01 April 2023

Leon in Kastilien, Gijon in Asturien, Trinkwasserpumpentausch, Freunde



In drei Wochen reist man geruhsam etwa 900 Kilometer von der portugiesischen zur spanischen Atlantikküste. Auch wenn die Trinkwasserpumpe leckte, auch wenn das Thermometer einmal minus sieben Grad Celsius anzeigte, auch wenn Kopfweh mir den Magen umdrehte, es ist eine wunderbare Zeit, eine Zeit voller Wunder. Das Titelbild zeigt die Kathedrale in Leon im Morgenlicht.



In Spanien kam nach Salamanca und Tordesillas in Cubillas de Sante Maria meine fünfte Nacht - direkt an der Autobahn.

Cubillas de Santa Maria, Duenas





 Es waren nur 50 Kilometer von Tordesillas nach Cubillas de Sante Maria, doch Kopfweh hinderte mich daran, den Stress in einem Centre Commerciale bei Valladolid auf mich zu nehmen, um Proviant aufzufüllen. Zum Glück war mein Platz im hinteren Teil des Camps ruhig.



Um Proviant zu kaufen, musste mich der nächste Lebensmittelladen zehn Kilometer weiter in Duenas versorgen. Ein holpriger, steiniger Feldweg am Canal de Castillo bringt mich nach Duenas.



Kopfweh werden eher stärker als besser bei der rumpeligen Radfahrt, doch der Laden lässt sich kurz vor Betriebsschuß noch erreichen.



Köstliche Augenblicke rauschen durch das Gedächtnis und werden von kommenden, kostbaren Augenblicken überschrieben. Mein Blog speichert Erinnerungen wie Klaus oder mein Bruder in ihren Blogs und tausende Reisende mehr.



Das spanische Bürgermeisteramt in Duenas zeigt stolz wie andere Ämter die spanische Flagge.



Auch wenn Einkäufe im Rucksack und in der Tasche am Lenker die Rückfahrt erschweren, auch wenn Kopfweh mich plagt, der kostbare Augenblick fängt die Frühlingsstimmung ein und kommt nie wieder.



Don Quijote mit dem Rad Rosinante fühlt sich im spanischen Hochland, 800 Meter über dem Meer mit ständig pfeifendem Wind etwas verloren, wie diese Geschichte erzählt.



Das Rad Rosinante hatte vor dem Jahreswechsel in Sevilla 13.000 Kilometer auf dem Tacho. Vier Monate sind derweil vergangen - 2000 Kilometer über manchmal harte, steile, steinige oder sandige Wege.



Wein-, Obst- und Getreidefelder soweit das Auge reicht. Würde man den Alkoholismus bekämpfen, würde die Landwirtschaft leiden. Edelstahlfässer groß wie Tankwagen stehen an Weingütern. Verwirrende Zeitumstellungen: Von Portugal muss man in Spanien die Uhr eine Stunde zurück stellen, an diesem Sonntag muss man die Uhr wegen der Zeitumstellung wieder eine Stunde vorstellen.


Knuffige Kommentare, von Freunden, Bruder Uli und der 100jährigen Tante

Freund NST im Forum DGF meint, dass "Sammelwut" eine Leidenschaft sei, die Leiden schaffe.


Da sich jeder nur in seinem eigenen Kopf, seiner eigenen Erlebniswelt - wenn überhaupt - zurecht findet, sind meine Leiden eingepreist. Dann fordert der Körper mit Kopfweh und einem umgedrehten Magen einen schmerzhaften Reset. Mit zehn, elf Stunden Schlaf geht es dann wieder mit frischen Kräften fröhlich ans Werk, auf Wegen zur Freiheit, fort aus der Knechtschaft der Buchstaben, der Ideen, Ideologien, Imaginationen und Illusionen in und durch die Welt mit all ihren drei, vier und mehr Dimensionen.


Freund Wolfgang fliegt meist um diese Zeit für mindestens einen Monat nach Phuket in Thailand.


Seine alten Kollegen aus dem Job haben sich in Phuket stattliche Häuser bauen lassen und feiern ihren Ruhestand.


Menschen aus dieser Kaste schwelgen hier wie dort in herrschaftlichem Luxus.


Daheim "spendet" Wolfgang dann wieder in regelmäßigen Abständen Leserbriefe seiner Tageszeitung.

