01 Mai 2019

Amiens - Aachen: Ketzer-Hetze wider Kathedralen- und Katheder-Kult

Nach dem Kampf um Kilometer, nach dem Kauf von Kartoffeln, Käse, Baguettes, Obst, Gemüse, Camperplätzen, Diesel und Gas kommt der Chronist in seiner kleinen Klause zur Ruhe und berichtet von Stadt, Land, Hütten, Palästen, Krieg und Frieden. Diesmal provoziert ein pöbelndes Pamphlet heuchelnde Sesselfurzer, die bei sogenannten Gottesdiensten, beim Spiel von Tastenartisten in Orgelkonzerten, bei Aufführungen in Opern, Theatern, Filmfestvorführungen und Vernissagen sowie bei Körper- und Geisteskämpfen in Fußball-, Box-, Motorsportarenen still zusehen und genüßlich verdauen. Amiens war eine Kathedrale zuviel. Der Chronist kotzt und büßt im Kaiserdom zu Aachen.  

Friede den Hütten, Krieg den Palästen!




Wer schafft Reichtümer dieser Erde?



https://www.youtube.com/watch?v=jJyAV3rdH3A
La souffrance ouvrière sous la république


Merville-Franceville-Plage: Ein letzter Blick am Abend vom meinem Schreibtischfenster auf die stürmische See.



 Das Küchenfenster auf der anderen Seite des Autos liegt im Wind. Sturmböen peitschen Regenschauer an diese Autoseite, dass der Wagen sich in den Federn wiegt. Am nächsten Morgen geht es weiter. Langer Abschied über Skype mit meiner Lieben daheim. Wir vermissen einander. Sie war zwei Wochen krank. Auch ihre Arbeit im Biogartenbau ist nicht leichter als anstrengende Reisen. Vor neun Wochen begann die kleine Frankreichfahrt.


Opas ruhiger Reisesonntag



Von Merville-Franceville-Plage bis nach Amiens sind es 250 Kilometer.




Der Sonntag beginnt kalt und verregnet, das richtige Wetter zu reisen. Den ganzen Tag steigt die Temperatur nicht über 10 Grad Celsius. Ein reizvolles Straßendorf in der Normandie lässt mich anhalten, fotografieren - trotz Halteverbot. Eine Fahrerin hupt, ein Fahrer beschwert sich: "Pas correct ici!"



Vor der gewaltigen Seine-Brücke geht es auf eine vierspurige Straße, auf der auch zwei Radfahrer durch den Sturm über die Steigeung strampeln. Eine Leuchtanzeige warnt vor starkem Wind, 70 km/h sind vorgegeben - für mich noch zu schnell. Denn am drei Meter hohen Koffer reißen die Sturmböen.



Ausgeliefert dieser gewaltigen Technik auf der höchsten Seilbrücke in Frankreich, wie Wiki berichet, ausgeliefert dem Sturm von der Seite, im vollen Vertrauen auf den brummenden Diesel bringt mich das Fahrzeug langsam aber sicher auf die andere Seite der Seine.




Graues Wasser, graue Wolken, graues Wetter. Über die mächtige Seine-Brücke pfeift der Wind. Vorsichtig im vierten, fünften Gang tastet man sich über das unbekannte Gelände hoch über die breit und träge fließende Seine. An der Zahlstelle ist es geschafft. Der Tarif für mein WoMo in der Kategorie 3 verlangt 6,80 Euro für das Abenteuer. Danach hat sich der Chronist auf einem ruhigen Parkplatz nach der Zahlstelle eine erste Teepause verdient. Kurze Autobahnabschnitte verlangen an zwei Zahlstellen 3,10 Euro - mir zu teuer. Auf den ruhigen, fast einsamen Landstraßen fährt man billiger und sieht mehr. Eine zweite Teepause in einem ruhigen Wäldchen stärkt mich für den Endspurt. Am frühen Nachmittag ist mein Ziel Amiens erreicht. Das Auto wird wieder zur Wohnung im Grünen. Vom Bildschirm schweift mein Blick zur benachbarten Esche, an deren Stamm das Schloß meinen Drahtesel sichert. Hinter dem Zaun ein Gewässer, Deutsche mit Wohnanhängern, ein kleiner Hund verbellt mich. Morgens packen alle ihre Siebensachen für die weitere Reise. Mir bekommt die Ruhe gut.

