Der frische Frühling kippt Richtung Sommer. Gegen Sonnenhitze hilft Fahrtwind. Um nicht im Rentnersessel zu versauern, geht es auf die Straße, in die Wälder und Felder. Die kleine Stadt Sonneberg versorgt uns mit allem Nötigen. Noch nie hat es mich in den vergangenen sieben Reisemonaten so lang gehalten wie bei meiner lieben Frau daheim - vier Wochen lang. Dann geht es wieder weiter in die Wunderwelt Thüringens.
Am ersten Juni Wochende präsentiert Sonneberg den "Blaulicht-Tag". Feuerwehr, Polizei und Wasserrettung zeigen Fahrzeuge, Geräte und ein Schiff.
Die "Süße Hexe" versorgt die Besucher mit Energie.
"GOOD NIGHT * WHITE PRIDE *".
Am Ende des Tages liegt diese Strecke hinter mir.
Sieben Kilometer mehr als Google Maps ausweist waren zuvor kreuz und quer in Sonneberg zurück gelegt. Nach drei Stunden, 29 Minuten und den Steigungen sind dem Akku noch 10 Prozent geblieben.
Schneller als über den steinigen, steilen Radweg kommt man von Sonneberg über die Bundesstraße nach Mengersgereuth-Hämmern. Bei Kaufland bietet ein Zirkus Kindern den "Hubba-Bubba-Hüpfburgenpark".
Nach den ersten fünf, sechs Kilometern umgibt mich meine geliebte Einsamkeit.
Der sonnige Tag ist nicht zu heiß. Selten nur sind bei Anstiegen die Reißverschlüsse der Jacken zu öffnen. Anstiege gibt es einige auf dem Weg.
Hört sich der Ortsname "Rabenäußig" nicht wie Programm an, als ob sich hier Fuchs, Hase und Rabe gute Nacht sagen?
Eine Wiese mit Obstbäumen hütet der Zaun. Dahinter steigen die Höhen des Thüringer Waldes.
Glücklich Kühe genießen unter freiem Himmel wiederkäuend ihre Mittagspause.
Die wenigsten Leser werden "Meschenbach, Gemeinde Frankenblick, im Landkreis Sonneberg" kennen.
Als Camper sieht man allerhand. Einen Wohnanhänger als Schafstall sieht man selten.
Schiefer verkleidete Hauswände behalten Jahrzehnte ihren Glanz, wenn nicht Sturm und Wind die Befestigungen lockern und Tafeln aus dem Verbund reißen.
Es gehört dazu, bei einem Erstbesuch von Menschenbach sich auf den Kirchberg zu mühen, das Kirchlein und den Blick ins Tal zu bewundern. Hinter der Kirche liegt der Friedhof, von dem aus geht es in den Wald.
Vor dem Fall der Mauer war der "Frankenblick" eine Erinnerung an das wunderbare, damals für die meisten Menschen das "verbotene Land".
Die Menschen haben sich im Haus und rund um ihr Haus liebenswerte Biotope geschaffen, schmücken Wände mit Tafeln voller sinniger Sprüche wie
"Hat die Blume einen Knick, war der Schmetterling zu dick."
Auch ein voll funktionsfähiger Bollerwagen hat seinen Platz vor der Haustür gefunden. Die Holzspeichenräder verstärken Eisenreifen. Eisenstreben stabilisieren die Hinterradaufhängung.
Wie schon eine Woche zuvor führt auch diesmal mein Weg über das zauberhafte Rauenstein. Das verfallene Burggemäuer hebt sich mit zwei Steintürmen oberhalb der Kirche ab.
Erstaunlich große Häuser liegen an der ruhigen Bergstraße inmitten von Rauenstein.
Wer sich über Berg und Tal müht, den faszinieren immer wieder herrliche Ausblicke.
Selbst nach drei Jahren, etlichen Fahrten mit dem Motorrad in dieser Gegend, scheint mir die kleine Straße noch fremd zu sein.
Von Sonneberg aus haben mich verschlungene Berg- und Talstraßen 17 Kilometer weit geführt. Der Weg in Richtung Ilmenau steigt steiler über Limbach nach Steinheid an.
Neben der Straße rauscht der Bergbach ins Tal. Das Plätscherlied des Baches hört man nicht auf dem Motorrad. Der Radfahrer hört mehr als nur das Brummen des Motors. Am Bach verfällt ein Gebäude. Der Steilhang über dem Bach ist kahl. Trockene Sommer und Borkenkäfer haben Fichten darauf den Garaus gemacht.