Ein anderer Freund, der 80 Jahre und eine Krankheit hinter sich gebracht hat, lässt mich lachen.
Hi alter Straßenköter, wird Zeit, daß du wieder heimkommst. Wirst langsam von der langen Absence etwas wunderlich (Frage: geht das noch?). Aber herzlichen Dank für die schönen Bilder mit Berichten unterlegt, oder warens Berichte mit Bildern unterlegt? Ist auch egal, war immer bei dir, weil wie du weißt, ich diese Art zu reisen schätze u ja auch selbst praktiziere, senn auch auf andere Art u halt kürzer. Aber diesmal wirst du zuhause nicht mehr eingelassen, weil man (Frau) dich nicht mehr kennt bzw erkennt. Selber Schuld. Ja wo bist du jetzt genau? Ich bin noch in Mottaret, das ist unweit von Albertville u mache mich je nach Wetter Sa 1.4. oder schon Fr. auf den Weg über Annecey, Genf, Bern, Zürich, Winterthur u Bregenz nach xxx. Ev schau ich mir unterwegs noch Mobile an. So schnell wirst du das in deinem Alter( haha, lach) wohl nicht schaffen, daß wir uns unterwegs treffe?!! Weiß auch deine Routenplanung nicht. Jedenfalls nochmal tsd Dank für dein Schaffen u weiter gute Fahrt. Hier übrigens solls Wetter die ganze Wo schlecht sein, nicht gut für skifahrende Greise. LG R



Herrlich! Man möchte meinen, "alte Leute wissen schon", ihre Illusionen ins Bild zu setzen. Freund "Anonymous" diagnostiziert den letzten Blog auf seine einfühlsame, freundliche Art - wie schon häufiger.



Lieber Anonymous,
Deine Kommentare als treuer und aufmerksamer Leser freuen mich. Sollte Dich das Leben zum Einen selbst reisen lassen, zudem an Alter und Erfahrung gewinnen lassen, wobei Körper und Geist an Kraft verlieren, mögen Dir leidvolle Erlebnisse im Gedränge erspart bleiben.

So klaute jemand gerade im zivilisierten Zürich meiner Freundin Christel beim Einstieg in einen Bus ihren Geldbeutel mit allen Papieren. Auch meine Geschichte "Granada Geist greift Geldbeutel" beruht auf dieser bösen Erfahrung.



Etwa die gleiche Entfernung meiner Reise von der portugisieschen zur spanischen Atlantikküste spult eine alte Freundin mit ihrem Mann an einem Wochenende ab - von München nach Friesland zum Fischbrötchen-Essen. Gekonnt wählt sie das Motiv aus mit dem Schild "Kein Wohnmobil".


Klaus dieselt weiter durch Argentinien und rastet im Schatten von Kakteen.



Bruder Uli hat gerade seinen dritten Bilder-Blog aus Marokko veröffentlicht. Sie haben dort 35 Grad, bewegen sich deshalb langsam und bleiben möglichst im Schatten.



Mittlerweile ist Uli in Chefchouen angelangt und hat bald die große Marokko-Runde geschafft. Mir unbegreiflich, wie man bald 3000 Kilometer "schrubben" kann in knapp zwei Wochen.




Mein liebes Tantchen ist als Lehrerin mit 50 Jahren bei vollen Pensionsbezügen aus dem Hamsterrad ausgeschieden.  Sie hat es ruhig angehen lassen. Jetzt sieht sie gelassen im Seniorenheim ihrem 100 Geburtstag am 20. Mai entgegen. Bis zu dem Datum sollte es mir gelingen, dort anzukommen.

Daheim über unserem Haus rasieren schwere Maschinen große Wege in den Eichwald. Wofür?


Diese wie andere Nachrichten aus der kalten Heimat lassen mich frösteln. Meine Frau hat sich das "Geholze" im Eichwald drei Stunden lang mit der Führung eines Forstamtmeister Roland Kaiser aus Erfurt angetan. Es sähe schlimm aus, erzählt sie mir. Etwa 50 ausgeholzte Bäume liegen dort rum. Die 150 oder 200 Jahre alten Douglasien, die schon im Sommer dort lagen, verrotten am Weg. Doch das Reisen hält mich zu beschäftigt, um mich mit Politixs abzugeben.

Künstler und Meditationsmeister Chetan in München verkauft seine Werke, siehe Webseite im Bild.



