Speis und Trank, offenen Geschäften, ausgestellten Neuwagen, Straßen-Disco und Spielmannszug.
Im gleichen Schritt und Tritt gehen junge Damen im Spielmannszug voran und geben den Takt an.
Deshalb ist der 2. September für mich ein ganz besonderer Tag:
Bild von meiner Tochter aus ihren Kindertagen |
Das Datum erinnert an die Geburt meiner Tochter 1978, die 30 Jahre später starb.
Die Schloßstraße ist, wie so einiges in Greiz, in desolatem Zustand.
Mir magelt es an Lust und Laune das untere Schloßmuseum ebenso wenig zu besuchen wie das obere Schloßmuseum.
Sicherlich ein eindrucksvolles Schloß mit herrlichen Sälen und wunderbarem Ausblick über Stadt und Land. Mit einigen Millionen restauriert und renoviert ein Schmuckstück für Greiz mit Reiz.
Der beglückende Blick über Stadt und Land sollte alle Trübsal vertreiben!
Burg Groytz erstmal 1225 nachgewiesen, zwingt die Novemberrevolution 1918 die fürstliche Regierung abzudanken.
Gerade einmal drei Museumsbesucher tummeln sich in den gewaltigen Räumen und Gängen im Schloß.
Mir reicht die Bank im Schloßhof. Das Gebiet erscheint mir museal genug.
Die Schlossbrücke wird erneuert. Im Jahr 2013 suchte ein Hochwasser Greiz heim. Bis der Mitteltrakt des Schloßes strahlend weiß verputzt ist, wird es noch dauern, wenn nicht zuvor das Geld ausgeht.
Die Stadtkirhe "St. Marien" wurde 1225 erstmals erwähnt. Ihre heutige Gestalt bekam sie nach dem Stadtbrand von 1802.
Am Abend ist die Stadt voller Menschen, die Parkplätze an der Weißen Elster voller Autos. Das Rathaus erstrahlt nach seiner Renovierung in neuem Glanz. Greiz hat Reiz.
Ein eindrucksvollen Bild am Anfang und am Ende mit dem oberen und unteren Schloß und der Stadtkirche von Greiz. Genug Eindrücke von meiner 21. Reisewoche im Jahr 2022 mit dem 35. Blog in der fünfundreißigsten Kalenderwoche?
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