31 Dezember 2022

Cadiz, Sevilla, Reisejahr 2022


Drei Tage in El Puerto de Santa Maria haben mir dies liebenswerte Städtchen am Meer gezeigt. Spannender war der Ausflug nach Cadiz über die Servicespur der Autobahnbrücke. Aufregender sind fünf Tage in der Sevilla - besonders als Radfahrer. Mein Reisejahr 2022 dokumentiert ein eigener Blog Das Titelbild aus Gelves ehrt den dort 1895 geborenen Stierkämpfer José Gómez Ortega.




Bestaunen wir erst einmal einige Autos im Camp wie diese Dickschiffe aus der US-Produktion.


Freund Klaus in Südamerika braucht keine mit Plastikschüsseln vollgepackte Camps. Er steht in meist frei in der Pampa.


Wenn aber ein Allrad-LKW auf dem Camp steht, dann ist das eine Abwechselung zu den Allerweltsfahrzeugen, die wie Kühlschränke mit aufgestellten SAT-Antennen aussehen.



Meine Verbindung zur kalten Heimat mit Rundfunk wie Deutschlandfunk und SAT-TV, der Betrieb des PCs mit Internet braucht etwa ein Kilowatt Strom pro Tag. Das geben die Bordbatterien nicht her, zudem arbeiten Heizlüfter und Kühlschrank mit Netzstrom.


Mein Radfahrten brauchen fast täglich eine neue Akkuladung, auch dafür braucht man Netzstrom.


Am Hafen Sherry stehen einige hübsch gemauerte Häuser als Investitionsruinen.


Der Doppelachser mit Auto und Quad steht frei. Die Solarpanels versorgen seine Bordbatterien, von denen genug im Keller stehen. Irgendwann wird der fette Bus seinen Fäkalientank entleeren und Frischwasser bunkern müssen.



Das Leben dieses Campers ist aufwändig unter Spaniens Sonne.






Was einst ein Palast war, ist heute zu einer Spielbude verkommen.


Das Denkmal des Fischers strahlt männliche Tatkraft aus.



Hinter diesen Gittern brauen die Menschen aus El Puerto den Brandy Osborne.


Dieser trostlose Kasten mit vergitterten Fensterlöchern war lange Jahre das Foltergefängnis einer grausigen Periode.



Ein großer Quader aus Eisenplatten zeigt eingravierter Namen von bedauernswerten Opfern.



Am ersten Weihnachtstag klingen Glocken wie angeschlagene Blecheimer über den Kirchplatz.



Ein wunderbares Gebäude am Fluß wartet auf einen zahlungskräftigen Besitzer, der die Renovierung bezahlen kann.




Sorgsam abgebaut und gut verpackt glänzt der Weihnachtsbaum auch im nächsten Jahr.



Mit einem Blick in eine der kleinsten Gassen in El Puerto geht es weiter im Text nach....

....Cadiz



Über einen rot markierten, abgesetzten Radweg geht es aus El Puerto über mehrere Kreiseln, die ein alter Kahn oder Arbeiter an Salzpyramiden schmücken.




Nachdem die Stadt nach einigen Kilometern hinter mir liegt, geht es in ein eindrucksvolles Naturreservat.





In diesem Vogelparadies steigen scheue Reiher bei Annäherung auf, Möwen bleiben am Weg sitzen, wenn das Rad leise an ihnen vorbei rauscht.




Der Rio San Pedro bildet ein weites Delta, welches Bäche durchziehen. Zwischen den Feuchtgebieten schlängelt sich der Radweg.



Kaum vorstellbar, doch vor Zeiten muss selbst dieses Gebiet einmal bewirtschaftet gewesen sein.




Nach der Fahrt durch das Flußdelta endet das Naturreservat an der UNIVERSIDAD DE CADIZ.


Das schwierigste Stück der Strecke steht mir an dieser gigantischen Brücke bevor.



Die vierspurige Autobahn ist für Fahrräder gesperrt. Die zweispurige Service-Straße am Rand lässt mich ungestört die Brücke überqueren.



Die zweispurige Hilfsspur ist von einer roten Ampel und einer Schranke gesperrt, von Videokameras überwacht, doch mit dem Fahrrad kommt fast überall durch.




Cadiz ist nach drei Kilometern Brückenüberfahrt erreicht, der Blick zurück zeigt die beeindruckende Strecke.




Das Hafengebiet ist abgeriegelt, der Zugang bewacht. Mächtige Kräne löschen die Lasten, Hallen im Hintergrund verwahren die Waren.