Freund Haha ist weiterhin respektlos, geradezu flegelhaft mir gegenüber. Zur Strafe ist ihm schon angedroht, wenn sich sein Verhalten nicht bessert, wird er mich auf seinem Begräbnis nicht sehen. Genug der alten Freunde - doch HaHa hat noch ein Gedicht nachzutragen



       Ziel Zilles '23

Freund Hein, ick hör dir trapsn,
ick spür's in den Sünapsn,
dett Leehm, dett schwindet pö a pö,
ick leech den Hobel hin, adjö.

Mir wird dett langsam viel zu ville,
ick bin am liebsten nur noch knülle,
denn spür'ck den Arsch auf Grundeis nich,
dett bisschn Leehm nur: euch und mich.

Macht lezznens mir nich Probleme,
mir Schmerzen Hals und Kopp und Beene,
ick kannichmehr in dem Verein
noch einer von den euern sein.

Ed iss genuch mit Politicken,
mit Weiberkram und Weltreinbicken,
mir steht dett Wasser bis zum Hals,
ick will nich mehr, ick grüß euch als

der Mann, der, damals ohne Nerven,
dett janze mag nich mehr verschärfen,
da soll Freund Hein aus meiner Not
mir jeben denn den gnädjen Tod..



Höchstens noch meinem lieben Hans-Peter gedacht, der ähnlich wie Don Quijote gegen die Windmühlenflügel von Impfwahn und Zensur kämpft. Was soll das alles? Zum Glück geht es vorerst in Spanien weiter.



Sahagun

Meine Fahrt geht von Cubillas de Sante Maria nach Nord-Osten, Richtung Meer und Heimat.


Statt von Cubillas de Santa Maria im 100 Kilometer entfernten Burgos ein sicheres und schon bekanntes Camp anzufahren, verführt mich das Buch "CAMPINGS Espana - Portugal - Andorra 2023" eine Strecke nach Norden ans Meer zu wählen. Die Angabe zum Camp in Sahagun PEDRO PONCE ab dem 1.3. geöffnet stimmt leider nicht.



Dafür gibt es in Sahagun fröhliche Frühlingsimpressionen. Mein Frau daheim erzählt von andauerndem Regen auf die aufblühenden Forsythien.



Die Brücke uber den Fluß Cea hält zwar nicht ewig, hat aber länger gehalten als die Autobahnbrücken der A45 von Dortmund nach Frankfurt, der Sauerlandlinie.



Mir war die Reiselust nach 100 Kilometern vergangen. Der Wirt in Sahagun verkauft mir zum Kaffee eine köstliche Tarta mit Pilzen und scharfen Gewürzen.



Außer mir scheinen kaum andere Pilger auf dem Weg zu sein. Ob daher das Camp Municipal in Sahagun geschlossen hat?


Immerhin entspannt mich der kleine Spaziergang durch Sahagun und stärkt mich für weitere Kilometer.



In Sahagun lassen sich einige schöne Impressionen einfangen. So beeindruckt beispielsweise der scharfe Kontrast von Licht und Schatten.



Der Zahn der Zeit hat alten Mauern ihr Dach, ihren Sinn genommen. Doch der Kirchturm hat sich wacker gehalten.


Auch wenn das Camp Municipal entgegen den Angaben im Buch geschlossen ist, bleibt mir der Ort in guter Erinnerung. Wetter, Bauwerke, Frühlingsblüte und das kleine Restaurant wiegen den Mangel auf.

Nach den Erfahrungen zwischen Buchangaben und Wirklichkeit lassen mich das Camp SANTA CATALINA in La Vecilla de Curueno antelefoniert, laut Buch VECHAS DE APERTURA steht dort: TODO EL ANO. "Nein", muss man die spanische Auskunft entschlüssen, "geschlossen".



Irgendwo wird mich ein Ort mit Strom und Wasser versorgen. Diese Ort Cea, gleichen Namens wie der Fluß, lässt mich erstmal die Burg hinter dem hohen Haus bewundern. Hätten die Störche auf dem Dach nicht geklappert, wären sie mir nicht aufgefallen.



In Cea bezahlen Menschen ihr Leben mit Arbeit auf dem Acker, mit Viehzucht und mit Dienstleistungen.


Almanza



Gerad 20 Kilometer weiter lässt mich der Anblick dieses Kirchleins meinen Dreieinhalb-Tonner parken. Die Schnee bedeckten Berge liegen schon zum Greifen nah.



