13 Januar 2024

Elche, Los Banos de Fortuna, Murcia, gegen Anonymität

 

Das Bild vom heimischen Ofen entfacht Heimweh. Doch das heimische Wetter wie die Nachrichten von dort lassen mich lieber in Spanien bleiben und Geschichten schreiben. Wer sein Gesicht zeigt wie haha, Chetan, Sloterdijk, Sellner, Don Alphonso, Wolfgang, Volker, Pirincci und Tausende mehr hat für mich mehr Wert als anonyme Schreiber.




Es gibt viel zu sehen und zu erleben im Sonnenland Spanien. Noch nie auf meinen Reisen hat mich ein Camp wie Rio-Mar für 34 Tage fasziniert und heimisch werden lassen. Die Miete von 450 Euro für diese lange Zeit ist günstig. Bevor es weiter geht, füllt die Tankstelle meine betankbare Gasflasche. Für acht kältere Tage am Meer haben Gasofen und Gaskocher vier Liter verbraucht. Mit vollem Gastank, genug Wasser und Lebensmitteln geht es ein wenig ins Hinterland, fort vom Meer.



Denn nach 34 Tagen ist die wunderbare Gegend rund um das Camp Rio-Mar gründlich erforscht. Nach den Orten Gandia, Oliva, Denia und den drei Bergtäler gibt es nun nichts mehr, was mich lockt.



Bevor mich Langweile über schwere Gedanken grübeln lässt, geht es auf die wunderbare Autobahn. Nach flüchtigen Blicken über die XXL-Betonburgen von Calpe und Benidorm, gibt es am Rastplatz Mittag. Hinter Calpe und Benidorm wird das Land karger und trockner.



Die Trucker-Pause an der Autobahn gibt neue Kraft, obgleich mein Weg von Camp Rio-Mar bis Elche nur 134 Kilometer weit ist.


Vor meinem Auto hat der alte Trucker seinen Gasherd aufgebaut. Er klaubt einen Pappkarton aus dem Müll und schützt mit der Pappe seine Kochgelegenheit vor Wind.



Elche



Der ADAC Stellplatzführer 2020 weist den Platz bei Elche aus. Doch Klaus und Gabi, die den Platz vor sieben Jahren übernommen haben, dürfen nur noch Freunde beherbergen. Ihr Grundstück beträgt zwar 3.000 qm, doch um ein Camp betreiben zu dürfen, bräuchten sie 10.000 qm. Als kleines Gastgeschenk tut's ein Zehner für meine neue Freunde. Meine lange, kalte Nacht mit Strom und SAT-TV ist gesichert.




Der Platz ist absolut ruhig, nicht hell ausgeleuchtet wie das Camp Rio-Mar. Die Nacht wird kalt, die Gasheizung hält dagegen.



Der Freundschaftsplatz dient mir gerade für eine Nacht. So bleibt nach meiner Ankunft am frühen Nachmittag noch Zeit und Kraft, mit E-Bike Rosinante in das 16 Kilometer entfernte Elche zu radeln.



Neben der vierspurigen Schnellstraße vergnügen sich Radfahrer auf einem eigenen, komfortablen Fahrweg abgetrennt vom Autoverkehr.



Elche ist zwar eine Stadt mit einer Viertelmillion Einwohner, doch der kurze Stadtbesuch am Nachmittag lässt mich schnell das Zentrum und danach wieder hinaus finden. Der Palmengarten gehört zum Welterbe. Durch ihn führt wie durch den Englischen Garten in München ein Radweg.



Der Reiserhythmus im Auto regt nach 34 Tagen Rentnerruhe mit all den Radtouren an..



Vor 16.00 Uhr herrscht in Elches kleinen Altstadtgassen Mittagsruhe, 16,5 Grad Celsius lassen sich mit genügend Jacken im Fahrtwind aushalten.



Das, was wir bei uns Rathausplatz nennen, schmückt Elche mit Weihnachtsdekoration.



Die Ruinen von römischen Siedlern sind vielleicht zweitausend Jahre alt. Sie haben ein schützendes Dach verdient.



Wie in Valencia führt auch durch Elche ein tiefer Graben. Dort erholt man sich in großer Ruhe, weil der Lärm der Stadt darüber weg geht.