Amiens




Am Kanal entlang führt ein ruhiger Radweg vier Kilometer weit in das Zentrum von Amiens, der Hauptstadt der Picardie.  Der kleine Ausflug bekommt dem Körper gut nach den Stunden im Auto.




Den Stadtrand von Amiens besiedeln nicht gerade die höheren Gesellschaftsschichten. Der McDonald auf der anderen Seite des Kanals sieht noch einladender und gepflegter aus als die "FRITERIE DU PONT NEUF". Nach meiner ersten Radrundfahrt durch Amiens gibt es Kartoffeln mit geräucherten Heringen im Auto. Doch zuvor gilt es, den Weg durch die Innenstadt zu finden, zurück zum Kanal und zum Camp.



Die Ruine ist zum Abriß zu schade, zur Renovierung zu teuer.



Auch durch das Stadtzentrum ziehen sich Kanäle. Die engen Gassen reduzieren Autoverkehr auf das Nötigste.


Kathedralen-Koller




Den Kathedralenklotz kann man nicht verfehlen. Es ist die größte Kathedrale Frankreichs, Baubeginn 1220. Nach 50 Jahren war das Bauwerk beendet, mittlerweile UNESCO-Welterbe nach zwei glücklich überstandenen Kriegen. Der Architekt Viollet-le-Duc restauriert um 1850 diese Kathedrale wie auch Notre-Dame in Paris.



Das unwirtliche Wetter lässt nicht mehr Zeit, als ein paar flüchtige Eindrücke von malerischen Innenstadtwinkeln mitzunehmen.




Immer mehr Wolken verdüstern den Abendhimmel. Es wird schwierig sein, von irgendeiner Seite die Kathedrale im Ganzen zu sehen und zu fotografieren .






Vom Parkplatz aus überblickt man am besten das gigantische Bauwerk, auf welches die Statue mit dem Kreuz verweist. Anderntags bei mehr Sonne und Licht lässt sich das Bauwerk besser genießen, wie das erste Bild anfangs zeigt..



In der Fußgängerzone nähert sich das winzige Menschlein gegenüber der übermäßigen Steinmasse, bis es staunend vor einem Seitenportal steht.



Die Front mit ihren Portalen zeigt die verschieden hohen Türme, Südturm von 1366, Nordturm von 1402.



Der freie Platz vor der Kathedrale bietet Raum für Märkte und Feste, wenn er sonnig einlädt wie am Mittag des nächsten Tags.



Um das hohe Gebäude pfeift gegen Abend ein zunehmend kälterer Wind. Der Pilger ist froh Schutz zu finden vor der Witterung. In 42 Meter Höhe spannt sich über dem Mittelschiff das Dach. So schützt das Gebäude Besucher gegen Sturm und Regen.



Man kann über diese Propagandapaläste der christlichen Kultur sagen, was man will, immer hinterlassen die Hallen einen bleibenden Eindruck - auch auf Heiden und Ketzer.





Meine kleinketzerischen Kritzeleien schließen mich aus Kasten jener Sinnstiftenden Priester, Prediger, Politiker und Pressefuzzi aus, welche in solchen Gemäuern heimische Gefühle von vernetzter Gemeinsamkeit zelebrieren. Mir scheinen Hallen, Engel wie der Kreuz schwingende Heilige auf seinem Sockel vor der Kathedrale eher bedrohlich.

https://www.youtube.com/watch?v=3IBkmv6_94g
Narzissmus verstehen: Wie unsere Gesellschaft den Narzissten schuf (Raphael Bonelli)

Bei religiotischer Propaganda zur Selbstveredelung,  von Kanzeln und Kathedern gepredigt, unterscheide man zwischen Theorie und Praxis. Der sich demütig gebärdende Gelehrte schwimmt auf der Welle zusammen geklaubter Weisheiten aus allen Jahrhunderten und allen Weltgegenden, schmückt sich als Katheder-Narziss in seiner Bütt vor der andächtig versammelten Gemeinde bei YouTube, in Talkshows und vor Studenten. Die meisten seiner Anhänger gehen mit dieser Theorie in der Praxis des Konkurrenzkampfs hoffnungslos verloren und unter - außer in ähnlich gesinnten polit-medial-klerikalen-künstlerischen Arbeitsangeboten. Die sich vor dem Höchsten verneigenden muslimistische Gläubige beanspruchen öffentliche Räume für ihre frommen Verrenkungen in demütiger Andacht. Der SPIEGEL-Bestseller "Der 2. Weltkrieg" spottet über die demütige Hingabe an Gott, Kaiser und Vaterland von Kamikaze-Fliegern.