Seit Jahrzehnten haben mich alte Steine und junge Mädchen begeistert, jetzt schlägt mein Herz nurmehr für alte Steine und meine Liebste daheim. In diesem Turm steht der Sessel, auf dem der Selbstauslöser mich fotografierte.



Sonntag nachmittag ist in Almanza kein Mensch unterwegs.



Neben dem Sonnenschein, dem schmucken Kirchturm, dem Sessel im Burgturm und diesen Mauern wirbt Almanza mit einem Stellplatz für Wohnmobile.



Und wirklich! Hier lädt Almanza ein zu verweilen. Strom, Wasser und Müllentsorgung - alles ist frei. Hier kann man sein, hier kann man bleiben.


Die Trinkwasserpumpe leckt.





Der Sonntagabend vergeht mit Recherchen im Internet, um eine Werkstatt zum Austausch der Pumpe zu finden. Eine Ersatzpumpe ist an Bord.



Die Werkstatt CamperLeon liegt 58 Kilometer weiter westlich. Nach schlafloser Nacht liegt das stille, dörfliche Almanza bei minus zwei Grad Celsius im Morgengrauen hinter mir. In der etwa 1000 Meter hohen Berglandschaft zeigt das Thermometer im Cockpit als tiefste Temperatur minus sieben Grad Celsius an.




Der Meister scheint in der Werkstatt geschlafen zu haben, als er um 8.30 Uhr in der Früh mir die Tür zur Werkstatt öffnet. Er baut meine mitgeführte Ersatzpumpe ein. Doch diese ist zwar dicht, pumpt aber nicht. Der Meister verspricht, eine andere, neue Pumpe zu beschaffen und wird mich anrufen, wenn er Ersatz beschafft hat. Zu allem Überfluß baut er wieder die undichte Pumpe an.



Am späten Nachmittag ruft der Meister an, gegen 17.30 Uhr steht mein Fahrzeug wieder vor der Werkstatt "camperleon.com".


Dieses MAN-Dickschiff baut eine Mannschaft in ein hochwertiges, großräumiges Reisefahrzeug um.



Das ist die neue 80-Euro-Pumpe. Das alte Gerät hat tausende Liter Wasser in den letzten 13 Jahren gepumpt.


León




Ohne Wasserhahn wird Waschen beschwerlich. Aus mitgeführten Wasserflaschen kann man sich nur eine Hand waschen, weil die andere Hand Wasser aus der Flasche schüttet. Der Stellplatz liegt zentral in Leon, kostet nichts, hat keinen Strom und keine Sanitäranlage.



Mit bedrückten Gefühlen über den wenig komfortablen Platz an der lauten Straße, über fehlende Wasserversorgung im Wagen, schlufft der Reisende durch die steigende Hitze.



Gegenüber dem Stellplatz liegt hinter dem Großparkplatz das Einkaufszentrum. Getränke und Lebensmittel lassen sich von dort leicht zum Auto schleppen. Der Friseur schneidet mir die zu Berge stehenden Haare.



Vom kostenlosen Stellplatz ist die Kathedrale fußläufig zu erreichen. In der "Junta de Castila y León" verwalten Angestellte die Belange der Bürger.



Zwischen Neubauten und Autos ragt eine Kirche älteren Baujahrs aus dem Stadtgewühl.



Museal ragt ein alter Ladekran ins Bild, vermutlich Teil einer stillgelegten Bahnanlage.


Der obligatorische Kriegsheld hält seine Fahne im Wind. Zumindest macht die Krone auf seinem Haupt den Landeplatz für Tauben ungemütlicher.



Nach der schlaflosen Nacht im kalten Almanza, nach dem Stress mit der Pumpe schleppt sich der Chronist langsam durch die Fußgängerzone, wo keine Autos nerven.



Ein knallblauer Himmel spannt sich über Leon. Das Haus mit repräsentativem Treppenzugang zum Rundbogen Tor stellt auf dem Balkon die spanische Flagge aus. Im Türmchen hängt eine Glocke.



Hinter dem Torbogen wuselt der Verkehrslärm der Neustadt. In der Altstadt lässt sich bei gemächlichem Gang Sonne und Stille genießen.



Der Platz vor der Kathedrale beeindruckt Besucher wie die wunderbare gotische Kathedrale.



Gut, dass der Torwächter um 14.00 Uhr das Bauwerk für Besucher schließt und erst um 16.00 Uhr wieder öffnet. So verschiebt sich meine Besichtung auf den nächsten Morgen. Nach geruhsamer Pause im Kaffee vor der Kathedrale schleicht der Chronist durch die sich aufheizende Stadt zurück zum lauten Stellplatz.