Das Zollgebäude gleicht wie ähnliche alte Bürogebäude einer Festung.




Der zentrale Stadtplatz ist schnell erreicht. Mit etwa 120.000 Einwohnern ist Cadiz überschaubar.




Nach 26 Kilometern Radweg ohne Proviant ist es Zeit für mein Mittagessen.




Zum Weihnachtsfest gibt es für mich den Luxus einer vegetarischen Paella mit Brot.



Der weihnachtliche Lichterwald auf dem Stadtplatz unter Palmen


Kleine spanische Altstadtgassen sind immer wieder sehenswert.





Vor der Kathedrale sehen Weihnachtsmarkthütten.





Zwischen neuen Häusern steht ein Tor aus der alten Stadtmauer.


Die Kathedrale ist geschlossen, vielleicht ist mir auch nur der Eingang verborgen.





Wenn mir schon der Blick in die Kathedrale versperrt ist, soll sich das Bauwerk zumindest in verschiedenen Perspektiven zeigen.




Was für ein Vergnügen für die Menschen in Cadiz an der Meeresmauer entlang zu spazieren.

Die Sonne bescheint die Rückseite der Kathedrale.



Kämen alle diese Menschen mit eigenen Autos würden die Parkplätze nicht ausreichen. Doch es gibt immer noch Platz in einer schier endlosen Reihe von Zweirädern.



Mein Frauchen daheim stand mit mir in Nässe und Kälte, denn die Sonnentage im Dezember waren oft nur an einer Hand zu zählen.




Feurige spanische Klänge machen Lust auf lockige, langhaarige, schöne, junge Frauen.



Der alte, einsame Wanderer tritt satt und zufrieden in die Pedale den Heimweg an und freut sich auf das abendliche Gespräch mit seiner lieben Frau daheim.


Mädchenkinder biegen sich graziös im Stil ihrer großen Schwestern.



Die Uhr am Rathausturm rückt vor. Es sind noch mehr als 25 Kilometer zurück. Die Fahrt über die hohe, lange Brücke wird wieder aufregend.




Also Abschied von Cadiz, dem weihnachtlichen Flair, dem Meer, der Kathedrale, den engen Gassen und weiten Plätzen....



.... ein Blick noch auf das Feuerlöschboot im Hafen.....




Dann muss es nach oppulenten Mahl mit Kaffee und Kuchen wieder zurück über die große Brücke heim nach El Puerto.


Eine längere Strecke voller eindrucksvoller Bilder liegt hinter mir. Drei Tage für El Puerto de Santa Maria mit dem Ausflug nach Cadiz sind genug.


Sevilla


Die Zwischenüberschrift verlinkt auf meinen Besuchsbericht vom April 2013: "Sevilla, die Schöne und die Schönen".  Damals begeisterten mich Pferde, aufgeputzte Frauen, schlanke Männer.


Es lohnt, den Blog vom April 2013 anzuklicken.




Ob die Schöne im Festtagsgewand einen Reiter suchte? Diesmal ist es im Dezember anders. Das luxuriöse Camp in Dos Hermanas hat mir der ACSI-Führer nicht angezeigt.



Meine unzureichende Vorbereitung hat mich 15 Kilometer vor dem Luxuscamp Villsom in Dos Hermanas auf einen einsamen Landplatz geführt. Obgleich keine 100 Kilometer Autofahrt hinter mir liegen, ist meine Reiselust befriedigt. Daher ist der Nachtplatz auf dem Land für 15 Euro gebucht. Nicht einmal das Wasser dort ist genießbar! Hier stehen Womos zum Überwintern, deren Besitzer auf Heimurlaub geflogen sind. Wie meinem Bruder die gebratene Gänsebrust schwer im Magen lag, so machten mir auch meine gebratenen, vegetarischen Fischstäbchen eine schlaflose Nacht. Also kommt mir ein Ruhetag gerade recht auf dem menschenleeren Camp.



Richtung Dos Hermanas geht meine Radreise bis zu diesem Amazon-Komplex.



An der kleinen Landstraße stehen verdorrende Kakteen.


Mit dem Rad zurück nach Los Palacios auf der kleinen Straße gibt nichts als trocknes Ackerland.


Die Gegend bietet Ruhe und viel, viel Landschaft. Der Hirte treibt am frühen Nachmittag seine Ziegenherde mit drei bellenden Hunden heim.