Im Oktober 1944 ersann Vizeadmiral Takijiro Onishi die japanische Antwort auf das moderne US-Radar: den Einsatz von Kamikaze-Fliegern, die sich mit ihren Flugzeugen als lebende Bomben auf feindliche Kriegsschiffe stürzten. Keiner widersprach Onishi. Denn wer sein Leben für den Kaiser opferte, besaß Aussicht, später im Tokioter Yasukuni-Schrein als shintoistische Gottheit verehrt zu werden.
...
Viele Flieger stürzten indes schon ab, bevor sie ihre Ziele erreichten: Der kaiserlichen Luftwaffe mangelte es an Treibstoff. Der Tenno höchstselbst inspizierte in Tokio einmal die letzte Mahlzeit, die den Kamikaze-Fliegern vor ihren Abflügen vorgesetzt wurde. Jedes Mal, wenn seine Majestät vom Absturz eines Märtyrers erfuhr, verneigte er sich tief.


Ketzergeläster in meiner kleinen Klause! Beispielhafter 68iger Narzissmus meines EGO-Stolzes, sich einer Sau gleich an der Eiche von Gelehrsamkeit, Frömmigkeit, dem Baum der Guten, Edlen, Wahren und Schönen kratzend!

Die hohe Kunst ist berechnende Demut, die der Konsument für echt hält - untermauert mit Zitaten aus Heiligen Büchern, Schriften, weisen Worten aus Jahrhunderten - global gesammelt, geschüttelt, gerührt, wieder gekäut, verdaut und öffentlich ausgeschieden. Dass für Geld sich die schönsten Frauen ficken lassen, haben keine perversen Lüstinge der 68iger Fraktion erfunden, das zeigt die Kehrseite von Glanz, Pracht und Macht. Auch manch rührend sich um seine Messdiener sorgender Kuttenträger ließ sich gern von knusprigen Chorknaben küssen und kosen.




Für ein kleines Bäuerlein in Mittelalterlichen wie für den mit Abgaben überhäuften Kleinverdiener und Rentner kann, soll und wird Macht abschrecken. Wenn arme Menschen nicht mehr haben als ihrer Hände Arbeit, nicht, was Mächtige ihnen wie erwartbare CO2-Steuer zu allen Steuern noch obendrauf packen können, dann peitscht den prekären Pöbel ein Sklaventreiber an die Arbeit. Und hinter dem Sklaventreiber psalmodiert der Prediger von Demut, Hingabe an das große Ganze - eben und immer im Auftrag des Herrn. Und der Firmenvorstand in Gestalt des Papstes küsst in leeren Gesten den Boden oder Füße des muslimistischen Mitbewerbers um das Ewige Seelenheil. Amen.



Der Kult um Maria, Mutter Gottes, ist hohl. Mit einem Kind pro Frau lässt sich kein Krieg gewinnen, kein Wohlstand in Burgen, Schlössern und Kathedralen schaffen. Da waren ein Halbdutzend hungrige Mäuler zu stopfen schon besser, um das prekäre Pack unter die Knute von Adel und Pfaffen zu zwingen. Eine andere Freizeitgestaltung als sein Weib zu besteigen, war in mittelalterlichen Hütten kaum zu kriegen, selbst das Talglicht von Kerzen war zu teuer. Kannten die Weiber ein paar Kräuter und Tricks, um Befruchtung zu verhüten oder um befruchtete Eizellen aus dem Mutterbauch zu treiben, dann verbrannte Klerus und Justiz solche kundige Ketzerinnen als Bräute des Leibhaftigen. Heute sind Paare dahinter gekommen, besonders Unterhalt zahlende Versorgungsväter für motzige Mütter, dass es sich ohne genetische Ketten zur Brut
leichter lebt. Für ausbleibenden Nachwuchs bekommen wir Menschen geschenkt. Und wo Vater Staat die Brut versorgt, kann Mann seine Gene beliebig oft und durch beliebig viele Weibchen verbreiten.