Man will es nicht erleben, dass diese kleinen Rinnsale oder ausgetrocknete Flußbetten sich nach ausufernden Regenschauern in reißende Ströme verwandeln. Es gibt Bilder aus Valencia, wo Autos durch überschwemmten Straßen treiben.



Das Kaffeehaus am Rathaus stärkt mich. Dann geht es 16 Kilometer zurück, wobei es wichtig wird, sich an die Abzweigung zum Nachtplatz zu erinnern.



Schon ist meine rollende Hütte am Waldrand zu sehen. An dieser Ruine begann die Reise und die Besichtigung von Elche - zehn Bilder zuvor.





Die 160 Kilometer bis Los Banos de Fortuna lassen sich mit der Übernachtung bei Elche genießen. Es geht über ruhige Landstraßen, die sich mit kurzen Autobahnstrecken abllösen und immer wieder durch Kreisverkehr.


Die erste Morgensonne beleuchtet meine Abfahrt vom Camp bei Elche. Mein Müll entsorgt die Tonne am Straßenrand, ein Blick zum Abschied auf den grau-blauen Himmel und die Ruine am Straßenrand und dann kommt....


....Los Banos de Fortuna



Wie im Mai 2022 bezaubert mich im Januar 2024 wieder das herrliche 36 Grad warme Thermalbad. Meine Versuche telefonisch oder auf der Web-Seite einen Platz zu reservieren, waren mehrfach gescheitert. Das Telefon hob niemand ab, auf der Webseite ließ sich kein Platz reservieren. Spontan und auf gut Glück angereist, weist man mir einen Platz für eine Nacht zu, denn es wäre alles ausverkauft.



Sich nach zwei Monaten wieder einmal in warmem Wasser wälzen zu dürfen, ist eine himmlische Wohltat.



Ein Langzeiturlauber erzählt mir, dass nach 60tägigem Aufenthalt die Tagesmiete auf 12 Euro fällt. Der Platz sei voll mit Deutschen.





Wer draußen auf der Straße ohne Strom stehen will und kann, mag das machen. Es scheint niemanden zu stören.



Der Allrad-LKW hat sich eine Hebebühne für sein Motorrad an den Koffer bauen lassen.



Die Rentner im Fünf-Sterne-Concorde haben sich einen Zaun um ihr Gelände errichtet und den Smart als Beiboot im Wohnmobil mitgeschleppt.



Diese Wohnung schleppt das Allrad getriebene Zugfahrzeu als Sattelauflieger.



Zwei Slide-Outs vergrößern die Wohnfläche. Der Ford mit V-8-Maschine zieht den Sattelauflieger mit 500 PS.


Der "weiße Elefant" mit den beiden Ersatzreifen macht gerade Hausputz und räumt dazu einige Kisten aus. Auf genau dem Platz stand im Mai 2022 mein Fahrzeug zwei Tage lang.




Der Fahrer des Sattelaufliegers hantiert mit der Bohrmaschine auf dem Dach seiner Hütte. Allein die Küche unter dem Vorbau mit dem Vorzelt ist größer als mein nutzbarer Innenraum.




Im drei Kilometer entfernten Ort Fortuna versorgen mich Lebensmittelläden. Der eindrucksvollste Bau in Fortuna ist die Kirche.



Morgens war es 6,5 Grad Celsius in Elche. Als meine Rollhütte in Los Banos de Fortuna eingerichtet war, war es drinnen mit 28 Grad Celsius zu warm. Regen ist angesagt, doch mehr als ein paar schlierige, graue Wolken sind nicht zu sehen.



Rund um das Badeglände bieten einige Restaurants ihr Essen an. Der Ort Los Banos de Fortuna ist eher bescheiden. Am Abend hat mir der freundliche Herr am Empfang eine Verlängerung bis Montag, also für sechs Tage, gewährt: Mich sechs Tage lang zu erholen, kostet 17,00 Euro pro Nacht mit Strom, WiFi und Thermalbad..


Die Temperatur soll am Freitag "brutal" auf ein Grad Celsius plus sinken. Mit der vollen Gasflasche ist das kein Problem für meine gut geheizte Stube mit der dicken Matte vor den Frontscheiben.

