15 April 2023

Biscarrosse, La Rochelle, Nantes


Klima- und Ortswechsel: Von San Sebastian sind es 200 Kilometer bis nach Biscarrosse. Die Landschaft zwischen Seen und Meer ist Erholung pur. Bei La Rochelle macht mich Regen mürbe. Der Samstag in Nantes mit einem Ausflug nach Le Pellerin beglückt mich mit reicher Bilderbeute - wie mit dem Titelbild: Chateau des Ducs de Bretagne.

Meine Wahl fiel auf diesen Ort und diese Gegend, weil der ACSI CampingCard und Stellplatzführer dort sieben Plätze ausweist. Einer dieser Plätze wird mich schon mit meinem Sechsmeter-Mobil aufnehmen, mit Dusche, Sanitäranlage und Strom versorgen.



Stromkabel aufdrehen, Fahrrad aufschnallen, Bremsklotz unter dem Rad fortziehen, von den Auffahrkeilen runterrollen, alle Schränke und Klappen verschließen, Isoliermatten von den Frontscheiben ziehen und auf das Bett legen, Kühlschrank verriegeln, Sitze in Fahrtrichtung drehen, Herdabdeckung schließen, Treppe und SAT-Antenne reinfahren, alle Fenster und Dachluken schließen, dann geht es langsam los im ersten, zweiten, dritten, vierten und außerorts dann im fünften und sechsten Gang.



Keinen Bock, mich über die unzähligen Kreisverkehrstraßen innerörtlicher Straßen zu quälen, für die Autobahn bucht die Mastercard 22,51 Euro, soweit es mir gelang dem Kassenautomaten eine Quittung abzufordern. Die Autobahntankstellen verkauften mir GPL, Flüssiggas für meine Tankflasche. Diese hatte zuletzt in Salamanca am 22. März 14,26 Liter aufgenommen, jetzt passten wieder 13,69 Liter rein. Es waren also etwa sechs Liter übrig. Dass dann aber, wie der ACSI-Führer angibt, am Port de Navarosse in Biscarrosse Strom und Sanitär zur Verfügung ständen, war mal wieder nicht der Fall - dafür Baustelle.




Bei meiner Suche nach einem Platz am Ufer des riesigen Seegebiets von Biscarrosse nahm mich dann das Fünf-Sterne-Camp Mayotte Vacances auf.



Von den vielen, ja Hunderten Camps war mir ein solches "industrielles Erholungsgebiet" noch nie begegnet. Hier scheint es nichts zu geben, was es nicht gibt.



Große und kleine spielen mit Bällen, andere klimpern auf der Tastatur Reiseerinnerungen ins Netz, Schwimmbad, Restaurant mit Bühne, Espace Bien-Etre, Boutique, Supermarkt, Strandzugang zum See....



Feierabend, das Bad ist leer. Die Menschen verträumen sich in ihren Unterkünften.



Familien packen Oma, Frau, Mann, Kinder ein und reisen aus dem Osterwochenende zurück in den Alltag, den Job.



"Get Rich Or Die Tryin' " - ..... Krieg zwischen Reichen und Armen, Frauen und Männern, Bleichgesichtern, Rothäuten und Farbigen, Krieg als Vater aller Dinge, um die Reproduktion der Weiber zu reduzieren - genug Zynismus?




Rechte Seiten gegen Mainstream-Medien - genug der schwärzesten Dystopie einer zerfallenden Gesellschaft? Soll doch der Papst die Utopie einer friedlichen Ostervereinigung predigen, der wird schließlich dafür bezahlt.



Ostern beschenkt mich rast- und ruhelosen Reisenden damit, dass die "Urlaubsfabrik" Camp Mayotte mir nach sechs Monaten zum dritten Mal einen Waschmaschinenpark mit Trocknern bietet. Mit den Stauklappen über dem Bett liegt jetzt wieder für zwei Monate frische Wäsche auf Vorrat. Wenn mir das Waschen gelingt, kommt ebenso Freude auf, wie wenn meinem Wisch-, Wasch-, Nähr-, Plärr- und Buddelbären daheim es gelingt, ihren Computer hochzufahren, GMX-Mails abzurufen und sich auf Skype mit mir zu verbinden.