Frech lugt das Auge der Kamera hinter die Gitter nach den Schätzen der Kurie, zusammengerafft aus aller Herren Länder zu Ehren eines Herrn Gottes, der besten Erfindung um Sklaven zu halten, Knechte zu dingen, Mägde zu vergewaltigen und mit Gottes, Königs und Führers Segen für das Vaterland im Krieg zu krepieren.




Hyypnotisch wirkten vor Hunderten Jahren Glanz, Gold und Pracht, als nur Sonne, Mond, Sterne, Kerzen, Fackeln und Feuer Licht gaben, Glanz, Gold und Pracht hypnotisieren heute noch. So beeinflussen Heilige Hallen selbst Heiden und Ketzer wie mich. Ebenso lassen sich ergreifende Gefühle für hypnotisierte Massen auf Parteiversammlungen mit Minuten dauernden Beifallstürmen, in Fußballarenen mit Fangesängen sowie bei Führeransprachen in Lichtdomen erzeugen. Bei aller Hochachtung für kulturelle Meisterleistungen von Komponisten und Bühnenautoren entspannen sich in Opern- wie Theaterpalästen handverlesene Vertreter der Ehrenwerte Gesellschaft und stärken verbrecherische Netze für ihre Raubzüge und Verbrechen.  



Lasst Euch heimleuchten in harten Stühlen andächtiger Versenkung, lasst Euch berauschen vom Prälatenparlando babbelnder Bibelsprüche, gepredigt aus fetten Wänsten mit rotwangigen, feisten Gesichtern mit leuchtender Nase, gebt Euch hin dem rauschenden Orgel-Creszendo, küßt den Bischofring am wurstigen Finger, schlappt die Oblate mit verzückten Augen als Leib des Herrn im spirituösen Kannibalismus, und vor allem: Seid wachsam vor dem allbösen Feind und seinen ketzerischen Versuchungen, seinen ätzenden Satiren und den sieben Todsünden.

1. Superbia Hochmut (Stolz, Eitelkeit, Übermut)
2. Avaritia Geiz (Habgier, Habsucht)

3. Luxuria Wollust (Ausschweifung, Genusssucht, Begehren, Unkeuschheit)

4. Ira Zorn (Jähzorn, Wut, Rachsucht)

5. Gula Völlerei (Gefräßigkeit, Maßlosigkeit, Unmäßigkeit, Selbstsucht)

6. Invidia Neid (Eifersucht, Missgunst)
7. AcediaFaulheit (Feigheit, Ignoranz, Überdruss, Trägheit des Herzens)



Es gibt einen weinenden Engel in dieser in Stein gehauenen Weisheit, welcher als Postkarte im Krieg massenhaft gedruckt, verschickt wurde.




Es gibt Szenen aus dem Alltag nicht als Bild allein, sondern in höchster dreidimensionaler Qualität packt den Betrachter das Grausen.



Bevor sich einst Gottes Krieger daran machten, den Heiden mit Feuer und Schwer das Evangelium und die Syphilis zu bringen, erlitten zahllose Propagandisten der neuen Glaubenslehre gern und geduldig treulich ihrem Sektengründer vom Kreuze folgend das Martyrium. Schon damals bekehrte sich manch mitfühlende Frau zur neuen Lehre, schworen den heidnischen Kriegsgöttern ab, und nahmen geduldig ihr Kreuz auf sich wie heute Blumen und Bärchen werfende Bahnhofsmädchen bei der Ankunft ihrer künftigen Eroberer und Vergewaltiger.



Nur ein vollends verstocktes, heidnisches Ketzerherz kann dem Zauber des anmutigen Jünglings widerstehen, der ohne Hemd und ohne Hose an der Seite eines geflügelten Frauchens mit Madonnenhaftem Engelsgesicht steht, gesegnet mit dem Heiligem Kreuzzeichen des Königs über sich - immer wieder taumelt um die Szene die herzige Schar nachwachsender Engel, die den Priestern bis heute das schwere Schicksal des Zölibats erleichtern. Dabei hat die Ehelosigkeit doch neben der Freiheit von einer oftmals nörgelnden bis hin zur keifenden Wirklichkeit eines auch  un-holden Weibes den unschätzbaren Vorteil, kein erwirtschaftes Gut an die in Wollust gezeugte Brut zu vererben und zu verschwenden. Über Jahrhunderte füllten fromme Kirchensmänner ihre Schatzschatullen, bezahlten Architekten, Baumeister, Steinmetze, Bildhauer, Maler, Bildschnitzer - natürlich auch Nutten.