Rückblick Reisejahr 2022 in Gedenken meines ältesten Freundes haha




Im Reisejahr 2022 beherbergte mich der 14. und 15. Mai das Camp La Funte mit dem herrlichen Thermalbad. Jetzt im Januar gewährt mir der Platz eine ruhige Woche mit Rentnerbädern und Gedanken "Herrgott, wie doch die Zeit vergeht".


Freund haha hat sich wieder mehrmals in der Nacht per Whatsapp gemeldet, um mir sein Lebensleid zu klagen. Bei jeder Nachricht klingelt mich Whatsapp aus dem Schlaf.



Der Herr Kapellmeister lebt, wie er schreibt "die Katz' ist schon alt".


Dies Dichterwort entrang er sich um 22:51 Uhr....

ich muss sterben
ich muss gehn
die winter sind kalt
ich gehe gern
auch die katz' ist schon alt
der kaiser ist tot
es lebe der kaiser




Die letzte Whatsapp-Nachricht seiner ständigen Nachtschichten trudelte hier um 1:50 Uhr ein, vergleichsweise früh für seine Verhältnisse.




Zeitlebens hat der Mann daran gearbeitet, musikalisches wie schriftstellerisches Genie zu kultivieren - nicht zuletzt mit 2.000 Seiten Lektüre von Sloterdijk und anderen ausgezeichneten Autoren.  So hat sich Freund haha erst Hartz IV, später Bürgergeld redlich verdient. Sein Freund Sloterdijk weiß wirklich, trefflich zu analysieren, zu formulieren und manchmal gar zu provozieren:

"Oben hat sich eine neue Aristokratie breitgemacht, die aus staatlich geduldeten, quasimonopolistischen Halbunternehmern, führenden Managern staatsnaher Betriebe und höheren Staatsbediensteten besteht.

Unten lebt eine umsorgte Klientel Staatsabhängiger, die längst von einem leistungslosen Grundeinkommen profitieren, auch wenn es nicht so genannt wird.

Und dazwischen schuftet eine unternehmerisch erzogene Mittelklasse, die schwindende Gruppe der Nettosteuerzahler, die ohne alle Privilegien auskommt und die ihre Werte, Hoffnungen und Lebensträume gerade schwinden sieht."


Im Gegensatz zu den beiden Freunden am Camp Rio-Mar aus dem Gelben Forum scheut Musikus haha kein Publikum. So veröffentlichte mein Reiseblock aus Los Banos de Fortuna seine Klage vom 18. Mai 2022:


Freunde aus dem Gelben Forum bleiben lieber im Verborgenen. So fürchten beispielsweise meine beiden Freunde beim Treffen am Camp Rio-Mar vom Staatsschutz angelegte Listen, die bei weiterer Zuspitzung der Lage widerspenstige Menschen verhaften. So sei dies schon in der DDR praktiziert worden, wo 8.000 Menschen in einer Aktion hinter Gitter kamen.





In meinem Alter oder dem meines Freundes haha denkt man anders:

ich muss sterben
ich muss gehn
die winter sind kalt
ich gehe gern


Meine Winterreise ist fröhlicher, als Schuberts Winterreise im Herbst 1827 ein Jahr vor seinem Tod. "Froh zu sein bedarf es wenig", wäre das nicht ein besseres Lied in bewegenden Zeiten? Meinem 884. Kommentar hinter der Bezahlschranke der WELT wird kaum jemand zustimmen in Zeiten Großen Jammerns und Klagens:



In meiner Situation hier neben dem Thermalbad mit Blick über die Berge beschweren mich keine anderen Entscheidungen, ob mir das warme Wasser vor meinem köstlichen Salat im Auto daheim oder danach über den Körper sprudeln soll. Ein Spaziergang über das Camp mit den zahlreichen wunderbaren Mobilen wird mich inspirieren. Sonne hat den nächtlichen Regen getrocknet, das Thermometer klettert gegen Mittag auf 14, 15 Grad und mehr.



Da mich mein alter Freund haha schlimmer als der Autor Richard Müller nicht nur als "konservativen Reaktionär" bezeichnet, sondern verbal ständig mit der Nazi-Keule prügelt, scheint mir weiterer Gedankenaustausch mit ihm sinnlos - so ein guter Vorsatz für das Jahr 2024.


Immerhin tröstlich, dass es unter Bhagwans Sektierer nicht wenige gab, die von mehr als Bürgergeldrente leben konnten.