Dieser luxuriöse Platz mit Fünf-Sternen gibt mir für meine ersten drei Tage in Frankreich Asyl für 25,50 Euro pro Nacht.



Wenn man die Batterie der Müllcontainer im Eingangsbereich sieht, kann man sich den Betrieb in der Hochsaison vorstellen.



Die herrlichen, asphaltierten Radwege machen mir an zwei Tagen etwa 70 Kilometer lang viel Freude.



Biscarrosse teilt sich in die drei Teile: Strand, Stadt und See. In der Stadt tummeln sich Kaufhausketten wie LIDL, Carrefour, McDonalds, Kirche und Verwaltungsgebäude. Rücksichtsvoll gleiten langsam Autos durch die Stadt, Fußgänger, Radler mit Kind und Opas mit Hund fühlen sich sicher.



Als Sieger ehren französische Kriegerdenkmäler überall im Land ihre gefallenen Soldaten - auch in Biscarrosse.



Angehörige der Gefallenen lesen die Namen in güldenen Lettern eingraviert im Marmorsockel.



Bevor sich Frauen reproduzieren und Väter wie Söhne in den Krieg ziehen, dürfen sich Kinder auf dem Karussel vergnügen. Auch dort geht es immer im Kreis.



Wo immer man hin kommt, schmückt jede Nation ihre Ämter mit Fahnen, ihre Plätze mit Gedenkmälern gefallener Soldaten. Die meisten Menschen in Buntschlandland sühnen Schuld, Scham, Schande und Sünde verlorener Kriege.



In Erholungsgebieten, in denen Natur und Sauberkeit den Marktwert bestimmen, straft man Verunreinigung durch den Hund bis zu 68 Euro.



Selbst Ostersonntag und -montag verkaufen Läden bis 12.30 Uhr Proviant.



Die meisten Asphaltwege am See und zum Meeresstrand sind für Radfahrer reserviert.



Wildcamper sind am Seeufer nicht erwünscht. Doch am Ostersonntag standen hier mindestens zehn Camper. Der Wohn-LKW stand Sonntag wie Montag am gleichen Platz, war sicher nicht bewegt worden.



Der Radweg geht vom Strand des Sees durch die Dünen an den Meeresstrand.



Schilder warnen vor steilen Abfahrten mit zehn Prozent Gefälle.



Vor den Atlantikdünen sind Wildcamper gelitten.



Ob Biscarrosse Plage wieder mein Abschied vom Atlantik werden soll?



Die SECURITE PLAGE fährt Rettungsgeräte in die Garage. Das Quad zieht ein Jet-Stream-Boot.



Bei trocknem Wetter macht mir Radfahren mehr Spass als im brummenden Auto zu sitzen. Man hört die Vögel, riecht die Landschaft, staunt über Schmetterlinge, die sonst an der Frontscheibe zerplatzen und ärgert sich über Schwärme von Eintagsfliegen, denen man nicht ausweichen kann.



Das schöne, trockene Wetter macht mir Lust, eine dritte Nacht am Camp Mayotte bei Biscarrotte zu bleiben. Anderntags geht die genussvolle Radreise nach Sanguinet.



Google Maps zeigt meine Waldwege, die mich so vergnüglich durch diese schöne Landschaft leiten.



Als Orientierung in Sanguinet dient der Kirchturm.



Dieser Raum gehört einmal ordentlich gelüftet. Lange möchte man darin nicht verweilen.



Zebrastreifen bringen Besucher sicherer zur MAIRIE mit Fahnen und der Parole: LIBERTÉ EGALITÉ FRATERNITÉ. Fahrbahnschwellen reduzieren zwangsläufig die Geschwindigkeit aller Fahrzeuge.