Tausende ehemals bewaldete Hänge gleichen nun verwundeten Trockenstellen. Man kann nur hoffen, dass das Erdreich sich hält und Pflanzen, Büsche und wieder Bäume dort wurzeln.
Wie in häufig in Portugal zu sehen, steht hier am Wegrand eine Hütte, die weder Abbruch noch Renovierung lohnt.
Man sieht die Steigung der Straße am Ortsschild: Neumannsgrund, Stadt Neuhaus am Rennweg, Landkreis Sonneberg.
Neben Straße und Bergbach erreicht man das Haus aus groben Feldsteinen durch eine Fußgängerbrücke. Der Flieder blüht im Vordergrund, im Hintergrund ragt das Totholz vertrockneter Fichtenbaumleichen klagend in die Höhe.
Wer dies Häuschen am Bach einst erbaut hat, konnte kein Material aus einem Baumarkt kaufen. Man nahm Steine, die man fand.
Nach gefühlten Stunden auf dem Bock kommt mir der Gasthof Thomas Müntzer wie eine Rettung vor. Das Beste:
Hungrig und durstig serviert mir der Wirt mein Lieblingsgericht: Forelle Müllerin.
Der Gasthof war vor Jahrhunderten eine Mühle. Auf dieser Terrasse im Schatten der Schirme mit einem gewohnheitsmäßigen Blick auf mein E-Bike Rosinante schlemmt Don Quijote wahrhaft ritterlich. Das Bild ist von der Website des Gasthofs.
Von Limbach berichtet Wiki:
Der 1732 in Alsbach geborene Gotthelf Greiner erfand nach 1757 unabhängig von Johann Friedrich Böttger und in einer etwas abgewandelten chemischen Zusammensetzung in jahrelanger Forschungsarbeit das Porzellan.
Das AfD-Plakat am Laternenmast auf der linke Straßenseite fordert: "VOLLENDE DIE WENDE".
Befremdlich: Im schönsten Frühlingssonnenschein erstaunt das Plakat an der Hauswand:
* Glasbläserei *
"Thüringer Weihnacht"
WERKSVERKAUF
Wer von der anderen Seite kommt, sieht den geschmückten Weihnachtsbaum. Nach Sonneberg 25, nach Ilmenau sind es noch 35 Kilometer.
Von Limbach aus geht es ein schönes Stück Steilstrecke höher nach Steinheid. Die Bahn ist bei Motorradfahrern beliebt, Radfahrer sieht man selten.
Die Wald- und Forstwirtschaft müht sich die Wunden, welche die Fichten mit Trockenheit und Borkenkäfern zerstört haben, zu heilen. Politische Forderungen, die Kuppen des Thüringer Waldes zu betonieren und mit Windrädern zu bepflastern, sind bei den Heimat verbundenen Ureinwohnern unbeliebt.
Nach einer Weile Wartens, um kühne Motorradfahrer in Schräglager in dieser Spitzkehr zu fotografieren, prescht aus dem Waldweg ein VW-Amarok-Allrad mit Viehanhänger und verstaubt die Landschaft.
Sechs Kilometer weiter ist hinter Limbach dann der Scheitelpunkt meiner Radwanderung in Neuhaus am Rennweg erreicht. In dieser Kleinstadt in 830 Meter Höhe weht ein kühler Wind, da passt der Weihnachtsmann an der Pyramide auch im Sommer in die Landschaft.
Die Abfahrt von Neuhaus am Rennweg durch das Lauschatal ist für Autofahrer gesperrt, weil Lauscha eine neue Straße bekommt. Mit dem Fahrrad kommt man meistens irgendwie und irgendwo durch und weiter.
Von Lauscha geht es in leichter Abfahrt durch Steinach, dessen Schiefermuseum sehenswert sein soll.
Hinter dem Gasthaus zur Höll erhebt sich ein kahler Hang, der noch vor wenigen Jahren mit Fichten bestanden waren. Von Fichten als schnell wachsendem Nutzholz hatte sich die Wald- und Forstwirtschaft gute Geschäfte und satte Devisen erhofft, doch es galt schon vor Jahrzehnten die Warnung:
Willst du einen Wald vernichten, pflanze Fichten, nichts als Fichten.
Und so ist es gekommen. Das alles wieder aufzuforsten, wird teurer und langwährend.