Mich beunruhigen keine Beiträge wie in sozialen Foren bei Facebook, im DGF, bei Telegram oder in öffentlichen Medien.


Kommentare, welche die Zensur in die Tonne kloppt, liest nur der Zensor. Da macht es Spass, der Kontakt-Adresse der WELT zu schreiben:

"Dank für diese Meisterleistung der WELT-Moderation

Mit freundlichen Grüßen

Erhard Thomas"

Auf meine Beschwerde oder vielleicht schon zuvor ist mein Beitrag frei geschaltet.



Damina Bauer von der WELT schickt mir einen freundlichen Brief dazu.


Mittlerweile hat WELT hinter der Bezahlschranke von mir 888 Kommentare erhalten. Dem Stil des Hauses angepasst hat die Moderation davon NUR 212 abgelehnt, also waren meine Beiträge eher friedlich, schiedlich, niedlich - und brachten 9816 "herzige Likes".

Don Alphonso, Edelfeder hinter der Bezahlschranke der WELT, belohnt sich für seine Arbeit, wobei er seinen "Style" mit teurem Porzellan und Silberkannen herausstellt. Wichtig ist mir:

Wer nicht offen und mit seinem Gesicht hinter seiner Meinung steht, demonstriert der wie ein vermummter Antifant?



Beispielsweise riskiert Ulrich Siegmund, stellvertretender Fraktionsvorsitzenden der AfD im Landtag von Sachsen-Anhalt, Leib und Leben im verhetzten Klima buntblödelnder Brandmauerbauer. Doch eine Meinung ohne Gesicht ist keine Meinung!


Beispiel Freund Wolfgang: Unermüdlich schreibt er Leserbrief für Leserbrief, die seine Heimatzeitung abdruckt. In seinem - mit meinen Verhältnissen verglichen - Schloss über dem Tal mit dicken Mauern, Wärmepumpe und zwei Mercedes Karossen in der Garage vermeidet er mittlerweile öffentliche Auftritte. Grün sich gebende Gewalttäter im Ländle schädigen unberechenbar politische Gegner. Doch Wolfgang gibt nicht auf.


Auch die Facebook-Nachrichten von Freund Volker machen immer wieder Spass.



Frei nach Wittgenstein: Wer was zu sagen hat, kann das öffentlich sagen. Wer nicht offen und öffentlich sprechen oder schreiben kann, soll schweigen.  Beispielsweise hat FDP-Lindner 2017 bei der BILD etwa wie ein Staatsfeind gesprochen, den der Verfassungsschutz beobachten muss?



Die Tastenträume beendet ein Spaziergang über den Platz, der mich mit allem verwöhnt, was sich der Reisende wünschen kann. Hunderte wissen den Badeplatz zu schätzen und haben sich mit ihren Hunden häuslich eingerichtet. Wenn meine Frau mit mir im Sechs-mal-Zwei-Meter-Auto glücklich reisen will, erweitert ein frei stehendes Zelt den Platz.



Autowäsche am Platz wäre in Deutschland undenkbar. Hier hat der Besitzer spanisches Personal gebucht, um seinen Hymer Exsis gründlich reinigen zu lassen.



Der Frankia-Aufbau auf dem Mercedes-Chassis trägt die Last auf einer Doppelachse. Ein Tandem-Fahrrad mit E-Motor in der Hinterachse dient Einkäufen und Ortsbesichtigungen.



Der Berliner ist mit einem Mercedes der Düsseldorfer-Reihe angereist. Sein Fahrzeug mit der Wellblechumantelung sieht nach Selbstausbau aus. Seinen Fuhrpark schleppt er auf einem Anhänger mit. Das Camp verfügt über eine Standspur, auf der sechs, sieben, acht Anhänger parken.



Alte spielen Boule, junge Tennis oder Fußball. Auch dafür hat das Camp Plätze.



Bevor über der kargen Landschaft ein paar Regentropfen fallen, bezaubert mich ein Lichtspiel von Sonne und Wolken.


Mein E-Bike Rosinante muss jede Nacht ohne Schlafanzug auskommen, weshalb Schrauben am Rad rosten. Der Herr rechts im Bild schlendert auf Badeschlappen und im Bademantel ins Bad.