Der ruhige Rentnertag in dieser Umgebung tut mir gut.



Zahlreiche Radfahrer sind mir auf dem Weg begegnet aber nur eine Gruppe von Reitern.




Ein letzter Ausflug am sonnigen Nachmittag zeigte mir das Kriegerdenkmal im Sonnenschein. Eines der unzähligen mobilen Häuser transportiert der Sattelschlepper im Schritttempo durch die Engstelle. Ein Verkehrsschild kann nicht ausweichen, wird zur Seite gebogen und federt zurück.


La Rochelle, Aytré





Zweihundertfünfzig Kilometer waren von Biscarrosse bis Aytré zu schaffen.



Trotz Tank- und Kaffeepause war das Camp in Aytré gegen 13.00 Uhr erreicht. Bis der Empfang um 14.00 Uhr öffnet, blieb noch Zeit für meine fast tägliche Salatschüssel. Mein Glück mit dem schönen Platz, der gegenüber meinem letzten Besuch im Juni wieder zwei Euro teurer geworden ist, machte Sonnenschein perfekt. Die Fahrt bis dahin hatte strömenden Regen begleitet. Der Platz kostet jetzt 33,12 Euro. Mein Bruder klagte über das teuerste Camp seiner Reisen bislang in Burgos für 35 Euro. Das mache ihm keinen Spass, erzählt er mir in einem fröhlichen Gespräch.



Vom 10. bis zum 13. April hat mein Bruder sich quer durch Spanien bis nach Frankreich in seinem alten Hymer vorgekämpft. Er fährt gerne - auch Stunden lang, jetzt will er schnell nach Hause. Es ist ihm zu kalt, sein Gas geht zur Neigung, der Motor braucht Wartung und die Karosserie ebenso. Zurück zum meinem sonnigen Nachmittag in La Rochelle.



Ein pfeifender Wind hat die Regenwolken vertrieben. Auf dem Weg vom Camp nach La Rochelle am Meer entlang fegen mir nadelspitze Sandkörner ins Gesicht.



Das Mini-Auto Aixam mit dem Zweizylinder-Diesel ist mit Flagge und Aufkleber des Rugby-Vereins "STADE ROCHELAIS"  geschmückt.



Bevor die eindrucksvolle Bau- und Bollwerke von La Rochelle zu sehen sind, führt mein Weg an einer unübersehbaren Zahl von Freizeitbooten in den alten Hafenanlagen vorbei.



Die Segelsaison steht vor der Tür. Hochdruckreiniger säubern Schiffe.



In Biscarrosse transportierte der Schwerlastwagen ein mobiles Heim, in La Rochelle kommt gerade ein Schiff auf den Tieflader.



Mit großen, staunenden Augen nähert man sich der wunderbaren Silhoutte von La Rochelle.








Von der Weite des Meeres kommt man in die bunte Enge der Stadt.



Diese Bauten am Hafen mit den zugemauerten Fenster sind aufgegeben. Junge Leute nutzen den Spielplatz als Plakatwand für Parolen wie "WOMAN IS THE NIGGER OF WORLD!!! THINK ABOUT THIS".

Füße und Gedanken wandern weiter. Wie viele böse, weiße, alte Männer haben diese Bollwerke ersonnen und bauen lassen?



Über allem flattert die Staatsflagge.



AUX SOLDATS DE MARINS MORTS POUR LA PATRIE



Es geht immer im Kreis. Das Töchterchen reitet begeistert auf dem Karussellpferdchen, welches ein Mechanismus hebt und senkt.



Das Riesenrad hinter dem Hafen ist eine andere Art von Karussell.



Immer wieder blinzeln Sonnenstrahlen durch die Wolken, die starker Wind über den Himmel jagt. Je näher man dem Zentrum kommt, umso mehr Menschen bevölkern die Straßen und zahlreiche Restaurants. Hier am Rand ist noch weniger los wie in der BAR CREPERIE DU VIEUX PORT.