On the road again
Sehnsuchtsort Straße: Das Bild mit der alten Feuerwehr entstand Mittwoch abend am Stellplatz Themar am Hexenturm. Hier war meine letzte Nacht nach der siebenmonatigen Winterreise vor daheim in Sonneberg am 3. Mai. Man schaukelt von Themar durch das Biospährenreservat Thüringer Wald genussvoll 50 Kilometer von Sonneberg nach Themar. Von dort aus sind es etwa 30 Kilometer bis nach Suhl, wo der Campingschrauber kleinere Arbeiten am Kühlschrank richtet. Von dort geht es in die Fachwerkstadt Schmalkalden, die am Wochenende den Thüringer Tag ausrichtet.
Die Werkstatt in Suhl hat Russ aus dem Kühlschrank-Auspuff geblasen, danach war Schmalkalden zum Mittagessen erreicht.
Mein Camp-Nachbar hat für 30.000 Euro einen 23jährigen Euro Liner 260 GL mit V-8-Chevrolet Turbo Diesel gekauft. Der Unterhalt des 2,55 breiten Fahrzeugs mit einem Verbrauch von 20 Liter/100km und anfallenden Reparaturen mit Ersatzteilen ist teuer. Die Reifen beispielsweise hat ein Hersteller aus Vietnam geliefert, allerdings erst als der deutsche Distributor hundert Reifen ordern konnte. Man gönnt sich ja sonst nichts für freie Tage im 7,5-Tonner. Die Frontscheibe würde 5000 Euro kosten, ist aber nicht mehr lieferbar.
Thüringen Tag in Schmalkalden
Die Fachwerkstadt Schmalkalden erstaunt mich auf Schritt und Tritt.
Der Weg vom Stellplatz am schmucken Bahnhof führt an einer verschlossenen Ruine vorbei. Die Werbung für die Spielhalle zeigt in einen wenig einladenden Hinterhof.
Doch mit dem Beginn der Altstadt betritt man ein Zauberland aus fantastischen Fachwerkhäusern.
Der Weg des großen Staunens beginnt.
Grüne, rote oder schwarze Fachwerkbalken sieht man in verschieden Formen.
In Schmalkalden ist wie in der kleinen Stadt Sonneberg wenig Betrieb in der Fußgängerzone, wenn man das mit Großstädten wie München, Nürnberg oder Köln vergleicht.
Wer kennt heute noch das völkisch nationale Lied? Heino, der große Blonde mit der dunklen Brille, bringt uns in Stimmung.
Wer scih gruselt bei den Klängen oder keine Zeit hat für den Klick und Genuss des Heino-Gesanges sieht im Bildschirmfoto Sinn und Ziel dieses Kampf- und Verteidigungswerkes.
Das kann, will, mag heute kein Mensch mehr sehen, lesen oder hören, doch es war einst Grundlage der Gemeinschaft, der deutschen Gemeinschaft - wenn das noch zu sagen oder zu schreiben erlaubt sein sollte, ohne sich strafbar zu machen.
Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
Zum Rhein zum Rhein zum deutschen Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?
Lieb Vaterland magst ruhig sein
fest steht und treu die Wacht -
die Wacht am Rhein!
Zwischenspiel Facebook "Generation Weltretter"
Mein Kommentar zum Bild: Sollen die lieben Kleinen nicht auch groß und stark weden? Früher musste man ihre Windeln wegräumen, jetzt eben ihren Müll.
Was hier einer zickigen Meldemuschi bei Facebook nicht gefällt, ist mir schleierhaft.
Da werden Freunde auf Facebook diesen Samstag auf meinen Blog-Bericht verzichten müssen.
Zurück zum Thüringen Tag in Schmalkalden
Die Vorbereitungen zum Thüringer Tag laufen auf vollen Touren. Nach meinem Erstbesuch im bezaubernden Schmalkalden und seiner wundervollen Umgebung sind passende Bilder ausgewählt.
Es ist Mittagszeit. Die Menschen warten vor dem Schmalkaldener Stadtgrill auf Bratwurst, Fisch oder Pommes Frites.
Zwischen Kirche und Stadtgrill macht das italienische Eiskaffee gute Geschäfte in dieser heißen Tagen.
In der Kirche bereitet der Thüringer Tag eine Lasershow vor, vor der Kirche werden Musiker auf der Bühne ihre Kunst darbieten.
Verwinkelte Fachwerkkunst, blauer Himmel mit ein paar weißen Wolken begeistern die Besucher in Schmalkalden.
Blumenkästen vor den Fenstern schmücken die prächtigen Häuser.