Den Herrn mit dem stattlichen Bierbauch in seiner Liege zu fotografieren, hat mir die Diskretion verboten. Daher sollte der Betrachter sein Augenmerk auf die Kakteenzucht vor seinem Vorzelt richten.



Die Kakteen sind nicht schlecht, der Bauch ist besser.


Da mir weder telefonisch noch auf der Webseite eine Reservierung gelungen war, ist mir bei meiner spontanen Anreise ein Notplatz für eine Nacht zugeteilt worden, den die Rezeption um sechs Tage verlängert hat.



Gegenüber dem Gewühl an reservierten Langzeitplätzen kommt mir mein einsamer Stellplatz priviligiert vor.



Was braucht man mehr für den Winter im Warmen?



Hier blickt man auf Fußball- und Tennisplätze.



Zwei Grillplätze sind in Betrieb, andere sind geschlossen.



Ein Norweger hat seinen doppelachsigen Wohnanhänger ins Warme geschleppt.



Ein DHL-Transporter verbringt seinen Ruhestand unter Palmen.



Von meinem priviligierten Stellplatz an der Schwimmbadmauer sieht man morgens die Sonne hinter den Bergen aufgehen, wenn sie denn aufgeht. Der Schweizer neben mir verfügt zwar über eine Klimaanlage, hat aber keine SAT-Antenne. Im Mai 2022 hat mir eine Hitzewarnung in Toledo mit 37 Grad Celsius zugesetzt. Damals hatte ein mitfühlender Kommentar gemeint:
Anonymous hat gesagt…
Überraschung! In Zentralspanien wird es im Mai schon mal 37°C heiß über Tag. Das konnte man ja auch nicht im Voraus wissen und seine Reise entsprechend planen, wenn man mit Hitze nicht umzugehen weiß. Vielleicht wäre die luftige Küste mit einer frischen Brise nachts und die noch angenehme Cote d'Azur eine bessere Entscheidung gewesen.

Ist es nicht bewunderswert, was schlaue Menschen im Voraus  wissen? Die Hitze in Toledo hat mein Körper dann überstanden und bei El Escorial und im monumentalen Mausuleum des Generalissimo konnte man wieder frösteln. Genug davon, jetzt wird es Zeit für ein warmes Bad!

Doch Anonymous hat "für den alten Mann" auch dieses Musikstück geschickt, was Gänsehaut macht.


Danke, besser einen anonymen als keinen Kommentar.

Die nervige Radreise nach Murcia



Mit E-Bike Rosinante auf einer stark befahrenen Landstraße sich Meter um Meter vorzukämpfen, ist kein Vergnügen. Schwer beladene, dreiachsigen LKW-Auflieger kriechen am Berg an mir vorbei. Ein etwa dreißig Zentimeter breiter Strefen Asphalt rechts neben der weißen Randlinie liegt voller Steine, ist manchmal versandet und schreckt mit zersplittertem Glas. Neben dem schmalen Asphaltstreifen geht es häufig bis zu 70-80 Zentimeter tiefer in einen betonierten Wassergraben.


Während der Radfahrt kann man kaum zur Seite blicken. Steht man, überwältigt mich der Blick über die Berglandschaft, die sich hinter Los Banos de Fortuna auftürmt. Eine grau weiße Wolke krönt den Gipfel.




Hier ist die Fahrspur rechts vom Randstreifen etwas breiter, doch durch die Pfützen will man nicht radeln.



Wehmütig wandern die Gedanken zur Frau, die zu der Stunde dieses Bildes die Urne ihres Bruders beisetzt.



Mein Weg führt vorbei an Monteaugo mit der 14 Meter hohen Christusstatue.



Mir fehlen Kraft, Energie und Nerven, mich in die Geschichte dieser Festungsanlage zu vertiefen, von der arabische Quellen aus dem elften Jahrhundert zeugen.



Mein Murcia Besuch bleibt oberflächlich. Es geht auf der lauten, vierspurigen Einfallstraße hinein, vorbei an Motorrad- und Autohändlern, an Werkstätten und Handelshäusern.



Jetzt hilft mir nur eine Bank in einem möglichst einsamen Park, um in Ruhe meine Brotzeit zu verzehren.



Mit dieser Laune und Einstellung bleiben mir die Schätze Murcias wie Kirchen, Kathedralen, Altstadtgassen verborgen.