Wie berauscht versinkt hypnotisiert der Chronist im faulen, mittelalterlichen Zauber, schwankt schon im Gehen - trunken von himmlischen Wonnen, die Jahrhunderte christliches Abendland komprimiert in der heiligen Halle ausschwitzen und all das noch ohne Eintritt und ohne Orgelklang, ohne Weihrauch und ohne Klimbim der Kuttenträger in ihren clownesken Prachtgewändern.



Man mag für Stunden verweilen vor den Wimmelfiguren, bis diese sich zu bewegen beginnen vor dem Auge des Betrachters, Geschichten erzählen vom Bäcker, der Stallmagd, dem König, dem Knecht, dem Priester, dem Hanswurst und alle, alle kamen und brachten ihre Gaben, brachten sie gern, dass die Firma mit dem eingetragenen Warenzeichen des Kruzifixes wuchs und gedeihte, bis zur französischen Revolution. Zuvor schon sägte ketzerische Wissenschaft an tragenden Säulen der Firma Kreuz und Co.KG, es ging bergab mit dem Kruzifix und es geht weiter bergab. Der unfromme Wurm, der geifernde Drache von Aufklärung und Fakenews-Schreibern vergiftet die Relotius gepriesene Idylle von SPIEGEL, ZEIT, BILD, ARD und ZDF - und mehr und mehr Volk fiel vom Glaube ab und fällt weiter.



Nur noch furiose Tastenartisten füllen zu Konzerten die Heilige Halle, wenn Orgelklänge im Fortissimo an Wänden widerhallen. Mit Tränen der Rührung versprechen Ausbeuter, Zinseintreiber, Miethaie und Bombenbauer ihr böses Tagwerk zu bessern, zu ändern, doch schon bald danach bei edlem Wein mit Käseplatte im gepflegten Ambiente der Nobelkaschemme sind alle guten Vorsätze vergessen, denn man versündigt sich gerne bis zur nächsten Reue.




Doch HALT, Du geiziger Knilch, bevor Du gehst mit Deiner Marianne, Madeleine oder Margarete, HER MIT DER KNETE! Die Kirche geht mit der Zeit, kein Geld in der Tasche? Gib her Deine Kreditkarte, tipp Deine Geheimzahl ein und lass Dich nicht lumpen bei Deiner Abbuchung, denn DER HERR SIEHT ALLES - Name und Anschrift des Edlen Spenders. Das Beste dabei: Deine Spende verringert Dir die Steuerschuld.



Ganz benommen und wie benebelt wankt der Chronist aus dem sakralen Raum, muss sich in den Tag zurück finden, durch die Studentenviertel radeln, sich wieder zum Kanal Richtung Camp bewegen.




Seht doch, wie mildtätig fromme Christenmenschen derer gedenken, die sich in einem Rollstuhl auf den Weg machen. Neben Behindertenparkplätzen ist ihnen ein Anglerplatz reserviert.



Der junge Mann campiert im Eigenaufbau mit seinem Wohnmobil frei am Kanal, wäscht die Front seiner rollenden Hütte, ein anderer wohnt im Hausboot auf dem Kanal.



In der Kleingartensiedlung am Kanal rupfen Wildgänse und Schwäne das frische Frühlingsgras. Ein Reiher am Rand hebt scheut ab am Weg, weicht meinem Fahrrad, Wasserratten schwimmen im Kanal mit ihren langen, nassen Schwänzen und ihrer frechen Schnauze über dem Wasser.



Wer Geschick und genug Geld mitbringt, kauft sich einen ausrangierten 12-Meter-Bus, baut das Gefährt sorgsam aus und um, und lebt genüßlich - wie der Chronist - sprichwörtlich gut, wie Gott in Frankreich.


Amiens, die Vorstadt





Diese Plattenbauten beherbergen Afrikaner, Nordafrikaner und verarmte Vertreter des Vorstadtprekariats, welches schon länger in Frankreich lebte. Es befällt mich immer eine gewisse Scheu, in dem Milieu zu fotografieren. Der Knabe auf  Bank, der an seiner Wasserpfeife nuckelt, droht mir, obgleich uns viele Meter trennen. Lichtscheues Gesindel!