Mit jedem Schritt und Tritt, bei jedem Blick faszinieren Attraktionen wie das Historicum ZINNFIGUREN MUSEUM.
Wandbemalung schmückt das Zinnfiguren Museum mit der größten privaten Sammlung von Zinnfiguren.
Die Kirche ist geschmückt für die Festtage. Die Bäume kann man kaufen.
Wo Fulda und Werra sich in Hannoversch Münden küssen, sie ihren Namen lassen müssen. Der dort vereinte Strom fließt als Weser weiter. In Hannoversch Münden wurde mir eine Wohnung in einem verwinkelten Fachwerkhaus gezeigt, die dort zu verkaufen war.
Das obere Stockwerk vergrößert den Wohnraum gegenüber dem Erdgeschoß um ein paar Quadratmeter.
Mir schwirrt der Kopf von all den Eindrücken. Mein E-Bike-Rosinante führt mich daher hinaus aus der Stadt auf den
Mommelstein Radweg
Das technische Denkmal Mueum Neue Hütte zeigt eine Hochofenanlage von 1835. Bei der Flut aller Eindrücke und der vor mir liegenden Radtour ist mir die Verkaufshütte am Wegrand wichtiger als das Museum.
Es gibt herrlichen Spargel für mein Abendessen.
Doch bis mich mein Weg auf der Straße am späten Nachmittag zurück zum Auto führt, liegt noch eine lange und manchmal steiniger, steile Strecke vor mir.
Vor dem Abendessen verdient sich Don Quijote auf seiner Rosinante noch einen härteren Anstieg von Schmalkalden nach Kleinschmalkalden. Der Radweg nutzt die ehemalige Bahntrasse, bestens asphaltiert und wird durch den beleuchteten Tunnel geführt.
Mit den wenigen Wanderern am Wege lassen sich anregende Gespräche führer. Dieser Radler ist verwandt mit dem Hersteller der größten Kuhglocke der Welt.
Glockenmantels:
5 mm Stahlblech
Bauzeit:
Sept 2002 - Aug 2003
Modell:
mitteldeutche Form
Mit dieser Glocke hat sich der Erbauer einen Eintrag im Guiness Buch der Rekorde verdient.
Schon Bismarck wusste: „Ein Volk, das seine Wirte nicht ernährt, ist es nicht wert, eine Kulturnation genannt zu werden."
Die alte Bahntrasse führt über Kleinschmalkalden weiter in die Höhe und wird immer romantischer. Der Mischwald ist in dieser Gegend recht unbeschadet über die trocknen Sommer gekommen.
Glückliche Rinder ziehen über die weiten Weiden in der Höhe von mehr als 500 Meter ü.d.M.
Wie kann man sich einen schöneren Radweg vorstellen als auf dieser alten Bahnstrecke?
Das Schild erinnert daran, dass einst hier eine Dampflok durch den Wald in die Höhe schnaufte. Dort erzählt mir Rentner Stephan von seinem Leben als Kfz-Schlosser an Ikarus-Bussen in der DDR, anschließender Umschulung zur Herstellung von Brauchpapier in Brotterrode. Wie offen, ehrlich und gerne Menschen von ihrem Leben erzählen, erstaunt mich immer wieder.
Mein Akku, der bei der Abfahrt noch 70 Prozent hatte, leert sich rasch bei der Fahrt in die Höhe. Für den ersten Tag reicht es mir, so geht es bei rauschendem Fahrtwind bergab über Floh-Seligenthal zum verdienten Spargelessen, wie das Bild zuvor schon zeigte.
Doch Wege und Landschaft sind so fazinierend, dass es mich voraussichtlich ein weiteres Mal in die Richtung Mommelstein zieht.
Stephan am Bahnhof Auwallenburg hat mir erzählt, wie aus den DDR-Betrieben einzelne Mitarbeiter im Sommer zur Waldarbeit abkommandiert wurden. Kranke Bäume haben sie gefällt und die Rinde abgeschält. Damit hätten die Borkenkäfer keine Nahrung mehr gehabt, um sich weiter zu verbreiten. Heute würde man warten, bis der ganze Waldbestand befallen sei. Dann ernte man mit ungeheurern Harvester-Maschinen den Holzbestand ratzekahl von den Hängen.
Zum Ausklang noch ein stiller Abendspaziergang durch das fast menschenleere Schmalkalden.
Die Große Runde
Die Große Runde beginnt wieder mit dem wunderbaren Radweg über die ehemalige Bahnstrecke nach Kleinschmalkaden. Dort geht es weiter über die Bergstraße Richtung Brotterrode, am Waserfall im Trusetal, in Breitungen über die Werra und über Mittelschmalkaden zurück.