Mich lockt nicht der Gang durch das Stadttor, um Altstadtgassen zu erforschen.



Erstmal ist der Weg an der Mole durch die Fußgängerzone interessanter.



Die Sonne setzt den Turm gerade ins rechte Licht.





Mit dem Fahrrad kommt man fast überall hin und durch. Doch für Wohnmobile ist auf dem Parkplatz kein Platz.



Ebbe



Meer und Stadt bieten faszinierende Bilder.




Es war einmal: Die "wehrhafte Festung Europa".




Voller Tatendrang soll ein Ausflug am zweiten Tag vom Camp in Aytré vielleicht sogar ins 30 Kilometer entfernte Rochefort gehen.



Schwarze Wolken häufen sich.



Der gewaltige Einkaufstempel versorgt mich morgens noch mit Lebensmitteln. Die Bio-Eier kosten 60 Cents das Stück, Äpfel wie Apfelsinen werden nach Gewicht verkauft. Ein Apfel oder eine Apfelsine kosten jeweils etwa 80 Cents.


Anfangs ließ das Wetter auf Besserung hoffen.



Der Radweg Vélodyssée ist wunderbar ausgebaut. Mal erfreuen mich wunderbare Ausblicke auf das Meer, dann wieder in den Ortsdurchfahrten alte Villen und Kirchen. Leider rotten sich schwarze Wolken immer dichter zusammen, die dann eine gewaltige Regenflut auf mich nieder prasseln lassen.



Der Regen wird unerträglich. Auch wenn Plastikponcho und eine Plastikhose mich nahezu wasserdicht verpackt haben, will der Körper nur noch ins warme Auto. Ein Gefühl, als wolle Don Quijote in seiner Plastikrüstung mit Rosinante gegen den Regen kämpfen. Der Kampf geht verloren - was sonst? Mehr als 25 Kilometer waren nicht drin. Der Körper revanchiert sich für diese Zumutung mit Kopf- und Magenschmerzen.


Nantes



Nächster Tag: Neues Spiel, neues Glück. Die 150 Kilometer von La Rochelle sollten auch ohne die teuren Autobahngebühren zu schaffen sein.



Die Fahrt über die Landstraße belohnt mich mit Kaffee, der für zwei Euro gut schmeckt im Gegensatz zum Autobahnautomatenkaffee von StarBucks für 3,80 Euro. Auch gibt es ein frisches Baguette, das allerdings schon am Nachmittag schlapp schmeckt.



Das Kilo Spargel vom Erzeuger für neun Euro bereichert in den nächsten beiden Tage meine häusliche Küche.



Es regnet bei meiner Ankunft auf dem Camp in Nantes Hunde und Katzen. Der angewiesene Platz erlaubt keinen SAT-Empfang, der Wechsel auf einen Platz mit Empfang erlaubt die Dame nicht von der Rezeption. Zum Glück ist WiFi so stark, dass zumindest DLF mir Nachrichten bringt.  Der Platz plündert mit 41,60 Euro pro Nacht meine Reisekasse. Doch das Wichtigste ist Ruhe und besseres Wetter.




Samstag ist so ein sonniger Glückstag, der mir erstmalig die Wunder von Nantes zeigt. Zuerst begrüßt mich Charles de Gaulle (1890 - 1970) auf meiner Radrundfahrt.



Die Empfangsdame mit den faszinierenden blauen Augen hat mir auf der Karte von Nantes wichtige Sehenswürdigkeiten angezeigt, die mich zuerst zur Kathedrale führen.



Schon um 8.30 Uhr nach dem Frühstück und dem Gruß für de Gaulle bekommt die Kathedrale meine gebührende Aufmerksamkeit. Der Bau begann 1434, zog sich über Jahrhunderte hin, wurde während der französischen Revolution als Pferdestall missbraucht und 1891 vollendet.