Romantisch volkstümlich und afrikanisch geht es auf diesem Spielplatz zu: Fette Negermamas sitzen auf der Parkbank. Im kleines Geviert des Spielplatzes vergnügten sich vierzehn, süße, kleine, schwarze Negerkinder im Vorschulalter.



Auf der Straße reparieren geschickte Schwarze Autos. Einige Wagen stehen seit langem aufgebockt, die Räder unter den Fahrzeugen. In der Hochhaussiedlung liegt unten eine Polizeiwache. Die Ladengeschäfte in der Passage waren zum großen Teil geschlossen wegen Geschäftsaufgabe, zahlreiche Fenster zerbrochen.




Drei Straßen weiter verbirgt sich hinter starken, hohen Gitterstäben und ausladenden Platanen eine Schloßresidenz. Leider verfügt das Camp über kein WiFi. Das Guthaben meiner T-Mobile-Prepaid Karte ist verbraucht und lässt sich von Amiens aus nicht aufladen. Mein Smartphone schafft keine Internet-Verbindung, lässt sich als Hotspot nicht nutzen. So kann meine Liebste daheim nicht skypen, auch fehlen mir Satiren und Karikaturen zur Lage im Land daheim. In der Vorstadt Amiens kann man in den an Fernheizwerken angeschlossen Wohnblocks studieren, wie Afrikaner und Nordafrikaner friedlich schiedlich im Sonnenschein mit alten, abgerissenen Franzosen harmonieren. Freuen wir uns drauf! Vermutlich leben zahlreiche Schwarze nach Generationen noch in Ghettos. Vermutlich werden es mehr und mehr.



Unsere christliche Nächsten- wie Fernstenliebe verpflichtet das gutmenschelnde Bürgertum, die Ärmsten angemessen zu versorgen.Wer anders denkt, ist wie Salvini ein böser, weißer, alter Nazi.



Öffnet die Grenzen, lasset die Kindlein zu uns kommen, doch vergesst nicht, gegen Wohnungsnot zu protestieren.

Aachen




Mit zwei Übernachtungen in Amiens liegt in Aachen eine Strecke von fast 600 Kilometer hinter mir: Von Merville-Franceville-Plage über Amiens nach Aachen. Da in Frankreich etwa 60 Kilometer vor der belgischen Grenze eine mautfreie Autobahnstrecke beginnt, die bis Aachen führt, war mit zwei guten Pausen die Tagesetappe von 340 Kilometern erträglich. Der Stellplatz in Aachen kostet mittlerweile 17 Euro, Dusche einen Euro extra, Strom und WiFi sind im Preis enthalten. Aachen war sieben Jahre lang meine Heimat, bevor es mich ins "Bayern-ist-frei" verschlug.


Seit dem 19. Januar 2010 fährt mich mein Kofferkasten durch die Welt, mittlerweile über 180.000 Kilometer. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h sind das in bald 10 Jahren 3000 Stunden auf dem Bock. Bei einem Arbeitstag von sechs Stunden am Steuer sind das 500 Tage meines Lebens auf der Straße, in ständiger Spannung und Aufmerksamkeit. 500 Tage sind 71 Wochen. In jedem der letzten zehn Jahre hat der Chronist mehr als sieben Wochen auf der Straße verbracht, bald zwei Monate. So macht das Sein mein Bewußtsein zu einem frei fahrenden Landstreicher von der Wüste Marokkos bis zum Lärm der Großstadt Moskau.


Mein glückliche Ankunft in Deutschland zeigt mir mit dem ersten Plakat in Aachen, wohin der Hase läuft

.

350 Kilometer von Amiens nach Aachen hängen mir in den Knochen. Die Dusche kühlt mich runter, die Sonne auf dem Dach heizt mich und das Auto auf. Dem kurzen, ersten Blick in die Stadt sollen heute weitere Blicke und Bilder folgen. Morgens fehlt Sonne. Die Stadt ist mir seit Jahrzehnten bekannt und vertraut. Jetzt, im Jahr 2019, beginnt auch hier die "Vernegerung" wie in der Vorstadt von Amiens. Wieviel Generationen prekärer bildungsferner und -feindlicher Nachkommen werden folgen, über die Vater Staat seine Wohltaten ausschüttet, um den sozialen Frieden zu wahren? Grenzen öffnen, Sozialstaat schließen, wird auf kurz über lang die Parole lauten.