Die Nacht war mit acht, neun Grad Celsius erheblich kälter als am Meer. Doch der 500 Watt Heizlüfter wärmt das Auto. Wenn dann gegen 8.30 die Höllensonne sich erhebt, dann wird es ab 10.00 Uhr für mein teutonisches Gefühl heiß.



Zwei Kilometer entfernt vom Luxuscamp in Dos Hermanas versorgt mich Carrefour für 50 Euro mit allem - außer mit Kürbiskernen. Meine Träume sahen mich schon auf dem rot abgesetzten Radweg nach Sevilla strampeln, während mein liebes Frauchen auf dem Flughafen einschwebt. Sie hätte hier Arbeit als Wisch-, Wasch-, Nähr- und Plärrbär insbesondere für die zweite Wäsche nach bald drei Monaten Reise.


Aber ach! Das luxuriöse Camp Villsom hatte mir im April 2013 köstliche Tage geschenkt, doch jetzt ist es vom 23.12.2022 bis 10.1.2023 geschlossen!



Die neu eingegebenen Koordinaten bringen mich in abenteuerlicher Irrfahrt zum Stellplatz in Gelves am Hafen. Mein Fahrweg ging irgendwo entlang am Hafen über den Fluss Guadalquivir, dann anderntags von Gelves mit dem Rad zur Kathedrale.


Um den Platz anzufahren, muss man die vierspurige Hauptstraße verlassen, um den kleinen Weg zum Hafen zu finden.




Die aufreibende Kurverei auf der Suche nach dem Camp stellt sich als Glücksfall heraus. Früh genug, dass einige abgefahren und nicht zu spät, dass der Platz schon wieder überfüllt ist. Der beste Platz für mich mit "unverbaubarer Sicht" auf den Fluß Guadalquivir wird mir mit genug Vorräten eine satte Sevilla-Zeit spendieren.




Wisch-, Wasch-, Nähr- und Plärrbär muss doch nicht einfliegen. Obgleich mir Waschmaschinen fremd sind, gelingt es mir mit Hilfe der Dame im Touristenbüro das Gerät zur Mitarbeit zu bewegen. Da auch der Trockner mitmacht, hat sich mein erster Tag in Sevilla schon gelohnt.




So kann meine Frau daheim quietschbunte Tierkerzen oder himbeerfarbene Teddybären gießen. Beim Verkauf sollte sie ein Schild aufstellen: "Das sind Kerzen, nicht zum Verzehr geeignet."



Wer genauer das Bild betrachtet, sieht mein schmales Womo an der Mole mit ausgefahrener Markise, das Schiff davor hat einen Tannenbaum im Bug aufgestellt. Vor meiner Aufbautür tuckern Freizeitkapitäne aus dem Hafen. Schwarze Kormorane schwimmen und tauchen auf dem Guadalqivir. Und auf den Nestern hocken schon wieder Störche.



Einen solch erfolgreichen Reisetag mit glücklichem Einkauf und Umzug, dem besten Platz am Fluß und frisch gewaschene Wäsche feiert der Chronist in seiner Bordküche mit einem Drei-Gänge-Menü: Salat, Tortellini, Alkfreiem Bier, Wasser, Tee und Schokolade.


Sozialkontakte wie mit Weltreisenden Ursula, Nikolaus, Klaus, Gisi und....



Dieser fünf Meter kurze Iveco C40 in Militärausführung gehört einem älteren Paar. Das Fahrzeug Baujahr 1984 fährt mit einem historischen Kennzeichen aus Schweinfurt. Das Paar war mit dem Auto in Saudi-Arabien, im Iran, gerade warten sie auf die Fähre nach Marokko und wollen später noch auf die Kanaren.




Während meiner Mittagspause fährt das Paar mit dem Elektroroller aus dem Camp. Das Netz stammt vom Fliegengitter meines Heckfensters über meinem Bett.


Nikolaus und Ursula reisen als pensioniertes Ärztepaar in alle Weltregionen.


Auf ihrer letzten großen Tour durch Saudi-Arabien mussten von elf Allradfahrzeugen neun in Werkstätten. Die neuen Mercedes-Sprinter, Kaufpreis ab 150.000 Euro, fielen reihenweise aus. Einer musste mit Motorschaden per Schiff zurück.


Doch Nikolaus und Ursula brachten ihren Iveco 40C klaglos über die anspruchsvolle Strecke. Das Beste: Sie hatten in Aachen studiert, kannten den Domkeller, Charlys Kneipe, die Neue Galerie, wohnten im Frankenviertel, wo auch meine Frau damals sich häufig aufhielt. Mein Wohnung in Aachen war kein zwei Straßen von ihrer entfernt. So klein ist die Welt!