Beim Rauschen des fallenden Wassers wärmt mich auf der Parkbankpause etwas Sonne, die bislang meist verborgen blieb.



Keine Lust mehr auf Großstadt mit Lärm, Pracht, Glanz und Gloria als einsam radelnder Don Quijote nach endlos spanischen Straßen. Mein Lebensgefühl gleicht mehr dem Fahrer seines Lastenrades, der die abgesprungene Kette auflegen muss. Nach Murcia steht mir Sinn nach der warmen Badebrühe in Los Banos de Fortuna.



Bei aller Umsicht und Vorsicht ist es immer eine Gnade der Existenz, daheim froh und müde in seinem Sessel anzukommen.



Kaum jemand sonst kämpft sich mit dem Fahrrad durch diese Großstadtstraßen. Mir wäre es zuviel geworden, auf behäbiges Flanieren in Fußgängerzonen der Altstadt umzuschalten. Ein gehetzter, alter Straßenhund fühlt sich nicht wohl bei betuchten Bürgern mit dicker Brieftasche.



Noch einen Abschiedsblick auf den Burgberg mit der Statue, dann kurbeln mich die Pedalen etwa 20 Kilometer heim ins Auto und ins Entspannungsbad.



Selten nur noch anhalten, um zum Beispiel diese merkwürdige Schneise zwischen den Felsen zu bewundern.



Von Los Banos de Fortuna geht es laut Google Maps 117 Meter rauf und 304 Meter runter nach Murcia, auf dem Rückweg also 304 Meter rauf und 117 Meter runter.



Den Akku zu wechseln, erleichtert mir die Ruhe einer Seitenstraße etwa zehn Kilometer vor dem Ziel.



Das Beste am Tag, an jedem Tag in Los Banos de Fortuna ist das 36 Grad warme Mineralwasser. Von der Radreise lässt sich rückblickend nur berichten: "Der Weg war das Ziel."



Chetan, medinaiver Maler



Seit etwa zehn Jahren verbindet mich Freundschaft mit Chetan. Seine Eltern haben ihn Reinhard getauft, doch Chetan besteht auf seinem Sektennamen, den er dem am 19. Januar 1990 verstorbenen Weltmeister Bhagwan verdankt.



Neben seiner Kunst (Käufer gesucht!) qulifiziert sich Chetan in Schachwettkämpfen und hat als diplomierter Elektroingeniuer erstaunliche Maschinen gebaut. 



Mit seinen Maschinen Marke Eigenbau weist er Schadstoffe in der Münchener Luft nach, welche ihm regelmäßig starke Kopfweh verursachen.



Doch schon in den Isarauen bei Grünwald kann Chetan freier atmen und seinen Kopfschmerz vertreiben. Seine finanziellen Mittel reichen allemal, um sich in der frostkalten Winternach ein miminmales Nachtasyl zu leisten.



Seinen zahlreichen Fans bei Facebook zeigt Chetan in Bild und Wort, wie er kalte Nächte im Biwak im Schnee übersteht.





Immerhin Hat Chetan - hier auch noch mit seinem Namen Reinhard - 4.945 Facebook-Freunde um sich gescharrt.


Wer sich allerdings wie Freund Chetan öffentlich darstellt, muss es schon verkraften, wenn ein Freund ihn nicht so sieht, wie er sich selber.

Zum Schluss die Statistik meines Blogs:


Doch vermutlich kann Chetan mit seinen 4.945 Freunden (Stand 12.01.2024) ebenso wenig anfangen, wie mir die Statistik meiner Blogs etwas anderes einbringt als: 104 Followern, 861 Post, 552 Kommentare und in der gesamten Zeit....

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1 Kommentar:

Bavarian hat gesagt…

Vor vierzig Jahren kannte ich eine 25jährige promovierte Philosophin, die Sloterdijk für eine Genie hielt.
Peter Handke sagte, er wäre Schriftsteller geworden, weil er schöne Frauen haben wollte.
In Braunschweig gibt es eine sehr dicke Professorin, die über die Philosophie des Puntzens ein Buch geschrieben hat, das es im Ramsch für 6 Euro gibt.

Lesen ist die Kunst des Weglassens, wie überhaupt alle diejenigen irren, deren Lebensmotte lautet: man muss alles einmal mitgemacht haben.