Zwar sind es milde 21 Grad, doch genau wie mein Bruder im 35 Grad heißen Marokko schreiten wir hier wie dort kraftsparend im Schatten langsam unserer Wege.



Instinktiv leitet der innere Kompass durch das Gewühl der Altstadtgassen heim ins Auto.



Überall laden Bänke zum Rasten. Während die eindrucksvolle Haustür mit den beiden Löwen darüber wie die junge Dame auf mich wirken, plaudert meine Frau von daheim mit mir. Das gibt Kraft, das baut auf.



Die Zeit vergeht wie im Flug, wenn diese Wunder wirken.



Ragt hier ein steiler Zahn aus einem Motorblock oder gibt es eine andere Erklärung für die Installation?



Vorbei mit der ruhigen, autofreien Zone nähert man sich dem Stellplatz. Am zweiten Balkon des Plattenbaus hängt ein gelbes, großes Schild "Vende". Möchte man da wohnen?


"Daheim" in León


Am Auto kommt der Anruf, dass die neue Pumpe da sei. Geschwind zur Werkstatt gefahren, geschwind erfolgt der Einbau und dann geht es zum Camp Ciudad de León.



Hurra, der Wasserhahn läuft wieder! Allein auf dem Camp mit freier Sicht der SAT-Antenne, mit einem Baum für das Rad-Rosinante anzuschließen, Sanitäranlagen mit heißem Wasser und Dusche, mit zwitschernden Vögeln.



Abends kommt noch eine junge Familie im Lieferwagen, baut ihr Zelt auf. Morgens sitzen Eltern mit ihren beiden Kindern auf dem Asphalt und frühstücken, bauen schnell ihr Zelt ab und sind weg. Der große schwarze Schnauzer des Nachbarn mit Wohnwagen bellt und knurrt ab und an. Später hat er sich an mich gewöhnt und bleibt still.




Meine Rad-Rosinante fährt mich vom Camp Ciudad de Leon kreuz und quer durch die Altstadt zur Kathedrale, noch einmal zur Werkstatt Camper León und dann heim zur Stille am Schreibtisch, zum Essen, zur Dusche, zur Ruhe. Doch nun zu dieser wunderbaren Tagestour.




Das Camp liegt etwa 180 Meter höher als die Kathedrale im Zentrum. So geht es in sausender Fahrt auf großen Einfallstraße mitten in die Stadt. Wo ein altes Kirchlein zwischen modernen Hochhäusern steht, ist es mir ein Bild wert.



Es überrascht regelrecht, wenn man noch alten Hausbestand sieht.



In der Altstadt herrscht Ruhe. Mama holt aus der Garage den Kinderwagen für ihre Kleine.



Bei meiner Kamera ist mir immer noch schwer verständlich, warum entweder die Laterne schief und das Haus gerade steht, oder die Laterne steht gerade, dann steht das Haus schief.



Die Gassen der Altstadt sind so eng, dass es kaum möglich ist, die Kirche im ganzen auf das Bild zu bringen.



Ob es zu früh ist, dass einige Geschäfte noch geschlossen sind?  Am frühen Vormittag beleuchtet die Sonne die Kathedrale von der Südseite, wie das Titelbild zeigt.



Wieder ist es ein beglückendes Erlebnis, die lichtdurchflutete Kathedrale besuchen zu dürfen. Eine App auf dem Smartphone berichtet in sechs Kapiteln von der Geschichte des Bauwerks und den Kunstwerken.



In nur 50 Jahren haben gerade einmal 5000 Einwohner von León dieses mächtige Bauwerk im dreizehnten Jahrhundert geschaffen, wie Wiki ausführt:

Die Hauptbauzeit der ca. 90 m langen und 30 m breiten Kathedrale liegt zwischen den Jahren 1255 (oder kurz vor 1255) und 1302





Die Fenster sind aus dem Mittelalter, obgleich sie während einer aufwändigen Restaurierung herausgenommen, verpackt und wieder eingebaut waren.



Nach der Radfahrt wird mir kalt im Gebäude. Bei einem Kaffee auf dem Kirchplatz im Sonnenschein lässt sich neue Kraft tanken, um in einem zweiten Durchgang weitere Einzelheiten zu erforschen.