Dass auf der Strecke etwa 500 Höhenmeter zu überwinden waren, spart Kraft dank der ausgiebig genutzten höchsten Leistungsstufe TURBO, So hatten 54 Kilometer den 500 Wh-Akku bis auf 15 Prozent entladen. Doch der zweite 500 Wh-Akku sichert die Weiterfahrt, wenn der erste Akku leer würde.
Eine genauere Prüfung der bunten Häuser ergab, dass es sich um Ruinen handelt. Es wohnt niemand darin, die Haustüren sichern Vorhängeschlösser. Doch zum Altstadt-Ambiente machen sich die potemkischen Fassaden hübsch.
Das Schloß, welches ein eindrucksvolles Museum enthält, zeigt sich hier zumindest von außen mit seinen Terrassengärten.
Noch am zweiten Tag verwirren mich die winkligen Altstadtgassen, dass mir nicht sofort der Zugang zum Mommelstein-Radweg auffällt. So lernen wir mit den Schulkindern auf der Bank die Botschaft an der Hauswand:
ICH TEILE MEINE GESCHICHTE UM DIESE GENERATION AN DIE GEFAHREN VON HASS VORURTEILEN UND DISKRIMINIERUNG ZU ERINNERN
Ein paar Ecken weiter bringt uns der Bierausschankwagen vor dem Fachwerkhaus tante clair auf andere Gedanken.
In Kleinschmalkalden zweigt die Bergstraße nach Brotterode-Trusetal ab.
Das Denkmal in Kleinschmalkalden zeigt einen Weltkriegssoldaten in nachdenklicher Pose.
Auf dieser einsamen Bergstraße haben sich Menschen den Traum vom Einfamilienhaus erfüllt.
Aus etwa 500 Meter Höhe rollt das Rad jetzt kilometerweit bergab.
Brotterode, hatte mir Stephan tags zuvor erzählt, war für seine Sprungschanze in frühen Zeiten der DDR berühmt. Die Sportstätte sei dann wohl aus politischen Gründen nach Oberhof verlegt worden.
Auch diese dörfliche Parkidylle gedenkt der Kriegstoten mit dem Denkmal im Schatten des Baumes.
Vor den Trunsetal-Wasserfällen reihen sich Motorräder auf. Die Biker genießen die kurvigen Bergstrecken im Thüringer Wald. Vogelzwitschern hören sie vielleicht gelegentlich, das Murmeln und Plätschern eines Baches neben der Straße war für mich auf dem Motorrad nie zu hören.
Der lange, lackierte Baumstamm mit den in großem Abstand eingearbeiteten Sitzmulden trägt die Aufschrift "Corona-Bank".
Von der Größe der Parkplätze, den Anzahl der Menschen, dem Ausschank mit Selbstbedienung sind diese Wasserfälle die größte Sehenwürdigkeit auf der Strecke.
Andere Sehenswürdigkeiten wie das Besucherbergwerk Hühn liegen eher verwaist da.
Nach Überquerung der Werra bei Breitungen geht es geschwind Richtung ins heimische Womo, da dunkle Wolken Regen künden. Doch was mich am meisten stört, wenn mich vom Stellplatz jemand vertreibt. Die Veranstalter des Thüringen Tages in Schmalkalden haben von der Stadt alle Stellplätze gemietet. Alle Wohnmobile müssen weichen.
Schmalkalden ist für Autoverkehr gesperrt. Bis die Blechschlange sich durch Ausfallstraßen gequält hat, bis Kleinigkeiten eingekauft sind und bis beim Schwimmbad ein nächster freier Stellplatz gefunden ist, ist meine Kraft verbraucht. Weil während des Schwimmes ein Gewitter sein erstes Grummeln ankündet, weil geöffnete Dachluken die 32-Grad-Hitze aus der Plastikkiste rausleiten sollen, hetzt es mich nach kurzer Schwimmbaddusche zurück ins Auto.
Neuer Tag, neues Glück
Ein Frühstücksfahrt mit dem Fahrrad zeigt, dass Schmalkalden weiterhin für Autos gesperrt ist.
Also geht es gleich nach dem Frühstück mit dem Auto zu einem Platz mit Strom.