Die aufregende Fußgängerzone der Altstadt ist um diese frühe Morgenstunde noch unbelebt.



Erste Frühaufsteher genießen ihren Morgenkaffee, ein Lieferwagen versorgt ein Geschäft.




Vor den GALERIES LAFAYETTE hat es sich der erste Bettler mit seinem Hund bequem gemacht. Er wird noch am Nachmittag dort sitzen, allerdings auf der besonnten Seite der Straße.




Ob die junge Dame im kurzen Rock mit soviel nacktem Bein nicht friert? Mich schützen immerhin zwei Hemden, eine Weste und vier Jacken.



Wie mich meine Liebste daheim immer wieder mit neuen Sätzen und Ansichten überrascht so sind neue Stadtansichten für mich ebenso neu und aufregend.




Dem Krankenhauskomplex mit der Aufschrift HOTEL DIEU möchte man lieber aus der Ferne sehen. DIEU heisst Gott.



Als nächstes Ziel hat mir die Empfangsdame die MACHINES DE L'ILE auf der Karte eingekreist.  Dahin geht es über einen Seitenarm der Loire namens "Bras de la Madeleine".





Diese "Maschinen der Insel" wie der mönströse Elefant werden von verschiedenen Motoren angetrieben, fahren, trampeln - was auch immer.



Vermutlich lassen sich Menschen in den Körben unter diesem lustigen Vogel drehen. Doch das Antriebsgestänge sieht ziemlich rostig aus, vielleicht braucht die Maschine eine Reparatur.



Wie für Buntschlandland Gendertoiletten einzigartig so sind für Frankreich diese Urinoir einzigartig. Ohne das Rad abschließen zu müssen, hat man alles im Blick. Überhaupt eignet sich der Platz bei den Palmen mit Bänken, Urinoir und Papierkorb bestens für meine ruhige Brotzeit. Doch dafür ist es noch zu früh.



Eine Stadt, die sich Kathedrale, Straßenbahn, Spass-Maschinen und Galeries Lafayette leisten kann, bespasst die Kinder mit diesem CARROUSEL MONDES DES MARINS.




Mein Weg zum GARE MARITIME führt an einer Pflanzenstraße vorbei.



Während sich in den Kübel allerlei Gewächs breit macht, wartet das Kriegsschiffe ein paar Meter weiter in der Loire auf den Einsatzbefehl.



Die Dame am Empfang hat mir das Schiff vom GARE MARITIME über die Loire empfohlen, wobei die Überfahrt 1,70 kostet. Nachdem mir die Maschine mein Geld abgenommen und ein Ticket ausgedruckt hat, belehrt mich eine andere junge Dame, dass am Wochenende die Überfaht "gratuit" - also frei - sei.





Der Verlust von 1,70 Euro lässt sich verschmerzen. Der Umstieg auf einen anderen Verkehrsträger als auf Auto und Fahrrad auf ein Schiff ist immer ein glückliches Gefühl.





Der Blick vom Wasser auf das Land gibt zudem immer andere und neue Eindrücke als umkehrt der Blick vom Land auf das Wasser.



Derweil das Boot über das Wassser gleitet, träumt der Autor von einem Schloß an  der Loire - und sei es nur eine vergleichsweise bescheidene Villa mit Türmchen und Rundbogenfenstern.



Doch für das arme, einfache Volk, welches auch nach Frankreich aus allen Herren Ländern einfällt, bauen verantwortungsvolle Bürger auch neue Wohnanlagen, die dann oft genug als Ghettos mit schwierigen Verhältnisen  berüchtigt sind.



Die Empfangsdame hatte mir das ehemalige Fischerdorf auf der andere Seite der Loire empfohlen, welches TRENTEMOULTES heisst.



Doch mir steht nicht der Sinn nach Ausflugsgastronomie mit vielen Menschen sondern nach einer Radfahrt ins Grüne und Blaue. Vermutlich wird das vor mir radelnde Paar schon wissen, wo es schön ist.