Überwältigt von all den Eindrücken geht es weiter durch die wunderbare Altstadt.



Dies Geschäftshaus hat der Architekt Antoni Gaudi entworfen und wurde 1892 gebaut.



Am zweiten Tag ist mir León schon recht vertraut. Die App Google Maps auf dem Smartphone führt mich noch einmal zur Werkstatt Camper León. Meister Jardin hatte mir zwar den Preis der Pumpe von 80,00 Euro auf einen Karton geschrieben, nicht aber gesagt, wieviel er für seine Arbeit wolle. Meine 20 Euro für den Einbau schien mir zu gering. So bekam er heute noch einmal 20 Euro. Er war sehr erstaunt und erfreut.



Der Rückweg ist schnell geschafft. Google Maps bietet mir wieder einen steilen, ungepflasterten Waldweg zum Camp an. Doch mir ist die Straße nach den Erfahrungen mit solchen Wegen lieber.



Man beachte die zugemauerten Fensterhöhlen im Erdgeschoß. Zwar stehen schon Fernsehantennen auf dem Haus, doch Bewohner finden dort kein Heim.


"Sammelwut" beseligender Momente in Gijón


Wer im "Nirwana" in beständiger Glückseligkeit lebt, mag selig vor einer kahlen Wand sinnieren. Mich erquickt nach des Tages Mühen wohlverdienter Schlaf.



Meine erste "spanische Woche" endet in Gijón. Das herrliche Stück Autobahn von León nach Gijón für 14,30 Euro belohnte mich mit kurviger Fahrt durch Berge, deren Gipfel noch Schnee bedeckte.



Der kalte Wind in der Höhe von 1200 Meter rüttelt am Auto. Die letzten Schneereste schmelzen. Die Bäume bilden frisches Grün.




Talsperren in den Bergen versorgen Stadt und Land mit dem Lebenselexir Wasser.



Das Camp Municipal von Gijon liegt erholsam und einsam im Grünen außerhalb der Stadt.



Das herrliche Urlaubsgebiet führt von einer Seite in die wunderschöne Bergeinsamkeit, auf der anderen Seite ans Meer und in das große Gijón.



Zwischen Camp und Meer ist dieser Orientierungspunkt nicht zu übersehen.



Radwege erleichtern die Fahrt nach Gijon und ans Meer.




Ein weiterer Orientierungspunkt ist dieser Fußballtempel. Zudem fließt der Bach neben dem Radweg Richtung Meer, hier muss kein Smartphone mir den Weg weisen.




Der Sehnsuchtsort Meer ist erreicht. Nach Fig-da-Foz vor 20 Tagen in Portugal weht hier wieder der laue Meerwind nach den kühlen Tagen in den Höhen von Kastilien.



Die Speisekarte vor dem Bauch erinnert mich an den etwas abgewandelten Spruch: "Religion geht durch den Magen."



Gut ausgeruht geht es am nächsten Tag zu einer ersten 20-Kilometer-Runde vom Camp zur Stadtmitte, zum Hafen. Erster Haltepunkt ist dieser monumentale Kultur- und Studienbetrieb.



Das Bauwerk erinnert in Architektur und Gestaltung an die Franco Gedenkstätte.



Gijón begeistert mich. Die zum Teil vierspurige Küstenstraße vor eindrucksvollen Hochhäusern lässt einen Radweg zwischen den Spuren frei. Erste Badende sind abgehärtet, sich in die Fluten zu stürzen. Das Wasser soll 12 Grad "warm" sein. Allein die Luft am Meer "schmeckt" mir besser als im Inland. Dieser würzige Salzgeruch tut gut.



Die Kilometer lange Promenade um die große Bucht von Gijón endet an dieser Kirche.



Gegenüber der Kirche gibt dieses gemütliche Eigenheim mit den Türmen seinen Bewohnern einen schönen Blick auf das Meer und die Stadt.



Auf verschlungen Pfaden erklimmen Radler und  Fußgänger einen Hügel am Ende der Bucht.



Neben einer alten Militärbastion mit abgebauten Kanonen hat die Stadt dem Hügel dieses geschmackvolle Betonkunstwerk spendiert, unter dem eine junge Dame Platz genommen hat. Der Betrachter blickt auf diese Kunst, die Dame und das Meer.



Vom Hügel erspäht man auf der anderen Seite der Hafenbucht, welche ein Segelboot gerade verlässt, Kraftstofftanks und Kohlehalden.