Die 15-Kilometer-Fahrt zum Camp nach Breitungen führt mich wegen der Stadtsperrung auf 500 Meter Höhe und verschlungen Bergstraßen und wird damit 30 Kilometer lang. Doch das Camp in Breitungen ist ausgebucht. Auch das Schönsee Camping elf Kilometer weiter ist ausgebucht, sagt mir die Rezeption am Telefon. Doch zehn Kilometer abwärts der Werra gibt es auf dem Reisemobilhafen in Bad Salzungen Platz. Strom für die Ladung des Akkus, für den Kühlschrank, für Fernsehen und Internet-WiFi ist gesichert.
Bad Salzungen
An einem solchen gesicherten und komfortablen Platz lässt es sich leicht und entspannt leben und meine Rentnerfreuden in den Blog bringen.
Solebad und Sauna können mich bei der Juni Sonne nicht begeistern.
Eine prächtige Villa im Kurgebiet, Störche auf dem Bohrturm zur Soleförderung und der Stellplatz geben mir eine angenehme Zeit in Bad Salzungen.
Kaufland und Tegut sind Einkaufzentren, die mich mit allem versorgen.
Nach dem anstrengenden Umzug des Autos von Schmalkalden nach Bad Salzungen geht es die kürzere 25-Kilometer am Werra-Radweg zurück nach Schmalkalden.
Das Auto bleibt gut eingerichtet auf dem Stellplatz in Bad Salzungen. Radfahren macht mich ohnehin glücklicher als Stunden im Auto.
Ortsdurchfahrten mit solchen Gebäuden sind für mich einzigartig in Thüringen. Die Uhr im Turm zeigt zwar die falsche Zeit an, doch das spielt keine Rolle.
Die Süd-Thüringer Eisenbahn - für mich der "Blechwurm" - fährt in 20 Meter Entfernung an meinem Womo auf dem Reisemobilhafen in Bad Salzungen vorbei. Wenn sich nach dem flachen Werra-Tal in der Ferne die Hügel des Thüringen Waldes abzeichnen, fühlt sich das gut an.
Nach etwa 30 Kilometern stärkt mich ein Eiskaffee an einem schattigen Patz für den Rückweg.
Als besondere Attraktion ziehen die beiden Pianisten ihr Klavier auf einem Fahrradanhänger durch Schmalkalden.
Doch das Veranstaltungsprogramm auf der großen Bühne geht an mir vorüber. Denn meine Tischnachbarn, die von Schmalkalden nach Suhl gezogen sind, erzählen mir fast eine Stunde lang von ihrem faszinierenden Leben in der DDR. Der Mann arbeitete als, Dipl. Ing. in der Messtechnik von Zeiss-Jena. Er verdiente mit Zulagen etwa das Doppelte von einfacheren Jobs. Besonders überraschend: er bekam 500 Ostmark "Schweige-Prämie". Dafür durfte er als Führungskraft zu größter Geheimhaltung verpflichet keinerlei Kontakte mit seinen Verwandten im Westen aufnehmen. Das Team arbeitete hoch professionell und diszipliniert. Alkohol war im Job verpönt, während sich in meinem Job als angesteller Redakteur vier meiner Kollegen tot gesoffen haben.
Der Ministerpräsident Ramelow (DIE LINKE) sprach, mein Foto erwischt nur noch den Ansager.
Mehr als hochkarätige Musikvorführungen faszinierte mich die Geschichte meines Tischnachbarn im Eiskaffee über sein Leben in der DDR.
Als "Westler" ahnt man nicht, wie sehr mittlerweile "Ostler" an ihrer Geschichte und ihren einzigartigen Produkten hängen. Mein Gesprächspartner erzählt mir vom Simson-Treffen in Suhl. Das Video gibt einen kleinen Eindruck von einer gewaltigen Masse Mopeds.
Schmalkalden erscheint mir am Thüringer Tag wie ein Rummelplatz für Groß und Klein. Doch mein Rückweg ist noch lang, so geht es nach der Stärkung und Pause im Eiskaffee heimwärts.
Etwa sechs Kilometer vor Schmalkalden lassen die Besucher des Thüringer Tags ihr Auto auf dem Großparkplatz. Busse karren die Menschen dann in die enge, historische Altstadt von Schmalkalden.
Den Hersteller dieses historishen Lastwagens kennen alte "Ostler", mir ist das Fahrzeug fremd.
Mein Glücksland Thüringen gibt mir zum Tagesausklang noch ein erfrischendes Bad in einem glasklaren See. Fische tummeln sich unter mir.
Zum Abendausklang grüßt der Storch vom Solebohrturm Bad Salzungen mich und die Leser - besonders meine liebe Frau
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