Noch herrscht Friede im Land, Friede, Freude, Eierkuchen am letzten Tag im April....


Diese bunte, schöne, neue Welt verstehen böse, alte, weiße Männer nicht mehr. Andere Länder, andere Sitten, doch das ist eine andere Geschichte aus einer anderen Welt.




Trotz anderslautender Aufschrift auf der Tür des Waschsalons ist dieser heute geschlossen. Ohne Sonne besichtigt man die Stadt am ersten Mai besser mit dicker Winterjacke und Handschuhen.



Dem Bahnhofsplatz haben die Verantwortlichen einen schönen Strahler auf hohem Mast mit Sparlampen spendiert.



Vor dem Stadttheater der Reiterstadt Aachen dreht sich eine verlorene Dame der prekären Plastiktütenfraktion ihre Morgenzigarette.



Vor der Trinkhalle Elisenbrunnen plätschern neue Brunnen aus dem Boden.




Aachener erkennen sich in der Fremde am erhobenen kleinen Finger, dem sogenannten "Klenkes".  Dahinter decken ein McDonalds sowie ein "frittenwerk" die kulinarischen Genüsse der zahlreichen Touristen ab.


Einen Meilenstein in der Stadt- und Brunnengestaltung haben Verantwortliche zentral am Dom mit diesem "Geldbrunnen" geschaffen. Die Gestalten symbolisieren die Vergabe in Netzen der Ehrenwerten Gesellschaft von einer Hand zur andern.


So kommen in den Jahrzehnten ohne Kriegskosten gewaltige Summen zusammen, welche Verantwortliche zur Stadtverschönerung nutzen.


So erscheinen mir die Säulenheiligen wie frisch gebadet, zumindest renoviert.


Blinde Bildungsbürger ertasten ein Modell des Doms, ein anderes Modell im Maßstab 1:100 bildet das Rathaus ab.


Auch diese Bautafel scheint mir neu, zumindest ist sie mir bei vorigen Besuchen nicht aufgefallen.


Im Dom geht es mittlerweile zu wie in einem Bienenstock. Die Touristen schwärmen scharweise hinein, geführt von Domführern, die bautechnisches wie historischen Wissen weitergeben.



In den wilden, alten 68iger Jahren lag die Halle meist einsam und verlassen da. Kaum ein Mensch interessierte sich für den Prachtpalast. Jetzt verlangen sogenannte "Dom-Schweizer", alte Männer für das Recht zu fotografieren einen Euro. Doch so weit geht meine Buße nicht, dem Zwang zu folgen.



Bei den Vorträgen der Domführer, die von links, rechts und vorn durch den Laden schallen, entspannt sich der Pilger.


Neu erscheint auch mir auch dieser Kasper hinter den Domgartengittern.



Zum ersten Mai geben sich rechtschaffene Bürger der Linken, Grünen, Piraten, der Kurden, der Refugee-Welcome und der Aktion gegen Wohnungsnot mit Ständen auf dem Platz zwischen Rathaus und Dom die Ehre.


In den 68iger Jahren gab es noch eine heiße Diskussion darüber, ob das Gebäude seiner beiden im Krieg verlustig gegangenen Türme wieder für einige Millionen verbessert werden sollte. Damals erschien mir das Vorhaben als veschwendetes Geld, heute hat man sich daran gewohnt. Niedrige Eintrittspreise wie in der Kaisertherme wären mir lieber, doch die Ein-Euro-Dusche am Camp tut's auch.



So schreiten wir andächtig zur Europa-Wahl, wo wieder Millionen wieder ihre Könige krönen.


"Refugees welcome" und gegenüber der Stand,  wo bemühte Bürger Menschen in Wohnungsnot Hilfe antragen - "genau mein Humor", wie es jetzt immer so schön heißt.

Zur Unterhaltung zum



1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Das war ein wirklich super Reisebericht :) Herzlichen Dank dafuer. Deine Berichterstattung zu den jeweiligen, astreinen Photos liessen mich mit einem Laecheln zurueck. Echt gut gemacht :-)

LG