Wenigsten eine alte Kanone hat man stehen lassen, die seit Jahrhunderten in der salzigen Luft rostet.



Dieser Treppenabgang zur Deichmohle ist meinem Rad-Rosinante verwehrt, doch Don Quijotte radelt reitend mit Umwegen ans Ziel.



Hier verlässt eine Gruppe Jet-Ski-Fahrer den Hafen. Der zweite Mann reitet die Welle, bis ihn der andere wieder aufnimmt und rausschleppt. Davor unterhalten sich zwei alte Männer.



Dies Kunstwerk aus leeren Flaschen sei meinem Freund Haha vorab verehrt, der sich nicht mehr gerührt hat seit Wochen. Erstaunlich dabei ist, dass niemand das Kunstwerk beschädigt, was bei dem verlotternden Prekariat in Buntschlandland undenkbar wäre.



Referenz vor irgendeinem König, dessen Namen zu lesen mich nicht mehr reizt: Wer's wissen will: REX PELAGIUS GEGIONEM VISENTIBUS



Vor dem Namenszug "gijón" versammeln sich Touristen, diesmal spanische Touristen.



Das repräsentative Verwaltungsgebäude liegt im Schatten, die andere Seite vom Plaza Mayor ist weniger beeindruckend.



Meine erste Stadtrundfahrt in Gijón lässt mich an nahezu jedem Winkel, jeder Ecke, jeden neuen Augenblick staunen.



Gijón macht glücklich!



Leider fehlt mir die Zeit - vielleicht auch die Energie - diese wunderbaren Gebäude im Innern zu sehen wie diese alte Fischhalle aus dem Jahr 1928.



Die großen Palmen im Stadtpark zeigen das sehr viel mildere Klima als in den Höhen von Kastilien.



Noch einmal Meeresluft am Nachmittag schnuppern, Häuser an der Strandpromenade und Menschen sehen, die auf Wellen reiten oder im Fluß planschen, der von den Bergen kommt. 



Der Zirkus "Evolution" baut sein Zelt auf. Gijón rüstet sich für Frühlingsfeste.



Der Baum vor den Palmen stützt seine Stämme am Boden ab.



An der Ostseite von Gijon öffnet am 1. 4. 2023 ein zweites Camp für Surfer nah am Meer.  Wind schäumt heute Wellenwasser auf.



Hier muss der Radler auf seinem Weg zwischen den Autospuren anhalten, um abbiegende Autos in Richtung Innenstadt vorbei zu lassen.





Das Kilo Erdbeeren kostet 2,88 Euro. Dafür kann man sie kaum selber pflücken.




Schon wieder nach nur drei Tagen in dem zauberhaften und spannenden Gijón stellt meine Stimmung sich auf Abschied ein. Ein LIDL an diesem Platz versorgt mich für die weitere Fahrt, was im Rucksack Platz findet und mit dem Rad "heim" ins Auto kommt.



Botanischer Garten Gijón





Zum Ausklang ein Ausflug in den Botanischen Atlantischen Garten von Gijón.




Das Bäumchen Buxus sempervirens soll schon 125 Jahre alt sein.




Der ruhige, gepflegte Garten lässt die Woche gut ausklingen.



Pflanzen, Sträucher und Bäumen sehen in dem botanischen Garten nicht anders aus als sonst überall.


Leise plätschert Wasser aus den Schlangenmäulern.



Unter diesem Haus auf Stelzen brüht mir der Automat einne Becher voll Kaffee. Es sind eine Handvoll Menschen in dem Park, man genießt Ruhe und zwitschernde Vögel.



Auf diesen Hügeln wachsen Bäume, die sich für mich als Laien wenig von den Pflanzen außerhalb des botanischen Gartens unterscheiden. Allerdings steht im Garten vor den meisten Pflanzen ihr Namensshild.





Einige aufgeblasene Ostereier wiegen sich im Wind.



Mit diesem Abschiedschiedsbild von der zauberhaften Stadt Gijon geht dieser Wochenblog online. Der Weg zurück fällt mir schwerer und ...

...schwerer...

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Kommst du nach Santander? Hier gibts einen Stellplatz bei der Uni, kostenlos, kein Strom aber Entsorgung und Wasser, Park vor der Tür, Strand in 2KM Entfernung. Google „Parking de Autocaravanas“ oder Motorhome Area.
Häng hier gerade ab, will aber auch noch weiter Richtung Westen.