Das Paar erinnert an Klaus und Gisi, der mir per Whatsapp dies Bild mit seinem Kommentar schickte:

"Gisi fotografiert Jackfruits, im Vordergrund Mangos wegen denen hatten wir heute Nacht Besuch von einem Tapir"

Sonst beschränken sich meine Sozialkontakte auf Gespräche mit meiner Frau, auf ein paar Reaktionen von Facebook-Freunden oder einem Sozialspielplatz, wo sich Verbannte des DGF (Dem Gelben Forum) treffen.




Das war aber jetzt genug der leidigen Politik!



Radfahrten nach und durch Sevilla


Auch wenn die Kathedrale nach anstrengender Fahrt durch den lärmenden Stadtverkehr erreicht ist, diese 35 Kilometer Stadtfahrt in Sevilla ohne Ortskenntnis auf dem Fahrrad belasten mich nervlich.


Erst ist es notwendig, sich durch den Ort Gelves zu kämpfen.


Um Sevilla, einer Stadt mit bald 700.000 Einwohner, gibt es Orte wie Gelves und Dos Hermanas, durch den Fluß Guadalquivir getrennt.


Die Fahrradbrücke von Gelves über den Fluß liegt einige hundert Meter von der Autobahnbrücke entfernt.


So radelt man in großer Ruhe entspannt über den Guadalquivir.




Orientierung in diesem Moloch Großstadt ist schwierig. Ein Flugzeug vor der Kaserne könnte mir helfen, den Weg zurück zu finden.



Auf dem Weg über vierspurige Einfallstraßen überrascht mich der Kutscher mit seinem Gefährt.




Mir dröhnt der Kopf nach etwa zehn Kilometer Stadtfahrt. Doch dann umfängt mich die Ruhe des wunderbaren Parks Maria Luisa.


Wie im Englischen Garten in München gibt es im Park Maria Luisa auch einen Hügel mit einem Monopteros, einem Rundtempel auf Säulen.





Auf dem Plaza de España (Spain Square) finden sich dann wie auch im Park die Kutschen wieder, vond enen mir eine auf dem Weg in die Stadt aufgefallen war.


Das Gefühl auf dem Platz zeigt sich vor der WC-Anlage. Dort wartet eine lange Schlange auf Einlass. Als alter Straßenhund bringt mich mein E-Bike in den Park, um dort in Ruhe auch meinen Proviant zu verzehren.


Wie ein siegreicher Held mit Fahne und Schwert kann man sich im Stadtverkehr auf dem Fahrrad allerdings nicht fühlen.


Doch schon beim ersten Stadtbesuch lassen sich neben dem Park, dem Plaza de España auch die Kathedrale, die Fußgängerzone und weitere Attraktionen besichtigen.



Auch vor der Kasse zum Eingang der Kathedrale staut sich eine lange Menschenschlange.


Bei meinem Besuch der Kathedrale 2013 hat mich unter anderem die Dame auf dem Turm begeistert. Statt eines Wetterhahnes dreht sich die Frauengestalt mit dem Wind.



Immerhin unterzieht sich der Chronist der Mühe, sein Fahrrad anzuschließen. So gelingt zumindest ein kurzer Blick in das Bauwerk, ohne sich an der Kasse anzustellen.



Die Moschee in Marrakesch ziert ein ähnlicher Turm. Bei meinem ersten Besuch 2013 begeisterte mich der Blick vom Turm auf die Stadt und Palast.


Weitere Bilder von meinem Besuch 2013 dokumentiert dieser Bericht.


Morgens und vormittags war mir noch recht kalt im Fahrtwind auf dem Fahrrad. Doch die Mittagssonne heizt mich angenehm auf. Im April 2013 war es schon zu warm.













Zuletzt waren in Frankreich vor einigen Wochen 12.000 Kilometer auf dem Tacho, nun in Sevilla sind 13.000 Kilometer erreicht.


Auf dem Guadalquivir messen Ruderer ihre Kräfte.





a




MESON CASA JOSE ist derzeit gesperrt. Das Titelbild stammt vom Marktplatz in Gelves, wo am Puerto Yachten im Wasser liegen und Wohnmobile auf der Mole stehen. Am letzten Tag hier in Gelves ist Ruhe angesagt, Dusche, die Dämmmatte von der Frontscheibe abbauen und trocken. Denn morgen soll es weiter gehen nach.....


Extra-Blog: Reisejahr 2022