In Gesprächen erklären sie mir, dass der ausgewiesene Radweg in einen schönen Ort an der Loire namens Le Pellerin führe.



Der Radweg erfüllt alle meine Erwartungen. Nur an ganz wenigen Stellen müssen Radfahrer die Strecke mit Auto teilen, aber auch das sind nur winzig Dorfstraßen, wo mir höchstens ein, zwei Autos begegnet sind.



Mit der Bekanntgabe des Fahrziels Le Pellerin weiß Google Maps auch mir die verbleibenden Kilometer anzuzeigen, was wichtig für das Batteriemanagement ist.



Nantes mit seinen Bauten, der Loire, den Geschäften ist aufregend und wunderschön, beinahe noch schöner ist draußen zwanzig, dreißig Kilomter auf dem Land.



Wichtiger Punkt zur Orientierung ist dieser rosa blühende Baum.



An schattigen Stellen ist der Weg noch schlüpfrig von den vergangenen Regentagen. Das ist nicht ungefährlich für Radfahrer, die dort leicht schleudern.



Sechs Kilometer vor Le Pellerin bietet der einsame Rastplatz die ideale Idylle für meine Brotzeit. Besser altes französchische Weißbrot als gar kein Brot. Der Käse schmeckt immer und die Madras-Paste würzt das Brot. Für das gekochte Ei ist Salz in meinem Rucksack und ein Alk freies Bier rundet die Sache ab.



Was für eine verzauberte Schönheit im Seitenarm wartet hier darauf, dass ein tüchtiger Restaurator sie wach küsst?



Äh - Le Pellerin? Was soll hier los sein?




Wie nach dem Ende der muslimischen Besatzung mit der Reconquista in ziemlich gleichem Zeitraum etwa 200 Kathedralen sich über Spanien und Frankreich ausgebreitet haben, so hat sich jeder Ort auch seine Kirche geleistet - so auch Le Pellerin.



Mich interessieren mehr leibliche als geistige Genüsse. So hält mich der Markt in seinem Bann. Ein Bäcker verkauft mir ein Stück Brot mit vier, fünf Keksen für 9,36 Euro.



Auch warme Gerichte schleppen hungrige Marktbesucher in Aluschalen heim. Doch auf mich wartet daheim der frische Spargel von gestern - direkt vom Erzeuger.



So gut mir alles schmeckt, was aus dem Meer und dem Wasser kommt, doch beim Anblick dieser gemarterten Kurstentiere vergeht mir der Appetit.





So lieb mir ein Kaffee gewesen wäre, das CENTRAL CAFE hat für mich als Don Quijote mit seiner Rosinante keinen Platz.



Auch was es auf der anderen Seite der Loire zu sehen gibt, bleibt mir verborgen. Wolken ziehen auf, Akku leert sich, Zeit zur Rückfahrt.



Irgendein ein HOTEL DE VILLE an irgendeinem Dorf auf der Rückfahrt, wie stets und überall mit LIBERTE EGALITE FRATERNITE  und wie zumeist bestens aufgeräumt, sauber und übersichtlich.





Zurück geht es nicht mit dem liebenswerten Kahn über die Loire sondern an Einfallstraßen über große Brücken - hier mit dem Blick auf den Neubaubezirk.



Die Bautafel gibt bekannt: Nouveau quartier République 1300 arbes plantes 5 ha 2000 nouveaux logements Des bureaux pour 4000 salariés. Ob sich ein groß Teil stark oder maximal pigmentierter Neubürger dort unterbringen lassen?



Das Wetter hat sich gut gehalten. Der stark geblähte Windsack zeigt die Böen. Doch Wind, selbst wenn er mir entgegen weht, überwindet die Akku-Kraft, schlimmer ist Regen.



Mehr Jung als Alt ist auf den Straßen. Samstag nachmittag in der großen Stadt Nantes. Die Menschen sind in Feierlaune.



Weiber - auch barbusige - posieren als Brunnenfiguren, Kinder gleich dabei. Junge Damen auf den Brunnenstufen warten auf das, was kommt.



Die Sonne setzt diese Kirche gerade richtig ins Bild.



Das Fachwerkhaus mit den roten Balken ist Kaffee und Restaurant.



Die Uhr in dem verspielten Turm zeigt 15.15 an. Zeit heim zu kommen, die Fahrt war lang und weit.



GALERIES LAFAYETTE sonnt sich am Nachmittag. Wo morgens der Bettler saß, hat sich jetzt eine Dame niedergelassen mit ihrem Schild, das ihr Schicksal als Obdachlose beklagt.



Das CHATEAU DES DUCS DE BRETAGNE diente schon als Titelbild. Im nächsten Stadtdurchgang stände dann an, die musealen Schätze im Innern zu besichtigen.



Auch die Kathedrale präsentiert sich im Sonnenlicht wie die GALERIES LAFAYETTE.



Es wäre der richtige Augenblick sich im Kirchenschiff von der Lichtflut bezaubern zu lassen. Doch der ermüdete Chronist bleibt bei Äußerlichkeiten.



Jetzt verschafft die Maschine mutigen Menschen Körpersensationen, welche die Kurbelarme als festgeschnallte Opfer in ihren Sitzen durch die Luft kreisen lässt.



Hier vom Petit Port, dem kleinen Hafen, sind es nur noch wenige Kilometer nach "Haus".




Don Quijote hat sich bald vier Stunden dem Rad Rosinante vergnügt und dabei mit etwa 60 Bildern seine Geschichte erzählt.






Da diese Blogs meine Reiseaktivitäten protokollieren, sind seit Juni 2022 in La Rochelle mittlerweile sechseinhalbtausend Kilometer "ab-geradelt".




Wie mein Blog vom 18. Juni 2022 dokumentiert, hat mir damals die Hitze von bald 40 Grad Celsius schwer zugesetzt.





Jetzt schützt mich Winterkleidung vor der Kälte, dem Fahrtwind. Die Heizung läuft schon am Nachmittag.




Diese sonnigen Tage in Nantes sind ein großes Geschenk, auch wenn mein Platz unter Bäumen kein SAT-TV ermöglicht.



Mein lieber Bruder Uli hat in vier Tagen 2600 Kilometer auf seinem alten Hymer abgespult und sich, seinen Mitfahrer und das Auto heil heim gebracht. Sein Blog zeigt mehr davon.

Sollte es mich noch einen Sonnentag länger in Nantes halten, erzählt mein Blog davon nächsten Samstag. Für heute ist


genug getan.

1 Kommentar:

Tomaten Michel hat gesagt…

Der Blog mit dem Teil der planierten Rad-Autobahnen im "outback" von Frankreich, erinnert mich an meine letzten Fahrradtouren im Schwarzwald.
Noch waren dort so gut wie keine "E-Rad-Autobahnen" vorhanden. Trotzdem fanden sich auf über 900 Meter über NN schon die ersten Fahrradabenteurer mit Hilfsmotor.
Damals noch mit der schwitzenden Mehrheit der Fahhradstrampler diese Höhen mühselig aber glücklich bewältigt, blickten wir uns in der Runde angesichts des einzelnen, kaum schwer atmenden E-Radsportler schon verdutzt an. 😀
Pferde könnten damals aber auch noch die nicht asphaltierten Wege benutzen. Ob es zwischenzeitlich dort auch so wie auf dem von Dir in Frankreich bebilderten Teilstück aussieht, weiß ich als Exilant leider nicht.

Wie auch immer, die neue grüne batterie-betriebene Lebensart mit vegetarischem Einschlag, entfernt sich zunehmend von meiner einst so genossenen Lebenswirklichkeit.